Einleitung und Bedeutung des Textes
Dieser Abschnitt ist mir sehr wichtig, denn er gehört zu den großen Weihnachtstexten. Er gehört dorthin, auch wenn er in der Kirche meist nicht vorgesehen ist. Eigentlich ist es ein Abschnitt, der zum Märtyrertag, dem Stephanustag, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, gehört.
Er zeigt, wie das Kommen Jesu von dem Hass Satans begleitet wird, von Widerspruch und Ablehnung. Das Kapitel Offenbarung 12 gehört zu den ganz wichtigen Kapiteln, die ein Bibelleser kennen sollte.
Ich freue mich, dass Sie heute Abend hier sind. Leider kommt es nur selten vor, dass man ein solches Kapitel auslegt. Ich habe, glaube ich, schon zweimal in der Hofhackerkirche darüber gepredigt, und zwar an Weihnachten.
Es ist einfach schön, dass wir heute Zeit dafür haben. Wir haben nun das ganze Kapitel vor uns, das eine ganze Menge merkwürdiger Bilder enthält. Zuerst...
Die himmlischen Zeichen und der Kampf um das Kind
Es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, die mit der Sonne bekleidet war, der Mond lag unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt trug sie eine Krone aus zwölf Sternen. Sie war schwanger, schrie in Kindsnöten und hatte große Qualen bei der Geburt.
Dann erschien ein anderes Zeichen am Himmel. Es war ein großer roter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Auf seinen Köpfen trug er sieben Kronen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen, sobald es geboren war.
Jetzt folgt die Weihnachtsgeschichte:
Die Frau gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker mit eisernem Stab weiden sollte. Ihr Kind wurde zu Gott und seinem Thron entrückt. Die Frau aber entfloh in die Wüste, wo ihr von Gott ein Ort bereitet war. Dort wurde sie zweitausendzweihundertsechzig Tage lang ernährt.
Der himmlische Kampf und Michaels Sieg
Jetzt folgt der schöne Abschnitt über Michael. Auch er ist vielen Bibellesern leider nicht so lebendig. In der kirchlichen Tradition ist der Michaelstag ebenfalls nicht jedem geläufig. Johann Sebastian Bach hat eine ganz herrliche, strahlende Kantate zum Michaelstag komponiert.
Michael bezwang, so wie auch die Schlange besiegt wurde, was im Himmel geschah. Das ist eine ganz wunderbare Botschaft des Evangeliums. Es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Der Drache kämpfte mit seinen Engeln, doch sie siegten nicht. Ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden.
Der große Drache, die alte Schlange, die auch Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt, wurde hinausgeworfen. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinausgeworfen.
Ich hörte eine große Stimme, die im Himmel sprach: "Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus, denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen. Er verklagte sie Tag und Nacht vor unserem Gott. Doch sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses. Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod."
Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Wehe aber der Erde und dem Meer, denn der Teufel kommt zu euch hinab. Er hat einen großen Zorn und weiß, dass er nur wenig Zeit hat.
Wenn man diesen Vers heute Abend hört, versteht man viel von dieser Welt. Der Teufel hat nur noch kurze Zeit und einen großen Zorn. Deshalb ist es so schwer. Darum kommt so ein Visum nicht zustande, und deshalb passieren andere Dinge. Der Teufel will manches verhindern, was dem Reich Gottes dient.
(Revelation 12,7-12)
Die Verfolgung der Frau und der Schutz in der Wüste
Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte.
Der Frau wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliegen konnte, an ihren Ort, wo sie ernährt werden sollte. Dort blieb sie eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit fern vom Angesicht der Schlange.
Die Schlange stieß Wasser aus ihrem Rachen wie einen Strom hinter der Frau her, um sie zu ersäufen. Doch die Erde half der Frau, öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache ausstieß.
Daraufhin wurde der Drache zornig über die Frau und ging hin, um gegen die Übrigen ihres Geschlechts zu kämpfen. Diese halten Gottes Gebote und haben das Zeugnis Jesu.
Der Drache trat an den Strand des Meeres. Im Anschluss daran erscheint der Antichrist, wie in Kapitel 13 beschrieben.
