Herr, in diesen bewegten Tagen, in denen alles erschüttert wird, möchten wir erfahren, wie du und deine Hand uns trägt – auch angesichts des Grauens des Todes.
Auch wenn unheimliche Zerstörungsmächte in dieser Welt wüten, mach uns fest und gewiss, dass wir von dir reden können – in unserer Nachbarschaft und in unserer Umgebung.
Lass uns fröhlich unseren Weg gehen und wissen, dass du uns auch durch dunkle Zeiten und durch dunkle Täler führst. Amen.
Einführung in das Leben im Licht
Wir sind nun bei Kapitel 120: Das Leben im Licht. Beim letzten Mal hatten wir praktische Hinweise dazu. Vor vierzehn Tagen war Rolf Brune zu Gast und sprach über das Leben ohne leeres Gerede. Er ermutigte uns, nur das Gute zu reden, damit es denen, die es hören, zum Segen gereicht.
Jetzt kommen wir zu Kapitel fünf: Das Leben im Licht.
So folgt nun Gottes Beispiel als seine geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat. Er hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer für Gott zu einem lieblichen Geruch.
Von Unzucht, jeder Art von Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare, närrische oder lose Reden stehen euch nicht zu, sondern vielmehr Danksagung.
Denn ihr sollt wissen, dass kein Unzüchtiger, kein Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
Lasst euch von niemandem mit leeren Worten verführen. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
Darum seid nicht ihre Mitgenossen. Denn ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.
Die Frucht des Lichts ist lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis. Deckt sie vielmehr auf.
Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden, ist schändlich.
Das alles aber wird offenbar, wenn es vom Licht aufgedeckt wird. Denn alles, was offenbar wird, das ist Licht.
Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt – nicht als Unweise, sondern als Weise – und kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit.
Darum werdet nicht unverständlich, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
Ermuntert einander mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern. Singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen.
Sagt Dank Gott dem Vater allezeit für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Die Herausforderung der aktuellen Zeit und die Rolle der Christen
In solchen bewegten Tagen, wie wir sie gerade erleben, kann man in seiner unmittelbaren Nähe immer wieder beobachten, wie die Leute jedes Wort, das man spricht, in Beziehung zum Geschehen, etwa im Golf, bringen. So kommt es auch, dass bis hinein in christliche Gemeinden viele fragen: Was bedeutet nun das, was hier steht? Da steht auch, wir sollten Liebe üben. Also muss man doch gegen den Krieg im Golf sein?
Darf ich kurz eine Vorbemerkung machen? Denn es ist heute wirklich schlimm, wie die Dinge durcheinandergehen. Es gibt zwei Weisen, wie Gott die Welt regiert. Die eine Weise ist, dass Gott in unserer chaotischen Welt seit Jahrtausenden Gerichtsordnungen gesetzt hat. Diese Ordnungen machen überhaupt noch ein Minimum an Leben möglich.
Zu diesen Ordnungen gehört auch die Polizei. Sie kann nicht einfach auf der Straße stehen und einem Verkehrssünder sagen: „Ach, lieber Mann, wie schön!“ Stattdessen müssen sie eine Strafe verhängen, die weh tut. Wenn die Strafe nicht weh tut, fährt der nächste wieder bei Rot über die Ampel. Unsere Welt wird nur durch solche Notordnungen aufrechterhalten.
Wenn ein Richter straft, heißt das nicht, dass die Strafe einem Waffenproduzenten wehtun muss, sonst hätte sie keinen Wert. Die Strafe muss eine Vergeltung sein. Oft wird das falsch verstanden, wenn gesagt wird: „Das Auge um Auge“ sei alttestamentlich. Nein, das sind maßvolle Strafen. Es ist eine Ordnung, die nicht nur alttestamentlich ist, sondern auch hinter unserer heutigen Rechtsordnung steht.
Man sperrt Leute nicht ins Gefängnis, weil sie dort besser werden sollen, sondern damit sie das nächste Mal nicht wieder straffällig werden. Die Botschaft lautet: „Pass auf, wenn du so etwas tust, wirst du eingelocht, und die Strafe tut weh.“ Warum zahlt jemand eine Strafe von ein paar Tausend Mark, aber keine Steuerschulden? Weil er etwas falsch gemacht hat und dafür büßen muss. Das ist die Weltordnung, die nichts mit dem Christentum zu tun hat.
Wenn man diese Ordnung nicht mehr hat, geht es in der Welt drunter und drüber. So herrschen die Machthaber dieser Welt. Das ist ein Zeichen unserer gefallenen Welt, seit dem Bund, den Gott mit Noah geschlossen hat: „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll wieder vergossen werden.“
Christus hat ein geistliches Reich aufgerichtet, und das wird oft verwechselt. Dieses geistliche Reich ist dort, wo Menschen unter Christus leben, die keine Armee brauchen. Sie gehen in Straflager, wie in der Sowjetunion, und lassen sich peinigen. Aber deshalb heben sie die Weltordnung nicht auf. Solange diese Welt besteht, wird es notwendig sein, gegen Missstände mit allen Mitteln vorzugehen.
