Einführung in die Beziehung Gottes zu seinem Volk
Zur Orientierung lege ich wieder diese Folie auf, damit wir wissen, wo wir uns befinden.
Gott führt sein Volk zu sich, erstens, und zweitens folgt der Bundesschluss am Sinai. Er führt das Volk zu sich, um sich mit diesem Volk zu verbinden und mit ihm in eine Beziehung der Nähe zu treten. Es ist eine Beziehung, bei der Gott seinem Volk nahe ist und das Volk ihm nahe ist.
Was zu diesem Bund gehört, wird im dritten Teil deutlich: Gott will unter seinem Volk wohnen. Er will nicht lediglich jemand sein, der Begegnungen mit seinem Volk hat, sondern er will unter seinem Volk wohnen, das heißt, sich bleibend niederlassen.
Wir haben uns gestern Abend an den Sündenfall erinnert, und dort wird durch einen Hinweis deutlich, dass Gott im Garten Eden nicht wohnte. Gott redete mit den Menschen, und es heißt dort, dass er im Garten wandelte. Er wandelte, aber er wohnte nicht.
Er wird erst unter einer erlösten Menschheit wohnen. Wenn wir wandeln, sind wir noch unterwegs; wenn wir wohnen, sind wir zuhause. Dann haben wir das Ziel erreicht und sind zur Ruhe gekommen. So kommt Gott erst da zur Ruhe, wo er unter seinem Volk wohnt.
Die Bedeutung der Stiftshütte und die Sünde des Volkes
In den Kapiteln 25 bis 31 werden uns Gedanken offenbart, die so hoch, so tief, so großartig und so wunderbar sind, dass sie schlichtweg unbegreiflich erscheinen. Es ist unbegreiflich, dass Gott unter uns wohnen will.
Im Anschluss folgen die Kapitel 32 bis 34, in denen die Sünde des Volkes dargestellt wird. Auch das ist unbegreiflich. Nachdem das Volk diesen Gott kennengelernt hatte, sagte es sich: „Wir machen uns einen Gott, der vor uns hergeht.“ Damit stellten sie alles auf den Kopf, was Gott diesem Volk gelehrt und was er an ihm gewirkt hatte.
Gott ist der Anfang. Er hat alles getan und dieses Volk geführt. Doch das Volk sagt: „Wir machen uns einen Gott, der vor uns hergeht.“ Diese Sünde des Volkes bleibt für uns unbegreiflich, solange wir auf der Erde sind.
Paulus verwendet Ausdrücke wie „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“. Wir danken Gott, dass wir dieses Geheimnis zwar nicht vollständig verstehen können, aber wir erkennen das Böse in seiner Wirklichkeit. Wir können es nicht erklären, doch wir wissen, dass es existiert und dass wir im Bösen leben.
Wir kennen jedoch den, der das Böse überwunden hat. Er hat nicht nur die Macht dazu, sondern auch den Willen, uns vom Bösen zu befreien.
Das Wunderbare daran ist: Noch größer als die Sünde des Volkes ist die Gnade Gottes. Wo die Sünde überströmend geworden ist, da ist Gottes Gnade noch überströmender geworden.
Es gibt einen Mittler, der das Volk durch seinen Dienst in der Gemeinschaft mit Gott erhält, damit es nicht untergeht. Das ist noch größer, noch wunderbarer.
Das Wunder der Gnade ist größer als die Größe und Unermesslichkeit der Sünde und Bosheit des Menschen.
Die Wohnung Gottes trotz der Sünde
Was in den Kapiteln 32 bis 34 steht, erinnert uns beständig daran, was unser Herr für uns tut. Er sorgt dafür, dass wir als sein Volk, als seine Geretteten, sein Volk bleiben. So wird sichergestellt, dass die Wohnung Gottes aufgerichtet wird – und das trotz der Sünde des Volkes.
Hier sehen wir den fünften Abschnitt: Die Wohnung Gottes wird aufgerichtet. Gott sorgt dafür, dass sein Ratschluss, sein Wohlgefallen und sein Gnadenvorsatz in Erfüllung gehen.
So wird die Wohnung aufgerichtet, und Gott wohnt unter seinem Volk. Seine Herrlichkeit lässt sich nieder und offenbart sich unter seinem erlösten Volk.
Schlagen wir nun Kapitel 25 auf und lesen die ersten Verse. Von dort aus gehen wir weiter zu den Kapiteln 32 bis 34.
Gottes Wille zur Wohnung unter seinem Volk
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel, dass sie mir ein Hebopfer bringen. Von jedem, der willigen Herzens ist, sollt ihr mein Hebopfer nehmen.
Im Vers 8 heißt es: Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne. Nach allem, was ich dir zeige – das Muster der Wohnung und das Muster aller ihrer Geräte – so sollt ihr es machen.
Das ist Gottes Wille, Gottes Absicht. Gott hatte sich vorgenommen, unter einem erlösten Volk zu wohnen. Das ist das Ergebnis der Erlösung.
Es wird einst einen neuen Himmel und eine neue Erde geben, und dort heißt es: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird unter ihnen wohnen, und er wird ihr Gott sein, und sie werden sein Volk sein. Das ist Gottes Ziel.
