Die bleibende Neigung zur Sünde und ihre Auswirkungen
Vergeben hat man, aber man bleibt trotzdem ein Sünder. Das bedeutet, dass man eine Tendenz zum Sündigen hat. Diese Tendenz bleibt bis zum Tod bestehen.
Wir haben zwar Vergebung und können aus dieser Vergebung leben. Das ist das Wunderbare daran. Dennoch sind wir im Wesen Sünder. Wenn zwei Menschen heiraten, dann heiraten zwei Sünder. Das führt zwangsläufig irgendwann zu Problemen. Das ist einfach so.
Das gilt nicht nur für die Ehe, sondern auch allgemein in der Gemeinde. Hier versammelt sich eine große Anzahl von Sündern, und deshalb müssen wir uns mit diesem Thema beschäftigen.
Die Probleme kommen auch von der Welt her. Die Welt ist geprägt und in Mitleidenschaft gezogen durch den Sündenfall. Die Welt selbst ist nicht gefallen, die Schöpfung ist nicht gefallen, aber der Mensch ist gefallen. Die Schöpfung leidet jedoch mit unter den Folgen.
Deshalb leben wir in einer Welt, in der ein Riss besteht: ein Riss zwischen Gott und Mensch, ein Riss zwischen Mensch und Mensch und ein Riss zwischen Mensch und sich selbst. Wir sind schwach und sündig. Daraus ergeben sich die Probleme. Das ist normal.
Letztlich lässt Gott Probleme zu. Er ist es, der sie zulässt. Entweder schickt er sie aktiv, damit wir daraus lernen, oder er lässt sie einfach zu. Das ist die Quelle unserer Probleme.
Die Ursachen unserer Probleme im Menschen
Und wo treten diese Probleme jetzt konkret auf? Wo haben wir genau unsere Schwierigkeiten? Zum ersten Mal in unserer Beschaffenheit.
Das heißt: Wir Menschen sind zweierlei. Wir sind Geist und Leib. Die Bibel spricht auch vom äußeren Menschen und vom inneren Menschen. Wir haben einen äußeren Menschen und einen inneren Menschen. Probleme können mit unserem äußeren Menschen auftreten, aber auch mit unserem inneren Menschen. Der Ort, an dem die Probleme entstehen, kann innerlich sein oder äußerlich. Ebenso können sie in unserer Gefühlswelt vorkommen.
Unsere Beschaffenheit ist also so gestaltet.
Weiter haben wir eine Triebhaftigkeit. Das ist das Zweite. Die Probleme treten in unserer Triebhaftigkeit auf. Wir haben Triebe, Wünsche, Begehren oder Verlangen, wie die Bibel sagt. Jeder Mensch hat ein Verlangen, etwas zu sein.
Hier habe ich drei Arten von Verlangen: das Verlangen, etwas zu genießen, das Verlangen, etwas zu haben, und das Verlangen, etwas zu sein. Jeder Mensch möchte etwas genießen, jeder Mensch möchte etwas haben, und jeder Mensch möchte etwas sein. Dabei ist das Letzte das Wichtigste.
Weil ich etwas sein möchte, möchte ich auch genießen und etwas haben. Das Letzte ist das Tragende. Der Mensch möchte existieren. Und er möchte nicht nur existieren, sondern auch gesichert, beschützt oder bewahrt sein. Außerdem möchte der Mensch wichtig sein.
Das sind ganz natürliche Triebe, Verlangen und Wünsche in uns. Es ist wichtig, wenn man sich Gedanken über den Menschen, seine Beschaffenheit und seine Triebhaftigkeit macht. Einerseits ist die Triebhaftigkeit etwas Gutes, andererseits hat sie seit dem Sündenfall auch eine schlechte Seite.
Die doppelte Natur der Triebhaftigkeit
Zuerst einmal die gute Seite: Diese Grundverlangen, Grundbegehren und Grundtriebe des Menschen sind Gott gegeben. Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er diese Triebe besitzt. Sie haben mit unserer Erfüllung zu tun. Gott will, dass wir erfüllt werden, und deshalb gibt er uns auch Verlangen und Bedürfnisse.
Wir haben einen Appetit, also den Wunsch zu genießen. Dieser Appetit bezieht sich auf den Körper. Gott hat uns Sinne gegeben, über die wir mit der Welt in Kontakt treten – unsere fünf Sinne. Bei diesen Sinnen gibt es vor allem zwei Bereiche, in denen wir ein starkes Verlangen haben. Dieses Verlangen ist notwendig für die Erhaltung des Menschen.
Das eine ist der Mund, durch den wir essen. Ohne Verlangen würden wir vielleicht nicht essen und dadurch sterben. Das zweite ist die Geschlechtlichkeit. Wir haben ein gewisses Verlangen danach, denn ohne dieses Verlangen würde die Menschheit aussterben. Diese Verlangen sind gut, und es ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind.
Appetit an sich ist etwas Gutes. Er dient der Erhaltung des Lebens und der Erfüllung im Leben. Das Verlangen, etwas zu haben, ist ebenfalls etwas Gutes. Der Mensch möchte etwas besitzen. Zum Beispiel ist es ganz wichtig, dass der Mensch Gemeinschaft haben möchte – das ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Wir sind Gesellschaftswesen, so wie Gott ein Gesellschaftswesen ist. Er hat uns nach seinem Bild geschaffen. Er ist ein Gott der Gemeinschaft und Gesellschaft. Er selbst ist eine Gemeinschaft von Vater, Sohn und Geist.
Seit jeher ist Gott eine Gemeinschaft, und er hat uns mit dem Drang erschaffen, Gemeinschaft zu haben. Wir wollen nicht nur Gemeinschaft, sondern auch Besitz. Wir wollen etwas haben, das uns gehört – Eigentum. Das ist ein gottgegebenes Verlangen nach Eigentum. Ich möchte etwas besitzen, zuerst einmal materielles, aber auch geistiges Eigentum. Wir haben ja auch Gedanken, die gehören uns, das ist auch eine Form von Eigentum. Beides gehört dazu.
Auch Macht gehört dazu: Wenn man etwas hat, dann hat man Macht. Wer viel besitzt, hat viel Macht. In der Welt ist es so: Wer viel Geld hat, hat viel Macht. An sich ist das etwas Gutes. Das sind Grundbedürfnisse und Grundverlangen des Menschen.
Gott hat Adam in den Garten gestellt und ihm etwas gegeben. Er sagte: „Schau, ich gebe dir Besitz, ich gebe dir ein Umfeld, ich gebe dir einen Garten, ich gebe dir Bäume. Du kannst genießen, du kannst etwas besitzen und du kannst etwas sein. Du bist wichtig, du darfst existieren.“
Das ist das dritte Verlangen: da zu sein. Jeder Mensch möchte da sein. Deshalb gefällt es uns zum Beispiel nicht, wenn wir nicht gegrüßt werden. Wenn jemand kommt und mich nicht grüßt, dann vermeidet er mich, als ob ich nicht existierte. Das stört uns, weil wir das Verlangen haben, da zu sein. Und der andere tut so, als ob ich nicht da wäre.
Es ist ganz normal, dass wir weiterleben wollen. Wir wollen geboren sein, sicher leben und wichtig sein. Wir wollen wichtig genommen werden. Frauen haben oft ein starkes Sicherheitsbedürfnis, Männer hingegen ein starkes Bedürfnis, wichtig zu sein. Natürlich gibt es bei beiden Geschlechtern diese Bedürfnisse, aber mit unterschiedlichen Betonungen.
