Ja, schönen guten Abend. Ich hoffe, dass meine Stimme hält und ich nicht husten muss.
Für diejenigen, die mich nicht so gut kennen: Thomas hat ja schon ein bisschen etwas gesagt. Ich weiß nicht genau, wann ich das letzte Mal bei euch war. Es ist schon eine Ewigkeit her, glaube ich.
Aber ich habe den Weg wiedergefunden und sogar einen Parkplatz draußen auf der Straße gefunden. Ab sieben Uhr braucht man keinen Parkschein mehr.
Ja, wie kommt man zu so einem Thema wie Seelsorge? Seelsorge ist kein Hobby, das man sich zulegt, weil man sonst nichts zu tun hat. Ich habe mir das auch nicht ausgesucht.
Beruflich bin ich Grafiker, und das hat eigentlich wenig mit Seelsorge zu tun. Es sei denn, man macht Werbung und hat viel mit Firmenchefs zu tun. Dann muss man manchmal auch Seelsorge üben. Aber normalerweise hätte ich damit überhaupt nichts zu tun gehabt.
Ich bin in einer christlichen Gemeinde groß geworden. Mit neun Jahren habe ich mich bekehrt. So bin ich in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen. Davor war ich einigermaßen artig, und danach auch. Da hat sich nicht viel verändert.
Als ich 17 Jahre alt war, war ich in der Lehre und habe in einer Druckerei Schriftsätze gelernt. Dort lernte ich die Welt kennen, wie man so sagt. Ich musste mich neu entscheiden: Was tue ich? Lasse ich mich auslachen in der Firma oder beziehe ich Stellung?
Ich fasste den Entschluss, dem Herrn Jesus nachzufolgen, komme was wolle. Schnell bekam ich in der Firma einen Spitznamen: Sankt Plattus. Das hilft eigentlich, denn wenn man so einen Spitznamen hat, wird man auf der anderen Seite auch bewahrt. Alle wissen, das ist ein frommer Kerl, und man erwartet von ihm, dass er fromm ist.
Man kann sich dann nichts anderes erlauben, und das ist gut. Das ist ähnlich, wie wenn man hinten am Auto einen frommen Spruch hat. Dann muss man sich auch entsprechend benehmen, damit die Leute nicht schlecht über Christen denken.
Viele fahren natürlich nur anonym und haben nur einen Fisch hinten drauf. Die Leute meinen dann, man sei Vertreter von Nordsee. Aber das ist ja nur Insiderwissen.
Ja, das Thema Seelsorge – ich bin eigentlich indirekt dazu gekommen. Ende oder Mitte der Achtzigerjahre haben wir in Wuppertal mit dem mobilen Treffpunkt angefangen, Einsätze in der City zu machen. Das war damals ein Novum. Hermann Fürstenberger war mit seinem Bus unterwegs, und wir standen auf dem Rathausplatz in Wuppertal.
Ich muss sagen, ich hatte heftige Herzschmerzen und wackelige Beine, weil ich immer dachte: Dafür bin ich nicht geboren. Ich bin kein Evangelist, vielleicht eher ein Bibellehrer, aber kein Evangelist. Doch Gott hat es anders geführt. Als dann die ersten drei Heavy-Metal-Fans zum Glauben kamen, mussten wir uns überlegen, was wir mit ihnen machen. Wir hatten versucht, sie in unsere Familien aufzunehmen. So hatten wir unseren ersten Heavy, aber unsere Frauen streikten. Sie sagten: Was soll ich den ganzen Tag mit so einem Jungen anfangen? So viele Kartoffeln können wir gar nicht essen, wie der schälen soll, und was soll man dem den ganzen Tag an Arbeit tun?
Also habe ich sie eingepackt und zur Gefährdetenhilfe Scheideweg rübergefahren. Als ich den Dritten dorthin brachte, sagte Friedel Pfeifer: „Eberhard, so geht das nicht weiter. Entweder ihr hört auf zu missionieren oder ihr fangt selber was an.“ Tja, so ist damals die Gefährdetenhilfe entstanden. Morgen Abend werde ich noch etwas detaillierter dazu sprechen. Man hatte halt die Jungs am Schuh und überlegte, wie man ihnen helfen kann.
Im zweiten Jahr hatten wir dann ein Mädchen in unserer Familie aufgenommen, das auf der Straße gelebt hatte. Sie war zwanzig, so alt wie unsere Tochter. Die eigenen Kinder waren verhältnismäßig pflegeleicht gewesen, aber mit diesem Mädchen lernten wir erst kennen, was Erziehung und was Seelsorge ist. Hätten wir damals gewusst, was auf uns zukam, hätten wir wahrscheinlich die Füße hochgezogen.
Ich muss sagen, durch dieses Mädchen in unserer Familie hat Gott unsere Familie verändert. Er hat viele Herzen in der Gemeinde verändert. Das war eine Herausforderung, und dadurch kam man an das Thema Seelsorge. Ich habe das also nicht gelernt, sondern bin durch die Praxis daran gekommen. Ich bin kein Theoretiker. Andere können das besser, die haben dann einen Doktor oder einen Professor und schreiben schlaue Bücher darüber.