Wir erleben, dass unheimliche Mächte sich entladen und durch äußere Ordnungen zurückgehalten werden. Das zeigt auch die jüngste Geschichte unseres deutschen Volkes. Wir wissen, dass der Tyrann Adolf Hitler nur durch einen schrecklichen Krieg gestoppt werden konnte. Ich habe es jedem amerikanischen Besucher gesagt: Wir danken euch für das Blutopfer, das ihr gebracht habt, damit wir heute Freiheit haben.
Es ist furchtbar, dass die Welt nur noch so bestehen kann. Aber das hat mit unserem Text nichts zu tun. Wir müssen die Dinge auseinanderhalten. Der Text gibt für unsere Weltsituation nichts her, sondern für unser Leben hier.
Jetzt leben wir nach der Ordnung Christi und nicht nach der Ordnung der Welt mit den Fäusten. Das betrifft unser Leben. Die Bibel spricht nicht nur über den Golf. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alle Themen in alle Verkündigungen unter dem Golf-Thema behandeln. Dieses Thema wollen wir an seinem Platz behandeln.
Die Bibel sagt auch einiges dazu. Wir haben es am Sonntag probiert, aber heute Abend geht es um unser Leben. Und da müssen wir sehen, an welchem Platz wir stehen.
Leben als Nachfolger Gottes in der Liebe
In unserem Lebensbereich geht es um ganz andere Fragen. Folgt nun Gottes Beispiel als seine geliebten Kinder und lebt als Bürger des Reiches Christi dort, wo ihr seid.
Darf ich das noch einmal begründen? Paulus hat sich nicht mit den Römern angelegt, nicht mit der Rechtsordnung des römischen Reichs, nicht mit Pilatus, auch nie mit Jesus oder dem Hohen Rat. Er hat dort nicht umstürzlerisch gewirkt. Das ist nicht Christenart. Wir müssen das immer sauber auseinanderhalten.
Aber es steht geschrieben, dass wir Gottes Nachfolger sein sollen. Wie kann man überhaupt so einen Maßstab an sein Leben anlegen? Ich soll Gottes Nachfolger sein? Schwieriger Mensch, ich soll Gottes Nachfolger sein? Oder ich soll leben wie sein Kind, artgemäß wie Gott? Oder so leben in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat?
Können Sie überhaupt so eine hohe Messlatte ertragen? Vielleicht sagt jemand: Ja, das mache ich doch. Aber dann ist er überheblich. Können Sie wirklich wie Christus lieben? Gottes Nachfolger sein, leben als seine Kinder – das ist ja unheimlich schwer.
Und wenn wir heute Abend auseinandergehen und sagen: Jetzt nehmen wir uns das vor, ich will leben wie Gott, dann müsste uns jemand schütteln und sagen: Du bist verrückt, du bist vermessen, das schaffst du doch nie! Wir kennen dich doch. Du musst doch deine Schwächen kennen. Das hat doch gar keinen Wert.
In unseren Häusern geht es doch auch spannungsreich zu, in unseren Familien, in unseren Ehen. An unseren Arbeitsplätzen, wo wir mit anderen zusammenarbeiten, in christlichen Werken, geht es auch nicht viel harmonischer zu – bestimmt nicht. Und trotzdem sollen wir leben wie Gottes Nachfolger.
Deshalb möchte ich Ihnen noch einmal in Erinnerung rufen, was wir vorher im Epheserbrief finden und wie dieses Wort gemeint ist. Zum Beispiel Epheser 3,17: „Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen, und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet.“ Paulus möchte nicht, dass wir jetzt rausgehen und uns anstrengen, wie Christus zu werden. Sondern: Lebt doch in Christus! Geht nach Hause und freut euch! Christus möchte in euch wohnen. Nehmt es dankbar an, es ist ein Geschenk. Christus will in dir wohnen.
Oder Epheser 4,15: „Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe und in allen Stücken wachsen zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“ Lebe doch mit Christus! Dann bist du Nachfolger Gottes, dann bist du einer, der liebt wie Christus, dann bist du sein Kind.
Oder Epheser 2,10: „Wir sind sein Werk, ein Modell der Christusmacht, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat.“ Gott wird vor dir herangehen, Gott wird dir die Tür öffnen. Wissen Sie eigentlich, dass Gott nur noch auf die Hingabe unseres Herzens wartet? Dann möchte er uns morgen früh das erleben lassen.
Er wird den Weg bereiten. Wir müssen das gar nicht erkämpfen oder erstreiten. Er lässt uns in den Schoß fallen, er gibt uns freimütig.
Epheser 2,9: „Aus Gnade seid ihr gerettet worden. Es ist euch einfach zugesprochen, ihr dürft so leben als seine Kinder.“
Oder Epheser 1,19: Ich habe das ganz wahllos nur so herausgesucht. Sie können noch viel mehr entdecken, wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde.
Jetzt wirkt die Kraft Christi in uns. Darum sagt Paulus: Ihr könnt auch eure Lebensverhältnisse entsprechend ändern. Wie machen wir das jetzt?