Letztlich haben alle das Bedürfnis nach Selbstwert und Wertschätzung. Wenn wir anderen zeigen wollen, dass wir wichtig sind, fühlen wir uns bedroht, wenn uns jemand etwas nimmt, das unsere Wichtigkeit oder Existenz infrage stellt.
Das ist also die gute Seite unserer Triebe. Es gibt aber auch eine böse Seite in der Triebhaftigkeit, die seit dem Sündenfall vorhanden ist. Unsere Triebe sind pervertiert, das heißt, sie sind in die falsche Richtung gelenkt. Wir haben zwar das Verlangen zu genießen, aber wir wollen es egoistisch tun, auf Kosten anderer. Wir wollen mehr genießen, als Gott uns gibt.
Unser Verlangen ist verkehrt, pervertiert und übertrieben. Wir wollen mehr, als uns zusteht oder uns versprochen wird. Wenn wir zu viel vom Genuss erwarten, sind wir enttäuscht, wenn dieser Genuss nicht eintritt. Wir erwarten zu viel von unseren Trieben.
Ein einfaches Beispiel: Essen. Essen ist wichtig, ohne Essen können wir nicht leben. Aber wenn das Essen zu wichtig wird und zum Selbstzweck, ist das verkehrt. Essen hat keinen Selbstzweck. Wir essen, damit wir dem Herrn dienen können, damit wir etwas anderes tun und arbeiten können.
Das Gleiche gilt für die Geschlechtlichkeit. Sie ist etwas Gutes, sie ist zum Genuss da und sehr wichtig für die Ehe. Aber sie hat ihren Platz und gehört nur in diesen Bereich hinein. Ohne Sexualität kann man leben, ohne Essen nicht. Sexualität ist also nicht lebensnotwendig.
Man sollte sich auch nicht zu viel von ihr erwarten. Es gibt höhere Genüsse als leibliche Genüsse. Der Mensch ist letztlich nicht für leibliche Genüsse geschaffen. Gemeinschaftsgenüsse sind viel stärker und größer als leibliche Genüsse, wie zum Beispiel sexuelle Genüsse oder Essen. Das ist nicht das Letzte.
Wenn einem mehr versprochen wird, als es wirklich gibt, fühlt man sich betrogen. Die Bibel spricht vom Betrug der Sünde. Die Sünde verspricht etwas, das sie nicht geben kann. Deshalb haben wir Probleme mit unserer Triebhaftigkeit – wegen der Sündhaftigkeit.
Das Gleiche gilt für das Haben. Wir wollen etwas besitzen, aber oft wollen wir mehr, als uns zusteht. Die Bibel spricht von Gier oder Habsucht. Im Griechischen bedeutet das „mehr haben wollen“, also mehr haben wollen, als einem zusteht. Das ist eine ernste Sache.
Das dritte Verlangen ist das Verlangen, zu sein. Man will mehr sein, als man ist. Dieses Verlangen wird dann übertrieben oder es richtet sich auf etwas anderes. Es gibt Männer, die Frauen sein wollen, und Frauen, die Männer sein wollen. Das ist dann ein pervertiertes Verlangen, etwas zu sein oder ganz wichtig zu sein.
Ich kenne einen Menschen, der entdeckte, dass er Fußball spielt, und dachte sich, er wolle Fußballweltmeister werden. Dann entdeckte er das Eiskunstlaufen und dachte, er wolle Weltmeister im Eiskunstlaufen werden. So strebt man nach dem Höchsten und Besten auf der ganzen Welt. Man schätzt sich nicht richtig ein.
Daraus entstehen Probleme. Wir sprechen von Hochmut – einem zu hohen Bild von sich selbst. Die Bibel spricht von Demut. Wir sollten demütig sein, das heißt bereit, eine niedrige Gesinnung von uns einzunehmen. Das bedeutet, das Bild anzunehmen, das Gott von uns möchte.
Gott hat einen Rahmen gesetzt und sagt: „In diesen Rahmen gehörst du hinein.“ Wir wollen diesen Rahmen sprengen, mehr sein. Dann muss Gott uns wieder herunterholen: „Nein, komm runter, du hast dich überschätzt.“ Dann folgt oft eine Demütigung. Daraus entstehen wieder Probleme.
Wir haben beiderlei Probleme: Einerseits wollen wir mehr sein und stolz sein – das ist ein Problem. Andererseits demütigt uns Gott – auch das ist ein Problem. Aber das ist alles gut. Wir leben mit Problemen, und darin liegt der Ort unserer Triebhaftigkeit.
Die drei Lüste und ihre biblische Bedeutung
Ich habe den Bibelvers gar nicht gelesen, dazu tut es mir leid. Es handelt sich um den Ersten Johannesbrief, Kapitel 2, Verse 15 und 16. Dort werden diese drei Lüste, diese drei Begehren oder Verlangen beschrieben:
„Liebt nicht die Welt noch, was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm, weil alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und das Großtun dieses Lebens ist. Es ist nicht aus dem Vater, sondern aus der Welt. Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2,15-17)
Lust hat mit Triebhaftigkeit zu tun – Begehren, Verlangen. Hier ist es jedoch negativ gemeint, weil die Lust von der Sünde geprägt ist. Die Lust des Fleisches bezeichnet das Verlangen, etwas zu genießen, allerdings in die falsche Richtung oder übertrieben.
Die Lust der Augen bedeutet, dass die Augen etwas sehen und es dann haben möchten – das Verlangen, etwas besitzen zu wollen, aber wiederum verkehrt oder übertrieben.
Der dritte ist der Hochmut des Lebens, das Großtun dieses Lebens. Es ist das Verlangen, etwas zu sein, aber mehr, als man sein sollte oder als Gott einem gegeben hat. Dieses Verlangen ist pervertiert und geht in die falsche Richtung.
Auch beim Herrn Jesus finden wir diese drei Versuchungen. Satan versucht ihn auf drei Gebieten, wie in Matthäus 4, Verse 4 bis 8 beschrieben. Zuerst spricht Satan das Verlangen nach Genuss an, als er Jesus auffordert, Steine in Brot zu verwandeln.
Das zweite Mal zeigt Satan ihm alle Reiche dieser Welt und sagt: „Das will ich dir geben.“ Hier wird das Verlangen nach Besitz und Macht angesprochen.
Das dritte Mal fordert Satan Jesus auf, sich vom Tempel zu stürzen, damit alle sehen, wer er ist. Das spricht das Verlangen an, etwas zu sein, wichtig zu sein.
Diese drei Verlangen begegnen uns mehrfach in der Schrift, auch beim Sündenfall im Paradies. Was wurde dort angesprochen? Zuerst sah die Frau den Baum und erkannte, dass die Frucht gut zu essen war – das Verlangen nach Genuss.
Dann war die Frucht eine Lust für die Augen – das Verlangen, etwas zu haben.
Und schließlich war die Frucht begehrenswert, um Einsicht zu erlangen. Das bedeutet, etwas zu sein, wenn man Einsicht oder Klugheit besitzt – das Begehren, etwas zu sein.
Diese drei Verlangen tauchen also immer wieder in der Bibel auf. Gerade in diesen Bereichen entstehen unsere Probleme.
Probleme in unseren Vorstellungen und Gewissen
Und wie können wir nun weitermachen? Ich muss noch einmal zurückgehen, da ich etwas vergessen habe.
