Ja, guten Abend allerseits! Ich habe dem Volk schon gesagt, dass ich mich besser kenne als es mich kennt. Deshalb möchte ich gleich zu Beginn ein paar Sätze zu mir sagen.
An meiner Sprache hört ihr, dass ich kein Sachse bin – leider nur ein Hesse. Aber wenn ihr mich für diese paar Tage hier ertragt, ich kann nicht so schön sprechen wie ihr. Ich höre es sehr gerne, wenn ihr sächsisch sprecht. Ihr dürft ruhig voll und breit sächsisch reden, das ist kein Problem. Ja, ich höre das wirklich sehr gern.
Meine Frau ist auch keine Sächsin, sondern eine Österreicherin. Vielleicht kann man das hier vorne noch erkennen. Das ist Silvia. Wir sind jetzt 25 Jahre verheiratet. Sie kommt aus Kärnten, Österreich.
Es gab ja schon Leute, die Ehevorträge gehalten haben, obwohl sie selbst gar nicht verheiratet waren. Das finde ich ein bisschen fragwürdig. Aber ich denke, nach 25 Jahren habe ich mir das Recht verdient, auch über Ehe sprechen zu können.
Wir haben zwei Kinder: Benjamin, 22 Jahre alt, der ist so schüchtern wie der Papa, und Amelie, 19 Jahre alt, die ist so temperamentvoll wie die Mama.
Wir gehören zu einer Gemeinde in Hünfeld, das liegt im Landkreis Fulda. Aber dazu später mehr.
Persönlicher Hintergrund und Verbindung zur Gemeinschaft
Ich möchte zu Beginn sagen, dass ihr jemanden vor euch habt, der in einem echten Gemeinschaftshaus aufgewachsen ist. Mein Großvater hat 1909 eine landeskirchliche Gemeinschaft in der Nähe von Kassel gegründet. Meine Eltern hatten die Gemeinschaft im Haus, in unserem Wohnzimmer, und dort war auch der EC-Jugendbund.
Ich bin also in dieser Umgebung groß geworden. Viele Jahre war ich selbst EC-Jugendbundleiter und Gemeinschaftsprediger. Zwar kenne ich nicht den sächsischen Gemeinschaftsverband, aber den hessen-nassauischen, den Liebenzeller, den süddeutschen und im badischen den AB-Verein kenne ich recht gut. Heute gehören wir zu einer freien Gemeinde in Hünfeld.
Wenn ihr bei uns wärt, würdet ihr kaum einen Unterschied zu dem feststellen, wie ihr zusammenkommt oder eure Gemeinschaftsstunden haltet. Nun, ich nehme an, die Verbindung hierher ist über die zwei jungen Männer vorne gekommen, über Rolf Müller und Rainer Vogt. Die kenne ich auch schon eine Weile, ebenso wie noch einige andere hier im Raum.
Ich freue mich, dass ihr mich eingeladen habt und mir Vertrauen entgegengebracht habt. Ich hoffe, dass ich diesem Vertrauen in keiner Weise nicht gerecht werde oder es nicht erwidere.
Ihr seht schon, ich habe auch ein paar Bücher mitgebracht, ein bisschen Lesestoff für lange Winterabende. Nach jedem Vortrag stelle ich zwei, drei, vier oder fünf Bücher vor, die direkt zum Thema passen. Nie mehr als fünf, ihr braucht also keine Angst zu haben. Es geht nicht um Kommerz, ich verdiene daran überhaupt nichts.
Ich wäre nur dankbar, wenn ich irgendwann auch mal das Geld zurückbekäme, das ich in diese Bücher investiert habe. Dagegen hätte ich nichts. Ansonsten ist die Literaturarbeit ein großer Teil meines Dienstes geworden. Zwar halte ich heute Abend hier einen Vortrag und vielleicht auch noch morgen und übermorgen. Das ist auch eine gute Gelegenheit. Aber ein Buch liegt zwanzig, dreißig oder noch mehr Jahre und kann immer noch gelesen werden.
Die Vorträge werden übrigens auch aufgezeichnet, das macht Benjamin.
Die Bedeutung von gedruckter Literatur und Einführung ins Thema Ehe
Aber Lenin, wenn ich ihn gleich zu Beginn zitieren darf – ein großer Kontrast zu Luther –, hat einmal gesagt: „Ich will lieber eine kleine Broschüre schreiben, als auf zwanzig Massenveranstaltungen sprechen.“ Originalton Lenin.
Er wusste, wie wichtig es ist, wenn etwas gedruckt ist. Lenin ist schon lange tot, doch seine Bücher werden leider immer noch gelesen. Wir haben die Möglichkeit, gute, bibeltreue Literatur anzubieten.
Ich komme nun zum Thema des ersten Vortrags: Bausteine einer glücklichen Ehe. Wenn ihr eine Bibel oder ein Neues Testament mitgebracht habt, dürft ihr es gerne aufschlagen, wenn ihr wollt.
Der Epheserbrief, Kapitel 5 – das kann ja nicht anders sein, wenn man über Ehe spricht. Denn es gibt nichts Schöneres und nichts Größeres, was je über die Ehe gesagt wurde, als das, was wir hier in Epheser 5,21-33 lesen.
Natürlich kennt ihr das gut. Vielleicht wurde hierüber schon oft gepredigt, auch an dieser Stelle. Vielleicht haben manche das bei ihren Hochzeiten gehört. Lasst uns das neu aufnehmen. Es ist das Wichtigste, was heute Abend gesagt wird.
Grundlegende biblische Prinzipien für Ehe
Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi: Die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist. Er ist der Heiland des Leibes.
Wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen den Männern in allem unterordnen. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat. Er tat dies, um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort. So wollte er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellen, die keine Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen hat, sondern heilig und tadellos ist.
Ebenso sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst! Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch Christus die Gemeinde pflegt, denn wir sind Glieder seines Leibes.
Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde.
Dann fasst er das Gesagte zusammen und macht einen Strich darunter: „Jedenfalls auch ihr, jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst, die Frau aber, dass sie Ehrfurcht vor dem Mann habe.“
Die Realität und Herausforderung der Ehe
Der irische Dramatiker George Bernard Shaw hat einmal folgenden Satz gesagt: „Die Ehe gleicht einer belagerten Festung. Die, die draußen sind, wollen hinein, und die, die drinnen sind, wollen hinaus. Ist das nicht seltsam?“
Manchmal habe ich die Gelegenheit, vor jungen Leuten zu sprechen. Dann sage ich ihnen: „Ich weiß, hier sitzen viele, die nur einen großen Wunsch haben. Sie würden lieber heute als morgen heiraten, noch in diesem Jahr, wenn es ginge.“ Und dann sind sie zwei, drei, vier, fünf Jahre oder auch zehn Jahre verheiratet.
Und dann kann es sein, so wie Schorr hier sagt, dass man hinaus will. Man sucht nach Wegen, wie man wieder aus der Ehe entkommen kann.
Wo liegt der Grund dafür, dass so viele Ehen nicht wirklich glücklich sind? Nicht alle enden zum Glück in der Scheidung vor dem Scheidungsrichter, aber viele bleiben zusammen, halten es irgendwie miteinander aus. Glücklich ist die Ehe jedoch nicht wirklich.
Wo liegt der Grund dafür? Ich glaube, es gibt Dutzende Gründe, die kann ich gar nicht alle aufzählen, geschweige denn behandeln. Aber einen Hauptgrund sehe ich in folgendem: mangelnde Vorbereitung auf die Ehe.
Man bereitet sich nicht auf die Ehe vor. Man ist verliebt und denkt: „Wir werden alles besser machen als die Eltern und Großeltern. Das wird schon klappen bei uns. Das hält ein Leben lang.“ Und dann stolpert man mehr oder weniger in die Ehe hinein. Und dann kommen unter Umständen große Probleme.
Die Notwendigkeit der Vorbereitung auf die Ehe
Wisst ihr, das ist eigentlich für uns Deutsche untypisch. Wir gelten als sehr gründliche Menschen – und das sind wir auch. Wir bereiten uns zum Beispiel auf alles im Leben sehr gründlich vor. Wahrscheinlich haben wir alle acht, neun oder dreizehn Jahre Schulausbildung gehabt. Außerdem absolvieren wir drei, vier oder fünf Jahre Berufsausbildung.