Hier werden wir an diese erste Wohnung erinnert, die Gott auf der Erde hatte. Sie ist eine Vorwegnahme dieses Ziels, dass Gott ewig unter seinen Erlösten wohnen wird.
Im Vers 2 steht der Satz von „einem jeden, der willigen Herzens ist“. All diese Materialien, die Stoffe des Hauses, der Stiftshütte, müssen die Israeliten selbst zusammentragen.
Gott hätte all das auch selbst bereitstellen können, wie das Manna vom Himmel fallen gelassen wurde. Er will aber, dass das Volk selbst alles zusammenträgt.
Hier steht also der Satz „einen jeden, der willigen Herzens ist“. Und das wird im Folgenden eine ganz wichtige Rolle spielen: willige Herzen.
Das Muster der Wohnung und die Bedeutung der Bundeslade
Wie bekommt Gott willige Herzen? Das Muster der Wohnung wird Mose geoffenbart. Zuerst wird die Bundeslade beschrieben, ein Hinweis auf die Gegenwart des Herrn selbst. Er ist wahrer Mensch und wahrer Gott und steht als Mittelpunkt in der Bundeslade.
Darum herum befinden sich die Bretter der Wohnung, die mit Gold überkleidet sind. Diese Bretter symbolisieren Menschen, denen Gott durch die Erlösung göttliche Natur gegeben hat. Sie stehen um die Bundeslade herum.
Das Licht leuchtet auf die heiligen Geräte, die alle von Christus und seinem Werk sprechen. Durch das Licht spiegeln sich diese Geräte in den Brettern wider. Die Bretter der Wohnung sind wir, die Erlösten. Sie stehen alle nebeneinander und gleich hoch um diese Geräte herum. So widerspiegeln sich in den Erlösten Christus und sein Werk.
Über all dem befindet sich die Decke. Die allererste Decke, die der Hohepriester oder der Priester jedes Mal sah, wenn er hineinging ins Heiligtum, war mit Cherubim verziert. Dadurch wurden sie bei jedem Eintritt daran erinnert, dass all das, was Gott in der Erlösung an seinem Volk tut, von der ganzen Himmelswelt gesehen und bewundert wird.
Die Engel bewundern die Weisheit Gottes, wie er es vermochte, aus Sündern Heilige zu machen. Aus eigenwilligen, selbstverliebten Menschen werden solche, die Gott lieben und seinen Willen tun wollen. Das ist ein unbegreifliches Wunder. Die Engel können es nicht verstehen, sie können nur verwundert und bewundernd zuschauen. Die ganze Engelwelt steht darüber.
Dies ist ganz knapp zusammengefasst, was Gott Mose offenbart, während er auf dem Berg ist. Danach folgen in den Kapiteln 32 bis 34 die Berichte über die Sünde des Volkes.
Die Sünde des Volkes und die Fürbitte des Mose
Ich habe diese drei Kapitel in zehn Teile unterteilt. Zuerst wird beschrieben, wie das oberste Gebot gebrochen wird. Danach sehen wir, wie durch die Fürbitte des Mose das Volk viermal geschont, bewahrt und neu in die rechte Beziehung zu Gott gebracht wird. Es folgt die Erneuerung des Bundes. Am Schluss sehen wir die Herrlichkeit Gottes im Angesicht des Mittlers – das, wovon Walter in der letzten Stunde noch sprach.
Nun betrachten wir die Reihenfolge der Geschehnisse genauer. Dabei stellen wir ein Muster fest, sowohl im Handeln Gottes als auch in der Art, wie der Mensch darauf reagiert.
Beim Auszug war es so: Der Auszug war von Gott verordnet. In den ersten Kapiteln dieses Buches steht, dass der Auszug von Gott verordnet wurde. Dieser Auszug wurde durch Pharao angefochten. Danach wurde der Auszug von Gott verwirklicht. Zusammengefasst: von Gott verordnet, von Pharao angefochten und schließlich durch Gott verwirklicht.
Jetzt sehen wir die Stiftshütte. Auch sie ist von Gott verordnet. Doch diesmal wird sie nicht von Pharao, sondern vom Volk selbst behindert und verhindert. Das Volk Gottes steht dem Vorhaben im Weg. Eigentlich müsste das das Ende sein. Doch es heißt: Trotzdem wird es von Gott ausgeführt.
Die Stiftshütte wird von Gott verordnet, vom Volk aufgeschoben und schließlich von Gott ausgeführt. Genauer gesagt: von Mose ausgeführt, dem Mittler. Ihm verdanken wir, dass alles, was Gott sich mit seinem Volk vorgenommen hat, trotz aller Widerstände verwirklicht wird.
Wäre Mose nicht da, und hätten wir ihn nicht, wäre die Sache verloren. So sehen wir, dass Gott auch beim Volk Gottes Widerstand überwinden muss – was uns demütigt.
Was den Glaubenden am meisten demütigt, ist genau das: Ein Kind Gottes wird immer wieder damit konfrontiert, dass Gottes Gnade bleibt. Gott bleibt der gnädige Gott, der seinen Gnadenrat nicht zurücknimmt. Manchmal leuchtet das so hell vor den Augen eines Gläubigen auf, dass es ihm das Herz bricht.
