Vielen Dank an euch Musiker für euren Dienst.
Als ich heute Morgen in den Gottesdienstsaal gekommen bin, war die erste Person, die mich begrüßt hat, jemand, der mich angeschaut und gesagt hat: „Ich wünsche dir viel Glück. Ich habe die Stelle für heute gelesen, aber ich konnte damit gar nichts anfangen.“
Ich weiß nicht, wie es euch geht, und ob ihr die Stelle schon angeschaut habt. Dennoch möchte ich beten, dass Gott durch diese Stelle zu uns spricht.
Vater, ich danke dir für diesen Abend, den du uns geschenkt hast. Ich danke dir für dein Wort, Herr. Ich danke dir, dass es ein lebendiges Wort ist.
Ich möchte dich bitten, dass du zu uns sprichst, Herr, auch durch eine Stelle, die uns am Anfang vielleicht nicht so interessant erscheint. Herr, ermutige uns trotzdem, damit wir nach Hause gehen mit einer Haltung, die dich mehr loben und dir danken will für den, der du bist, Herr.
Amen.
Erwartungen an Führungspersönlichkeiten und die besondere Rolle Jesu
Wenn Politiker Wähler davon überzeugen wollen, dass sie die Richtigen für einen bestimmten Job sind – sei es als Abgeordneter, Kanzler oder in einer anderen Position – dann möchten sie uns zunächst zeigen, dass sie qualifiziert sind. Sie wollen beweisen, dass sie das betreffende Amt wirklich ausüben können und dass sie legitim sind, also ein legitimes Mandat besitzen. Oft verweisen sie dabei auf die Anzahl der Wähler, die sie gewählt haben.
Außerdem wollen sie uns davon überzeugen, dass sie sich mit den Menschen identifizieren können. Sie sitzen nicht irgendwo in einem Elfenbeinturm, sondern sind nah dran, dort, wo der Arbeiter in der Fabrik arbeitet. Sie sind also nahbar.
Drittens möchten sie uns zeigen, dass sie die Probleme, die wir haben, wirklich lösen können. Sie sind die Richtigen, um unseren Alltag besser zu machen.
Nun scheitern und enttäuschen sie oft. Sie sind ja letztlich nur Menschen. Ich hätte es nicht besser machen können. Wir sollten nicht zu viel von ihnen erwarten.
Doch ich kenne einen König, der sich in allen diesen Punkten auszeichnet: Einer, der gerecht ist, der sich mit Menschen wie dir und mir identifiziert und der unsere Probleme wirklich lösen kann.
Bisher stand er in unserer Lukas-Reihe noch hinter den Kulissen. Nur wenige haben von ihm gehört: Anna, Simeon, Maria und natürlich ein paar Hirten. Aber heute wird er in unserem Text öffentlich vorgestellt, damit alle von ihm erfahren. Und er wird von Gott selbst vorgestellt.
Wenn ihr eure Bibel oder die Flyer dabei habt, ist unsere Stelle heute Lukas 3,21-38.
Nur eine kleine Vorbemerkung: Ich werde die Begriffe Christus, Messias und Gesalbter immer wieder verwenden. Sie bedeuten dasselbe: Christus, Messias und Gesalbter.
Ich habe für den Text die Schlachter-Übersetzung verwendet. Später erkläre ich, warum. Es ist nicht so wichtig, aber ich werde es noch erläutern.
Johannes der Täufer als Wegbereiter des Messias
Letzte Woche haben wir uns den Dienst des Johannes angeschaut. Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr Johannes, den Täufer, betrachtet. In jedem Evangelium gibt es vielleicht nur ein paar Abschnitte über Johannes. Er nimmt nicht viel Platz ein, ist kurz präsent und dann plötzlich wieder weg.
Doch dieser Mann war in seiner Zeit sehr, sehr wichtig. Vierhundert Jahre lang hatte Israel keinen Propheten, und dann kam plötzlich ein Prophet, der sagte: „Ich bereite den Weg des Herrn.“ Alle hörten auf ihn. Er war wirklich eine Berühmtheit seiner Zeit, ein Prominenter. Seine Stimme hatte große Tragweite, aber niemand konnte ihn wirklich einordnen.