Zusammenhang mit dem vorherigen Kapitel und die himmlische Perspektive
Darf ich noch einmal kurz an das letzte Kapitel 11 anknüpfen? Das war ja ein Einschub. Wir hatten zuvor die Gerichte, die Engel mit ihren Ankündigungen, die Posaunengerichte. Im Kapitel 11 war plötzlich von der Gemeinde die Rede – sehr schön, großartig. Danach kommt die siebte Posaune, die nach dem Einschub noch einmal als letzte Posaune erscheint. Das ist ganz groß. Im Grunde wäre das ein Himmelfahrtstext: Jesus Christus herrscht als König.
Man muss immer wissen, und ich habe es Ihnen am Anfang gesagt und kann es nur immer wiederholen: Die Offenbarung möchte nicht den zeitlichen Ablauf ordnen. Ich bin der Meinung – anders als manche Bibelausleger –, dass sich die Offenbarung nicht dafür eignet, einen Fahrplan zu erstellen. Stattdessen wird uns immer wieder gezeigt, was in der anderen Welt Gottes gegenwärtig abläuft. Denn sonst kann man auf der Erde den Mut verlieren.
Auf der Erde läuft also das Geschehen der Posaunengerichte weiter. Gleichzeitig aber ist im Himmel der Triumph des erhöhten Christus. Das muss die Gemeinde wissen. Stellen Sie sich vor: Johannes auf Patmos, selbst in Gefangenschaft, schreibt an eine Gemeinde, die verfolgt und gejagt wird, die in die Katakomben flüchtet. Er will ihnen diese Siegesbotschaft verkünden: Niemand kann gegen die Macht Jesu bestehen.
Da heißt es: „Wir danken dir, Herr allmächtiger Gott, du hast große Macht, und die Völker toben gegen dich. Aber es kann doch niemand etwas gegen dich tun.“ Diesen Blick braucht Johannes. Es ist schön, dass Bruder Rül, der liebe Bruder Rül, noch einmal da ist. Das muss man wissen, wenn man später ganz verzagt ist – etwa wenn man draußen an einem Posten steht, in einer islamischen Welt.
Die Realität im Himmel sieht so aus, und der Himmel ist um uns herum, in der unsichtbaren Wirklichkeit. Dort ist die Gegenwart Gottes, und dort wird Anbetung dargebracht. Es ist nicht so, dass wir noch etwas vollenden müssen. Vielmehr muss dieses Reich Gottes nur noch auf die Erde kommen. Es muss hier noch durchbrechen.
Darum kommt im Kapitel 12 noch einmal ganz erschütternd der Kampf zur Sprache, in dem die Gemeinde Jesu in dieser Welt steht.
Das Bild der Gemeinde als Frau und ihr Licht in der Welt
Lassen Sie mich anders beginnen. Ich weiß nicht, welches Bild Sie gerade von der Gemeinde Jesu vor Augen haben. Oft wird die Gemeinde Jesu als ein armer, schwacher Haufen wahrgenommen, der nicht sehr bewegend oder beeindruckend ist.
Ich habe diese Gemeinde Jesu jetzt in Malawi erlebt – bettelarm, und doch das Geheimnis der Gegenwart Jesu in dieser schwachen Gemeinde. Einige waren erschrocken, wie ich schon sagte. Ich hätte gerade dort bleiben können, mir ging das Herz auf.
An einer Stelle heißt es, wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist Jesus mitten unter ihnen. Diesen Hunger nach dem Evangelium erlebt man immer erst, wenn man mit Menschen betet. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, auch wenn wir Gäste in unserem Büro haben – das ist für sie ein ganz netter Rahmen – bevor wir auseinandergehen, noch gemeinsam zu beten. Das schafft eine tiefe Verbundenheit, auch bei Besuchen, besonders wenn man dann noch über das redet, was uns im Glauben an Jesus verbindet.
Die Gemeinde Jesu ist ein ganz eigenartiger Haufen. Wenn man die Zersplitterung in den verschiedenen Denominationen sieht, erkennt man auch die menschlichen Seiten einer Gemeinde. Dort sind Menschen mit all ihren Schwächen. Es gibt Leute, die hochmütig über die Gemeinde Jesu sprechen, doch das ist vielleicht ein wenig überheblich. Sie vergessen, dass sie selbst oft zu den schlimmsten Versagern gehören.