Ich habe von einer Frau gehört, die sich elf Jahre lang auf ihre Führerscheinprüfung vorbereitet hat. Wir bereiten uns also auf alles im Leben gründlich vor. Nur wo gibt es Ehevorbereitung? Gibt es das an der Volkshochschule in Zwickau? Gibt es das in den landeskirchlichen Gemeinschaften und in den freien Gemeinden? Volkmar nickt. Also gut, freut mich, wenn ihr das macht. Ja, wunderbar.
Die beste Vorbereitung, die es gibt, ist die Heilige Schrift, die Bibel, das Wort Gottes – das Kursbuch zum Leben. In der Bibel sagt uns Gott, wie wir mit dem Leben zurechtkommen, auch in Ehe, Familie und Kindererziehung. Beruf, Sexualität, alles, was zu unserem Leben gehört – die Bibel gibt uns Anleitung.
Ich habe mal ein Elektrogerät gekauft und dann den Beipackzettel herausgenommen. Dort stand: „Um beste Ergebnisse mit diesem Gerät zu erzielen, halte man sich genau an die Anweisungen des Herstellers.“ Wie vernünftig! Der Hersteller – die klugen Ingenieure und Techniker – haben das Gerät gebaut, sie wissen genau, wie es funktioniert, und sie haben eine Anleitung gegeben.
Und hier ist die Anleitung auch, wie eine Ehe gelingen und glücklich sein kann.
Erster Baustein: Verlassen – der Beginn der Ehe
Wir gehen heute Abend nicht chronologisch am Text entlang, sondern ich bleibe ganz bei diesem Text und nenne den ersten Baustein. Er heißt tatsächlich „Verlassen“.
Paulus zitiert hier am Ende des Textes, den ich gelesen habe, aus dem Alten Testament, genauer aus 1. Mose 2,24. Dort steht: „Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“
Eine Ehe, die später funktionieren kann, muss mit dem tatsächlichen Verlassen von Vater und Mutter beginnen.
Ich möchte klarstellen, was ich meine und was ich nicht meine. Ich meine nicht ein Verlassen im Bösen, bei dem man die Tür zuknallt und sagt: „So, endlich bin ich hier raus und mit euch habe ich nichts mehr zu tun.“
Ich meine ein Verlassen in Dankbarkeit und Ehrerbietung. Die Eltern bleiben, solange sie leben oder solange wir leben, immer die Eltern. Wir sollten alles daransetzen, ein gutes Verhältnis zu ihnen zu pflegen. Also ein Verlassen in Dankbarkeit und Ehrerbietung, aber doch ein wirkliches Verlassen.
Ein Beispiel macht das deutlich: Ich kenne einen Mann, der eines Tages heiratete und sogar eine separate Wohnung mit seiner jungen Frau bezog. Doch weil seine Mutter in derselben Stadt lebte, ging er mittags immer zum Mittagessen zu seiner Mutter, während seine junge Frau allein zu Hause saß. Wahrscheinlich hat sie ihm in den ersten Wochen Dosenfutter vorgesetzt, oder sie hat noch manches auf dem Herd zubereitet – das kann sein. Trotzdem war das keine Rechtfertigung dafür, dass er zu seiner Mutter ging und seine Frau allein blieb.
Sie hatte eine Weile Geduld, dann sprach sie ihren Mann darauf an und sagte: „Mein lieber Ehemann, mit wem bist du eigentlich verheiratet – mit mir oder mit deiner Mutter? Überlege dir das gut.“
Er überlegte es sich, und von da an ging er mittags zu seiner Frau, während ich zu seiner Mutter ging und ihr erklärte, dass ihr Sohn richtig handelt. Es sei eine neue Keimzelle der Gesellschaft entstanden, und ihr Sohn gehöre jetzt zu seiner Frau.
Zum Glück gibt es hier nicht so viele ältere Mütter, denn die schauen mich immer ganz streng an, wenn ich das sage. Dann sage ich: „Ihr lieben Muttis, natürlich darf der Junge noch ab und zu bei euch essen, ja, ab und zu, aber doch nicht jeden Tag. Das geht nicht!“
Meine Mutter ist vor zwei Jahren im zarten Alter von 91 Jahren heimgegangen. Wenige Wochen zuvor habe ich das letzte Mal bei ihr gegessen. Sie hat immer noch so gut gekocht, auch mit über 91 Jahren, wie eh und je. Natürlich darf man noch bei der Mutter essen, aber eben nicht regelmäßig, nicht jeden Tag.
Es sei denn, die Frau ist krank oder ähnliches – nach Absprache ist das natürlich in Ordnung. Es geht gar nicht ums Essen. Es geht darum, dass zwei heiraten, dann etwas in der Ehe zu entscheiden ist und er zuerst zur Mutter läuft, um zu fragen, was sie dazu sagt. Dann kommt er zurück und wenn er ganz gescheit ist, sagt er das auch noch seiner Frau: „Du, meine Mutter meint, wir sollten das so machen.“
Glaubt ihr, dass sie dann sehr begeistert sein wird? Das Verlassen bedeutet, dass der Ehepartner die erste Ansprechperson für alle Dinge ist. Danach kann man hier oder da um Rat fragen, aber der erste Ansprechpartner ist der Ehepartner.
Das gilt auch dann, wenn das junge Ehepaar bei den Eltern oder Schwiegereltern im Haus wohnt. Das hat viele Vorteile, so war es früher ja immer, als drei oder vier Generationen unter einem Dach lebten. Das hat viele Vorteile gehabt, aber es müssen klare Absprachen getroffen werden.
Die Schwiegermutter kann nicht einfach in die Wohnung laufen, bis ins Schlafzimmer hinein. Das gibt große Probleme. Das muss alles abgesprochen werden, dann kann es wunderbar funktionieren und ein großer Segen für beide Seiten sein.
Also bitte: Es beginnt mit einem wirklichen Verlassen. Hier wird es vom Mann gesagt, aber natürlich muss auch die Frau verlassen. Das ist ja klar, beide müssen verlassen. Es wird hier vom Mann gesagt, weil Paulus es auf Christus und die Gemeinde anwendet. Darum ist hier nur der Mann erwähnt – nach meiner Erkenntnis.
Noch ein letzter Satz an die Eltern unter uns: Wenn eines Tages ein Mann Vater und Mutter verlassen soll – mit zwanzig, zweiundzwanzig, vierundzwanzig, egal wann – dann heißt das, er muss darauf vorbereitet werden. Und das nennt man Erziehung.
Das bedeutet Erziehung: Wir haben die Kinder grob zwanzig Jahre in unserem Einflussbereich und bereiten sie darauf vor, führen sie hin zur Selbständigkeit, damit sie eines Tages das Elternhaus verlassen können.
In dieser hochkomplexen Welt sollen sie alleine zurechtkommen. Darauf wollen wir hinarbeiten und sie loslassen. Ihr lieben Mütter, lasst sie los, auch eure Jüngsten, auch wenn es der jüngste Sohn ist.
Ich weiß genau, wovon ich spreche: Ich bin der Jüngste von fünf, aber meine Mutter hat uns wirklich alle losgelassen. Und dann hieß es: Weh, wenn sie losgelassen hat. Ja, so ungefähr.
Zweiter Baustein: Anhängen – die feste Verbindung in der Ehe
Zweiter Baustein: Anhängen – immer noch derselbe Vers.
„Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen.“ Ihr wisst wahrscheinlich alle, dass das Alte Testament, aus dem Paulus hier zitiert, ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben wurde. Ich bin kein großer Kenner des Hebräischen. Ich habe es einmal gelernt, aber das ist schon so lange her, dass ich es nur noch mit Mühe lesen kann.
Wenn hier „anhängen“ steht, dann heißt das im Hebräischen wörtlich „sie werden zusammengelötet werden“. Mann und Frau werden zusammengelötet. Wir würden heute sagen „zusammengeschweißt“, aber Schweißen ist eine moderne Erfindung, die es damals noch nicht gab. Zusammenlöten war damals die denkbar festeste Verbindung, die man sich im Altertum überhaupt vorstellen konnte. Wenn etwas zusammengelötet war, dann war das der Inbegriff von Festigkeit.