Jetzt geht es um unsere Familien, um unser Leben, um unser Reden, um unser Tun. Also bitte nicht verkrampfen! Es gibt so viele verkrampfte Christen. Sondern freut euch! Ihr dürft diese Gnade jetzt annehmen.
Heute Abend möchte ich Sie einfach noch einmal fragen: Haben Sie das festgemacht? Sagen Sie: Ich nehme die Gnade an, dass Christus mich annimmt?
Wie geschieht das? Ich lege mein Leben hin, sage: Herr, vergib mir! Und ich nehme diese Begnadigung aus deiner Hand an, dass du mir alle Schuld durchstreichst, dass ich dein Kind sein darf, dass du mit deiner Macht in mir wirken willst.
Die praktische Umsetzung christlicher Liebe in der Gemeinde
Und jetzt ist es wichtig, dass Christen anders leben sollten. Ich höre oft, dass Leute sagen: „Ich bin enttäuscht von dieser Gemeinde, ich habe erwartet, dass man sich um mich kümmert.“ Es gibt Menschen, die einfach von Ort zu Ort reisen und darauf warten, wie viele Streicheleinheiten sie dort bekommen. Das ist sicher immer wieder schwierig.
Ich weiß, wie es in unserem Kreis auch ist. Wir treffen uns ja auch nur hier, mit treuen Freunden und Mitarbeitern. So kann es natürlich nicht immer sein, dass wir immer gerade den Letzten entdecken. Wir versäumen sicher viel, und das ist schade.
Aber ich möchte das besonders denen sagen, die immer nur mit Erwartungen kommen und fragen: „Was wird mir an Liebe entgegengebracht?“ Paulus meint: Gib doch du die Liebe weiter. Ich möchte jeden bitten, dies zu praktizieren.
Ich fordere Sie immer wieder auf: Unterhalten Sie sich bitte nicht nur mit Ihren Bekannten, sondern wenden Sie sich auch den anderen zu und geben Sie ein Stück Liebe weiter. Denn es ist doch etwas Schönes, wenn wir uns überlegen: Was darf ich heute Abend an Güte, Freundlichkeit, Ermutigung und Stärkung an andere weitergeben?
Es ist wirklich etwas Schönes, wenn man einen anderen aufrichtet und erquickt. Es ist dann eben auch schön, dass die Gemeinde und die Gemeinschaft der Christen ein Stück Ausstrahlung haben darf. Ich weiß, dass viele das so empfinden und spüren.
Wir wollen uns also nicht dem Urteil von irgendwelchen Kritikern beugen. Stattdessen wollen wir immer wieder wissen: Es gibt ein alternatives Gemeindeleben, das sich nicht im Verhältnis zur Umwelt zeigt, sondern im Verhältnis der Liebe und der Kraft Christi, die in uns wirkt.
Liebe als Gabe und Opfer
Bringe deine Liebe ein! Aber wie macht man das? Wie kann man Liebe einbringen? Lebe so, wie Christus uns geliebt hat. Das ist kein verkrampfter Vorgang, sondern ganz einfach: Nimm dein Leben als Gabe und Opfer.
Das Entscheidende ist, dass ich in die Gemeinde komme und willig frage: Was darf ich einbringen? Was kann ich als Gabe für die Gemeinschaft geben? Ich komme nicht mit der Einstellung: Was nehme ich mit? Das ist das Problem in unserem Gemeindeverständnis, dass wir oft ein Konsumdenken haben. Stattdessen will ich heute Abend etwas bringen. Ich suche jemanden, den ich ein wenig aufrichten kann, jemanden, den ich erquicken kann, dem ich Liebe schenken kann.
Wie Christus uns geliebt hat, so gebt euer Leben als Gabe und Opfer Gott zu einem lieblichen Geruch. Dann bin ich ein Nachahmer Gottes, ein Kind Gottes, jemand, der liebt wie Christus. Mein Leben soll ein Opfer sein – das bedeutet, einen neuen Blick darauf zu haben.
Uns hat das ja alle einmal beeindruckt, wenn wir eine Diakonisse erlebt haben, die sich so verströmt im Dienst hat. Warum nur sie? Vielleicht haben Sie dann festgestellt, dass sie immer sagte, sie sei ungemein glücklich. Denn wirklich ist es ja immer befriedigender, etwas weiterzugeben als zu empfangen. Geben ist seliger als Nehmen. Sie haben sich immer gefreut, wenn sie einem anderen eine Freude machen konnten, wenn sie andere beglücken konnten.
Paulus sagt, das ganze Christenleben ist wirklich in der Spur Jesu so, dass wir es als Opfer geben – so wie Christus sein Leben nicht genommen hat, um etwas für sich herauszuschlagen. Heute haben wir oft eine große Lusterwartung. Mein Leben muss irgendwo eine große Erfüllung finden. Die Menschen sind voller Erwartungen und finden sie nicht, weil Ichbezogenheit niemals erfüllt. Man kann bis ins hohe Alter vorstoßen und wird enttäuscht sein. Nur das Geben macht selig.