Die Gemeinde Jesu besteht hier so, wie wir heute Abend zusammen sind. Aber das ganz Große zeigt Johannes in seiner großen Schau: ein riesiges Bild einer Frau. Wundern Sie sich nicht! Die Gemeinde Jesu wird im Bild einer Frau dargestellt. Vorweg sei gesagt: Ganz bestimmt ist damit nicht gemeint, was unsere katholischen Freunde in der Himmelfahrtserscheinung Mariens deuten.
Nein, die einzige evangelische Auslegung ist, dass das Bild dieser Frau aus Offenbarung 12 ein Bild der Gemeinde ist. Eine Frau, die gezeigt wird, begleitet von der Sonne – dem strahlenden Lichtglanz, dem Licht der Wahrheit, der Herrlichkeit und der Offenbarung. Der Mond liegt unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt trägt sie eine Krone aus zwölf Sternen.
Das Licht, das von ihr ausgeht, ist ein großes Geheimnis: Diese schwache Gemeinde, denken Sie an die Urgemeinde, die mit all ihrer Fehlbarkeit schwach war, durfte ein Licht in das Römische Reich hineintragen. Wir sehen die irdische Gestalt der Christenheit. Luther hätte gern „Christenheit“ gesagt statt „Kirche“. Das ist auch ein schönes Wort: Christenheit, nicht Christentum, sondern Christenheit.
Auf der gleichen Seite steht diese gebündelte Kraft der Herrlichkeit Gottes, die in die Welt hineinstrahlt. Für uns ist es immer wieder schwierig, mit solchen Bildern umzugehen. Doch das ist die Gegenwart Gottes hier.
So wie ich es immer wieder erzähle: Bei Charlotte Reilen, die in die Lehenherz-Kirche kam, geschah es, dass sie während der Predigt des Pfarrers zum Glauben durchbrach. Durch Charlotte Reilen strahlte wieder so viel Licht in unser Stuttgart hinein.
Wir dürfen immer wieder aus solchen Geschehnissen lernen, wie dieses Geheimnis der Gemeinde Jesu, des Volkes Gottes: Dieses Licht ist eine große Ausstrahlung, die Sterne, Lichter, die leuchten in der Nacht – zwölf Zeichen der Vollkommenheit.
Und aus dieser Gemeinde heraus, aus dem alten Israel, wird dieses Kind geboren.
Die Geburt des Kindes und die Bedrohung durch den Drachen
Jetzt müssen wir im Grunde weiterlesen in Vers fünf: „Und sie gebar einen Sohn, das ist Jesus, geboren in Bethlehem, der Sohn Gottes, der kommt in der Herrlichkeit.“ Ganz wunderbar, wie er hineinkommt... Entschuldigung, bitte kurz eine Unterbrechung, wir sind leider eingeparkt. Könnte bitte der Fahrer von Stuttgart H173 kurz wegfahren? Wir machen hier gleich weiter.
Aus dieser Gemeinde heraus wird dieses Kind geboren, der Verheißene. Ein ganz großes Geschehen, die Hoffnungen Israels. Sie müssen sich das so aus dem Bild verstehen: Im ersten Buch Mose Kapitel drei kommt die erste Messias-Erwartung nach dem Sündenfall. Wann kommt der, der der Schlange den Kopf zertritt? Das Harren der Gemeinde: „Ach, dass du den Himmel zerrissest, Herr, wann machst du das wahr, dass endlich in deiner Gemeinde das Heil anbricht? Wann denn?“
Und die großen herrlichen Adventsverheißungen, die wir uns immer am Adventsabend zurufen, die großen Worte: „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt.“ Da erwartet die Gemeinde dann Geschichte. Da wird ein Kindlein geboren, und kaum nimmt die Welt davon Notiz. Doch in diesem Kindlein liegt alles drin. Er wird der sein, Psalm 2, der große Messias, verheißener Hirte unter die Völker. Jesus, der Herr der Welt, wird geboren, unscheinbar.