Wir haben also gesagt, dass unsere Probleme in unserer Beschaffenheit auftreten: im Leib, in den Gefühlen und im Geist. Probleme entstehen in unserer Triebhaftigkeit und auch in unseren Vorstellungen. Das habe ich vergessen zu erwähnen: Die Probleme entstehen auch in unseren Vorstellungen.
Jeder hat gewisse Vorstellungen, ein Gewissen und ein Denken darüber, wie die Dinge sind und wie sie sein sollen. Jeder hat solche Vorstellungen über die Welt und über allerlei Dinge. Diese Vorstellungen variieren; wir haben nicht alle die gleichen Ansichten darüber, wie die Dinge sind und wie sie sein sollen.
Sogar unser Gewissen kann unterschiedlich sein. Es kann falsch gepolt sein, sodass es falsche Signale gibt. Das Gewissen ist wie ein Kompass, aber dieser Kompass kann auch falsch eingestellt sein oder beschädigt werden. Das Gewissen orientiert sich an der Heiligen Schrift, an Gottes Wort. Wenn man jedoch falsch belehrt wurde, kann das Gewissen falsche Meldungen geben.
Zum Beispiel hat ein Katholik Schwierigkeiten, am Karfreitag Schweine- oder anderes Fleisch zu essen. Am Karfreitag ist es für Katholiken verboten, Fleisch zu essen. Wenn sich nun ein Katholik zu Christus bekehrt und sieht, dass andere Christen am Karfreitag Fleisch essen, dann wird das für ihn zu einem Problem. Denn für ihn bedeutet das: Das ist nicht richtig, das ist Sünde.
In diesem Fall ist sein Gewissen falsch gepolt. Er muss die Bibel studieren, und mit der Zeit erkennt er, dass das Verbot so nicht in der Bibel steht. Dann wird sein Gewissen wieder richtig eingestellt, und es meldet sich nicht mehr, wenn er am Freitag Fleisch isst.
Wir haben also gewisse Vorstellungen, ein Gewissen und Überzeugungen über die Welt und darüber, wie die Dinge sind und wie sie sein sollen. Von Gott haben wir den Sinn dafür bekommen, was richtig und was nicht richtig ist – über das Gewissen. Aber wir haben auch Vorstellungen, die wir irgendwo gelernt haben. Diese können richtig oder falsch sein.
Gerade wenn sich solche Menschen bekehren und zusammenkommen, entstehen Probleme. Oder wenn sie heiraten, gibt es Probleme, weil sie unterschiedliche Vorstellungen haben.
Nun muss ich mich fragen: Wo ist mein Verlangen gesund, und wo ist es ungesund? Ich muss lernen, zu prüfen, ob ich ungesunde Wünsche oder gesunde Wünsche habe.
Wenn ich zum Beispiel das Verlangen habe, über andere Menschen mitzubestimmen, und dieses Verlangen zu stark wird, entsteht ein Problem. Denn der andere möchte auch mitbestimmen. Wenn der andere bestimmen will und ich über ihn bestimmen möchte, und er über mich bestimmen will, dann entsteht ein Konflikt.
Es ist gut, sich selbst zu analysieren und zu verstehen, wie der Mensch eigentlich funktioniert. So versteht man besser, warum Streit entsteht. Bei Kindern sieht man das leichter und kann es besser analysieren. Aber auch bei sich selbst sollte man es tun.
Ich frage mich dann: Wie werde ich reagieren, wenn jemand anderes über mich bestimmen will? Wie reagiere ich richtig in einer solchen Situation?
Die Reaktion auf Gottes Handeln in schwierigen Situationen
Maria und Martha haben heute beim Frühstück über Maria und Martha gesprochen. Maria und Martha haben ein Problem: Lazarus ist am Sterben, und Herr Jesus kommt nicht. Sie sagen ihm, er solle rechtzeitig kommen. Sie haben ihn rechtzeitig informiert, und er kommt immer noch nicht. Jetzt stirbt Lazarus, und erst jetzt kommt Herr Jesus.
Nun haben sie ein Problem mit Jesus. Eigentlich wollten sie über ihn bestimmen und sagen, was er zu tun hat. Er soll nämlich Lazarus gesund machen. Das war so durch die Blume gesagt: Sein Freund Lazarus ist krank, und er kommt nicht. Jetzt fühlen sie sich im Recht und benachteiligt, weil sie das Recht hatten, ihn zu holen. Sie sind der Meinung, dass Jesus Lazarus gesund machen soll. Das sei doch richtig so, und er kommt nicht. Nun fühlen sie sich benachteiligt.
Die erste Reaktion ist ein Vorwurf: „Wenn du da gewesen wärst, wäre das nicht passiert.“ Und dann fragen sie: „Warum kommst du zu spät?“ Sie werfen dem Herrn etwas vor.
Genauso geht es uns auch. Es passieren Dinge in unserem Leben, die nicht nach unseren Vorstellungen geschehen. Wir handeln mit Gott, sprechen mit ihm, und dann reagiert Gott nicht so, wie wir es wollen. Da haben wir ein Problem mit Gott. Was machen wir? Wir machen ihm einen Vorwurf und sagen: „Warum machst du das? Warum hast du das zugelassen?“ Das ist ein Vorwurf.
Dabei haben sie nicht bemerkt, dass der Herr sie liebte. In Johannes 11 steht zweimal, wie der Herr liebt. Der Herr liebte Martha und Maria, der Herr liebte sie – das wird uns extra gesagt – und auch Lazarus. Der Herr liebte diese Menschen. Das muss uns bewusst werden: Wenn wir Probleme haben, haben wir es mit einem Gott zu tun, der uns liebt und keine Fehler macht.
Bei uns vermischt sich das Gute und das Böse. Der Wunsch, dass der Bruder lebt und weiterleben darf, ist doch ein guter Wunsch, oder? Es ist ein berechtigter Wunsch, dass es unserer Familie gut geht. Das hat Gott in uns hineingelegt. Und jetzt stirbt jemand. Das Gute und das Böse vermischen sich in uns. Wir denken jetzt böse über Gott.
Das ist falsch. Wir müssten beten um Licht: „Herr, gib mir Weisheit, damit ich verstehe, warum du zu spät gekommen bist und warum du zugelassen hast, dass der Bruder gestorben ist.“ Das wäre die richtige Reaktion gewesen. Sie hätten beten oder den Herrn fragen sollen: „Herr, bitte kläre uns auf. Wir verstehen das nicht. Wir haben eine schwere Situation in unserem Leben und verstehen deine Wege nicht. Du bist unserer Meinung nach zu spät gekommen, aber kläre uns auf, gib uns Weisheit, gib uns Licht, damit wir dein Handeln verstehen. Dein Handeln ist uns rätselhaft.“
Oft ist es in unserem Leben so, dass das Handeln Gottes rätselhaft erscheint. Und dann haben wir ein Problem mit Gott. Es ist sehr wichtig, dass wir diese Lektion lernen, die auch Maria und Martha lernen mussten: Wir sollen nur gut über Gott denken. Denn was von Gott kommt, ist nur gut.
Alles Gute kommt von oben. Es steht im Jakobusbrief: „Jede gute Gabe kommt von oben herab, vom Vater der Lichter, von dem keine wechselnden Schatten ausgehen.“ Gott ist nicht wie die Sonne, die sich verändert, wandert oder von Wolken verdeckt wird. Gott ist immer gleich und immer gut.
