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Einleitung

In Zürich machte sich eine "Unsitte" breit. Eltern liessen ihre Kinder nicht mehr taufen. Das Ritual der Taufe war damals etwas anders, als heute: Die Säuglinge blies man an, bannte die Teufel, schlug das Kreuz, netzte sie mit Speichel und salbte sie mit Öl. (1) Dieses Ritual an den Kinder vollziehen zu lassen, waren die Eltern, die vom Evangelium ergriffen wurden, nicht mehr bereit. Die Regierung der Stadt Zürich wollte diese Eltern nicht gewähren zu lassen. Nach einer Disputation vom 17. Januar 1525 verfügte der Rat von Zürich:

  • Innerhalb von acht Tagen müssen alle bis jetzt noch ungetauften Kinder getauft werden.
  • Wer sich weigert, sein Kind taufen zu lassen, muss mit Frau und Kind das Gebiet von Zürich verlassen.

Ferner wurden "die besonderen schulen", d.h. Bibelkreise und Versammlungen untersagt. Und die leitenden Leute dieser sogenannten Täuferbewegung in der Reformationszeit, die nicht Bürger von Zürich waren, mussten die Stadt innerhalb von 8 Tagen verlassen. In den hutterischen Geschichtsbüchern ist ein Bericht enthalten, der sich vermutlich auf den Abend bezieht, der auf dieses vernichtende Urteil fiel:

Und es begab sich, dass sie beieinander waren, bis die Angst anfing und auf sie kam, ja, sie in ihren Herzen bedrängte. Da fingen sie an, ihre Knie zu beugen vor dem höchsten Gott im Himmel, und riefen ihn an als einen, der die Herzen kennt, und beteten, dass er ihnen geben möge, seinen göttlichen Willen zu tun, und dass er ihnen Barmherzigkeit erweisen möge. Denn Fleisch und Blut oder menschlicher Fürwitz haben sie gar nicht getrieben, weil sie wohl wussten, was sie darüber würden dulden und leiden müssen. Nach dem Gebet stand Georg vom Hause Jakob auf und bat Konrad Grebel um Gottes willen, dass er ihn taufen möge mit der rechten christlichen Taufe auf seinen Glauben und seine Erkenntnis. Und da er mit solchem Bitten und Begehren niederkniete, taufte Konrad ihn, weil dazumal sonst kein verordneter Diener war, solches Werk zu tun. Als das geschehen war, begehrten die andern gleicherweise von Georg, dass er sie taufen solle, was er auf ihr Begehren auch so tat. Und sie ergaben sich so miteinander in hoher Furcht Gottes dem Namen des Herrn. (2)

Darauf folgte in Zollikon eine erweckliche Bewegung. Viele liessen sich taufen aufgrund der Erkenntnis ihrer Schuld; nicht etwa, weil sie sich drängen liessen, sondern sie wollten getauft werden. In den Häusern wurde auch das Abendmahl eingenommen. Eine Woche konnte sich diese Bewegung entwickeln und dann griff die Stadt ein, nahm diese Leute gefangen und warf sie in den Turm in Zürich. Nach vielen oft vergeblichen Versuchen die Täuferbewegung auszurotten, verfügte die Stadt am 7. März 1526 folgendes:

  • Wer von jetzt an nochmals wiedertauft, wird ertränkt.
  • Die Täufer, welche verhört wurden, werden bei Brot und Wasser in den Turm gesperrt.
  • Nur wer widerruft, wird entlassen, die anderen sollen im Turm sterben.
  • Wer der Wiedertäuferei absagt, wird in Ruhe gelassen werden.