Das hält, das kann man nicht mehr auseinanderreißen. Es ist zusammengelötet – die denkbar festeste Verbindung, die man sich vor mehreren Tausend Jahren vorstellen konnte. Ihr Lieben, dieses Wort gebraucht Gott für die Ehe. So denkt Gott über eine Ehe.
Die Bibel sagt: „Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden.“ Und umgekehrt gilt auch: „Was Gott geschieden hat, das soll der Mensch nicht zusammenfügen.“ Aber jetzt bleiben wir erst einmal bei dem Satz: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ Deshalb ist Ehe eine lebenslange Treuebindung zwischen Mann und Frau – eine lebenslange Treuebindung.
Wisst ihr, was der Unterschied ist zwischen Ehe und Gefängnis? Aus einem Gefängnis kann man bei guter Führung wieder entlassen werden. Da muss ich immer einen Moment warten, bis das auch bei allen angekommen ist – nein, das war nur Spaß. Aber hier müsst ihr mal weiterdenken, was das sagen soll: Eine lebenslange Treuebindung zwischen Mann und Frau.
Darum hat der gute alte Shakespeare gesagt: „Besser gut gehängt als schlecht verheiratet.“ Er hat das begriffen. Ja, Ehe ist lebenslang. Da kann man gestraft werden, wie Luther sagt, mit einer bösen Frau. Ja, da kann man gestraft werden – oder mit einem bösen Mann. Also: Eine Ehe ist in Gottes Augen eine lebenslange Treuebindung.
Und das hat eine Konsequenz. Ganz ruhig bleiben, ich erkläre, was ich meine. Die Konsequenz heißt: Scheidung kommt nicht in Frage. Denn wenn Gott sagt: „Was er zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“, dann heißt das nicht: bis sie jemanden gefunden hat, der ihre Bedürfnisse scheinbar oder tatsächlich besser stillen kann. Oder bis er jemanden gefunden hat, der jünger, hübscher oder attraktiver ist als sie. Sondern lebenslang.
Und das kann fünfzig, sechzig oder siebzig Jahre bedeuten. Wir haben gerade gehört: Helmut und Loki Schmidt waren immerhin 68 Jahre verheiratet. Viele, die sie näher kannten, haben bezeugt, dass sie eine gute Ehe geführt haben. Immerhin können wir uns darüber freuen.
Meine Frau und ich hatten geheiratet, obwohl wir uns nicht wirklich kannten. Ich hatte sie ungefähr ein Dutzend Mal gesehen, vorher, wegen der großen Entfernung zwischen Kassel und Kärnten – tausend Kilometer dazwischen. Naja, jetzt sind wir verheiratet. Wir haben uns darauf gefreut, natürlich. Wir hatten fünf Jahre aufeinander gewartet, aus bestimmten Gründen. Jetzt waren wir verheiratet.
Ehe bedeutet zusammenleben – Tag und Nacht, rund um die Uhr, auf engem Raum. Da werden auch die Schwachstellen des anderen offenbar. Plötzlich tritt ein Mensch hervor mit Ecken und Kanten, ein Egoist, der haben will, der Forderungen stellt, der Bedürfnisse gestillt haben möchte usw. Und die erste Ehe war für uns das Schwierigste von allen. Wir sind gleich richtig steil gestartet.
Das ist ja klar, denn wir kannten uns nicht wirklich. Und dann gab es einige Reibungsflächen. Die Rädchen liefen einfach nicht richtig ineinander. Mann und Frau sind so unglaublich verschieden. Darüber wollen wir morgen Abend nachdenken.
Unverheiratete ahnen das gar nicht, wie verschieden Mann und Frau sind. Das wird erst in der Ehe richtig offenbar. Und so war es auch bei uns. Meine Frau war gar nicht glücklich, das muss ich euch ehrlich sagen, und ich auch nicht. Ich hatte mir das so nicht vorgestellt.
Dann hat sie mal davon gesprochen, dass sie nach Kärnten ihre Mutter besuchen wollte. Ich sagte: „Silvia, du darfst gerne deine Mama besuchen, aber lass uns vorher einen langen Spaziergang machen.“ Wir lebten damals in Karlsruhe am Rhein. Dort war ich Prediger einer landeskirchlichen Gemeinschaft. Wir sind im Schlossgarten mehrere Stunden spazieren gegangen.
Ich sagte zu ihr: „Weißt du, wir haben vor Gott und Menschen versprochen, dass wir einander treu bleiben wollen. Wir haben Anfangsschwierigkeiten, es läuft noch nicht rund. Weißt du was? Lass uns auf die Knie gehen. Lasst uns Gott um Hilfe bitten. Lasst uns nicht zu stolz sein, auch Menschen um Hilfe zu bitten, wenn es nötig sein sollte. Aber lasst uns an unserer Ehe arbeiten!“
Ich sagte damals: „Das Wort Scheidung löschen wir von unserer Festplatte! Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir denken nicht daran, wir reden nicht leichtfertig davon, wir drohen nicht damit. Es kommt nicht in Frage.“ Und ich habe einen anderen Satz geprägt: „Für uns gibt es nur die Flucht nach vorne – nach vorne, nicht zurück.“
Wir wollen an unserer Ehe arbeiten. Sie wird bald besser und schöner werden. Und genau so war es. Wenn wir heute Hochzeitstag haben – ich meine nicht heute, sondern wenn wir im Sommer wieder unseren Hochzeitstag feiern – dann hoffe ich, dass wir auf ein Jahr zurückblicken können, das schöner war als die Jahre zuvor. Denn wir sind inzwischen in unserer Ehebeziehung gewachsen.
Ich kann ehrlich und aufrichtig vor euch bezeugen, dass ich meine Frau heute viel mehr liebe als am Tag unserer Hochzeit. In einer ganz anderen Art und Weise. Am Tag unserer Hochzeit war ich verliebt bis über beide Ohren. Den Unterschied müssen wir gleich noch klären.
Dritter Baustein: Ein Fleisch werden – das Zusammenwachsen in der Ehe
Kommen wir zu einem dritten Stichwort: Baustein "Ein Fleisch werden". Im Hebräischen ist das ein Wort, im Deutschen sind es drei: Ein Fleisch werden.
Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Ein Fleisch werden meint nicht nur den körperlichen Bereich. Dieser ist ja sehr bald nach der Hochzeit vollzogen.
Ich wiederhole: Das geschieht nicht nur durch das körperliche Zusammenkommen von Mann und Frau, sondern hier ist ein Zusammenwachsen nach Geist, Seele und Leib gemeint. Und das ist ein jahre- und jahrzehntelanger Prozess.
Es ist nicht so, dass zwei Menschen, die erst sechs Wochen verheiratet sind, im vollen Sinn ein Fleisch geworden sind. Das kann nicht sein. Es dauert viele, viele Jahre und Jahrzehnte.
Man lernt den anderen immer besser kennen. Man weiß, wie er denkt, wie er fühlt, wie er empfindet, was er mag, was er nicht mag, was ihm wehtut und was ihn verletzt. Man kann immer besser aufeinander eingehen und so ein Fleisch werden.
Man sagt sogar, wenn zwei sich oft verliebt in die Augen schauen, über Jahre und Jahrzehnte, dass sie sich manchmal sogar immer ähnlicher werden – bis in die Gesichtszüge, bis in die Physiognomie.
Ich bin ein bisschen skeptisch gegenüber dieser Aussage, seitdem ich gehört habe, dass manche Hundebesitzer von sich und ihrem Hund dasselbe sagen. Und manchem Boxerbesitzer würde ich das auch sofort abnehmen, aber das nur nebenbei.
Vierter Baustein: Lieben – die grösste Herausforderung in der Ehe
Wir kommen zum Hauptpunkt des Abends, zum entscheidenden Baustein, und der heißt natürlich lieben. Wir haben es eben gelesen: Ihr Männer, liebt eure Frauen, so wie Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat.
Das ist die größte Herausforderung, die man sich vorstellen kann. Wenn Paulus geschrieben hätte: „Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie sie euch lieben“, wäre das für die meisten von uns schon eine große Herausforderung gewesen – für mich auf jeden Fall.