Es gab viele Fragen: Wer ist dieser Mann letztendlich? Ist er der verheißene Messias? Letzte Woche haben wir gehört, dass Johannes das verneint. Er ist nicht der Messias, sondern ein Vorbote, ein Wegbereiter. So steht das Volk noch in voller Erwartung. Sie sind sehr gespannt auf das Kommen des Christus.
Johannes sagt, dass er bald kommt. Aber wie werden wir ihn erkennen, wenn er da ist? Wann ist dieser Christus? Wann wird er auftauchen? Versetzt euch in die Situation eines Volkes damals. Sie haben Kapitel eins und zwei von Lukas nicht gelesen, wie wir, in denen uns der Messias schon vorgestellt wird. Das wissen sie gar nicht. Sie kennen die ganzen Hirtengeschichten, Maria und Zacharias und so weiter nicht.
Wenn Johannes nicht der Christus ist, ist die Spannung sehr groß. Es ist ein bisschen so, als würdet ihr in der Empfangshalle eines Flughafens warten. Ihr müsst auf jemanden warten, den ihr noch nie gesehen habt. Und ihr wisst, dass jeder Moment jemand kommen könnte, von dem ihr keine Ahnung habt, wer das sein soll.
Heutzutage haben wir solche Schilder, die wir hochhalten. Hoffentlich nicht mit einem falschen Namen, denn das würde die Sache kompliziert machen. Aber ihr fragt euch ständig: Ist er das oder ist er das? So kann man sich vorstellen, wie das Volk sich fühlte. Wer ist der Messias?
Die Taufe Jesu als öffentliche Salbung und Bestätigung
Und während das Volk rätselt, tauft Johannes weiter. Wie so viele andere kommt dann ein Mann zu ihm, um sich taufen zu lassen. Du stehst da, schaust zu und siehst, dass er ganz gewöhnlich aussieht, nichts Besonderes. Doch du merkst, dass Johannes zunächst zögert, ihn zu taufen. Das lernen wir aus den anderen Evangelien.
Johannes will nicht taufen. Es gibt ein Hin und Her, und dann tauft er ihn schließlich. Der Mann taucht im Wasser unter und kommt wieder hoch. Er bleibt still im Gebet. Plötzlich öffnet sich der Himmel über ihm. Eine Taube taucht wie aus dem Nichts auf, fliegt gezielt herab und landet auf ihm, als wäre es sein eigener Vogel.
Wenn dich das noch nicht überrascht hat, kommt eine Stimme aus dem Himmel. Sie sagt über diesen Mann oder zu diesem Mann: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“
Viele von euch waren schon bei Taufen am Starnberger See. Ich glaube, ihr könnt mir sagen, dass ihr so etwas noch nie erlebt habt. Es ist nicht irgendetwas Normales. Was bedeutet das alles? Was geht einem Juden durch den Kopf, der das alles am Jordan mitbekommt?
Vielleicht ist uns das heute nicht mehr so klar. Aber für einen Juden damals, der das sieht, fangen alle Alarmglocken an zu läuten. Es gibt bestimmte Hinweise in diesen zwei Versen, 21 und 22, die auf das Alte Testament hinweisen. Besonders zwei Dinge stechen hervor.
Erstens die Taube, die ganz deutlich als Symbol für den Heiligen Geist genannt wird. Im Alten Testament wird oft vom Herabkommen des Heiligen Geistes auf verschiedene Menschen gesprochen. Das ist immer mit zwei Arten von Geschehnissen verbunden.
Die erste Bedeutung ist eine Salbung. Menschen, die im Alten Testament gesalbt wurden, erhielten den Heiligen Geist. Das bedeutet eine Aussonderung für einen besonderen Dienst. Für einen Juden, der am Jordan steht und diesen Mann sieht, ist klar: Diese Person ist besonders. Sie wurde gerade gesalbt.
Interessant ist die zweite Bedeutung des Herabkommens des Heiligen Geistes. Sie weist darauf hin, dass die gesalbte Person auch befähigt wird. Gerade in diesem Moment erhält sie die Kraft für einen besonderen Dienst.
