Lieber Herr, unsere Lebenswege verlaufen oft sehr eingeengt in den irdischen Spannungen und Diensten. Mach uns heute wieder unseren Beruf klar: berufen zu deiner großen Ewigkeit. So bekommen wir den richtigen Blick für das Kleine und das Große und können die Wichtigkeiten richtig einordnen.
Lass diesen heutigen Tag wieder ein Tag sein, der uns einer großen Ewigkeit näherbringt. Das soll uns nicht als Druck oder Belastung erscheinen, sondern als Freude, weil die Liebe uns zu dir treibt. Vielen Dank, dass dein Wort uns auch heute Abend wieder aufschließt. Amen.
Ganz herzliche Grüße soll ich auch von Pfarrer Volker Steinhof ausrichten. Er war ja der letzte Vikar vor unserem Immanuel Reisser. Aber das ist schon viele Jahre her, zwölf oder vierzehn? Manche wenige erinnern sich noch an Volker Steinhof. Für viele ist das schön.
Heute Mittag haben wir mit den Diakonissen in Hebron gegessen. Dort ist man der einzige Mann unter etwa fünfhundert Diakonissen – der richtige Hahn im Korb also. Das ist wirklich ganz toll und würdig, ja feierlich. Ach, da hätten Sie Freude gehabt, nicht so schnottrig wie ich, sondern richtig schön, ganz arg schön.
Himmlischer Jubel und das Ende der falschen Macht
Jubel über den Untergang Babylons
Danach hörte ich etwas wie eine große Stimme einer großen Schar im Himmel, die sprach: „Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft sind unseres Gottes, denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte. Er hat die große Hure verurteilt, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat, und hat das Blut seiner Knechte gerächt, das ihre Hand vergossen hat.“
Und sie sprachen zum zweiten Mal: „Halleluja!“ Ihr Rauch steigt auf in Ewigkeit.
Die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen fielen nieder und beteten Gott an, der auf dem Thron saß, und sprachen: „Amen, Halleluja!“
Eine Stimme ging aus vom Thron und rief: „Lobt unseren Gott, alle seine Knechte und die, die ihn fürchten, klein und groß!“
Ich hörte etwas wie die Stimme einer großen Schar, wie die Stimme großer Wasser und wie die Stimme starker Donner, die sprachen: „Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen.
Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet.
Ihr wurde gegeben, sich anzutun mit schönem, reinem Leinen.“ Das Leinen aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.
Und er sprach zu mir: „Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind.“
Und er sprach zu mir: „Dies sind wahrhaftige Worte Gottes.“
Ich fiel nieder zu seinen Füßen, um ihn anzubeten. Doch er sprach zu mir: „Tu es nicht! Ich bin dein und deiner Brüder Mitknecht, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung.“
Das Bild des siegreichen Reiters und das Gericht über das Böse
Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und darauf saß einer, der treu und wahrhaftig ist. Er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen. Er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte außer ihm selbst.
Er war bekleidet mit einem Gewand, das mit Blut getränkt war, und sein Name ist das Wort Gottes. Ihm folgte das Heer des Himmels auf weißen Pferden, bekleidet mit weißem, reinem Leinen.
Aus seinem Mund ging ein scharfes Schwert, mit dem er die Völker schlagen wird. Er wird sie mit einem eisernen Stab regieren. Er tritt die Kelter des Weines des grimmigen Zorns Gottes, des Allmächtigen.
Auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte trägt er einen Namen geschrieben: König aller Könige und Herr aller Herren.
Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen. Er rief mit großer Stimme allen Vögeln zu, die hoch am Himmel fliegen: Kommt, versammelt euch zum großen, eigentlichen Mahl Gottes! Es ist makaber, denn die Vögel sollen von den Leichnamen essen.
Esst das Fleisch der Könige und der Hauptleute, das Fleisch der Starken, der Pferde und derer, die darauf sitzen, sowie das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen.
Und ich sah das Tier und die Könige der Erde mit ihren Heeren versammelt, um Krieg zu führen gegen den, der auf dem Pferd saß, und gegen sein Heer.
Das Tier wurde ergriffen, und mit ihm der falsche Prophet, der vor seinen Augen die Zeichen getan hatte, mit denen er die verführte, die das Zeichen des Tieres angenommen und das Bild des Tieres angebetet hatten.
Diese beiden wurden lebendig in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte. Die anderen wurden erschlagen mit dem Schwert, das aus dem Mund dessen ging, der auf dem Pferd saß.
