Unser Predigttext steht im Markus-Evangelium, Kapitel 9, Verse 14 bis 29.
Begegnung mit einer ausweglosen Notlage
Und Jesus war dort mit drei seiner Jünger an einem stillen Ort zum Gebet. Sie kamen zu den anderen Jüngern und sahen, dass sich viele Menschen und Schriftgelehrte um sie versammelt hatten, die mit ihnen stritten.
Als Jesus das sah, wurde er sehr betroffen. Die Menschen erschraken, liefen zu ihm und grüßten ihn. Jesus fragte sie: „Worüber streitet ihr euch mit ihnen?“
Ein Mann aus der Menge antwortete: „Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem sprachlosen Geist besessen. Wenn dieser ihn ergreift, reißt er ihn, er schäumt und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe deine Jünger gebeten, ihn auszutreiben, aber sie konnten es nicht.“
Jesus antwortete ihnen: „O, du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bring ihn zu mir!“
Sie brachten den Jungen zu Jesus. Sobald der Geist ihn sah, riss er ihn heftig, und der Junge fiel zu Boden, wälzte sich und schäumte.
Jesus fragte den Vater: „Wie lange ist das schon so?“
Der Vater antwortete: „Von Kindheit an. Oft hat der Geist ihn ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn zu töten. Wenn du etwas tun kannst, erbarme dich unser und hilf uns!“
Jesus sagte zu ihm: „Wie sprichst du? Alles ist möglich dem, der glaubt!“
Sogleich rief der Vater des Kindes: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Die Macht des Glaubens gegen die Ohnmacht
Da Jesus sah, dass das Volk herbeiströmte, bedrohte er den unreinen Geist und sagte zu ihm: „Du Sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, aus ihm auszufahren und fahre nicht mehr in ihn ein.“
Da schrie der Geist, riss den Knaben heftig und fuhr aus. Der Knabe lag da, als wäre er tot, sodass die Menge sagte: „Er ist tot.“
Jesus aber ergriff ihn bei der Hand, richtete ihn auf, und er stand auf.
Als sie nach Hause kamen, fragten ihn seine Jünger unter sich: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben?“
Jesus antwortete: „Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten und Fasten.“
Herr, lehre uns einen festen Glauben. Amen.
Die Suche nach Macht und die Realität der Ohnmacht
Oft wird ein lustiges Bild gezeichnet, das immer wieder das Bild eines Mannes zeigt, der unter dem Pantoffel seiner Frau steht. Es ist ein kurioses Bild: Die Frau schwingt eine große Backwalze in der Hand und setzt den Mann damit unter Druck. Dabei wirkt es lächerlich, wie der Mann um sein Leben Angst zu haben scheint. Doch es ist nicht viel lustiger oder besser, wenn ein Mann seine Frau jagt, die nichts zu melden hat. Ebenso häufig kommt es vor, dass sich irgendein kleiner Haustyrann aufspielt und alle unter Druck setzt.
Das ist ein erbärmliches Bild, ein lächerliches Bild von jemandem, der nichts zu melden hat und von einem anderen herumkommandiert wird. Deshalb ist es für alle so wichtig, mitreden zu können. Unsere Kinder haben das schon lange verstanden. Sie haben das Heft in die Hand genommen, und heute ducken sich schon die Eltern am Tischrand, ob sie unter den Kindern auch noch ein Wort sagen dürfen.
Es sieht so lächerlich und armselig aus, wer nichts zu melden hat, kein Recht und keine Macht besitzt. Darum geht in unserer Welt ein Kampf um Macht. Wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber miteinander reden, geht es um Mitbestimmung. Es wird darüber verhandelt, wer in den Aufsichtsräten sagen und bestimmen darf.
Es ist entwürdigend, wenn wichtige Entscheidungen einfach über die Köpfe der Arbeitnehmer hinweg getroffen werden. Deshalb schreien die Studenten an den Universitäten: „Wir wollen bei den Entscheidungen im Senat mitreden!“ So ist es auch bei uns Menschen: Wir wollen mitreden, wir wollen Macht.