Wie kann ich mit meinem Leben etwas geben? Ich muss immer auch jetzt beim Abschied von Frau Ludwig daran denken: Sie hat sich selbst, wie es bei Paulus heißt, als Opfer dargebracht. Die beiden Männer haben noch am Tag nach ihrem Tod den ganzen Gottesdienst versorgt, weil das Dienen für sie selbstverständlich ist. Sie sagten: Was sollten wir jetzt anders tun, als hier der Gemeinde zu dienen? Das hat mich sehr beeindruckt. Sie haben nicht gesagt: Jetzt ist unsere Privatzeit dran. Stattdessen dienen sie und sagen, es macht sie so glücklich, an diesem Dienst zu stehen.
Das ist schön, denn dieser Dienst gibt mehr Lohn, als man erwarten kann. Es ist kein Opfer, das verzichtet. Der Dienst für Jesus lässt einen nie verzichten, sondern beschenkt – auch wenn jemand schwere Opfer auf sich nimmt. Nein, er gibt mehr Lohn, als man erwarten kann. Kein guter Trunk bleibt unvergolten.
Denken Sie jetzt bitte nicht nur an die Diakonisse, sondern an Ihren alltäglichen Dienst morgen, wenn Sie Ihre Arbeitskollegen treffen. Denken Sie an Ihre Familienverhältnisse, an Ihre Nachbarn. Geben Sie Ihr Leben als ein Opfer. Überlegen Sie einmal: Wie kann ich etwas geben? Das ist der Weg der Christen.
Liebe in schwierigen Beziehungen
Liebe kann man nur an schwierigen Menschen üben. Liebe funktioniert gerade dort.
Ich möchte auch denen Trost spenden, die vielleicht denken, dass das manchmal eine Täuschung ist. Denn auch Ehen sind immer schwierig und problematisch. Sie können nur in der Liebe ertragen werden. Es hat noch nie eine Ehe gegeben, die anders funktioniert hat als durch geduldige, liebende Menschen.
Es gibt immer einige, die meinen, sie hätten einfach Pech gehabt und einen komischen Mann erwischt. Wer uns Männer kennt, weiß, dass wir alle komisch sind. Doch genau darin liegt die Liebe. Nur in der Liebe funktioniert es. In der Liebe ist es wunderbar, dass sich Menschen plötzlich verwandeln.
Ich habe aus meinem Bücherschrank ein Buch herausgezogen, das ein alter Schinken ist. Friedrich Baun, ein württembergischer Pfarrer, erzählt darin von den Gemeinschaften der pietistischen Gemeinschaftsstunden. Er berichtet viele Geschichten von der Nächstenliebe.
Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, die vom Korntaler Rettungshaus handelt, das später ein Kinderheim wurde. Der Gründer von Korntal, Hoffmann, saß in einem Gemeindegasthaus. Da kam ein sechsjähriger Junge herein und bettelte. Der Ärger der frommen Pietisten war groß.
Was tut so ein Kerl schon? Warum bettelt er um Geld, anstatt etwas Anständiges zu arbeiten? Sicher, der Junge kam aus schwierigen Verhältnissen, aber so hatte es keinen Wert. Mit dem Geld würde er nur Unfug machen.
Dann sagte Hoffmann zu seinen Nebensitzern: „Wenn ich Geld hätte, würde ich ein Rettungshaus bauen, um solche Kinder aufzunehmen.“
Ein Kutscher, der nur ein Angestellter eines Stuttgarter Herrn war, zog einen Sechstel von einem Batzen aus seinem Geldbeutel und sagte: „Wenn Sie Geld brauchen, gebe ich Ihnen einen Sechstel von einem Batzen.“
Hoffmann antwortete: „Dann ist es der Ruf Gottes für mich zu beginnen.“
Die Liebe trieb ihn an, und so entstand das wunderbare Korntaler Heim für Kinder.
Liebe braucht natürlich auch ihre Form. Ich darf Sie immer wieder darauf hinweisen, dass die großen Spezialisten der Diakonie sagen: Gib nie ein Almosen, sondern helfe richtig. Kinder müssen aufgenommen, gelehrt und ihnen eine Heimat gegeben werden.
Gerade was in Korntal oder in Wilhelmsdorf an Liebe aufgebracht und gezeigt wurde, ist bemerkenswert. Sicher gibt es viel Spott, auch von Ungläubigen gegenüber Christen. Doch all jene, die etwas tiefer sehen, wissen, wie viel Liebe dort weitergegeben wurde.
Ich habe selbst gesehen, wie eine Tochter, die lange Zeit im Kinderheim mitgeholfen hat, aus trostlosen Verhältnissen kommt. Solche Kinder sind oft sehr zerrüttet und leiden auch unter den Müttern, die sie haben.
Diese Mütter reißen die Kinder sonntags heraus und überschütten sie mit Geschenken. Vor Weihnachten haben diese Mütter besonders viel Angst, weil dann die ganze Geschäftswelt von Stuttgart und der Umgebung Leonbergs das Kinderheim bis unter das Dach mit Geschenken vollstopft, um ihre Pflicht abzuleisten. Sie sagen: „Schaut, wir sind doch auch sozial.“
Aber das ist nicht die Liebe, die diese Kinder brauchen. Sie brauchen eine andere Liebe. Wahrscheinlich können nur Menschen, die ganz in der Liebe leben, diese Liebe geben. Menschen, die in der Liebe Jesu leben.
