Einführung und Rückblick auf den Zustand vor der Errettung
Die Lehre der Apostel
Der Epheserbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und wir betrachten den Epheserbrief, Kapitel zwei, Verse vier bis achtzehn.
Gestern haben wir gesehen, dass wir, wie alle anderen Menschen auch, Kinder des Zorns waren. Wir hatten Strafe verdient und waren verloren.
Aber jetzt kommt Gott.
Gottes Barmherzigkeit und die Gabe des neuen Lebens
Epheser 2,4: Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, gehandelt.
Ich bleibe an dieser Stelle stehen. „Gott aber“ – das ist der Kontrast. Auf der einen Seite haben wir Zorn verdient, doch wir erfahren etwas, was wir nicht verdient haben: Barmherzigkeit. Gott, der reich ist an Barmherzigkeit.
Und das ist noch nicht alles. Hier steht auch, dass er um seiner vielen Liebe willen mit uns weitermacht. Wenn wir weiter lesen, kommen in den nächsten Versen noch Gnade und Güte hinzu.
Das bedeutet: Wenn Gott verlorenen Menschen einen Weg zeigt, um gerettet zu werden, dann liegt das zuerst einmal an seinem Charakter. Es liegt nicht an uns. Gott ist tatsächlich nicht verpflichtet, liebevoll oder barmherzig mit uns umzugehen. Trotzdem begegnet uns der Gott, dem wir folgen, der Gott, der unser großes Vorbild ist, mit ganz viel Liebe.
Nochmal: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit Christus lebendig gemacht.“
„Durch Gnade seid ihr gerettet.“ Ich weiß nicht, ob ihr das noch feiern könnt. Gott ist ein Gott, der uns, die geistlich tot waren, die moralischen Zombies, mit Christus lebendig gemacht hat.
Das Spannende daran ist: Der Vater erweckt den Sohn zu einem neuen, ewigen Leben. Und jetzt tut er dasselbe auch mit denen, die an den Sohn glauben. Aus geistlichen Toten werden echte, lebendige Christusnachfolger – Menschen, die genauso wie Christus in Neuheit des Lebens wandeln.
Die Bedeutung der Gemeinschaft mit Christus
Und das ist so spannend: Kennt ihr die Geschichte von Petrus, der im Boot sitzt? Dann kommt Jesus und sagt zu ihm: „Wenn du es bist, dann lass mich auch auf dem See wandeln.“ Woher weiß ich, dass der Herr Jesus wirklich das ist, was er vorgibt zu sein? Ganz einfach: Weil er mich einlädt, so zu wandeln, wie er gewandelt ist. Seine Art zu leben wird meine Art zu leben.
Dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt, ist Gnade Gottes. Deswegen sprechen die Apostel auch von einem Evangelium der Gnade Gottes. Nun wird noch weiter ausgeführt, was es bedeutet, mit Christus lebendig gemacht worden zu sein.
In Epheser 2,6 heißt es: „Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus.“ Achtet mal auf dieses kleine Wörtchen „mit“. Da steht: mit lebendig gemacht, mit auferweckt, mitsitzen lassen. Merkt ihr, was der Vater am Sohn tut, das tut er genauso auch am Leib Christi. Das ist eine Einheit. Es passiert nicht so, dass es nur mit Jesus geschieht und mit uns nichts zu tun hat.
Wenn wir wirklich in Christus sind, dann dürfen wir das, was dem Sohn vom Vater geschieht, in unserem eigenen Leben erfahren. Und das ist jetzt natürlich total spannend: Wir sind Mitauferweckte, obwohl wir noch auf die Auferstehung der Toten warten. Merkt ihr? Wir sind Auferstandene in einem gewissen Sinn.
Es gibt eine gegenwärtige Seite der Auferstehung, aber gleichzeitig auch eine zukünftige Erfahrung. Das ist eine Spannung, die wir aushalten müssen. Diese Spannung begegnet uns oft im geistlichen Leben: Auf der einen Seite werden uns Dinge zugesagt – „Du bist das!“ – und auf der anderen Seite wissen wir genau, dass wir noch darauf warten, dass das, was wir sind, so richtig hundertprozentig zur Entfaltung kommt.