Und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch.
Vorbereitung auf die Adventszeit und die Bedeutung der Ewigkeit
In der Adventszeit hatte ich zunächst keine Bibelstunde mehr angesetzt, um die vielen tätigen Hausfrauen zu schonen. Doch dann habe ich gemerkt, dass die Hausfrauen gar nicht so sind. Sie wollen auch in der Adventszeit das Wort Gottes hören. Und ich kann Ihnen heute nur sagen: Sie tun Recht daran, wenn Sie nicht so viel backen, kochen und putzen. Das ist gar nicht so wichtig. Vielmehr wollen wir uns in diesen Adventstagen auf das Kommen Jesu vorbereiten.
Das war übrigens nicht von mir geplant, sondern so ist es einfach geworden. Vielleicht werden wir sogar noch in der letzten Woche, kurz vor Heiligabend, das 22. Kapitel behandeln. Oder Sie nehmen es ins neue Jahr mit, wie Sie wollen. Aber es ist doch ganz gut, wenn wir wissen, dass wir Menschen im Advent Jesu sind.
Vorhin im Gebetskreis bei uns unten hat einer gesagt, es ist eigentlich merkwürdig, wie die Leute in diesen Tagen nur noch mit sich selbst und mit Dingen beschäftigt sind: Was kauft man, was hat man? Die Menschen um uns herum sind furchtbar arm geworden. Es könnte ja sein, dass wir alle schon sehr von dieser schrecklichen Seuche angesteckt sind, sodass wir es uns in dieser Welt bequem machen.
Ich habe ja neulich irgendwo im Gottesdienst daran erinnert, dass ich mit Sorge beobachte, wie wir heute nicht mehr wagen, von der Ewigkeit zu reden. Durch viele Verkündigungen hindurch hat eine ganze Theologengeneration uns das immer wieder eingeschärft: Wir wollen die Leute nicht auf die Ewigkeit vertrösten, sondern sie tüchtig machen für das Diesseits.
Ich sage noch einmal: Ich habe gar keine Sorge, denn sie sind sehr tüchtig im Diesseits. Sie beschäftigen sich unheimlich viel mit irdischen Dingen. Die Frage ist nur, ob sie wirklich bereit sind, wenn der Herr sie heimruft.
Schöne Bilder kommen mir in den Sinn: Brautjungfern, die sich freuen, bis der Bräutigam kommt. Wenn wir uns abends ins Bett legen, sollten wir sagen: Hoffentlich kommt der Herr bald. Das ist doch schön. Denn diese ganzen Fragen dieser Welt lösen wir nicht mehr – und sie lösen sich auch nicht.
Die Gemeinde Jesu ist eine, die auf die Wiederkunft Jesu wartet. Oft werden ganz polemische Sprüche gemacht, dass das weltflüchtig sei. Das ist es aber nicht. Ich habe immer beobachtet, dass Leute mit einer großen Ewigkeitshoffnung tüchtige Menschen waren, ganz besonders tüchtig in der Erfüllung ihrer Pflichten hier.
Gerade deshalb hatten sie Geduld. Und sie wussten: Das, was heute nötig ist, das wollen wir tun. Ich brauche gar keine Sorgen für Jahre hinaus machen. Es reicht ja, wenn ich morgens um sechs aufstehe und bis abends elf durchhalte. Man muss immer nur den kleinen Abschnitt überblicken. Dann kommt wieder eine schöne, erquickende Ruhezeit im Bett. Jeder Tag hat seine Plage.
Das Sterben im Licht der Ewigkeit
Und es war für uns ein ganz großes Geschenk, dass wir am Sterbebett von Frau Hammann saßen. Dort, wo jetzt Herr Reichmann sitzt, saß sie immer mit ihrem Mann. Wir durften dort wieder das Miteinander erleben und warteten auf das Heimholen.
Obwohl uns das genauso schwerfällt, immer wieder dieses Sehnen, das Zerfallen des Leibes. Damit wird man daran erinnert, dass es auch mein Sterben ist. Ich hörte auch, dass andere, die dort noch gesungen haben, es genauso empfunden haben. Sie sagten: „Machen Sie es, wir sprachen ja immer davon, machen Sie es so oft Sie können.“
Es war auch schön, selbst wenn wir manchmal noch in der Nacht hingegangen sind und sie gar nicht wach war. Dann haben wir nur still gebetet und ihre Hand gestreichelt, damit sie es weiß. So darf man einen Menschen hinüberbegleiten.
