
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
In dieser Folge geben wir einen Überblick darüber, wer Ältester werden kann und welche Aufgaben auf einen Ältesten zukommen.
Daher lässt sich dieser Podcast vielleicht mit einem Wahl-O-Mat für die Auswahl von Ältesten vergleichen – wenn ich dieses Bild einmal verwenden darf. Er bietet eine Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen und zu erkennen, worauf man als Gemeindemitglied während des Prozesses der Ältestenberufung achten sollte.
Thomas, was meinen wir, wenn wir von Ältesten sprechen? Sind das Leute ab siebzig, die jeweils Älteste in der Gemeinde wählen können? Oder was darf ich darunter verstehen? Nein, natürlich nicht.
Älteste gehören zu einem Leitungsteam in einer Gemeinde, und der Begriff stammt aus dem Alten Testament. Eine hilfreiche Stelle ist 4. Mose 11, dort heißt es: „Und der Herr sprach zu Mose: Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, von denen du erkannt hast, dass sie Älteste des Volkes und seine Aufseher sind.“
Es fällt also auf, dass Gott selbst die Leitungsstruktur mit Ältesten gegeben hat. Das haben sich nicht Menschen ausgedacht. Schon im Alten Testament begegnen wir dieser Leitungsstruktur. Aber auch im Neuen Testament will Gott, dass seine Gemeinde durch Älteste geleitet wird. Diese Struktur ist, betone ich noch einmal, nicht von Menschen erfunden.
In 4. Mose 11 werden die Begriffe „Ältester“ und „Aufseher“ austauschbar gebraucht. Interessanterweise ist das auch im Neuen Testament so. In Apostelgeschichte 20 ruft Paulus die Ältesten der Gemeinde in Ephesus zu sich und sagt zu ihnen: „Habt Acht auf die Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat.“ Luther übersetzt an dieser Stelle statt „Aufseher“ sogar „Bischof“. Auch hier werden Ältester und Aufseher beziehungsweise Bischof also austauschbar verwendet.
Wenn ich von einem Ältesten rede, dann meine ich jemanden, der zusammen mit anderen Männern die Gemeinde leitet. Im Neuen Testament sind es immer mehrere Älteste, die eine Gemeinde führen, nicht nur einer.
Diese Ältesten sollten deutlich jünger als siebzig sein. Intern haben wir in der Gemeinde sogar die Regel, dass man ab siebzig sein Ältestenamt abgeben sollte. Das liegt daran, dass dieses Amt keine leichte Aufgabe ist und mit zunehmendem Alter eine größere Belastung sein kann.
Diese Regel ist jedoch eine pragmatische Lösung und keine biblische Vorgabe. Im Alten Testament setzte Gott den Priestern eine altersmäßige Grenze von fünfzig Jahren. Ab diesem Alter sollten sie aus dem Dienst austreten und ihren Brüdern, wenn diese es wollten, helfen. Sie waren dann also nicht mehr die Priester.
Wenn wir uns streng daran halten würden, hätten wir heute keinen Ältesten mehr, aber tatsächlich haben wir welche. Interessanterweise haben sich die Altersgrenzen im Alten Testament im Laufe der Zeit auch verändert.
Daraus folgt, dass das Alter nicht das entscheidende Kriterium sein kann, wie wir bereits festgestellt haben.
Was ist wichtig, wenn man sogenannter Ältester werden soll? Worauf sollte man als Gemeindemitglied vielleicht aus dieser Perspektive achten?
Älteste sind keinesfalls perfekt; sie sind ebenfalls sündige Menschen. Dennoch betont die Bibel besonders den Charakter von Ältesten, was ich sehr spannend finde. In 1. Timotheus 3 gibt es eine Liste von Eigenschaften, die ein Ältester nicht haben sollte, zum Beispiel sollte er kein Trinker sein. Gleichzeitig werden Eigenschaften genannt, die er haben sollte, wie zum Beispiel nüchtern, besonnen und mild zu sein.