Ich habe beobachtet, dass Frauen sich leichter tun zu lieben. Frauen lieben ihre Männer, sie lieben ihre Kinder, und sie sind überdurchschnittlich häufig in Pflegeberufen tätig. Frauen sind personenorientierter, während wir Männer oft sehr stark sachorientiert sind. Diese Personenorientierung hilft ihnen, sich oft leichter zu tun, zu lieben. Natürlich gilt das nicht für jede Frau, das kann man nicht verallgemeinern, aber ich spreche hier von der Tendenz. Insgesamt habe ich beobachtet, dass Frauen sich leichter tun zu lieben als wir Männer.
In kritischen Stunden habe ich mich sogar schon gefragt, ob wir Männer überhaupt lieben können. Wir sagen zu einer Frau: „Ich liebe dich“, aber oft meinen wir nur den Körper und nicht die Person, die in dem Körper ist. Da muss man sich ehrlich fragen, ob man mit Fug und Recht zu seinem Ehepartner sagen kann: „Ich liebe dich!“
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Also nicht so, wie eure Frauen euch lieben, sondern so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Und wir wissen, wie er die Gemeinde geliebt hat: Er hat sein Leben und sein Blut gegeben für die Gemeinde. Er hat das Äußerste gegeben, er konnte nicht mehr geben, und das hat er am Kreuz getan. Er hat seine Liebe völlig bewiesen, und so sollen wir unsere Frauen lieben.
Jede Frau auf der Welt weiß, dass das kein Mann vollständig schaffen kann. Aber jede Frau ist auch glücklich, wenn sie nur ein wenig von dieser Gesinnung sieht, wenn sie merkt, dass ihr Mann wirklich lieben will, dass er bereit ist, seinen Egoismus zurückzustellen, sein Habenwollen und sein Bedientwerdenwollen. Und wenn er bereit ist, für seine Frau zu sterben.
Wir werden selten Gelegenheit haben, wirklich unser Leben für unsere Ehefrau zu geben. Physisch für sie einzuspringen in einer Gefahr wird es selten geben. Aber im Alltag, lieber Ehemann, hast du jeden Tag Gelegenheit, für deine Frau zu sterben – hier oder da, deinem Egoismus zu sterben, deiner Ichsucht, deiner Ichumkreisung. Natürlich dürfen auch die Frauen ihren Egoismus sterben und ihre Männer lieben.
Hier schreibt Paulus an die Adresse der Frauen, in einem anderen Brief der Bibel schreibt er an die Männer, dass sie lieben sollen. In anderen Briefen, zum Beispiel bei Titus, schreibt er an die Frauen, nämlich dass ältere Frauen jüngere Frauen lehren sollen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, häuslich zu sein usw. (Titus 2,4-5).
Das ist also wirklich eine große Herausforderung. Viele Männer haben vor der Hochzeit zu ihren Angebeteten gesagt: „Ach, wenn wir mal verheiratet sind, dann hole ich dir die Sterne vom Himmel.“ Doch zwei Jahre später holen sie nicht einmal mehr das Mineralwasser aus dem Keller. Meint ihr, das ist Liebe? Oder nur warme Luft?
Manche Männer haben gesagt: „Ich werde dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.“ Nach der Hochzeit stellen die Frauen fest, dass sie einen Analphabeten geheiratet haben, der scheinbar gar nicht lesen kann.
Der Apostel Johannes sagt: „Lasst uns nicht lieben mit Worten oder mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Das Problem ist, dass wir fast automatisch Liebe mit Verliebtsein verwechseln. Zwei Menschen gefallen sich, sind verliebt bis über beide Ohren – das sieht man.
Verliebtsein ist etwas Schönes, das ist in Ordnung. Es kommt über einen wie ein Naturereignis, wie ein Regenschauer im Mai. Man sieht einen Menschen oder hört seine Stimme und ist verliebt. Gott hat uns so gemacht, wir können uns verlieben.
Fachleute sagen, dass im Zustand des Verliebtseins Hormone ausgeschüttet werden, die uns wie auf einer kleinen Droge wirken lassen. Der Himmel ist rosarot, es hängt voll Geigen, das Leben ist leicht, man schwebt dahin. Aber das hält maximal zwei Jahre, in den meisten Fällen viel kürzer – zwei Monate, zwei Wochen, zwei Tage. Dann ist es vorbei, und man trennt sich wieder und wendet sich dem nächsten Partner oder der nächsten Partnerin zu.
Man spricht heute von einer sukzessiven Vielehe, das heißt eine Vielehe nicht wie früher, wo ein Mann gleichzeitig drei, vier oder fünf Frauen hatte, sondern heute nacheinander, in Lebensabschnittspartnerschaften, wie ihr wisst.
Da hat man nicht verstanden: Liebe ist viel mehr als Verliebtsein. Verliebtsein kommt und geht. Liebe ist die höchste Form persönlicher Wertschätzung.
Man kann schwer definieren, was Liebe ist. Wenn ihr eine bessere Definition habt, dürft ihr sie mir gerne mitteilen, ich nehme sie gerne auf. Liebe ist die höchste Form persönlicher Wertschätzung. Wenn ich jemanden liebe, möchte ich das Allerbeste für ihn, ich möchte allen Schaden von ihm fernhalten. Ich liebe ihn eben. Unter Umständen wäre ich bereit, selbst zurückzutreten, Opfer zu bringen, damit es ihm gut geht.
„Lieben heißt, die wahren Bedürfnisse des Anderen erforschen und stillen suchen“, hat jemand gesagt. Über diese wahren Bedürfnisse wollen wir morgen Abend auch mehr nachdenken. Wir sprechen über Wesen und Bedürfnisse von Mann und Frau – also die wahren Bedürfnisse erforschen und stillen suchen.
Oder jemand sagte: „Liebe ist nicht nur Gefühl, sondern der Entschluss, das Beste des Anderen zu suchen.“ Ja, das kommt der Sache schon viel näher als Verliebtsein.
Ein Freund von mir, der schon im Himmel ist, war Mitbegründer der Konferenz für Gemeindegründung, in der ich heute mitarbeite. Sein Name war Ernst Meyer. Er hat einmal in einem Studienheft über Ehe zehn Kennzeichen echter Liebe genannt, die ich euch gerne vorstellen möchte.
Er schreibt: Echte Liebe ist aufopfernd. Die Liebe Gottes war nicht nur platonisch – er hat seinen Sohn wirklich geopfert am Kreuz von Golgatha.
Echte Liebe erzeugt Respekt und Achtung vor der anderen Person. Respekt und Achtung.
Echte Liebe ist nicht nur körperliche Anziehung, das nennt man Erotik. Das gehört auch dazu, körperliche Anziehung, ja, natürlich. Aber nicht nur.
Echte Liebe wächst auch ohne ständige körperliche Berührung. Zwei Jungverliebte müssen oft dauernd Händchen halten, sich berühren – das ist oft eine ganz seelische Art von Liebe.
Echte Liebe versucht, eine Beziehung zum anderen aufzubauen. Eine echte Beziehung, eine Ich-Du-Beziehung, nannte das Martin Buber, der jüdische Religionsphilosoph.
Echte Liebe übernimmt Verantwortung für die andere Person – nicht nur Lust, sondern auch Last. Wenn es Lasten zu tragen gibt, wenn man sich Treue verspricht – was ist, wenn einer der beiden krank wird, durch einen Unfall im Rollstuhl sitzt oder noch Schlimmeres erlebt, schwer krank wird oder Pflegefall wird?
Habt ihr von Robertson McQuilkin gehört? Er war ein Ethiklehrer, Professor, der Ethik unterrichtete. Seine Frau bekam Alzheimer. Er hat sie nicht ins Pflegeheim abgeschoben, um weiter seine Professur leben zu können, sondern er hat sich beurlauben lassen und sie viele Jahre gepflegt. Ich glaube, sie ist inzwischen heimgegangen. Hochachtung! Große Hochachtung vor diesem Mann!
Echte Liebe kann warten. Jakob diente sieben Jahre um Rahel. Echte Liebe kann warten, sie will nicht sofort.
Echte Liebe ist eine Verpflichtung, eine Bindung fürs ganze Leben, eine lebenslange Treuebindung, wie wir vorhin gesagt haben.
Echte Liebe ist auch eine geistliche Gemeinschaft. Da kann man zusammen beten, da ist der Herr in der Mitte, Jesus Christus in der Mitte der Ehe. Eine geistliche Gemeinschaft, in der man in Krisenzeiten zusammen beten kann.