Aber mir wurde ein Wort eindrücklich, das meine Frau gesagt hat. So dürfen Sie auch selbst etwas sagen. Sie sagte von dem Liedvers: „Ach, wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir. So ist im Lied Jesu meine Freude.“
Da habe ich gedacht, das hat vielleicht am besten das lange, lange Bangsein umschrieben. Denn dort wird einem natürlich auch im Angesicht des Todes zum ersten Mal bewusst, was alles verkehrt war. Es ist gut, wenn man es schon vorher richtig sieht. Aber dann, wenn man plötzlich im Tod alles abgeben muss und bewusst dorthin sieht, denken Sie immer daran: Die Sterbenden sehen vielmehr die Versäumnisse und das Falsche ihres Lebens.
Denn jetzt kann man sich immer noch ablenken und sagen: „War doch nicht so schlimm.“ Aber wenn man ganz allein ist, fehlt der seelische Druck so sehr aufs Herz. Dann sieht man auch: „Ich kann es jetzt nicht mehr ändern.“ Da sind Dinge, die sie mitnehmen und die sie nicht loskriegen. „Ach, wie lang, ach lange ist dem Herzen bange.“
Und es ist ja interessant, wie heute die Gottlosen sterben. Die Gottlosen sterben tatsächlich zynisch. Sie unterhalten sich, sagen: „Das ist doch gar kein Problem.“ Sie erzählen einen Karlauer, und dann schwupps, ist man tot. Und das zieht so toll aus.
Da kann man sterben und noch von Geld reden oder Fernsehen anschauen bis zum Schluss. So hat es ja auch Huxley in seiner Zukunftsvision von der schönen neuen Welt geschildert: Wenn man bis zum Schluss noch abgelenkt wird.
Der alte Fritz – nein, der Friedrich der Große, ja, Friedrich der Große – starb und hat noch bis zum Schluss mit seinem Unterhalter seine Sprüche geklopft. Er war groß, ohne Angst vor dem Tod.
Andere sterben wie: „Er ist unser Friede.“ So ist Friedrich Wilhelm, der Preußenkönig, gestorben. „Er ist unser Friede.“ Da weiß man etwas vom Gericht des Todes, von den Versäumnissen seines Lebens und blickt auf Jesus.
Die Offenbarung als Trost und Herausforderung
Wenn wir nun die Offenbarung lesen, möchte ich betonen, dass es nicht darum geht, immer wieder zu fragen, warum all das Schreckliche dort so detailliert beschrieben wird. Es geht vielmehr um diesen grandiosen Blick. Ich darf über die Grenzen dieser sichtbaren Welt hinausblicken – auf die neue Welt Gottes, die mich bereits umgibt.
Sie wissen, dass die Bibel Gottes unverbrüchliches Wort ist, das wahr und gewiss ist. Alle Worte Gottes sind wahr und gewiss. Setzen Sie sich nicht dorthin, wo die Spötter sitzen. Das gilt auch für die Offenbarung. Wie gut ist es, dass unser beschränkter Blick wissend auf etwas Größeres gerichtet ist. Wir schauen hinüber dorthin, wo das große Halleluja angestimmt wird.
Deshalb hat man auch das Lied gesungen und singt es weiterhin: „Halleluja singst auch du, wenn du Jesus siehst.“ Man lernt in der Bibelstunde immer wieder Neues. Heute habe ich etwas völlig Neues erfahren, das ich in meinem Leben noch nie wusste: Wo kommt denn das Wort Halleluja im Neuen Testament vor? Wissen Sie es? Nur an einer Stelle!
Ich habe es kaum geglaubt und auch die Konkurrenztabellen aufgeschlagen. Halleluja kommt im ganzen Neuen Testament nur an dieser einen Stelle vor. Im Alten Testament findet es sich nur in einigen Psalmen, nämlich zwischen Psalm 104 und 115. In der gesamten Bibel taucht das Wort Halleluja sonst nicht mehr auf, auch nicht im Buch Tobit oder anderen Apokryphen.
Das ist hoch interessant. Man glaubt kaum, dass das uns so bekannte Wort Halleluja eine ganz besondere Bedeutung hat: Es taucht erst dort im Neuen Testament wieder auf, wo der endgültige Lobgesang des Sieges Jesu gesungen wird.
