
Vom Heiligen Geist geleitet – Gottes geniale Idee, dir einen inneren Kompass zu schenken.
Lass uns mal darüber reden, aber wie? Wie spricht man von Jesus? Wie muss ich von Jesus reden, damit es meine Konfirmanden und unsere Jugendlichen berührt und sie ihm von ganzem Herzen nachfolgen wollen? Wie gelingt es, Jesus in Begegnungen ins Gespräch zu bringen, und zwar so, dass ich mich nicht aufdränge, die andere Person es nicht als unangenehm empfindet, sondern eine Sehnsucht nach Jesus in ihr geweckt wird?
Genau, das ist eine gute Frage: Wie macht man das eigentlich?
Ich möchte mit euch zusammen in die Apostelgeschichte schauen und ein bisschen reflektieren, wie die ersten Nachfolger von Jesus das gemacht haben. Oder war es vielleicht Gott selbst, der das bewirkt hat? Wir werden sehen.
Falls ihr eine Bibel dabei habt, dürft ihr sie gerne aufschlagen. Wir sind in Apostelgeschichte Kapitel 8 unterwegs. Wenn ihr keine Bibel dabei habt, kein Problem, ihr könnt einfach zuhören – ich werde gleich vorlesen.
Die Geschichte passt gut zu dem Ort, an dem ich war. Ein Äthiopier kommt darin vor. Vielleicht wisst ihr jetzt auch schon, um welche Geschichte es geht.
Ein Engel des Herrn sprach zu Philippus: „Steh auf und geh nach Süden auf der Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt. Diese Straße ist einsam.“
Philippus stand auf und machte sich auf den Weg. Unterwegs sah er einen Äthiopier, einen Kämmerer und hohen Beamten der Kandake, der Königin der Äthiopier. Dieser war verantwortlich für ihren gesamten Schatz. Der Äthiopier war nach Jerusalem gekommen, um dort anzubeten. Nun kehrte er zurück und saß auf seinem Wagen, während er den Propheten Jesaja las.
Da sprach der Geist zu Philippus: „Geh zu diesem Wagen und halte dich an ihn.“ Philippus lief zu dem Wagen und hörte, wie der Äthiopier den Propheten Jesaja las. Er fragte ihn: „Verstehst du auch, was du liest?“
Der Äthiopier antwortete: „Wie könnte ich das, wenn mich niemand anleitet?“ Er bat Philippus, auf den Wagen zu steigen und sich zu ihm zu setzen.
Die Schriftstelle, die er las, lautete: „Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm vor seinem Scherer stumm ist, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Gericht aufgehoben. Doch wer kann sein Geschlecht beschreiben, denn sein Leben wird von der Erde weggenommen?“
Daraufhin fragte der Kämmerer Philippus: „Ich bitte dich, von wem spricht der Prophet das? Von sich selbst oder von jemand anderem?“
Philippus öffnete seinen Mund, begann bei dieser Schriftstelle und verkündigte ihm das Evangelium von Jesus.
Während sie weiterfuhren, kamen sie an Wasser. Der Kämmerer sagte: „Siehe, hier ist Wasser. Was hindert mich daran, getauft zu werden?“
Philippus antwortete: „Wenn du von ganzem Herzen glaubst, ist es erlaubt.“
Der Äthiopier entgegnete: „Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist.“
Daraufhin ließ der Wagen anhalten. Philippus und der Kämmerer stiegen ins Wasser hinab, und Philippus taufte ihn.
Als sie aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn Philippus. Der Kämmerer sah ihn nicht mehr, sondern zog voller Freude seines Weges.
Ja, coole Story: Philippus kam, sah und redete – mit dem Ergebnis, dass sich ein wildfremder Mensch, der vorher nichts von Jesus wusste, taufen lässt. Das ist quasi der Traum jeder Jugendreferentin.
Was passiert hier eigentlich? Wenn man die Geschichte vorher liest, ist sie nicht ganz so „happy clappy“. In Kapitel 7 wird erzählt, wie Stephanus, einer der sieben Diakone in Jerusalem, gesteinigt wird. Er hat nichts Böses getan, sondern einfach nur mutig über Jesus gesprochen und ihn verkündet.
Es heißt dann in Apostelgeschichte 8,1: „Und an jenem Tag erhob sich eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem, und alle zerstreuten sich in die Gebiete von Judäa und Samaria. Diejenigen nun, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündigten das Wort des Evangeliums.“ Philippus kam hinab in eine Stadt von Samaria.