Echte Liebe ist ein Abbild der Liebe Christi. Das wäre das Höchste, was man über eheliche Liebe sagen kann: Wenn man den Mann sehen würde und sagen könnte: „Schau mal, wie der seine Frau liebt, er erinnert mich an Christus, wie er die Gemeinde liebt.“ Und wenn man die Frau sieht, die ihren Mann ehrt, achtet und sich ihm unterstellt, erinnert sie an die Gemeinde, die sich dem Christus unterordnet.
Das wäre das Schönste, was man über eine Ehe sagen könnte: echte Liebe.
Als ich vor einigen Jahren meine Ehe Revue passieren ließ und in der Stille darüber nachdachte, musste ich auch bekennen, dass ich meine Frau längst nicht immer so geliebt und behandelt hatte. Ich habe Buße getan vor dem Herrn und mir Gebetsanliegen für die Ehe aufgeschrieben, die ich seitdem immer wieder vor Gott bringe.
Es ist nicht verboten, das ähnlich zu machen. Ihr dürft gerne eine Anregung nehmen.
Schenke uns bitte liebevolles Reden und Umgehen miteinander. Damit beginnt es: liebevoll miteinander reden und umgehen, nicht wie auf dem Kasernenhof.
Lass mich Wertschätzung, Anerkennung, Lob und Ermutigung ausdrücken. Ja, das ist unsere Aufgabe als Männer: unsere Frauen wertschätzen, anerkennen, loben und ermutigen. Sie werden in der Bibel das schwächere Gefäß genannt.
Bewahre mich bitte vor unnötiger Kritik. Wenn dann, dann natürlich in Liebe. Man muss auch mal etwas ansprechen, aber in Liebe.
Lass mich in Zeiten der Krankheit und Schwachheit besonders beistehen und ermutigen. Lass mich geistregiert leben in Ehe und Familie – geistregiert, nicht Versammlungsengel und Haustyrann zuhause, nicht brüllen, schlagen oder ähnliches. Geistregiert leben in Ehe und Familie.
Herr, hilf mir, meine Frau so zu lieben, wie du deine Gemeinde geliebt hast.
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Verheiratete, ist das euer Wunsch? Möchtet ihr gerne in der Ehebeziehung wachsen? Dann betet füreinander. Analog können die Frauen genauso für ihre Männer beten. Natürlich, betet für eure Ehen.
Das machen meine Frau und ich auch immer zusammen. Immer wieder beten wir zusammen für unsere Ehe, mindestens einmal in der Woche.
Ein Inder sagte einmal zu einem Europäer – das ist jetzt ein bisschen pauschal, aber so war es eben, ein Zitat: „Ihr Europäer heiratet das Mädchen, das ihr liebt, aber wir Inder lieben die Frau, die wir geheiratet haben.“ Auch nicht schlecht, oder?
Ich möchte an dieser Stelle mal ganz unbescheiden sein. Ich möchte beides für mich in Anspruch nehmen: Ich habe das Mädchen geheiratet, in das ich verliebt war, aber ich möchte auch nach 25 Jahren – und wenn Gott es schenkt, auch nach 30, 40 oder 50 Jahren – immer noch die Frau lieben, die ich einmal geheiratet habe.
Denn Liebe ist nicht nur ein Gefühl. Das Gefühl kann schwinden. Es kann auch etwas in der Ehe vorfallen, da fallen ruppige Worte, man verletzt einander, und das Gefühl des Verliebtseins ist über alle Berge.
Aber man kann sich neu entscheiden, den anderen zu lieben.
Ich will euch keine Religion und keine Moral predigen, aber woher kommt die Kraft zu lieben?
Ihr sagt jetzt vielleicht: „Ja, ich glaube dir, dass du deine Frau liebst, aber du müsstest mal mit meiner verheiratet sein, dann würdest du sehen, was du machen würdest.“ Das mag sein, aber woher kommt die Kraft zu lieben?
Schaut, der Anfang von Kapitel 5 beginnt so: „Seid nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder.“ Als die geliebten Kinder, nicht als solche, die es werden wollen, indem sie sich bemühen, gute Eheleute zu sein. Nein, als die geliebten Kinder.
Wir sind mit ewiger Liebe von Gott geliebt, und seine Liebe ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist. Deswegen heißt es in Kapitel 5, Vers 18, unmittelbar vor dem Text über die Ehe, „werdet voll Geistes“.
Wenn der Herr unser Leben regiert und der Geist Gottes unser Leben ausfüllt, dann können wir lieben.
Schaut mal, und das ist etwas ganz Wichtiges: Sind noch alle wach? Guckt mal nach rechts und links. Nein, ich sehe es von hier vorne, sind alle wach? Also nehmt das bitte auf:
Liebe ist in der Bibel immer willentliche Liebe. Ich weiß nicht, wie das in die Christenheit geraten ist. Irgendeiner hat das mal weitergegeben und alle haben ihm nachgeplappert: Liebe ist selbstlose Agape, Gottesliebe. Das stimmt auch, aber nicht durchgängig.
Hier, wo es heißt, du sollst deine Frau so lieben wie dich selbst, da steht auch Agape. Kann man sich mit selbstloser Liebe selbst lieben? Merkt ihr, da geht es nicht auf.
Aber immer, wo Liebe steht, ist es willentliche Liebe.
Der Herr erwartet von uns, dass wir unsere Geschwister lieben, dass wir alle Menschen lieben, ja sogar unsere Feinde.
Meint ihr, da kommt ein Gefühl über uns, wenn jemand in der Gefängniszelle gehalten wird und von jemandem misshandelt wird? Meint ihr, da kommt ein Gefühl der Liebe auf gegenüber dem Peiniger? Da kann man Aggression empfinden bis zum Gehtnichtmehr.
Und trotzdem kann man sich entscheiden: Diesen Menschen will ich lieben.
Ich will nicht behaupten, dass ich das könnte, was ich eben beschrieben habe in der Zelle, meinen Peiniger so zu lieben.
Aber jetzt bleiben wir mal bei unserer Ehe, bei unserem Ehepartner. Wir können uns immer wieder neu entscheiden, auch nach 15 Jahren Ehe, auch wenn mal etwas vorgefallen ist.
Ich sage es nicht leichtfertig: Selbst wenn einmal Untreue passiert sein sollte – hoffentlich nicht – wäre es möglich, den anderen wieder zu lieben, mit willentlicher Liebe.
Fünfter und sechster Baustein: Nähren und Pflegen – Investition in die Ehe
Fünfter Baustein, und den sechsten nehme ich zusammen, danach schließen wir gleich. Diese beiden gehören inhaltlich zusammen, deshalb fasse ich sie zusammen. Ihr merkt, was ich mache: Ich gehe am Text entlang und nehme die Verben, die Tätigkeitsworte, heraus. Die sagen doch am meisten aus, ja, die Verben.
Hier heißt es: nähren und pflegen. Nähren bedeutet, dass wir Männer unsere Familien ernähren. Das ist unsere Aufgabe, solange wir gesund sind und einen Arbeitsplatz haben. Eine Frau kann mithelfen, es kann auch mal sein, dass die Frau das Geld verdient und der Mann zu Hause ist – keine Angst, das kann auch sein. Aber grundsätzlich ist es unsere Aufgabe.
Nähren meint aber auch, nähren mit liebevoller Kommunikation. Darüber wollen wir am Samstag noch nachdenken. Denn daran steht und fällt alles in einer Ehe – wie die Kommunikation der beiden läuft. Nähren mit Worten.
Und nun kommt das Pflegen. Wie man ein Auto pflegt, das wissen wir Männer, das braucht uns keiner zu erklären. Motorrad, Motorjacht und was ihr alles habt – ja, das wissen wir, wie man das pflegt. Aber wie pflegt man seine Frau? Wie pflegt man seine Frau?
Pflegen heißt investieren. In eine Ehebeziehung muss investiert werden. Das ist kein Selbstläufer. Da muss investiert werden: Zeit, Zweisamkeit, Zuwendung – die drei großen Z.