Ich bin ein einfacher Grafiker und ein einfacher Bruder aus der Gemeinde. Man versucht halt zu helfen, wo es geht.
Im Laufe der Jahre habe ich mich mit vielen Dingen beschäftigen müssen, und man musste sich selbst hinterfragen. Im Rückblick muss ich sagen, dass ich sicherlich auch vieles falsch gemacht habe. Aber aus Fehlern lernt man.
An diesem Wochenende gebe ich einiges davon weiter. Es ist eigentümlich, aber ich werde immer häufiger zu diesem Thema eingeladen. So unterrichte ich auch als Gastdozent an der Bibelschule Burgstädt zu diesem Thema.
Dieses Wochenende ist also sozusagen eine Zusammenfassung dessen, was ich dort lehre. Gott sagt: „Rufe mich an in der Not, ich will dich erretten, und du sollst mich preisen.“ Ich glaube, diesen Vers kennt jeder Christ. Es ist wie die Telefonnummer Gottes, 5015. Deshalb habe ich die Notrufsäule daneben gestellt. Gott sagt, du kannst zu mir kommen.
Trotzdem merken wir, dass wir auch Menschen brauchen. Und das habt ihr euch ja als Überschrift für dieses Wochenende gegeben. In Galater 6,1-2 heißt es: „Einer trage des Anderen Last, und so werdet ihr das Gesetz des Christus erfüllen.“
Das macht deutlich, dass der Herr Jesus möchte, dass wir als Christen uns gegenseitig helfen. Dass wir nicht isoliert voneinander leben, sondern uns gegenseitig unter die Arme greifen. Seelsorge bedeutet nicht, dem anderen den Kopf zu waschen, sondern dem anderen zu helfen.
Man könnte natürlich jetzt fragen: Warum überhaupt Seelsorge? Warum braucht der Mensch Seelsorge? Hat Gott den Menschen nicht sehr gut geschaffen? Das war es doch damals bei der Erschaffung von Adam und Eva. Da sagt Gott: „Und siehe, es war sehr gut.“
Warum braucht dann der Mensch sozusagen, um in der Fachsprache zu sprechen, Nachbesserung? Warum brauchen wir Menschen Hilfe, wenn Gott uns sehr gut geschaffen hat?
Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel in der Illustrierten Stern gelesen. Solche Artikel liest man ja meistens nur im Wartezimmer irgendwo oder beim Friseur. Dort war ein Artikel über Psychotherapie. Christoph Fasel schreibt, schlechte Therapie könne aus einem hilfesuchenden Menschen binnen Wochen einen Psychokrüppel machen. Und das ist tatsächlich so.
Was ich in den letzten Jahren erlebt habe, ist oft schrecklich. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation leidet jeder vierte Patient in Deutschland an psychischen Störungen, jeder zehnte nimmt Psychotherapie in Anspruch. Ungefähr 300.000 Kinder und Jugendliche haben psychische Schäden, und 20.000 Therapeuten in Deutschland bieten 600 verschiedene Therapieformen an.
Was ist richtig, und wo soll man hingehen? Ich bekomme in den letzten Jahren so viele Anrufe aus unseren Gemeinden: „Weißt du nicht einen guten Psychotherapeuten, wo ich hingehen kann?“ oder „Wir haben jemanden in der Gemeinde, wir brauchen Hilfe und wissen nicht mehr weiter, weißt du nicht einen?“
In der Regel muss ich sagen: Nein, weiß ich nicht. Denn ich kann nicht guten Gewissens jemanden dorthin schicken, ohne zu wissen, welche Therapieform richtig ist.
Ich werde morgen Vormittag darauf eingehen, um deutlich zu machen, was die Psychotherapie sagt und was die Bibel sagt. Wir werden uns das anhand einer Gegenüberstellung ansehen.
Es ist sicherlich so, dass nicht jeder auch hier damit übereinstimmt, was ich sage. Aber hört es euch an, und hinterher könnt ihr gerne widersprechen. Ihr müsst mich nicht wieder einladen, das könnt ihr alles mit mir machen. Aber ich werde durchaus Dinge sagen, die ich gemerkt und festgestellt habe.
Was ist Seelsorge? Wie könnte man Seelsorge definieren? Sind es die Seelen, die sich um die alltäglichen Sorgen kümmern?
Die meisten Menschen verstehen darunter etwas Ähnliches wie einen Arztbesuch. Wenn es mir schlecht geht – und damit meine ich nicht eine Grippe oder Husten, wie ich sie habe – dann nehme ich eine Tablette ein. Habe ich jedoch seelische Nöte, mache ich eine Therapie oder lasse mich behandeln. Viele Menschen glauben, das sei die Lösung.
Wenn das so wäre, hätte Jesus damals, als er auf der Erde war, sicherlich ein großes Psychiatriekrankenhaus eröffnet und Menschen ausgebildet. Doch er gibt ganz andere Ratschläge, die wir uns ansehen wollen.