Das ist ziemlich krass: Das Evangelium verbreitet sich, und das hat seinen Auslöser in einer Verfolgung. Die Gemeinde in Jerusalem wird erschüttert, die Leute fliehen – und währenddessen verkünden sie trotzdem das Evangelium. Neue Menschen hören von Jesus.
Die Leiter in der Synagoge wollten die frohe Botschaft nicht annehmen, deshalb wird sie jetzt zu neuen, anderen Menschen gebracht.
Mit diesem Kapitel 8 beginnt ein komplett neues Kapitel in der Geschichte. Die Mauern fallen. Ab jetzt wird das Evangelium auch Nichtjuden verkündet, denn auch wir sollen Teil von Gottes Reich werden.
Geschichte für Geschichte kommen jetzt Menschen zum Glauben, die vorher nicht zu Gottes Volk hätten gehören können. Aber weil Jesus am Kreuz alles vollbracht hat – wie wir gerade gesungen haben – kann jetzt jeder zu Gott gehören, der dieses Kreuz für sich gelten lässt.
Deswegen ist es so wichtig, dass diese Botschaft weitergegeben wird.
Was ich hier wirklich spannend finde: Die Verfolgung sieht doch aus wie die absolute Katastrophe für die Gemeinde, aber gerade durch sie verbreitet sich die Botschaft. Das zeigt mir, dass Gott aus schlimmen Situationen Segen entstehen lassen kann.
Mitten in all dem ist dieser Philippus. Das ist übrigens nicht der Jünger Philippus, der in den Evangelien erwähnt wird. Ich weiß nicht, ob ihr alle Jüngernamen immer parat habt, aber es gibt auch einen Philippus als Jünger. Der hier ist einer der sieben Diakone, wie Stephanus. Auch ihn hat diese Situation aus seiner Komfortzone herauskatapultiert – ob er diese in Jerusalem hatte oder nicht, sei dahingestellt.
Vielleicht braucht es manchmal genau das: dass wir unsere Komfortzone verlassen und uns von Gott in der jeweiligen Situation gebrauchen lassen. Gott scheint diese Situation, die gerade da ist, nicht zu überfordern. Er hat einen Plan. Es heißt: Ein Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: „Steh auf und wandere nach Süden auf der Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt; diese ist einsam.“
Die Anweisung ist ziemlich klar, aber irgendwie auch nicht, oder? Ich finde es total cool, wie Philippus reagiert: Er steht auf und macht sich auf den Weg. Er geht los und folgt dem, was er von Gott verstanden hat – auch wenn es noch gar nicht so klar ist, was er auf dieser einsamen Straße eigentlich machen soll.
Hätte er gesagt: „Gott, das macht keinen Sinn, warum soll ich da hingehen, wenn da keiner ist?“, dann wäre nichts passiert. Aber er hört auf Gott und tut es. Dass Gott auf der anderen Seite schon vorbereitet hat, wird Philippus erst später erkennen.
Gottes Boten wissen in den wenigsten Fällen, was auf der anderen Seite schon passiert. Da haben wir oft keinen blassen Schimmer. Noch bevor Philippus nämlich den Äthiopier sieht, sieht Gott ihn schon. Und das finde ich sehr berührend.
Gott sieht den Äthiopier, er weiß von seinem Besuch in Jerusalem. Er hat seine Sehnsucht gesehen, seine Suche nach ihm, nach Leben und nach Wahrheit, die ihn diesen langen Weg nach Jerusalem geführt hat.
Ich habe mal gegoogelt, wie lange die Reise des Äthiopiers auf heutigen Straßen dauern würde. Ich kenne die Straßen in Äthiopien, und dort gibt es viele Schlaglöcher. Wenn er heute unterwegs gewesen wäre, hätte die Fahrt mit dem Auto etwa 34 Stunden gedauert.
Rechnet man die Schlaglöcher hinzu, die Google wahrscheinlich nicht kennt, und bedenkt, dass er mit einem Wagen unterwegs war – vermutlich eher ein von Pferden gezogener Wagen und kein motorisiertes Fahrzeug –, können wir ungefähr abschätzen, wie lange er wirklich unterwegs war. Es war also eine sehr weite Reise.