Gottes Gnade am Beispiel Jakobs
Wie muss es das Herz Jakobs bewegt und erschüttert haben, als er zum ersten Mal begriff, dass Gott der Gott der Gnade ist? Jakob ist tatsächlich von Gott aus Gnade zu seinem Teil erwählt worden. An ihm sehen wir deutlicher, als man es je zeigen kann, dass alles an Gottes Gnade liegt.
Gottes Gnade ist jedoch so beschaffen, und Gott wirkt in seiner Gnade so an uns, dass diese Gnade uns auf eine Art überwältigt und demütigt, wie es nur Gott vermag. Und Jakob – was hat er getan? Er hat gerade seinen Vater belogen, im Namen des Herrn gelogen. Er hat den Namen des Herrn noch in den Mund genommen und gelogen, seinen Bruder hintergangen. Deshalb muss er sein Vaterhaus verlassen.
Die erste Nacht, die er außerhalb des Vaterhauses verbringt, redet Gott zu ihm. Was sagt Gott diesem Jakob in dieser Nacht? In 1. Mose 28,13 heißt es: „Und siehe, der Herr stand über ihr und sprach: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams, deines Vaters.“ Von dort nämlich rühren alle Verheißungen her. Sie sind nicht in Jakob begründet, sondern in den Verheißungen, die Gott Abraham gegeben hat – also in Gott selbst.
„Ich bin der Gott, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinem Samen geben.“ Beachte, dass Gott alles in der Zukunft ausdrückt: „Ich will geben, ich will bewahren, ich will erhalten, ich will vollenden, ich will erfüllen.“ Er häuft eine Verheißung, eine Gnadengabe auf die andere.
„Ich will es dir geben und deinem Samen. Dein Same soll werden wie der Staub der Erde. Du wirst dich ausbreiten nach Westen und Osten, nach Norden und Süden. In dir und in deinem Samen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten, überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land. Ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan habe, was ich dir geredet habe.“ Das ist Gnade.
Wenn wir erwählte Gottes sind, Kinder der Gnade Gottes, dann tut Gott das an uns. Aber er tut es auf eine Weise, dass unsere Herzen dabei gedemütigt werden. Jakob steht auf, erwacht und sagt: „Der Herr ist an diesem Ort!“ Er fürchtet sich.
Was für ein Gott! Für Jakob war es fast unheimlich, dass er Gott und Gottes Gnade nicht entkommen konnte. Gott ist uns zuvor, Gott ist über uns, und wenn wir am Ziel sind, werden wir erkennen: Unser Gott ist die ganze Zeit alles in allem gewesen.
Ja, Gott ist es, der selbst den Widerstand im Leben Jakobs überwindet. Patrick hat einen schönen Vergleich verwendet – ich weiß nicht mehr, ob es im Gespräch oder im Gebet war –, als er sagte, dass der Geist Gottes so in uns wirkt und mit unseren Herzen ringt wie damals der Engel mit Jakob. Es ist wirklich genau so.
Gott ringt uns nieder und lässt uns nicht los. Er versteht es manchmal, uns so zu berühren, dass unser Widerstand am Ende doch zusammenbricht.
Die Sünde des Volkes mit dem goldenen Kalb
Und lasst uns nun sehen, wie Mose und wie Gott an diesem Volk nach ihrer Sünde handeln und wie Mose sich für dieses Volk einsetzt.
Das oberste Gebot wird gebrochen. Das Volk sagt:
Lesen wir von Vers 1 an: Als das Volk sah, dass Mose zögerte, vom Berg herabzukommen, versammelte sich das Volk zu Aaron. Sie sprachen zu ihm: „Mache uns einen Gott, der vor uns hergeht! Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat, wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist.“
Aaron antwortete ihnen: „Reißt die goldenen Ringe ab, die in den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter sind, und bringt sie zu mir!“
In Vers 4 heißt es: Er nahm das Gold aus ihrer Hand, formte es mit einem Meißel und machte ein gegossenes Kalb daraus. Dann sprachen sie: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat!“
Sie stellten damit tatsächlich alles auf den Kopf. Das oberste Gebot haben sie gebrochen: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ und außerdem: „Du sollst dir kein Bildnis machen von mir.“
Sie machten sich einen eigenen Gott, einen Gott, den sie anfassen konnten. Damit stellten sie sich und ihre eigenen Werke an die Spitze. Gott steht am Anfang, doch sie stellten sich selbst an die Spitze.
Offensichtlich ist dieser Drang tief in uns verwurzelt. Das ist die natürliche Ordnung: Wir zuerst, mein Wille, was ich kann, was ich vermag und was mir behagt.
Die Bibel lehrt uns jedoch im Anfang, dass Gott alles wirkt, dass in allem sein Wille geschieht und dass alles an seinem Willen hängt.