Ich möchte Seelsorge folgendermaßen definieren: Seelsorge ist das Bemühen, die menschliche Seele in die richtige Verbindung zu Gott zu bringen und von allen anderen Bindungen zu lösen.
Das bedeutet, die meisten Menschen sind an etwas gebunden – auch wenn sie es nicht wissen. Jeder Mensch ist an etwas gebunden, meistens an sich selbst. Man nennt das Egoismus. Dieses Fremdwort wird verwendet, um nicht Selbstsucht zu sagen. Das Wort Egoismus bedeutet: „Ich bin süchtig, ich bin süchtig nach mir selbst.“
Also sagen wir Egoismus, weil es nicht so schlimm klingt, oder? Aber wenn Sucht da ist, dann muss ich überlegen: Wie komme ich von dieser Sucht los? In unseren Gemeinden wird über Sucht nur in einem sehr begrenzten Sinne gesprochen. Sucht bedeutet für uns meist Droge, Alkohol oder Nikotin.
Doch die Bibel spricht auch von Habsucht. Ist das auch eine Sucht? Ich glaube, wir müssen neu darüber nachdenken, und genau das werden wir an diesem Wochenende tun: Was ist Sucht, und woran bin ich gebunden?
Vielleicht seid ihr gekommen, um an diesem Wochenende zu lernen, wie man anderen hilft. Ihr werdet merken, dass ihr auch etwas über euch selbst lernt. Vielleicht werdet ihr sogar merken, dass ihr selbst Hilfe braucht.
Das heißt: Der Mensch muss in die richtige Verbindung zu Gott gebracht und von allen anderen Bindungen gelöst werden. Erst dann ist Seelsorge erfolgreich.
Wenn man in der Konkurrenz nachschaut oder bei den jungen Leuten im Bibelprogramm am Computer das Wort „Seelsorge“ eingibt, findet man nichts. Das Wort „Seelsorge“ kommt in der Bibel nicht vor. Es ist ein neuerer Begriff. Doch die Sache selbst ist in der Bibel durchaus vorhanden. Die Bibel verwendet andere Worte und Begriffe, um den Inhalt zu beschreiben, sie umschreibt ihn mit anderen Bildern.
Ich möchte nur einige Beispiele nennen, zum Beispiel das Hüten der Schafe. Dieses Bild ist uns heute ziemlich fern. Keiner von uns ist mehr ein Hirte. Man denkt dabei oft nur an schöne Dinge wie Urlaub. Ich muss sagen, voriges Jahr zu Ostern hatten wir eine Familienfreizeit in Rehe im Westerwald. Ostern 2007 war ein außergewöhnlich warmer Sommer. Damals, als wir am Karfreitag dort ankamen, war direkt neben dem Heim eine riesengroße Schafherde mit etwa 400 Schafen. Ich habe sie nicht gezählt, sondern dem Hirten geglaubt und mich mit ihm unterhalten.
Dabei habe ich festgestellt: Hirte zu sein ist eine Menge Arbeit, richtige Knochenarbeit. Nach unserem längeren Gespräch sagte er schmunzelnd zu mir: „Wenn ich das richtig verstehe, machen Sie hier in einem Freizeitheim etwas Ähnliches wie ich mit den Schafen.“ Nur wollen wir Menschen nicht gerne ein Schaf sein, oder? Ein Schaf gilt als dumm. Es braucht einen Leithammel und einen Hirten, sonst findet es sich nicht zurecht. Das wollen wir nicht sein. Nur den Kindern bringen wir das bei, wenn wir sagen: „Ich bin ein Schäflein Jesu.“ Aber wir Erwachsenen wissen natürlich, dass wir uns manchmal wie Schafe verhalten.
Gott sagt es selbst: Wir sind Schafe, wir sind dumm, und wir brauchen Hilfe. Wir brauchen jemanden, der uns vorangeht, wir brauchen Hirten. Jesus sagt das in Johannes 21, nach seiner Auferstehung, als er mit seinen Jüngern am See Tiberias ist. Petrus kommt zu ihm und fragt: „Hast du mich lieb?“ Petrus kommt ins Stottern. Dann sagt Jesus: „Hüte meine Schafe!“ Wenn man später den Weg von Petrus verfolgt, merkt man, dass er diese Aufgabe ernst genommen hat. Seine beiden Briefe sind Hirtenbriefe.
Ein anderer Begriff, den der Verfasser des Lukas-Evangeliums verwendet, findet sich in der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Dort heißt es, der Samariter nimmt den, der unter die Räuber gefallen war, auf und sorgt für ihn. Das war zunächst ganz handfeste diakonische Arbeit. Er sprach wahrscheinlich gar nicht seelsorgerlich mit ihm, denn er war vermutlich nicht ansprechbar. Zuerst verband er seine Wunden, setzte ihn auf seinen Esel und brachte ihn zur nächsten Gaststätte. Dann sagte er zum Gastwirt: „Trage Sorge für ihn, ich werde es bezahlen.“
Das, was wir heute als gefährdete Hilfe verstehen, ist nichts anderes als die Rolle des Gastwirts in dieser Geschichte. Wir nehmen Menschen auf und sorgen für sie. Oft sind es rein diakonische Dinge: Wir helfen, dass Schulden abgebaut werden, dass jemand wieder arbeiten lernt. Wenn es ihm dann besser geht, kann man auch seelsorgerlich mit ihm sprechen und Sorge tragen.