Wir lesen im Alten Testament von Simson, Saul oder David, dass der Heilige Geist auf sie kam und sie außergewöhnliche Dinge taten, sobald sie den Geist empfingen.
Also steht dieser Mann im Jordan offenbar vor einer großen und wichtigen Aufgabe. Doch es bleiben viele Fragen: Was ist das für ein Gesalbter? Im Alten Testament wurden viele Menschen gesalbt. Was ist an diesem Mann besonders? Kann man hier genauer werden?
Hier hilft der zweite Hinweis – die Stimme vom Himmel. In Israels Geschichte hat man so etwas schon einmal erlebt. Im 5. Buch Mose lesen wir, dass Gott vom Himmel sprach, als Israel am Berg Sinai war. Wer könnte diese Stimme vom Himmel sonst sein? Es muss Gott selbst sein.
Diese Stimme nennt den Mann „meinen geliebten Sohn“. Für einen Juden, der das hört, bedeutet das zunächst: Gottes Sohn ist ein Titel. Er steht für den von Gott gesalbten König.
Ihr könnt später Psalm 2 anschauen. Dort wird dieser Titel für den König benutzt, den Gott krönt. Aber natürlich ist es nicht nur ein messianischer Titel. Denn im ersten Kapitel von Lukas und im weiteren Verlauf der Geschichte zeigt Lukas, dass Jesus nicht nur menschlich ist, sondern auch göttlich.
„Das ist mein geliebter Sohn.“ Dieser Mann ist nicht nur ein Mensch. An ihm hat Gott Wohlgefallen. In ihm ist kein Fleck, kein Tadel zu finden. Selbst die besten Könige des Alten Testaments taten Dinge, die Gott missfielen. Aber nicht dieser.
Die Bedeutung der Taufe Jesu und seine Identifikation mit den Menschen
An dieser Stelle fragt man sich vielleicht: Warum lässt sich Jesus überhaupt taufen? Die Taufe ist unter anderem ein Symbol für die Reinigung von Sünden. Wenn Jesus keine Sünde hat, warum lässt er sich dann taufen?
Zum einen glaube ich, dass er sich dadurch mit uns identifizieren möchte. Er stellt sich uns ganz gleich. Darauf werden wir später noch eingehen. Noch bedeutender könnte jedoch sein, dass die Taufe ein Vorgreifen auf etwas ist. Jesus spricht später von der Taufe, die er selbst erleben muss. Eine Taufe, bei der er, der Sündlose, an dem der Vater sein Wohlgefallen hat, die Sünden der Menschen tragen wird – die Sünden, die Gott missfallen.
Damit können die Menschen, wenn sie mit Jesus Christus verbunden sind, auch vor Gott als wohlgefällig gelten. Dieser Aspekt war den Menschen zu Beginn von Jesu Dienst nicht so klar. Aber auch damals hätten die Zuschauer, glaube ich, zu folgendem Schluss kommen können: Wenn über diesen Mann, den ich noch nicht kenne, gesagt wird, dass Gott wohlgefällig an ihm ist, dann lohnt es sich, sich ihm anzuschließen.
Wenn ich mit Jesus gut dastehe, dann ist Gott bestimmt auch mit mir wohlgesonnen. Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen damals zu diesem Schluss kamen. Tatsächlich lesen wir im Evangelium nach Johannes, dass Johannes der Täufer zwei seiner Jünger auf Jesus hinweist. Diese verlassen Johannes und folgen Jesus nach. Sie wissen: Diese Person ist besonders, ich muss mich ihm anschließen.
Ihr habt nun das Bild vor Augen. Als Juden, die das Alte Testament kennen und all diese Verbindungen verstehen, könnt ihr euch vorstellen, was ihr gerade erlebt habt. Kurz gesagt: Hier stellt Gott Jesus öffentlich vor. Hier ist die Weihung von Jesus, hier ist seine Salbung. Hier wird er für seinen Dienst offiziell und öffentlich ausgesondert und befähigt.