Dass er die Strapazen einer solchen Reise auf sich genommen hat, zeigt, wie sehr er auf der Suche nach Gott war. Als er schließlich in Jerusalem ankommt, muss er jedoch feststellen, dass er als Fremder nicht in den Tempel darf. Er wollte Gott nahe sein, wird aber nach dieser langen Reise abgewiesen. Im Vorhof der Heiden darf er zwar beten, aber näher an Gott kommt er nicht.
Eine Schriftrolle kann er sich dennoch besorgen. Als Finanzminister der Königin mangelt es ihm offenbar nicht an Geld. Ich vermute jedoch, dass er sich diese ganze Reise ein wenig anders vorgestellt hat.
Jetzt ist er auf dem Heimweg und liest in der Schriftrolle Jesaja, versteht aber kaum etwas davon. Parallel dazu ist Philippus auf einem öden Weg unterwegs. Als plötzlich ein Wagen auftaucht – wahrscheinlich auf einer Handelsstraße, vielleicht war sonst nicht viel los – gibt Gott Philippus den entscheidenden Impuls.
In Vers 29 heißt es: „Da sprach der Geist zu Philippus: Tritt hinzu und halte dich zu diesem Wagen.“ Wie oft liest man im Neuen Testament, dass der Geist spricht? Wahrscheinlich nicht sehr oft, denn es wird nicht häufig erwähnt. Ich finde es sehr interessant, dass es hier nicht heißt, Gott oder Jesus sprach zu Philippus, sondern der Geist.
In Kapitel 2, nur wenige Kapitel zuvor, hat der Heilige Geist die Jünger erfüllt. Es scheint, als sei dies die logische Konsequenz davon, dass der Heilige Geist jetzt auch führt.
Philippus folgt diesem Impuls, nähert sich dem Wagen und hört, wie der Äthiopier liest – vermutlich auf Griechisch, was damals so etwas wie unsere heutige Weltsprache Englisch war. Dass er gerade im Buch Jesaja liest, an einer Stelle, an der Jesus schon so zwischen den Zeilen angekündigt wird, ist natürlich genial.
Philippus nutzt die Gelegenheit und bringt sich ins Gespräch ein: „Verstehst du auch, was du liest?“ Der Äthiopier antwortet: „Wie kann ich das verstehen, wenn mich niemand anleitet?“ Gerade bei Jesaja ist das nachvollziehbar.
Er lädt Philippus ein, sich zu ihm zu setzen, und stellt ihm Fragen zu der Stelle, die er gerade liest: „Von wem sagt der Prophet das? Von sich selbst oder von einem anderen?“ Da öffnet Philippus seinen Mund, beginnt mit der Schriftstelle und verkündet ihm das Evangelium von Jesus.
Das Ergebnis: Der Äthiopier kommt zum Glauben und lässt sich an Ort und Stelle taufen. Wow, wie ist das passiert? War es Philippus? Nein, es war der Heilige Geist! Hier sehen wir Gott auf wunderbare Weise wirken – durch und mit Philippus.
Was können wir aus dieser Geschichte lernen? Die Voraussetzung dafür, dass Gott Philippus in dieser Situation gebrauchen kann, ist, dass er sich Gott zur Verfügung stellt. Alles beginnt nämlich mit diesem einen Auftrag: Steh auf und geh auf die Straße, die einsam ist.
Welchen Auftrag gibt Gott uns? Welchen gibt er dir? Manchmal gibt er in einer konkreten Situation einen konkreten Auftrag. Aber es gibt auf jeden Fall einen Auftrag, den wir als Nachfolger von Jesus alle haben. Und zwar lautet er: Geht hin, also geht los, und macht zu Jüngern alle Völker. Das ist ein großer Auftrag. Wenn du Jesus nachfolgst, wirst du eingeladen, dass auch du diesen Auftrag hast. Er will dich gebrauchen.
Wie genau er uns gebraucht, das ist sein individueller Weg mit jedem von uns. Nicht jeder von uns muss ein Prediger sein, nicht jeder ist extrovertiert, und nicht jeder muss vielleicht Jesaja auslegen. Aber jeder von uns darf Salz und Licht sein in seinem Umfeld. Ein Hinweis auf Jesus, ein Wegzeiger, ein Begleiter für jemand anderen.