Das gleiche Wort verwendet Paulus in 2. Korinther 11, wenn er aufzählt, was er auf seinen Missionsreisen getan hat. Er sagt dort unter anderem: „Und die Sorge um alle Gemeinden.“ Paulus hatte also ein volles Herz. Er ist nicht irgendwo hingegangen, hat missioniert und ist dann weitergereist, als wäre die Sache erledigt. Er wollte nicht, dass sich andere darum kümmern, sondern trug die Gemeinden auf seinem Herzen. Nach seiner ersten Missionsreise wird das besonders deutlich.
Als er etwa ein Jahr in Antiochien war, sagte er zu Barnabas: „Lasst uns zurückgehen in all die Städte, wo Gemeinden entstanden sind, und sehen, wie es den Gläubigen geht.“ Das nennen wir heute Nacharbeit. Wir haben heute andere Fachbegriffe, als die Bibel damals verwendet hat. Paulus sagt einfach: „Wir wollen sehen, wie es ihnen geht.“ Er trug Sorge um die Gemeinden.
Vielleicht ist dir das auch schon einmal so gegangen, dass jemand bei dir zum Glauben gekommen ist – ein geistliches Kind. Da trägt man Sorge, fiebert mit, ob es geistlich weiterkommt oder absackt. Das ist fast wie bei eigenen Kindern.
Im Römerbrief und an vielen anderen Stellen finden wir das Wort Ermahnung oder Ermunterung, auch Zuspruch. Wörtlich heißt das so viel wie: „Ich gehe mit einem unter dem gleichen Joch und ziehe die Last mit.“ Das ist ein Bild aus der Landwirtschaft, wo ein Bauer zwei Tiere unter ein Joch spannt, um einen Wagen zu ziehen. Wenn das eine Tier schwach ist, muss das andere umso mehr ziehen. So ist Ermahnung gemeint: Ich stelle mich mit dem anderen, den ich ermahne, unter das gleiche Joch und bemühe mich, ihn nach vorne zu bringen.
Wir denken oft, Ermahnen sei mit erhobenem Zeigefinger. Das biblische Ermahnen ist anders. Es bedeutet: Ich trage mit dir deine Last und helfe dir. Seelsorge ist also Hirtendienst, und so wird sie im Neuen Testament auch häufig beschrieben. Vor allem die Verantwortlichen einer Gemeinde, die Ältesten, sollen Hirten sein und sich um die Herde kümmern.
Ich habe oft den Eindruck, dass wir heute viel über Älteste sprechen und darüber, wie eine Gemeinde zu Ältesten kommt.
Ich glaube jedoch nicht, dass das größte Problem darin besteht, dass Gemeinden Älteste bekommen. Das größere Problem ist vielmehr, dass wir wieder Hirten brauchen.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke – das ist ja schon einige Jahre her – gab es in unserer Gemeinde einen älteren Bruder. Das war Onkel Franz. Und Onkel Franz war ein Hirte. Er besuchte die Geschwister, obwohl er kein Auto hatte. Er fuhr mit Straßenbahn und Bus und besuchte einfach die Geschwister.
Heute ist es kaum noch möglich, die Geschwister einfach so zu besuchen. Man muss erst einen Termin vereinbaren, ein Date. Dann schaut man in seinen vollen Terminkalender und findet keinen passenden Termin. Wenn man unangemeldet irgendwo auftaucht, gilt das als unhöflich.
Aber Onkel Franz hat das anders gemacht. Er klingelte einfach. Wenn niemand aufmachte, hatte er Glück oder Pech – und dann ging er weiter. War jemand da, kam er herein. „Ich wollte Sie nur besuchen“, sagte er, las einen Bibelvers vor, betete mit der Person und dann kam man ins Gespräch.
Vielleicht sollten wir uns das wieder vornehmen: uns umeinander kümmern. Wir brauchen Hirten in unseren Gemeinden.
Vielleicht betet ihr ja schon darum. Ich kenne euch nicht. Vielleicht habt ihr sogar einen ganzen Stall voll davon. Aber falls nicht, dann betet darum.
Noch einmal: Was ist Seelsorge? Hatte Gott den Menschen nicht sehr gut geschaffen? Was war die Zielsetzung, als Gott Adam und Eva erschuf? Ich weiß nicht, wer gerne mit den beiden getauscht hätte. Hm, ja, warum? Vor dem Sündenfall – alles klar, ja, vor dem Sündenfall. Warum?
Tja, du hattest niemanden, über den du dich ärgern konntest – keine Schwiegermutter, keinen Chef. Aber auch kein Handy, keinen Aldi, keine SMS, kein Internet. Du konntest nicht mal durch die Welten surfen, nicht einfach mal in die Pommesbude gehen oder eine Pizza essen. Alles musste selbst erfunden werden. Schon eine spannende Geschichte, oder?
