Wir setzen die Lebensgeschichte Abrahams fort, und zwar in 1. Mose 13. Vor Pfingsten hatten wir gehört, wie Abraham auf einen Irrweg geriet.
Ich bin sehr dankbar, dass die Bibel uns zeigt, dass die Menschen des Glaubens Menschen sind wie wir. Der Unterschied ist, dass sie erkannt haben, dass man umkehren kann.
Das unterscheidet sie von uns. Immer wieder gibt es Menschen, die behaupten, sie hätten Recht. Menschen des Glaubens können das nicht so sagen. Das kann man nur in der Gottlosigkeit behaupten.
Menschen des Glaubens sagen vielmehr: „Ich bin umgekehrt.“ Das ist das Entscheidende.
Das ist so bedeutend, dass wir heute Morgen zusammengekommen sind, um aus unseren falschen Wegen umzukehren – aus so viel Verlorenheit, aus so viel Irrtum und aus so viel Schuld, auch aus der der zurückliegenden Woche.
Rückkehr zum Ursprung und Neuanfang
Und so, wie es in diesem Kapitel beginnt, zog Abraham aus Ägypten herauf, von dort, wo er in diese Lüge geraten war, mit seiner Frau und allem, was er besaß. Auch Lot zog mit ihm ins Südland.
Abraham aber war sehr reich an Vieh, Silber und Gold. Er zog weiter vom Südland bis nach Bethel, an die Stelle, wo zuvor sein Zelt gestanden hatte – zwischen Bethel und Ai, genau an dem Ort, wo er früher einen Altar errichtet hatte.
Dort rief er den Namen des Herrn an. Es gibt Vergebung. Damit ist die ganze schreckliche Sündengeschichte bei Gott ausgelöscht – diese furchtbare Lebensgeschichte Abrahams mit der einen Seite seines Irrwegs.
Es ist großartig, dass uns heute Morgen der lebendige Gott Vergebung und Vergessen anbietet. So kann ein Neuanfang geschehen, an dem Ort, an dem du zuvor warst und Gott begegnet bist. Dann geht es wieder weiter. Dort rief Abraham den Namen des Herrn an.
Konflikt und Trennung zwischen Abraham und Lot
Und nun kommt unser Predigttext:
Luth aber, der mit Abraham zog, hatte auch Schafe, Rinder und Zelte. Das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten, denn ihre Habe war groß, und sie konnten nicht zusammenbleiben. Es gab immer Zank zwischen den Hirten von Abrahams Vieh und den Hirten von Lots Vieh.
Zu jener Zeit wohnten auch die Kanaaniter und Perisiter im Land. Da sprach Abraham zu Lot: „Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten, denn wir sind Brüder. Steh dir nicht alles Land offen. Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten; willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.“
Da hob Lot seine Augen auf und sah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorra vernichtete, war sie wasserreich bis nach Zoa, wie der Garten des Herrn, gleich wie Ägypten. Lot erwählte sich die ganze Gegend am Jordan und zog nach Osten.
So trennte sich ein Bruder vom anderen, sodass Abram im Land Kanaan wohnte und Lot in den Städten am unteren Jordan. Lot zog mit seinen Zelten bis nach Sodom. Aber die Leute zu Sodom waren böse und sündigten sehr wider den Herrn.
Gottes Verheißung an Abraham und sein weiterer Weg
Als nun Lot sich von Abraham getrennt hatte, sprach der Herr zu Abraham: „Hebe deine Augen auf und sieh von der Stätte aus, wo du wohnst, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen. Denn all das Land, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen geben für alle Zeit.
Ich will deine Nachkommen machen wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, so wird er auch deine Nachkommen zählen können. Darum mach dich auf und durchziehe das Land in die Länge und in die Breite, denn ich will es dir geben.“
Abraham zog weiter mit seinem Zelt, kam und wohnte im Hain Mamre, der bei Hebron liegt. Dort baute er dem Herrn einen Altar.
Die klare Entscheidung zwischen zwei Wegen
In der Bibel wird gesagt, dass es nur zwei Wege gibt. Heute hingegen sagt man oft, es gäbe viele Wege des Glaubens. Die Bibel aber spricht von nur zwei Wegen. Man muss sich entscheiden, wer Recht hat.