Liebe im Alltag und Umgang mit schwierigen Menschen
Jetzt übertragen Sie das einmal auf Ihre schwierigen Verhältnisse. Da wird erzählt von einem meiner Vorfahren, Kullen in Hülben. Dort seien Möbelpacker gekommen und hätten eingeladen. Einer von ihnen sei ein ganz widerlicher Kerl gewesen. Er hätte furchtbar geflucht und mit jedem Streit angefangen.
Dann hätte Friedrich Christian Kullen, das war mein Urgroßvater, ihm nur mit einer ganz zuvorkommenden Höflichkeit gedient. Er sei ihm entgegengekommen und habe ihm ein fürstliches Trinkgeld gegeben. Danach sei dieser Mann der liebste von allen gewesen. Die Liebe kann schwierige und sogar böse Menschen verwandeln.
Sie haben das auch schon erlebt. Eigentlich wollte man jetzt gerade von Biografien erzählen. Die Tante Hanna Faust in Wuppertal war so ein Original. Sie hatte einen Scheusal von Mann, der nur durchgepeitscht hat. Diese Hanna Faust hat ihn, wie er später sagte, kaputt geliebt.
Sie ist mit ihren Zigarren durch Wuppertal gerannt und hat sie den Männern geschenkt. Sie war eine Christin, die anderen das gab, was sie brauchten: richtige Zigarren, nicht solche Backpfeifen. Sie hat einfach den Menschen Liebe gezeigt, auf jede mögliche Weise, wie sie angenommen wurde, und ihnen das gezeigt.
Daran will ich heute Abend lernen: Für mich lebt Liebe.
Umgang mit Unzucht, Unreinheit und Habsucht
Von Unzucht und jeder Art von Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein. Auch mit diesen närrischen Scherzen – manche meinen, man dürfe keine Witze machen. Hoffentlich ist das nicht gemeint. Vielmehr ist gemeint, wie der Freiherr vom Stein einmal erlebte: Es war beim Herzog zu Weimar, bei einem abendlichen Zusammensein. Neben dem Herzog saß ein junger Offizier, und der Herzog erzählte einen obszönen Witz nach dem anderen. Daraufhin stand der Freiherr vom Stein auf und sagte, es könne nicht gut um unser Land bestellt sein, wenn Majestäten vor jungen Offizieren solche Witze erzählen.
Der Herzog zu Weimar hat den Freiherrn vom Stein daraufhin scharf zurechtgewiesen. Aber genau das ist in der Bibel gemeint. Ich glaube, es ist manchmal nötig, etwas zu erleiden – nicht in der arroganten Weise des Hochmütigen, der verurteilen will, sondern so, wie es manchmal nötig ist, zu sagen: „Ich will in dieser Gemeinschaft nicht sein.“ Christen müssen auch einen Raum verlassen können und manchmal verlassen müssen. Nicht, wenn sie beleidigt sind, sondern wenn sie feststellen, dass hier etwas verhandelt wird, das sich mit dem Heiligen Geist nicht mehr verträgt.
Das war auch der Grund, warum Christen gewisse Veranstaltungen nicht mehr besuchen können. Wo die Grenze liegt, muss jeder selbst wissen. Aber es geht nicht darum, dass es keine Fröhlichkeit geben soll, keinen Spaß und keine Freude. Unsere Kinder sollten gerade in einem Übermaß Freude erleben und sich an all dem Schönen ergötzen können, das uns erheitert und Freude macht.
Mich hat immer beeindruckt, wie der Schweizer Komiker Emil es schafft, dass er in all seinen Stücken, wenn ich es richtig beobachtet habe, kaum jemals außerhalb von Geschmack und Sittlichkeit gerät. Er bleibt immer auf einem Niveau, bei dem man selten peinlich berührt ist. Dafür habe ich Achtung, und das sollte man ihm auch sagen. Der offene Abend hat ihn ja mal eingeladen und ihm dafür gedankt.
Wir sollten einfach wissen: Es gibt Dinge, die sich nicht mit unserem geistlichen Leben vertragen. Das ist heute besonders wichtig. Es ist sicher schwierig. Ich weiß nicht, wie lange man das Fernsehprogramm noch einfach so konsumieren kann. Es belastet uns immer stärker, und Sie müssen wissen, wie sehr es auch Ihr Gemüt beeinflusst.
Die Habsucht ist auch gemeint. Viele Christen meinen, das sei Sparsamkeit, aber es ist Habsucht. Auch Geiz nennt die Bibel beim Namen – nicht Sparsamkeit. Man muss aufpassen, was das ist, und es darf in unserem Leben keinen Raum greifen. Wie viele Spannungen entstehen dadurch! Der Schwabe sagt, das „päbt“, aber das ist etwas ganz anderes. Es ist eine Sünde, die uns kaputt macht, zerstört und vergiftet.