Die erste Fürbitte des Mose
Die Antwort Gottes an Mose führt zur ersten Fürbitte des Mose. Da sprach der Herr zu Mose: „Gehe, steige hinab! Dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat sich verderbt. Sie sind schnell vom Weg abgekommen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und sich vor ihm niedergebeugt, haben ihm geopfert und gesagt: ‚Das ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten herausgeführt hat.‘“
Und der Herr sprach zu Mose: „Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk. Und nun lass mich, dass mein Zorn wieder über sie entbrennt und ich sie vernichte. Dich aber will ich zu einer großen Nation machen.“
Worauf gründet Mose seine Fürbitte? Mose flehte zum Herrn, seinem Gott, und sprach: „Warum, Herr, sollte dein Zorn entbrennen über dein Volk? Dass du es aus dem Land Ägypten herausgeführt hast, mit großer Kraft und starker Hand – warum sollen die Ägypter also sagen: ‚Zum Unglück hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge zu töten und sie von der Fläche des Erdbodens zu vernichten‘?“
„Kehre um von der Glut deines Zorns, lass dich des Übels wieder deines Volkes erbarmen! Handle um deinetwillen, um deines Namens willen!“
Wenn Gott uns Gutes tut, dann immer um seines Willens willen, nie wegen unseres Verdienstes. Und dann erinnert Mose an den Gnadenbund: „Gedenke Abrams, Isaks und Israels, deiner Knechte, denen du bei dir selbst geschworen hast.“ Das zeigt, dass die ganze Sache in Gott verankert ist. Gott hat bei sich selbst geschworen.
Das ist so, wie der Titusbrief sagt: Paulus schreibt den Titusbrief an die Gläubigen auf der Insel Kreta, die durch seine Predigt zum Glauben gekommen waren. Dort hören sie, woher ihr Heil kommt. Er schreibt: „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die zur Gottseligkeit führt, in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor den Zeiten der Zeitalter“ (Titus 1,1-2).
Da ist es also verankert, in den ewigen Verheißungen Gottes im Gnadenbund. Das ewige Leben, das Gott verheißen hat, bevor die Schöpfung war – ja, da war ja niemand, dem er es hätte verheißen können. Wir würden zunächst denken, er habe es seinem Sohn verheißen, dass er das ewige Leben all denen geben werde, die er mit seinem Blut erkauft hat.
Das ist der Anker der Seele. Gott hat bei sich selbst geschworen, ehe die Welt war, ehe wir waren. So ist die Gnade Gottes die einzige Ursache, die wirkliche Ursache dafür, dass wir als Errettete bewahrt bleiben.
Gott hatte Abraham, Isaak und Jakob Verheißungen gegeben, und Gott hat das Volk Israel dieser Verheißungen wegen gerettet. Hätte nun Gott das Volk verworfen, dann hätte er es tun müssen, weil das Volk sich als unwürdig erwiesen hatte.
Aber das geschah nicht, weil Gott das Volk ja gar nicht wegen seiner Würdigkeit erwählt hatte.
Die tröstende Gewissheit von Gottes Gnade
Georg Whitfield schrieb 1740 während seines zweiten Aufenthalts in Amerika einen Brief in seine Heimat. Darin schrieb er Folgendes:
Es gibt nichts, das meine Seele so tröstet wie das Wissen, dass Gott mich nie verlassen wird. Täte er es doch, müsste es geschehen, weil ich seiner nicht würdig wäre. Das kann aber aus diesem Grund nicht geschehen, weil er mich nie aufgrund meiner Würdigkeit erwählte.
Ich lese das noch einmal: Georg Whitfield, ein Mann, der wirklich von Gottes Gnade überwältigt war, den Gottes Gnade in einer Weise demütigte und mit einer Leidenschaft erfüllte, für diesen Gott zu leben.
Wenn man also jemanden kennenlernen will, der von Gottes Gnade überwältigt war und den die Gnade Gottes mit einer heiligen Leidenschaft erfüllte, so dass er sein Leben für seinen Gott verzehrte, dann sollte man sich mit Georg Whitfield beschäftigen.
Er schrieb eben dies: Es gibt nichts, das meine Seele so tröstet wie das Wissen, dass Gott mich nie verlassen wird. Täte er es, müsste es geschehen, weil ich seiner nicht würdig wäre. Das kann aber aus diesem Grund nicht geschehen, weil er mich nie aufgrund meiner Würdigkeit erwählte.
Das ist der Anker, der uns hält.
Gottes Erziehung durch Zucht und Strafe
Nun sehen wir den dritten Abschnitt: den Zorn und die Strafe des Mose. Hier erkennen wir erneut Gottes Erziehung. Gottes Gnade und Gottes Erziehung gehören zusammen. Ebenso gehören Gottes Gnade und Gottes Zucht und Züchtigung zusammen.
Er ist unser Vater, er hat uns gezeugt, wir sind seine Kinder. Deshalb bewahrt und erhält er uns, aber deshalb züchtigt er uns auch.
Wie lesen wir die Verse 20 und 21? Mose nahm das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es im Feuer, zermalmte es, bis es zu Staub wurde, streute diesen auf das Wasser und ließ die Kinder Israel davon trinken. Sie müssen ihre eigene Sünde trinken, also selbst kosten, was sie getan haben. Gott lässt sie schmecken, was sie begangen haben.