Und jetzt müssen wir sagen, warum dieses Kind entrückt wird, weggerückt wird, versteckt wird. Nach ganz kurzer Zeit wird es zur Herrlichkeit Gottes weggenommen. Warum? Weil gleichzeitig ein Drache vom Himmel erscheint. Das ist ein unheimliches Bild: eine Drachenfigur, zerstörend und zerreißend am Himmel. Rot, feuerrot, blutrot, riesig, mit sieben Häuptern – das steht für übermenschliche Intelligenz. Zehn Hörner, überirdische Kraft.
Und auf seinen Häuptern sieben Kronen – sieben als Zahl der Vollkommenheit, zehn als Zahl der Herrschaft. Und er fegt mit dem Schwanz die Sterne vom Himmel herunter, die ja Orientierung geben für die alten Menschen. Die Sterne waren es, anhand derer der Seemann seinen Kurs kannte. Er wirft sie auf die Erde, bringt ein richtiges Durcheinander in all den Werten.
Dann tritt er vor diese Frau hin, die das Kind gebiert – Jesus. Er hat jetzt doch die Geschichte: Herodes, Kindermord von Bethlehem, Jesus flieht nach Ägypten. Die kurze Wirksamkeit Jesu und der Hass der Welt brandet gegen Jesus los.
Wissen Sie eigentlich, dass die Gemeinde Jesu im Hass der Welt steht? Und dahinter stehen überirdische Mächte, die im Bild dieses Drachen dargestellt sind, für all die unheimlichen Zusammenhänge. Wenn man das einmal begriffen hat, wird man nie mehr auf die törichte Meinung verfallen, als ob wir unsere kirchlichen Anliegen der Welt irgendwo verkaufen könnten und dafür in den Zeitungen und im Fernsehen geehrt würden.
Nein, das, was wir verkündigen, steht eigentlich im Widerspruch zur Welt und trifft auf den Hass der Welt. Das ist eine wunderbare Sache, wie wir sie gegenwärtig haben, dass wir in einer Friedenszeit leben. Aber wenn wir uns wirklich umschauen, dann sehen wir, dass es ganz kurze Zeitabschnitte sind, auch in unserem Jahrhundert, selbst in Deutschland.
Wie da ganz andere Zeiten waren! Mein Vater hat ein großes Archiv geführt über politische Dinge, und wenn ich da so einen Ordner hernehme und noch einmal sehe, was dort 1934 im Kirchenkampf für Karikaturen veröffentlicht wurden gegen das Evangelium und gegen die Bibel – das sind Mächte, und sie schlummern heute nur.
Einer unserer Mitarbeiter war am letzten Wochenende in Bonn und hatte dort eine ganz großartige Begegnung mit 300 Parlamentariern aus Europa. Er hat gesagt: „Die Bibelgläubigen sind selbst bei denen, die sich Christen nennen, eine ganz, ganz kleine Minderheit.“ Das ist die Situation der kleinen Gemeinde.
Und deshalb flieht diese Frau, diese Gemeinde, in die Wüste. Und das ist ein Wunder, dass Gott sie verbirgt.
Die Bewahrung der Gemeinde in Verfolgung und das Wesen des Christseins
Es ist immer interessant, wenn Verfolgungen ausbrechen, denn sie haben unermessliches Leid hervorgerufen. Sie wissen, dass das ein Spezialgebiet von mir ist. Ich habe es immer wieder gern dargestellt, auch durch unsere Tätigkeit in Russland, wo die leidende Gemeinde gezeigt wurde. Trotzdem kann der Feind sie nicht vernichten.
Im Südsudan gibt es jetzt eine bemerkenswerte Entwicklung: Der Bericht zeigt, dass sich die Gemeinde Jesu trotz der brutalen Verfolgung durch islamische Kräfte verneunfacht hat. Ähnliches haben wir in vielen Gegenden der Welt erlebt. Wir haben es in Russland erlebt, ebenso in China während der Kulturrevolution unter Mao und dem Roten Buch. Wer hätte gedacht, dass wir einmal sagen können, es gibt dort über hundertmal mehr Christen, obwohl Missionare das Land verlassen mussten.
Das sind große, bewegende Dinge, die zeigen, wie Gott größer ist als die Macht all dieser unheimlichen Zerstörungskräfte. Wichtig ist jedoch, dass Christen nicht naiv oder uninformiert sind und nicht verstehen, was es bedeutet, Christ zu sein. Christsein heißt, gewappnet zu sein, denn der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe. Wenn der Herr mit seiner Gnade unsere Gemeinde nicht bewahrt, kann sie morgen zerstört sein. Wenn diese Mächte des Abgrunds wüten, kann nur der Herr sie abhalten.
