Wahrnehmung von Trends durch Rückblick auf Vergangenes
Ich habe den Eindruck, dass wir Trends am besten wahrnehmen, wenn wir uns alte Fotos anschauen. Manchmal wirken die Menschen darauf ganz komisch.
An der Bibelschule haben wir beispielsweise im Flur, dort wo der Bürotrakt ist, eine ganze Galerie mit Fotos der Absolventen der letzten 50 bis 60 Jahre. Es ist spannend zu sehen, wie die Leute ausgesehen haben, die dort in den 1960er, 1970er, 1980er Jahren oder bis in die Gegenwart hinein ihren Abschluss gemacht haben.
Vielleicht sind die Fotos nicht ganz repräsentativ, denn die Absolventen sind ja alle schick angezogen. Doch manchmal sieht man auf alten Fotos Kleidung, bei der man sich denkt: Das würde heute keiner freiwillig anziehen.
Ein Beispiel sind die Achtzigerjahre: Damals wollten viele Frauen gerne gelockte Haare haben, obwohl sie von Natur aus glattes Haar hatten. Manche schliefen sogar mit Lockenwicklern, damit die Haare am nächsten Tag schön gelockt waren. Heute sieht das nicht mehr so aus. Bis vor ein paar Jahren war es vollkommen in Mode, glatte Haare zu haben.
Eine unserer Töchter hat sich morgens regelmäßig die Haare geglättet. Ich habe ihr oft gesagt, dass ich ihre Naturkrause viel schöner finde, aber sie wollte unbedingt glatte Haare, weil das gerade in Mode war.
Vielleicht erinnern sich noch einige Ältere daran: Es gab eine Zeit, in der Frauen dicke, fette Plateauschuhe getragen haben. Heute würde das kaum noch jemand tun. Auch bei Hosen gab es verschiedene Trends: Mal mussten sie sehr weit sein, dann wieder richtig eng. Farben und Schnitte änderten sich ständig.
Wenn ich mich heute umschaue, fällt mir besonders auf, dass viele Menschen Brillen tragen, die vor 40 Jahren niemand freiwillig getragen hätte.
Als ich noch nicht ganz zehn Jahre alt war und meine erste Brille bekam, hatten meine Eltern wenig Geld. Die Brille war ein einfaches Kassengestell – ein dunkles, schwarzes, dickes Horn-Gestell. Das war damals absolut nicht in Mode. Niemand trug so etwas freiwillig. Im Gegenteil: Je dünner der Rahmen, desto besser. Eine Zeitlang gab es sogar Brillen ohne Rahmen, nur mit einem dünnen Draht, der die Gläser hielt.
Heute ist das anders. Wer eine neue Brille beim Optiker kauft, bekommt oft ein dickes, fettes, dunkles Horn-Gestell, groß und auffällig. Und wir tragen das freiwillig. Natürlich, weil es uns gefällt. Und es gefällt uns, weil es der Welt gefällt, in der wir leben.
So merken wir, dass es Trends gibt, die uns beeinflussen.
Äußere Trends und ihre Veränderungen
Und diese Trends gehen weiter. Es ist nicht nur die Frage der Brille, sondern auch, welche Kleidung wir tragen. Wenn ihr heute mal durch die Stadt geht – heute, morgen oder übermorgen – werdet ihr feststellen, dass viele junge Leute Kapuzenpullis mögen. Die Kapuzen hängen locker, man kann sie sogar überschlagen. Das hätte vor zehn Jahren niemand freiwillig getragen. Heute ist das irgendwie in Ordnung.
Wir haben gerade auch von zerrissenen Jeans gehört. Das ist schon länger in Mode. Man merkt, dass es solche äußeren Trends gibt, die wir mitmachen. Genauso verhält es sich mit den Urlaubszielen, die Menschen wählen.
Als ich in meiner Jugend war, galt es als non plus ultra, in die USA zu fahren. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Träume, war das Traumziel für alle, die viel Geld hatten und ordentlich Urlaub machen wollten. Heute finden jüngere Leute die USA oft gar nicht mehr so toll. Nicht unbedingt, weil Amerika als Feindbild gilt – viele waren ja schon mal dort, auch wenn natürlich nicht jeder.
Wenn man heute etwas moderner sein will, sind Australien und Neuseeland noch beliebt. Für manche sind sie aber schon nicht mehr exotisch genug. Wer wirklich modern sein will, fährt eher nach Vietnam oder Thailand. Wer einfach nur Geld ausgeben will und dem das Reiseziel egal ist, fährt vielleicht auf die Malediven. Dort sieht man zwar wenig Besonderes, aber es gibt schöne Strände, es ist weit weg und ein bisschen teuer. Das ist dann auch in Ordnung.
Ich habe meiner Frau vorgeschlagen, in diesem Jahr Urlaub in Rumänien zu machen. Sie fragte mich: „Rumänien? Gibt es da überhaupt etwas zu sehen?“ In den letzten Jahren war ich öfter in Rumänien, besonders im Nordosten des Landes, für einige Hilfsprojekte. Dort habe ich Christen und Gemeinden kennengelernt, in denen ich gepredigt und konkret geholfen habe. Ich dachte, das würde ich meiner Frau auch gerne zeigen. Aber bisher hat sie sich noch nicht überzeugen lassen, Rumänien als Urlaubsland zu wählen.
Ich weiß nicht, ob schon jemand von euch in Rumänien Urlaub gemacht hat. Aber wir merken: Bestimmte Sachen sind einfach im Trend. Man macht sie mit, ohne viel darüber nachzudenken. Alle anderen finden das auch in Ordnung.
Trends im Wohnbereich und Konsumverhalten
Wir sind vor Kurzem umgezogen, das habe ich, glaube ich, schon erwähnt. Wir sind als Familie in ein Reihenhaus gezogen, das deutlich kleiner ist. Meine Frau wollte das so, denn wenn wir älter werden, haben wir nicht mehr so viel Kraft, um eine große Wohnung instand zu halten.
In der Wohnung, in die wir eingezogen sind, gibt es ein Bad, das komplett grün eingerichtet ist: grünes Waschbecken, grüne Toilettenschüssel, grüne Badewanne. Könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wann das eingerichtet worden ist? Wahrscheinlich in den 70er Jahren. Genau, das Haus wurde damals gebaut, und seitdem ist das Bad so erhalten geblieben.
Ihr kennt das sicher: Damals hat man oft nur grüne Sanitärobjekte eingebaut. Wir haben das Bad so gelassen, denn die Kacheln sind noch in Ordnung, und auch die Toilette funktioniert gut. Warum sollte man das also rausreißen? Allerdings muss ich sagen, dass alle Gäste, die wir bisher hatten, das Bad originell fanden. Es ist nicht modern, so würde man es heute nicht mehr machen, aber es funktioniert noch einwandfrei. Man kann sofort erkennen, aus welcher Zeit das stammt.
Heute würde man das nicht mehr so gestalten. Wenn man jetzt in eine Wohnung kommt, die außen braun geklinkert ist, dann stammt das wahrscheinlich aus den 80er Jahren. Das ist heute kaum noch modern. Wenn man heutzutage klinkert, wählt man eher Rot oder in manchen Regionen auch Weiß. Braun ist nicht mehr so angesagt. Aber in den 80er Jahren waren viele moderne Bungalows braun geklinkert.
Auch bei den Möbeln sieht man solche Wechsel. Alle zehn Jahre wechseln die Trends von dunklen zu hellen Möbeln. Das ist klar, denn die Möbelindustrie möchte immer neu verkaufen. Wenn alle gerade dunkle Schränke haben, wird bald Kiefer wieder in Mode kommen. Wenn dann alle Kieferschränke haben, sind Eiche oder gebeizte Buche wieder gefragt. Das wechselt immer wieder. Die Leute werfen die alten Möbel raus, weil nichts mehr dazu passt, und kaufen Neues. Das merkt man deutlich.
Oder schaut mal auf einem Parkplatz und zählt, wie viele Autos schwarz oder silber sind. Ihr werdet feststellen, dass das sehr viele sind. Das sind momentan die Modefarben. Ein knallgelbes oder lila Auto wäre schon auffällig. Solche Farben sieht man eher selten.
Wir sagen natürlich: „Das gefällt uns.“ Diese Wohnungseinrichtung, diese Nahrungsmittel, diese Kleidung, diese Autofarbe, diese Urlaubsreise – all das gefällt uns. Wenn wir ehrlich sind, merken wir an vielen Stellen: Das ist gar nicht unser ureigener Geschmack. Vielmehr finden wir das schön, was wir sehr häufig sehen.
So funktioniert der Mensch nämlich. Wir können uns an sehr vieles gewöhnen, und das ist eine positive Eigenschaft. Wenn wir etwas oft sehen, gewöhnen wir uns daran und finden es mit der Zeit sogar schön. Manchmal habe ich diese Tendenz bewusst genutzt, um meinen Geschmack zu verändern.