Gott hatte die beiden geschaffen zur Gemeinschaft und Harmonie mit sich selbst. Und ich glaube, genau das fehlt uns Menschen heute. Augustinus sagt: „Unruhig ist die Seele, bis sie Ruhe findet in Gott.“ Das Umhergetriebensein des Menschen heute ist nichts anderes als die Suche nach dieser Harmonie und Gemeinschaft, zu der uns Gott bestimmt hat. Aber wie kommt man dahin?
Damals, als Gott Adam und Eva geschaffen hatte, lesen wir in 1. Mose 1,27: „Gott schuf den Menschen in seinem Bild.“ Was heißt das? Siehst du so aus wie Gott? Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, glaube ich nicht, dass Gott so aussieht. Was ist also an uns das Bild Gottes?
Gott wird gesagt, er sei ein Geist. Er hat nicht den Körper wie wir, also wahrscheinlich auch keine Nase wie wir. Was ist also das Bild Gottes? Ich glaube, es ist das, was wir als drei Einheiten bezeichnen, das uns Gott ähnlich macht.
Die Bibel beschreibt Gott als eine Person und gleichzeitig als drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Gott der Vater ist Gott, Gott der Sohn ist Gott, Gott der Heilige Geist ist Gott. Aber der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn ist nicht der Heilige Geist, und der Heilige Geist ist nicht der Vater. Das ist kompliziert, oder? Viele Menschen verstehen das heute nicht.
Muslime meinen, wir hätten drei Götter. Nein, wir haben nur einen Gott, aber er kann sich unterschiedlich ausdrücken. Ein einfaches Beispiel für diejenigen, die in der Schule aufgepasst haben: H2O ist was? Ja, Wasser. Wasser gibt es in verschiedenen Zuständen: flüssig, fest und gasförmig. Obwohl es immer H2O ist, zeigt es ganz unterschiedliche Eigenschaften und Wirkungsweisen. So könnte man sich vielleicht vorstellen, dass Gott als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist existiert.
Wenn Gott sagt, dass er uns Menschen in seinem Bild geschaffen hat, dann sind auch wir als Menschen in einer Dreieinheit geschaffen: Geist, Seele und Leib. Diese drei Dinge sind ebenfalls unterschiedlich voneinander. Unser Leib ist nicht unser Geist, und unser Geist ist nicht unsere Seele.
Was sind diese drei Bereiche? Ich weiß nicht, wer von euch die Scofield-Bibel hat. In der Scofield-Bibel werden diese drei Bereiche in 1. Mose 1 und 2 sehr gut in den Anmerkungen erklärt. Diese Definition kann ich gut nachvollziehen und möchte sie mir zu eigen machen.
Der Geist des Menschen ist der Sitz des Bewusstseins von Gott. Das heißt, mit meinem Geist kann ich über Gott nachdenken. Das unterscheidet uns vom Tier. Leider glauben das alle Evolutionisten nicht. Deshalb glauben sie auch nicht an Gott – Gott passt nicht in ihr Weltbild. Aber Gott hat uns den Geist gegeben, damit wir über ihn nachdenken können.
Die Seele ist der Sitz des Bewusstseins meiner selbst. Damit kann ich über mich selbst nachdenken. Auch das kann kein Tier. Oder habt ihr schon mal gesehen, dass eure Katze vor dem Spiegel sitzt und überlegt: „Wie geht es mir heute?“ Das machen nur Menschen. Menschen stellen sich vor den Spiegel und fragen sich: „Wie geht es mir?“ Und wenn man lange genug hineinschaut, geht es einem manchmal schlecht.
Tja, die Deutschen – andere haben keinen Spiegel. Wer von euch Jungs im JWD war schon mal auf der Toilette? Müssen sie das nächste Mal hingehen. Da ist ein Spiegel, oder? Der ist zugeklebt, und da steht drauf: „Wer einen guten Freund hat, braucht keinen Spiegel.“
Also: Die Seele ist der Sitz des Bewusstseins meiner selbst. Damit kann ich mir Gedanken über mich selbst machen. Der Leib ist der Sitz des Bewusstseins meiner Umwelt. Damit trete ich in Beziehung zu meiner Umwelt, ganz klar, ja? Wenn du mir auf die Füße trittst, merke ich, dass du da bist. Das ist logisch.
Viele Menschen heute benehmen sich, als hätten sie weder Seele noch Geist. Viele benehmen sich wirklich wie Tiere.
Was war dann aber, als der Sündenfall eine Tat wurde? Adam und Eva haben von der Frucht gegessen, und das war nicht einfach nur ein Biss in den Apfel. Wahrscheinlich war es etwas Schöneres als ein Apfel; ein Boskop war es sicher nicht.