Auch der Neid ist gemeint, wenn man dem anderen etwas nicht gönnt. Kein Habsüchtiger hat Anteil am Reich Gottes. Ich habe so viel Liebe erlebt, auch von Christen, die schenken. Oft ist es für uns schwer, und ich muss sagen, es ist auch richtig schwer für unsere liebe Frau Wette, die an dieser Stelle in unserem Werk sitzt, wie viele Menschen freigebig geben – bis hin zu den Alten im Altenheim, die nichts mehr haben. Es fängt bei jungen Menschen an, die von ihrem Konfirmationsgeld schenken. Man kann nur sagen: Es liegt ein Segen darauf, sonst hätte ich es gar nicht erleben wollen.
Sie wissen, dass ich nicht betteln will und es auch nie tun werde, weil Gott das nicht nötig hat. Aber wir müssen in unserem Leben prüfen: Wo liegen die Schwachstellen? Wenn ich mein Leben als Opfer gebe, brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Dann muss ich frei leben. Das sind ganz praktische Dinge.
Liebe frei von den Dingen dieser Welt – Klärung mit der Unzucht, mit der Unreinheit, mit der Habsucht – denn der Zorn Gottes kommt. Ihr dürft nicht Mitgenossen sein, ihr dürft nicht Kumpane dieser Sache sein. Lebt als Kinder des Lichts!
Kennzeichen des Lebens im Licht
Und wo das Licht ist, da ist alles durchscheinend und hell. Die Frucht des Lichtes heißt im Vers 9 lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Unser Leben muss in Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit durchscheinen.
Wir sprechen in unserem Gottesdienst vielleicht auch zu wenig darüber und haben oft eine Scheu davor, zu sagen, was ein Christenleben kennzeichnet. Es sind nicht die Taufe, nicht die Konfirmation und nicht die Kirchenmitgliedschaft. Vielmehr kennzeichnen Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit das Christenleben.
Auch bei der Gerechtigkeit sagt Gottes Wort viele Dinge so klar, dass kein unrechtes Gut dabei sein kann. Wir leben heute in einer Zeit, die von verwilderten Sitten geprägt ist. Zum Beispiel die Sache mit dem Annehmen von Geschenken, wie sie in der Politik eine Rolle spielt. Die Bibel regelt das eindeutig.
Wie wird es bewertet, wenn ein Richter ein Geschenk annimmt oder ein Lehrer? Wenn morgen ein Lehrer von einem Elternteil einen Urlaub im Ferienhäuschen geschenkt bekommt, ist das eine furchtbare Geschichte. Das geht nicht. Er muss es bezahlen, damit er nicht abhängig wird. Er betrügt, das ist nicht mehr gerecht.
Was furchtbar ist, wissen schon unsere Kinder: Lehrer sind nicht gerecht, sie geben die Noten nicht richtig. Meine Nachbarin hatte weniger Fehler und bekam eine bessere Note. Das klingt ganz empfindlich, entschuldigen Sie. Es muss uns aber bewusst sein, dass die Gerechtigkeit unser Leben prägt und die Wahrheit prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist.
Wir haben keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern decken sie vielmehr auf, auch das, was heimlich getan wird. Für uns ist gar nicht die Frage, ob es ans Licht kommt, sondern ob es so ist. Bei vielen Leuten ist nur das Schlimme, wenn es ans Licht kommt. Solange es verdeckt bleibt, wird es nicht gesehen.
Wir sollen so leben, dass alles jederzeit aufgedeckt werden kann. Wir sollen immer im Licht und in der Gegenwart Gottes leben. Sicher hat uns das in unserer Kindheit schon viel geholfen: die Gewissheit, dass Gott uns sieht, alles weiß und wir vor ihm durchschaubar sind.
Alles wird offenbar werden, wenn es vom Licht aufgedeckt wird.
Weisheit und kluges Leben im Licht
Jetzt sind da noch ein paar Ermahnungen von Vers 15 bis Vers 20, die können wir hier noch zusammenfassen: Lebt doch klug und weise. Wir hatten das neulich auch in einem Gottesdienst, darum können wir es hier etwas kürzer machen.
Lebt doch vernünftig! Du musst doch einfach wissen, dass das nichts bringt. Du wirst doch nicht wegen ein paar Vorteilen dein ewiges Heil verspielen. Es ist doch klar, dass das mein Handeln prägt, weil ich weiß, ich bin sonst einer, der die Ewigkeit verliert. Ich werde doch nicht jetzt in dieser Welt so närrisch sein und um eines irdischen Gewinns willen die Ewigkeit verlieren.
Es hilft ja auch sehr, wenn Sie sich in so schwierigen Stunden, etwa bei einer komplizierten Erbteilung, noch einmal bewusst machen: Es ist doch nur eins wichtig – dass ich nicht den Heiligen Geist betrübe. Was ich in Sachen bekomme, ist doch nicht wichtig. Wichtig ist, dass hier keine Spannungen entstehen. Wandle doch weise! Weise und plane doch die Ewigkeit mit ein und sei im Lichte Gottes.