Das muss ich mir für mein ganzes Leben einprägen, denn es werden noch große Probleme kommen. Das ist ganz normal, weil wir in einer sündigen Welt leben, mit sündigen Menschen und sündigen Christen. Wir werden immer Probleme haben.
Wenn uns aber klar wird, dass Gott ein guter Gott ist, der uns nur Gutes gibt, müssen wir lernen, das Böse, das uns böse erscheint, als Gut anzunehmen. Es gibt Dinge, die uns als böse erscheinen. Das müssen wir akzeptieren. Dabei sollten wir uns nicht fragen „Warum?“, nicht nach dem Grund suchen und keinen Vorwurf machen. Die Warum-Frage ist hier völlig verkehrt.
Wir müssen fragen: „Wozu? Wozu haben wir die Probleme? Wozu lässt Gott diese Probleme in mein Leben kommen?“
Die Bedeutung von Ethik und Ästhetik im Glaubensleben
Übrigens auch in der Ästhetik: Wir sprechen von Ethik und von Ästhetik. Ethik hat mit Gut und Böse zu tun, Ästhetik hingegen mit Schön und Nicht schön. Auch in der Ästhetik ist das so. Die Bibel spricht ebenfalls über das Thema Ästhetik, was manche Christen gar nicht wissen. Die Bibel spricht nicht nur über Ethik, sondern auch über Ästhetik. Sie ist für Menschen geschaffen, die einen Sinn für das Schöne haben.
Was ist schön und was ist nicht schön? Gibt es da Probleme unter Christen? Riesenprobleme, oder? Ja, ich finde das schön, und der andere findet das nicht schön. Aber die Bibel sagt etwas über schön und nicht schön. Der Sinn für die richtige Ästhetik muss aus der Heiligen Schrift genährt werden. Das heißt, ich muss zuerst einmal schauen, wie Gott ist. Ist Gott schön? Was meinst du? Das ist das absolute Schöne.
Als er die erste Frau geschaffen hat, war sie absolut schön, davon bin ich überzeugt, ohne Sünde. Aber er selbst ist schön, und er hat uns einen Sinn für das Schöne gegeben. Jetzt ist aber die Sache, dass wir Sünder sind. Haben wir den Sinn für das Schöne verloren oder zum Teil verloren? Je nachdem. Jetzt muss sich das in meinem Sinn für Ästhetik wieder nähren.
Übrigens auch Musik – nächstes Problemthema, ein Riesenproblem. Das Thema Musik hat etwas mit Ästhetik zu tun. Welches Lied ist schön und welches nicht? Was gehört sich, und was gehört sich nicht? Was geziemt sich, und was geziemt sich nicht? Kleidung ist ein weiteres großes Thema. Wir haben lauter Problemthemen, aber es ist wichtig, dass wir das grundsätzlich und fundamental angehen. Nur so kommen wir weiter.
Also, was gehört sich, und was gehört sich nicht? Und was gehört sich wo, und was gehört sich wo nicht? Wie kleidet man sich dort, wie kleidet man sich im Fußballort, wie kleidet man sich im Konzertsaal usw.? Man geht nicht mit den gleichen Kleidern vom Fußballplatz in den Konzertsaal – das wissen die Leute heute sogar. Es gibt also einen Rahmen für das eine und für das andere.
Das heißt, wir müssen jetzt lernen: Unser Sinn für Ästhetik muss wieder genährt und richtiggestellt werden. Und das geht nur über die Heilige Schrift, weil das der einzige Ort ist, an dem wir Gott kennenlernen können. Gut, wir haben auch die Schöpfung, aber die Schöpfung ist ja zum Teil in Mitleidenschaft gezogen. Also ist nicht alles mehr schön in der Schöpfung. Bei einigen Dingen kommt die Schönheit noch durch, bei anderen merken wir, dass es nicht mehr alles so schön ist.
Der Herr möchte, dass wir es gut haben, und er möchte uns immer wieder ermutigen, auch für das Schöne. Gestern habe ich gebetet: Herr, es wäre so schön, wenn ein bisschen die Sonne durchkäme, so ein bisschen, habe ich gesagt. Der Herr hat sich wahrscheinlich gedacht: Komm, komm, du betest aber wenig, ich gebe dir den ganzen blauen Himmel morgen.
Ja, und wenn dann wieder der Regen kommt, müssen wir auch dankbar sein, ja. Nicht gleich negativ denken! Wer weiß, vielleicht ist es bis zum Abend schön. Also, was gehört sich und was gehört sich nicht, was geziemt sich? Es gibt viele solche Ausdrücke in der Bibel, wie „es geziemt sich“. Da sagt er denen, sie sollen sich so benehmen, wie es sich Heiligen geziemt.
Jetzt fragt man sich: Ja, wie geziemt es sich denn Heiligen? Er setzt es voraus und sagt, man nehme es so, wie es sich geziemt. Ja, wo soll ich das jetzt finden, wie es sich geziemt? Ich muss wieder in die Bibel schauen, muss die ganze Bibel lesen und mir immer wieder fragen: Herr, was geziemt sich eigentlich? Und der Herr hat Freude daran, dass wir entdecken, was er in die Bibel hineingegeben hat.
Die Bedeutung kindlichen Betens und Forschergeistes
Überhaupt hat Gott uns zu Entdeckern gemacht. Wir sollen entdecken, wir sollen Entdecker sein.
Übrigens habe ich vor kurzem ein Buch über George Washington Carver gelesen. Kennt das jemand? Es war eine Lebensbeschreibung eines Wissenschaftlers, eines schwarzen Wissenschaftlers in Amerika. Er war ein ganz einfacher Mann, der betete: „Herr, wozu hast du die Erdnuss geschaffen?“
Carver war Biologe und schon als Kind sehr an der Natur interessiert. Ganz kindlich fragte er: „Herr, wozu hast du die Erdnuss geschaffen?“ Wisst ihr, was der Herr gemacht hat? Er hat ihm gezeigt, dass das das richtige Gebet ist. Bete nicht: „Wozu hast du die Welt geschaffen?“ – das ist viel zu groß. Bete lieber: „Wozu hast du die Erdnuss geschaffen?“
Dann hat Carver die Erdnuss genau untersucht und daraus dreihundert Produkte entwickelt, die man aus der Erdnuss herstellen kann. Dreihundert Produkte! Ich habe das irgendwo notiert. Wenn ich euch das nicht jetzt zeige, dann vielleicht später. Ich habe nicht alle dreihundert, aber ungefähr dreißig oder vierzig Produkte aufgeschrieben. Nicht alle sind dort erwähnt.
Der Herr hat diesen Menschen gebraucht und er hatte einen großen Einfluss in Amerika. Das war schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Er half den Schwarzen in der Landwirtschaft, denn die Baumwolle gedeihte nicht mehr. Sie bauten stattdessen Erdnüsse an und hatten so viele davon, wussten aber nicht, was sie mit den vielen Erdnüssen anfangen sollten.
Carver wurde weltberühmt, der Präsident lud ihn ein und so weiter. Der Herr hat einen Menschen gebraucht, der einfach kindlich betet. Natürlich hat Gott ihm auch Weisheit gegeben, aber Carver hat sein ganzes Leben lang geforscht. Er lebte von sehr wenig Geld, verbrauchte kaum etwas und wollte keine Ehre. Er wollte einfach forschen.