Die Folgen des Sündenfalls betrafen Geist, Seele und Leib. Der Mensch fiel aus der Harmonie mit Gott. In Römer 8,23 heißt es, dass Geist, Seele und Leib auf die Erlösung der Kindergottes warten. Mit dem Sündenfall ist die Katastrophe eingetreten, dass wir Menschen von Gott getrennt sind. Deshalb sind wir kaputt, brauchen Hilfe und benötigen Seelsorge.
Daraus ergibt sich die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Gott sorgt sich um uns und unsere Seelen. Ich glaube, die Väter des Morsealphabets und des Seenotrettungsrufs SOS haben mehr davon verstanden als viele Menschen heute. SOS bedeutet „Save our souls“. Heute würde man wahrscheinlich eher sagen S O B – „Save our bodies“. Den meisten Menschen ist es am wichtigsten, dass der Körper gerettet wird.
Aber wir Christen wissen: Das Wichtigste ist, dass die Seele gerettet wird und nicht der Körper. Daraus ergibt sich im Grunde schon, dass viele meinen, ihnen gehe es gut, wenn sie gesund sind. Das stimmt nicht. Im Neuen Testament ist uns nicht verheißen, dass es Segen Gottes ist, wenn wir gesund sind und es uns gut geht.
Ihr kennt sicherlich genug Geschwister, die krank sind und ein größerer Segen sind als solche, die gesund sind. Ich war zweimal in Japan bei Geschwistern Beck, und das hat mich beeindruckt. Die Christen in Japan haben eine völlig andere Einstellung zu Krankheit. Wenn dort ein Christ Krebs bekommt, dankt er Gott. Wir fragen uns: Wie ist so etwas möglich?
Ein japanischer Christ dankt, wenn er Krebs bekommt. Warum? Weil er weiß, dass er durch seine Krankheit in seiner Verwandtschaft Zeugnis sein kann. Ein Japaner, der nicht an Gott glaubt, also ein Buddhist, was tut er, wenn er erfährt, dass er Krebs hat? Er begeht Selbstmord, weil er keine Antwort auf das Leid hat. Der Buddhismus hat keine Antwort auf Leid. Das heißt, er schließt mit seinem Leben ab.
Ein Christ hingegen weiß: Ich habe eine Hoffnung und weiß, wohin es geht, wenn ich sterbe. Dadurch sind viele durch kranke Japaner zum Glauben gekommen. Ich habe gedacht, wir Deutschen müssen noch eine Menge lernen. Save our souls.
Gott gibt die erste Verheißung auf die Erlösung bereits im dritten Kapitel, als er Adam und Eva zur Verantwortung zieht. Er sagt ihnen, dass der Nachkomme der Frau dem Satan den Kopf zermalmen wird. Damit macht Gott deutlich, dass endlich das, was durch den Sündenfall zerstört wurde, wieder geheilt wird.
Das bedeutet: Allein das Kreuz ist der einzige Weg zurück zu Gott. Gott vergibt dem Sünder und heilt verletzte Seelen. Wir kennen alle die Stelle aus 1. Johannes 1,9: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Das ist eine gravierende Aussage und eigentlich die wichtigste Aussage der Seelsorge überhaupt. Oft denken wir, Seelsorge bestehe darin, einem Menschen zu helfen, dass es ihm innerlich besser geht. Aber wodurch geht es einem Menschen wirklich am besten? Wenn er um die Vergebung seiner Sünden weiß, oder?
Wir haben die Prioritäten verschoben. Denken wir an die Begebenheit in Lukas 5: Jesus ist in Kapernaum, und ihr kennt die Geschichte, wie vier Freunde ihren gelähmten Freund zu ihm bringen. Sie kommen nicht durch die Tür, weil es rappelvoll ist. Da klettern sie aufs Dach, decken es ab und lassen den Freund herunter.
Was sagt Jesus dann? Macht er ihn zuerst gesund? Nein, er sagt: „Kind, dir sind deine Sünden vergeben.“ Merken wir etwas? Was ist bei Jesus erste Hilfe? Erste Hilfe geht hier ums Herz, oder? Das ist das Wichtigste. Danach macht er ihn auch gesund. Aber das ist die zweite Hilfe.
Die erste Hilfe bei Jesus ist die Errettung. Ich glaube, gerade wir Christen müssen das wieder richtig einordnen. Wir denken immer an erste Hilfe am Unfallort, und natürlich ist das wichtig. Aber was nützt es einem, wenn er gerettet wird und trotzdem in der Hölle landet? Darüber denken wir kaum nach. Hauptsache, er bleibt am Leben. Natürlich ist es gut, wenn jemand lebt, denn er hat dann noch die Chance, zu Jesus zu kommen.
Aber wir müssen unsere Prioritäten neu setzen. Auf der einen Seite gibt Jesus Vergebung, auf der anderen Seite gibt er auch Heilung. Er wird den Kranken aufrichten. Das heißt nicht unbedingt, dass er immer völlig gesund wird, aber dass sein Herz gesund wird. Und das ist wichtig.
Es ist nicht entscheidend, dass wir von unseren Krankheiten geheilt werden. Das ist auch so ein dummer Spruch: „Hauptsache gesund.“ Nein, das ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, dass unsere Herzen gesund sind und wir eine richtige Verbindung zu Gott haben.