Wenn wir als seine Kinder eigensinnig und eigenwillig sind, lässt Gott uns immer wieder kosten, immer wieder schmecken. Wir müssen dann ernten, was wir gesät haben. Und das dient unserer Erziehung.
Das muss ein fürchterlicher Trank gewesen sein: Wasser mit zerriebenem Gold. Das muss entsetzlich gewesen sein, es muss gekratzt haben, es muss schrecklich gewesen sein. Aber sie mussten es trinken.
Wir lesen etwas ganz Ähnliches im Propheten Jeremia. Zuerst in Jeremia 2,13: „Zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen.“ Das ist eine Form des Götzendienstes, indem sie sich selbst Zisternen ausgehauen haben.
Und dann in Jeremia 9,15: „Darum spricht der Herr, der Herrscher und Gott Israels: Siehe, ich will dieses Volk mit Wermut speisen, sie mit bitterem Wasser tränken.“
Die zweite Fürbitte des Mose und die Gerechtigkeit Gottes
2. Mose 32,30-35. In dieser zweiten Fürbitte des Mose zeigt Mose seine Bereitschaft, für das Volk zu sterben. Doch Mose kann das nicht und darf es auch nicht. Sein Tod hätte zudem nichts bewirkt.
Hier sehen wir die Grundlage, auf der Gott seinem Volk gnädig sein kann: Gott bleibt gerecht. Es ist nicht einfach eine Laune, wenn Gott sagt: „Ja, ich habe das Recht und die Macht, ein Volk zu retten.“ Gott bleibt gerecht. Deshalb muss jemand die Sünden seines Volkes sühnen. Christus hat die Sünden seines Volkes gesühnt. Deshalb kann Gott seinem Volk gnädig sein und wird es niemals verstoßen.
Mose kehrte zu dem Herrn zurück und sprach in Vers 31,8: „Dieses Volk hat eine große Sünde begangen, sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht.“ Für Mose muss es fast unaussprechlich gewesen sein, das vor Gott zu sagen: dass sich das Volk selbst einen Gott gemacht hat.
Dann fügte er hinzu: „Wenn du ihre Sünde vergeben willst, gut. Wenn nicht, so lösche mich doch aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“ Darauf sprach Gott zu Mose: „Wer gegen mich gesündigt hat, den werde ich aus meinem Buch auslöschen.“
Gott sagte zu Mose: „Führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe.“ Gott wird die Sünde richten, aber nicht an Mose. Er richtete sie auch nicht am Volk. Stattdessen wird er an seinem Tag das ganze Gericht auf den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen legen – auf seinen Sohn.
Die Notwendigkeit der Buße
Und dann sehen wir als fünftes die Buße des Volkes, Kapitel 33, Verse 1-6. Ich sage dazu nur so viel: Buße ist eine sittliche Notwendigkeit. Gott besteht auf Buße.
Uns mag das vielleicht jetzt irgendwie widersprüchlich erscheinen. Gott ist uns gnädig um seines Willens willen. Er wird uns nie verlassen, weil er uns in seinem Sohn erwählt hat. Es liegt in ewigen, in Gott begründeten Verheißungen, dass wir errettet sind.
Gleichzeitig erzieht uns Gott zur Heiligkeit. Er züchtigt uns, lehrt uns die Sünde, und wir sollen die Folgen der Sünde schmecken und kosten. Gott besteht auf Buße. Er wird uns so führen, dass wir die Sünde erkennen, bekennen und Buße tun.
Hier sehen wir am Volk, dass es plötzlich begreift, wie übel es gehandelt hat. Als sie hören, dass Mose ihnen sagt, der Herr werde nicht in ihre Mitte ziehen, da weinte das Volk. Es erkannte, dass das ein schlimmes Wort war.
Als das Volk dieses böse Wort hörte, trauerte es. Keiner legte Schmuck an, was ein Ausdruck von Demütigung war (Kapitel 33, Vers 4). Die Notwendigkeit der Buße wird hier deutlich.
Die dritte Fürbitte des Mose und Gottes Führung
Und dann folgt die dritte Fürbitte des Mose. Sechstens, der sechste Punkt, das ist die dritte Fürbitte des Mose, die Verse 7 bis 23.
Da steht im Vers 11: Der Herr redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet. Und dann in Vers 12 spricht Mose zum Herrn: „Siehe, du sprichst zu mir: Führe dieses Volk hinauf, aber du hast mich nicht wissen lassen, wen du mit mir senden willst. Und du hast doch gesagt: Ich kenne dich mit Namen, und du hast auch Gnade gefunden in meinen Augen. Und nun, wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, so lass mich doch deinen Weg wissen.“
Mose begreift also: Ja, ich habe Gnade gefunden, dieses Volk hat Gnade gefunden, darum wirst du dieses Volk ans Ziel bringen. Aber lass mich den Weg wissen. Wie soll das gehen? Was ist das für ein Weg, auf dem du, treuer Gott aller Gnade und gerechter und heiliger Gott, der du dich selbst nicht verleugnen kannst, uns ans Ziel führen wirst? Lass mich diesen Weg wissen.