Gott möchte, dass wir etwas erforschen – sei es in Bezug auf Ästhetik oder Ethik. Er möchte, dass wir herausfinden, was geziemt, was gut ist und was schön.
Wo finden wir Hilfe bei Problemen?
Gut, aber jetzt zurück zu dem Problem: Wie können wir Probleme überwinden oder wie können wir Hilfe für unsere Probleme bekommen? Wo bekommen wir diese Hilfe?
Die Schrift sagt in Psalm 121, Vers 1: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen; woher wird meine Hilfe kommen?“ Meine Hilfe ist vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Die Hilfe für jedes Problem – das müssen wir uns wirklich einmal bewusst machen – ist beim Herrn zu finden.
Wenn der Herr mein Hirte ist, dann habe ich keinen Mangel. Er definiert, was Mangel heißt. Die Hilfe ist beim Herrn. Wenn ich Probleme mit Menschen habe, gilt dasselbe: Die Hilfe ist beim Herrn. Wenn ich Probleme in der Ehe habe, ist die Hilfe beim Herrn.
Das andere ist sein Wort, das ja auch der Herr ist. Ich kann sagen: Ich höre auf meine Frau oder ich höre auf das Wort meiner Frau – das hängt zusammen, oder? Ich frage meine Frau, und ich frage das Wort meiner Frau. Die Hilfe ist bei Gott und bei dem Wort Gottes. Das hängt zusammen.
Beim Unfall spricht man von erster Hilfe. Hier ist die erste Hilfe für jegliche Situation die große Hilfe und die erste Hilfe.
Ein Psychiater soll einmal gesagt haben – das habe ich gelesen und gehört: Wir Menschen brauchen nur zweierlei Dinge – Gott und das, was er uns gibt. Wir brauchen nur Gott und seine Gaben, das, was er uns gibt. Und wenn er uns etwas nicht gibt, wenn er uns etwas jetzt nicht gibt, dann brauchen wir es jetzt nicht.
Ich denke an folgende Situation: Angenommen, ich studiere Mathematik und habe eine komplizierte Formel, die ich lösen muss. Ich komme damit nicht klar. Wo ist die Verbindung zwischen der Aussage „Gott reicht aus für jegliches Problem und jede Lösung“ und meiner Situation? Wie gibt Gott mir die Lösung für die Formel, die ich jetzt lösen muss?
Das ist ähnlich wie bei der Erdnuss: Da ist die Erdnuss, da ist das Problem, wir haben lauter Erdnüsse. Was machen wir mit der Erdnuss?
In dem konkreten Fall war es so, dass der Herr ihm in seinem Labor geholfen hat. Er hat gebetet, während er in seiner Laborarbeit war, und so hat Gott ihm Schritt für Schritt geholfen. Er musste sich natürlich anstrengen und sich hineinknien, aber er hat immer gebetet. So entdeckte er, dass eine Formel so und so heißt. Das Wissen, das er schon hatte, hat Gott aktiviert beziehungsweise hatte er selbst aktiviert, und Gott hat ihm dabei geholfen.
Mit dem, wie Gott ihn schon vorbereitet hatte, mit den Mitteln, die Gott ihm schon gegeben hatte, ging er an das Problem heran und entdeckte etwas Neues. Das wäre in der Mathematik das Gleiche: Mit dem Wissen, das ich schon habe, und mit der Hilfe Gottes – wie Gott das tut, ist natürlich von Fall zu Fall verschieden – ist es tatsächlich so, dass wir die Hilfe Gottes und das Licht von Gott brauchen.
Wir merken oft in unserem Leben, dass Gott uns schon lange vorbereitet hat für etwas, für eine Aufgabe. Ich habe das mal gemerkt: Ich hatte eine Neigung zu den Sprachen, Latein lag mir leicht. Wir hatten in der Schule Latein, und irgendwie hat mir das gefallen. Der Herr hat uns auch einen guten Lehrer gegeben. Englisch war nicht so mein Ding, da war ich nie besonders gut, aber Latein war schön, das lag mir.
Das Latein war wieder die Vorbereitung für Griechisch. Griechisch ging so schnell, weil ich stark motiviert war, es zu lernen. Da denkt man sich: Jetzt habe ich Sprachengeneigtheit. Was soll ich mit den Sprachen? Dann habe ich das mehr oder weniger zehn Jahre liegen lassen und später wieder aktiviert und konnte es verwenden, weil dann eine Not oder ein Bedürfnis da war.
So ist es in unser aller Leben: Gott bereitet uns vor, zum Teil schon vor unserer Bekehrung. Er hat uns gewisse Gaben gegeben, auch natürliche Gaben. Diese werden durch die Bekehrung veredelt, und er verwendet sie für sein Königreich.
Jetzt haben wir ein Problem. Gott hilft uns mit dem, was er uns bereits gegeben hat. Wir haben schon so viel, auch wenn wir es oft nicht merken. Er hilft uns jetzt, um dieses Problem zu lösen – wie auch immer es aussieht, ob es ein mathematisches Problem ist, ein Eheproblem oder etwas anderes.
Ich muss zu Gott kommen, und er gibt mir Weisheit, er gibt mir Licht. „Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.“ So sagt der Psalmist, in Psalm 36.
Vielleicht denkt jemand: „Der hat leicht reden. Das eine Kind liegt krank im Bett, das Baby schreit, der Fünfjährige ist bockig, das Telefon klingelt, und an der Tür steht jemand. Er möchte rein, und ich soll schnell hochkommen. Am Ofen pfeift der Kessel. Was haben wir noch?“ Es gibt manchmal solche Konstellationen, da denkt man: „Ach, auch das noch!“
Und jetzt soll ich mich in himmlischen Sphären bewegen und den Herrn preisen? Soll ich das? Ja.
Wo ist Gott? So weit weg? Wo wohnt er eigentlich? Wo ist er in meiner Situation?
Manche fragen: Wo war Gott damals? Wo ist Gott? Wo war Gott in Auschwitz? Wo war Gott? Wisst ihr, wo er war? Er war in Auschwitz. Wo war Gott, als die Leute im Feuerofen waren? Gott war im Feuerofen. Wo war Gott, als Mose vierzig Jahre in der Wüste war und dachte, er habe versagt, die Israeliten aus Ägypten zu führen? Wo war Gott? Genau dort in der Wüste, im Dornbusch, da war Gott.
Die Frage ist: Wo sind wir? Sind wir uns seiner Gegenwart bewusst? Wir können beten: Herr, mach mir deine Gegenwart bewusst, auch mitten in dieser schwierigen Situation, wo die Kinder schreien, das Telefon läutet und das Essen anbrennt.
Gott ist da. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt er. Nichts für die Ewigkeit, was wirklich wichtig ist. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. (Johannes 15,5)
Also beten wir, dass der Herr uns seine Gegenwart bewusst macht.
Umgang mit Enttäuschungen und Vertrauen auf Gott
Da hat man ein Problem mit den Christen, oder? Christen haben einen enttäuscht, man ist total am Ende und versteht die Welt nicht mehr. Jetzt habe ich wirklich wieder ein Problem. Wo ist die Hilfe?
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Gott diese Situationen zugelassen hat. Gott ist hier, Gott ist jetzt da. Irgendjemand hat gesagt: „Ja, das habe ich schon probiert, ich habe es versucht, mir bewusst zu machen, dass Gott da ist.“ Aber das funktionierte nicht, ich habe es probiert.