Das gilt für die Mission und für alles, was geschieht. Gott hat seinen Plan mit seiner Gemeinde, aber er hat nie den Plan, dass die Welt verchristlicht wird – wie es in der Offenbarung steht. Das, was man unter dem christlichen Namen versteht, wird nie gelingen. Die Feindschaft dieser Mächte bleibt bestehen, und sie ist antichristlich. Es ist immer klar, dass es gegen Christus geht.
Die Welt würde die Kirche und alle kirchlichen Mitarbeiter sowie die Kirchensteuer akzeptieren. Aber Christus kann sie nicht akzeptieren, weil sie die Stimme der Wahrheit des Evangeliums nicht annehmen kann. Das Wort von Sünde, Gnade und Gericht wird nicht ertragen. Der Mensch kann nicht akzeptieren, dass Gott die Welt richtet und dass ein Mensch unter Gott steht. Das sind viele Dinge, bei denen man sich immer wieder fragen muss: Stehe ich überhaupt noch richtig?
Viele Menschen haben erkannt, dass wir nach 25 Jahren eigentlich eine richtige, tüchtige Reformation in unserem eigenen Leben brauchen. Man passt sich oft dem Zeitlauf an. Warum die Zeit von 1260 Tagen festgelegt ist, wissen wir nicht. Es ist bei Gott ein festgesetzter Zeitrahmen, den wir nicht deuten können. Immer wieder haben Leute versucht, diesen Zeitraum zu erklären. Doch ich möchte betonen: Jesus selbst sagte, er wisse nicht den Tag der Wiederkunft.
Wie kann man also aus den Zahlen der Offenbarung mehr wissen als Jesus? Das brauchen wir nicht. Es genügt, dass es ein festgesetzter Zeitraum ist, in dem die Not bleibt und die Gemeinde in die Wüste gejagt wird.
Wenn ich heute Kirchengeschichte betrachte, wäre es schön, wenn man sie wieder gemeinsam aufarbeiten würde – von der alten Kirche bis zur mittelalterlichen. Ich möchte sagen, dass die gesegnetste Zeit die war, als die Kirche in den Katakomben war. Heute haben die Christen in Russland schon Heimweh nach der Zeit der Verfolgung. Sie sagen: „Da waren wir noch beim Wort, da waren wir zusammengehalten.“
Heute gibt es viele Verirrungen, wir werden zerstreut, Versuchungen sind allgegenwärtig, und wir wissen kaum noch, wie man Welt und Christengemeinde unterscheiden kann. Deshalb ist es Gottes Plan, seine Gemeinde immer wieder durch Verfolgung zu läutern.
Gerade jetzt erfährt die Gemeinde in Indonesien viele Angriffe. Diese sind zwar noch nicht von staatlicher Seite angeordnet, sondern kommen von radikalen, freien Gruppen. Für diese Christen sollten wir beten, dass sie in der Verfolgung nicht zurückschlagen. Sie könnten es, denn sie sind schon ganz mächtig. Aber sie sollen in Liebe, im Verzeihen und im Bitten für ihre Feinde mit Sanftmut überwinden und so ein Zeugnis des Evangeliums sein.
Das war immer die stärkste Macht der Christen. Das schwächste Zeugnis gaben die Hugenotten ab, als sie die Waffen in die Hand nahmen. Sie hatten ihre Gründe, weil alle Zusagen nicht eingehalten wurden. Zuerst haben sie jahrzehntelang furchtbar gelitten und alles eingesteckt. Dann nahmen sie Waffen und führten große Kriege. Doch ihr geistlicher Einfluss war verloren.
Eine Gemeinde Jesu kann nur im Leiden, im Ertragen von Unrecht und im Schweigen überwinden. Einfach so. Sie darf nicht zurückweichen und sagen: Ich weiß, was da ist, aber ich will Zeuge Jesu sein. Und zwar in der Spur Jesu, so wie er es getan hat – durch den stillen Dienst des Evangeliums. Das war das Machtvollste, was Jesus tun konnte.