Dann tut er eine zweite Bitte, und diese hängen ganz eng miteinander zusammen. Lesen wir weiter, von Vers 14 an: Er sprach: „Mein Angesicht wird mitgehen“, das heißt so viel wie: Ich selbst, meine Person, wird mitgehen, ich werde dir Ruhe geben. Und Mose sprach zu ihm: „Wenn dein Angesicht nicht mitgeht, so führe uns nicht hinauf von hinnen.“
Und woran soll es denn erkannt werden, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen und dein Volk nicht daran, dass du mit uns gehst? Dass wir ausgesondert werden, ich und dein Volk, aus jedem Volk, das auf dem Erdboden ist.
Und der Herr sprach zu Mose: „Auch dieses, was du gesagt hast, werde ich tun, denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen.“ Und Mose sprach: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen, lass mich deinen Weg wissen, lass mich deine Herrlichkeit sehen.“
Diese beiden Bitten hängen aneinander. Auf dem Weg, den Gott sein Volk führt und vollendet – ein Volk, das sich als unwürdig erwiesen hat, ein Volk, das gesündigt hat, ein Volk, das sich nicht bewährt hat – offenbart Gottes Herrlichkeit.
An diesem Weg sehen wir alle Wesenheiten Gottes voll und frei aufstrahlen: wie Gott gerecht bleibt, heilig, treu und wahr; wie er seine Gnade nie zurücknimmt; wie er in seiner Liebe dieses Volk trägt und erträgt; wie seine Heiligkeit dadurch befriedigt wird, dass sein Sohn alle Sünden seines Volkes trägt und sühnt; und wie er dieses Volk erzieht, bildet und lehrt, so dass es lernt, ihm gehorsam zu sein.
Wie Gott das kann, wie er sein Volk solche Wege führen kann, dass sie willige Herzen bekommen – das stand ja am Anfang, Kapitel 25: „Ein jeder, der willigen Herzens ist.“ Und das Volk hat gezeigt, es ist nicht willig, es ist eigenwillig. Auf was für einem Weg wirst du dieses Volk so führen, dass es willig wird? An diesem Weg werden wir Gottes mannigfaltige Weisheit sehen.
So hängen diese beiden Bitten zusammen: „Lass mich deinen Weg wissen“ und „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“
Gott verherrlicht sich dadurch, dass er in Ewigkeit umgeben sein wird – nicht von schuldlosen Geschöpfen, sondern von solchen, oder Unschuldigen muss ich sagen – nicht von unschuldigen Geschöpfen, sondern von Menschen, die schuldig geworden waren, die ihm böse gewesen waren, die Gott herausgerettet hat aus dem Bösen, die er von der Schuld befreit hat und die Herzen bekommen haben, die das Böse verabscheuen und das Gute, das Gott will, wählen.
In diesem Wirken, in diesem Werk Gottes, da sehen wir die ganze Herrlichkeit Gottes, wie Gott wirklich ist.
Die Begegnung mit Gottes Herrlichkeit am Felsen
Nun heißt es in diesem gleichen Kapitel, Verse 21 bis 23: „Es ist ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen.“ Dies ist ein Hinweis auf Christus. Wir verstehen, dass all diese Wahrheiten, an die wir hier erinnert werden, den Weg beschreiben, den Gott sein Volk führt. Alles vollendet sich in und durch Christus. In und durch ihn ist das der Ort.
„Es ist ein Ort bei mir, der Sohn Gottes, und du sollst auf dem Felsen stehen.“
Und es wird geschehen: „Wenn meine Herrlichkeit vorübergeht, so werde ich dich in die Felsenkluft stellen und meine Hand über dich decken, bis ich vorübergegangen bin. Dann werde ich meine Hand hinwegtun, und du wirst mich von hinten sehen, aber mein Angesicht soll nicht gesehen werden.“
Ich verstehe diese Stelle vorläufig so, auch wenn sie schwierig ist. Wir erkennen Gottes Herrlichkeit, wie sie sich offenbart, auf dem Weg, den er sein Volk führt, nur rückblickend. Während er uns führt, sehen wir sie nicht. Wir sehen sie also nicht vor uns, nicht im Angesicht. Erst wenn er uns schon geführt hat, schauen wir zurück. Dann sehen wir rückblickend: Das war Gottes Hand, das war sein Führen, das ist sein Weg.
Die neuen Tafeln und die Erneuerung des Bundes
Dann die neuen Tafeln in der Hand des Mittlers, Kapitel 34, Verse 1-7. Und das ist einfach bewegend, was hier steht. Der Bund ist gebrochen worden, die Tafeln sind zerbrochen worden. Jetzt sagt Gott: „Haue dir zwei steinerne Tafeln aus wie die ersten, und ich werde auf die Tafeln die Worte schreiben, welche auf den ersten Tafeln waren, die du zerbrochen hast.“
Gott nimmt seinen Rat nicht zurück. Das, was sein Wille ist – mit diesem Volk, für dieses Volk, dass es für ihn abgesondert sein und ihm leben soll – nimmt Gott nicht zurück. So werden die gleichen Worte noch einmal geschrieben.