Das sind Denkfehler. Man probiert Gott nicht aus. Gott ist nicht zum Probieren da. Man vertraut ihm, man rechnet mit ihm, obwohl er unsichtbar und nicht spürbar ist. Man liefert sich ihm aus, man sagt Ja zu ihm – das ist ein Gehorsamsschritt. Ja, man probiert vielleicht, das anzunehmen, aber wenn man es nicht annehmen kann oder will, dann liegt das daran, dass man nicht gehorsam sein will. Gott sagt: „Nimm es an, sag Ja dazu.“ Das ist Gehorsam.
Das Gute aus seiner Hand nimmt man an, und auch das, was uns böse erscheint, nehmen wir an. Es gibt Zeiten, in denen man sich fragt: „Wozu?“ Aber dazu kommen wir gleich noch. Zuerst möchte ich hier fertig machen: Wo bekommen wir die Hilfe? Wir bekommen sie bei Gott.
Welche Art von Hilfe ist das? Die Hilfe Gottes ist zweierlei Art: Entweder eine Abhilfe oder eine Durchhilfe. Das kann man in der Schrift immer wieder sehen. Man hat Probleme mit seinem Chef, einem bösen Chef. Was wünscht man sich? „Herr, schaff den Chef ab, beseitige ihn!“ Das ist die eine Möglichkeit, die Abhilfe. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: „Herr, hilf mir durch, dass ich lerne, mit so einem Chef zu leben, dass ich lerne, richtig mit ihm umzugehen.“
Es gibt Mitarbeiter, mit denen kann man reden und Probleme lösen, und es gibt Mitarbeiter, mit denen kann man nicht reden. Was nun? Wenn es keine Abhilfe gibt, wenn das Problem nicht beseitigt wird, dann muss man lernen, mit dem Problem zu leben. Der Herr hilft einem durch, trotz dieser schwierigen Situation.
Das heißt: Die schwierige Situation bleibt, aber man lernt, im Denken umzuschalten. Man rebelliert nicht innerlich gegen diese Situation, sondern man akzeptiert sie.
Das kann übrigens etwas ganz Einfaches sein. Ich war verheiratet, also habe ich geheiratet, und dann fiel mir auf, dass meine Frau den Schrank offenstehen lässt. Und sie lässt ihn immer wieder offen. Sie war es gewohnt, Schränke offen stehen zu lassen. Ich dachte, ich müsse ihr das erklären. Ich wollte, dass der Schrank zu ist, denn meine Mutter hat immer gesagt, die Schränke macht man wieder zu, wenn man sie aufgemacht hat. So habe ich es zu Hause gelernt.
Sie meinte aber, Schränke lässt man offen. Was machen wir jetzt? Da haben wir ein Problem. Wir haben miteinander geredet und ich merkte mit der Zeit: Zweimal war der Schrank zu, aber nach den nächsten zwanzig Malen war er wieder offen. Was nun?
Dann habe ich einfach umgeschaltet. Gut, so geht es nicht. Jetzt mache ich bei mir zu Hause den Schrank zu und freue mich, wenn einer irgendwo offen ist, weil ich dann wieder eine Gelegenheit habe, ihn zuzumachen. Kein Problem mehr. Ich habe überhaupt kein Problem mit offenen Schränken, weil ich sie einfach zumache. Problem gelöst. Wir brauchen überhaupt nicht mehr darüber zu reden, das ist kein Thema mehr für uns.
Das ist so einfach: Wenn der Adler die Zahnspange offenlässt, dann lässt er sie halt offen. Wenn es nach zehn Versuchen nicht funktioniert, dann schraubst du diese Dinge zu. Also: Abhilfe oder Durchhilfe? Da kann man etwas lernen, und das geschieht eigentlich im Kopf.
So ist es auch mit Problemen unter Christen, die wir haben. Aus irgendeinem Grund ist mir jemand unsympathisch. Was mache ich? Ich kann einfach umschalten und sagen: Ich akzeptiere diesen Menschen genau so. Dann stelle ich fest, ich habe kein Problem mehr, er ist mir nicht mehr unsympathisch, weil ich mich innerlich umgeschaltet habe. Ich habe ihn akzeptiert, und dann merke ich plötzlich, dass er gar nicht mehr unsympathisch ist.
Deshalb war die Veränderung bei mir, nicht bei ihm. Das muss ich jetzt Gott überlassen: Ob er die Abhilfe gibt, also das Problem wegschafft, oder ob er eine Durchhilfe gibt, das Problem bestehen lässt und ich die Kraft, die Weisheit und die Lektion bekomme, wie ich damit umgehe.
Wann hilft Gott? Immer dann, wenn er will. Das hat er sich vorbehalten. Gott ist souverän und entscheidet, wann er eingreifen wird. In seiner Weisheit gibt es manchmal Situationen, die er lange Zeit belässt. Diese lange Zeit ist eine ganz wichtige Reifezeit.
Mose hat es vierzig Jahre in der Wüste durchgehalten, und es geschah nichts. Aber dann war er vorbereitet. Alles ist ein Geschenk, das müssen wir uns klar machen. Dass wir gesund sind, ist ein Geschenk. Und wenn wir krank sind, können wir nicht einfach sagen: „Ja, aber ich möchte gesund sein.“ Gesundheit ist ein Geschenk.
Ich lag zwei Monate im Bett, oder zumindest einen Monat, wegen Rückenproblemen. Dabei lernte ich, dass es ein Geschenk ist, wenn man normal gehen kann. Als ich wieder anfing zu gehen, als es wieder funktionierte, pries ich den Herrn für jeden Schritt, den ich ohne Krücke machen konnte. Da wurde mir bewusst: Mensch, es ist ein Geschenk, gehen zu können.
Dann wird man dankbar und versteht andere Menschen, die Schwierigkeiten beim Gehen haben. Das ist also eine sehr, sehr wichtige Lektion, die ich gelernt habe.
Wem hilft Gott besonders?
Und wem hilft Gott? Den Armen, das steht in der Bibel. Gott hilft den Armen, und er hat ein Herz für sie. Er ist so, so, so barmherzig. Barmherzig bedeutet, mitfühlend zu sein mit dem, der hilflos ist.
Wenn wir also die Stellung eines Hilflosen einnehmen, können wir damit rechnen, dass Gott uns hilft. Wenn wir keine Hilfe mehr in uns selbst finden, werfen wir uns auf Gott. Gott ist eine Zuflucht für die Armen.
Psalm 14,6 sagt: „Ihr wollt zu Schanden machen den Rat des Armen, des Gebeugten, des Demütigten, wo doch der Herr seine Zuflucht ist.“ Der Herr ist die Zuflucht des Armen – im Hebräischen des Gebeugten. Dieser ist unterdrückt, gebeugt, bedrängt, hilflos und arm.
Es gibt viele Psalmen, die das ausdrücken, zum Beispiel Psalm 46,2: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als Hilfe in Nöten reichlich gefunden.“ Dort findet man reichlich Hilfe bei Gott. Gott hilft also dem Geringen, der in seiner Existenz bedroht ist.