Der himmlische Kampf und die satanischen Mächte
Jetzt kommt das nächste Sieben. Im Himmel ist ein Kampf entbrannt, von dem wir überhaupt nichts wissen. In diesem Kampf kämpft ein Engel namens Michael gegen den Drachen.
Es ist merkwürdig, und wir können das Rätsel kaum verstehen: Was sind überhaupt diese satanischen Mächte? Sie sind von Gott abgefallen. Das Satanische – so viel kann man aus der Bibel verstehen – will alles von Gott losreißen. Darin liegt das Wesen des Satanischen. Es tastet Gott nicht an, sondern will alles aus der Beziehung zu Gott herauslösen.
Der Teufel kämpft nicht gegen diejenigen, die von Gott los sind. Er hat kein Problem mit den Gottlosen. Er muss nur mit denen kämpfen, die eine feste Verbindung zu Gott haben. Sein Ziel ist es immer, diese Verbindung zu lösen. Deshalb wird er hier genannt: der Durcheinanderbringer. In Vers 9 heißt es: der Teufel, der Satan, der Verwirrer, Durcheinanderbringer, der Verkläger der Brüder, der ständig Böses ersinnt, um die Gläubigen zu verwirren.
Gläubige werden eine interessante Erfahrung machen: Wenn sie ohne Gott leben, macht ihnen Sünde und Böses überhaupt nichts aus. Sie haben dann keine Gewissensbisse mehr. Aber wenn sie sich bekehren und zu Jesus gehören wollen, dann kommt der Teufel und macht ihre Sünde so groß, dass sie meinen, sie seien nicht mehr würdig. Sie denken, sie dürften gar nicht zu Jesus.
Je länger sie im Glauben stehen, desto bedrohlicher kann die Anfechtung werden. Denn der Satan weiß trickreich, wie er Christen aus der Verbundenheit mit Gott lösen kann, indem er sie verklagt: „Du bist doch gar keiner!“ Er hält ihnen ihr schlechtes Wesen vor. Das ist das Einzige, worauf es ankommt: Wie man den Verkläger überwinden kann.
Das ist Satans List. Es gibt viele schöne Lieder, die besingen, wie der Teufel uns verführen und durcheinanderbringen will. Diese unheimlichen überirdischen Kräfte toben in dieser Welt. Das muss man immer wissen: In dem Moment, wenn wir evangelisieren, predigen oder den Namen Jesu anrufen, herrscht in der Hölle großer Lärm.
Wie kann es der Teufel schaffen? Nicht durch äußeren Widerstand. Dort hat er noch nie etwas erreicht. Durch Verfolgung oder ähnliches hat er nur das Gegenteil bewirkt. Deshalb versucht er in der Gemeinde, Menschen aus der Verbundenheit mit Gott zu lösen. Und wenn ihm das gelingt, hat er alles erreicht.
Das Allerschwerste unserer Zeit ist, dass so viele nominelle Christen von der Verbundenheit mit Jesus abfallen. In unserer Kirche wird nichts mehr gefürchtet, als dass Menschen sich zu Jesus bekehren. Manche Gemeinden haben sogar richtige Angst davor, den Namen Jesu auszusprechen.
Was soll man denn sonst predigen? Das ist ein Trick, ganz einfach. Es sind Mächte, die das verhindern wollen. Wenn man das sieht, erkennt man das große Erbe, das wir hier in Deutschland von der Reformation haben – mit herrlichen Liedern, Bekenntnissen und allem. Doch dieses Erbe ist völlig lahmgelegt, innerlich gelähmt.
Es ist erschütternd, wie die Theologie mitgeholfen hat, aber auch die Erstarrung und unsere Trägheit. Es gibt ja auch eine fromme Trägheit. Das zeigt sich genauso in Gemeinschaftsstunden, Gruppen, Kreisen und Freikirchen. Man kann nicht einfach mit dem Finger darauf zeigen, denn auch in mir steckt sie wieder drin.
Man muss sehen, dass hier Mächte wirken, satanische Mächte, die wüten. Die Bibel bezeugt uns das oft, auch Jesus in seinen Begegnungen. Es gibt diese Macht Satans, die so unheimlich ist. Aber Michael hat ihn aus dem Himmel hinausgeworfen. Dort kann er nichts mehr ausrichten.