Diese zwei Wege sind der eine Weg des Verderbens und der Verdammnis und auf der anderen Seite der Weg zum Leben. Man muss es laut hinausschreien und deutlich sagen.
Ich bin froh, dass mich heute dieser Predigttext dazu zwingt. Vorhin habe ich noch zu meiner Frau gesagt, ich wollte die Predigt ein wenig verbindlicher beginnen. Sie fragte mich, ob ich nicht mit einem Späßchen anfangen könnte. Aber ich kann das nicht. Denn an erster Stelle muss stehen: Es gibt zwei Wege, die sich nicht vermischen lassen. Zwei Wege, die sich völlig unterscheiden, weil der eine zum Tod führt und der andere zum Leben.
Und wenn jemand sagt, das sei nicht so, dann möchte ich ihn hier auf dieses Kreuz hinweisen. Denn es geht um einen furchtbaren Ernst. Ist Jesus diesen schrecklichen Weg bis zum Sterben gegangen, bis zum Kreuz? Vater, es ist nicht möglich, dass dies an mir vorübergeht. Es geht nicht, weil es darum geht, dass Menschen zum Leben kommen und sich vom Verderben lösen.
Die verborgenen Gefahren des falschen Weges
Es ist heute erschütternd zu sehen, dass viele Menschen einen Weg zum Verderben gehen, ohne es zu bemerken. Sie wollen es nicht wahrhaben.
Man kann dies mit den Seeleuten vergleichen, die verborgene Klippen unter dem Wasserspiegel nicht sehen. Diese gefährlichen Klippen sind unsichtbar. Wenn ein Schiff dagegen stößt, wird es leck.
Doch die Situation ist noch schwieriger als bei den Seeleuten, denn diese merken wenigstens, wenn Wasser ins Schiff einbricht.
Im Leben kann man jahrelang einen falschen Weg gehen, ohne dass es sofort zu einem „Wassereinbruch“ kommt. Es kann Jahre dauern, bis die Folgen sichtbar werden. So ist es auch bei Lot, dessen Leben in der Bibel beschrieben wird.
Die Bibel fasst diesen Zustand kurz und prägnant zusammen: Ein Weg des Verderbens ohne Gott mag zunächst herrlich und voller Freude erscheinen, führt aber letztlich ins Verderben.
Drei Ursachen für Lots falschen Weg
Ich möchte drei Punkte hervorheben, an denen für Lot der falsche Weg des Verderbens beginnt. Diese Beispiele stammen aus der Bibel.
Deshalb habt ihr, liebe Konfirmanden, eine Bibel. Damit ihr eine Predigt prüfen könnt und erkennt, ob das, was ich sage, auch wirklich wahr ist. Die Bibel ist das Wort Gottes und für uns verbindlich. Sie steht über dem Menschenwort.
Der erste Punkt ist der Bluff der Augen.
1. Der Bluff der Augen
Es muss ein großer Augenblick für Lot gewesen sein, als er oben auf dem Berg stand und ihm sein Onkel Abraham dieses sagenhafte Angebot machte: Wähle!
Abraham hatte erkannt, dass Streit herrschte, und er wusste, dass das nicht sein durfte. Wo Streit ist, kann Gott nicht segnen. Nicht Abraham und Lot hatten sich gezankt – ich hoffe, sie waren als glaubende Menschen Menschen des Friedens. Doch es darf auch nicht sein, dass irgendwelche Leute, die entfernt zu unserer Familie gehören, den Segen Gottes hindern, indem sie ihren Zank in unsere Familie hineintragen.
Damals waren es die Knechte und die Mächte, die sich stritten – um den frühen Feierabend, darum, wer zuerst an den Wasserquellen sein durfte und wer zuerst seine Herde tränken konnte. Abraham sagte: Streit darf nicht sein, Friede muss sein. Das ist das Erste im Christenleben, praktisches Christentum.
Dann sagte er zu Lot: Komm, Lot, jetzt mach doch eine Wahl! Wo willst du hin, rechts oder links? Für Lot war die Wahl eigentlich ein Witz. Wenn er hinausschaute ins Land, sah er auf der einen Seite ein blühendes, fruchtbares, saftig grünes Land. Auf der anderen Seite lag eine verdorrte, wüste Steppe, trocken, wo man nicht wusste, wie man die Herden durch den heißen Sommer bringen sollte.