Das Leben im Licht der Ewigkeit trotz irdischer Belastungen
Heute, wenn Sie aus der Tagesarbeit kommen und vielleicht ganz bedrängende Dinge erlebt haben, sagen Sie: „Ich kann eigentlich kaum zuhören, ich bin so erfüllt.“ Gerade dann soll das Zurücktreten dieser Gedanken erfolgen. Ich möchte einmal wieder im Licht der Ewigkeit das sehen.
Die Katholiken haben ein Wort, das auch in der katholischen Liturgie, im Gottesdienst immer vorkommt: subspecie aeternitatis – im Licht der Ewigkeit. Dort erhält all das, was Sie heute bekümmert und bewegt, wieder seine richtige Wertigkeit und Bedeutung. Dies geschieht unter dem Halleluja, das schon jetzt vor dem Thron Gottes gesungen wird.
Wäre Frau Hamann nicht so schwach gewesen und hätte es vielleicht nicht falsch verstehen können, hätte ich gesagt: Nehmen Sie Grüße mit! So trennen Stunden uns von der Herrlichkeit da drüben. Wir stehen hier in dieser Welt in einem Kampf. Viele fangen hier in der Gemeinde an, zu sagen: „Ist Jesus überhaupt der Sohn Gottes? War er wirklich der Mann von Nazaret?“ Oder: „Die Bibel ist doch nicht Gottes Wort.“ Und was ist da alles los? Wie wird das Weihnachtsfest unter Christen entleert? Wie wird die Herrlichkeit Gottes mit Füßen getreten?
Zählt mir einer hier von einer Stuttgarter Kirche am Totensonntag, wo herrliche Musik in der vollen Kirche erklingt, und dann sagt der Pfarrer: „Christus ist nur ein Religionsstifter wie Buddha und Mohammed, und alle führen zu Gott.“ Nein, es gibt nur einen Weg. Und das ist der Weg, auf dem der Heiland Jesus sein neues Reich baut.
Mir geht es jetzt nicht darum, hier jemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Mir geht es allein darum, dass wir wieder den Blick haben und uns nicht verlieren. Nicht in Streitigkeiten und Kleinkriegen verstricken, sondern einfach sagen können: „Ich rede gar nicht mehr darüber. Ich streite mich nicht und zanke mich nicht mehr. Aber ich will meinen Weg gehen und mich nicht versündigen in diesen Tagen.“
Das ist doch das Einzige, was wichtig ist. Sie werden einmal gewogen, und alles hat von dort her seine Bedeutung – ob Sie auf diese künftige Ewigkeit hingelebt haben. Das wird wichtig sein.
Die Verfolgung der Gemeinde und das Zeugnis der Märtyrer
Gerade in dieser Welt, die aus dem Zusammenhang gerissen zu sein scheint, erinnern wir uns daran, dass wir noch immer unter der Herrschaft des Antichristen stehen, wie es in der Offenbarung beschrieben wird. Der Antichrist wütet und hat die Welt fest im Griff.
Dann zeigt Gott Johannes die große Schar im Himmel, die das Halleluja singt. Dieses Halleluja wird in Heiligkeit gesungen, begleitet vom Hosianna, das in Ewigkeit erklingt – ein ganz feines Lied, wie „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“ mit all seinen schönen Versen.
Nehmen Sie dies zum Anlass, eine lebendige Beziehung zur Ewigkeit zu pflegen. Gehen Sie diese Lieder durch, singen und summen Sie sie. Nun heißt es, sie sprachen zum zweiten Mal Halleluja und freuen sich darüber, dass diese merkwürdige Hure – ein Bild für die falsche Christenheit, so möchte ich es nennen – zerstört wird. Der Rauch steigt auf in Ewigkeit. Es gibt keinen Neuber mehr, das ist vorbei und leer.
Wir wollen keine verwaschene Christlichkeit, die uns nicht hilft. Wir wollen Jesus, den Gottessohn, nachfolgen und sein Wort hören.
Dann wird noch einmal vom Blut der Knechte gesprochen, von den Märtyrern, die hier umgekommen sind. Ich hatte Ihnen ja einmal erzählt, wie ich im Sommer das Buch von Hallach über das Papsttum gelesen habe. Ich war erschüttert, was im Namen des Christentums schon an schrecklichen Dingen geschehen ist. Das kann man kaum aussprechen.
Oder denken Sie an die Hugenottenverfolgungen, bei denen in Pfarrhäusern Gläubigen die Knochen gebrochen wurden, damit sie nicht weglaufen konnten, weil sie Jesus und sein Wort liebten und im Zeichen des Kreuzes lebten. Das ist das Furchtbare. Wenn man an die Inquisition denkt, wird das noch deutlicher, was dort geschehen ist.