Und wisst ihr, da machen wir Männer vielleicht manchmal einen ganz gravierenden Denkfehler. Und der lautet ungefähr so – manchmal machen den auch Frauen, aber jetzt bleibe ich mal bei uns: Dann haben wir geheiratet, und wir denken, jetzt läuft uns unsere Frau nicht mehr weg. Jetzt können wir uns den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden – dem Beruf, der Gemeinschaftsarbeit, den Hobbys.
Ihr Lieben, das wird nicht funktionieren. In eine Ehebeziehung muss investiert werden. Es gibt einen Feind jeder Beziehung, und er heißt Routine. Routine. Und in einem Eheleben kann alles zur Routine werden – alles.
Und was passiert dann, wenn die beiden nicht investieren? Also nicht falsch verstehen: Beide sollen investieren, ja. Aber in erster Linie in Vorleistung sollten immer wir Männer gehen.
Wisst ihr, wie viele Männer mit mir diskutiert haben und gesagt haben: „Hier, ich bin der Mann, und wenn meine Frau mir untertan ist und das macht, was ich sage, dann werde ich sie auch lieben.“ Ja, ihr lieben Männer, so wird es nicht funktionieren. So hat es noch nie funktioniert, und so wird es auch in deiner Ehe nicht funktionieren. Es ist nicht biblisch.
Paulus sagt an die Adresse von uns Männern: Wir sollen lieben, nähren, pflegen, investieren. Und ich sage dir was: Das wird alles zu dir zurückkommen. Verlass dich darauf. Eine Frau ist wie eine Blume: Wenn sie beschienen wird, dann geht sie auf, dann blüht sie auf.
Das wird alles zu dir zurückkommen. Aber wenn du forderst, dann wird es nicht klappen. Es wird schlimmer werden. Und darum: investieren!
Ich gebe euch zwei Beispiele noch. Meine Frau und ich, wir haben zu Hause so eine kleine Holzschachtel, eine Holzbox. Da liegen Zettelchen drin, die wir geschrieben haben. Ich habe zehn Zettel geschrieben, auf denen ich irgendeine Kleinigkeit notiert habe, mit der ich ihr im Ehealltag eine Freude machen möchte. Und sie hat zehn Zettel geschrieben, mit denen sie mir Freude machen möchte.
Montags ziehen wir immer wieder so einen Zettel. Da hatte ich zum Beispiel einen Zettel geschrieben, etwas leichtfertig: „Wenn ich wieder mal irgendwo auswärts bin, dann schreibe ich dir von dort einen Liebesbrief.“ Nach 19 Jahren Ehe war das damals.
Ja, dann saß ich oben in Lübeck an der Ostsee den ganzen Vormittag lang. Es ist nicht mehr so ganz flüssig aus meiner Feder geflossen, aber ich habe nicht aufgegeben. Ich habe einen langen Liebesbrief geschrieben.
Und jetzt hört mal, ihr lieben Männer, wie die Frauen sind: Meine Frau hat den Brief bekommen, sie hat ihn nicht nur einmal gelesen, nicht zweimal, nicht dreimal. Sie hat ihn in ihre Bibel gelegt, damit sie ihn immer wieder hervornehmen und lesen kann, was ich da für liebe Worte geschrieben habe.
Bei Frauen, ihr lieben Männer, geht ganz, ganz viel über Worte, ganz viel. Bei uns Männern geht viel über die Sinnesorgane, über die Augen. Bei Frauen geht es mehr über die Ohren.
Du musst lernen, liebevolle Worte zu machen – nicht, um da irgendwie ein Charmeur zu werden oder so ein Frauenflüsterer. Ja, das meine ich nicht. Sondern du sollst jemand werden, der seine Frau mit liebevollen Worten sättigen kann.
Jetzt wird es Zeit, dass ich mal etwas zwischensage: Ihr Lieben, wenn ich so irgendwas sage, immer schön zu mir schauen, nicht den Ehepartner anschauen und sagen: „Hast du gehört?“ Bitte keine Ellenbogenstöße, keinen Finger heben. Immer schön zu mir schauen, auch wenn ihr vielleicht mal meint: „Oh, hat das mein Ehepartner jetzt auch richtig gehört?“ Immer schön zu mir hier schauen.
Ich freue mich ja, dass so viele mutige Männer auch gekommen sind. Denn beim Ehevortrag sagen die Männer oft zu ihren Frauen: „Frau, da gehst du mal hin.“ Ja, aber hier sind mutige Männer, muss ich schon sagen.
In einer Ehebeziehung muss investiert werden. Also zum Beispiel: Schreib deiner Frau etwas Liebes auf.
Ich war in Württemberg zum Dienst, komme zum ersten Mal ins Badezimmer bei der Familie und traue meinen Augen nicht. Da hat der Mann den ganzen Badezimmerspiegel vollgemalt mit Window Colors, ein schönes Bild hingemalt für seine Frau und liebe Worte an den Badezimmerspiegel geschrieben.
Ich stand erst mal eine Weile da, ich habe erst mal gestaunt. Also nicht, dass ihr meint, das hätte der gemacht, um mich zu beeindrucken. Das war da schon eine Weile, das konnte man sehen, das war schon mindestens zwei Wochen alt.
Nun, aber so etwas finde ich gewaltig. Ich bin da sehr phantasiearm, bin ein ganz unkreativer Mensch, ja. Aber hier sind doch kreative Leute. Lasst euch was einfallen, macht euren Ehepartner mit solchen Dingen Freude.
Noch ein Beispiel: Ich habe meiner Frau einen Museumsbesuch auf den Zettel geschrieben. Sie ist Lehrerin von Beruf, hat früher auch Kunst unterrichtet und liebt es sehr, Museen anzuschauen. Ich kann ehrlich gesagt darauf verzichten.
Als sie den Zettel gezogen hat, da wusste sie, da habe ich jetzt nicht etwas draufgeschrieben, mit dem ich mich noch heimlich beschenken will. Ja, das war ganz alleine für sie.
Und ich dachte schon: „Oh, was wird das geben?“ Es war ein wunderbarer Nachmittag, es war gar nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte im Museum. Ja, da weiß meine Frau, das war ganz für sie.
Noch ein letztes Beispiel dazu: Eine Gemeinde ruft an und sagt: „Wilfried, du wolltest ja nächsten Monat kommen, du brauchst nicht kommen, wir wollen bauen.“ Zwei Jahre später: „Ja, kein Problem“, sage ich. Ich hatte da noch eine Gemeinde, für die ich keinen Termin hatte. Ich hatte schon den Hörer in der Hand, wollte sie anrufen, und dann schoss es durch meinen Kopf: Stopp, aufgelegt!
Dieses Wochenende, das jetzt so plötzlich frei geworden ist, das kriegt meine Frau. Ich habe ihr gesagt: „Silvia, nichts planen, freihalten, Köfferchen packen.“
Als es so weit war, habe ich alles arrangiert, die Kinder waren versorgt, alles organisiert. Es war ein wunderschönes Wochenende. Muss nicht in einem teuren Hotel sein, können wir uns auch nicht leisten. Ja, darf auch mal etwas kosten, aber muss nicht unbedingt ein teures Hotel sein.
Manchmal haben Leute irgendwo ein Haus, die sind verreist, und das steht leer, und man kann da hin. Aber mal raus. Ich bin oft unterwegs, meine Frau ist meistens daheim, und für sie ist es schön, mal rauszukommen.
Meine Frau ist sowas von bescheiden, das könnt ihr mir gar nicht glauben. Sie ist schon zufrieden, wenn wir nur mal zwei Stunden spazieren gehen in der Rhön, im Wald oder im Vogelsberg. Das liegt bei uns vor der Tür, rechts oder links. Da ist sie schon zufrieden, nur mal spazieren gehen. Sie will gar nicht in ein tolles Wellnesshotel.
Die Liebe kommt oft unbemerkt, aber man spürt deutlich, wenn sie geht. Und wenn in deiner Ehebeziehung das so aussieht, dann hast du nicht genug investiert. Dann habt ihr beide nicht genug investiert. Investiert!
Neu in eure Ehe: Der Ehepartner ist der wichtigste Mensch, den wir auf dieser Erde haben. Und wir wollen nicht, dass unsere Ehe nur so mit Ach und Krach zusammenhält. Wir wollen eine schöne und glückliche Ehe, eine Ehe, die auch ein Vorbild sein kann für unsere Kinder und für andere Menschen um uns herum.