Es war schlimm, wie er bei Hiob versucht hat, die Frommen vor dem Angesicht Gottes fertigzumachen. Das kann er jetzt nicht mehr. Das ist großartig: Der Sieg im Himmel steht. Aber der Teufel wurde auf die Erde geworfen. Er weiß, dass er nur kurze Zeit hat.
Deshalb wird es in der letzten Zeit immer schlimmer. Je hektischer der Teufel wird, desto mehr versucht er, alles durcheinanderzubringen. Je länger die Zeit vergeht, desto schlimmer wird die Verwirrung in der Gemeinde Jesu.
Man muss aber sehr darauf achten, in der geistlichen Spur Jesu zu bleiben – ganz besonders.
Der Triumph im Himmel und die Überwindung des Teufels
Der Triumphgesang im Himmel verkündet: Das Reich, die Kraft unseres Gottes ist gekommen, die Macht seines Christus. Der Verkläger, der Drache, ist verworfen.
Dort steht etwas ganz Wunderbares, das zeigt, wie man die Macht dieses Teufels überwinden kann, der auf der Erde so wütet. Man kann ihn nicht durch eigene Festigkeit besiegen, auch nicht mit Selbstvertrauen. Das alles geht schief, denn damit hat er uns schon überwunden.
Sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes. Was bedeutet das Blut des Lammes? Es ist kein bloßes Symbol, das wir immer wieder verwenden. Ganz deutlich: Mein Leben ist auch in meinem Christenleben voller Schuld und Versäumnisse. Aber Jesus starb für mich, und das ist meine Hoffnung. Dann kann der Teufel nichts mehr gegen mich ausrichten. Das ist auch unser Zeugnis vor der Welt.
Ich habe nie verstanden, wie Christen meinen, der Welt imponieren zu müssen, indem sie sagen, wir seien die Besseren und Moralischeren. Natürlich triumphiert die Welt, wenn sie uns bei irgendeiner offensichtlichen Sünde erwischt: „Ha, schau mal, die sind auch nicht besser als ich!“ Was da alles in der Kirche passiert, wird dann angeprangert.
Wir können nur durch das Blut des Lammes überwinden. Es gibt keine halbe Stunde in unserem Leben, in der wir dieses Blut nicht brauchen, das uns aus den Bindungen und Klauen des Teufels befreit. Wo das Blut Jesu wirksam ist, kann der Teufel nichts mehr gegen uns ausrichten. Er kann uns nicht wegreißen und nicht aus der Hand Jesu reißen.
Das Nächste ist: Durch das Wort ihres Zeugnisses, das schlichte Jesusbekenntnis, liegt die Kraft der Gemeinde. Wir weisen auf Jesus hin. Was sollen wir sonst erzählen? Das Zeugnis von der Barmherzigkeit Gottes, von der Gnade, die uns trägt, von seiner Treue, die uns nicht loslässt. Was soll man sonst sagen?
Ich muss sagen, ich habe mich riesig gefreut, dass Sie heute hier waren. Ich hoffe, dass diese Stunde für Ihr ganzes Leben eine Sternstunde ist. Das Kapitel zwölf des Buches der Offenbarung ist wichtig. Ich weiß jetzt, worauf es ankommt: das Zeugnis von Jesus.
Wir wollen uns gar nicht bei manchen anderen Fragen aufhalten, die nicht so wichtig sind. Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod – das ist Selbsthingabe. Man kann Jesu Jünger nicht anders sein, als dass man sagt: Ich möchte meine Haut zum Mark tragen. Es müssen nicht nur die Märtyrer sein. Auch hier sagen viele: Ich möchte mit meinem Leben Jesus dienen.
Es war so schön am Sonntag, wenn man um acht Uhr die Leute in der Küche sieht. Es ist nicht wichtig, wie lange ich schlafe, sondern wie ich Jesus dienen kann. Und es gibt viele Dienste: ob man auf der Straße ist, Besuche macht oder Kranke pflegt – um Jesu Willen. Dienste, bei denen man sein Leben nicht liebt.