Wisst ihr, ich gehe regelmäßig ins Gefängnis und spreche mit Inhaftierten. Ich habe den Eindruck, dass Inhaftete das besser verstehen als Menschen draußen. Sie können auf jeden Fall unterscheiden, ob sie eine Strafe absitzen oder ob sie ihre Schuld wirklich loswerden. Sie wissen: Ein Richter kann einem die Strafe geben, er kann auch eine Strafe erlassen, aber er kann einem nicht die Schuld wegnehmen.
Vor etlichen Jahren war das in Köln Ossendorf so. Ein junger Mann wurde einen Tag vor seiner Entlassung in seiner Zelle gefunden. Er hatte sich aufgehängt. In seinem Abschiedsbrief stand: „Ich werde mit meiner Schuld nicht fertig.“ Ein Richter kann also nicht Schuld wegnehmen. Selbst wenn du deine Strafe abgesessen hast, selbst wenn du wieder ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis hast, die Schuld ist nicht weg.
Wenn das ein Inhaftierter begreift, nämlich dass Jesus ihm seine Schuld wegnehmen kann, dann kannst du solche Dinge erleben wie in Warz in Ungarn im Gefängnis bei Lajos. Er ist jetzt schon seit zehn Jahren gläubig im Gefängnis. Wenn ihr ihn sehen würdet, würdet ihr meinen, das ist ein Bruder aus der Gemeinde – nur eben mit Sträflingsanzug. Aber was soll's? Er sagt: „Mein Platz ist hier.“
Das ist, glaube ich, wichtig: Wir müssen die Prioritäten neu sehen. Was ist Gott wichtig? Neulich war ich im Gefängnis in Willich, in der Nähe von Krefeld, im Frauengefängnis. Meine Frau und ich gehen dort regelmäßig hin. Da war eine Frau, sie war zum ersten Mal in der Kontaktgruppe. Sie fragte: „Warum kommt ihr hin?“ Ich sagte: „Wir möchten mit euch ins Gespräch kommen.“ Sie fragte: „Worüber?“ Ich antwortete: „Dass Jesus eure Schuld wegnimmt.“ „Und wie macht er das?“
Dann habe ich die Bibel aufgeschlagen, 1. Johannes 1,9, und ihr hingehalten. Ich bat sie, laut vorzulesen. Sie las: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ Ich fragte: „Was heißt das? Vergibt Gott jede Sünde?“ Sie las den Vers noch einmal. Dann fragte sie: „Auch die schlimmen Sünden?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“ Sie fragte: „Auch Mord?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“ Dann wurde sie still und sagte: „Auch viele Morde?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“ Da schaute sie mich an und sagte: „Das ist ja eine wahnsinnige Botschaft! Die müsste doch jeder hier im Gefängnis wissen!“ Ich antwortete: „Deswegen kommen wir.“
Und wisst ihr, wenn ihr gleich hier rausgeht, schaut euch die Menschen draußen an. Die müssten es doch alle wissen, oder? Dein Arbeitskollege, dein Klassenkamerad – alle müssten es wissen: Jesus vergibt Sünden. Das ist revolutionär. Und das ist die beste Seelsorge, die es überhaupt gibt. Wenn ein Mensch frei wird von seiner Schuld, dann verändern sich Menschen.
Wisst ihr, wenn bei uns ein Junge in die Gefährdetenhilfe kommt, vom Leben gezeichnet, kaputt, dann schaue ich ihn mir an und überlege: Herr Jesus, was könntest du aus diesem Menschen machen? Vielleicht schaut ihr auch mal eure Mitmenschen so an: Was könnte Jesus aus deinem Chef machen, aus deinem Lehrer, aus deinem ungläubigen Ehemann, aus deinen Kindern, aus deinen Eltern?
Gott will, dass allen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Deswegen hat er den Herrn Jesus geschickt. Und deswegen fordert er uns auf, das, was wir zu Anfang gelesen haben: „Einer trage die Last des anderen.“ Im ersten Vers steht auch: „Bringt die Geistlichen zurecht.“
Wenn wir Menschen wirklich helfen wollen, dass sie frei werden – frei von ihren Bindungen –, dann müssen wir überlegen: Was fehlt ihnen denn? Und wir müssen begreifen, dass wir Menschen nach einem ganz bestimmten Schema gebaut sind – und zwar anders, als wir heute meistens meinen.
Wir alle sind in humanistischen Schulen groß geworden, egal ob im Osten oder im Westen. Wir haben das humanistische Menschenbild verinnerlicht. Dieses besagt, dass der Mensch im Kern gut ist und nur veredelt werden muss. Man soll sich anstrengen und für eine gute Umgebung sorgen, dann wird sich alles gut entwickeln. So lautet die Theorie.
Wenn das wirklich so wäre, müssten wir hier in Deutschland, wo die besten Voraussetzungen herrschen, auch die besten Menschen haben. Das wäre doch die logische Folgerung. Die Bibel sagt jedoch etwas völlig anderes.