Ihr wisst, wie viele Ehen zerbrechen. Und wenn eine Ehe zerbrochen ist – das habe ich vorhin vergessen zu erwähnen, als wir über Scheidung gesprochen haben – ich weiß natürlich, dass Ehen zerbrechen können, auch bei Christen.
Wenn eine Ehe zerbrochen ist, auch dafür gibt es Vergebung, natürlich. Aber ich rede zu den Verheirateten oder zu denen, die noch heiraten werden: Bitte setzt alles daran, dass die Ehe nicht zerbricht.
Siebter Baustein: Unterordnung und Führung in der Ehe
Siebter und letzter Baustein – noch ganz kurz: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. Die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn.
Jetzt werde ich ein paar Sätze sagen müssen, bei denen vielleicht nicht alle mit mir einverstanden sind. Schaut, hier ist nicht von einem partnerschaftlichen Ehemodell die Rede. Das muss ich euch leider durchstreichen, wenn ihr daran weiter festhalten wollt. Ihr müsst eure Ehe natürlich selbst leben. Aber das ist nur die Überschrift: „Ordnet euch einander unter“. Das heißt nicht: Aha, die Frau dem Mann und der Mann der Frau. Das ist Unsinn und kann hier nicht gemeint sein.
Vielmehr ist die Überschrift „Ordnet euch einander unter“. Die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn – er macht eine Überschrift und baut dann eine Struktur auf. Die Kinder den Eltern schreibt er in Kapitel 6, Verse 1 bis 4, und dann die Sklaven den Herren. Er baut eine Struktur auf, das ist die Überschrift „ordnet euch einander unter“. Aber das bezieht sich nicht auf die Ehe.
Vielmehr soll der Mann Haupt sein in Ehe und Familie. Das heißt nicht der Familienpascha, der sich die Fernbedienung und das Flaschenbier bringen lässt, sondern ein dienender Leiter seiner Familie. Ein Mann, der seine Familie liebt, versorgt, schützt, in die Beziehungen investiert und vorangeht. Das möchte ich gerne sein als Ehemann und Vater. Und dann wird sich eine Frau auch gerne unterstellen.
Meine Frau hat mir immer wieder gesagt: „Wilfried, ich möchte das doch, ich suche doch die Geborgenheit.“ Weißt du, wenn du selbst führst, wirst du als Frau keine Geborgenheit erleben können. Dein Mann mag bei dir Geborgenheit finden, aber du nicht bei ihm. Frauen sind darauf angelegt, bei ihrem Mann Schutz, Geborgenheit und Führung zu suchen.
Und wir Männer wollen auch lernen, Haupt zu sein – also zu führen, im guten Sinn zu führen, voranzugehen und auch Entscheidungen zu treffen, wenn wir etwas zu entscheiden haben. Meine Frau sagt mir selbstverständlich, wie sie denkt. Und wenn sie es nicht von alleine tut, frage ich sie, wie sie denkt. Dann sagt sie oft: „So, jetzt weißt du, wie ich denke, und jetzt werde ich für dich beten, dass du die richtige Entscheidung triffst.“
Nicht bei den Dingen, bei denen wir sowieso einer Meinung sind – da gibt es kein Problem. Aber es gibt auch mal Dinge, bei denen Eltern unterschiedlich denken. Wenn unsere Kinder zum Beispiel in ein Landschulheim mussten, war das immer eine heikle Angelegenheit. Da waren wir manchmal nicht einer Meinung.
Oder bei Umzügen – ich kann euch sagen, wir sind etliche Male umgezogen in den letzten 25 Jahren. Habe ich jedes Mal die verantwortliche Entscheidung vor Ort getroffen? Nicht einfach so meiner Frau gesagt: „So, pack die Koffer, wir ziehen in drei Wochen um.“ Nein, ich habe sie darauf vorbereitet und ihr alles erklärt. Und jedes Mal ist es ihr auch hinterher immer schwerer gefallen als mir. Aber hinterher hat sie immer erkannt, dass es richtig war, dass wir umgezogen sind. Dafür bin ich sehr dankbar, und sie ist immer mitgezogen.
Das heißt: Von Sarah, Abrahams Frau, heißt es, dass sie mitgezogen ist. Die Frau darf sich beim Mann bergen, aber der Mann muss auch bereit sein, zu führen.
Noch eine letzte Bemerkung, dann schließe ich meine Bibel, und es kommt nur noch ein Schlussbeispiel. Ich habe vorhin gesagt, an die Adresse von uns Männern: Wahrscheinlich werden mir einige nachher die Ohren langziehen und sagen: „Heute Abend hast du uns Männer aber mehr drangenommen als die Frauen.“ Ich bin nur am Text entlanggegangen, liebe Brüder. Ja, da müsst ihr mit dem Apostel Paulus zackern oder rummachen, wie ihr das nennt.
Schaut mal, wenn Paulus den Strich unter den Text zieht, sagt er: „Ihr Männer, jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst.“ Das ist an die Adresse von uns Männern. Den Frauen sagt er: „Die Frau aber, dass sie Ehrfurcht vor dem Mann habe, dass sie den Mann achte und respektiere und ihn wirklich Mann sein lässt und ihn nicht verachtet, nicht dominiert und nicht managt.“
Viele Männer werden von ihren Frauen gemanagt und sind bequem und lassen sich von ihren Frauen managen. Das ist nicht das biblische Modell. Schade, ich habe keine Zeit mehr und kann nichts mehr dazu sagen.
Schlussbeispiel und Einladung zur Hilfe
Ich möchte gerne mit diesem Beispiel schließen. Ich habe heute einiges zur Ehe gesagt. Natürlich kann man nicht alles in sechzig Minuten abdecken, aber ich habe einige wichtige Punkte angesprochen. Vielleicht haben manche Menschen aufrichtig darüber nachgedacht und an dem einen oder anderen Punkt gemerkt: „Oh, das war bei uns nicht optimal. Wir haben Weichen falsch gestellt, schon vor der Ehe Fehler gemacht, die Jacke falsch zusammengeknöpft.“
Wenn die Jacke unten falsch geknöpft ist, bekommt man das nie mehr richtig hin, ohne sie aufzuknöpfen. So ist das auch mit manchen Fehlern in der Ehe. Manchmal erkennt man konkrete Schuld oder wird daran erinnert.
Darum möchte ich mit einem sehr schönen Beispiel schließen: In einem italienischen Fischerdorf hatte eine Frau die Ehe gebrochen und war mit einem anderen Mann ertappt worden. Doch wie es oft in Männergesellschaften vorkommt, wurde der Mann laufen gelassen, während die Frau vor die Dorfrichter gezerrt wurde.
Ihr drohte eine schreckliche Strafe: Ehebrecherinnen wurden vom Felsen ins Meer hinabgestürzt. Sie flehte um Erbarmen und bat, man solle warten, bis ihr Mann vom Fang zurückkam. Sie sagte: „Er liebt mich, er wird mir verzeihen.“ Doch die Dorfrichter blieben hart und sagten: „Morgen früh bei Sonnenaufgang wirst du hinabgestürzt.“
Dann kam der Mann nachts früher als erwartet zurück, wahrscheinlich, weil die Netze leer geblieben waren. Er hörte, was passiert war, rannte zu den Dorfrichtern und flehte um das Leben seiner Frau. Doch sie blieben unerbittlich. Sie sagten: „Es muss ein Exempel statuiert werden. Das Dorf weiß es schon. Morgen wird sie hingerichtet.“
Als die Sonne aufging, versammelte sich das ganze Dorf am Abgrund. Die Frau stand da mit den Händen auf dem Rücken gebunden. Einer der Männer gab ihr einen Stoß, und sie stürzte tatsächlich den Abgrund hinab. Doch der Schrei, der sonst immer ertönte, blieb aus.
In der Nacht hatte der betrogene Ehemann alle Fischernetze, die er in der Umgebung finden konnte, zusammengeknüpft und unterhalb des Felsens ein Netz gespannt. Er hatte sein Leben riskiert, um seine Frau, die ihn betrogen hatte, im Netz aufzufangen.
Als die Dorfrichter das sahen, schenkten sie ihm das Leben seiner Frau.