Nun hat unser Herr ausgerechnet den Weg der Ohnmacht und der Gewaltlosigkeit als den Weg seiner Jünger dargestellt. Das fällt uns schwer zu verstehen. Wir empfinden es als entwürdigend, dass ein Christ jemand sein soll, der nicht aufmucken darf und einfach die anderen reden lässt.
Ein Konfirmand aus unserer Gruppe sagte einmal: „Mutter, ich will kein Christ werden, weißt du? Sonst muss man krank sein oder behindert oder irgendwie schwächlich. Das sind doch die Christen.“
Er hat etwas richtig verstanden: Christen können nicht einfach sagen, sie wollen die Reichsten, Mächtigsten und Anbetungswürdigsten der Welt sein. Wir wollen die Niedrigen und Geringen sein. Doch das andere hat er nicht begriffen. Darüber muss ich heute predigen: Gerade in der Nachfolge Jesu wird man von einer ganz anderen, viel größeren Stärke ausgerüstet.
Die Erfahrung der Jünger mit Ohnmacht und die Suche nach neuer Kraft
Nun, darum geht es in unserem Thema: von dieser neuen Kraft und von dieser neuen Stärke.
Der erste Punkt ist, wie das Problem auf die Jünger zukam. Jesus war mit drei Jüngern – Petrus, Jakobus und Johannes – zum Beten weggegangen. Die anderen neun waren allein zurückgeblieben. Plötzlich kam ein Mann, tippte ihnen auf die Schulter und sagte: „Hey, ihr seid doch Leute, die um Jesus herum sind, ihr seid doch solche christlichen Figuren. Kommt mal her, hier ist mein Kind.“
Sie drehten sich um und sahen in das Gesicht eines Menschen, der von schwerer Krankheit gezeichnet und leidend war. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Jünger offenbar zuerst sehr siegesgewiss an die Aufgabe herangingen. Sie dachten: „Das werden wir gleich schaffen, das werden wir anpacken. Wir Christen sind ja so mutige Leute. Wo irgendeine Not in der Welt ist – sei es politische, wirtschaftliche oder soziale Not –, die werden wir lösen. Wir werden das rettende Wort schon haben. Also Ärmel hochgekremmelt und ran an die Arbeit!“
Doch sie brachten nichts zustande. „Ihr könnt nichts“, sagte der Vater. „Ihr seid ohnmächtig.“ Christen können das Wort von der Macht und Gewalt hoffentlich nicht mehr so laut in den Mund nehmen, weil sie wissen: Die wirkliche Schlacht, die heute geschlagen werden muss, ist so schwer, dass wir allein nicht weiterkommen.
Es geht darum, dem Teufel sein Herrschaftsgebiet zu verkürzen, Menschen zu befreien – dort, wo wir mit unserer normalen Kraft keinen Schritt weiterkommen. Es ist eine ganz erbärmliche Sache, wenn man sich bewusst wird: Wir können nichts.
Meinen Sie denn, es ginge einem von uns anders, wenn wir Besuche machen? „Ich kann nichts, ich erreiche nichts.“ Meinen Sie, es ginge bei uns anders in Fragen der Erziehung? „Ich kann nichts.“ Ich bin so glücklich, wenn wir unsere Jugendgruppen und Konfirmantengruppen durchbekommen und auch eine nette Ordnung haben, in der jeder zu seinem Recht kommt. Aber ich darf Ihnen sagen: Oft ist man so erschöpft, dass man denkt, man kriegt es diesmal nicht hin mit dieser Gruppe. „Ich kann nichts.“
Und wenn es erst noch darum geht, Menschen den Glauben zu bezeugen, und dann merken wir, dass einer nicht glauben kann – „Ich bin ohnmächtig.“ Dort, wo Menschen damit prahlen, wie stark sie sind und was sie sich leisten können, da sind gar nicht die Probleme, die uns beschäftigen. Sondern in unserer Welt, wo wir sehen, wo die großen, schweren Nöte liegen und wo keiner mit seiner Ohnmacht weiterkommt – dort standen die Jünger und brachten nichts mehr zustande.