Dies ist Gottes Ankündigung. Er sagt: Hier ist der Gesalbte, hier ist der Messias, hier ist der Christus, und zu ihm stehe ich hundertprozentig. Natürlich war dies nicht nur für die damaligen Zuschauer eine Bekanntmachung. Auch euch sagt Gott: Hier ist mein Auserwählter, hier ist mein Gesalbter, den ich als König ausgesondert habe.
Viele Menschen tun sich schwer damit: Jesus als König über mich – warum? Man kann viele Einwände vorbringen, wenn man will. Aber die Tatsache ist: Gott hat Jesus als König eingesetzt. Die einzige angemessene Reaktion darauf ist, ihm Achtung zu schenken und ihn ernst zu nehmen.
Der Stammbaum Jesu als Beleg seiner Legitimation
Als Zuschauer hättest du aber noch einige offene Fragen. Jesus ist dir bisher unbekannt. Du hast von ihm nie gehört und ihn noch nie gesehen. Deshalb wunderst du dich, ob er wirklich zum Profil des Messias passt. Ist er überhaupt qualifiziert?
Da hilft unser Stammbaum, der ab Vers 23 fortgeführt wird. Stammbäume werden sehr oft in der Bibel gegeben. Die Frage ist: Warum? Ich glaube nicht, dass sie nur dazu da sind, damit ihr Ideen habt, wie ihr eure künftigen Kinder nennen könnt – wobei es hier auch ein paar schöne Namen gibt. Ich mag vor allem Serubabel.
Geschlechtsregister kommen sehr oft und teilweise auch sehr ausführlich in der Bibel vor. Sie waren in der damaligen Gesellschaft aus mehreren Gründen sehr wichtig. Zum einen dienten sie der Rückverfolgung von rechtmäßigen Erben. Das ist auch heute noch so, wenn du eine Erbschaft hast: Du weißt, wer dein Vorfahre ist, der dir das Erbe vererbt hat.
Damals war das noch wichtiger als heute, denn damals ging es oft um Land. Heute besitzen nicht so viele Leute Land, aber damals hatte jeder ein besonderes Stück Land, und das war sehr wichtig. Noch wichtiger war es für den Messias, denn er musste bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um seine Legitimation zu bestätigen. Er musste von einer bestimmten Abstammung sein.
Wir schauen uns gleich diesen Stammbaum an, aber zuerst eine klärende Frage: Vielleicht stellt sich für einige von euch die Frage, warum dieser Stammbaum anders ist als der von Matthäus. Es gibt nämlich zwei Stammbäume. Der von Matthäus unterscheidet sich besonders zwischen David und Joseph, die Namen sind dort ein bisschen anders.
Ich kläre das nur schnell, damit wir das aus dem Weg haben und uns weiter konzentrieren können. Der Stammbaum von Matthäus ist wahrscheinlich der Stammbaum von Joseph – das ist eine Erklärung. Der Stammbaum in Lukas könnte der Stammbaum von Maria sein. Es wird tatsächlich gesagt, dass Joseph hier vorgeführt wird, aber das kann auch einfach bedeuten, dass er der Schwiegersohn ist.
Diese Theorie ist besonders interessant, weil Maria eine wichtige Rolle im Lukasevangelium spielt. Es kann also tatsächlich sein, dass es der Stammbaum von Maria ist. Eine andere Theorie besagt, dass der Stammbaum von Matthäus das rechtliche Stammbaum Josephs ist, also rechtlich gesehen, während der Stammbaum in Lukas der tatsächliche Stammbaum von Joseph ist.
Das sind zwei interessante Theorien. Genau, das legen wir jetzt zur Seite und gehen weiter. Jesus war ungefähr dreißig Jahre alt, als er begann. Er war, wie man meinte, ein Sohn Josephs. Jesus wurde von Maria geboren, also kein leiblicher Sohn Josephs. Aber indem Joseph Maria zur Frau nahm, wurde Jesus nach jüdischem Recht als Sohn Josephs anerkannt.