Paulus spricht in dieser zentralen Stelle hauptsächlich über den Charakter des Ältesten. Das ist sehr interessant, da der Charakter stark betont wird, während die Begabung weniger im Vordergrund steht. Paulus sagt, ein Ältester soll lehrfähig sein – das wäre eine Begabung. Außerdem soll er seinem eigenen Haus gut vorstehen, was ebenfalls eine Begabung sein kann, aber auch viel mit Charakter zu tun hat.
Petrus fasst die umfangreichen Charakterlisten, die wir in den Pastoralbriefen finden, zusammen und fordert in 1. Petrus 5: „Werdet Vorbilder der Herde!“ Paulus bringt den Wunsch, der in einem Ältesten brennen sollte, sehr gut auf den Punkt, wenn er in 1. Korinther 11 sagt: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin.“ Das bedeutet, wenn die Gemeinde jemanden als Ältesten bestätigt, sagt sie damit: „Ahmt ihm nach, so wie er Christus nachahmt.“
Deshalb kann das Gebet eines Ältesten nur sein: „Herr, hilf mir, so zu werden wie Du.“ Älteste sollen einen vorbildlichen Charakter haben und eine Familie, in der biblische Grundwerte sichtbar sind. Außerdem soll ein Ältester auch einen guten Ruf bei den Nichtchristen haben, wie es in 1. Timotheus 3 steht. Natürlich soll er auch in der Gemeinde als jemand auffallen, der geistlich denken und leiten kann.
Wenn man den Text mal richtig vor Augen führt, gibt es einige Punkte, die gar nicht so leicht sind – zum Beispiel das mit dem guten Ruf. In bestimmten Dörfern wirst du automatisch als Sektierer abgestempelt und hast dadurch einen schlechten Ruf.
Ich kann mich erinnern, in der Ursprungsgemeinde, aus der ich komme, hatten wir mal einen Ältesten, der von seinem Amt zurückgetreten ist, weil er Erbstreitigkeiten hatte. Die anderen Brüder sagten: "Weiß hier keiner, es ist alles weit weg, du bist nicht schuld, es ist alles in Ordnung." Aber innerlich sagte er: "Nein, mein Ruf ist ruiniert, obwohl es keiner weiß." Deshalb ist er dann zurückgetreten. Das ist gar nicht so einfach, oder? Nein, es ist nicht so einfach.
Manchmal hast du greifbare Kriterien. Ich war mal in einer Gemeinde, da hat jemand eine Tankstelle gepachtet, das heißt, er war in dem Vertrag drin. Was ihm aber gar nicht klar war: Er hatte auch den Zeitschriftenvertrag übernommen. Das bedeutete, er musste auch Zeitschriften verkaufen wie Playboy und Ähnliches – oder ich weiß nicht genau, welche es waren, aber in diese Richtung ging es. Er sagte, das schädigt meinen Ruf, ich komme da jetzt auch nicht mehr raus, und er hat sein Ältestenamt zurückgegeben.
Ich glaube, man muss beim guten Ruf auch ein bisschen unterscheiden: Handelt es sich um etwas, das objektiv einen negativen Ruf bringt? In seinem Fall war das schon so. Wobei ich es sehr tragisch finde, weil er da irgendwie nicht raus konnte. Aber es ist verständlich, denn jeder, der da reingeht, denkt, der steht da dahinter.
Und bei deinem Fall ist es ja so: Wenn ich als Ältester selbst damit Probleme habe, würde ich einem Mitältesten nicht widersprechen, auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann. Wenn er sagt, er hat innerliche Probleme, dann muss er auch seinem Gewissen gegenüber verantwortlich sein. Kannst du ihm widersprechen, wenn er sich dann selbst zurückzieht?
Im sachlichen Sinne haben sie ihm schon widersprochen, aber natürlich nicht so. Ich würde solche Zweifel, die ich schon ein paarmal mitbekommen habe, immer sehr ernst nehmen. Denn das kommt ja nicht ohne Grund, wenn einem so etwas gesagt wird.