Als ich meine Frau geheiratet habe, hielt ich nicht viel von gesundem Essen, also viel Obst. „Obst brauche ich nicht unbedingt“, dachte ich. Doch meine Frau hat mich überzeugt: „Obst ist gesund.“ Da habe ich mir gesagt: „Gut, ich glaube dir.“ Ich begann, regelmäßig Obst zu essen. Am Anfang war das nur Einsicht, doch inzwischen schmecken mir Bananen, Äpfel und Ähnliches sogar.
Man kann seinen Geschmack verändern, wenn man es will. Er muss nicht immer gleich bleiben. Wenn man bewusst daran arbeitet, gewöhnt man sich daran und macht es so. Wenn das unbewusst geschieht, wie bei den Alltagstrends, ist das eigentlich nicht schlimm.
Ob wir nun Hemden in einer bestimmten Farbe tragen oder ob unsere Hosen weit oder eng sind, das beeinflusst unser Leben nicht stark. Abgesehen davon, dass wir vielleicht gestresst sind, weil wir immer etwas Neues kaufen oder die alten Kleider entsorgen müssen. Oder die alten Kacheln im Badezimmer herausreißen und alle zehn Jahre neue verlegen lassen.
Das kostet natürlich Geld und verursacht Stress. Aber das ist nichts, was man geistlich bewerten müsste. Nun ja, eigentlich sind unsere Zeit und unser Geld ja auch geistlich relevant. Da müssen wir schon fragen, ob das Geld richtig investiert ist. Wenn noch alles funktioniert und gut ist, sollte man es nicht einfach wegwerfen oder kaputtmachen.
Auch für das Geld, das wir ausgeben, sind wir Gott gegenüber verantwortlich. Das ist eine Ebene, die wir nicht ganz außer Acht lassen dürfen.
Innere Trends und geistliche Herausforderungen
Es gibt jedoch Trends, über die wir uns mehr Gedanken machen sollten. Diese sind langfristig prägend und betreffen eher unseren Geist als nur das, was wir anziehen. Es geht also nicht nur um äußere Erscheinungen, sondern um das, was wir denken. Diese inneren Trends sind oft viel wichtiger.
Wenn wir uns mit anderen Menschen auseinandersetzen – wie wir es vorhin schon in der Gemeinde gehört haben – dann sind es häufig eher die äußeren Trends, die uns aufregen und zu Diskussionen führen. Das hat meistens nichts damit zu tun, dass der eine geistlicher ist und der andere weniger geistlich. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei diesen Diskussionen vielmehr um eine Generationsfrage als um eine wirklich inhaltliche Frage.
Wir alle neigen nämlich dazu, bei grundlegenden Geschmacksfragen den Geschmack und die Prägung zu übernehmen, die wir in unserer Jugend angenommen haben. Diese Prägung zu verändern, fällt schwer. Die meisten schaffen es gar nicht. Wenn ich jetzt etwas über 50 bin, erinnere ich mich gut an die Lieder, die ich in der Jugendgruppe mit 14, 15, 16 oder 20 Jahren gesungen habe. Natürlich sind diese Lieder gut, sonst hätten wir sie damals ja nicht gesungen.
Wenn heute jedoch andere mit anderen Liedern kommen, müssen diese Lieder schlecht sein, denn wir haben sie früher nicht gesungen. Das ist eine schlechte Argumentation, aber häufig läuft es genau so ab. Sowohl die Älteren haben ihre Trends und Traditionen, die oft schon 50 Jahre alt sind, als auch die Jungen haben ihre eigenen Trends.
Wenn junge Leute heute gerne Hillsong oder andere moderne Lieder singen, dann ist das auch nicht ihr ureigener Geschmack. Auch das ist ein Trend, der gerade in Mode ist. Deshalb singen sie diese Lieder und finden sie toll, weil sie sie oft gehört haben und weil andere, die sie kennen, sie ebenfalls gut finden.
Häufig besteht bei solchen Gesprächen das Problem, dass man nicht tiefer geht und keine Kriterien überlegt, die hoffentlich auf der Bibel aufgebaut sind, mit denen solche Streitfragen geklärt werden können. Jeder achtet zuerst darauf, was ihm gefällt, und sucht dann nur noch Gründe – möglichst biblische –, um zu rechtfertigen, dass der eigene Geschmack und der eigene Trend der richtige sind.
Manchmal hilft dann ein Blick in die Geschichte, um zu erkennen, wie relativ unsere Vorlieben tatsächlich sind.
Traditionen und biblische Maßstäbe
Beispielsweise, wenn wir erwarten, dass ein Prediger mit Krawatte und Anzug auftritt, ist das ja in Ordnung und darf man so handhaben. Aber ich kann euch sagen: Jesus hat nicht in Krawatte und Anzug gepredigt, Luther auch nicht, Sermon Franke nicht und Spurgeon ebenfalls nicht. Warum? Weil Anzug und Krawatte erst ungefähr um 1900 in Mode kamen.
Damals waren die modischen Männer anders gekleidet. Da sagte man: „Das ist ja so eine schlimme Kleidung, das sind die modernen!“ Nein, so etwas trug man gar nicht. In vielen Gemeinden war es damals verpönt, eine Krawatte zu tragen, weil die Krawatte ein Ausdruck der Mode und des Zeitgeistes war. In einer frommen Gemeinde trug niemand eine Krawatte.
Heute merken wir oft das Gegenteil: Wir sind dem Trend von vor hundert Jahren hinterher. Manchmal ist es so, dass wir als Christen in äußeren Dingen, gerade weil wir sehr konservativ sein wollen, einfach die Trends von vorgestern übernehmen und glauben, diese seien biblisch, nur weil sie altmodisch sind. Dabei merken wir, dass das gar nicht stimmt.
Wir können sehr wohl sagen, dass Kleidung angemessen sein soll. Sie soll züchtig sein, das steht auch in der Bibel – nicht unzüchtig, nicht anstößig und so weiter. Viele Detailfragen, wenn wir genau in uns hineinhören und sie überprüfen, merken wir, dass das alles einfach frühere Modeerscheinungen waren.
Zweimal im Jahr mache ich Studienreisen nach Israel, das nächste Mal im Mai. Diejenigen, die das erste Mal in Israel sind, freuen sich oft darauf, die ultraorthodoxen Juden in einer Stadt zu sehen. Vielleicht kennt ihr das auch: schwarze Kleidung, große schwarze Hüte oder sogar Pelzmützen. Das fällt sofort ins Auge, und manche denken, das sei die echte jüdische Kleidung. Das stimmt aber nicht.
Diese Kleidung stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und war die modische Kleidung des polnischen Bürgertums. Die meisten Ultraorthodoxen stammen von Vorfahren aus Polen, der Ukraine und ähnlichen Regionen ab. Deshalb haben sie die Kleidung ihrer Vorfahren übernommen, und heute gilt das als die richtige Kleidung eines frommen Juden.
Das hat mit biblischer Kleidung nichts zu tun. Es ist auch nicht eine Frage von anständig oder unanständig. Manchmal muss ich innerlich lächeln, wenn es in Israel richtig heiß ist – 40, 45, 50 Grad – und diese orthodoxen Juden in dicken Mänteln und manchmal dicken Wollmützen herumlaufen. Sie glauben, das gehöre zum frommen Juden, obwohl das weder im Alten Testament noch im Talmud steht. Das ist einfach eine Entwicklung der letzten 150 Jahre.
Wenn wir uns solche Dinge anschauen, müssen wir, glaube ich, darauf achten, wie wir mit Trends und Entwicklungen umgehen – sei es Mode oder innere Trends. Manche dieser Trends sind neutral, da kommt es gar nicht so sehr darauf an. Wir sollten nicht zu sehr dagegen ankämpfen. Man kann manches so machen oder anders, Paulus spricht ja auch davon: Der eine isst Fleisch, der andere nur Gemüse. Jeder sei seiner Sache gewiss, solange es keinen Anstoß beim anderen gibt.
Oder der eine hält alle Tage gleich, der andere besondere Tage. Jeder soll machen, wie er will. Darüber zu streiten, lohnt sich nicht, denn es gibt wichtigere Dinge im geistlichen Leben. Manche Dinge laufen einfach so, und es lohnt sich nicht, darüber zu streiten. Das ist Zeitverschwendung. Lasst die Leute das einfach so machen.
Bei manchen Dingen trennt es eben die Geister. Wenn ich zum Beispiel kämpfen würde, dass niemand eine auffällige, schwarze Kleidung tragen darf, würde ich sagen: Warum denn? Das ist gar nicht notwendig, darüber zu streiten.
Manche Männer mögen es, in den letzten Jahren ganz glatt rasiert zu sein und nur oben ein bisschen Frisur zu haben. Ich weiß nicht, ob ihr Gemeinderegeln habt, aber ich würde sagen: Wenn du das so machen willst, kannst du das tun. Es ist nicht schlimm, es sei denn, jemand provoziert dadurch.
Viele dieser Dinge sind biblisch nicht hundertprozentig geregelt. Sie sind auch nicht unmoralisch. Man kann es so machen, aber man muss es nicht so machen. Wenn sich jemand entscheidet, den Urlaub nicht in Kroatien zu verbringen, ist das auch erlaubt, auch wenn das für viele der Lieblingsort ist, weil es dort günstig ist und Freunde dorthin fahren. Das sind einfach neutrale Dinge, die nicht schlimm sind.