Ich lese weiter: Sohn Josephs, des Elli, des Martha, des Levi, des Melchi, des Jana, des Joseph, des Matathias, des Amos, des Nahum, des Esli, des Nangai, des Ma'at, des Matathias, des Semei, des Joseph, des Judah, des Johann, des Reza, des Zerubbabel.
Dies ist die erste Person von Interesse für uns. Wer ist Zerubbabel? Er war Statthalter von Juda nach der Rückkehr Israels aus dem Exil. In Haggai 2,21 wird Folgendes über Zerubbabel gesagt: "Sage Zerubbabel, dem Statthalter von Juda: Ich will Himmel und Erde erschüttern und die Throne der Königreiche umstürzen und die Macht der Königreiche der Völker vertilgen. Zur selben Zeit spricht der Herr Zebaoth: Ich will dich, Zerubbabel, du Sohn Shealtiels, meinen Knecht nehmen, spricht der Herr, und dich wie einen Siegelring halten, denn ich habe dich erwählt, spricht der Herr Zebaoth."
Zerubbabel soll also ein großer König und ein wichtiger Mann sein. Außerdem lesen wir, dass Zerubbabel Statthalter einer Stadt war, die in Trümmern lag. Auf Zerubbabel selbst traf das nicht zu. Wer dann? Es muss ein Nachkomme sein.
Ich lese weiter: des Shealtiels, des Neri, des Melchi, des Adi, des Kosam, des Elmodam, des Er, des Joses, des Eliezer, des Jorim, des Mathat, des Levi, des Simeon, des Judah, des Josef, des Jona, des Eliakim, des Melea, des Menan, des Matatha, des Nathan, des David.
Die Bedeutung von David ist den meisten von euch sicher schon klar. 1. Samuel 7,12-14 oder 2. Samuel verheißt Gott David, dass ein Sohn von ihm auf seinem Thron sitzen und ewig herrschen soll. Salomo ist nicht gemeint.
Ich lese weiter: des Isai, des Obed, des Boas, des Salmon, des Nachschon, des Aminadab, des Aram, des Hetzron, des Perets, des Juda.
1. Mose 49,10 prophezeit über den Stamm Juda, dass aus diesem Stamm einer entstehen soll, der herrschen wird, und dem die ganzen Nationen gehorchen sollen.
Schließlich lesen wir weiter: Jakob, Isaak, Abraham.
Abraham hat die Verheißung bekommen, dass durch seinen Samen alle Nationen der Erde gesegnet werden sollen.
Also, was ist der Punkt? Jesus passt ganz gut zum Profil dieses Messias. Er erfüllt diese Voraussetzungen und die ganzen Verheißungen, die über den künftigen Messias geschrieben sind. Jesus ist tatsächlich der Verheißene, der Gesalbte Gottes.
Gottes souveräne Führung der Geschichte und die Bedeutung des erweiterten Stammbaums
Was für eine wunderbare Erinnerung, dass Gott Herr der Geschichte ist. Er kennt sie von Anfang an. Aber nicht nur das: Er lenkt die ganze Geschichte auch. Er sorgt dafür, dass seine Pläne wirklich zustande kommen. Er hält sein Wort, er ist treu, und das, was er verheißt, das tut er auch.
Manchmal kämpfen wir mit Zweifeln. Manchmal wundern wir uns inmitten von Schwierigkeiten, ob Gott seine Verheißungen wirklich halten kann und will, ob er zu seinem Wort steht. Ich glaube, so ein Stammbaum erinnert uns daran: Gott hat alles in der Hand, alles von Anfang an geplant, den ganzen Verlauf der Geschichte. Und er steht zu seinem Wort. Jesus Christus ist die Garantie dafür.
Aber dieser Stammbaum hat noch mehr zu sagen. Lukas hätte den Stammbaum beim Abraham enden können, wenn es ihm nur darum gegangen wäre, die Qualifikationen Jesu zu zeigen. Das tut tatsächlich Matthäus in seinem Evangelium, der fängt bei Abraham an. Aber nicht Lukas. Er geht weiter:
Vers 34: des Terach, des Nahor, des Serug, des Regu, des Peleg, des Heber, des Schellach, des Kainan, des Arfachsad, des Shem, des Noah, des Lamech, des Methuselah, des Henoch, des Jared, des Mahalalil, des Kainan, des Enosch, des Set, des Adam.