In unseren Tagen wird das immer wieder verdeckt, wenn man davon redet, was Christen eigentlich haben. Da schleicht sich das Missverständnis ein und man denkt: Wenn du dir so einen schwarzen Rock anhörst, dann wäre es sicher auch sicherer. Wissen Sie, daran hängt es doch nicht.
Unsere Kirche tröstet sich ja immer mit äußerer Macht. Sie hat eigentlich einen Gott, dem alles Silber und Gold gehört. Aber sie hat es nie weitergebracht. Ich meine das ganz spitz, so wie ich sage, dass sie auf die Kraft des Finanzamts baut, das die Kirchensteuer abführt.
Wir sagen, dass wir ein Wort haben, das Felsen sprengt. Aber wenn wir reden, bewegt dieses Wort nichts. Es bleibt ein lächerliches Wort. Und dann wollen wir es allen recht machen – und machen es überhaupt niemandem mehr recht.
Weil wir jedem nachlaufen und ihm gerecht werden wollen, ist das die Ohnmacht der Christen, die immer wieder versuchen, mit Hilfsmitteln ihrem Auftrag gerecht zu werden und dabei erst recht lächerlich werden.
Die Jünger mussten uns ganz offen eingestehen: Wir können nichts und wir erreichen nichts. Und wo das in unseren Tagen geschieht, da möchte ich laut wie ein Halsarmer jemand bloß „Halleluja“ rufen. Wo Christen merken: Wir können nichts, wir sind nichts.
Sagen Sie nicht, das sei deprimierend. Das ist der Anfang zur größten Machtausrüstung. Unser großes Gebet ist nur, dass unsere ganze Kirche und alle Christenheit an diesen Punkt kommen – nicht immer pausbäckig zu sagen, wir haben schon die Lösung auf der Zunge, sondern: Wir haben nichts mehr.
Wir wollen umkehren. Da sind wir nämlich bei dem Punkt: Diese Jünger haben ihre Ohnmacht mit Jesus durchgesprochen. Sie haben keine langen Tagungen gemacht, sondern mit Jesus darüber geredet.
Und wo Christen mit Jesus darüber sprechen: „Ich kann es nicht, aber du kannst es“, da ist man ganz nah bei der größten und stärksten Macht.
Die Macht Jesu als Quelle neuer Kraft
Das war ein zweiter Punkt: Jesus hat Macht.
Es wird keinen Neuaufbruch geben, kein neues Leben, wenn wir nur meinen, wir müssten uns immer wieder mit uns selbst beschäftigen. Wenn unsere Tagungen, die wir abhalten, nicht immer wieder zu einer neuen Begegnung mit Jesus führen, dann bleibt alles beim Alten. Da können Sie 40 Jahre Diakonie-Tagungen halten – das Problem der Diakonie wird dadurch nicht gelöst. So viel wird heute darüber geklagt, als ob dort Menschen umkehren und sagen: „Wir wollen von Jesus neue Kraft und neue Zurüstung haben.“
Der Vater hat es anklagend Jesus erzählt: „Ich brachte meinen Sohn zu deinen Jüngern, und sie konnten nichts.“ Es tut uns weh, wenn andere sagen: „Schau her, sie konnten nichts.“ Aber es ist doch so: Wie viele sind schon in die Kirche gekommen und dachten, sie würden mit ihren großen Nöten hier Rettung finden – und sie fanden nichts. Sie dachten: „Wie blöd er da vorne spricht.“ Sie haben ja recht, denn sie haben nur Menschen gesehen. Sie fanden nichts, und die konnten nichts.
Und wie viele Besuche haben wir gemacht, bei denen wir Menschen nur geärgert haben? „Die konnten nichts, deine Jünger“, sagt er bitter. Aber dann klagt er auch Jesus an: „Kannst du etwas? Kannst du etwas? Dann hilf mir doch!“ Und dann weiß Jesus das und sagt zurück: „Das ist nicht die Frage, ob ich kann, sondern ob du glaubst.“
Es gibt in dieser Welt eine ganz große Macht – das ist die Macht Jesu, der alle Gewalt und Macht im Himmel und auf Erden hat. Er will uns seine Wunder erfahren lassen, dort, wo wir glauben.