Es gibt aber auch Trends, die für uns sogar erfreulich sind und gut. Zum Beispiel, dass in den letzten Jahren sehr viel Wert auf Authentizität gelegt wird – also darauf, echt zu sein. Gerade bei jüngeren Leuten ist das in den letzten zwanzig Jahren immer wichtiger geworden. Es kommt nicht nur darauf an, was du sagst, wie du es sagst und ob es richtig ist, sondern ob du wirklich dahinterstehst.
Das ist eigentlich vollkommen biblisch! In Deutschland war es in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren oft wichtiger, was der Nachbar oder die Gemeinde von einem denkt. Es war nicht so wichtig, ob man wirklich dahinterstand. Hauptsache, es sah von außen gut aus.
Hier müssen wir ganz deutlich sagen: Jesus hat ein scharfes Urteil darüber. Er nennt die Pharisäer Heuchler. Sie sehen von außen aus wie weiß getünchte Gräber, sind aber innerlich voller Totengebeine. Das ist nicht in Ordnung.
Heute legen viele junge Menschen viel mehr Wert darauf, dass es echt sein muss. Du musst hinter dem stehen, was du tust und sagst. Das nennt man auch Authentizität. Aber man darf sich nicht täuschen lassen. Das heißt nicht, dass jeder junge Mensch heute wirklich authentisch ist. Manchmal wird Authentizität nur vorgespielt.
Man muss nur eine sanftere Stimme auflegen, etwas persönlicher reden und sich weniger festlegen, und schon wirkt es authentisch. Selbst Politiker beherrschen das heute: Sie lügen ganz authentisch, so dass man es nicht merkt. Sie sagen: „Ich habe das erfahren, ich habe das erlebt“, und alle glauben, dass es stimmt.
Das ist heute auch ein Trend: Leute heucheln, sie seien authentisch, obwohl sie es nicht sind. Aber grundsätzlich ist das ja keine falsche Sache. Grundsätzlich wollen wir hoffentlich ehrlich sein und nicht nur etwas vorspielen.
Ich muss sagen, gerade weil wir als Christen oft etwas später mit Trends sind, gibt es das in manchen Gemeinden. Dort triffst du jemanden, der sagt: „Wir sind glücklich verheiratet.“ Gerade letztens war ich in einer Gemeinde, da sagte eine junge Frau, dass bei ihren Eltern in der Gemeinde immer alles in Ordnung war, aber zu Hause haben sie sich ständig gestritten.
Da muss man sagen: Was ist das? Das ist eigentlich schlimme Sünde. Was hilft es dir, was die Gemeinde darüber denkt? Es kommt darauf an, was wirklich Realität ist und was vor Gott gilt.
Hier finde ich, dass ein Trend hin zu mehr Authentizität und Echtheit gut ist. Natürlich keine Echtheit, die den anderen verletzt. Wenn du dich über jemanden ärgerst und sofort anfängst zu schimpfen und sagst: „Ich bin ja ehrlich“, dann ist das nicht in Ordnung. Es gibt ja auch ehrliche Sünder.
Nur weil du ehrlich bist, heißt das nicht, dass du zum Beispiel jemanden schlagen darfst. Nein, das ist nicht biblisch. Du kannst innerlich wütend sein und dir das eingestehen, aber wenn es Sünde ist, sollst du das unter Kontrolle bekommen. Dann sollst du zu Jesus kommen und sagen: „Jesus, ich bin wütend auf den anderen. Nimm mir die Wut weg und hilf mir, sanftmütig zu sein.“
Auch Ehrlichkeit hat also Grenzen. Du sollst nichts vorspielen, aber das ist keine Rechtfertigung für jede Art von Sünde oder Eigensinnigkeit. Hier merken wir, dass es auch Trends gibt, die das Innere betreffen – unser Denken, unser Handeln, sogar unser Verhalten in der Gemeinde.
Gesellschaftliche Trends und Gemeindeordnung
Es ist zum Beispiel ganz spannend zu beobachten, dass viele Gemeinden ihre Leitungsstrukturen nicht nur aus der Bibel ableiten, sondern häufig auch von gesellschaftlichen Trends beeinflusst werden. Einige von euch werden das ja wissen: In der Sowjetunion gab es lange Zeit einen Chef, der genau vorgab, wo es langgeht. In vielen Gemeinden war das ähnlich – ein Leiter bestimmte alles.
Wenn man sich nun typische deutsche Gemeinden ansieht, also einheimische Gemeinden, dann herrscht dort oft Demokratie. Alles wird diskutiert, jeder hat seine Meinung, und am Ende entscheidet manchmal niemand wirklich. So läuft es dann auch ab: Es gibt einen Wahlkampf in der Gemeinde, jeder verspricht irgendetwas, und dann wird abgestimmt. Der Kandidat, der gut reden kann, wird mit vielleicht 51 Prozent der Stimmen gewählt.
Dabei merken wir: Die Bibel sagt weder das eine noch das andere. Das kann man ganz deutlich nachlesen, zum Beispiel im 1. Timotheusbrief, im Titusbrief und im 1. Petrusbrief. Dort wird von Ältesten oder Presbytern gesprochen, die Verantwortung tragen sollen, und von Diakonen, die ebenfalls Verantwortung übernehmen. Es steht klar, dass sie aufgrund von Kriterien eingesetzt werden sollen, die Gott in seiner Bibel offenbart hat.
Hier merken wir, dass gesellschaftliche Trends Einfluss auf unser Denken und Verhalten nehmen können – und wir es oft gar nicht bemerken. Weil wir es gewohnt sind, dass überall abgestimmt und gewählt wird, meinen wir, das müsse auch in der Gemeinde so sein. Im Neuen Testament lesen wir jedoch nie etwas von Wahl. Manchmal steht dort, dass Personen in ihr Amt eingesetzt wurden „unter Aufhebung der Hände“. Manche haben das als Abstimmung verstanden, bei der jeder die Hand hebt. Doch wahrscheinlich ist damit eher ein Gebet gemeint: Die Hände wurden zum Gebet erhoben. Oft lesen wir Dinge in die Bibel hinein, die dort gar nicht stehen.
Vor Kurzem habe ich ein Buch eines evangelikalen Theologen über Gender gelesen. Das Buch war nicht schlecht, ganz gut geschrieben. Aber dann kommt er zu seiner Alternative, wie Christen heute leben sollen, wenn sie nicht für Patchwork-Ehen oder Ehe für alle sind. Seine Antwort lautet, dass die Sache mit der Unterordnung der Frau heute so nicht mehr gesehen werden kann. Denn gesellschaftlich wissen wir es anders: Alle sind gleichberechtigt. Gerade vor zwei Tagen war der Internationale Frauentag, an dem erneut betont wurde, dass alle gleichberechtigt sind. Das bedeutet, wir können Frauen nicht generell sagen, sie müssten sich unterordnen – das geht nicht. Die Gesellschaft sagt, das klappt nicht.
Der Theologe meint dann, dass das jedes Paar für sich selbst aushandeln müsse. Das finde ich interessant. Ein evangelikaler Theologe sagt also, wir müssen das aushandeln, obwohl Gott in der Bibel sagt: „Du Frau, ordne dich deinem Mann unter.“ Da würde ich sagen: Das steht da nun mal. Auch wenn uns manches, was Gott fordert, nicht passt, gilt es dennoch, es zu tun.
Für den Mann gilt ebenso: Er soll seine Frau lieben, wie Christus die Gemeinde liebt. Und Kinder sollen gehorsam ihren Eltern sein in allen Dingen, schreibt Paulus. Das sind sehr deutliche Anweisungen, bei denen wir schnell in Gefahr geraten, den Zeitgeist zu übernehmen – je nachdem, wo wir groß geworden sind. Sei es der Zeitgeist in Afrika, Deutschland, Russland oder anderswo. Und oft merken wir gar nicht, wie dieser Zeitgeist unser Denken prägt.
Manchmal zeigt sich das besonders bei Themen, die uns als Christen besonders wichtig erscheinen. In einheimischen deutschen Gemeinden zum Beispiel ist es oft so, dass Alkoholkonsum in Maßen nicht als schlimm gilt – das machen fast alle. Aber ein sexuelles Vergehen wie Ehebruch wird als sehr schlimm angesehen, und der Betroffene wird aus der Gemeinde ausgeschlossen – zumindest in konservativen Gemeinden.
Bei liberaleren Gemeinden ist oft alles erlaubt, jeder macht, was er will, und alle werden gesegnet. Ich spreche hier von den strengeren Gemeinden. In Afrika hingegen ist die Situation anders: Wenn du dort als Pastor nur ein Glas Wein trinkst, bist du oft sofort weg vom Dienst. Alkohol wird sehr streng gehandhabt. Wenn ein Pastor jedoch eine Affäre hat, wird das oft toleriert – „Na ja, du bist halt ein Mann, das kann passieren.“ In vielen afrikanischen Ländern ist das kein großes Problem.