Warum bis nach Adam? Welchen Punkt will Lukas hiermit machen?
Nun, wer ist Adam? Adam ist das Haupt des menschlichen Geschlechts. Also: Ihr seid alle Adams Kinder, falls ihr das nicht wusstet. Zur Info: Adam ist der Vater aller Nationen und Völker. Das heißt, der verheißene, gesalbte Gottes identifiziert sich mit allen Menschen, nicht nur mit Juden. Er erniedrigt sich. Der Sohn Gottes nimmt Menschheit an, er nimmt Knechtgestalt an und wird dem Menschen gleich.
Würdest du an einem kalten Tag die Gemütlichkeit deines Hauses verlassen, um mit einem Obdachlosen unter einer Brücke Zeit zu verbringen und auch dort zu übernachten? Das macht Jesus. Wie ein Milliardär, der sein Fünf-Sterne-Hotelzimmer verlässt, um unter einer Brücke zu schlafen – noch viel krasser.
Er verlässt die Helligkeit des Vaters und zieht sich Schwachheit und Niedrigkeit an, um den Menschen nahezukommen, um sich mit ihnen zu identifizieren.
Erinnert euch noch einmal an das Symbol der Taufe und was es bedeutet: Die Taufe ist eine symbolische Reinigung von der Sünde. Aber was passiert, wenn man Wasser benutzt, um Dinge zu spülen? Das Wasser wird dreckig. Und Jesus, der Reine, kommt hinein in dieses schmutzige Wasser und wird damit schmutzig. Und mehr noch: Er identifiziert sich mit uns.
Jesus als leidender Retter und die universelle Notwendigkeit der Erlösung
Ihr Lieben, wenn wir uns schwach und beladen unter Versuchungen finden, umgeben von Problemen ohne Ende, dann weiß Jesus, wie das ist. In der Schrift heißt es im Buch Jesaja von einem Mann der Schmerzen, der mit Leiden vertraut ist. Er war verachtet und nicht geachtet. Er hat unsere Schmerzen und Leiden getragen.
Erinnert euch an diese Tatsache, wenn ihr leidet in einer Gesellschaft, die nach dem Prinzip lebt: das Überleben des Stärksten. Dort frisst einer den anderen, und es gibt keinen Platz für Schwachheit. Ja, alle müssen stark sein, um nicht ihr Gesicht zu verlieren. Doch Jesus begegnet uns ganz anders.
Er kommt in unsere Not, in unsere Gebrochenheit hinein. Dabei sehen wir, dass keiner ausgeschlossen ist: Juden, Heiden, alle Völker, alle von den Kindern Adams. Wir alle brauchen das, weil wir alle Nachkommen des gefallenen Adams sind. Jesus ist für uns alle gekommen.
Der Abschluss des Stammbaums und die Bedeutung von Adam als Sohn Gottes
Und was ist das Resultat dessen, was Jesus für uns Menschen getan hat? Hier komme ich zum Letzten in dieser Liste Gottes. Es ist interessant, wie der Stammbaum endet. Warum steht dort „Gottes“? Der Sinn dahinter ist natürlich Adam, Sohn Gottes, und das können wir nachvollziehen.
Adam wurde von Gott geschaffen, als ein Ebenbild. Er hat die ganze Erde von Gott geerbt und ist somit ein Sohn Gottes. Dennoch klingt „Adam, Sohn Gottes“ in unseren Ohren merkwürdig. Wie kann das sein? Es klingt seltsam, weil wir wissen, was für ein Sohn Adam war. Er war ein Rebell, ein Abtrünniger. Er hat Gott, seinen Vater, gering geachtet und seinen eigenen Begierden nachgelebt.
Dadurch hat er seine Sohnschaft eingebüßt und wurde zu einem Nichts. So wurde er enterbt und verbannt. Als seine Nachkommen sind wir in diesem verbannten Zustand geboren, mit der gleichen Neigung und der gleichen rebellischen Natur wie unser Geschlechtshaupt.