Es ist mir immer wieder schwer, wenn Menschen, die nichts anderes wollen, als mit dem Evangelium zu leben, Hass und Druck ausgesetzt sind. Neulich wurde in einer evangelischen Zeitschrift über Sekten in Südamerika gesprochen. Wir sind der Sache nachgegangen und stellten fest, dass es Gemeinden der Wycliff-Bibelübersetzer sind, die dort in Ecuador entstanden sind.
Es ist bemerkenswert, wie leichtfertig solche Urteile bei uns fallen. Wenn dort treue Bibelgläubige sind, werden sie als Sektenmitglieder bezeichnet. Dann will ich lieber ein Sektenmitglied sein, wenn es um die Sache geht.
Gottfried Arnold, ein großer Mann der Anfangszeit des Pietismus, schrieb eine bedeutende Kirchengeschichte. Darin stellte er die gewagte Theorie auf, dass die Wahrheit des Evangeliums oft bei den geschlagenen Außenseitern zu finden war. Das ist nicht falsch, wenn man es richtig versteht, und sollte uns immer zum Nachdenken bringen.
Wir sollten niemals den Stab über treue Menschen brechen, die mit dem Wort Gottes leben. Es darf nicht aus unserem Mund kommen, sie zu verhöhnen.
Denn das Blut der Märtyrer bleibt ein Thema, wenn Jesus seine Gemeinde sammelt. Das hat uns sehr bewegt, auch in Russland. Ich war damals dankbar, dass Hans Brandenburg ein Buch schrieb, in dem er nachwies, dass vor der Stalinverfolgung eine ebenso blutige Verfolgung über evangelische Christen, Bibelchristen, hereingebrochen war – im Namen der orthodoxen zaristischen Kirche.
Viele dieser Gläubigen verbrachten Jahre in Bergwerken, schoben Karren und litten schwer. Diese Bibelchristen waren unermüdlich. Das ist erschütternd und wichtig zu wissen: Die Verfolgung der Gemeinde Jesu kam nicht nur von den Kommunisten, sondern ebenso von denen, die den Namen Jesu feierlich auf den Lippen trugen.
Darum wollen wir beten: Herr, ich möchte deine Gemeinde nicht schänden. Das ist eine Warnung für uns heute, dass wir nicht achtlos daran vorübergehen.
So steht es zum Blut der Märtyrer.
Lobpreis und Anbetung in der Gemeinde
Wichtig war mir der Blick auf dieses Halleluja, den großen himmlischen Lobgesang. Die 24 Ältesten beteten Gott an, und noch einmal ertönt das Halleluja. Dazu kommt die Aufforderung einer Stimme, deren Herkunft wir nicht kennen: „Lobt Gott, alle seine Knechte!“
Es ist so schön, wenn schon in dieser Welt das Lob Gottes angestimmt wird. Es ist wichtig, dass wir in dieser Welt schon das Lob Gottes singen. Wir wissen, was kommen wird, und wir wissen auch, wer kommen wird.
Dann erinnern wir uns an die übereinstimmenden Berichte von den Hugenottenverfolgungen. Joseph Chambeau hat ein schönes Buch über den französischen Protestantismus geschrieben, das noch erhältlich ist. Die ergreifenden Darstellungen zeigen, wie die Verfolgten auf dem Scheiterhaufen Psalmen sangen, bis die Anweisung des französischen Königs kam: Allen Delinquenten sollte vorher die Zunge herausgeschnitten werden, damit das Lob Gottes nicht mehr erklingen kann.
Man kann sich kaum vorstellen, dass die Verfolgten auf dem Scheiterhaufen, während die Flammen züngelten, noch die Kraft hatten zu singen. Die Madame de Graverot, die vorher große Angst hatte und sagte, sie sei zu schwach, um das durchzuhalten – sie konnte im Sommer nie ohne Sonnenschirm auf die Straße gehen –, meinte, wenn die Flammen kämen, würde sie nicht durchhalten und nicht bekennen. Doch sie war die Mutigste auf dem Scheiterhaufen.
