Einführung und Kontextualisierung der Textstelle
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 344: Die Speise zum ewigen Leben, Teil 10.
Kommen wir zurück zu Johannes Kapitel 6, die Verse 61 und 62. Da aber Jesus bei sich selbst wusste, dass seine Jünger hierüber murrten, sprach er zu ihnen: „Daran nehmt ihr Anstoß, wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, woher er kommt?“
Ich hatte das in der letzten Episode schon angedeutet. Ich sehe hier einen gedanklichen Sprung: Eben noch sind wir bei der Predigt von Jesus, und dann, in Vers 62, sind wir ein ganz klein wenig woanders.
Wisst ihr, was manchmal schade ist? Dass man in der Antike bei überlieferten Reden kürzte. Klar, das ist nötig, das verstehe ich schon. Aber es ist schade, weil es manchmal – und vor allem dann, wenn der Autor sehr dicht am Geschehen ist und die Person, die redet, besonders gut kennt – schwierig wird, den Originalgedankengang präzise zu rekonstruieren.
Hier ist meines Erachtens so ein Punkt. Und das ist für den Prediger unschön, weil er ja einerseits nichts Falsches sagen will, andererseits aber auch sagen muss, was der Text bedeutet. Und das ist nicht ganz einfach, wenn der Text selbst, wie hier, Spielraum für Interpretation lässt.
Jesus’ Herausforderung an die Jünger und die Bedeutung seiner Worte
Ich denke, Jesus möchte Folgendes zum Ausdruck bringen: Ihr nehmt Anstoß daran, dass ich mich als Brot des Lebens bezeichne, und haltet es für einen krassen Anspruch, dass man die ganze Sache mit mir machen muss.
Wenn das für euch schon krass ist, was werdet ihr erst denken, wenn ihr das ganze Ausmaß meines Dienstes erfasst – und zwar dadurch, dass ich wieder zu meinem Vater zurückkehre?
Ich sage es mal so: Wenn Jesus ein Wunder tut und Essen vermehrt, dann ist das zugegebenermaßen eine wunderliche Sache. Aber jeder Religionsgründer, der etwas auf sich hält, sollte ein paar solcher Wunder für seine Jünger bereithalten, oder?
Wo Jesus alle Religionsstifter blass aussehen lässt, ist nicht in Sachen Wunder, sondern in Sachen Totenauferstehung. Nur einer ist aus den Toten auferstanden, in den Himmel aufgefahren, hat sich zur Rechten Gottes gesetzt und wartet als König der Könige darauf, dass Gott Vater selbst ihm alle Feinde unterwirft.
Wenn Jesus uns schockiert mit dem, was er tut und sagt, dann ist das nichts im Vergleich zu seiner Verherrlichung. Versteht ihr? Eine Predigt halten kann jeder, jeder Scharlatan kann ein Wunder faken. Aber erleben, wie ein Mensch den Tod besiegt, von Gott mit allen Ehren im Thronsaal empfangen wird und den Namen empfängt, der über allen Namen ist, also zur absoluten Nummer eins im Universum gemacht wird – das ist eine ganz andere Sache.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes für das Leben
Johannes 6,63: Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.
Der Geist, das ist der Heilige Geist. Der Herr Jesus spielt hier auf etwas an, das wir als Leser des Johannesevangeliums bereits kennen. Nikodemus hatte doch in Kapitel 3 gefragt, wie man von Neuem geboren werden kann. Er stellte diese Frage, weil Jesus ihm gesagt hatte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Man braucht einen kompletten Neuanfang, eine Neugeburt. Ohne diese wird es nichts mit dem ewigen Leben. Als Nikodemus nicht versteht, wie das möglich sein soll, erklärt ihm der Herr Jesus, dass der Heilige Geist hinter dieser Neugeburt steht. Dasselbe lesen wir hier: Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts.
Mein Fleisch – also ich mit meinen Möglichkeiten, meinen guten Taten, meiner Herkunft, meinen Kontakten, meinem Bankkonto, meinem Wissen über Theologie und so weiter – mein Fleisch, das alles nützt nichts. Das macht mich nicht lebendig.