Man muss natürlich auch trennen: Wenn andere Leute sagen, jemand sei ein Sektenanhänger, weil es in ihren Augen so ist – etwa in einem katholisch dominierten Gebiet oder Ähnlichem – dann ist das kein schlechter Ruf im eigentlichen Sinne. Das betrifft eher charakterliche Dinge, die ja eine gewisse Berechtigung haben.
Gut, aber das kommt, glaube ich, eher in den Predigten zur Sprache, oder? Denn ich hätte noch zwei Bibelstellen, die mich da wirklich interessieren würden.
Ja, sonst fragst du mal. Soll ich jetzt mal loswerden?
In unserem Gemeindefund Bund gab es damals zwei ledige Älteste. Manche würden sie ausschließen, weil sie eben keine "Männer einer Frau" sind. Allerdings steht in der Stelle „Mann einer Zahlwort Frau“. Andere legen das so aus, dass damit gemeint ist, er muss nur eine Frau haben. Manche verstehen das so, dass er nicht mehrere Frauen gleichzeitig haben darf. Andere sagen, er darf nicht wiederverheiratet sein – ähnlich wie im Alten Testament. Dort durften Priester keine geschiedene Frau heiraten. Das Volk durfte das zwar, aber die Priester nicht.
Haben wir dazu eine Meinung? Ja, wir haben eine Meinung. Wir tendieren eher zur Auslegung „Zahlwort“. Ich jedenfalls. Ledige dürfen durchaus Älteste werden, auch wenn es gerade nicht der Fall ist. Problematisch wird es, wenn jemand wiederverheiratet ist. Natürlich muss man immer die Situation betrachten, aber das kann man nicht jedem erklären. Es gibt auch andere Dienste in der Gemeinde, die man übernehmen kann.
Wir sind daher sehr zurückhaltend und würden einen Wiederverheirateten nicht in den Ältestendienst nehmen.
Um gut mit der Familie klarzukommen: Kennst du Daniel Herrmann? Er war Gemeindegründer, ich glaube aus dem Elsass, und hat in den Vogesen mehrere Gemeinden gegründet. Er stand einmal kurz davor, seinen Dienst aufzugeben, weil seine Tochter, ich glaube 17 oder 18 Jahre alt, eine Zeitlang nichts vom Glauben wissen wollte. Damals wusste er natürlich nicht, dass sie später gläubig werden würde.
Er sagte zu seinen Mitbrüdern, dass es so eine Phase sei: Wenn sie jetzt nicht zum Glauben kommt, dann stehe er der Familie nicht gut vor. Andere würden sagen: Nein, das geht gar nicht. Und wo soll bitte die Altersgrenze sein? Manche sagen, Gott beruft erst mit 25 oder 30. Nur weil jemand gerade 18 geworden ist, soll das keine Rolle spielen.
Mich hat es sehr beeindruckt, dass er nicht stur ist, sondern sich wirklich Gedanken macht. Er sagt, das ist tragisch, aber wenn der Herr so führt, fühlt er sich persönlich gedrängt, den Dienst nicht aufzugeben.
Ich finde manche Dinge hier in der Praxis durchaus schwierig. Man muss es als Gemeinde entscheiden.
Für mich ist die Grenze: Wenn jemand erwachsen ist, habe ich meinen Erziehungsauftrag erledigt oder bin nur noch Berater. Wenn jemand nicht gläubig ist, bin ich dafür nicht zuständig.
Es geht mir eher darum, dass das Verhältnis geordnet ist, keine chaotische Familie vorliegt und man weiß, dass jemand eine geordnete Familie hat. Es ist für mich nicht zwingend, dass die Kinder gläubig sein müssen.
Es steht ja auch, dass die Kinder nicht rebellisch sein sollen. Du legst den Schwerpunkt eher auf das, was du gesagt hast. Daniel Herrmann hätte sich da wohl anders gebunden gefühlt.
Genau, und das gibt es ja auch, das muss man akzeptieren. Es gibt eine große Bandbreite, und da werden wir bestimmt noch draufkommen.
Was ich auch sagen muss: Wenn man diesen Maßstab ganz streng anlegt, ist man selbst sehr nüchtern in der Beurteilung. Zum Beispiel bei der Gastfreundschaft: Was heißt das? Dreimal die Woche? Einmal im Monat? Das kann man ja sehr unterschiedlich sehen. Eigentlich dürfte dann fast niemand mehr Ältester werden.