Darum gilt erstens: Stell dich Gott zur Verfügung. Im Englischen gibt es ein cooles Wortspiel: God doesn't need your ability, he only needs your availability. Auf Deutsch heißt das: Gott braucht nicht deine Fähigkeit, sondern deine Verfügbarkeit. Stell dich Gott zur Verfügung und mach dir keine Sorgen darum, ob du das kannst oder hinbekommst. Darum geht es gar nicht.
Es geht nicht darum, dass du es jetzt ständig hinkriegen musst, über Jesus zu reden. Ich glaube vielmehr, es geht darum, dass wir im Vertrauen leben, dass Gott uns in Situationen bringt, in denen wir ihm zur Verfügung stehen können.
Das Entscheidende, wie Philippus hier zu Gottes wunderbarem Werkzeug werden kann, ist seine Verbundenheit – dass er innerlich mit Gott verbunden ist. Deswegen glaube ich, du musst gar nicht viel extra machen zu dem, was du sonst auch machst als Christ. Als Christ bleibst du mit Jesus verbunden. Das ist deine Quelle, das ist die Grundlage für alles.
Er ist die Grundlage für deine Freude, für deine Kraft, für deine Liebe und für deine Beziehungen. Nur aus ihm heraus können wir das machen und weitergeben. So verbunden mit ihm kann er uns dann in Situationen führen, in denen wir einfach Zeugnis sein können.
Und damit zweitens: Lass dich von Gott leiten!
Da sprach der Geist: „Philippus, tritt hinzu und halte dich zu diesem Wagen.“ Ich würde gern wissen – ich vermute auch –, wie der Geist hier spricht. War das eine hörbare Stimme von außen oder eher eine innere Stimme? Vielleicht auch nur ein innerer Impuls? Fakt ist: Gott schickt uns nicht allein ins Rennen. Er ist es, der uns leitet.
Wenn wir als Nachfolger von Jesus leben, dann hat Gott uns den Heiligen Geist geschenkt. Und ich finde es so cool: Er schenkt sich, er schenkt etwas von sich in uns. Das ist so eine geniale Idee von Gott, oder? Du hast einen inneren Kompass von ihm bekommen. Der Heilige Geist will dich leiten.
Es geht nicht um unsere Kraft, Zeugnis zu sein, sondern wie es in der Apostelgeschichte 1,8 heißt: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist. Und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Also: Ihr werdet Kraft empfangen.
Das klingt anders als „Dann versuch’s mal und streng dich an.“ Nein, Gottes geniale Idee war, uns auszustatten mit einem Helfer, mit einem inneren Kompass, der uns leitet und hilft, Zeuge zu sein.
Wenn du auf einer Wanderung bist – ich weiß nicht, ob du das gern machst –, und wenn du eine richtig lange Wanderung machst, kannst du dich natürlich selbst anstrengen und den Weg suchen, wo es so lang geht. Oder du hast einen Kompass dabei. Vor allem, wenn du wirklich abseits der Wanderwege bist, kannst du dich von deinem Kompass leiten lassen.
Und das ist in manchen Fällen wirklich sehr, sehr klug: sich von seinem Kompass leiten zu lassen. Aber dazu gehört, dass du lernst, deinen Kompass richtig zu gebrauchen. Du musst lernen, auf ihn zu hören, sonst geht es auch schief.
Und so glaube ich – dieses Bild muss man auch lernen –, so ist es mit dem Heiligen Geist. Er will uns helfen, aber es ist nötig, dass wir lernen, seine Stimme zu hören, seine Impulse wahrzunehmen. Für mich ist es so ein inneres Hören, bei dem ich meine innere Aufmerksamkeit Gott schenke und offen bin für seine Leitung.
Wie kann das aussehen? Ich möchte euch ein Beispiel erzählen.
Bei uns im Ort gibt es ein Geschäft, in das ich immer wieder gehe, um etwas einzukaufen. Der Ladenbesitzer ist sehr extrovertiert. Deshalb komme ich oft mit ihm ins Gespräch – oder er mit mir. Wenn ich dort hingehe, hoffe ich immer, dass ich in diesem Gespräch ein Licht für Jesus sein kann, also irgendwie auf ihn hinweisen kann.