Viele Pastoren haben dort Affären nebenher. Die Konservativen sind streng beim Alkohol – kein Tropfen, sonst Ausschluss aus der Gemeinde. Doch bei Affären wird oft nachsichtig reagiert: „Ich konnte nicht anders, das war gerade so.“ Biblisch gesehen fehlt zu beiden Themen eine klare Regelung. Die Bibel spricht darüber: Ein Ältester soll kein Trinker sein und den Wein nur in Maßen lieben. Alkohol soll also vorsichtig und zurückhaltend konsumiert werden. Gleichzeitig betont die Bibel auch die Wichtigkeit sexueller Reinheit.
Hier sehen wir, wie unterschiedliche gesellschaftliche Trends in Afrika und Deutschland zu unterschiedlichen Einstellungen führen.
Bibeltext als Maßstab gegen Zeitgeist
Wenn wir uns mit den Entwicklungen der Zeit auseinandersetzen, habe ich bereits gesagt, dass wir zuerst identifizieren müssen, welcher Trend eher in unserem Sinne ist – also mehr Echtheit und Ehrlichkeit fördert. Wir sollten auch erkennen, welche Trends neutral sind, zum Beispiel welche Farbe unser Auto hat oder welchen Rahmen unsere Brille trägt. Ebenso gilt es, die Trends zu erkennen, die eher negativ sind.
Im Folgenden möchte ich einige Trends beschreiben und auch bewerten. Doch zuvor möchte ich einen Bibeltext vorlesen, und zwar aus dem Römerbrief, Kapitel 12, Vers 2. Dieser Text ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig.
Römer 12,2 lautet: „Und passt euch nicht diesem Weltlauf an.“ Das Wort „Weltlauf“ kann man auch mit „Zeitgeist“ oder „Trend“ übersetzen. Hier sind jedoch geistige Trends gemeint. Der Text fährt fort: „Sondern lasst euch in eurem Wesen verändern durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Das ist genau das, was wir anstreben sollten. Hier steht ganz deutlich: Du musst aufpassen, dass du nicht von diesem Zeitgeist, von diesem Trend beeinflusst wirst. Es heißt ausdrücklich: „Passt euch nicht an!“ Das bedeutet, wir sind in der Versuchung, von diesem Zeitlauf oder Trend beeinflusst zu werden. Paulus wusste das, und Gott weiß es sowieso, denn er hat Paulus das eingegeben.
Wir leben immer in einer Gesellschaft und Umgebung, die Einflüsse auf unser Denken und Handeln ausübt. Wenn wir nicht darauf achten, werden wir genauso wie unsere Umgebung – nur etwas zeitlich versetzt. Es dauert eine Weile, bis diese Einflüsse bei uns durchdringen. Aber das reicht nicht aus.
Christ sein bedeutet nicht, dass wir die Moden von vor 20 Jahren übernehmen. Es heißt vielmehr, dass wir uns an der Bibel orientieren, besonders bei den Dingen, bei denen die Bibel uns deutlich etwas sagt. Bei den Themen, die die Bibel offenlässt, müssen wir entweder biblische Prinzipien anwenden oder wir haben die Freiheit, es so oder so zu machen.
Ein Beispiel: In der Bibel gibt es keine Stelle, die besagt, Christen dürften nur weiße Autos fahren. Das wäre eine willkürliche Festlegung. Wir sollen ja Licht sein und nicht Finsternis. Das bedeutet aber nicht, dass jemand mit einem schwarzen Auto „Finsternis“ fährt und jemand mit einem weißen Auto „Licht“ ist. Das wäre ein unsinniges Beispiel.
Im Text steht auch, wie wir dem Trend dieser Welt, dem Zeitgeist, etwas entgegensetzen können. Es heißt: „Lasst euch in eurem Wesen verändern.“ Das Wesen ist in der Bibel unsere innere Persönlichkeit, das, was wir im tiefsten Kern unseres Menschseins sind.
Wie tun wir das? Indem wir „durch die Erneuerung eures Sinnes“ unser Denken und Empfinden erneuern. Unser Denken und Empfinden müssen sich verändern, damit auch unser Wesen – also unsere Persönlichkeit – verändert wird, so wie Gott es gerne haben will.
Und wie gelingt das? Indem wir uns der Prägung Gottes aussetzen. Wenn wir uns dieser Prägung aussetzen, verändert sich unser Denken, Fühlen und Empfinden – und dadurch auch unser Wesen. Dann heißt es im Text: „Damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige Wille Gottes ist.“
Wenn wir das nicht tun, können wir das nicht erkennen. Dann leben wir vielleicht fromm aus Tradition, merken aber nicht, wo wir vom Zeitgeist negativ beeinflusst werden. Wir denken mit der Zeit, das sei ganz normal, weil es alle anderen so tun.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder dem Wort Gottes aussetzen. Es ist wichtig, dass wir im Gebet mit Gott stehen und anhand der biblischen Prinzipien die Entwicklungen unserer Zeit kritisch hinterfragen. Ebenso sollten wir unsere eigenen Entscheidungen kritisch prüfen.
Sonst übernehmen auch Christen einfach das, was alle anderen tun – nur zeitlich verzögert. Deshalb gilt: Lasst euren Sinn erneuern! Erneuert euer Denken, Fühlen und Empfinden, indem ihr euch immer wieder der Prägung Gottes aussetzt.
Ihr müsst bedenken, dass ihr den ganzen Tag, sei es beim Schlafen oder Wachsein, vom Trend der Zeit beeinflusst werdet. Wenn ihr dem etwas entgegensetzen wollt, reichen fünf Minuten Andacht am Tag nicht aus. Das ist viel zu wenig.
Ihr braucht eine intensivere Prägung. Sonst werden wir genauso mitgerissen wie alle anderen auch. Diese Aufforderung gibt uns Gott durch Paulus.
Aktuelle gesellschaftliche Trends und ihre Auswirkungen
Wenn wir uns in der Gesellschaft umschauen, in der wir leben, gibt es einige Trends, die derzeit relativ stark sind. Ich spreche hier vor allem von innerlichen Trends, also solchen, die unser Denken und Empfinden betreffen.
Einer dieser Trends, mit dem wir zu tun haben, ist eine zunehmende Radikalisierung in der Öffentlichkeit. Ihr merkt das sicherlich: Die Zeit, in der man immer nur Konsens suchte und alle in der Mitte sein wollten, ist in vielen Teilen Europas und Nordamerikas vorbei. Heute sind die Menschen eher offen für radikale Positionen. Deshalb sind auch etwas radikalere Parteien heute beliebter als solche, die in der Mitte stehen. Die einen tendieren eher nach rechts, die anderen eher nach links. Deshalb wachsen diese Parteien.
In der Mitte hingegen bröckelt es, weil viele den Eindruck haben, dass endlich jemand die Wahrheit sagt, das Richtige ausspricht. Diese Tendenz, sich mehr nach rechts oder links zu orientieren, ist nicht nur eine Einzelmeinung, sondern sie drückt sich stärker aus.
Es ist heute auch nicht mehr so in Mode, wie früher, viele Begriffe nicht auszusprechen. Zwar gibt es das immer noch, dass manche das fordern, aber wenn man sich im Internet umschaut, sieht man, dass sich viele Menschen sehr radikal und pauschal äußern. Differenzierung ist oft kaum vorhanden. Manche Christen verhalten sich ebenfalls so. Mit manchen Christen kann man kaum noch diskutieren. Wenn man nicht ihrer Meinung ist, wird der Kontakt abgebrochen. Das ist ein Trend, der in Teilen der Christenheit und der Gesellschaft sehr stark präsent ist.
Ich habe den Eindruck, dass uns als Christen das genauso treffen kann. Wir übernehmen plötzlich politische Parolen, bei denen man meint, man müsse jetzt richtig auf den Tisch hauen. Dabei sind diese Parolen oft gar nicht biblisch. Ich erlebe, dass viele Christen diskutieren, aber dabei selten wirklich biblisch fragen. In der Bibel finden wir klare Aussagen, die nicht vorschreiben, ob man rechts oder links wählen muss, sondern die das Wichtigste betonen: bete für die Obrigkeit, bete, damit du ein stilles und ruhiges Leben führen kannst und Gott in aller Treue nachfolgst.
Das ist das Wesentliche. Seid dem Staat untertan – solche Aufforderungen sind deutlich in der Bibel erwähnt. Das heißt nicht, dass wir nicht wählen dürfen, das dürfen wir natürlich. Aber ich würde jeden Christen warnen, zuerst einmal auch in der Politik biblische Prinzipien zu sehen und nicht nur auf das zu achten, was einzelne Parteien von dir wollen. Denn alle Parteien wollen dich instrumentalisieren, egal wo sie stehen. Niemandem von ihnen geht es wirklich um Jesus Christus oder den Glauben. Allen Parteien, egal ob rechts oder links, geht es um Macht.
Hier sollten Christen aufpassen, sich nicht zum verlängerten Arm irgendeiner Partei zu machen. Vielmehr sollten sie im Gebet prüfen, was dran ist. Mehr für den Staat zu beten, als über den Staat zu schimpfen, ist auch heute wichtiger denn je.