Für sensible Menschen ist das schwierig. Mir ist aber der Zusammenhang wichtig.
Im 1. Timotheus 3 beginnt Paulus mit: „Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.“ Er sagt also nicht: Lass die Finger davon, sondern er macht Mut. Er sagt: Strebe danach, ein Ältester zu werden. Und auch wenn ich es nicht werde, sollte ich dieses Streben haben.
Eine Lehrerin von mir sagte, eigentlich sollte jeder Mann das Streben haben, Ältester zu werden. Und wenn ich es nicht werde, habe ich trotzdem meine Prioritäten richtig gesetzt.
Es sind ja allgemeine Eigenschaften, Charaktereigenschaften, die gut sind.
Also wenn ich sage: Ich möchte Ältester werden, dann wird mir das helfen, geistliche Leitung zu übernehmen. Das sollte ich ja auch in anderen Bereichen umsetzen, nicht nur in der Gemeinde. Das sollte ich in meinem Leben betonen, auch wenn ich schlussendlich nicht Ältester werde.
Aber bei der Frage, wer dazu fähig ist, da liegt die Schwierigkeit. Das ist so ein bisschen die Frage, die du stellst.
Ja, die Qualifikation ist verwirrend.
Genau, ich erinnere noch einmal an 4. Mose 11. Nachdem Mose die Ältesten bestimmt hat, gibt Gott die Verheißung: „Ich werde den Geist, der auf dir ist, auf sie legen, damit sie mit dir an der Last des Volkes tragen.“
Das fand ich einen ganz wichtigen Punkt. Diesen Vers hatte ich überhaupt nicht im Kopf. Spannend, er ist wirklich sehr bedeutend.
Das macht deutlich: Ein Leben wie Jesus kann ich nicht leben, das kann nur Jesus selbst. Aber er will mir seinen Geist geben, damit er durch mich sein Leben lebt.
Dabei kann ich immer wieder nur mit leeren Händen dastehen und sagen: Herr, ich bin nicht besonnen, ich bin nicht demütig und schon gar nicht weise, um hier die richtige Entscheidung zu treffen. Aber ich darf dich darum bitten. Ich komme mit meinen leeren Händen zu dir und bitte: Herr, füll du meine Hände, damit ich dann das weitergebe, was du mir gegeben hast.
Ich glaube, diese Haltung ist eben wichtig. Ich sage: Herr, ich will dir ähnlicher werden. Aber dann ist es ein Prozess, und dieser Prozess braucht Zeit. So werde ich immer mehr zu dem, was Gott schlussendlich aus mir machen möchte – durch seinen Geist eben.
Gehen wir doch jetzt mal von den Voraussetzungen weg, denn irgendwann werden die Ältesten eingesetzt. Was haben sie dann für Aufgaben? Was machen sie?
Wir haben ja mehrere Älteste, die zum Glück verschiedene Begabungen und Schwerpunkte haben. Zum Aufgabenbereich der Ältesten gehört ganz sicher, dass sie die Gemeinde leiten sollen. Sie sollen also eine Richtung vorgeben.
In 1. Timotheus 5,17 lesen wir, dass die Ältesten der Gemeinde gut vorstehen sollen. Dazu gehört, dass sie sie durch ihr Vorbild sowie durch Wort und Lehre leiten. Ich denke auch an Hebräer 13, wo es heißt: "Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen." Das bedeutet, jemand geht voran und gibt ein Beispiel, dem die Herde folgt. Älteste sollen die Herde also nicht schieben, sondern durch ihr Vorbild motivieren.
Petrus sagt das, glaube ich, ausdrücklich. Er betont, dass Älteste nicht über die Herde herrschen sollen, sondern als Hirten dienen. Das werde ich später noch einmal erwähnen. Paulus sagt das ebenfalls: Sie sollen auf Jesus hinweisen und ihn groß machen. Denn die Ältesten sind nur Unterhirten. Der Herr Jesus ist derjenige, der die Gemeinde leitet.