Bei der Auferstehung ist das ein gutes Beispiel: Das, was wir geistlich schon sind – auferstanden, mit ewigem Leben –, muss sich körperlich in unserem Leben noch verwirklichen.
Und dann heißt es hier: Wir sitzen in Christus, in der Himmelswelt. Merkt ihr, wir haben nicht nur Anteil am ewigen Leben, sondern auch an der Erhöhung Christi. Natürlich wissen wir alle, dass Jesus in Bezug auf seinen Status immer einzigartig ist. Nur er sitzt auf dem Thron Gottes zur Rechten des Vaters.
Aber hier wird es richtig spannend: Als Mitsitzende in der Himmelswelt sind wir miterhöht. Wir haben tatsächlich Macht – Macht über die besiegten Feinde des Königs. Was das im Blick auf Dämonen bedeutet, werden wir am letzten Tag in Epheser Kapitel 6 betrachten.
Doch es hat seinen Ursprung darin, dass wir mit Christus erhöht worden sind. Wir teilen ein Stück seiner Autorität und dürfen diese in unserem Leben hier auf der Erde tatsächlich ausleben.
Die Zukunft der Gnade und der Reichtum Gottes
Epheser 2,7: Damit er – und ich muss sagen, Vers 7 ist so ein ganz besonderer Vers – wenn ich über ihn nachdenke, empfinde ich eine tiefe Ehrfurcht. Der Vers lautet: „Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweist in Christus Jesus.“
Hier geht es darum, warum Gott uns lebendig macht, warum er uns mit auferweckt und mit in der himmlischen Welt sitzen lässt. Was soll das eigentlich bedeuten? Die Antwort lautet: Weil noch viel, viel mehr kommt. Das, was wir jetzt erleben, ist nur ein kleiner, billiger Anfang – noch gar nichts im Vergleich zu dem, was noch folgen wird.
Wir, der Leib Christi, die begnadigten Rebellen, sollen in alle Ewigkeit – das ist gemeint mit „in den kommenden Zeitaltern“, also so weit, wie man nach vorne schauen kann – mit dem überragenden Reichtum an Gutem von Gott überschüttet werden. Ich weiß nicht, ob du das glauben kannst. Was hier steht, bedeutet: In Christus zu sein heißt, dass Gott sagt: „Ich habe Lust darauf, dich in alle Ewigkeit quasi in Güte zu ertränken, bis du nicht mehr weißt, wohin mit all dem Guten.“ Er wird dich einfach reich beschenken.
Das heißt, jetzt sind wir auf der einen Seite die, denen die Sünden vergeben sind. Wir haben ewiges Leben und sind Teil einer himmlischen Welt geworden. Aber das ganze Ausmaß, die ganze Fülle an Gottes Freundlichkeit, der Reichtum an Güte in Gottes Gnade – das werden wir erst erfahren, wenn dieses Zeitalter hier vorbei ist.
In der Ewigkeit werden wir nicht einfach nur sagen: „Ja, ganz nett.“ Du wirst dort stehen und absolut geflasht sein. Es wird nicht nur ein kurzer Flash sein, der dann wieder abebbt. Nein, du wirst davorstehen und sagen: „Das kann nicht wahr sein, das kann einfach nicht wahr sein.“ Und Gott wird sagen: „Weißt du was? Wir haben gerade erst angefangen. Das wird noch viel, viel besser. Das wird niemals aufhören, denn ich bin Gott und ich kann dich auf eine Weise mit Gutem beschenken, die du dir heute überhaupt nicht vorstellen kannst.“
Das ist, wer wir sind. Das ist es, was es heißt, in Christus zu sein. Und genau deshalb feiert Paulus die ganze Sache so sehr. Versteht ihr, oft denken wir nur: „Wir kommen halt nicht in die Hölle, puh.“ Das stimmt ja irgendwie auch, zumindest wenn man gläubig ist. Aber dann kommt das, was hier steht, und man denkt: „Das kann ich nicht glauben, das ist einfach zu gut.“
Ich habe zu diesem Thema eine Predigt gehalten: Das beste Argument für das Christsein ist, dass es einfach zu gut ist, um wahr zu sein. Versteht ihr? Es kann doch nicht sein, dass Gott so sehr darauf Lust hat, mich in alle Ewigkeit mit Dingen zu beschenken, die so grandios sind, dass ich sie mir heute noch nicht vorstellen kann und wenn sie passieren, völlig aus dem Häuschen bin und denke: „Boah, das ist die Realität.“ Genau das ist es, was hier steht.