Jetzt sehen wir hier in Kapitel 34 eine der Methoden – und wir können wohl sagen die krönende Methode –, die Gott verwendet, um ein eigenwilliges Volk willig zu machen. Was ist diese Methode? Lass uns weiterlesen, wir werden es gleich sehen.
Mose nimmt also diese Tafeln, die er selbst ausgehauen hat, in die Hand. Ein Hinweis auf Christus, den Mittler des neuen Bundes und eines besseren Bundes, so nennt ihn der Hebräerbrief (Hebräer 7,22). Christus ist Bürger eines besseren Bundes, und er ist Mittler eines besseren Bundes (Hebräer 8,6). Er hat alles um unseretwillen erfüllt und ist jetzt hinaufgegangen zu seinem Gott, so wie jetzt Mose zu Gott zurückkehrt.
Dann betet Mose, Verse 8 und 9. Das ist die vierte Fürbitte des Mose: „Mose neigte sich eilend zur Erde, betete an und sprach: Wenn ich doch Gnade gefunden habe in deinen Augen, Herr, so ziehe doch der Herr in unsere Mitte.“ Beachte diese Begründung, denn es ist ein hartnäckiges Volk.
Das ist eine ganz eigentümliche Begründung. Wir denken: Ein hartnäckiges Volk – du kannst doch gar nicht in die Mitte eines hartnäckigen Volkes ziehen. Und Gott hatte doch am Anfang gesagt: „Ich habe gesehen, siehe, es ist ein hartnäckiges Volk. Nun lass mich, dass ich es vertilge.“ Das war nach der Sünde mit dem goldenen Kalb.
Was lernen wir hieraus? Es gibt nur eine Chance für den Harten gegen Menschen: Gottes Gnade. Wir werden nie würdig, angemessen oder fähig sein, um Gott zu gefallen. So baut Mose erneut alles auf die Gnade auf: „Wenn ich Gnade gefunden habe.“ Und tatsächlich ist es so.
Ich muss jetzt zu diesem Vers zurückkommen: Gott hatte Mose gesagt, 2. Mose 33,19: „Ich werde begnadigen, wen ich begnadigen werde; ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde.“ Das muss man wohl in unserem Zusammenhang so verstehen: Der Herr sagt, wen ich begnadige, den begnade ich wirklich. Ganz und vom Anfang bis zum Ende. Und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich wirklich.
Das ist das, was man Gottes wirksame Gnade nennt – jene Gnade, die uns ergreift und nicht loslässt, uns verwandelt und wo Gott nicht aufhört, an uns zu wirken, bis wir da sind und so sind, wie er will. „Wessen ich mich begnadige, dessen begnadige ich mich wirklich.“ Darum wird dieses Volk nicht verstoßen.
Paulus zitiert das in Römer 9. Das ist ein Kapitel, das bei Menschen Widerspruch und Einspruch auslösen kann, weil dort Sätze stehen wie: „Wir werden ja an Jakob erinnert: Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.“
Einmal kam eine Frau zu Spurgeon und sagte ihm: „Mr. Spurgeon, ich kann das nicht verstehen, dass so etwas in der Bibel steht. Ich begreife nicht, dass Gott sagen kann: Esau habe ich gehasst.“ Darauf antwortete Spurgeon: „Gnädige Frau, ich kann das zweite noch viel weniger verstehen: Jakob habe ich geliebt. Das ist es, was ich nicht begreifen kann.“
So ist es, dass Gott Sünder gnädig ist – das ist das Unbegreifliche –, nicht dass er Sünder richtet und ihrer Sünde wegen verstoßt. Denn am Ende, weil sie die Sünde gewählt und geliebt haben, verstößt er sie. Das ist ja gerecht. Aber dass er Sünder liebt und gnädig ist und sagt: „Wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich bis auf den Grund. Und wem ich gnädig bin, wie Jakob, den werde ich in meiner Gnade bewahren und behüten, bis er vollendet ist.“
Das ist Gottes Gnade. Gottes Gnade ist nicht einfach eine Möglichkeit, sondern das ist Gottes Wirken. Wäre es nicht Gottes Wirken an uns, wären wir verloren. Wäre nicht ein Mittler für uns, der dafür sorgt, dass Gottes gnädiger Vorsatz seines Werkes wegen auch vollendet wird, wäre alles verloren.
So haben wir diesen Fürbeter bei Gott, so wie hier Mose für das Volk betet: „Wenn ich Gnade gefunden habe, so ziehe doch in unsere Mitte. Es ist ein hartnäckiges Volk.“ Ja. Mose bindet dieses Volk an Gottes Gnade, weil er versteht, das ist die einzige Hoffnung.
Er sagt nicht, sie werden sich sicher bessern oder irgendwie. Nein, es ist ein hartnäckiges Volk. Aber: „Wenn ich Gnade gefunden habe, oh Gott!“ Und um deiner Verheißungen willen, die du den Vätern gemacht hast, bindet er dieses Volk an Gottes Gnade.