Diese Radikalisierung ist ein Trend, der momentan in der Gesellschaft stark präsent ist. Die Antwort für uns als Christen lautet: Passt auf, weder das irdische noch das ewige Heil liegt in der Politik oder in der Gesellschaft, sondern in Jesus Christus. Darauf muss der Schwerpunkt liegen, auch in all unseren öffentlichen Äußerungen.
Konsumorientierung und Erlebnisdrang
Ein weiterer Trend in unserer Gesellschaft ist, dass sie darauf ausgerichtet ist, möglichst viel zu konsumieren und möglichst viele Erlebnisse zu sammeln. Es kann leicht passieren, dass auch wir als Christen genau dasselbe tun.
Früher konsumierten manche Menschen vor allem durch den Kauf großer Mengen. Heute geht es eher darum, exklusive Dinge zu konsumieren. Zum Beispiel kauft man lieber ein Handy für tausend Euro, anstatt alle zwei Wochen ein neues. Natürlich kauft man das teure Handy auch nur alle zwei bis drei Jahre neu. So gibt man insgesamt mindestens genauso viel Geld aus, aber das ist exklusiver und exquisiter.
Das gilt nicht nur für technische Geräte, sondern auch für Nahrungsmittel. Es werden nicht große Mengen konsumiert, sondern eher teure, exklusive Lebensmittel. Ebenso bestimmt das, was ich besitze, wer ich bin. Mit welchem Auto ich vorfahre, beeinflusst mein Ansehen. Welche Kleidung ich trage, möglichst mit einem bestimmten Aufnäher, der oft viel teurer ist. Jeder Altersgruppe hat ihre eigenen Aufnäher, die den edlen Konsum symbolisieren und die sich nicht jeder leisten kann.
Dieser Trend ist in der Gesellschaft weit verbreitet. Es gibt viele, die sagen, sie wollen keinen Konsum, doch sie kaufen teurere Produkte mit Fairtrade- oder Öko-Labels. Auch hier geht es wieder darum, sich durch den Konsum zu definieren und möglichst viel und intensiv zu erleben.
Dieser Trend stammt aus der Welt der Menschen, für die das Leben vor allem aus Erlebnissen besteht. Sie wissen, dass ihr Leben begrenzt ist und sie irgendwann sterben müssen. Deshalb versuchen sie, so viel wie möglich aus ihrem Leben herauszuholen. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang manchmal von „Erlebnisstress“. Es gibt so viele Dinge zu tun, dass an einem Abend nicht nur eine, sondern zwei oder drei Partys stattfinden – und man muss überall dabei sein, sonst hat man etwas verpasst.
Früher, in den 1950er und 1960er Jahren, machten die meisten Menschen etwa einmal in zehn Jahren Urlaub. In den 1970er und 1980er Jahren wurde daraus ein Urlaub pro Jahr. Heute, wenn man im Trend liegt, macht man drei Urlaube im Jahr – dafür etwas kürzer, weil der Urlaub insgesamt nicht viel länger geworden ist. Es geht darum, mehr zu erleben und mehr zu sehen.
Ob das einen näher zu Jesus bringt oder das Leben wirklich weiterbringt, spielt dabei oft keine Rolle. Mehr erleben und mehr konsumieren gehört einfach dazu. Manche übertragen diesen Trend sogar auf den geistlichen Bereich. Sie sind mit einem normalen geistlichen Leben nicht zufrieden. Es muss immer etwas Neues geben, denn das Gewohnte ist ja langweilig: Wir beten schon immer in der Gemeinde und lesen die Bibel. Wo ist da noch etwas Neues? Eine neue Weihe, ein neuer Trend, eine neue Welle – dem wird nachgejagt, um mehr zu bekommen, mehr zu konsumieren und mehr zu erleben.
Grundsätzlich ist daran nicht alles falsch. Problematisch ist aber der falsche Akzent, der falsche Schwerpunkt. Darauf kommt es nicht an. Die Bibel legt viel mehr Wert darauf, dass du treu, beständig und ausdauernd bist und an dem dranbleibst, was du tust. Das gerät natürlich etwas in den Hintergrund, wenn man so stark darauf ausgerichtet ist, ständig etwas Neues zu haben.
Rückzug ins Private und seine Folgen
Ein weiterer Trend, den wir ebenfalls in der Gesellschaft beobachten, ist der Rückzug ins Private. Ein Trendforscher sprach in diesem Zusammenhang vom „Kokoning“. So wie ein Kokon sich um einen Schmetterling spinnt, zieht sich der Mensch zurück. Er zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück und sagt: „Das sagt mir alles nicht mehr so viel, ich ziehe mich zurück für mich und meine Freunde.“
Das ist ein gesellschaftlicher Trend, der nicht immer so ausgeprägt war. Viele Menschen sagen heute, dass ihnen die Welt draußen egal ist und das, was dort passiert, keine große Rolle mehr spielt. Deshalb klagen gerade alle Parteien darüber, dass sie weniger Mitglieder haben. Niemand will sich mehr groß engagieren. Dafür gibt es natürlich verschiedene Gründe, aber der Rückzug in die private Sphäre ist eine davon.
Dieser Rückzug zeigt sich sogar in der Einrichtung der Wohnungen. Bei der Kölner Möbelmesse wurde zum Beispiel ein Trend vorgestellt: Die Wohnzimmer waren über Jahrzehnte hinweg auf den Fernseher ausgerichtet – natürlich nur bei denen, die einen hatten. In manchen Gemeinden war das ja nicht erlaubt, dort gab es entweder keinen Fernseher oder er wurde zumindest im Schrank versteckt. Doch heute ist das anders.
Das Kokoning zeigt sich darin, dass man individuell eine große Wohnlandschaft hat, also ein möglichst großes Sofa mit vielen Ecken und Nischen. Die moderne Familie sitzt dann so verteilt: In der einen Ecke sitzt einer, in der anderen Ecke ein anderer, und dort noch jemand. Jeder hat sein Tablet oder Smartphone vor sich. Es gibt nicht mehr den zentralen Fernseher, auf den alle gemeinsam schauen. Stattdessen schaut der eine einen Film, der andere ist bei YouTube, der nächste verschickt Nachrichten, und jemand anderes hört Musik. Jeder sitzt für sich, zurückgezogen in seiner eigenen Welt, in seiner Privatsphäre.
Das ist ein Trend: Nicht mehr das Öffentliche, nicht mehr der Einsatz für die Gemeinschaft, sondern der Rückzug ins Private. Manche verkaufen das auch so, auch in christlichen Kreisen: „Ich lege Wert auf Familie, ich lege Wert auf Freunde.“ Häufig ist damit gemeint, dass die Welt einem egal ist. Doch das ist biblisch falsch.
Natürlich ist Familie wichtig. Aber für manche ist die Betonung der Familie nur eine Flucht aus der Verantwortung außerhalb. Es gibt Menschen, die eigentlich von Gott die Verantwortung und Begabung haben, sich zum Beispiel in der Gemeinde einzubringen, es aber nicht tun, weil sie sagen: „Ich muss ja nur für die Familie da sein, das ist das Wichtigste.“ Dem muss man widersprechen: So ist es nicht.
Vor Gott hast du verschiedene Verantwortungen. Du hast Verantwortung für deinen Beruf, für die Gesellschaft, in der du lebst, für die Gemeinde und für deine Familie. Das sind alles Verantwortungen. Man kann nicht das eine ausklammern oder wegfallen lassen, sondern man muss sie im Ausgleich finden.
Dieser Trend könnte uns gefährlich werden. Bei manchen Gemeinden in Deutschland ist es so, dass sie kaum noch evangelisieren. Oder höchstens einmal im Jahr laden sie jemanden ein, der das für sie übernimmt. Vorher verteilt man einige Traktate, aber im Alltag das Evangelium zu erklären, mit den Menschen, mit denen man zu tun hat, das tun viele nicht. Ich rede nicht davon, einfach ein Traktat in den Briefkasten zu stecken, das machen viele nicht.
Warum? Weil sie sich zurückziehen in ihre private Welt. Das sind ihre Freunde, ihre Familie, man besucht sich gegenseitig, und das ist schön. Und das ist ja auch gut so. Aber eigentlich ist unser Auftrag von Jesus Christus, für die verlorene Welt zu leben, in der wir leben.
Jesus hat das ja auch getan. Er sagt sogar sehr deutlich: „Wer nicht Vater und Mutter hasst um meinetwillen, kann nicht mein Jünger sein.“ Das sind sehr krasse Aussagen. Einmal sagt jemand, er wolle doch seinen Vater begraben, und Jesus antwortet: „Lasst die Toten ihre Toten begraben.“ Das zeigt, dass Jesus nicht nur sagt, wir sollten uns füreinander kümmern, Vater und Mutter und so weiter – das finden wir ja auch, etwa im 1. Timotheusbrief, wo steht, wer nicht für Vater und Mutter sorgt, sei schlimmer als ein Heide.
Aber auf der anderen Seite gilt: Die Berufung vor Gott ist auch ganz wesentlich da. Die Berufung, Menschen für das Evangelium zu gewinnen, ist sehr groß. Wenn wir diesem Trend, dem Rückzug ins Private, zu stark folgen, werden wir diesem Auftrag Jesu nicht mehr gehorsam sein.