Vor einiger Zeit bin ich zu dem Laden gegangen und hatte plötzlich einen Impuls in mir: „Nimm das Evangelium mit.“ Wir hatten vor einer Aktion noch einen Stapel Evangelien, ich glaube, es war das Matthäus- oder Markus-Evangelium, im Gemeindehaus liegen. Als der Impuls kam, dachte ich kurz: „Naja, weiß ich nicht, ob ich ihm das geben soll. Ist das nicht ein bisschen unangenehm? Es kommt vielleicht aus dem Nichts. Wie wird er reagieren?“ Vielleicht kennt ihr solche Gedanken, wenn man mehr Angst davor hat, wie jemand reagiert, und es deshalb meistens lässt, Jesus ins Gespräch zu bringen.
Aber das Coole war: In dem Moment hatte ich noch einen anderen Gedanken. Nämlich: „Ich kann eigentlich nichts verlieren, und er kann nur gewinnen.“ Also bin ich noch einmal ins Gemeindehaus gegangen, habe mir ein Heftchen geholt und bin los. Ich habe meine Besorgung gemacht, und natürlich kamen wir ins Gespräch. Ich habe auf den passenden Moment gewartet, ihm irgendwie dieses Evangelium zu geben.
Irgendwann gab es eine Lücke, und ich habe mich einfach getraut. Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesagt habe, aber ich war total erstaunt, dass er so offen dafür war, das Heft entgegenzunehmen und zu sagen: „Ja, das lese ich.“
Was danach passierte, hat mich total verblüfft. Er erzählte mir scheinbar aus dem Nichts eine Geschichte von einer Wanderung. Dabei war ihm eine Wandergruppe entgegengekommen. Er fragte sie: „Wohin wollt ihr?“ Sie antworteten: „Zu dem und dem Fels.“ Dann sagte er: „Hey, aber ihr lauft voll in die falsche Richtung. Ich will auch dorthin, aber ihr müsst anders laufen. Ich kann euch das sagen.“ Die Gruppe glaubte ihm aber nicht.
Dann übertrug er das auf Jesus und meinte, dass es manchmal so sei, dass jemand den Weg kennt, man ihm aber nicht glaubt. Ich erinnere mich leider nicht mehr an alle Details, was er genau gesagt hat. Aber ich stand da und dachte: „Was passiert hier eigentlich gerade?“ Es war, als erzählte er mir ein Gleichnis – und das war die perfekte Vorlage für mich, um noch etwas zu sagen.
Ich habe oft Angst, Jesus ins Gespräch zu bringen. Aber in dieser Situation durfte ich voll erleben, wie Gott schon alles vorbereitet hatte. Es zeigt, wie gut es ist, wenn wir den kleinen Hinweisen und Impulsen vom Heiligen Geist folgen. Wenn er uns leitet, muss ich keine Angst haben, denn dann wird er dabei sein. Vielleicht hat er schon etwas vorbereitet und kann mir die richtigen Worte schenken.
Ein anderes Beispiel war letzten Sommer. Ich war zum Geburtstag meines Vermieters eingeladen, und es waren ganz unterschiedliche Leute dort. Ich kam gerade von einer Freizeit, vielleicht kennt ihr das, und war total motiviert, einfach die Liebe von Jesus an andere weiterzugeben. Ich war ganz erfüllt davon.
Ich saß also da, aß leckeres Grillgut und kam mit einem Mann ins Gespräch. Obwohl ich Jugendreferentin bin und beruflich über Jesus rede, merke ich oft, dass ich in persönlichen Gesprächen Hemmungen habe. Zum Beispiel, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll, wenn der andere mir eine Frage stellt, auf die ich keine Antwort habe, oder wenn jemand eine Diskussion anfängt. Ich bin überhaupt kein Diskutierer. Aber weil ich direkt von der Freizeit kam und innerlich noch so erfüllt und mit Jesus verbunden war, war es in diesem Moment anders.
Ich glaube, das war auch der Schlüssel für den Verlauf des Gesprächs: diese innere Verbundenheit. Während der ganzen Unterhaltung versuchte ich, innerlich auf Gott zu hören und mich von seinem Geist leiten zu lassen. Das empfand ich als sehr befreiend, weil ich nicht auf mich allein gestellt war, das Gespräch zu führen, sondern Gott mich leiten konnte. Das machte den Unterschied.
Tatsächlich brachte der Mann das Thema Glaube ins Gespräch, was eine gute Vorlage war. Er schien interessiert, und ich konnte erzählen, was mir Jesus bedeutet und was ich schon mit ihm erlebt habe. Währenddessen hatte ich immer den Gedanken, dass Gott diesen Mann liebt und dass ich ihm einfach so begegnen darf. Dass diese Liebe durch mich fließen kann.
