Zweifel und Fragen im Gefängnis
Als Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Rabbi von Witebsk wurde auf Jesus angesprochen. Er aber ging zum Fenster, blickte hinaus und antwortete nur: „Es hat sich nichts verändert.“
So trat Johannes an das Gitterfenster seines Gefängnisses, schaute hinaus auf das Meer und stellte ebenfalls keine Veränderung fest. „Herr, bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Die Erfahrung von Stillstand und Enttäuschung
Wir sitzen manchmal in Gefängnissen der Angst und Sorge. Durch das Fenster sehen wir unseren Kindern nach. Wir haben für sie gebetet, doch schon früh zeigten sie uns die kalte Schulter. Es hat sich nichts verändert.
Herr, bist du es, oder haben wir auf den Falschen gesetzt?
Durch das Fenster sehen wir auf unseren Ehepartner. Wie habe ich ihn von Herzen geliebt, und doch suchte er sein Glück bei einem anderen. Es hat sich nichts verändert.
Herr, bist du es, oder bin ich einem Schwindler aufgesessen?
Durch das Fenster sehen wir auf einen Sarg. Wir haben diese Mutter so nötig gehabt. Nach der Kur schien sich alles noch einmal zum Guten zu wenden, doch es hat sich nichts verändert.
Herr, bist du es, oder haben wir einem Kurpfuscher vertraut?
Die universelle Erfahrung des Zweifelns
An irgendeinem Fenster stehen wir alle, durch das wir die Not und den Tod erkennen. Dann fragen wir mit Johannes bitter: Bist du der Kommende oder der Gehende, der Vergangene oder gar der nie Dagewesene?
Die Unsichtbarkeit Gottes nervt uns. Die Verborgenheit Gottes lähmt uns. Das Inkognito Gottes macht uns kaputt – so denken wir.
Aber Johannes schickt zu Jesus. Alles andere hält er für einen Umweg. Von diesem Herrn allein erwartet er Hilfe.
Der direkte Weg zu Jesus
Nun haben wir zwar keine zwei Jünger, die wir schicken könnten, aber wir haben zwei Hände, die wir falten können. Jedem ist die Chance gegeben, sich direkt an den Herrn zu wenden. Wohl dem, der sich mit seinen quälenden Fragen an die richtige Adresse wendet.
Die Zweifler sollen zu Jesus kommen. Er schildert die Zweifler nicht abfällig, als verklemmte Typen, die immer noch mit der Essenz der Kritik hantieren.
Jesus antwortet durch sein Werk
Jesus überwindet den Zweifel, indem er auf sein Werk hinweist. Er kehrt zurück und erstattet Bericht.
Blinde sehen – wir alle sind blind. Niemand kann die Liebe Gottes erkennen. Doch er öffnet die Augen für dieses Geschenk, das Kind in der Krippe.
Taube hören – wir alle sind taub. Niemand kann das Wort Gottes verstehen. Aber er macht die Ohren auf für seine Botschaft an uns.
Aussätzige werden rein – wir alle sind vom Aussatz der Sünde zerfressen. Niemand kann uns von dieser Todeskrankheit heilen. Doch er macht durch seine Vergebung rein.
Tote stehen auf – wir alle sind tot in Angst und Hoffnungslosigkeit. Niemand kann uns aus diesem dunklen Loch herausholen. Aber er reißt durch den Tod und nimmt mich mit.
Die Bedeutung von Golgatha für den Zweifel
Jesus zeigt den Zweifelnden sein Werk. Auf Golgatha wird ganz klar, was dem Johannes unklar geblieben ist: Jesus ist nicht gekommen, um zu schlagen, sondern um sich schlagen zu lassen.
Gott sei Dank kam er nicht mit dem eisernen Besen, sondern mit dem hölzernen Kreuz.
Die Einladung zur Offenheit mit Zweifeln
Deshalb muss niemand seine Zweifel für sich behalten. Man kann sie ihm mitteilen. Er wird mit den Kostproben seines Könnens dafür sorgen, dass niemand verzweifelt – auch Sie nicht, lieber Hörer!