Das zeigt uns, dass wir wissen, was kommt. Oder denken wir an den orthodoxen Priester in Russland, der den Kommunisten im Erschießungskommando entgegengerufen hat: „Leb wohl, ihr Tod, und ich gehe zum Leben.“
Das ist das Lob Gottes, das in dieser Welt erklingt. Darum sind diese Märtyrerberichte für uns so ungeheuer wichtig: die ganze Geschichte derer, die heute gefoltert werden – im Iran, in Libyen, in Mosambik oder wo auch immer. Wir sollen diese Zeugnisse des Glaubens hören, aufnehmen und uns daran erquicken.
Wir selbst sollten vorwärts blicken und nicht hängenbleiben. Wir dürfen nicht feilschen und sagen: „Ach, ich hatte gehofft, ich würde noch dieses nächste Jahr erleben. Ist das denn so wichtig?“
Wer am Sonntag eine 98-Jährige besucht hat, weiß, dass es mit dem Alter beschwerlich wird. Es ist nicht schön, so alt zu werden. Aber groß ist es, wenn uns der Herr in seinen Frieden holt.
Die Macht Gottes und die Demut der Gemeinde
Und die Stimme, die dort erklingt, ist wie das Rauschen eines großen Wassers. Haben Sie schon einmal das Geräusch eines Wasserfalls gehört? Es donnert richtig, wie Donner – die großen, machtvollen Stimmen, die dort zu hören sind.
Wir hatten einen Gast aus den USA, einen Missionsspezialisten, den ich schon am Adventsabend erwähnt habe. Am Freitagabend interessierte er sich auch noch für unsere Posaunen. Ich erklärte ihm, wie das in Württemberg mit den Posaunen so ist. Dann kam auch der Ulmer Posaunentag, und ich holte die Platte heraus. Wieder war ich ergriffen, als wir zum Schluss hörten: „Was lachet ihr wieder hier? Habe ich die Platte liegen lassen oder den Plattenspieler nicht ausgeschaltet?“ Später erfuhr ich, dass die Platte vom Ulmer Posaunentag lief, was immer sehr ergreifend ist.
„Nun danket alle Gott“ und die Münsterglocken sowie das Gloria wurden gesungen. Das war ein Vorgeschmack vom Himmel. So haben wir es vor Augen, wie es sein wird, wenn uns der Herr heimholt in seinen Frieden. Eine Stimme – so waren die achttausend Posaunen wie die Stimme starker Donner, die das Halleluja und das Lob Gottes singen, dem Allmächtigen und großen Gott.
Das hat jetzt eine große Bedeutung, weil die Ehre Gottes in dieser Welt so oft geschändet wird. Was wird nicht alles über Gott gesagt, oder der Name Gottes unnütz im Munde geführt?
Als ich heute von Marburg herunterfuhr, hatte ich eine englische Kassette dabei. Es war eine Bibelarbeit von einem jungen Mann aus Sri Lanka, Acid Fernando, einem der großen Evangelisten unserer Zeit. Acid Fernando sprach über den Rangstreit der Jünger, die groß sein wollen.
Die Autobahn war voller Staus, und die Lastwagen bogen immer im unpassenden Moment heraus. Trotzdem war ich fasziniert, wie eindrücklich Acid Fernando das Wort vortrug. Ich war ganz beschämt, als er sagte: Schau mal, wie groß Jesus war, wie ihm die ganze Herrlichkeit des Himmels gehört, und doch wurde er Diener.
Aber die Leute, die ihm nachfolgen, sind sofort besorgt, wie sie Ehre bekommen. Er sagt, die ganze Reichsgottesdienst-Arbeit leidet darunter, dass jeder ehrenkäsig seine eigenen Interessen verfolgt. Das betrifft Missionswerke, die nur ihre Spenden vergrößern wollen. Sie fragen nie, was Jesus will. Sie sollten doch Diener sein.
In einer Gemeinde will jemand seinen Posten nicht abgeben, obwohl er der Arbeit nicht gewachsen ist. Er sucht seine Ehre, statt Diener zu werden. So beschreibt Acid Fernando eine ganze Stunde lang eindrücklich mit vielen Beispielen, wie sehr ihn das trifft. Ich dachte: Das muss einem aus der Dritten Welt wieder in Erinnerung gerufen werden.
Wir sind uns gar nicht mehr bewusst, was das für Jesus bedeutet hat. Er entäußerte sich aller Gewalt und wurde Knecht. Warum fällt es uns so schwer, auf Ehre und Recht zu verzichten? Warum werden wir so ungern Diener? Warum legen wir so viel Wert darauf, dass andere uns gerecht behandeln?