Der Mann hat glücklicherweise nicht so gehandelt, wie wir handeln würden. Wir hätten ein ewig langes Gespräch angefangen, als Jesus sagt: „Das ist eine Definitionsfrage, was ist überhaupt Glauben? Jetzt fangen wir mal an.“ Da gibt es verschiedene philosophische Begriffsbestimmungen, und da gibt es eine Begriffsbestimmung des Neuen Testaments, und da gibt es theologische Meinungen, und welcher Schule hängst du eigentlich an? Was ist überhaupt Glauben? Was ist Zweifel?
Nein, der Mann hat einfach geschrien: „Jesus, ich glaube dir doch, aber du musst mich halten, damit mich der Zweifel nicht übermannt, damit nicht die Anfechtung mich mit sich reißt.“ Das war Glauben.
Dieser Mann erlebte das große Wunder, wie Jesus die Krankheit seines Sohnes wegspricht durch sein gebietendes Wort. Und wenn Christen je in dieser Welt Macht haben, dann haben sie den Glauben an Jesus, zu dem sie rufen und dem sie vertrauen, der sein Wort redet.
Menschen werden frei von Belastungen, über die andere nur hilflos reden konnten. Sie werden frei von Bindungen, die Menschen knechten, von Schuld, die Menschen einengt, von der Teufelsherrschaft, die Menschen unfrei macht.
Es ist ja manchmal immer wieder so, dass Leute erzählen und sagen: „Ja, nur da hat mir einer erzählt, die haben da oben in der Ludwig-Hof-Kirche auch bloß ihr eines Thema immer: Sie reden da immer bloß von Jesus, Jesus, Jesus.“ Hoffentlich! Was sollen wir denn sonst reden? Sollen wir denn über unsere Gedanken reden? Wir können doch bloß Menschen hintreiben und sagen, wie die Jünger: „Wir können es nicht, aber der kann es.“
Dort waren Menschen enttäuscht und haben sich von uns abgewendet, als sie uns gesehen haben – unser Kirchlein oder die Menschen darin. Wir wollen doch so laut rufen, dass es der Dümmste noch kapieren muss: Wir reden von Jesus, der Macht hat und der die Not der Welt lösen kann.
Er kann die Herrschaft des Teufels zurückgreifen – das, was kein General und kein Ministerpräsident dieser Welt, kein Milliardär und wer auch immer kann, das kann Jesus. Er kann Menschen frei und fröhlich machen, er kann verwundete Herzen heilen, er kann Schuld auslöschen und Menschen, die unter der Last des Bösen stehen, immer frei machen. Er kann sie so umändern, dass sie neue Menschen werden.
Der Glaube kann nicht einmal seinen Glauben selber machen, aber er kann zu Jesus kommen und sagen: „Herr, das ist ein Unrecht, dass ich zweifle, aber du kannst mir Glauben geben, und ich vertraue dir, dass du mich durchbringst. Ich hänge mich einfach jetzt an dich und so will ich bei dir sein.“
Da ist der Glaube ganz nah bei der größten Macht, die es in dieser Welt gibt.
Jetzt verstehen Sie, warum ich am Anfang gesagt habe: Christen sind keine Zerbrechlichen und schwächlichen Figuren. Sie sind Leute, die den größten Kampf aufgenommen haben und Großes mit ihrem Leben erringen wollen. Sie haben eine große Zuversicht, dass sie mit jedem Tag, der vor ihnen liegt, im Namen Gottes Gewaltiges vollbringen können und dass ihr Leben nicht bedeutungslos ist, sondern Frucht bringt – um dieses Jesus willen, der Macht hat.
Die Vollmacht der Jünger und der Weg zu ihr
Mein letzter Punkt betrifft die Vollmacht der Jünger. Zuerst spreche ich von der Ohnmacht, dann von der Macht Jesu und nun von der Vollmacht der Jünger.