Ich kann diesen Lot gut verstehen und erlaube mir, mir ein paar Gedanken zu machen. So etwas ereignet sich in unserem Leben oft: Wenn Chancen offenstehen, klopft das Blut bis zum Hals. Ein junger Lot denkt vielleicht: Darf ich eigentlich wählen? Sollte ich meinem Onkel nicht den Vortritt lassen? Sollte ich nicht als Jüngerer sagen: Wähl du zuerst, du bist der Ältere?
Aber dann denkt er vielleicht: Geschäft ist Geschäft, in unserer Welt geht es eben härter zu, da darf man nicht sentimental werden. Hauptsache, man kommt zu etwas. Da muss man zupacken. Der junge Lot ist ein Realist. Das ist nichts Schlechtes. Er kann rechnen, ist ein junger, geschäftstüchtiger Mann, der mit seinen Augen die Welt betrachtet und weiß, was er zu tun hat.
Dabei ist dieser Lot aber ein betrogener Mann, ein getäuschter Mann. Ich predige von betrogenen Augen. Er merkt es gar nicht. Der Teufel weiß, dass er uns durch die Augen täuschen kann. Das ist eine große Versuchung. Als der Teufel Jesus versuchte, wo hat er es versucht? Durch die Augen. Er zeigte ihm alle Reiche der Welt und sagte: Schau an, willst du sie nicht haben?
Man sagt heute im Sprachgebrauch, dass uns etwas in die Augen sticht – das ist ein gutes Wort. Dem Lot sticht das Grüne ins Auge. Das ist sein Realismus. Und dann hat ihn das so gepackt, dass es ihn nicht mehr losließ.
Er war vorher ein ganz anderer Mensch. Er war allein aufgebrochen, hatte nur den Befehl Gottes im Ohr. Jetzt aber ist er ein Mensch, der das loslässt und sich von den Augen leiten lässt.
Eigentlich hätte Lot stutzig werden können: Warum wird denn Abraham nicht ebenso von den Augen geblendet? Warum lässt er sich nicht ziehen? Warum steht er so lässig da und sieht das blühende Land und die dürre Steppe und bleibt doch still und zurückhaltend? Aber Lot denkt nicht nach. So sind junge Leute: Wenn sie etwas sehen, dann stürzen sie sich darauf. So sind wir doch alle.
Wer von uns ist nicht mehr jung genug, um das mit den Augen zu erfassen, was ihm ins Auge sticht? Abraham lässt sich nicht täuschen. Er sieht das alles auch. Und jetzt merken Sie, was einen Glaubenden von einem nicht glaubenden Menschen unterscheidet: Abraham sieht mehr als der junge Lot.
Das ist der Unterschied. Nur die dürre Steppe mit dem gelbbraunen, verdorrten Gras – wer einmal dorthin fährt, weiß, wie es dort unten bei Hebron trocken wird, wie nichts mehr wachsen kann und wie die Beduinen Mühe haben, ihre Herden durchzubringen. Aber Abraham sieht mehr. Als glaubender Mensch sieht er den lebendigen Gott, der mit ihm durch diese Wüste zieht.
Er schaut fasziniert auf diesen segnenden Gott, mit den Augen des Glaubens. Das ist der tiefere Blick. Und das ist der Grund, warum Abraham sich nicht mehr täuschen lässt, warum ihm das nicht mehr ins Auge sticht. Ihm ist etwas ganz anderes ins Auge gestochen: das Wort des lebendigen Gottes, das ihm mehr ist.
Abraham sieht hinüber zu den grünen Wiesen. Und ich meine, er sieht schon weiter. Es wird ja bald erzählt, wie Abraham auf dem Berg stand, als Sodom und Gomorra untergingen und Rauch aufstieg.
Glaubende Menschen sehen manchmal die Dinge dieser Welt realistischer: Alles wird verbrannt, alles ist vergänglich, alles ist nichtig. Deshalb kann Abraham sich nicht mehr täuschen lassen. Deshalb kann er sich nicht bluffen lassen, weil er diesen klaren Blick hat.