Dieser Auftrag ist wichtig. Wir wissen doch alle, dass die Menschen in unserer Umgebung verloren gehen, wenn wir ihnen das Evangelium nicht weitergeben. Es wäre sehr schade, wenn wir nur wegen dieses Trends sagen: „Ich und meine private Welt, ich und meine Freunde, das ist die ganze Welt, um die es mir geht.“ Damit würden wir die Menschen alleine lassen.
Denn das ist ein weltlicher Trend. Familie ist wichtig, dafür sollen wir sorgen. Aber der Auftrag für die Gemeinde und für die Menschen draußen, ihre Not zu sehen und sich für sie einzusetzen, ist ein deutlicher biblischer Auftrag, den wir berücksichtigen sollten.
Säkularisierung und Tabuisierung von Religion
Ein zweiter Trend, der in unserer Gesellschaft ebenfalls zu beobachten ist, ist der der Säkularisierung. Das bedeutet, Religion wird zunehmend als reine Privatsache betrachtet.
Wenn man heute nach Südamerika, Afrika, Indien oder andere Regionen reist, merkt man schnell, dass die Menschen dort offen über ihren Glauben sprechen. Man kann sie auf der Straße einfach fragen: Glaubst du an Gott? Was liest du gerade in der Bibel? Das ist dort kein großes Problem. Religion ist in Indien, in weiten Teilen Afrikas und auch in Südamerika vielmehr alltäglich und präsent.
In Deutschland hingegen bekommen viele Christen schon einen roten Kopf, wenn sie ihren Nachbarn auf etwas Frommes ansprechen sollen. Das ist ein gesellschaftlicher Trend. Deshalb gibt es in vielen Kindergärten in Deutschland, wie zum Beispiel dem, in dem unsere Tochter arbeitet, seit Jahren kein Weihnachts- oder Osterfest mehr. Man möchte religiös neutral bleiben. In Schulen werden Kreuze abgehängt. Das betrifft nicht nur äußere Symbole, sondern auch auf den Bergen in den Alpen werden Kreuze entfernt, weil sie als Beeinflussung religiöser Gefühle gesehen werden.
Viele Politiker sprechen offen über ihre persönliche Sexualität. Es gibt immer wieder Politiker, die sagen: Ich bin schwul, und das ist gut so. Aber habt ihr schon einmal einen Politiker gehört, der sich öffentlich dazu bekennt, jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen? Ich kenne keinen, egal von welcher Partei. Gott wird höchstens ganz nebenbei erwähnt, wenn man die fromme Wählerschaft gewinnen will. Offen über den Glauben zu sprechen, scheint viel peinlicher zu sein als über Sexualität zu reden.
In der Bibel ist es genau umgekehrt. Dort heißt es, dass Sexualität etwas Privates zwischen dir und deiner Frau zu Hause ist, worüber du nicht reden musst. Aber was du glaubst, betrifft auch die Öffentlichkeit. Hier müssen wir aufpassen, uns nicht diesem Trend zu unterwerfen und Glauben als Tabuthema zu empfinden.
Viele Christen sind ebenfalls vorsichtig, weil sie dem anderen nicht zu nahe treten wollen. Doch wenn du deinem Nachbarn nicht zu nahe trittst, wird er nie gläubig. Wenn du darauf wartest, dass dein Nachbar zu dir kommt und sagt: „Sage mir, wie kann ich mich bekehren?“, dann wirst du wahrscheinlich eher im Himmel sein, als dass er kommt.
Manchmal müssen wir Leute auch nerven. Jesus hat das auch getan – so sehr, dass manche ihn umbringen wollten. Als Simeon im Tempel zu Maria sprach, sagte er, an Jesus würden sich die Geister scheiden: Er sei für die einen zum Aufstehen, für die anderen zum Fall. So ist es auch heute. Wir dürfen der Tabuisierung von Religion nicht folgen.
Viele Christen trauen sich nicht mehr, offen über Gott zu sprechen, sondern nur noch im vertrauten Kreis der Gemeinde oder zu Hause. Wir müssen Gott darum bitten, uns die Freiheit zu geben, offen vom Glauben zu reden, obwohl der Zeitgeist sagt: Religion ist tabu, du darfst niemandem zu nahe treten.
Das geht so weit, dass es sogar in der Seelsorge so gehandhabt wird. Ich habe einmal einen Kurs zur Seelsorgeschulung der evangelischen Kirche besucht, um zu sehen, was dort vermittelt wird. Ein wesentlicher Tipp war: Du darfst den Leuten keinen Ratschlag geben, denn Ratschläge seien auch Schläge. Deshalb dürfe man niemanden „schlagen“, sondern müsse den Menschen nur reflektieren, was sie sagen.
Als ich vor einigen Jahren Krebs hatte und längere Zeit im Krankenhaus war, kam auch ein Krankenhausseelsorger zu mir. Er hatte vermutlich eine ähnliche Schulung gemacht. Ich fühlte mich durch die Krebsdiagnose sehr schlecht. Er setzte sich zu mir und sagte nur: „Ja, das ist ja schlimm.“ Und dann kam nichts mehr. Am Ende musste ich ihn sogar trösten, weil er nur reflektierte. Wenn ich gesagt hätte: „Das ist super“, hätte er das auch nur wiederholt. Alles nur reflektieren – das ist Quatsch.
Warum? Der Seelsorger darf niemandem zu nahe kommen. Du darfst niemandem sagen, was falsch ist oder was er verändern muss. Das müssen wir aber sagen, sonst sind wir mitschuldig an dem, was falsch läuft.
Solche Ansätze gibt es heute auch schon in freien Gemeinden, also in evangelikalen Gemeinden, nicht nur in evangelischen Landeskirchen. Dort ist Seelsorge oft keine echte Hilfe mehr, die den Menschen zur Orientierung bringt. Stattdessen heißt es: Du musst deinen eigenen Weg finden, deine eigene Lösung, selbst entscheiden. Das steht aber nirgends in der Bibel.
In der Bibel steht: „Du sollst Gott gehorsam sein.“ Andere können dir dabei helfen zu erkennen, was Gott von dir will – natürlich nur dann, wenn es wirklich göttliche Dinge betrifft. Wenn es um Haarfarbe oder die Farbe der Brillenfassung geht, ist das natürlich nicht wichtig. Aber ansonsten sollten wir immer nach dem Willen Gottes fragen.
Individualismus und Selbstzentriertheit
Ja, dann gibt es noch andere Punkte, und zwar kennt ihr wahrscheinlich auch alle den Trend „Ich bin wichtig“. Das ist für die Leute heute ganz, ganz entscheidend. Jeder Mensch, der einigermaßen auf dem Trend der Zeit in der westlichen Welt ist, hält sich für den wichtigsten Menschen des Universums.
Und da ist auch alle Werbung darauf ausgerichtet. Ihr müsst sehen, wenn ihr Werbung bekommt, dann heißt es ganz stark: Dein Kredit, dein Auto, dein Haus – wir wollen für dich da sein, wie können wir dir helfen? So etwas lernt man schon in der Verkaufsschulung. Das heißt, der Mensch wird ganz in den Vordergrund gerückt.
Wobei in Wirklichkeit ist das natürlich alles nur Fake. Der Verkäufer interessiert sich null für dich, sondern will nur verkaufen. Aber du sollst den Eindruck bekommen, als ob du die wichtigste Person bist. Wenn du als Verkäufer geschult wirst, zum Beispiel um Versicherungen zu verkaufen, dann wird dir beigebracht, dass du, wenn du ins Haus kommst, erst mal irgendwas loben sollst. Zum Beispiel: „Oh, haben Sie aber eine tolle Einrichtung! Wie schön ist Ihr Garten!“
In Wirklichkeit ist dir das ja total egal. Der Garten sieht vielleicht hässlich aus, aber du musst dem Menschen den Eindruck geben, er sei wahnsinnig wichtig. Dann kannst du eher deine Versicherung verkaufen. Falls ihr also einen gut geschulten Versicherungsvertreter habt, könnt ihr ihm beim nächsten Mal sagen: „Du Heuchler, dir gefällt das ja gar nicht!“ Und meistens habt ihr Recht. Nur wird er das natürlich leugnen, denn er hat gelernt, so zu handeln. Also: Du bist wichtig.
Ich war mit meiner Frau, die aus Frankreich kommt, im vorletzten Jahr in Frankreich. Wir waren in einem riesengroßen Supermarkt und haben eingekauft. Ich lege immer Wert darauf, wenn wir da sind, Croissants, Baguette und Camembert zu kaufen. An fast jedem Regal stand „Dein Brot“, „Deine Marmelade“ und so weiter.
Ich habe einer Frau schon gesagt, dass es mich reizt, den ganzen Wagen vollzupacken und an der Kasse einfach durchzufahren und zu sagen: „Das ist meins!“ Aber in Wirklichkeit wollen die ja nur sagen: „Das ist deins“, damit ich mir etwas reinpacke – und hinterher muss ich doch bezahlen.