Auf dem Heimweg haben die Jünger Jesus gefragt: „Ja, wir wollen auch ganz gerne so mächtig sein wie du.“ Sie waren so bedrückt, weil sie nicht helfen konnten bei dem Sohn, der so krank war. „Wie können wir dahin kommen, dass wir auch Macht haben wie du?“
Dann sagt Jesus: „Das geht.“ Aber ihr müsst zwei Dinge tun: beten und fasten. Mit Fasten meint man den Verzicht auf Nahrungsaufnahme. Doch darin steckt ein Bild. Verzicht auf Nahrungsaufnahme heißt, keine äußeren Stärkungsmittel wie Buerlecetin oder Dextroenergen zu sich zu nehmen.
Nicht die äußeren Stärkungsmittel sind entscheidend, sondern der Grund, warum der Gläubige fastet. Er sagt: „Ich will meine ganze Kraft jetzt bis ins Leibliche hinein in der Konzentration auf Gott beziehen.“
Wir haben vorher darüber gesprochen, dass es ein Irrweg ist, wenn man meint, Kraft in der Welt durch falsche Stützen holen zu können. Ich darf Ihnen sagen, dass das auch für den Weg unserer Gemeinde gilt.
Wir wollen nie auf äußere Macht bauen. Das haben wir manchmal erlebt. Die, die im Laufe unseres Gemeindelebens dabei waren, wissen, dass gerade dort, wo wir auf Macht, Gewalt und irdische Hilfe verzichtet haben, Gott uns umso mächtiger seine Vollmacht unsichtbar gegeben hat.
Das gilt jetzt ganz genau so für Ihr Leben. Wenn Sie darauf bauen und trauen und sagen: „Ich habe jetzt keine äußeren Hilfsmittel mehr, aber ich traue seinem Wort“, dann erleben Sie, dass man durch Beten und Fasten stark wird.
Beten heißt doch, die Hände ausstrecken, leer wie sie sind, und sagen: „Da sind sie, Herr, aber du hast Macht. Ich komme zu dir, du musst jetzt helfen, sei bei mir.“
Die Kraft der Gewaltlosigkeit und das Zeugnis der Liebe
Es hat mich gestern Abend sehr bewegt, wie in den Fernsehnachrichten ein Vertreter des Nationalen Christenrates von Kenia über die bedrängten Christen in Uganda gesprochen hat. Er trug dabei ein anglikanisches Kragenstück. Vor der Fernsehkamera sprach er mit voller Überzeugung: Die Christen müssten jetzt erwachen und erkennen, dass sie Amin unter wirtschaftlichen und politischen Druck setzen müssen, um die Christen freizubekommen.
Man könnte denken: „Oh Männlein, merkst du nicht, wie lächerlich das wirkt? Dein Kragen macht dich noch feierlich – ist das deine Macht?“ Warum hast du eigentlich gefordert, dass die Kirchen der Welt eine Artillerie anschaffen sollen, um die bösen Leute zu erschießen? Ist das die Macht der Christen? Fallen wir immer wieder darauf herein?
Ich habe viele Angriffe bekommen in meiner Eigenschaft als Vorsitzender von Licht im Osten. Die Leute haben uns gefragt: Warum demonstriert ihr nicht? Bei uns haben demonstrierende Linke angefangen, ob wir Christen alles nachäffen sollten. Sie sagten: Beten ist doch auch nicht alles, sicheres Beten ist wichtig, aber man müsse auch die Politiker unter Druck setzen.
Was heißt „unter Druck setzen“? Warum sollten wir morgen nicht ein Flugzeug entführen, um die Christen freizubekommen? Wo hört der Druck auf und wo fängt er an? Welche Machtmittel der Welt benutzen Christen und welche nicht?
Ich bin sehr dankbar, dass die ugandischen Christen immer klargelegt haben, dass sie nie Druck und Gewalt anwenden, sondern die Liebe Jesu haben. Darum müssen wir jetzt für sie beten, dass sie dabei bleiben bei dem, was Jesus sagt. Darin seid ihr viel, viel stärker.
Vor zwei Monaten, bei einem Kongress in Nairobi, der wesentlich von den ugandischen Christen getragen wurde, wurde gesagt: Ich glaube für Afrika an stärkere Waffen als Gewalt. Das ist das Wort des Evangeliums. Das ist die Fürbitte und die Tat der Liebe – das sind unsere Waffen.