Denn all das, was wir in unserer Welt an Ämtern und Ehre haben, auch in der Gemeinde, ist doch Lug und Trug. Was ist das schon? Es ist ganz interessant, dass Gott dann plötzlich den Hauskreis in aller Stille wachsen lässt. Das braucht keine Ehre, keine Anerkennung, keinen großen Namen, sondern Gottes Wirken und seinen Segen.
Die Bilder aus der Offenbarung, die Anbetung von Jesus, sollten uns daran erinnern, dass wir uns demütigen in dieser Welt. Gerade weil wir die Knie vor Jesus beugen, sollten wir auch still sein und nicht nach Ehre trachten. „Sie suchen alle das Ihre“, sagte Paulus im Philipperbrief, „und nicht das, was Christus Jesus gehört.“
Die Worte sind so groß: Er ist König aller Könige, Herr aller Herren. Manchmal fragt man in der Welt: Wo ist denn deine Macht, Herr, wenn doch alles drunter und drüber geht? Doch er ist der Herr aller Herren, der König aller Könige.
Sie dürfen eine Sprechstunde mit ihm haben, wenn er vorher unsere Gebetsgemeinschaft gehabt hat. Und das, was Sie mit ihm besprochen haben, kann ihm niemand mehr wegnehmen. Das ist wunderbar.
Die Liebe zu Jesus als Quelle der Freude
In der langen Autofahrt habe ich eine andere Bibelarbeit gehört, von einem Engländer, der sehr eindringlich sagte: Viele Leute können sich nicht an Jesus freuen, weil die Liebe fehlt. An diesem Punkt wird es deutlich.
Sehen Sie, die Liebe zu Jesus kommt nur aus dem Leiden an der Schuld und gerade an der Lieblosigkeit. Wenn Sie heute Abend sagen: „Ich kann mich nicht freuen“, dann dürfen Sie traurig sein. Die Liebe zu Jesus, das merken wir, legt ihre Hand auf Sie, vergibt Ihnen alles und zieht Sie zu sich.
Die Predigt handelte vom Bruder des verlorenen Sohnes, der beim Vater ist, alles hat, aber nie die Liebe entdeckt und nie Freude am Vater hat. Das ist für uns immer eine Warnung.
Wir sollen uns wirklich freuen. Wann darf ich Jesus schauen? Wann darf ich ihm entgegengehen?
Die Gemeinde als reine Braut Jesu
Hier ist der überarbeitete Text:
Es ist von der Hochzeit die Rede. Eine Hochzeit ist etwas Schönes, aber auch immer wichtig. Die Bibel verwendet das Bild der reinen Braut, was ein schönes Bild ist. Die Reinheit der Braut und der Kleider steht für die Heiligkeit der Gemeinde.
Wir sagen, dass es das Bild der Vermählung der Gemeinde mit Jesus ist, die mit reinem Leinen gekleidet ist. Dabei sollten wir darauf achten, dass sich die Gemeinde niemals mit irdischen Gewalten vermählt. Weder mit Sozialismus, noch mit Nationalismus, Liberalismus, dem Staat oder irgendeiner Ideologie.
Die Gemeinde soll die Brautgemeinde Jesu sein. Wenn man das Wort heute kurz sagt, verstehen viele das nicht. Doch es ist ein tiefgehendes Wort: Brautgemeinde zu sein bedeutet, immer frei von allen anderen Einflüssen zu sein. Sicher leben wir in der Welt, aber was mir auch jetzt in den Predigten so wichtig war, ist, dass wir keine politisierte Gemeinde sein wollen.
Wir wollen nicht für irgendwelche irdischen Ziele kämpfen, sondern das Wort Jesu hören und ihm dienstbereit zur Verfügung stehen.
Der siegreiche Reiter und die Treue Jesu
Dann kommt der Reiter auf dem weißen Pferd – noch ein paar Worte dazu. Das ist Jesus als der Sieger, der kommt und endlich, endlich den Antichristen vernichtet. Das sind die letzten sieben Verse.
Treu und wahrhaftig ist die Bezeichnung für Jesus. Das Wort „Treue“ bedeutet in unserer Welt nicht mehr viel, was den Verlust des Glaubens zeigt. Treue hatte Gott und hatte Jesus. Das sind Worte, die Gott sich selbst gegeben hat. Bei Menschen hat Treue hingegen noch nie viel gegolten.