Oder wenn du sagst: „Dein Haus“ – das musst du doch nicht jeden Tag neu bezahlen. Dein Auto auch nicht. Und dann merken wir, dass das gesagt wird, um den Menschen zu vermitteln, dass er wahnsinnig wichtig ist, dass alles auf ihn ankommt und jeder selbst entscheiden muss. Aber in Wirklichkeit stimmt das gar nicht. Alle anderen wollen für dich entscheiden, dich manipulieren, dir etwas verkaufen oder unterjubeln. Auch das ist vielfach nur ein Trick, um Menschen zu missbrauchen.
Das führt allerdings auch dazu, dass viele Eltern sich nicht mehr trauen, Kindern Grenzen zu setzen. Sie sagen: „Das Kind muss selbst entscheiden.“ In der Pädagogik nennt man das Konstruktivismus. Dort sagt man nämlich, alles Wissen steckt im Kind selbst. Der Lehrer muss nur dafür da sein, das Wissen aus dem Kind herauszuholen. Du darfst das Kind nicht von außen mit Wissen konfrontieren.
Das ist natürlich biblisch vollkommen falsch, und in der Praxis funktioniert das auch nicht. Aber viele Leute glauben es, weil ein paar kluge Professoren das so sagen. Dann macht man das zwei Generationen lang, merkt, es klappt nicht, und dann muss man es wieder über Bord werfen. So war es ja in den Siebzigerjahren mit der antiautoritären Erziehung. Da hatten viele Professoren gesagt: „Ja, keine Autorität, das macht das Kind kaputt, nimmt ihm die Freiheit.“
Die Schulen, die das gemacht haben, sind untergegangen, und die anderen haben das schnell wieder über Bord geworfen. Also gibt es hier Trends, die uns so wichtig machen, die uns in den Mittelpunkt stellen. Ich habe das schon in evangelistischen Gesprächen gemerkt. Da habe ich den Leuten gesagt, wir haben lange darüber gesprochen, und ich sagte: „Gott sagt, das, was du machst, ist falsch.“
Dann antwortet mir einer: „Ja, wenn Gott wirklich so ist, dann glaube ich einfach nicht an ihn.“ Da muss man sagen, das ist ja ganz komisch. Das heißt, dann kommt der Elektriker und sagt: „Fass bitte nicht in die Steckdose, sonst bekommst du einen Schlag.“ Dann sage ich: „Ne, an den Strom glaube ich nicht, der mir einen Schlag geben kann, den gibt es nicht.“
Die Frage ist doch nicht, ob Gott so ist, wie er ist, und ob dir das gefällt. Manche Leute meinen, weil es ihnen nicht gefällt, dürfe Gott so nicht sein. Gott müsse sich nach unseren Maßstäben richten. Manche sagen auch: „Ja, wenn Gott den Menschen verloren gehen lässt, dann ist Gott ungerecht, und ich akzeptiere ihn nicht.“ Oder: „Er muss seine Meinung ändern.“
Viele Leute treten so selbstbewusst im Glauben auf, dass es fast unheimlich ist. Es macht fast den Eindruck, als müsste sich Gott jetzt nach ihnen richten. Sie merken gar nicht, dass wir die armen Bettler sind, die froh sein können, wenn Gott sich überhaupt um uns kümmert. Weil den Menschen so stark gesagt wird, wie wichtig man ist.
Fast jedes christliche Frauenbuch heute hat Titel wie „Du bist schön“, „Du bist wichtig“, „Du bist wertvoll“, weil das auch ein Trend der Zeit ist, jemandem zu sagen, wie toll und wichtig er ist. Stellt euch mal vor, ich würde jetzt ein Frauenbuch mit einem Ausspruch Luthers herausgeben, der sagt: „Du alter Madensack!“ – das würde ja keiner kaufen.
Warum? Aber im Grunde genommen ist das ja gar nicht so falsch. Schau mal in die Bibel rein: Wie häufig steht da, wie wichtig wir sind und wie toll wir sind? Ja, das steht an ein paar Stellen schon. Aber es gibt genauso viele Stellen, die sagen: „Du bist ein Sünder, du bist voll Dreck, du bist in der Finsternis.“
Das heißt, hier müssen wir die Ausgewogenheit wahren. Wir sollen nicht nur das hören, was der Zeitgeist uns sehr gerne sagen will, nämlich wie wichtig und schön wir sind. Und am Ende wird ja auch viel gelogen. Dann wird jeder Frau gesagt, wie schön sie ist. Objektiv gehst du nach draußen und merkst: Manche Frauen sind schön, manche eben weniger schön. Mehr kann man ja nicht sagen.
Manche sind weniger schön, manche sogar noch weniger schön. Und hier ist auch gar nicht das Problem. Nirgends in der Bibel steht, dass wir alle schön sein müssen nach dem Trend der Zeit, der sich ja ständig ändert. Manchmal sind Frauen schön, die breit sind, manchmal die schlanken, manchmal die mit krausen Haaren, manchmal die mit glatten. Der Trend ändert sich ständig.
Das heißt, Gott hat uns ganz unterschiedlich geschaffen. Der eine empfindet das als schön, der andere empfindet etwas anderes als schön. Aber auch da kommt es nicht darauf an. Denn die Schönheit der Frau soll laut 1. Timotheus 2,9-10 nicht in der äußeren Schönheit liegen, sondern im Inneren.
Allerdings, wenn du eine junge Frau bist und nach einem Mann suchst, kann ich dir sagen: Die meisten Männer, selbst Christen, glauben das auch nicht. Ich weiß das, weil ich jedes Jahr Paare in der Ehe begleite und die jungen Männer frage, was ihnen an ihrer Verlobten besonders gefällt.
Ich kann euch sagen: Immer, außer die, die schon meine Predigten gehört haben und sich vorbereitet haben, kommt als erstes: „Sie ist hübsch.“ Dann kommt: „Sie hat hübsche Haare, sie hat hübsche Augen, sie hat eine hübsche Figur.“ Und nachdem das alles durch ist, kommt am Ende noch: „Ja, sie ist ganz nett, irgendwie so.“
Die Frauen sagen das weniger. Sie sagen eher: „Er ist so süß“ oder so etwas. Da merken wir: Natürlich schauen wir auf das Äußere, aber wir müssen lernen, auch auf das Innere zu schauen. Nicht entsprechend dem Trend der Welt „außen hui und innen pfui“, sondern darauf achten, was wirklich im Menschen drin ist.
Darauf sollten wir achten, nicht im Trend der Zeit uns so wichtig zu nehmen. Denn vor Gott sind wir nicht so wichtig. Ja, Jesus ist für uns gestorben, das stimmt schon, aber wir sind im Kern dafür da, Gott zu verherrlichen. Nicht Gott ist dafür da, uns zu verherrlichen.
Manche haben den Eindruck, Gott ist eine Art Dienstleister für uns, damit es uns gut geht. Wenn Gott das gut erledigt, dann sind wir gläubig und gehen in die Gemeinde. Und wenn mal nicht das kommt, was wir uns wünschen, dann verlassen wir die Gemeinde, weil Gott uns enttäuscht hat.
Das ist eine vollkommen verkehrte Auffassung. In der Bibel steht Gott im Mittelpunkt, nicht du. Wer diesem Trend der Zeit folgt, wird im geistlichen Leben Schiffbruch erleiden. Das ist bei vielen so, dass sie deshalb heute gar keine Hochachtung mehr vor Gott haben.
Weil Gott ja erst mal mit einem guten Angebot kommen muss. Wenn er mir anbietet, ich lebe endlos lang und bin glücklich und gesund mein Leben lang, dann glaube ich. Sonst nicht. Manche reden Gott auch nur noch wie einen Kumpel an und vergessen ganz die Ehrfurcht vor Gott, die die Bibel dominiert.
Wenn wir merken, dass wir Gott direkt begegnen würden, würden wir alle tot umfallen. Manche meinen, mit Gott verhandeln zu können und ihm dauernd Vorschriften zu machen, was er noch besser tun müsse. Dabei vergessen sie ganz, dass nicht wir im Mittelpunkt stehen, sondern Gott.
Hier ist ein Trend der Zeit, den ich für ziemlich problematisch halte. Gott wird entweder als Dienstleister oder als Kumpel betrachtet, und das ist, glaube ich, eher ein Problem, das auch das Innere betrifft.
Die Verherrlichung der Schöpfung statt des Schöpfers
Bei vielen Menschen ist es so, wie wir bereits am Anfang gehört haben: Die Natur tritt an die Stelle Gottes. Das finden wir im Römerbrief beschrieben: „Sie haben Gott erkannt, aber weil sie ihn nicht wollten, haben sie seine Schöpfung an seiner Stelle verehrt.“
Genau das erleben wir heute auch. Es gibt geradezu eine Heilsvorstellung durch Nahrung. Selbst in Gemeinden gibt es viele Diskussionen darüber, welche Nahrung erlaubt ist. Viele Menschen glauben, dass die richtige Nahrung das Wichtigste ist.