Eine Gemeinde gehört nicht den Ältesten. Wenn sie das glauben, läuft es wirklich schief. Es ist der Hirte, der Herr Jesus, und wenn die Ältesten anfangen, die Schafe hinter sich herzuziehen, läuft es falsch.
Das entspricht genau dem, was Paulus im 2. Korinther 1 sagt: "Als Älteste herrschen wir nicht über den Glauben der anderen, wir bestimmen nicht über sie. Wir sind Gehilfen an ihrer Freude." Das bedeutet, dass ich anderen helfe, Freude an Jesus zu haben.
Ich glaube, die Freude an Jesus entsteht vor allem dann, wenn Jesus dem anderen wichtig wird. Ein berühmter Psalm, den ich sehr gerne mag, sagt: "Die auf ihn schauen, werden strahlen vor Freude."
Älteste sollen deshalb immer wieder von Jesus gepackt sein und der Gemeinde Jesus wichtig machen. Leiten geschieht durch Lehren – das ist klar die zentrale Aufgabe. Die Ältesten wachen auch über die Lehre der Gemeinde und schützen sie vor falscher Lehre.
Das heißt, sie benennen falsche Lehren und zeigen auf, warum bestimmte Lehraussagen nicht biblisch sind. Aber es ist nicht so, dass die Ältesten alles Mögliche selbst in der Gemeinde machen müssen, nach dem Motto: "Du bist Ältester, also landet alles bei dir."
Sie müssen sich aber darum kümmern, dass sich jemand um die Aufgaben kümmert.
Wenn ich das Wort "Lehren" höre: Lehren ist nicht dasselbe wie Predigen, oder? Denn nicht alle Ältesten von uns predigen.
Das ist richtig. Aber ich kann auch in einem Hauskreis lehren oder in einem persönlichen Gespräch. Dabei versuche ich, deutlich zu machen, was die Schrift zu der Frage sagt, über die wir gerade sprechen oder die du mir gestellt hast.
Das bedeutet: Wenn ein junger Mensch daran interessiert ist, das Ältestenamt anzustreben, sich aber nicht zum Prediger berufen fühlt, ist das kein Hindernis. Predigen ist keine Voraussetzung. Entscheidend ist die Lehrfähigkeit, die man auch außerhalb der öffentlichen Verkündigung in der Predigt zeigen kann.
Wir müssen nicht alles selbst machen; es gibt verschiedene Begabungen. Es gibt nicht den einen Superprediger, die eierlegende Wollmilchsau, die gleichzeitig predigt, evangelisiert und Seelsorgegespräche führt. Stattdessen dürfen und sollen wir uns gegenseitig ergänzen.
Kümmern, hast du gesagt, ist eine wichtige Aufgabe. Ein typischer Vers, der mir dabei wichtig ist, findet sich in Apostelgeschichte 6. Dort gab es Stress, weil die Ältesten gar nicht mehr hinterherkamen, die Dinge zu organisieren.
Es ist sehr spannend, dass die Ältesten nicht einfach den Turbo einschalteten und sagten: „Okay, wenn der Tag zu kurz ist, nehmen wir die Nacht dazu.“ Stattdessen suchten sie andere Leute, die ihnen bei der Organisation halfen, um die Bedürftigen in der Gemeinde zu versorgen.
Diesen Schritt sind wir, in Anführungsstrichen, auch gegangen. Wir haben gesagt, wir brauchen Unterstützung. Deshalb haben wir eine Gemeindeassistentin eingestellt und mit Church Tools ein Verwaltungsprogramm eingeführt. Das soll alles helfen, damit sich die Ältesten auf Lehren und Beten konzentrieren können.
In Apostelgeschichte 6 wurden ja Diakone angestellt, damit die Ältesten in Wort und Gebet dienen können. Genau das war deren Schwerpunkt. Und genau darauf müssen wir auch achten: Wir sollten uns nicht ständig mit Organisation beschäftigen, sondern uns auf das Lehren und Beten konzentrieren.