Das sind gefährliche Klippen, an denen man Schiffbruch erleiden kann. Ist das jetzt klar? Dass man mit seinen Augen realistisch diese Welt ansieht, ist für junge Leute ein Plan für ihr Leben. Das ist nichts Böses, überhaupt nichts Böses. Aber am Ende sind sie betrogene und belogene Menschen, weil die Welt so heimzahlt. Weil die Reichtümer dieser Welt so heimgezahlt werden. Weil der Besitz in dieser Welt so heimgezahlt wird.
Wir können das nachrechnen und ausprobieren. Es war gar nicht böse, es war nur dumm – furchtbar dumm, strohdoof dumm – der Weg des Lot. So realistisch er uns auch erscheint, es gibt einen anderen Realismus: den Glauben, der vom Wort Gottes gepackt ist.
Das war das Erste, wie man den Weg des Verderbens gehen kann – durch die Täuschung der Augen. Zweitens die harmlose Naivität...
2. Die harmlose Naivität
Das heißt, die Menschen in Sodom waren böse und sündigten sehr gegen den Herrn. Eigentlich hätte das auch Lot stutzig machen können. Er hatte ja doch sehr viel zurückgelassen, als er mit seinem Onkel Abraham aufgebrochen war. Er hätte sagen können: Wenn wir nun hinausziehen in die Welt und dem Ruf Gottes folgen, dann haben wir doch ein Ziel. Ein Ziel, bei dem wir uns von Gott gebrauchen lassen können. Und wo sind da Menschen, die diesen Glauben teilen?
Doch stattdessen zieht er einfach so, mir nichts, dir nichts, in die Gemeinschaft sündiger, böser Menschen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir alle sündig sind. Wir werden später in unseren weiteren Predigten noch erleben, dass es Menschen gibt, die es sich zum Spaß machen, das Gastrecht mit Füßen zu treten. Menschen, die die Fremden in ihrer Mitte peinigen, plagen und foltern – dort, wo kein Humanum mehr gilt, weil der menschliche Zerfall tobt.
Wie kann Lot nur dort hineingehen? Er müsste doch fragen: Ist das wirklich mein Platz vor Gott?
Jetzt möchte ich Lot noch einmal verstehen. Denn die Wege, die wir gehen, die wir alle gegangen sind und oft heute noch gehen, sehen so harmlos aus. Ich kann mir vorstellen, dass Lot seine Entschuldigungen hatte. Vielleicht sagte er: „Ach, weißt du, Abraham, ich weiß natürlich, dass die Leute dort böse sind und sündigen. Das ist mir bekannt. Aber ich frage mich manchmal, ob nicht gerade heute in unserer Welt Christen als Brückenbauer gebraucht werden. Weißt du, Abraham, ich habe Angst vor dem Ghetto-Christentum. Ich habe Angst, dass wir nur irgendwo durch die Wüste ziehen. Wir müssen doch in die Welt hinein!“
Kennen Sie solche Worte? Das ist doch eine ernsthafte Frage des Glaubens. Darüber wird heute diskutiert, und man kann es nicht einfach leugnen. Es ist doch eine Aufgabe für Christen, Brücken zu bauen, zu vermitteln. Christen haben ihren Platz in der Welt. Wir müssen in den Gesellschaftsformen und politischen Fragen mittendrin stehen als Mittler zwischen denen, die gottlos sind, und denen, die glauben. Wir sind doch nicht weltfern.
Doch, du dummer Lot, merkst du nicht, dass du nicht dafür gesandt bist? Es mag sein, dass Gott bestimmten Menschen diesen Auftrag gibt. Aber wagen Sie es bitte nie, in eigener Vollmacht und in eigenem Namen Brückenbauer in der Welt zu sein. Oh, lächerlicher Lot, du hast in Sodom und Gomorra nichts erreicht, gar nichts.