Jesus sagt: „Selig sind die, die geistlich arm sind.“ Gemeint sind nicht nur die materiell Armen, sondern die geistlich Armen. Was heißt das genau? Geistlich arm sein bedeutet, innerlich völlig auf Gott angewiesen zu sein. Man fühlt sich ohne Gott hilflos und sagt: „Herr, ohne dich kann ich keinen Schritt tun.“
Natürlich gibt Gott allen Menschen, auch denen, die schon etwas haben. Er hilft auch denen, die nicht arm sind. Aber bei den Armen wird es besonders verheißen: Sie sind wirklich selig, die geistlich arm sind. Sie dürfen sich freuen und glücklich sein, weil sie etwas Großes von Gott bekommen – das Königreich.
Geistlich arm zu sein heißt, innerlich nichts zu haben, was man vor Gott vorweisen kann. Man hat nichts, was man bringen könnte. Es gibt auch ein Lied, das sagt: „Nichts habe ich zu bringen, alles, Herr, bist du.“ Das drückt genau das aus: Nichts habe ich zu bringen, in jeglicher Hinsicht.
Die Juden sagten: „Wir haben vieles, wir sind Nachkommen Abrahams, wir haben gute Werke getan und das Gesetz gehalten.“ Doch der Herr sagte: „Nein, so nicht.“ Die Basis ist die Gnade. Die Gnade erhalten diejenigen, über die sich Gott erbarmt – die, die ihn fürchten, die zu ihm kommen mit ihrer Armut und nichts vorzuweisen haben. Alles, Herr, bist du.
Wer zu Gott kommen will, muss zu dem Punkt kommen, dass er erkennt, dass er Gott braucht. So beginnt unser Christenleben. Ich resigniere und kapituliere vor Gott und sage: „Herr, was mich betrifft, ich höre auf. Jetzt bin ich nur noch auf dich geworfen. Sei du mein Herr.“
Ich habe mir aufgeschrieben, worauf man sich verlässt, um zu genießen, etwas zu haben und etwas zu sein. Die Frage ist: Worauf verlasse ich mich? Die Bibel sagt: Verlass dich auf Gott, um etwas zu genießen, etwas zu haben und etwas zu sein.
Wenn du meinst, du brauchst etwas, dann bitte Gott darum. Und wenn du es nicht bekommst, dann sage: „Herr, danke. Jetzt weiß ich, ich brauche es nicht. Vielleicht gibst du es mir später.“ Und dann darf ich glücklich sein in diesem Gedanken.
Und wenn der Herr uns etwas wegnimmt, müssen wir auch so handeln. Ich habe mit einem Bruder gesprochen, der seine Frau über alles liebte. Sie ist gestorben. Er sagte zu mir: „Weißt du, ich habe gelernt, nicht auf das zu schauen, was ich hatte und verloren habe, sondern auf das, was ich habe. Ich schaue auf Gott, und ich habe Gott.“ Das hat ihm geholfen, darüber hinwegzukommen.
Den denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zu einem guten Ziel mitwirken. Das gute Ziel ist, Christus ähnlich zu werden.
Wenn ich die Dinge so betrachte, sage ich: Ja, dann kann ich auch schwere Situationen akzeptieren, wenn der Herr sie verwendet, damit ich im Charakter Christus ähnlich werde. Dann will ich das annehmen.
In Römer 8,28 steht: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“ Das kennt ihr sicher auswendig.
Ich möchte es jetzt vorlesen: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“ Gott lässt also alle Dinge zusammenwirken – alle unsere Umstände, unseren Besitz, die schwierigen Menschen um uns herum, die guten Menschen und so weiter.
All diese Dinge wirken Gott zusammen zum Guten für die, die nach seinem Vorsatz berufen sind. Und berufen sind die Gläubigen.
„Denen, die Gott lieben“ – wer sind das? Das sind die Gläubigen. Die Bibel nennt sie die Gottesfürchtigen und die Gottliebenden. Das sind die Gläubigen.
Ihnen wirkt alles zusammen zum Guten, zu ihrem guten Ziel. Welches Ziel ist das? In Vers 29 heißt es: „Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch zuvor dazu bestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu sein, damit er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei.“
Das Ziel, das Gott hat, ist, dass ich charaktermäßig so werde wie sein großer Sohn, Jesus Christus.
Fragen zur Liebe Gottes und zum Glauben
Sind dazu noch Fragen oder Gedanken? Ein Beispiel aus Psalm 45, in dem über die Ästhetik gesprochen wird, also darüber, wie schön Gott ist. Dort steht, dass Gott schöner ist als die Menschen.
Psalm 45,3: Du bist schöner als die Menschenkinder, Gnade ist auf deinen Lippen ausgegossen. Darum hat Gott dich gesegnet ewiglich. Es bezieht sich auf Jesus Christus, den König der Könige und Herrn der Herren. Du bist schöner als die Söhne der Menschen, Anmut oder Gnade ist über deine Lippen ausgegossen.
Das Wort „Anmut“ und „Gnade“ ist hier dasselbe. Anmut kann man in diesem Zusammenhang mit Schönheit übersetzen. Weil Anmut über deine Lippen ausgegossen ist, hat Gott dich für ewig gesegnet.
Danke, sehr gut! Weil Sie von den Armen gesprochen haben, sind Psalm 72,10-12 noch wichtig.
Psalm 72,10-12: Die Könige von Tarsis und die Könige von Seba bringen Geschenke. Alle Könige fallen vor ihm nieder, und alle Völker dienen ihm. Denn er befreit den Armen, der um Hilfe ruft, und den Gebeugten, der keinen Helfer hat. Er erbarmt sich des Geringen und des Armen und rettet die Seelen der Armen. Er erlöst sie aus Bedrückung und Gewalt. Ihr Blut ist kostbar in seinen Augen.
Wenn man über Gott nachdenkt, über sein Wesen, wird uns das sehr helfen bei Problemen. Als Basis meines Glaubens muss ich eine große Schau von Gott bekommen und von seinem Wesen, wie Gott ist.
Da können die schlimmsten Dinge kommen. Wenn ich weiß, wie Gott ist, kann ich mein Leben richtig einordnen. Wenn ich Gott nicht kenne, denke ich vielleicht: Gott meint es nicht gut mit mir. Aber das ist die Stimme Satans, der Eva gesagt hat: „Gott meint es nicht gut mit euch.“ Sie hat auf die Stimme Satans gehört – das ist genau verkehrt.
Wenn ich mich auf Probleme in meinem Leben vorbereiten will, muss ich eine große Schau von Gott bekommen. Beten wir, dass der Herr uns durch den Geist die Augen öffnet für sein Wesen und seine Art.
Da habe ich aber eine Frage: Du hast gesagt, dass die Gefühle betitelt werden, wie Gottesliebe, die Gefühle, die Gefühle. Wenn man die Erzählungen übernimmt, sollte man die Technik wieder anhalten. Was meinst du damit genau? Ich mache mal ein Beispiel: Man sagt, die Gefühle sind wie geheim. In meinem Leben in Hamburg ist das natürlich nicht so. Ist das eine Tatsache, eine Stellung, wie im Wetter, was man im Programm hat?
Es gibt eine grundsätzliche Liebe zu Gott, die jeder Christ hat. Und es gibt dann Dinge im Leben, in denen man ungehorsam ist, und es sieht so aus, als ob man den Herrn jetzt nicht liebt. Das ist wie in der Ehe: Grundsätzlich liebe ich meine Frau, aber manchmal schimpfe ich, oder sie macht etwas Unsinn. Das heißt aber nicht, dass ich sie nicht liebe. In dem Moment habe ich gesündigt und mich falsch verhalten.