Errettung allein aus Gnade durch Glauben
Epheser 2,8: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“
Also, das, womit wir es hier zu tun haben, ist von Anfang an einfach Gnade. Das einzige Problem ist, dass wir Gnade oft nicht verstehen. Wir sind an dieser Stelle einfach zu engstirnig.
Alle Rettung in der Bibel, durch die ganze Bibel hindurch, ist immer aus Gnade durch Glauben. Das liegt daran, dass niemand sich seine Errettung verdienen kann.
Was bedeutet es, zu glauben? Wenn wir glauben, dann tun wir etwas: Wir vertrauen Gott. Es ist wichtig zu verstehen, dass obwohl wir etwas tun – nämlich Gott vertrauen – dieses Tun kein verdienstliches Werk ist. Es ist Ausdruck einer Beziehung, die damit beginnt, dass ich mich selbst vor Gott als einen geistlichen Bettler sehe. Ich weiß, dass ich nichts habe, ich ergebe mich und lasse mich einfach vertrauensvoll in Gottes Hand fallen.
Das ist Errettung aus Glauben. Errettung beginnt damit, dass ich aufhöre, an mich und meine Möglichkeiten zu glauben, und anfange, Gott zu vertrauen. Das ist es, was Gott sucht: Menschen, die ihm wirklich vertrauen.
Dann heißt es hier: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch.“ Dieses „das nicht“ bezieht sich auf das gesamte vorherige Paket. Grammatikalisch bezieht es sich nicht nur auf den Glauben, sondern auf das ganze Konzept: Errettung aus Gnade durch Glauben.
Dieses Paket, dass es so funktioniert, hat sich kein Mensch ausgedacht. Es ist Gottes Gabe, Gottes großartiges Geschenk an die Menschheit.
Der Grund für die Gnade: Vermeidung von menschlichem Stolz
Frage: Warum geht Gott so vor? Die Antwort ist ganz einfach: Epheser 2,9 sagt, dass wir nicht aus Werken gerettet werden, damit niemand sich rühmen kann.
Rettung geschieht aus Gnade durch den Glauben. Sie basiert nicht auf menschlichen Ideen und hat absolut nichts mit verdienstlichen Werken zu tun. Wir werden nicht gerettet, weil Gott uns für unsere Leistung, unsere Performance oder unsere guten Werke belohnt. Dadurch wird niemand gerettet.
Das bedeutet nicht, dass gute Werke keine Rolle spielen. Ich sage immer, gute Werke sind die heilslogische Folge von rettendem Glauben. Ja, das sind sie. Aber die guten Werke sind eine Folge. Sie sind nicht die Grundlage meiner Errettung.
Gute Werke sind ein Kennzeichen dafür, dass ich gerettet bin. Sie sind jedoch nicht das, was mich rettet. Gott macht das so, weil er möchte, dass wir uns als Christen nicht auf die Schulter klopfen und denken: "Wow, wir sind die Coolen, wir haben es geschafft, wir haben uns richtig reingehängt."
Stattdessen möchte Gott, dass wir aufhören, uns zu rühmen. Denn in dem Moment, in dem ich mich rühme, vertraue ich letztlich nicht auf Gott. Dann vertraue ich wieder auf mich selbst.