Ich bin überzeugt, dass Abraham Lot noch sein Bibelstündchen gehalten hat und sicher auch manchmal seine Traktate in Sodom verteilt hat. Doch die Leute lachten und sagten: „Lot, wir kennen dich doch. Du bist auch einer von uns. Wegen Job und Geld bist du wie wir. Lass dein Predigen und deine frommen Sprüche.“
Die Menschen haben ein feines Gespür dafür. Sie riechen sofort, ob etwas echt ist bei uns oder ob es nur ein Spruch ist – mit unserer christlichen Predigt, mit unserem Zeugnis. Es kommt nicht aufs Brückenbauen an, sondern darauf, ob wir wirklich verkündigen können, dass es einen anderen Weg gibt. Einen Weg zum Leben, auf dem man glücklich und fröhlich wird, ohne das Herrengebot mit Füßen zu treten. Ohne die gute Ordnung Gottes zu zerschlagen.
Nein, das Brückenbauen ist eine Erfindung von uns. Für uns ist es wirklich eine Frage, auch als Kirchengemeinde, ob wir nicht mehr Mut haben sollten, anders zu sein. Ob nicht andere sagen: „Die sind genauso hinter dem Geld her wie wir.“ Deshalb nimmt man der Kirche heute nichts mehr ab. Ob wir für die Zukunft nicht anders bauen sollten.
Ich habe keine Angst vor der Ghetto-Existenz. Der Herr führt uns immer wieder an die Aufträge zum Zeugnis. Aber nicht so, wie Lot es meint. Vielleicht dachte er: „Ich kann den Menschen doch zum Segen sein. Ich kann ihnen ein Wort von Gott erzählen in Sodom.“ Man kann anderen aber nicht zum Segen werden, wenn man eigene Wege geht.
Lot zieht nach Sodom, weil es ihm in die Augen sticht. Und wir lassen unsere Lebensentscheidungen oft von dem prägen, was uns ins Auge fällt. Wir fragen nicht nach dem Willen des Herrn. Dann wundern wir uns, dass wir Wunden bekommen, dass unsere Lebensführung verworren wird, dass wir keinen Segen Gottes mehr haben. Am Ende werden wir wie ein Brand aus dem Feuer gerissen. Lot wird mit Ach und Krach noch selbst herausgerettet. Aber Jahre unseres Lebens waren vergeblich, weil wir den Menschen um uns herum nicht zum Segen werden konnten.
Es gibt nur einen Weg in die Welt hinein, und das ist der Weg der Sendung Jesu an der Himmelfahrt: „Ihr werdet meine Zeugen sein, ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Das ist eine andere Sendung. Sie steht unter dem Wortbefehl Jesu, seine Missionare zu sein.
Diese Sendung hängt nicht davon ab, wo man sich einfügt oder in das Wesen dieser Welten hineingezogen wird. Man will nicht mitmischen wie die anderen, weil man sagt: „Ich möchte an den grünen Wiesen und satten Gründen dieser Welt teilhaben.“ Sondern man sagt und kann sagen: „Ich stehe da als einer, dem Gott alles aus der Hand genommen hat, der sich senden und beauftragen lässt von ihm. Und ich folge allein diesem Wort Gottes.“
Das ist ein Zeugnis, das heute ernst genommen wird und das junge Menschen praktizieren. Es wird wieder modern. Das war die harmlose Naivität des Lot, der Zeuge sein wollte, ohne bevollmächtigt zu sein.
3. Der Mitläufer
Wir hatten zwei Punkte: den Bluff der Augen und zweitens die harmlose Naivität. Dann kommt der dritte Punkt, der Mitläufer. Es geht auch darum, zu erkennen, wo dieser Irrweg anfängt.
Das beginnt gar nicht mit der Gotteslästerung. Es hört nicht einmal mit der Gotteslästerung auf. So gehen Menschen heute nicht verloren. Woran aber stirbt unser Glaube? An genau diesen Punkten: Dort, wo unsere Augen sich bluffen lassen, dort, wo wir so naiv und harmlos sind, und dort, wo wir nur Mitläufer sind.
Lot war mit Abraham ausgezogen. Und, liebe Konfirmanten, ich habe Angst. Ich möchte euch das mal so sagen: Ich habe Angst, dass ihr euch einfach mitziehen lasst. Man sagt, es sei eine ganz gute Sache, dann gibt es eine Jugendgruppe, und so läuft man eben mal mit. Doch es wird nie zur eigenen Sache.