Wer echt Christ ist, in dem ist die Liebe Gottes ausgegossen. Die Liebe Gottes ist beiderlei: die Liebe zu Gott und die Liebe von Gott zu uns. Wer die Liebe Gottes nicht hat, der – wie heißt es in 1. Johannes 2 – Vers 15 – liebt nicht die Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.
Die Liebe des Vaters und die Liebe zum Vater sind eins. Es gibt ein Prinzip: Wenn man für die Welt lebt, dann ist nicht die Liebe zum Vater da. Das widerspricht sich. Man kann nicht beide lieben. Entweder liebt man den einen und hasst den anderen oder umgekehrt. Du kannst nicht beides lieben.
Wenn jemand die Welt grundsätzlich liebt, dann ist die Liebe des Vaters, also die Liebe zum Vater und die Liebe des Vaters zu ihm, nicht in ihm. Aber wer sein Leben Jesus Christus gegeben hat, in dem ist eine grundsätzliche Liebe zum Vater.
Wir unterscheiden also zwischen einzelnen Sünden und einer generellen grundsätzlichen Haltung. Wenn jemand sagt, er liebt Gott nicht, kann er kein Christ sein. Das geht nicht, das schließt sich aus, wenn wirklich diese grundsätzliche Liebe zu Gott nicht da ist.
Diese Liebe zeigt sich auch darin, dass man die Schrift liebt. Wenn ich jemanden liebe, liebe ich auch sein Wort. Wenn ich meine Frau liebe, liebe ich auch ihr Wort. Wenn ich Gott liebe, liebe ich auch das Wort, das er spricht. Dann höre ich es mir an, dann lese ich es.
Ja, jetzt noch zu dem einen Punkt oder ja, machen wir doch noch fünf Minuten, geht das?
Der Sinn von Problemen im Leben
Wozu, wozu haben wir denn dann die Probleme? Es geht nicht um die Frage, warum wir Probleme haben, sondern wozu sie da sind, wie wichtig sie sind und welchen Zweck sie erfüllen.
Erstens sollen wir dadurch lernen, dass Gott Gott ist, dass er tut, was er will, und dass er souverän ist. Es ist immer noch Gott, der bestimmt, was geschieht – und nicht wir. Manchmal denken wir, wir seien Gott und könnten ihm vorschreiben, was er zu tun hat. So funktioniert das nicht. Gott macht uns darauf aufmerksam: „Hey du, ich bin immer noch der Chef, und jetzt schicke ich dir mal Probleme.“ Aber diese Probleme sind aus Liebe geschickt, weil er unser Herz zu sich ziehen möchte. Also erstens, damit wir lernen, dass Gott Gott bleiben will.
Zweitens sollen durch die Probleme Gott verherrlicht werden. Im 2. Korinther 4 heißt es, wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Übertrefflichkeit der Kraft von Gott und nicht aus uns sei. Paulus beschreibt hier, dass er viele Nöte und Probleme erlebt hat: „Als Bedrängter, jedoch nicht in Beengung; erdrückt, aber nicht vernichtet; ratlos, aber nicht verzweifelt; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeschlagen, aber nicht umkommend“ (2. Korinther 4,8-9).
Wir tragen diesen Schatz, den Gott in unser Herz gelegt hat – ein Licht, das in unserem Inneren brennt. Doch wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, Gefäßen, die leicht zerbrechen. Warum zerbrechen diese Gefäße so leicht? Warum haben wir einen Körper, der schwach ist? Damit zum Ausdruck kommt, dass die Kraft von Gott kommt und nicht von uns.
Es gibt Menschen, die extra schwach sind, weil Gott sich besonders durch sie verherrlichen möchte. Die Geschichte zeigt immer wieder, dass gerade die Schwachen von Gott gebraucht werden. Paulus erwähnt das Schwache, das nichts vor der Welt ist, um sich groß zu machen. Diese Schwachheit ist nicht sündhaft, sie hat nichts mit Sünde zu tun – Schwachheit ist einfach Schwachheit.
Manche sagen: „Ich bin schwach und deshalb habe ich gesündigt.“ Das ist nicht richtig. Schwach zu sein bedeutet, dass wir in einer Schöpfung leben, die uns Probleme bereitet. Unser Körper bereitet uns Probleme, denn er hat nicht immer Kraft, wird müde, krank und gebrechlich. Je älter man wird, desto mehr spürt man das.
Aber diese Schwachheit ist gut, damit wir wissen, dass die Hilfe von Gott kommt. Gott soll durch schwache Menschen verherrlicht werden. Ich habe die Biografie von Samuel Lam gelesen. Kennt ihr die? Wie heißt die Biografie? Einfach „Samuel Lam“. Er war ein Chinese, der 20 Jahre im Gefängnis verbrachte. Ein schmächtiger Mann, der in Steinbrüchen und Konzentrationslagern arbeiten musste. Er war oft am Zerbrechen, hatte große Mühe, die schweren Kübel zu tragen. Doch in dieser Schwachheit hat Gott ihn gebraucht. Der Herr gründete durch ihn eine Gemeinde im Gefängnis. Viele Menschen bekehrten sich durch diesen Mann.
Auch Watchman Nee war oft krank und schwach. Trotzdem hat er China geistlich stark beeinflusst. So verherrlicht Gott sich durch Schwachheit.
Drittens sollen wir durch Probleme unsere Liebe zum Herrn bewähren. Im Jakobusbrief heißt es: „Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Prüfungen geratet, denn ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und nichts Mangel habt“ (Jakobus 1,2-4).
Die Bewährung bewirkt also Ausdauer. Der Glaube wird erprobt, um sich zu bewähren. Auch im Römerbrief heißt es ähnlich: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, dass Bedrängnis Ausdauer bewirkt, Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung“ (Römer 5,3-4).
Das setzt voraus, dass man bereit ist, unter der Bedrängnis zu bleiben und innerlich „Ja“ dazu sagt. Dann lernt man Ausdauer, weil der Herr uns stärkt. So wird man bewährt.
Probleme sind also gut für uns, weil sie uns Bewährung bringen – vor allem in unserer Liebe zum Herrn, nicht nur in unserer Kraft. Der Herr prüft unsere Liebe. Haben wir ein „Ja“ dazu, sind wir glücklich. Haben wir es nicht gelernt, kommt die nächste Lektion, ein anderes Mal. Aber sie kommt, und es ist die Frage, ob wir jetzt lernen wollen.
In meinem Leben gab es Zeiten, da dachte ich: „Gibt es denn das? Ein Schlag nach dem anderen? Gibt es so etwas überhaupt?“ Dann realisierte ich, dass es eine Prüfung ist, und ich musste darunter bleiben. Allein wenn man erkannt hat, dass es eine Prüfung ist, hat man schon halb gewonnen.
Viertens haben wir Probleme, damit wir lernen, Gott in allem zu vertrauen. Paulus schreibt im 2. Korintherbrief: „Brüder, wir wollen nicht, dass ihr unwissend seid über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfuhr, dass wir über das Maß hinaus bedrängt und beschwert wurden, sodass wir sogar an unserem Leben verzweifelten. Wir selbst hatten das Todesurteil in uns, damit wir uns nicht auf uns selbst verlassen, sondern auf Gott, der die Toten erweckt“ (2. Korinther 1,8-9).
Paulus sagt hier, dass er am Ende war, am Rande des Todes. Doch das geschah, damit er sich nicht auf sich selbst verlässt, sondern auf Gott, der Leben erweckt.
Hier machen wir eine Pause.