Wenn ich eine Herde weide, dann muss ich ihr auch seelsorgerlich dienen. Ich glaube, das ist wirklich die Aufgabe der Ältesten: für Gespräche zur Verfügung zu stehen und auf neue Gemeindebesucher zuzugehen, den Kontakt zu suchen.
Diese Gespräche muss ich konkret planen. Das mache ich erst seit kurzem, indem ich einen Link zur Verfügung stelle, über den man sehen kann, wann in meinem Kalender freie Zeiten sind. Diesen Link gibt es in jeder Infomail, aber nicht auf der Webseite, da die Infomail für die Gemeinde gedacht ist.
Das hat mir geholfen, bewusst Zeiten zu blocken, in denen ein Gespräch mit mir möglich ist. Natürlich kann man mich auch anrufen und ist dann nicht an den Computer gebunden. Aber ich merke, dass es auch anderen hilft, die das aus anderen Kontexten gewohnt sind. Sie schauen einfach, wann ich Zeit habe, tragen sich ein und wir führen dann ein Gespräch.
Mein Anliegen ist, dass Älteste Zeit für Gespräche haben. Das finde ich sehr wichtig. Nicht jeder Älteste ist der Seelsorger, aber den Kontakt mit der Herde zu haben, ist ganz, ganz wichtig.
Außerdem sollten Älteste dort sein, wo die Herde ist. Das heißt, bei Veranstaltungen wie Männerfesten, Picknicks oder ähnlichen Treffen präsent zu sein. Oft ergeben sich bei solchen Gelegenheiten Gespräche.
Wir haben den Auftrag jetzt näher betrachtet: Leiten, Lehren und als Hirte tätig sein – also auch im seelsorgerlichen Sinne.
Gibt es noch weitere Aufgaben, die die Bibel den Ältesten jetzt speziell zuschreibt? Ja, die Bibel schreibt zum Beispiel das Krankengebet nach Jakobus eindeutig den Ältesten zu. Dort steht, dass die kranke Person die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen soll. Diese kommen dann, um mit der Person zu beten. Dabei geht es darum, dass der Kranke entweder wieder gesund wird oder in seiner Krankheit gestärkt wird, damit der Herr ihn aufrichtet.
Natürlich gehört zu den Aufgaben der Ältesten auch das wichtige Thema Gemeindezucht oder korrigierende Gemeindeseelsorge, wie man es heute nennt. Das bedeutet, dass sie Christen, die Sünde in ihrem Leben dulden, damit konfrontieren. Wenn diese nicht hören wollen, müssen sie aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. Das soll dazu führen, dass sie zur Besinnung kommen und hoffentlich wieder zurückkehren.
Das ist im Grunde eine seelsorgerliche Aufgabe. Deshalb finde ich den Begriff „korrigierende Gemeindeseelsorge“ passend.
Wir haben nun die Aufgaben betrachtet, die ein Ältester als Hirte gegenüber der Gemeinde hat. Wenn es Hirten gibt, gibt es im Bild auch Schafe. Wechseln wir doch einmal die Blickrichtung: Hat die Gemeinde auch Verantwortung gegenüber den Ältesten? Auf jeden Fall hat sie das.
Die Bibel sagt den Ältesten einen ganz besonderen Schutz zu, vor allem vor übler Nachrede. Paulus sagt in 1. Timotheus 5, dass man gegen einen Ältesten keine Klage annehmen soll ohne zwei oder drei Zeugen. Das bedeutet, man soll nichts ungeprüft weitergeben, sondern sich wirklich sicher sein.
Wenn ich also Kritik an einem Ältesten äußere, muss ich mir sicher sein, dass diese Kritik berechtigt ist. Dann sollte ich sie nicht für mich behalten, sondern den Ältesten darauf ansprechen, um ihm zu helfen, falls die Kritik berechtigt ist, wieder auf den Weg Jesu zurückzukommen.
Außerdem gibt Gott dem Ältesten seine Autorität. In Hebräer 13 heißt es: „Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen.“ Das bedeutet, was ein Ältester sagt, ist nicht egal. Das sollte man unbedingt ernst nehmen. Das sind Verse, die man nicht aus der Bibel streichen kann, nur weil sie einem nicht passen.