Wenn wir innerlich auf Gott bleiben, müssen wir keine Angst vor Gesprächen haben. Dann wird Jesus uns durch seinen Geist leiten und uns geben, was wir in dem Gespräch brauchen. Gott hat uns mit einem inneren Kompass beschenkt – wir müssen ihn nur nutzen.
Ich merke, dass ich darin wirklich weiter wachsen möchte: so eng mit Gott verbunden zu bleiben, dass er mich leiten kann, so wie er den Philippus geleitet hat.
Wenn man sich das Gespräch anschaut, das Philippus mit dem Äthiopier führt, glaube ich fest daran, dass Gott ihn dorthin geführt hat. Es ist wirklich beeindruckend, wie Philippus das Gespräch weiterführt.
Zuerst hält er sich am Wagen des Äthiopiers auf und hört aufmerksam zu, was dieser erzählt. Der Äthiopier liest aus dem Buch Jesaja. Er hat also schon eine Schriftrolle und ist interessiert, doch den Schlüssel zum Verständnis hat er noch nicht gefunden.
Drittens: Hör zu! Es ist spannend, im Gespräch mit anderen herauszufinden, wo ihr Interesse und ihre Sehnsucht liegen. Wirklich zuzuhören bedeutet, einfach erst einmal zu hören: Was sagt mein Gegenüber? Was beschäftigt ihn? Philippus hört genau hin und stellt dann eine Frage.
Viertens: Frag nach! Ob du es wusstest oder nicht, Jesus stellt in den Evangelien viel mehr Fragen, als dass er Antworten gibt. Wenn man die Geschichten aufmerksam liest, fällt auf, wie oft Jesus Fragen stellt und welche Fragen das sind. Es ist nicht so, dass er die Antwort nicht kennt. Peter Reed, bei dem ich auf der Bibelschule war, hat immer wieder gesagt: Jesus fragt, um eine Herzenshaltung zu offenbaren, damit klar wird, wo der andere steht. So kann er im Gespräch darauf eingehen.
Beim Äthiopier ist genau diese eine Frage der Türöffner. Denn was macht der Äthiopier danach? Er bittet Philippus, auf seinen Wagen zu steigen. Philippus hat ihn nicht bedrängt. Die Frage, die er gestellt hat, hat dem Äthiopier die Freiheit gelassen, von sich aus zu reagieren.
Wie genial ist das, wenn durch unser Verhalten Interesse bei jemandem geweckt wird – ohne dass wir den anderen zulabern oder bedrängen. Stattdessen können wir nachfragen und dem anderen so Raum geben.
Dafür sind aber zwei Schritte wichtig: Erstens, wirklich zuhören, was vom anderen kommt. Zweitens, von Gottes Geist geleitet darauf eingehen. Wo steht der andere? Was ist seine Frage oder sein Thema? Was schwingt da mit? Und wie könnte Jesus darauf eine Antwort sein?
Ich finde, man kann sich vorher als Orientierung selbst fragen: Was ist für mich in einem Gespräch angenehm? Wann fühle ich mich ernst genommen von meinem Gegenüber? Ist es nicht viel schöner, selbst die Person zu sein, die eine Frage stellt und dann eine Erklärung bekommt? Statt dass jemand mich mit Worten überschüttet und ich keine Möglichkeit habe, eine Frage zu stellen.
So geht es mir jedenfalls immer. Ich finde es toll, wenn ich mein Interesse von mir aus äußern kann.
In dieser Geschichte ist es beeindruckend zu sehen, dass Gott bereits alles vorbereitet hat. Der Kämmerer besitzt eine Schriftrolle und hat Fragen. Menschen befinden sich an verschiedenen Punkten ihrer Reise mit Gott.
Vertraue darauf, dass Gott dir gibt, was du brauchst. Er fordert dich heraus, vielleicht einen Schritt weiterzugehen als bisher. Gleichzeitig bereitet er dich darauf vor.
Erwarte also, dass Gott dir eine Vorlage gibt. Du kannst innerlich in dieser Erwartung sein, dass Gott dir eine gute Gelegenheit schenkt, über Jesus zu sprechen. Er hat es so gelenkt, dass der Äthiopier gerade Jesaja 53 liest. Wenn Gott das für ihn möglich gemacht hat, dann kann er auch dir eine passende Vorlage geben.