Ich möchte nicht weiter darauf eingehen, sondern nur zwölf Punkte des biblischen Menschenbildes nennen, wie Gott uns sieht. Zwölf Thesen haben wir einmal verfasst, als wir eine Schulinitiative hatten und überlegten, wie wir Kinder erziehen können.
Erstens: Der Mensch ist Geschöpf des dreieinigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde. Deshalb ist er auf die Abhängigkeit von Gott angelegt.
Zweitens: Der Mensch ist ein in Sünde gefallenes und durch die Sünde geprägtes Geschöpf.
Drittens: Der Mensch ist erlösungsbedürftig und wird von Gott geliebt.
Viertens: Der Mensch ist eine Einheit aus Geist, Seele und Leib. Deshalb erfordert er eine ganzheitliche Behandlung von Geist, Seele und Leib.
Fünftens: Der Mensch ist auf Sinnerfüllung angelegt und daher ein sinnsuchendes Wesen.
Sechstens: Der Mensch ist ein moralisches, wertorientiertes Wesen.
Siebtens: Der Mensch ist ein gemeinschaftsbezogenes Wesen, das erst im Zusammenleben mit anderen Menschen Liebe, Geborgenheit, Vertrauen und Selbstbestätigung erfährt.
Achtens: Der Mensch ist ein handelndes Wesen, sowohl in der Zielsetzung als auch in der Realisierung.
Neuntens: Der Mensch ist ein lernfähiges und lernbedürftiges Wesen. Er ist auf Erziehung, Bildung und Korrektur angewiesen.
Zehntens: Der Mensch ist auf die Übernahme fremder Erfahrungen angewiesen.
Elftens: Der Mensch ist kreativ und zeichnet sich durch ästhetisches Empfinden aus.
Zwölftens: Der Mensch ist ein ewigkeitsbewusstes Wesen.
So denkt die Bibel über uns Menschen. Wenn wir über uns selbst und andere Menschen nachdenken und ihnen helfen wollen, müssen wir uns das immer wieder bewusst machen.
Menschen sind nicht im Kern gut. Jede Mutter weiß das, oder? Hast du deinem Kind beigebracht, wie man mit dem Fuß auftritt, wie man jäh zornig wird und die Milchtasse vom Tisch schmeißt? Hast du deinen Kindern beigebracht, dir zu sagen: „Du Arschloch“? Ich glaube nicht, das braucht man keinem Kind beizubringen – das steckt einfach drin.
Gott sagt, der Mensch ist böse von seiner Jugend an. Und wir sagen, auch so ein unschuldiges Baby? Jede Mutter weiß, wie zornig ein Baby sein kann, oder? Natürlich ist es dann gut, sich zu einigen, von wem es die schlechten Eigenschaften hat und von wem die guten. Aber das macht deutlich: Es stimmt einfach nicht, dass der Mensch einen guten Kern hat. Der Mensch ist böse durch die Sünde. Er braucht Vergebung, er braucht Erlösung, und erst dann kann man ansetzen.
So viel vielleicht für heute. Nehmt euch diesen Vers noch einmal mit: Seelsorge ist das Bemühen, die menschliche Seele in die rechte Verbindung zu Gott zu bringen und von allen anderen Bindungen zu lösen.
Die kleine Zeichnung daneben soll das veranschaulichen. Derjenige, der in der Grube hängt, ist der, dem es schlecht geht. Wer oben steht, ist der sogenannte Seelsorger. Er hat einen Flaschenzug im Himmel, um den anderen herauszuziehen.
Ein Seelsorger kann nur ein Handlanger sein, ein Handlanger Gottes. Nicht der Seelsorger rettet einen Menschen, nicht der Seelsorger ist der, der etwas kann. Gott kann helfen, und das ist wichtig: in die richtige Verbindung zu Gott zu gelangen und von allen anderen Bindungen gelöst zu werden.
Morgen Vormittag werden wir uns mit der Gegenüberstellung von biblischer Seelsorge und Psychotherapie befassen. Wir werden uns anschauen, wie man ein seelsorgerliches Gespräch führt und welche Voraussetzungen Seelsorger mitbringen sollten.
Anhand der Bibel werden wir sehen und selbst erarbeiten, wie der Herr Jesus mit Menschen umgegangen ist und wie er Seelsorge geübt hat. Das ist immer noch das Beste, von dem wir lernen können.
Ja, das ist also morgen.
Morgen Abend werde ich über Randgruppenarbeit und Gefährdetenhilfe berichten. Am Sonntag steht das Thema „Wie geschieht echte Vergebung und wie geschieht echte Versöhnung?“ auf dem Programm. Auch das sind Grundpositionen der Seelsorge.
Ich kann nur einem Menschen helfen, wenn ich wirklich weiß, wie Gott vergibt und wie wir uns gegenseitig vergeben können. Außerdem ist Versöhnung noch mehr als Vergebung.
Dankeschön für eure Geduld für heute.
Vielen Dank an Eberhard Platte, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Bücher und CDs können günstig erworben werden auf der Homepage von Eberhard Platte und in jeder Buchhandlung.