Die Rolle der guten Werke im Leben der Gläubigen
Kommen wir noch einmal ganz kurz zurück zu den Werken. Wir wissen jetzt, dass wir aus Gnade durch Glauben gerettet sind. Glauben bedeutet, sich in Gottes Hand fallen zu lassen, ihm wirklich zu vertrauen, dass er es schafft – auch wenn ich gar nicht weiß, wie er das macht. Ich vertraue ihm einfach und folge ihm.
Und nun zu den guten Werken, Vers 10: „Denn wir sind sein Gebilde in Christus Jesus, geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ Hier heißt es, wir sind sein Gebilde. Man könnte auch sagen: Wir sind sein Kunstwerk. Das ist der Grund, warum niemand eingebildet sein muss. Wenn du irgendetwas gut kannst – sei es gut vorzulesen, schnell in Mathe zu sein oder den ultimativen Apfelkuchen zu backen – woher kommt das? Irgendwie daher, dass Gott dir diese Gabe geschenkt hat.
Jetzt wird klar, worum es bei den guten Werken geht. Wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken. Die verdienstlichen Werke, also das, was ich tue, damit Gott mich dafür belohnt, führen mich nirgendwo hin. Aber Gott sagt: „Hey, ich hätte schon gerne gute Werke.“ Und die wirklich guten Werke sind die, die Gott vorher vorbereitet hat. Schön, oder? Das ist auch ein Stück entspannend.
Mich entspannt es total zu sagen: „Hey, Gott, du lässt mich ein Leben leben, in dem ich einfach nur ich sein darf.“ Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und schaue: Wo ist das nächste gute Werk? Was passt zu mir? Was könnte ich jetzt Schönes tun? Ich kann auch dafür beten, dass ich die guten Werke erkenne, die Gott vorbereitet hat. Das darf ich tun.
Du kannst die Frage stellen: Bei wem kann ich heute ermutigen? Bei wem kann ich mich bedanken? Das darf ich Gott im Gebet fragen. Vielleicht zeigt er mir jemanden, vielleicht auch zwei oder drei. Wir merken hier: Gott verfolgt mit dem, was er tut, einen Plan. Er will tatsächlich eine ganz bestimmte Art von neuer Menschheit schaffen. Eine Menschheit, die einerseits glaubt und ihm vertraut, und andererseits die guten Werke tut, die er vorbereitet hat.
Christen sind Menschen, die gute Werke tun, weil Gott ihnen die Ressourcen dafür zur Verfügung stellt. Gott bereitet alles vor, und wir setzen seine Ideen um. So heißt es an anderer Stelle, dass er derjenige ist, der das Wollen und das Wirken schafft. Schön, oder? Gott schenkt mir das Wollen, die Kraft und die Einfälle. Und dann machen wir das einfach.
Indem ich so lebe, kann ich entspannt sein – nicht ständig denken: „Und was ist, wenn ich zu wenig tue?“ Bete einfach, dass Gott dir zeigt, was dran ist, und dann mach es. Sei ein bisschen entspannt. Das sagt der Workaholic, aber trotzdem: Sei entspannt. Schau, wo sich eine Tür öffnet, wo du sagst: „Das ist meins, das kann ich, das macht mir Spaß, ich glaube, dafür bin ich gemacht.“ Dann gehst du durch die Tür, probierst es aus und schaust, ob Gott die Schritte festigt, ob es dahinter weitergeht. Und dann machst du das einfach mal. Das ist geistliches Leben.
Wenn wir so leben und uns trauen, dann reflektiert unser Lebensstil den Charakter Gottes. Vielleicht erinnert ihr euch an diese Worte aus Matthäus 5,16: „So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ Das ist es, was Gott sich wünscht.