Die Augen, die wie Feuerflammen alles durchschauen, und die Kronen, die er trägt, sind bedeutsam. Das Gewand, das mit Blut getränkt war – ist es das Blut des Kreuzes, das Blut des Gerichts? Ich glaube, es bezieht sich auf das Kreuz, auf das Leiden Jesu. Sein Name ist das Wort Gottes.
Ich wollte Ihnen auch deutlich machen, dass die größte Offenbarung unseres Herrn sein Wort ist. Gerade heute wird immer wieder die Frage gestellt: Ist das nicht viel größer – die Erfahrungen, die man mit Jesus macht? Die Erfahrungen mit Jesus sind wunderbar, aber sie sind vieldeutig.
Schon bei Mose war das so, als er seinen Stab in eine Schlange verwandelte. Auch die Priester machten das. Wir werden wieder erleben, dass im Fernsehen abergläubische Vorführungen mit allerlei Wundern gezeigt werden. Wir haben schon Wunderdoktoren erlebt, die angeblich Tote auferweckt haben.
Das ist aber nicht das Zeichen, an dem man Jesus erkennt. Man erkennt ihn am Wort. Jesus sagte ja schon beim guten Hirten, dass die Schafe den Hirten an der Stimme erkennen. Und so wissen wir, dass das Wort Gottes letztlich die Kraftquelle für uns ist.
Wir bestreiten nicht, dass es Wunder gibt. Wir freuen uns über Wunder, aber wir sollten uns nicht so darauf fixieren, wie es heute in einer ganz gefährlichen Weise geschieht. Noch einmal: Wir erleben Wunder und dürfen um Wunder bitten. Aber wir wissen auch, dass der Herr uns Wunder versagen kann. Sein Wort aber versagt er uns nicht.
In seinem Wort gibt er uns alles. Er ist das Wort Gottes, die Offenbarung, und sein Wort ist wahr und gewiss. Heute ist das die große Streitfrage, weil das Wort Gottes verdreht wird und wackelt. Das Wort Gottes ist die große Unklarheit.
Ich habe ein Büchlein geschrieben mit dem Titel „Wie eine Gemeinde lebendig wird“. Mir war dabei wichtig: Es gibt kein Leben der Gemeinde ohne die Erkenntnis, dass das Wort Gottes gilt. Wenn das in Ihrem Hauskreis nicht klar ist, können Sie keine Menschen zum Glauben führen.
Vielleicht laufen da ein paar Leute hin und sagen: „Es ist ganz interessant, und Sie sind ein netter Mensch.“ Aber wir wollen die Menschen zum Wort Gottes führen. Ein Mensch wird überhaupt nur verändert, wenn das Wort Gottes in ihm Raum gewinnt und ihn verändert.
„Das Wort des Herrn breitete sich aus, das Wort des Herrn wurde mächtig“ – so steht es in der Apostelgeschichte. Wie oft steht eigentlich das Wort „Wunder“ in der Apostelgeschichte? Wenn Sie das mal nachzählen, werden Sie überrascht sein. Es kommt ganz, ganz selten vor – nur zweimal, wenn ich mich recht erinnere.
Wichtig war in der Apostelgeschichte, dass sich das Wort ausbreitete.
Das Ende des falschen Propheten und das Gericht Gottes
Und noch das Ende des falschen Propheten – dazu braucht man nicht mehr viel zu sagen. Es führt unweigerlich in die große Zerstörung.
Ist Gott deshalb blutrünstig? Ja, Gott schafft Recht und Gerechtigkeit. All die Auflehnung gegen ihn muss beseitigt werden. Das Herrschen des Antichristen war verführerisch und für die Gemeinde zugleich eine große Not. Am Ende wird es gerichtet werden. Für die Gemeinde bleibt es immer eine Anfechtung.
Wann wird Gott Recht schaffen? Er wird Recht schaffen. Ach, wie lang und schwer ist die Zeit, in der das Herz bange ist. Es geschieht nicht schnell. Doch in der Weltgeschichte Gottes wird er sein Reich bauen.
In der Offenbarung ist es sehr wichtig, dass alle Gedanken, die immer wieder aufkommen, das Reich Gottes könnte vielleicht noch in unserer Generation über die Welt ausgebreitet werden, als Unsinn erkannt werden. So schön das auch wäre – es ist nicht möglich.
In dieser Welt wird sich nur der Aufruhr gegen Gott ausbreiten, die Feindschaft gegen ihn. Das Reich Gottes kommt erst nach dem Offenbarwerden der ganzen Macht des Bösen. Darum ist es so wichtig, dass wir Brautgemeinde bleiben.