Das ist die Versuchung: Viele sind vom Dienst für Jesus abgehalten worden, weil es ihnen letztlich doch noch gut geht. Sie sagen: „Aber ich habe jetzt Urlaub“ oder „Ich habe meine Bequemlichkeit.“ Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod.
Bei den Märtyrern ist das ganz beeindruckend. Lesen wir ihre Geschichten. In unserem Jahrhundert gab es unzählige im Mau-Mau-Aufstand in Kenia. Sie hätten sich von Jesus lossagen und an den heidnischen Riten teilnehmen können. Doch sie haben sich lieber totschlagen lassen. Das hat in Kenia am meisten gewirkt, sodass heute so viele Christen dort leben. Das ist ein Zeugnis in dieser schrecklichen Zeit des Bürgerkriegs.
Die fortgesetzte Verfolgung und der Schutz der Gemeinde
Und jetzt Vers 13 und 18: Es wird durch Straßen bei Mustafa gern gegangen, er möchte nicht mehr auffallen. Aber es ist ein großes Kapitel, und er verfolgt noch die Frau – den Drachen, damit also wieder die Gemeinde entsteht. Das sind eben Bilder, die man verstehen muss. Sie stammen aus der jüdischen Tradition. Er verfolgt sie, und jetzt ist interessant: Es ist ein Schutz, dass die Gemeinde nicht fassbar ist.
Deshalb bin ich auch immer gegen die Superkirche, in der alle vereint sind. Es ist Gottes wunderbare Taktik, dass die Feinde die Gemeinde Jesu nie packen konnten. Irgendwo verschwindet sie wieder in der Wüste dieser Welt. Wenn er gegen sie losschlägt, dann lässt er Wasser los gegen diese Frau, gegen das Kind und gegen die Schlange. Die Schlange stößt Wasser aus dem Rachen aus wie ein Strom, um sie zu ersäufen. Aber das Wasser fließt über die Wüste hinweg und trifft sie gar nicht.
Was ist eigentlich aus der russischen Revolution geworden? Warum hat die kommunistische Revolution so erbittert die Christen bekämpft? Auf einmal ist die Gemeinde doch wieder unversehrt herausgekommen. Ich habe mich sogar gewundert, dass die russisch-orthodoxe Kirche wieder hervorkam. Fantastisch! Ich hätte nicht mehr gedacht, dass sie das überlebt. Das ist Gottes Geheimnis: Obwohl es so viele Opfer gab, hat er sie wunderbar bewahrt.
Das sieht man auch bei alten Verfolgungen, in China ist es noch viel schlimmer, zum Beispiel unter Mao. Die Gemeinde wird versteckt in der Wüste dieser Welt, und irgendwo überlebt sie. Die Hausversammlung ist etwas ganz Großes, da kriegen sie es irgendwo nicht hin. Und dann ist es so gewaltig, wie sie sich dort versteckt.
Der Drache wurde zornig, Vers 17, über die Frau. Er ging hin, um gegen die Übrigen ihres Geschlechts zu kämpfen. Es gibt einen erbitterten Kampf auch in der letzten bösen Zeit gegen die Jesuszeugen. In der Offenbarung ist ganz deutlich, dass das letzte Jesusbekenntnis, das der Antichrist nicht duldet, das Kreuz Jesu sein wird. Das Bekenntnis: „Von meiner Sünde gestorben“ – das darf nicht mehr kommen, das kann er nicht ertragen.
Das ist eigentlich schon erstaunlich. Für uns heute beginnt das schon, wenn diese Komödianten im Fernsehen ihre Spöttereien über das Kreuz machen oder andere sich gestört fühlen, weil das Kreuz an einer Wand in einer Schulstube hängt. Es wird noch ganz anders werden.
Da frage ich: Ist das Kreuz wirklich die Kraft deines Lebens? Das ist es nämlich. Dort wird Gottes Liebe zu dir sichtbar, dort wird die Welt überwunden, und dort tut sich der Himmel für dich auf. Das ist der wichtigste Punkt des Glaubens. Der Drache weiß, wo er anpacken muss.
Und da möchte ich heute abschließen. Es wäre noch viel zu sagen, ich habe mir noch viel aufgeschrieben. Aber es ist ein kleiner Eindruck, der mit uns gehen soll: die Geborgenheit der Gemeinde auch in der letzten bösen Zeit.