Leute sehen unsere guten Werke und fragen: „Warum machst du das?“ – „Oh ja, ich bin halt so ein Christ. Mir kam es in den Sinn, das für dich zu tun. Es schien mir richtig.“ – „Aha, hast du öfter solche Ideen?“ – „Ja, ich lebe mit Gott, weißt du. Da liest man die Bibel und betet, und dann kommen einem solche Gedanken, und dann macht man das halt.“ So einfach darf Christsein sein.
Nicht dieses „Hoffentlich mache ich genug“, sondern mach das, was Gott dir gibt. Du bist sein Kunstwerk, du bist wirklich perfekt, wunderschön und unglaublich begabt. Du bist genau an der Stelle, wo Gott dich haben will. Das, was du brauchst, um deine Berufung zu leben, hast du von Gott bekommen.
Jetzt mach die Augen auf: Wo sind die guten Werke, die ich tun kann? Dann geh hindurch und mach es einfach. Schau, was passiert, und nimm den Druck aus deinem Leben raus. Das wäre mein Wunsch: Nimm den Druck raus, mehr schaffen zu müssen, als du schaffen kannst.
Ich weiß, es gibt immer wieder Leute, die zu viel wollen. Glaub mir, wenn du entspannt dein Ding machst, kommt am Ende richtig viel dabei heraus.
Die Versöhnung von Juden und Heiden durch Christus
Gut, wenden wir uns einem ganz anderen Thema zu.
„Weil wir Heidenchristen vom Gott der Juden gerettet wurden“, Kapitel 2, Vers 11. Jetzt schauen wir uns dieses Verhältnis zwischen Juden und Heiden noch einmal genauer an.
Deshalb denkt daran, dass ihr, und das betrifft euch tatsächlich, einst aus den Nationen stammt. Ihr wart dem Fleisch nach Unbeschnittene, genannt von der sogenannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht.
So, bis dahin erst mal. Es gibt einfach Dinge, die man anscheinend nicht vergessen darf. Dazu gehört, wo wir herkommen. Wir Heidenchristen, zumindest die Jungs unter euch, sind unbeschnitten. Das heißt, wenn ich es mal übertrage: Wir sind auch äußerlich sichtbar nicht Teil des jüdischen Volkes.
Für Paulus ist es wichtig, dass, wenn er hier von Beschneidung redet, wir wissen, dass es wirklich um dieses „Schnippschnapp“ da vorne dran geht. Ihr wisst schon, ja, ein bisschen eklig, aber darum geht es halt – dieser äußerliche Ritus, bei dem man wirklich so ein kleines Stück Fleisch abschneidet.
Im Blick auf das sind wir von unserer Herkunft her ja erst einmal nicht Teil des jüdischen Volkes.
Und wenn wir noch einmal ganz aus der Vogelperspektive schauen – ihr wisst schon, aus Kapitel 1 –, möchte Paulus, dass Heidenchristen verstehen: Wir gehören hundertprozentig jetzt zur Familie Gottes. Wir sind nicht Christen zweiter Klasse.
Obwohl wir von unserer Herkunft her da könnte man schon selbst denken: „Du, so richtig Volk Gottes? Na eher nicht.“ Doch, sagt Paulus, obwohl wir da so einen etwas rumpeligen Status hatten.
Also noch mal: Deshalb denkt daran, dass ihr einst aus den Nationen, dem Fleisch nach Unbeschnittene genannt wurdet, von der sogenannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht.
Zu jener Zeit, ohne Christus, wart ihr ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels, Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung. Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
Was Paulus hier tut, ist, er beschreibt die Verlorenheit der Heiden aus einer jüdisch heilsgeschichtlichen Perspektive.
Auf eine fünffache Weise ist der Heide in den Augen eines Juden besonders schlecht dran. Erstens: Er hat keinen Christus, er hat keinen Retter.
Zweitens: Er ist nicht Teil des Bundesvolkes Gottes.
Deswegen drittens: Hat er auch keine Bundesverheißungen.
Viertens: Wenn er keine Bundesverheißungen hat, hat er keine Hoffnung.