Philippus nutzt diese Steilvorlage und erzählt von Jesus. Dabei hat er seine Hausaufgaben gemacht und kennt sich in der Schrift aus. Es ist gut, wenn auch wir uns in der Schrift auskennen. Das bedeutet, Gottes Wort zu studieren, darin zuhause zu sein, zu lesen, Predigten und Bibelarbeiten anzuhören sowie an Freizeiten und Kurzbibelschulen teilzunehmen.
So werden wir sprachfähig, um Jesus ins Gespräch zu bringen und auf ihn zu verweisen.
Und das ist sechstens: Bring Jesus ins Gespräch. Was genau verkündigt Philippus ihm, als er sagt, dass Jesus das Lamm Gottes ist, das der Welt Sünde trägt? Dass er sich selbst erniedrigt hat bis zum Tod am Kreuz. Er hat alles vollbracht, was es braucht, um vor Gott gerecht zu sein. Wir haben es nicht geschafft und werden es nie schaffen.
Die gute Nachricht ist, dass wir es auch nicht länger versuchen müssen. Jesus hat alles vollbracht. Lass das für dich gelten. Es hängt nicht mehr von dir ab, sondern von ihm. Das ist das Evangelium.
So oder auch ganz anders hat Philippus dem Äthiopier gesagt, was Jesus für ihn gemacht hat. Er hat ihm das Evangelium erklärt, und das war sehr wichtig. Dass wir anderen auch davon erzählen, ist ebenfalls sehr wichtig, denn Glaube kommt durchs Hören.
In Römer 10,14-17 heißt es: „Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen Verkündiger?“ Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort. Es braucht Verkündigung, es braucht Menschen, die das erklären.
Ich behaupte, dass 90 Prozent von uns, die wir hier sitzen und heute Jesus nachfolgen, es tun, weil es eine Person gab, die uns das Evangelium erzählt hat. Wer würde sagen: Bei mir war irgendeine Person beteiligt, die mir das erzählt oder erklärt hat? Okay, also viele Hände sind oben.
Und gibt es da jemanden, der sagt: Nein, da war nicht eine Person in erster Linie beteiligt, sondern ich habe die Bibel gelesen oder ich hatte einen Traum oder irgendetwas ohne menschliche Verkündigung? Okay, ich sehe eine Hand, spannend. Du wirst nachher von allen mit Fragen bombardiert.
Also genau, aber die Mehrheit ist: Gott gebraucht Menschen, um von sich weiterzusagen. Wenn du dir unsicher bist, was du über Jesus reden solltest oder wie du das machen solltest, überleg dir mal, was für dich die wichtige Erkenntnis in deinem Glauben war. Also, was hat dich zum Glauben an Jesus gebracht? Welcher Satz, welche Bibelstelle, welche Erkenntnis war es für dich?
Dann nutze deine eigene Erkenntnis, das, was dir aufgegangen ist, und sag davon in Gesprächen weiter. Du musst keine Abhandlung über das Kreuz halten. Es reicht, diese eine Sache, was dich an Jesus überzeugt, überführt, begeistert hat, weiterzugeben. Denn es ist sehr glaubwürdig, was du selber erlebt hast.
Von einer eigenen Erfahrung zu erzählen, ist sehr attraktiv. Ich habe immer das Gefühl, sobald man von einer eigenen Erfahrung erzählt, gucken einen alle an. Das war vorher nämlich für euch auch so. Da will man zuhören, das ist immer spannend, was jemand erlebt hat.
Außerdem finde ich es recht einfach, in Ich-Botschaften über Jesus zu reden, also: Das habe ich erlebt. Die Erfahrung, die du mit Jesus machst, kann dir keiner streitig machen. Das bedrängt den anderen auch nicht. Und trotzdem kann man damit ein Statement setzen, das Gott gebrauchen kann.
Es kann dann sein, dein Gegenüber ist interessiert und fragt weiter. Wenn das so ist, dann mach, was 1. Petrus 3,15 sagt: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“
Es ist nicht irgendeine Hoffnung in dir, sondern die Hoffnung, die in dir ist, ist Christus. Er ist die Hoffnung der Herrlichkeit in uns. Im besten Fall strahlt es aus, dass wir diese Hoffnung in Jesus haben und dass du mit ihm lebst.