Felix Mantz ein führenden Täufer wurde tatsächlich am 5. Januar 1527 wurde zum Tode verurteilt und in der Limmat ertränkt. Wir leben in einer sehr privilegierten Zeit. Jeder darf heute das machen und das Glauben, was er möchte und was ihm richtig scheint. Niemand wird in seiner Existenz bedroht, ob er ein Vertreter der Säuglingstaufe oder der Glaubenstaufe ist. Wir stehen als Gemeinde mit der Überzeugung bezüglich Taufe und Gemeindeverständnis der Gesinnung dieser tapferen Menschen nahe. Doch einen grossen Unterschied gibt es: Wer sich heute aufgrund seines Glaubens taufen lässt, der hat vielleicht Hohn, Spott und Verachtung entgegenzunehmen, aber sehr selten wird er in seiner Existenz bedroht. Und doch ist die Taufe ein Thema, das zu spannungsvollen Gesprächen führen kann. Im Blick auf unsere Taufe am 22. März 98 in Rüschlikon möchte ich heute die Taufe etwas beleuchten.

I. Ein schlichtes und aussagekräftiges Bild

Taufen kommt vom griechischen Wort Baptizo und bedeuten eigentlich 'Untertauchen'. Es gibt wohl kein einfacheres und schlichteres Bild als die Taufe, um zu erklären, was das Evangelium ist. Vom Bild her ganz einfach: Ein Mensch taucht unter in Wasser und kommt wieder herauf. Das ist ein Bild für das Sterben des alten sündigen Menschen. Damit wird verbildlicht, was geschieht, wenn ein Mensch sein Leben Jesus anvertraut und Busse tut. So schreibt Paulus: So sind wir ja mit ihm (Christus) begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Rö.6,4. 2 Folien:
Biblische Aussagen zur Verdeutlichung: Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so dass wir hinfort der Sünde nicht dienen. Rö.6,6. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Rö.6,5. Folie mit 2.Kor.5,17.

Evangelisation

Aber nicht die Taufe bewirkt das neue Leben, sie ist einfach eine Verbildlichung und Zeugnis für das, was mit mir geschehen ist. Das neue Leben wird durch das Sterben von Jesus und meinen Glauben an Ihn für mich wirksam. So sagt Jesus deutlich: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Joh.5,24. Es ist also der Glaube an Jesus, der rettet, nicht die Taufe. Was der Inhalt dieses Glaubens ist, sagt Paulus folgendermassen: Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Rö.10,9. Und er fährt dann ganz praktisch weiter: Es ist kein Unterschied ... Gott ist über alle derselbe, reich für alle, die ihn anrufen. / Denn "wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden. Rö.10,12-13. Hast Du den Namen des Schöpfers schon angerufen und glaubst Du was die Bibel über Jesus sagt, den nur so wirst du gerettet und entgehst der ewigen Verdammnis.

II. Selbstverständlichkeit der Taufe

Die Taufe der Gläubigen war eine allgemeine Praxis in den ersten Gemeinden. Es gab keine ungetauften Christen, denn der Auftrag zu Taufen gab Jesus, als er nach seiner Auferstehung noch bei seinen Jüngern war. Er beauftragte sie: Geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern! / Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Mt.28.19-20a. In der Apostelgeschichte wird sichtbar, wie selbstverständlich die Taufe praktiziert wurde. Menschen die zum Glauben an Jesus Christus kamen, liessen sich taufen. Nach der Botschaft des Petrus an Pfingsten glaubten viele den Worten des Petrus und es liessen sich etwa 3000 Menschen taufen. Auch als das Evangelium nach Samaria kam lesen wir: Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, liessen sich taufen Männer und Frauen. Apg.8,12. Auch für Paulus war dies eine Selbstverständlichkeit, als er nach seinem Damaskuserlebnis sein Augenlicht wieder bekam, liess er sich sogleich taufen. Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er wurde wieder sehend; und er stand auf, liess sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich. Apg.9,18-19. In den NT Briefen wird nie ein Unterschied zwischen Christen gemacht, die getauft sind und Christen, die nicht getauft sind. Wer Christ war, der wurde aufgrund seines Glaubens getauft.