Und wenn er keine Hoffnung hat, na ja – das liegt halt daran, dass er ohne Gott in der Welt ist.
Jetzt hatten die Heiden natürlich irgendwelche Götter, aber wie wir aus 1. Korinther 10 wissen, sind das eher Dämonen.
Jetzt ist die andere Frage: Wie kommen denn jetzt Heiden in den Genuss all dieser Dinge, die sie erst einmal nicht haben?
Anscheinend braucht man das. Man braucht anscheinend einen Retter, man muss irgendwie Teil des Bundesvolkes werden, die Verheißungen müssen sich im Leben erfüllen, man will Hoffnung haben und Gott.
Was muss ich tun?
Und die Antwort, die kennen wir schon: Ich muss glauben.
Und wenn ich glaube, wenn ich wirklich dem Gott Israels, der erst einmal nicht mein Gott ist, vertraue, dann bekomme ich einen Retter.
Dann werde ich Teil des Bundesvolkes.
Dann erbe ich die Verheißung Abrahams.
Dann bekomme ich Hoffnung.
Und der größte Gag ist: Dann bekomme ich Gott.
Die neue Nähe durch das Blut Christi
Kapitel 2, Vers 13
Jetzt aber, in Christus Jesus – das heißt als Christen, als solche, die an Jesus glauben – seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut Christi nahe geworden. Durch das Blut Christi, also dadurch, dass Jesus am Kreuz für meine Sünden gestorben ist und ich daran glauben darf, komme ich, der Heide, der eigentlich mit all den jüdischen Vorschriften nichts zu tun hat, in die Nähe Gottes. Ich hoffe, das ist euch klar.
Der alte Bund hat mit euch nichts zu tun, er wurde nicht mit euch geschlossen. Nun aber kommt der neue Bund. Gott nimmt diesen neuen Bund und zuerst sind es die Juden, der Überrest, der in ihn einsteigt. Danach öffnet er diesen Bund und sagt: "Hey, gute Nachricht für alle Heiden! Wenn ihr glaubt, könnt ihr dabei sein. Ich habe ein Angebot für euch."
Wenn man die Juden gefragt hätte, was ein Heide tun muss, um gerettet zu werden, dann hätte jeder gute Jude gesagt: Er muss Proselyt werden, sich beschneiden lassen und die mosaischen Gesetze halten. Noch in Apostelgeschichte 15 entsteht genau um diese Frage ein großer Streit. Dort kommen Leute mit pharisäischem Hintergrund, die an Jesus glauben, aber weiterhin denken, dass die Heiden nur dann Teil des neuen Bundes werden können, wenn sie vorher richtig Juden werden.
Paulus und Barnabas ziehen daraufhin nach Jerusalem. Es gibt einen großen Streit, und am Ende wird klar: Das ist Unsinn, völliger Unsinn. Es braucht nur eine Sache, um zum neuen Bund dazuzugehören, und das ist der Glaube an Jesus.
Durch den Glauben der Heiden, die fern waren, die draußen standen, werden sie plötzlich ganz nah. Denn zu dem Zeitpunkt, als Paulus den Brief schreibt, hat der alte Bund bereits ausgedient. Im Hebräerbrief heißt es, dass er dem Verschwinden begriffen ist. Es gibt einen neuen Bund.
Mit dem neuen Bund kommen neue Regeln. Und mit diesen neuen Regeln eröffnet sich eine ultimative neue Chance für die Heiden. Jetzt können wir Teil dieses neuen Bundes werden, den Gott mit dem Überrest Israels schließt.
Das heißt: Wenn sich Heiden zu dem Messias Israels bekehren, wenn sie Christen werden, dann gehören sie – wodurch? Durch das Blut Christi, also durch seinen Opfertod. Wir bringen nichts mit, es bleibt aus Gnade, durch Glauben. Aber durch den Opfertod Jesu gehören wir plötzlich hundertprozentig dazu. Wahnsinn!