Wir brauchen eine Begegnung mit dem Heiligen Geist, um ewiges Leben zu finden. Genau das will Jesus. Deshalb predigt er, und es sind seine Worte, in denen Geist und Leben stecken. Deshalb müssen wir dem vertrauen, was Jesus sagt. Nur ein Glaube, der sich ganz eng an dem orientiert, was Jesus tatsächlich gesagt hat, kann retten.
Jesus’ Wissen um Unglauben und Verrat
Johannes 6,64: „Aber es sind einige unter euch, die nicht glauben. Denn Jesus wusste von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern würde.“
Es muss furchtbar sein, zu wissen, wer nicht glaubt – und noch schlimmer, zu wissen, wer einmal zum Verräter werden wird.
Ein paar Verse später lesen wir in Johannes 6,70-71: Jesus antwortete ihnen: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel.“ Er sprach dabei von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, denn dieser sollte ihn überliefern, einer von den Zwölfen.
Jesus weiß hier genau, wo die Menschen stehen, die ihm zuhören. Gerade dieses Wissen um den Unglauben im Leben der Menschen lässt Jesus so deutlich sprechen.
Die Notwendigkeit der göttlichen Berufung zum Glauben
Johannes 6,65: Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei denn, es ist ihm vom Vater gegeben.
Wir hatten dieses Thema bereits. Jesus warnt die Zuhörer davor, dass ihr Zögern und Zaudern, ihr Nicht-an-ihn-Glauben, ein sehr ernstes Anzeichen für ein viel größeres Problem ist. Ihr Problem besteht nämlich nicht nur darin, dass sie Jesus nicht glauben. In ihrer Beziehung zum Vater stimmt etwas nicht.
Das größere Problem ist, dass sie nicht das wollen, was der Vater ihnen gerne geben würde – nämlich eine Beziehung zum Sohn.
Ich frage mich, wie viele Menschen heute genau an diesem Punkt stehen. Sie pflegen zwar ein wenig Christentum als Religion, vor allem zu Weihnachten. Doch in Wirklichkeit haben sie nur ein bisschen christliche Kultur, aber keine echte Beziehung zum Vater und auch keine echte Beziehung zum Sohn.
Wenn solche Menschen dann hören, dass auch sie Jesus brauchen, wird es für sie sehr schwer. Sehr schwer, weil die religiöse Fassade, die ihnen ein gutes Gefühl vermittelt, auch dazu dient, sie vor Gottes Anspruch auf ihr Leben abzuschirmen. Versteht ihr? So viel Gott wie nötig, aber natürlich niemals ein Gott, der mich ganz beansprucht.
Wenn Gott dann in ihr Leben tritt und deutlich macht, dass etwas nicht stimmt, bekommen die Religiösen ein Problem. Ein riesiges Problem. Entweder machen sie so weiter wie bisher und müssen sich eingestehen, dass Gott eigentlich mehr von ihnen will. Oder sie glauben an Jesus und verlassen ihre Komfortzone.
Die Konsequenz des Unglaubens und die Herausforderung der Nachfolge
Johannes 6,66: Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm.
Schade, eben noch ein Jünger Jesu, jetzt keiner mehr. Diesen Schritt gehen viele. Kann man Jünger sein, ohne zu glauben? Ja, das sehen wir hier im Text.
Es gibt verschiedene Arten von Jüngern, genauso wie es verschiedene Aufstriche gibt – Nusspli und Nutella zum Beispiel. Das ist mein Geschmack, du kannst das anders sehen, aber du verstehst, was ich meine. Manche Menschen sagen, sie seien Jünger Jesu, andere leben die Nachfolge wirklich.
Man darf sich fragen, was für eine Art von Jünger man selbst ist. Was empfindest du, wenn du Jesus so reden hörst?
Das war's für heute. Wenn du Jesus noch nicht kennst, dann schau dir gern meinen YouTube-Kanal an, abonniere ihn und drück die Glocke.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