Kaufe die Zeit aus, denn es ist böse Zeit, sagte er schon damals. Und wie sollten wir das heute erst sagen? Es gibt gar keinen Grund zur Panik. Ich habe auch den Eindruck, dass die Krise am Golf keine Zeichen dafür trägt, dass es eine besonders bedrohliche Situation für uns werden könnte. Sicher, man kann sich alles ausmalen, was kommen könnte, aber immer sollte es ein Warnruf für uns sein, dass wir unser Herz nicht an die Güter hängen. Nicht an das Spargut, an die Konten und an die Dinge. Unser Leben ist nur ein Hauch.
Kauft die Zeit aus, es ist eine böse Zeit. Die Zeit hat etwas, das unser Herz verführen will und uns an lauter irdische Dinge bindet. Es könnte doch sein, dass diese Krise uns auch ein wenig wieder zum Eigentlichen zurückbringt. Es wäre schön, wenn heute auch manche Leute aus unserer Nachbarschaft sich wieder einladen ließen. Wir sagen ihnen: Haben Sie Angst? Kommen Sie so mit! Im Gottesdienst wird von unseren Ängsten gesprochen. Wir wollen das auch richtig so aufnehmen, dass wir den Menschen eine Antwort geben. Aber eine Antwort, die sie hineinstellt in den Schutz Gottes, wo man allein geborgen ist.
Kauft die Zeit aus, es ist eine böse Zeit. Es ist eine Zeit der Versuchung, eine Zeit, die uns immer wieder so handeln lässt, als könnten wir hier ewig leben. Wie närrisch lebt man!
Denken Sie noch einmal daran, wie das in manchen Filmen gezeigt wird. Etwa im Film kann man das so schön anschauen: Da tanzen sie ganz verrückt, so 1943, und dann kommt der Bombenangriff, und die Häuser versinken im Schutt. Und dann singen sie: „Wir leben nicht mehr lang, am dreißigsten Mai ist Weltuntergang“ und so weiter. Was ist der Mensch doch verrückt, wie er sich immer wieder leichtsinnig hinwegbetrügt über die Vergänglichkeit der Zeit!
Darum ist es für Christen wichtig, dass sie bewusst leben. Das heißt nicht, dass wir dauernd Angst haben, sondern dass wir sagen: Ach, wir wollen in der kurzen Zeit unseres Lebens nur noch Wichtiges tun und Dinge, die unser Herz füllen. Da wollen wir Fröhlichkeit machen, wir wollen Urlaub machen, und wir haben auch keine Angst.
Ich werde diese Woche auch noch fliegen, ich habe keine Sorge. Frau Vögeli wird im Februar nach Afrika fliegen, das ist kein Problem. Wir stehen immer in Gottes Hand. Man kann schon in Stuttgart auf der Hohenheimer Straße tödlich verunglücken, und in der Straßenbahn auch. Man kann die Treppe im Treppenhaus herunterfallen, und manche sind sogar schon im Bett gestorben. Also ist es überall gefährlich zu leben.
Das ist nicht der Grund, dass ich Angst habe, sondern dass ich die Zeit auskaufe und auch nicht dauernd von den Krisen rede, sondern fröhlich meinen Weg gehe, weil ich weiß: Ich lebe im Lichte Gottes. Kaufe die Zeit aus!
Umgang mit Zeit und Lebensgestaltung
Was darf ich mit meiner Zeit machen? Das war mir leid, denn bei meiner Predigt damals gab es ein Missverständnis. Es klang so, als hätte ich etwas gegen Zeitplanung oder Zeitsysteme. Das wollte ich aber nicht sagen.
Mein Punkt war vielmehr, dass es nicht darum geht, einen minütlichen Kalender zu führen. Vielmehr geht es darum, die Zeit sinnvoll zu nutzen, sodass man es später nicht bereut.
Es gibt auch verrückte Beispiele, wenn jemand ständig meint, er müsse jetzt sofort etwas tun. Wir hatten im Studium so einen Mitstudenten, der immer vom Essen im Dauerlauf zur Bibliothek gerannt ist und wieder zurück, nur um die Zeit auszunutzen. Das ist ein Spleen, da ist jemand krank.
Es geht aber auch darum, sich richtig zu freuen, die Freizeit zu genießen und das Leben zu genießen – aber in Dankbarkeit vor Gott. Die Zeit, die uns gegeben ist, ist eine von Gott geschenkte Gnadenzeit. Diese sollte man richtig nutzen.
Man kann natürlich dauernd sagen: „Oh, es ist schon wieder ein Tag weniger von meinem Leben“ und in Angst leben. Oder man sagt: „Gott schenkt mir noch einen Tag, wunderbar!“ und nimmt jeden Tag dankbar aus seiner Hand.
„Werdet nicht unverständlich, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.“ Es geht jetzt gegen alle Formen von Rauschmitteln. Nicht nur am Wein kann man sich berauschen, man kann sich auch in seinen Gefühlen berauschen.
Lasst euch aber vom Geist Gottes erfüllen. Der Geist Gottes ist kein Rauschmittel. Er ist ganz nüchtern. Mich stört immer diese Verwechslung heute, dass man so tut, als sei der Geist Gottes etwas Gefühliges, Weltfernes.