Das ist so schön, wenn man die Heilsgeschichte betrachtet: Da gibt es 1500 Jahre alten Bund, und man fragt sich, wie das ausgeht. Man sieht die Heiden die ganze Zeit irgendwie danebenstehen. Und dann öffnet sich das im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte, so plötzlich: Ihr dürft alle hier rein! Das ist großartig.
Jesus als Friedefürst und die Überwindung der Feindschaft
Epheser 2,14: Denn er ist unser Friede – Jesus ist unser Friede. Durch den Glauben an Jesus findet jeder Gläubige Frieden mit Gott. In Römer 5,1 heißt es: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Das ist der Grund, warum es in Jesaja 9 über Jesus heißt, er ist der Friedefürst. Was es bedeutet, dass er unser Friede ist, wird jetzt auf dreifache Weise beschrieben.
In Vers 14 heißt es: „Denn er ist unser Friede, er hat aus beiden eins gemacht.“ Vorher gab es Juden und Heiden, und jetzt gibt es eine dritte Gruppe. Ja, jetzt gibt es dieses „Eins gemacht“. Es gibt weiterhin Juden und Heiden, aber jetzt gibt es diese dritte Gruppe.
Wodurch ist diese entstanden? „Denn er ist unser Friede, er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung, die Feindschaft, in seinem Fleisch abgebrochen.“ Das, was zwischen Juden und Heiden stand – diese Zwischenwand –, das ist das mosaische Gesetz. Das Gesetz war wie ein Zaun um das Volk Israel herum, und dieser Zaun wurde abgebrochen. Und zwar in seinem Fleisch, das heißt durch das Leben und durch das Sterben des Herrn Jesus hat er dem mosaischen Gesetz ein Ende bereitet.
Vers 15: „Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt.“ Warum musste das mosaische Gesetz weg? Um aus den zwei – Juden und Heiden – Frieden stiftend in sich selbst einen neuen Menschen zu schaffen. Das bedeutet: Er ist unser Friede. Wie? Indem er die Feindschaft zwischen Heiden und Juden, eine Feindschaft, die durch das mosaische Gesetz nur angeheizt wurde, beendet. Erstens, indem er dieses Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt. Das mosaische Gesetz muss weg, damit Gott etwas Neues schaffen kann.
Zweitens schafft er etwas Neues: Er schafft einen neuen Menschen, nämlich die Gemeinde. Und das Neue an diesem neuen Menschen ist die Beziehung zu Jesus. Er schafft ihn nämlich in sich selbst. Der Heide muss also nicht Jude werden, um Teil des neuen Bundes zu sein. Juden und Heiden müssen in Christus, das heißt als Christen, zusammenkommen. Dort treffen sie sich. Der Fokus liegt nicht mehr auf dem ethnisch jüdischen Aspekt des alten Bundes, sondern auf der Glaubensbeziehung zu dem Herrn Jesus.
Vers 16: „Und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat.“
Eben ging es noch um die Versöhnung von Juden mit Heiden. Jetzt geht es, wenn man so will, um die vertikale Dimension: die Versöhnung mit Gott. Die beiden – Juden und Heiden – werden in einem Leib mit Gott versöhnt. Ich mache etwas Neues, und dieses Neue hat jetzt Versöhnung mit Gott erfahren.
Durch das Leben und Sterben des Herrn Jesus entsteht nicht nur dieser neue Mensch, der Leib Christi, die Gemeinde, sondern durch das Kreuz wird diese Gemeinschaft, die da entsteht, mit Gott versöhnt.
Das ist insofern spannend, weil wir ja ganz am Anfang von all diesen Privilegien gelesen haben, wo Paulus sagt, das war für die Juden gewesen. Und jetzt merken wir, obwohl wir am Anfang gesagt haben, dass dieser Überrest eine Sonderrolle hatte, müssen wir ganz grundsätzlich sagen: Juden und Heiden, beide brauchen Versöhnung mit Gott.