Von Adam als Sohn Gottes zu lesen, bedeutet gleichzeitig, sich daran zu erinnern, wie weit er und die ganze Menschheit – also wir – von unserem ursprünglichen Zustand gefallen sind. Denn keiner, wirklich keiner ist mehr als Sohn Gottes geboren. Keiner seiner Nachkommen hat es geschafft, das Geschlecht Adams zu erlösen und von dieser Verbannung zurückzubringen.
Doch die Erwartung war da. Gott hat direkt nach dem Sündenfall in 1. Mose 3 verheißen, dass der Same, der Nachkomme der Frau, den Kopf der Schlange zertreten wird. So entstand Generation um Generation die Erwartung auf den Samen, der die Familie Adams erlösen soll.
Mit jeder Generation wurde diese Hoffnung geboren, doch auch mit jeder Generation starb sie wieder. Auch große Helden waren nicht geeignet, nicht einmal Abraham oder David.
Aber hier ist Jesus, der letzte Adam. Von einer Jungfrau geboren, als Mensch für die Menschen – für Adams Geschlecht. Und doch ist er nicht rebellisch, kein Abtrünniger. In ihm ist kein Makel, in ihm ist kein Sünder. In ihm hat Gott Wohlgefallen.
Jesus ist der wahre, vollkommene Mensch, das Ebenbild Gottes, der wahre Sohn Gottes. Das ist Jesus.
Die besondere Bedeutung der Übersetzung und das Ende der Suche nach Erlösung
Deswegen habe ich diese Bibel gewählt und nicht die Lutherübersetzung. In der Lutherbibel steht immer „Sohn des Serug“, „Sohn des Regu“, „Sohn des Pelig“. Im Originaltext hingegen wird „Sohn“ nur einmal genannt, bei Jesus ganz am Anfang als „Sohn Josefs“. Danach wird die Abstammung verfolgt, und der Eindruck entsteht, dass Jesus Sohn dieser Menschen ist und letztendlich Sohn Gottes.
Jesus ist der wahre Sohn Gottes. Er ist der letzte Adam. Mit ihm endet die Suche nach einem Erlöser. Mit ihm kommen Erlösung und Wiederherstellung für die Menschen. Mit Jesus beginnt etwas Neues.
Wir haben bereits darüber nachgedacht, dass die Taufe, die Jesus erleben muss, ihn schmutzig macht. Diese Taufe ist ein Tod am Kreuz für die Sünder, die Nachkommen Adams sind. Er tut das stellvertretend für alle, die Buße tun und an ihn glauben, für alle, die sich nicht mehr mit Adam in seiner Rebellion identifizieren wollen, für alle, die sich Jesus anschließen möchten.
Diese Menschen werden von ihren Sünden reingewaschen. So wie Adam stellvertretend für seine Familie steht, steht Jesus jetzt stellvertretend für seine neue Familie. Adam hat die Sohnschaft für sich selbst und seine Familie eingebüßt. Jesus hingegen, als der ewige Sohn Gottes, erwirbt die Sohnschaft für uns, für seine Familie.
Adam sündigt, und alle, die zu seiner Familie gehören, stehen unter seiner Schuld und Verurteilung. Jesus aber ist gehorsam und gottwohlgefällig. Daher werden alle, die mit ihm verbunden sind, als Söhne und Töchter angenommen.
Die Entscheidung für die Zugehörigkeit zu Jesus und das neue Leben
Die Frage ist: In welcher Familie bist du? Bist du bei Adam, diesem Verband, diesem Abtrünnigen, oder bei Jesus, dem Wohlgefälligen, dem Wahren, dem ewigen Sohn Gottes?
Wenn du heute hier bist und noch bei Adam bist, dann bitte ich dich: Schließe dich Jesus an, wechsle die Seiten, ändere deine Loyalität. Bitte sprecht uns an, wenn ihr das tun möchtet.