Anwendung

Dazwischen liegen nun bald 2'000 Jahre. Mittlerweile entwickelte sich eine Staatskirche und die Säuglingstaufe wurde zur Regel. Wie wir aus der zürcher Geschichte sahen, gab es Zeiten, in denen es lebensbedrohend war, wenn Menschen sich aufgrund Ihres Glaubens taufen liessen und die Säuglingstaufe nicht anerkannten. Es war jenen Christen aber so wichtig, Gottes Ordnungen zu befolgen, dass sie ihr Hab und Gut aufs Spiel setzten und viele dafür ihr Leben riskierten und dann auch lassen mussten. Bis heute, obwohl wir in grosser Freiheit leben, ist die Tauffrage eine sehr umstrittene Frage. Es kostet uns oft Überwindung diesen Schritt zu tun. Vielen ist diese Handlung fremd, weil sie vielleicht noch nie einer Taufe von erwachsenen Menschen teilgenommen haben, ja, vielleicht auch nie die Gelegenheit hatten. Meiner Frau und mir ist es auch ähnlich gegangen. Wir kommen beide aus einem volkskirchlichen Hintergrund, wo man Säuglinge taufte. Also nicht die Taufe, wie es die Bibel lehrt, aufgrund des Glaubens durchführte. So waren wir schon einige Jahre Christen, bis wir dann in einer Gemeinde, die die Glaubenstaufe lehrte und praktizierte uns taufen liessen. Es kostete uns schon Überwindung, aber wir sind froh und dankbar, dass wir uns taufen lassen konnten. Dies geschah am 29. Juni 1985. Das waren immerhin 10 Jahre nach meiner Bekehrung.

III. Die Taufe ist keine Auszeichnung

Die Taufe ist übrigens nichts, was ich mir verdienen muss. Nach dem Motte, zuerst bekehre ich mich und dann, wenn ich mich bewähre und die nötige Reife habe, lasse ich mich taufen. Die Taufe steht eigentlich am Anfan des Lebens mit Jesus und nicht am Schluss mit dem Gedanken: Jetzt bin ich der Taufe würdig. Die Taufe ist auch kein Garantie. Im NT finden wir auch Menschen die getauft wurden, und dann nicht fehlerlos waren und manchmal sogar andere Wege einschlugen. Ein Beispiel ist Simon der Zauberer. Er lebte in Samaria und als er die Kraft Gottes sah und das Evangelium hörte, tat er Busse und liess sich taufen (Apg.8,13.). Er wollte dann für Geld von den Aposteln die Fähigkeit abkaufen, dass wenn er die Hände auf Menschen legt, sie den Heiligen Geist empfangen würden. Petrus war über dieses Ansinnen schockiert und sagt diesem getauften Mann: Dass du verdammt werdest mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt. / Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. / Darum tu Busse für diese deine Bosheit und flehe zum Herrn, ob dir das Trachten deines Herzens vergeben werden könne. Apg.8,20-22. Die Taufe hat nichts mit Reife im Glauben zu tun. Mit der Taufe drücke ich aus, was Gott an mir getan hat und dass ich davon fest überzeugt bin und entschlossen Jesus nachzufolgen. Mit der Taufe gebe ich dem Werk Gottes auf Golgatha recht und Ehre ihn dadurch.

Schluss

Was spricht eigentlich dagegen, wenn Du Christ bis und noch nicht aufgrund Deines Glaubens getauft bist, Dich taufen zu lassen? Persönlich würde ich am liebsten, gleich wenn jemand zum Glauben an Jesus kommt, ihn taufen. Es ist doch schön, wenn wir mit der Taufe zeigen können, was Gott an und für uns tat. Die Antwort des Petrus auf die Frage der Leute, was sie aufgrund seiner Verkündigung tun sollen ist ja eigentlich klar: Tut Busse, ändert eure Gesinnung, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Apg.2,38. Amen

----------------------- (1) J.B.: Ursprung und Frühgeschichte der Täufer in Zürich, S. 52, Fussnote 46.

(2) Ebd., S. 59.