Herr, das spricht auf wunderbare Weise von dem, was am Kreuz von Golgatha geschehen ist. Dort hat unser Herr Jesus sein Leben und sein Blut gegeben. Wir könnten auch sagen: Dort hat er das Netz der Gnade Gottes aufgespannt.
Keiner von uns muss zerschellen am Felsen des Zornes und Gerichts Gottes, egal ob wir verheiratet sind, nicht verheiratet sind oder nicht mehr verheiratet sind. Wir kennen unser Leben von klein auf bis heute. Wir dürfen mit der Schuld unseres Lebens kommen und werden im Netz der Gnade aufgefangen.
Und das ist ein Angebot, auch für einzelne von euch. Wenn ihr einmal über eure Ehe sprechen möchtet, vielleicht mit jemandem, dem ihr vertraut – Brüdern, die hier sitzen, oder einem Ehepaar, mit dem ihr vertraut seid – dann sprecht mit ihnen.
Manchmal kann es auch eine Hilfe sein, mit jemandem zu sprechen, der wieder weggeht, dem man nicht jeden Tag begegnet und der bald wieder abreist. Ich bin bereit. Ich wohne jetzt hier in Hartmannsdorf für ein paar Tage bis Sonntagmorgen, aber in dieser Zeit gehöre ich euch.
Ich muss jetzt kein Buch schreiben – davon liegen schon genug da – und ich habe sonst nichts Dringendes zu erledigen. Ihr müsst nicht denken, wir nehmen dem Mann die Zeit weg. Ruft an, ich wohne bei Thomas Müller, ruft Thomas und Regina an, dann können wir einen Termin vereinbaren.
Ich habe auch ein Auto dabei. Wir können uns hier treffen oder an einem anderen Ort. Es ist ein Angebot. Wenn ihr das nicht braucht, ist das kein Problem. Dann beschäftige ich mich selbst, habe genug Lesestoff dabei und mit meinem Computer mein ganzes Büro.
Aber wenn jemand Hilfe braucht, darf er mich gerne ansprechen.
Abschlussgebet und Buchempfehlungen
Jetzt wollen wir uns neigen und gemeinsam beten. Herr Jesus Christus, wir wollen nicht nur beten, sondern Dich anbeten. Es ist wirklich wahr, dass Du das Netz der Gnade am Kreuz von Golgatha gespannt hast und dass es gilt. Wir dürfen mit unserer Schuld kommen – einmal grundsätzlich am Tag unserer Bekehrung und dann immer wieder neu. Auch mit unserem Versagen im Bereich Ehe, Sexualität, Partnerwahl oder wo immer wir Fehler gemacht haben, auch im Zusammenleben der Ehe.
Ach Herr, wir bitten Dich: Gib uns Mut, auch zu unserer Schuld zu stehen. Besonders Ehepaare, wenn sie gemeinsam gesündigt haben, dass sie auch dazu stehen können. Wir bitten Dich auch, dass unsere Ehen gestärkt und ermutigt werden, neu ausgerichtet, dass ein neues Feuer entsteht – ein Feuer der Liebe, der Romantik, der Zärtlichkeit und vor allem der Wertschätzung und des Zusammengehörens.
Ach, wir wollen Dich bitten, dass Du die dreifache Schnur, von der das Buch Prediger spricht, fester drehst. Das bitte ich für die Verheirateten hier, dass Du unsere Ehen schöner, harmonischer und inniger werden lässt – und mehr zur Ehre Gottes. Darum bitten wir im Namen Jesu. Amen!
Ich habe noch eine kurze Sache zum Schluss, dann setze ich mich wirklich. Der erste Vortrag ist immer der längste, ihr habt also das Schlimmste heute Abend überstanden. Morgen und Samstag wird es schon besser.
Wir haben gesprochen über das Nähren, das Zusammenbeten und geistliche Gemeinschaft. Ich beginne immer mit dem Buch „Licht für den Weg“ von William Macdonald. Meine Freunde, wir schätzen es außerordentlich, nicht nur weil wir Macdonald kannten und sehr mit ihm verbunden waren, sondern weil wir dieses Buch schon dreimal als Andachtsbuch am Tisch in der Familie gelesen haben. Unsere Kinder lieben es inzwischen auch, und ich kann es euch einfach nur empfehlen.
Ich halte es für das beste Anhaltsbuch der Welt. Ich kenne zwar nicht alle, die es gibt, aber es ist das lehrmäßig beste, das praktischste und das mit den besten Beispielen. Ich möchte es euch sehr ans Herz legen. Es gehört in jedes Haus und kann auch einzeln gelesen werden, wenn man nicht verheiratet ist.
Es soll Leute hier geben, die noch nie ein Ehebuch gelesen haben. Das sind wahrscheinlich Männer, denn bei manchen Männern ist das Ehebuchlesen eine große Überwindung. Verzeiht mir, aber ich habe manchmal gedacht, wenn man manchen Männern die Wahl ließe zwischen einem Ehebuch und einer schlimmen Operation, ich weiß nicht, was sie wählen würden. Ihr lieben Ehemänner, wenn ihr ein bisschen von dem verstanden habt, was heute Abend gesagt wurde, lest es zusammen!
Meine Frau und ich haben bereits über vierzig Ehebücher gelesen und werden weitere lesen. Wir lesen gerade wieder an einem, schon lange, weil es ein sehr dickes Buch ist. „Liebesleben“ halte ich für das beste Ehebuch, das wir kennen. Leider habe ich nicht so viele davon da, aber solange der Vorrat reicht, bekommt ihr es auch in jeder Buchhandlung. Das könnt ihr überall bestellen, sogar in weltlichen Buchhandlungen.
Die Vorträge, die ich euch weitergebe, sind in dem Buch, das meine Frau und ich geschrieben haben. Sie steht hier nicht drauf, weil sie nicht darauf stehen wollte. Sie distanziert sich nicht vom Inhalt, sie ist einfach bescheiden. Das Buch heißt „Eine Ehe zur Ehre Gottes“.
Ach so, ihr denkt, ich hätte meine Frau bei den Ehevorträgen lieber daheim gelassen, weil ich es dann leichter habe? Gut, ihr habt Recht, aber meine Frau war schon oft dabei. Könnt ihr mir glauben! Wir haben das auch schon oft zusammen weitergegeben.
Dann gibt es hier auch ein paar Leute, für die die Vorbereitung auf die Ehe fehlt. Niemand muss heiraten, niemand muss. Man kann auch alleine den Weg gehen. Eine schwere Entscheidung: Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht – ein kleines Büchlein von einem Freund von mir.
Und dann kennt ihr sicher Joshua Harris mit „Ungeküsst und doch kein Frosch“ – „Frosch trifft Prinzessin“. Das ist für Unverheiratete als Vorbereitung auf den Weg in die Ehe. Vor allem aber das Buch „Vorbereitung auf die Ehe“, das liegt hinten. Ich habe es zweimal gelesen, zuerst in Englisch, um zu prüfen, ob es gut ist und übersetzt werden sollte. Und das war es. Das könnt ihr mir glauben.
Ich habe dafür gesorgt, dass es übersetzt wurde. Es ist ein Buch, in das man auch reinschreiben kann. Beide sollten es haben, die sich auf die Ehe vorbereiten. Dann macht jeder für sich eine Lektion und trifft sich danach zum Austausch. Das bringt großen Segen.
Dieser Mann, Wayne Mack, ist sein Name. Er vergisst nichts, aber auch nicht das Geringste. Er denkt an alles, ist ein erfahrener Eheseelsorger, hat viele Ehebücher geschrieben und schon eine goldene Hochzeit hinter sich. Dem Mann könnt ihr vertrauen.
Diese Bücher liegen hier, und Tabea, die so lieb ist – wo ist sie denn jetzt? Jetzt sehe ich sie, da ist sie! – hilft euch gerne. Ihr müsst nichts kaufen, ihr könnt sie euch anschauen und die ISBN abschreiben. Ihr könnt sie euch später irgendwo besorgen, kein Problem.
Ich sage noch einmal: Ich verdiene daran nichts. Aber wenn ihr etwas für euch oder andere brauchen könnt, dann nehmt es mit. Damit unterstützt ihr immerhin ein paar Verlage, die fast alle ums Überleben kämpfen. So tut ihr auch ein gutes Werk.
Aber vor allem: Lest solche guten Bücher! So, bitteschön, du hättest das Schloss mal.