Heute haben wir alles im Überfluss, doch es gibt zahlreiche Diätvorschriften. Das erinnert fast an früher in der katholischen Kirche, wo es Speisevorschriften gab: freitags kein Fisch, vor Ostern keine Schokolade, keine Eier und kein Fleisch. Heute ist das alles unter dem Öko-Label organisiert. Man darf nur freilaufende Hühnereier essen oder nur fair gehandelte Schokolade aus Kolumbien.
Wenn man da einstimmt, wird das fast wie eine Religion. Der größte Teil des Lebens wird damit verbracht, das Richtige zu kaufen und zuzubereiten – mit kalt gepresstem Öl und ähnlichen Dingen. Diese Sachen an sich sind nicht unbedingt schlecht. Aber wir verwechseln hier das eigentliche Ziel.
Das eigentliche Ziel des Lebens ist nicht, den Körper möglichst gesund zu erhalten. Wenn das gelingt, ist das schön, dann stirbt man eben gesund. Aber sterben wird man so oder so. Die Bibel macht ganz klar, worauf wir unsere primäre Aufmerksamkeit richten sollen: auf die Entwicklung unseres geistlichen Lebens. Denn das geht bis in die Ewigkeit hinein.
Der Körper, egal wie schön er ist, wird spätestens in 50 Jahren irgendwo in der Erde verrotten. Vielleicht leben die Kinder noch ein paar Jahre länger, aber ich selbst werde in 50 Jahren nicht mehr hier sein. Darauf freue ich mich sogar, und die meisten von euch wahrscheinlich auch nicht.
Die Frage ist: Wo legen wir unsere Prioritäten? Wenn wir sie auf das Irdische legen, dann pflegen wir endlos unseren Körper und unsere Gesundheit. Wir achten auf jedes kleine Detail, verschwenden viel Geld und Zeit – weil die Welt uns das heute sagt.
Dieser Trend war vor 40 Jahren genau umgekehrt. Vor 40 Jahren war alles Natürliche verboten. Frauen wurde gesagt, sie sollten ihr Kind nicht stillen, weil die künstliche Milch besser sei. Die Wohnung musste mit Sagrotan gereinigt werden, damit keine Bakterien mehr übrig blieben. Heute neigen Frauen eher zur Hausgeburt, vor 40 Jahren ging man ins Krankenhaus. Damals dachte man: Was willst du deinem Kind zu Hause Böses tun? Da könnte etwas passieren. Heute vertraut man eher auf natürliche Geburt und weniger auf die Medizin.
In 40 Jahren wird es wieder umgekehrt sein. Dann wird man sagen: „Das, was ihr gemacht habt, war alles falsch.“ Denn das ist ein Trend der Zeit.
Wir müssen aufpassen, uns nicht mitreißen zu lassen. Wir verehren den Schöpfer, nicht die Schöpfung. Für uns ist das Heil entscheidend, nicht der Körper und nicht das Irdische. Auch das ist ein Trend unserer Zeit.
Zusammenfassung und Gebet
Da meine Zeit hier jetzt abgelaufen ist – also nicht irdisch, so denke ich zumindest –, ist auch die Zeit für den Vortrag vorbei.
Ich fasse einfach noch einmal zusammen: Ich habe beispielhaft versucht, euch deutlich zu machen, dass wir alle von den Trends unserer Umgebung bestimmt werden. Das zeigt sich darin, welche Fliesen wir legen, welche Brille wir tragen, welche Farbe unser Auto hat, wohin unsere Urlaubsreise geht oder welche Filme wir anschauen. Das sind Trends, die uns prägen. Manche davon sind einfach neutral – man kann sie machen, muss es aber nicht. Andere sind in den Augen Gottes falsch, und manche sogar förderlich.
Ich habe mich insbesondere auf einige Trends konzentriert, die ich für problematisch halte, die aber in unserer Gesellschaft stark präsent sind. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr von ihnen mitreißen lassen.
Ich habe euch auch aus der Bibel vorgelesen, aus Römer 12,2. Dort steht, dass wir erst dadurch, dass wir unseren Sinn vom Geist Gottes prägen lassen und die Maßstäbe Gottes ganz verinnerlichen, in der Lage sind zu unterscheiden, wo wir uns vom Zeitgeist trennen müssen. Das sagt Paulus ganz deutlich.
Dann habe ich euch einzelne Beispiele genannt: Zum Beispiel den Rückzug ins Private. Das kann man machen, aber man sollte dabei nicht die anderen Verpflichtungen vergessen, die Gott uns gegeben hat – sowohl den Einsatz für die Gemeinde als auch den Einsatz für die Ungläubigen, die zu Gott gebracht werden sollen.
Außerdem habe ich gesagt, dass die Konzentration auf „ich, mein, mir, mich“ problematisch ist. In der Bibel steht deutlich, dass unser Leben auf Gott ausgerichtet sein soll. Er soll für uns bestimmen, nicht wir für ihn.
Ich habe euch auch auf die Tendenz in der Gesellschaft zu radikalen Meinungen hingewiesen. Als Christen sollen wir in erster Linie untertan sein, für die Obrigkeit beten und uns nicht für politische Interessen einspannen lassen. Auch hier müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht vereinnahmen lassen.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich erwähnen wollte, aber nicht genannt habe, ist folgender: In vielen Gemeinden ist heute eher das Erlebnis entscheidend für das religiöse Leben und nicht so sehr die Lehre.
Als ich vor kurzem in der Schweiz war, sagte mir jemand, dass in vielen Schweizer Gemeinden heute kein Pastor mehr angestellt wird, sondern ein Eventmanager. Das heißt, der bringt viel mehr Spaß in die Gemeinde. Dass er theologisch nicht so viel Ahnung hat, spielt dabei keine große Rolle.
Heute lesen viele Leute lieber christliche Romane als Sachbücher über den Glauben, weil sie dann eher Emotionen erleben. Ich treffe Christen, die sagen: „Die Katholiken sind doch auch gar nicht so schlimm“, oder „die Mormonen“ oder „die Zeugen Jehovas“, weil die doch auch fromm seien. Das zeigt, dass man mehr die Frömmigkeit und die Erlebnisse als Grundlage nimmt und weniger darauf achtet, was Gott in seinem Wort darüber sagt.
Außerdem habe ich gesagt, dass viel Konsumieren und viele Erlebnisse nicht im Mittelpunkt stehen sollten, sondern die Ausrichtung auf Gott.
Ich habe euch noch einige andere Punkte genannt. Ich hoffe, das eine oder andere bleibt euch im Gedächtnis und ihr setzt es im Alltag um – und zwar nicht mir zuliebe, sondern Gott zuliebe und euch zuliebe.
Denn wenn ihr ein Leben nach den Maßstäben Gottes führen wollt, dann streitet euch nicht über irgendwelche Modetrends, die ganz irrelevant sind und keine große Rolle spielen. Aber bei den Trends, die euer Denken beeinflussen wollen und euch andere Werte einreden wollen, da haltet euch fest am Wort Gottes. Sonst seid ihr spätestens übermorgen wieder unmodern und habt für die falschen Fliesen das Geld ausgegeben oder die Zeit für falsche Sachen investiert.
Wir sollten Ewigkeitswert haben. Wir sollten nicht sammeln, was auf Erden wichtig ist, sondern Schätze im Himmel, wie es ganz deutlich gesagt wird. Daran müssen wir uns immer wieder erinnern und dafür einsetzen.
Ich werde an dieser Stelle gerne noch mit euch beten.
Vater im Himmel, vielen Dank für die Welt, in der wir leben dürfen, in der du uns reich und unverdient beschenkst. Wir alle haben viel mehr, als wir im Kern brauchen, und können es genießen. Uns geht es so gut wie kaum einem unserer Vorfahren.
Wir haben Zeit, Geld, Nahrungsmittel im Überfluss, viel Freizeit und viele Erlebnisse. Wir können viele Entscheidungen selbst treffen. Dafür wollen wir dir danken.
Wir wollen dir danken, dass wir unseren Glauben frei ausleben dürfen in Deutschland. Danke, dass wir dein Wort im Überfluss haben, wenn wir es nur wollen. Danke, dass wir Gemeinschaft haben können, wo wir es wollen, und über den Glauben reden können, wo wir es wollen.
Hilf uns, mit dieser Freiheit richtig umzugehen. Hilf uns, zu erkennen, wo Trends in unserer Gesellschaft sind, die uns schaden – die uns geistlich schaden –, weil sie uns etwas ganz anderes einreden als das, was du uns sagst. Hilf uns, das zu erkennen und gib uns die Kraft, dann Nein dazu zu sagen.
Wenn es irgendwelche Trends gibt, die einfach neutral sind, hilf uns, nicht darüber zu streiten, wo es unnütz ist und nur unsere Gemeinschaft zerstört, weil es am Ende nichts mit deinem Wort und deinem Willen zu tun hat.
Und wenn Entwicklungen in der Gesellschaft sind, die uns entgegenkommen, dann hilf uns, sie zu nutzen, damit viele Menschen auf dich aufmerksam werden.
Hilf uns, das Ganze richtig einzuordnen, voneinander unterscheiden zu können und so zu leben, dass wir dich mit unserem Leben, Denken, Reden und Handeln verherrlichen. Amen.