Wenn er deine Freude ist, dann strahlt das aus. Wenn du auf ihn bezogen lebst, strahlt das aus. Wenn du aus seiner Liebe lebst und sie weitergibst, dann strahlt das aus. Ich glaube, dass dein Umfeld das dann auch merkt und vielleicht Fragen stellt. Dann kannst du erzählen, weil du gefragt wirst.
Sich im Gespräch leiten zu lassen wie Philippus in dieser Geschichte ist eine Möglichkeit, Zeugnis für Jesus zu sein. Aber ich möchte heute Morgen auch sagen: Es ist nicht die einzige.
In Apostelgeschichte 21,8, also weiter hinten, wird Philippus nämlich ausdrücklich als Evangelist bezeichnet. Ich glaube, jeder von uns ist berufen, als Evangelist zu wirken. Gleichzeitig ist es in den Gabenauflistungen auch eine Geistesgabe. Gott befähigt einige Menschen besonders damit.
Nicht jeder ist ein feuriger Prediger des Evangeliums wie Petrus. Nicht jeder ist der Evangelist mit den treffenden Worten wie Philippus. Es gibt nicht nur die eine Art, wie Gott uns gebrauchen kann. Er hat so viele Möglichkeiten, uns zum Zeugnis für ihn zu machen – auch durch unsere Liebe, Hilfsbereitschaft, das Schreiben von Karten, Gebet, für jemand da sein, Gastfreundlichkeit, Großzügigkeit, Interesse am anderen, Barmherzigkeit, Einladen, Dranbleiben, Nachfragen.
Lieben, lieben, lieben – all das ist so wichtig.
Aber ja, vielleicht ist diese Geschichte um Philippus ein guter Anlass für dich, dich in diesem Jahr mal in einem neuen Bereich herauszufordern und abseits deiner Komfortzone zu wachsen. Meine Erfahrung ist, dass Gott einen dabei nicht überfordert, sondern an die Hand nimmt. Er führt einen mehr und mehr in den neuen Bereich ein.
Wir können ihn auch ganz konkret darum bitten, zum Beispiel so: „Herr, führe du mich in Situationen, bereite du Gespräche vor, in denen ich für dich Zeugnis geben kann. Gib mir eine gute Vorlage und dann auch die richtigen Worte.“
Gott will uns gebrauchen, jeden einzelnen von uns. Aber – und das finde ich sehr entlastend – das Entscheidende tut er. Am Ende war es nicht Philippus, sondern Gottes Wirken.
Dieses Prinzip sehen wir immer wieder in der Apostelgeschichte. Petrus hält eine Predigt, aber es heißt: „Der Herr tat zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden“ (Apostelgeschichte 2,47). Paulus verkündigt in Philippi, aber es heißt: „Der Herr öffnete Lydia das Herz“ (Apostelgeschichte 16,14).
Das Entscheidende können wir nicht machen – das ist Gottes Wirken. Deswegen können wir mutig, aber auch entspannt über ihn reden, weil das Entscheidende nicht wir sind, sondern unser Gott.
Ich bete noch. Herr, ich danke dir so sehr für dieses Beispiel aus der Geschichte, dass du den Philippus geleitet und gebraucht hast, um dein Werkzeug zu sein.
Herr, du siehst, dass wir uns oft unqualifiziert vorkommen oder denken, wir können das nicht. Wir fragen uns, wie man das macht. Aber ich glaube, dass du viele Wege und Mittel hast, um durch uns zu wirken und uns zu gebrauchen.
Ich bete, dass wir offen sind für dein Leiten und dass wir mit dir Schritte gehen, auch in diesem Jahr. Dass wir so eng mit dir verbunden leben, dass wir immer wieder hören, was du für uns hast, wohin du uns leitest und wie du uns die Worte gibst oder wo du uns gebrauchen möchtest.
Ich bete um wache Herzen für uns alle und um Mut, auch mal Neues auszuprobieren, mit dir hineinzugehen und anderen von dem zu erzählen, wer du für uns bist.
Ich danke dir, dass du unsere Hoffnung und unsere Freude bist. Ich bete, dass das ausstrahlt und wir das in Wort und Tat weitergeben. Ich bete, dass du uns immer mehr hineinführst.
Danke, dass du mit uns bist in all dem. Ich bete um deinen Segen und dein Leiden in diesem Jahr. Amen.