In 1. Timotheus 5 mahnt Paulus außerdem: „Erkennt die an, die unter euch arbeiten, und habt sie lieb um ihres Werkes willen.“ Das gilt besonders für Älteste. Die Gemeinde soll ihre Ältesten schätzen und respektieren, sagt Gott. Hier heißt es sogar, man soll sie lieben.
Wir haben uns bereits einiges über Älteste informiert. Du hast das Ganze mit „Wal-O-Mat“ überschrieben. Das weckt bei mir ein Bild von einer demokratischen Wahl mit Wahlperiode. Ich nehme an, das war nicht der Vergleichspunkt.
Wie läuft der Prozess praktisch ab, damit jemand Ältester wird? Das wird ja ganz unterschiedlich gehandhabt.
Richtig, in den verschiedenen Gemeinden läuft das unterschiedlich. Ich kann nur für unsere Gemeinde sprechen. Ein Ältester kann nur gewählt werden, wenn er überhaupt zur Wahl steht. Und er steht zur Wahl, wenn die Gemeinde gemeinsam mit den jetzigen Ältesten feststellt, dass mehr Älteste gebraucht werden. Oder die Ältesten sagen von sich aus, dass weitere Älteste eingesetzt werden sollten. Das ist die Grundsituation.
In der Bibel werden Älteste nicht demokratisch gewählt. Das ist, glaube ich, wichtig zu verstehen. In 4. Mose 11 wird beschrieben, wie Mose und das Volk Älteste erkannten. Diese Männer fielen durch ihren Dienst in der Gemeinde auf. Es wurde klar, dass sie leiten und lehren können – sie sind Hirten der Herde. Das fiel der Herde auf.
Wenn das klar wird, sagt Paulus in 1. Timotheus 3, dass Älteste erprobt werden sollen. Wir handhaben das so, dass wir Brüder in unseren Leitungskreis aufnehmen, die noch keine Ältesten sind. Mit der Zeit wird dann deutlich, ob sie für dieses Amt berufen sind. Manche sind nicht zum Ältestenamt berufen, aber sehr wertvoll und wichtig im Leitungskreis.
Ein ganz wichtiger Punkt ist: Es ist Gott, der Älteste beruft. Wir Menschen müssen gemeinsam erkennen, ob es Gottes Berufung für diesen Christen ist, Ältester zu werden oder nicht. Das zeigt sich an seinem Dienst. Segnet Gott seinen Dienst? Werden Menschen durch seine Leitung gesegnet? Das ist ein entscheidendes Kriterium.
Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem ein bestimmter Bruder, nachdem er bewährt ist, der Gemeinde als Ältester vorgeschlagen wird. Dieser Vorschlag geht mit der Bitte einher: Betet dafür, ob dieser Bruder Ältester werden sollte. Seht ihr das auch so?
In diesem Prozess, weitere Älteste einzusetzen, kann es hilfreich sein, eine Predigtreihe zum Ältestendienst zu machen. Das machen wir auch, sozusagen als „Phallomat“ oder wie man das nennen will. Vielleicht organisiert man auch eine Fragestunde mit einem ältesten Anwärter. So kann die Gemeinde hören, was dem neuen Ältesten wichtig ist und wie er über verschiedene Dinge denkt. Das drückt auch das Interesse aus, den neuen Ältesten kennenzulernen.
Wichtig ist in unserer Gemeinde, dass so ein Prozess stattfindet. Ich habe einmal gelesen – oder vielleicht war es auch in meinem Leitungskreis –, dass jemand erzählte, es habe mal eine Ältesteneinsetzung an einem Abend gegeben. Bei einer Gemeindeversammlung kam die Idee auf: „Hey, wir sollten Älteste haben. Wer möchte es werden?“ Dann wurden die Ältesten an diesem Abend eingesetzt. Das fand ich schon sehr krass und hatte ich vorher noch nie gehört.