Für euch, die schon bei Jesus seid, preise ich den Herrn dafür. Ich hoffe, ihr wisst, was das bedeutet. Jesus stellt alles wieder her für seine Familie. Er macht alles neu, erwirbt für uns den Status von Kindern Gottes und macht uns wieder zu Menschen, die in das Ebenbild Gottes wachsen und seine Herrlichkeit spiegeln.
Das, was Adam verloren hat, macht Jesus rückgängig. Bist du mit Jesus verbunden, ist das deine neue Identität.
Immer wieder lassen wir jedoch den alten Adam auftauchen. Zumindest bei mir ist das so. Ich verhalte mich manchmal, als wäre ich noch bei Adam. Kennt ihr das? Wir lassen die Sünde wieder die Oberhand gewinnen. Wir ziehen unsere eigenen Wege den Wegen Gottes vor. Wir misstrauen Gottes Wort, als würde er uns etwas Gutes vorenthalten.
Stattdessen vertrauen wir dem Wort von Menschen oder unseren eigenen Gefühlen. Immer wieder wollen wir im Zentrum stehen, uns selbst befriedigen und schieben Gott an den Rand. Dabei ist er die wahre Quelle der Freude und des Lebens.
Doch das kennzeichnet Adam und seine Familie. Genau das hat Adam zum Fall gebracht. Aus irgendeinem Grund schenken wir unserer alten Familie noch Gehör und Loyalität, obwohl sie uns nur zerstören will. Wir neigen immer wieder dazu, Adam Platz zu geben.
Es ist, als würde Aschenputtel, nachdem sie vom Prinzen abgeholt wurde und im Palast lebt, immer wieder zurück ins Haus ihrer Stiefmutter gehen und sich von ihr versklaven lassen. Das macht keinen Sinn. Das ist Blödsinn.
Sie muss das nicht. Sie ist jetzt eine Prinzessin. Sie ist frei. Sie ist mit dem Prinzen verheiratet und lebt im Palast als Prinzessin. Vielleicht hat sie am Anfang Schwierigkeiten, sich an die Art und Weise zu gewöhnen, wie man sich im Palast benimmt. Vielleicht macht sie ein paar Fehler.
Aber immer mehr wird sie lernen, immer mehr wird sie wie eine Prinzessin aussehen. Sie wird immer mehr wissen: Ich bin eine Prinzessin, ich bin kein Sklave mehr.
So ist es auch mit uns, wenn wir in Jesu Familie sind, wenn wir zu Jesus gehören. Wir sind erlöst von Adam. Wir sind ihm und seinen Wegen nicht mehr untergeordnet. Wir sind frei. Wir sind Teil von Gottes großer Familie als Sohn oder Tochter des Höchsten.
Was für ein Privileg, Prinzen und Prinzessinnen vor mir!
Und so, ihr Lieben, die nicht mehr zu Adam, sondern zu Jesus, dem neuen, besseren Adam gehören: Verhalt euch als Prinzen und Prinzessinnen Gottes. Tut das im Schauen auf Jesus Christus, den legitimen, von Gott gesalbten König, der sich mit uns identifiziert und unser größtes Problem gelöst hat.
Ich danke dir für diese Zeit, für dein Wort, Herr. Ich danke dir, dass du uns an diesen Stammbaum erinnerst. Vor allem danke ich dir, dass du uns einen Weg gegeben hast, von Adams Familie losgelöst zu werden und in eine neue Familie adoptiert zu werden. So haben wir eine neue Identität und einen neuen Status.
Ich bitte dich, hilf uns, das zu verstehen. Wenn jemand nicht zu Jesu Familie gehört, dass er heute diesen Übertritt macht. Und für alle anderen, dass der Status, den wir in Jesus Christus haben, uns wirklich verändert. Dass er uns dazu treibt, wie Prinzen und Prinzessinnen zu leben, wie Söhne und Töchter Gottes.
Hilf uns, dieses Privileg wirklich bewusst zu sein. Hilf uns, Herr, immer mehr so auszusehen wie Söhne und Töchter Gottes – zu deiner Ehre, Herr! In Jesu Namen, Amen!
Wir singen jetzt ein Lied: "Das ist dein Name". Ich würde euch bitten, aufzustehen.