Das meint Jesus hier: „Da wärt ihr doch stark, bleibt doch bei dem!“
Ermutigung zum Glauben und Vertrauen in Gottes Kraft
Jetzt weiß ich nicht, in welcher Situation Sie leben. Sie haben heute ganz verschiedene Nöte, wie Erziehungsschwierigkeiten, Sie sind in die Wand gedrückt oder erleben gesundheitliche Not. Der Herr sagt: Beten und fasten, aber im Glauben teilhaben an seiner Vollmacht.
Wie der Weg auch weitergeht – das kann ein Weg sein am Rand des Todes und doch ein Weg, auf dem einem der Herr Luft verschafft. Man spürt immer wieder, dass er kräftigt und stark macht.
Lassen Sie mich schließen mit dem Bild, das ich wollte, dass jeder von Ihnen mitnimmt, wenn er in dieser Kirche sitzt. Es ist das Bild von Ludwig Hofacker, nach dem unsere Kirche benannt ist. Er hielt drüben im Gäu in Rielingshausen seine Antrittspredigt. Damals gab es noch nicht jene wundervollen Mikrofone wie hier, mit denen man so lässig reden konnte. Hofacker war durch seinen angeschlagenen, siechen Körper so schwach, dass er sich kaum laut genug verständlich machen konnte.
Die Leute standen an der Tür, und auch die Fenster hatten sich geöffnet. Dann sagte er den Leuten, was er predigen wollte. Wenn Sie heute Hofackers Predigten lesen, denken Sie vielleicht: Wie konnte man so trocken biblische Wahrheit predigen? Was war das Geheimnis dieses Mannes?
Bei seiner Einführung rief er den Leuten mit dem Hillervers zu – einem Vers des Dichters, der selbst seine Stimme verloren hatte und von Gott so schwach gemacht wurde: „Dass ich schwach bin, wird er wissen; dass er stark ist, weiß auch ich, der mich aus dem Tod gerissen hat. Nun ist auch mein Herr für mich.“
Gebet um Kraft, Geduld und Zeugnis
Wir wollen beten. Du weißt, wie schwach wir sind, Herr. Verzeih uns unseren lächerlichen, eingebildeten Glauben an uns selbst, an unsere Kraft und an unsere Frömmigkeit, mit der wir schon so oft Schiffbruch erlitten haben.
Wir wollen ganz neu deiner Kraft vertrauen, auch in den Schwierigkeiten, in denen wir stehen. Wir wissen, dass du uns in dieser Woche vorangehst und uns wunderbar hindurchführst. Wir dürfen Zeichen deiner Kraft und deiner Macht erleben.
So bitten wir dich um deine Ausrüstung, um deine Zurüstung. Ja, wir wollen in Geduld warten, bis du die Zeit kommen lässt, in der wir deine Wunder und deine Siege erleben dürfen.
Wir wollen dich jetzt auch für unsere Aufgaben bitten, bei denen wir an Menschen gewiesen sind, denen wir den Glauben bezeugen wollen. Menschen, die wir aus allen Bindungen, die sie belasten, befreien wollen. Du kannst auch hier allein das lösende Wort sprechen. Wir wollen nur Menschen zu dir weiterweisen.
Heute bitten wir dich ganz besonders für die bedrängten Christen in Uganda. Wir wollen nicht um Freiheit und gute Tage bitten, sondern dass sie auf ihrem Weg allein in deiner Liebe bleiben. Dass sie sich von aller Gewalt und allem Druck enthalten und allein Zeugen deiner Versöhnung sind.
Wir wissen, dass du auch eine schützende Mauer um sie bauen kannst und sie darin festhältst. Dass sie mutig dein Wort sagen, zur rechten Zeit oder zur Unzeit.
Herr, wir danken dir auch für die Freiheit, die du uns heute lässt. Wir wollen sie recht gebrauchen. Zeige uns, welch ein Geschenk es ist, dass wir dir heute in Freiheit und in äußerer Gerechtigkeit dienen können.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun wollen wir um den Segen des Herrn bitten:
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.