Dann bekommt er die Antwort, Vers 10: „Siehe, ich mache einen Bund.“ Das ist die Erneuerung des Bundes. „Vor deinem ganzen Volk will ich Wunder tun, die nicht gewirkt worden sind auf der ganzen Erde und unter allen Nationen.“ Das Volk, in dessen Mitte du bist, wird das Werk des Herrn sehen.
Dann steht da: „Denn furchtbar ist, was ich mit dir tun werde.“ Man kann das auch übersetzen, und ich denke, das ist eigentlich gemeint: „Denn furchterregend ist, was ich mit dir tun werde.“ Was ich mit dir tun werde, wird Furcht erwecken. Welche Furcht? Gottesfurcht.
Die krönende Methode Gottes zur Willigkeit seines Volkes
Und jetzt kommt diese krönende Methode, die Gott verwendet, um Gottesfurcht in das Herz seines Volkes zu legen, sodass sein Volk willig wird. Wie tut Gott das? Wie schafft Gott es, Gottesfurcht in unsere Herzen zu legen, sodass wir ihn lieben, an ihm hängen und ihm gehorchen?
Jeremia hat angekündigt, dass genau das im Neuen Bund geschehen werde. In Jeremia 32,40 heißt es: „Ich werde einen ewigen Bund mit ihnen machen, dass ich nicht von ihnen lassen werde, ihnen wohlzutun. Ich werde meine Furcht in ihr Herz legen, damit sie nicht von mir abweichen.“
Gott sagt also zu Mose: „Ich werde so handeln, dass das Volk Furcht lernen wird. Furchterregend ist, was ich mit dir tun werde, mit dir, Mose!“
Wie das genau geschieht, wird am Ende des Kapitels beschrieben, in den Versen 29 bis 35. Dort wird die Herrlichkeit Gottes im Angesicht des Mittlers dargestellt.
Die Herrlichkeit Gottes im Angesicht des Mittlers
Mose kommt jetzt vom Berg herab. Er wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts strahlte, weil er mit Gott geredet hatte (2. Mose 34,29). Aaron und die Kinder Israel sahen Mose an, und siehe, die Haut seines Angesichts strahlte. Sie fürchteten sich, ihm zu nahen. Das ist die Furcht vor Gottes Herrlichkeit.
Mose rief ihnen zu, und was geschieht? Sie wenden sich ihm zu. Christus ruft uns, und in seinem Angesicht sehen wir Gottes Herrlichkeit. Er ruft uns, und wenn er uns ruft, können wir nicht anders, als zu kommen. Wir sagen einfach: Da bin ich. Dann redet er zu uns. Und dann geschieht an uns, was hier an den Kindern Israel geschah.
Mose redet zu ihnen, er rief ihnen zu, und sie wandten sich zu ihm – Aaron und alle Fürsten in der Gemeinde. Mose redete zu ihnen, und danach näherten sich alle Kinder Israel. Er gebot ihnen alles, was der Herr auf dem Berg Sinai zu ihm geredet hatte.
Und was ist diesmal das Ergebnis? Kapitel 35 beschreibt es. Das sind jetzt die Wunder, die Gott angekündigt hatte. Gott hatte Mose gesagt: „Ich werde vor deinem ganzen Volk Wunder tun, die nicht gewirkt worden sind auf der ganzen Erde, unter allen Nationen“ (2. Mose 34,10).
Diese Wunder sind keine gewöhnlichen Zeichen, wie wir sie im zweiten Buch Mose gefunden haben. Diese Wunder sind, wie in Kapitel 35 beschrieben, ein Volk, das mit einem Mal willigen Herzens ist. Das ist wohl das größte Wunder, das es gibt: wie Gott Eigenwillige willig machen kann.
So steht es im Vers 4, Kapitel 35: Mose sprach zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sagte: „Dies ist das Wort, das der Herr geboten hat, indem er sprach: Nehmt von euch ein Hebopfer für den Herrn, jeder, der willigen Herzens ist.“ Dann wird der Befehl wiederholt.
Und das Ergebnis? In Vers 20 heißt es: „Die ganze Gemeinde der Kinder Israel ging von Mose hinweg, und sie kamen, jeder, den sein Herz trieb, und jeder, der willigen Geistes war.“ In Vers 22: „Die Männer kamen mit den Frauen, jeder, der willigen Herzens war.“ In Vers 26: „Alle verständigen Frauen, die ihr Herz trieb, spannten das Siegen her.“ In Vers 29: „Die Kinder Israel, alle Männer und Frauen, die willigen Herzens waren, brachten eine freiwillige Gabe dem Herrn.“
In Kapitel 36, Vers 2 heißt es: „Jeden, den sein Herz trieb, ans Werk zu gehen, um es zu machen.“ Vers 3: „Diese brachten ihm noch freiwillige Gaben, Morgen für Morgen.“ Vers 5: „Das Volk bringt viel, mehr als genug für die Arbeit des Werkes, das der Herr zu machen geboten hat.“
Hier haben wir ein Volk mit willigen Herzen. Das ist das Wunder, das sind die größeren Wunder, von denen der Herr spricht. Und wie machte er das Volk willig? Dadurch, dass sie jetzt Gottes Gebote hörten, aber diesmal von jemandem, in dessen Angesicht Gottes Herrlichkeit strahlte.