Ich weiß nicht, wie es bei euch mit eurem Glaubensleben steht. Bitte nehmt euch Zeit. Ruft mich an, dann sprechen wir darüber, wenn ihr die Entscheidung eures Lebens festmachen wollt. Dass ihr sagt: Ich will nicht nur ein Mitläufer sein, sondern ich möchte den Ruf Gottes in meinem Leben erkennen. Ich möchte den Plan Gottes mit mir wissen.
Ich will nicht bloß einfach im frommen Haufen mitziehen, denn das geht nicht gut. Das hält nicht durch. Bei Lot hat es doch gar nie halten können. Am Anfang war die Begeisterung da, aber es gibt so viel Mitläufertum. Dann kommen Leute und sagen: Prima und schön. Man kann sogar hier in der Hofhager Gemeinde sitzen und sagen: Es ist prima. Und kommen von auswärts und sagen: Das gefällt mir.
Aber ach, das ist doch Mitläufertum. Ob sie sich mit ihrem Leben und ihrer Glaubensentscheidung von Gott rufen lassen? Darum geht es doch nicht um uns und um mich, sondern um Gott. Ob er sie rufen kann. Denn wenn diese Entscheidung nicht getroffen ist, kommt nachher die Lehre. Und wo nichts mehr da ist, wie bei Lot, da kann der Teufel bluffen.
Ihr lieben Konfirmanden, wenn ihr bei Jesus nicht eine Freude findet, wie die Welt sie nicht bieten kann, dann seid ihr die Gelagerten. Ihr müsst so lange im Glauben bohren, bis ihr diese Freude habt. Eine Freude, die euch kein Kino mehr bieten kann, die euch kein Krimi dieser Welt rauben kann.
Eine Spannung eures Lebens – darum geht es doch im Glauben. Es geht um ein konkurrenzloses Angebot. Unser Gott ist doch nicht einer, der schäbig ausbezahlt, wenn er vom Leben spricht, sondern einer, der die Fülle austeilt. Und wenn ihr ihm glaubt, dort nicht durchstoßt, dann seid ihr genauso betrogen wie Lot.
Mitläufertum kommt nie auf die Tiefe wie Abraham, der die Füllung hat.
Gegenüberstellung von Abraham und Lot
Und deshalb stellen wir hier einfach gegenüber, wie Abraham am Ende durch diese Steppe zieht. Lot war ins grüne Land gegangen und hatte alles mitgenommen, was er besaß. Abraham hingegen zieht hinauf in die Steppe. Dort spricht Gott mit ihm.
Das verstehen viele gar nicht: Was bedeutet es, wenn Gott mit uns redet und sagt: „Abraham, dieses Land gebe ich dir.“ Abraham erhält einen Blick in die große Segensgeschichte des Volkes Israel, die bis zum heutigen Tag reicht. Er wird ein Segen sein – bis zu dem, was in Jesus kommen wird. Abraham und sein Leben sind Teil dieses Segens.
Das macht ihn unbändig fröhlich, und niemand kann ihm diese Freude mehr rauben. Das ist der wahre Reichtum seines Lebens. Er ist kein Mitläufer, sondern der Beschenkte, weil er das Wort Gottes hat.
Dann baut er einen Altar. Dort liegen viele Steine. Wo Steine sind, wächst nichts, und das ist ärgerlich. Man könnte fluchen, denn Steine sind eine Anfechtung des Glaubens. Aber Abraham lässt sich nicht anfechten. Er nimmt die Steine, die ihm im Weg liegen, baut daraus einen Altar und singt seine Loblieder.
So handeln Glaubende: Dort, wo andere fluchen und sagen, wie schrecklich das ist, was ihnen im Leben widerfährt, nimmt Abraham im Glauben all diese Hindernisse, legt sie zusammen, baut einen Altar für seinen Herrn, seinen Gott, und singt und singt. Er ist der Beschenkte.
Er kann danken, loben und sich freuen. Er ist der Reiche, der andere ist der Betrogene. Es gibt nur zwei Wege – nur zwei. Aber Sie entscheiden. Sie entscheiden.
Wenn Sie es nicht glauben können, helfen wir einander, eine klare Entscheidung zu treffen. Machen Sie das nicht ohne ein persönliches Gespräch. Amen.