Es gibt natürlich auch Gemeinden, die Älteste wählen. Dort gibt es zum Beispiel fünf Kandidaten, von denen drei eine bestimmte Prozentzahl an Stimmen bekommen müssen. Manche Gemeinden wählen alle fünf Jahre. Das ist ein Weg, den wir nicht gehen, weil wir sagen: Das ist nicht zwingend vorgeschrieben. In der Bibel ist es auch anders geregelt.
Wir sind keine Gemeinde, die mit Stimmzetteln wählt, aber manche machen das. Und du hast recht: Manchmal geschieht das alle fünf Jahre oder in ähnlichen Abständen.
Was immer möglich ist: Wenn jemand im Ältestenamt merkt, dass ihn das überfordert – zum Beispiel aufgrund seiner Lebenssituation –, dann muss man nicht zwangsläufig Ältester bleiben. Man kann das Amt ruhen lassen oder pausieren. Oder jemand kann von seinem Amt zurücktreten, weil sich die Umstände geändert haben. Das muss nichts mit Sünde zu tun haben, sondern damit, dass man merkt, man schafft es nicht mehr. Das erzeugt mehr Last als Freude.
In unserer Gemeinde ist es auf jeden Fall ein Prozess. Dabei versuchen wir, die Gemeinde mitzunehmen – zum Beispiel durch eine Fragestunde oder andere Möglichkeiten. Es soll keine Entscheidung sein, die von einem „Raumschiff“ getroffen wird, das dann zur Erde funkt: „Hier, da ist ein Neuer für euch. Ihr seht ihn zwar nie, aber jetzt müsst ihr mit ihm zurechtkommen.“ Es geht um ein gemeinsames Finden.
Genau wie in 4. Mose 11, wo es darum geht: „Wir erkennen, das sind unsere Ältesten.“
Ein weiterer wichtiger Punkt, der ergänzt werden sollte, ist, ob der zukünftige Dienst von den Ehefrauen und der Familie mitgetragen wird. Das betrifft natürlich nur diejenigen, die verheiratet sind, denn hier gibt es unterschiedliche Meinungen.
Paulus war ja selbst nicht verheiratet, und das wird oft als Argument angeführt, dass auch ein lediger Mann Ältester werden kann. Wenn jemand jedoch verheiratet ist, sollte die Unterstützung aus der Familie auf jeden Fall vorhanden sein. Fehlt diese Unterstützung, kann jemand kein Ältester werden. Das funktioniert einfach von der Sache her nicht.
Auch die Gemeinde muss diesen Dienst bestätigen. Das ist der letzte Schritt: Die öffentliche Einsetzung unter Handauflegung. Es sollte nicht so sein, dass jemand zum Ältesten gemacht wird, ohne dass es die Gemeinde richtig mitbekommt.
Es ist wichtig, dass man in der Gemeinde auf Anhieb sagen kann, wer die Ältesten sind. Ich hoffe, dass das bei uns so ist. Kürzlich habe ich jedoch eine andere Erfahrung gemacht, was zeigt, dass es hier noch Verbesserungsbedarf gibt.
Bei uns im Foyer hängen die Bilder der Leitungskreismitglieder. Dort steht auch, wer Ältester ist und wer nicht. Zumindest denke ich, dass das so ist. Sicher bin ich mir nicht, aber ich vermute es.
Auf jeden Fall sind die Namen der Ältesten in jedem Ära-Magazin zu finden. Wer das liest, kann sich darüber informieren. Das ist wichtig – aber natürlich nicht der einzige Grund.
Okay, dann danke ich euch, dass wir heute einen ersten groben Überblick über die Thematik aus verschiedenen Aspekten gewinnen konnten.
Es wird dazu noch eine ausführliche Predigtreihe geben, in der das Thema deutlich vertieft wird.
Das war wieder der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, dass euch dieser sogenannte Wahl-o-Mat heute geholfen hat, einige biblische Aussagen über Älteste ins Gedächtnis zu rufen.
Wie immer gilt: Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne. Die Adresse lautet podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und hoffen, dass ihr jetzt ein tieferes Verständnis von biblischer Ältestenschaft habt.