Im Römerbrief sagt Paulus, dass sowohl Juden als auch Heiden unter der Sünde stehen. Das heißt, die Juden, die vielleicht auf die Heiden herabgeblickt haben mit dem Gedanken: „Ihr seid nicht das auserwählte Volk, ihr haltet euch nicht ans Gesetz“, brauchen dieselbe Art von Versöhnung mit Gott wie die Heiden.
Beide bekommen, indem sie Teil dieses neuen Bundes und Teil der Gemeinde werden, durch das Blut und das Sterben Jesu diese Versöhnung. Beide kommen in diese ganz außergewöhnlich neue Beziehung mit Gott.
Deshalb muss die Feindschaft weg – einerseits die Feindschaft zwischen Juden und Heiden, aber hier geht es auch um Gott. Es ist die Feindschaft, die der ungläubige Sünder hat, wenn er auf Gott trifft. Ein Problem, das wir alle haben.
Deswegen heißt es hier über den Herrn Jesus: „Und er kam und hat Frieden verkündigt, euch den Fernen und Frieden den Nahen.“ Die Fernen sind hier die Heiden, und die Nahen sind die Juden.
Wenn man sich mit diesem Text näher beschäftigt, merkt man, dass hier Stellen aus Jesaja durchscheinen. Zum Beispiel Jesaja 57 und 52 – zwei Stellen, die etwas damit zu tun haben, dass der Messias kommen wird.
Wenn man sich die Frage stellt, wann Jesus diesen Frieden verkündigt hat, muss man sagen: Einerseits hat er es getan, als er selbst das Evangelium predigte. Er verkündigte Frieden den Nahen, den Leuten um sich herum. Dann hat er nach der Auferstehung seine Apostel ausgesandt, um Frieden den Fernen zu verkündigen.
Ist das nicht spannend, wie Gott Frieden in die ganze Welt bringt?
Woher weiß ich, dass Jesus wirklich Frieden im umfassenden Sinn gebracht hat, dass er wirklich unser Friede ist? Ich erfahre es an einer Stelle ganz besonders.
In Vers 18 heißt es: „Denn durch ihn haben wir beide durch einen Geist den Zugang zum Vater.“
An dieser Stelle dürfen wir kurz den Atem anhalten. Was steht hier? Hier steht: Wir haben Zugang zum Vater. Das heißt, es gibt einen Schöpfergott, der eigentlich ganz weit weg ist. Ein Gott, dem wir uns nicht nähern können.
Wenn Mose sagt: „Ich würde gerne deine Herrlichkeit schauen“, dann antwortet Gott: „Tu es lieber nicht, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben.“ Da ist ein Gott, der wirklich heilig ist, der in einem unzugänglichen, herrlichen Licht wohnt. Er ist der Schöpfergott, zu dem wir so weit weg sind.
Und jetzt passiert hier Folgendes: „Wir haben Zugang zum Vater.“ Da ist eine Beziehung zu Gott entstanden.
Hinter diesem Begriff „Zugang“ steht natürlich die orientalische Vorstellung von einer Audienz beim König. Wir haben freien Zugang, und zwar Judenchristen wie Heidenchristen, weil wir mit Gott versöhnt sind.
Wir haben freien Zugang in den Thronsaal Gottes. Und wir beide, Juden und Heiden, so wie wir ein Leib geworden sind, so haben wir auch einen Geist.
Dieser eine Heilige Geist, der uns verbindet, schafft jetzt den Zugang direkt zum Vater. Du darfst Gott begegnen, du darfst Beziehung mit dem Schöpfer leben.
Das heißt: Wir haben Frieden, wir haben Vergebung, Versöhnung und Gemeinschaft mit Gott.
Das ist einerseits schon großartig für Juden, aber wie viel großartiger ist das im Blick auf Heiden, die doch kaum damit gerechnet hatten, Kinder Gottes zu werden. Aber genau das sind sie geworden.
Das war’s für heute. Das Skript zum Vortrag findest du in der App. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Zugang zum Vater durch den Geist
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