Der Geist Gottes ist ganz real und nüchtern. Wenn uns der Geist Gottes erfüllt, sind wir Menschen der Liebe, der Nüchternheit, der Wahrheit und der Treue. Wir werden nach dem Willen Gottes geformt.
Das können Sie ganz einfach merken: Der Geist Gottes ist der Geist, der Jesus erfüllt hat. Jesus ist auch nicht den ganzen Tag im „Halleluja-Sound“ herumgelaufen. Jesus war nüchtern, männlich, hat mit Menschen geredet und konnte auch streiten.
Der Geist, der Christus erfüllt hat, hat gar nichts von diesem Sentimentalen. Stattdessen heißt es: „Ermuntert euch mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen.“
Heute haben wir das Singen ja weithin verloren. Ich bin auch nicht glücklich, dass die Lieder so stark nur noch auf Anbetungslieder gehen. Diese werden oft zu kurzen Ohrwürmern, die man nicht lange singen kann und die immer kürzer werden.
Ich liebe unsere schönen Gesangbuchlieder. Was mich besonders freut: Frau Ludwig hat noch in ihrer schweren Krankenzeit viele Lieder auswendig gelernt. Diese Lieder haben eine ungemeine Kraft bis in die letzten Minuten des Sterbens hinein.
Holen Sie sich diesen Schatz auch wieder, denn viele Menschen wurden durch diese Lieder getröstet. Mit den Liedern kann man sich ermahnen, andere ermahnen und sich gegenseitig etwas vorsingen.
Ich freue mich immer, wenn wir in der Bibelstunde auch die Lieder der Erweckungsbewegung singen können, auch Lieder aus dem internationalen Sprachraum. So singen wir mit Lobgesängen, Psalmen und geistlichen Liedern dem Herrn in unserem Herzen.
Heute ist es auch schön, dass man im Auto Lieder hören kann und sich überall erquicken kann. Diese Lieder geben uns eine ganz andere Stimmung.
Bei uns ist das Haus jetzt leer, aber ich bin meiner Frau dankbar, dass sie morgens mit mir immer noch ein Lied am Klavier singt. Unsere Nachbarn haben uns das noch nicht verboten. Auch am Sonntagmorgen, wenn es etwas früher wird.
Das ist doch ein anderer Anfang, wenn man sagt: „Was singen wir heute?“ und dann wenigstens zwei Verse miteinander singt.
Wenn Sie allein sind, dann singen Sie nicht nur in der Badewanne, sondern auch sonst. Singen Sie richtig schön und lesen Sie nicht nur. Durch das Singen merken Sie, wie die Schwermut weicht und die schweren Gedanken leichter werden.
Dankbarkeit in allen Lebenslagen
Und zum Schluss noch: Sagt Gott dem Vater allezeit für alles Dank, für alles.
Frau Bogisch, es war sicher nicht leicht, Dank zu sagen. Am Montag war doch die Losung: „Ich danke dir, dass du mich erhörst“ aus Psalm 118. Früher hat man das anders verstanden. Ich muss Jürgen Schwarz noch beauftragen, das zu klären, denn ich finde es im hebräischen Text nicht mehr. Luther hat es immer so übersetzt: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.“ In diesem Vers, Psalm 118, glaube ich Vers 21 oder 24, heißt es also: „Ich danke dir, dass du mich demütigst.“
Haben Sie schon einmal Gott gedankt, wenn er Sie demütigt hat? Sagt Gott Dank für alles, auch für die schwierigen Umstände. Die Reife des Glaubens zeigt sich auch darin, wenn man Gott für widrige Umstände danken kann. Zum Beispiel: „Herr, ich danke dir auch für die schwierigen Menschen, die du mir in den Weg gestellt hast. Ich danke dir für die Pannen meines Lebens. Ich danke dir für die Demütigung, denn da hast du mit mir reden können.“
Sagt Gott allezeit für alles Dank! Das heißt, die Zeit auszukaufen, die Zeit zu nehmen als eine Zeit, die von Jesus gegeben ist.
Unsere Mitarbeiter hatten gestern und heute gerade bei christlichen Fachkräften so viel wirklich schwierigen Ärger um komplizierte Dinge in Südafrika. Es ging um Einreiseformalitäten, um ein Fahrzeug, um Karnebestimmungen und Schutzgarantien von Banken und vieles mehr. Am Ende stellte sich heraus, dass das Auto noch gar nicht angekommen war.
Da habe ich gesagt: Jetzt müsst ihr einfach auch lernen, wenn Gott so etwas zulässt und man so viel Kraft und Zeit hineingesteckt hat, und am Ende alles umsonst war, dann will Gott euch dadurch etwas sagen. Man muss viel mehr leben und sagen: „Herr, ich kann es nur so nehmen, wie du es mir gibst.“ Das macht uns ruhig und gelassen.
Dann weicht auch der Ärger. Bei uns haben sowieso alle viel mehr Geduld als ich, und das macht mich froh. Aber es ist schön, wenn man so lebt und Gott allezeit für alles danken kann. Wenn Sie auch heute Abend danken können, so wie mit diesem Lied: „Danke für diesen schönen Morgen.“
Aber wir müssen es so machen: Danke für alles, was du mir gibst.