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Ich bin der gute Hirte!

Selbstoffenbarungen von Jesus, Teil 3/7
04.12.2014Johannes 10,1-18

Ich bin der gute Hirte!

Reihe: Selbstoffenbarungen von Jesus (3/7)

Johannes 10,11.14

Einleitende Gedanken

Es war einmal ein Hirte, der in einer einsamen Gegend seine Schafe hütete. Plötzlich taucht aus einer Staubwolke ein flotter Wagen auf und hält neben ihm. Der Fahrer, ein junger Mann, steigt aus und fragt ihn: "Wenn ich herausfinde, wie viele Schafe sie haben, bekomme ich dann eins?" Der Schäfer schaut den jungen Mann an, dann seine friedlich grasenden Schafe und sagt ruhig: "In Ordnung". Der junge Mann zückt sein Tablet, geht im Internet auf die NASA Seite, scannt die Gegend mit Hilfe eines Satelliten Navigationssystems und öffnet eine Excel Tabelle mit einer Unmenge verschiedener Formeln. Schliesslich druckt er einen Bericht auf seinem High-Tech Minidrucker aus, dreht sich zum Schäfer und sagt: "Sie haben hier exakt 1‘596 Schafe." Der Schäfer sagt: "Das ist richtig, suchen sie sich ein Schaf aus." Der junge Mann nimmt eins der Tiere und lädt es in sein Auto. Der Schäfer schaut ihm zu und sagt: "Wenn ich ihren Beruf errate, geben sie mir das Tier wieder zurück?" Der junge Mann meint: "Klar, warum nicht?" Der Schäfer sagt: "Sie sind Unternehmensberater." "Das ist richtig, woher wissen sie das?" fragt er überrascht. "Ganz einfach", sagt der Schäfer, "erstens sind sie hier aufgetaucht, obwohl sie keiner gerufen hat. Zweitens wollen sie dafür bezahlt werden, dass sie mir etwas sagen, was ich ohnehin schon weiss. Und drittens haben sie keine Ahnung von dem, was ich mache ... und jetzt geben sie mir meinen Hund zurück!" Hirten haben eine anspruchsvolle, vielseitige und gefährliche Arbeit. Im Volk Israel gab es viele Herden und dementsprechend auch viele Hirten. Viele berühmte Männer, die wir aus der Bibel kennen, arbeiteten als Hirten: Abel, Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David usw. Bei der Geburt von Jesus, gehörten die Hirten zu den ersten Leuten, die Jesus gesehen haben. Die Hirten mit ihren Schafherden waren in der israelitischen Gesellschaft allgegenwärtig. So ist es nicht überraschend, dass Jesus bei seiner Verkündigung die Hirten mit ihren Schafherden zur Veranschaulichung seiner Botschaft heranzieht. Im zehnten Kapitel des Johannesevangeliums finden wir drei verschiedene und eigenständige Vergleiche, die Jesus macht. Zuerst (Joh.10,1-5) spricht er über die Schafe, die die Stimme ihres Hirten kennen und ihm folgen. Dann (Joh.10,7-10) vergleicht Jesus sich mit der Türe, durch die die Schafe das geschützte Gehege betreten. Und als dritter Vergleich (Joh.10,11-18) spricht Jesus davon, dass er der gute Hirte ist. Diesen dritten Vergleich werden wir heute genauer betrachten. Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ist bereit, sein Leben für die Schafe herzugeben.“ Joh.10,11. Wir schauen, was es mit diesem guten Hirten auf sich hat.

I. Ich sterbe für sie

Jesus sagt, ein guter Hirte sei bereit für, seine Schafe zu sterben: „Ein guter Hirte ist bereit, sein Leben für die Schafe herzugeben.“ Joh.10,11. Jedem Zuhörer war damals klar, was Jesus damit gemeint hat. Das idyllische Bild, das wir vom Hirten in uns tragen, entspricht eben nicht der damaligen Wirklichkeit. Der Beruf des Hirten war lebensgefährlich. Es wurde sogar geregelt, wann ein Hirte seine bedrohte Herde verlassen kann. Wenn sich z.B. zwei Wölfe der Herde näherten, konnte er die Herde sich selbst überlassen. Er war dann nicht Schadenersatzpflichtig für den Schaden, den die Wölfe anrichteten. Er hatte sozusagen das Recht, seine Haut zu retten. Aber nicht nur Wölfe interessierten sich für die Schafe, sondern auch Bären und Löwen. Der König David war in jungen Jahren auch Hirte, aber er liess sich von diesen Raubtieren nicht einschüchtern. Bevor David gegen den Riesen Goliath kämpfte, zweifelte der König Saul an seinen Fähigkeiten, war David doch noch recht jung und im Krieg unerfahren. Doch David entgegnete selbstbewusst: „Dein Knecht hütete die Schafe seines Vaters; und kam dann ein Löwe oder ein Bär und trug ein Schaf weg von der Herde, so lief ich ihm nach, schlug auf ihn ein und errettete es aus seinem Maul. Wenn er aber auf mich losging, ergriff ich ihn bei seinem Bart und schlug ihn tot.“ 1.Sam.17,34-35. Das ist nicht jedermanns Sache – ein sehr gefährlicher Job! Ein Hirte, dem die Herde nicht gehört, kämpfte in der Regel nicht wie David für seine Schafe. Warum sollte ein Hirte für ein Schaf, das nicht ihm gehört, sein eigenes Leben in Gefahr bringen? Er wird die Flucht ergreifen. Deshalb sagt Jesus: „Einer, der gar kein Hirte ist, sondern die Schafe nur gegen Bezahlung hütet, läuft davon, wenn er den Wolf kommen sieht, und lässt die Schafe im Stich, und der Wolf fällt über die Schafe her und jagt die Herde auseinander. Einem solchen Mann, dem die Schafe nicht selbst gehören, geht es eben nur um seinen Lohn; die Schafe sind ihm gleichgültig.“ Joh.10,12-13. Das können wir gut verstehen. Wer von uns will schon für den Besitz seines Arbeitgebers sein Leben riskieren? Aber der gute Hirte, er ist bereit für seine Schafe zu sterben. Jesus sagt das während einem Fest in Jerusalem. Viele Juden hörten ihm zu und selbstverständlich verfolgen die Pharisäer und Ältesten der Juden ganz genau, was Jesus sagte. Vielleicht hören sie etwas, womit sie ihn verurteilen und töten könnten. Eins ist sicher. Sie verstanden was Jesus mit dem guten Hirten sagen will. Sie wussten, dass schon die Propheten von diesem Hirten gesprochen hatten. Hesekiel schreibt z.B.: „Ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein.“ Hes.34,23. Sie wussten also ganz genau, dass sich Jesus damit als diesen Hirten offenbarte, der Nachkomme Davids, der einmal auf dem Thron Davids regieren wird. Der Messias, der das Volk Israel erlösen wird. Vielleicht war es für sie etwas schwieriger herauszufinden, wen Jesus mit den Hirten, die für einen Lohn arbeiteten meint und wer der Wolf ist, der die Herde bedroht. Was meint ihr? Wer sind diese Hirten oder Lohnarbeiter, die die Herde im Stich lassen, wenn ein Wolf kommt? Es sind die Priester und Leviten, denn sie sind von Gott eingesetzt worden, um das Volk Israel zu beschützen. Sie wurden bezahlt, dafür zu sorgen, dass das Volk Israel Gott treu bleibt und keine anderen Götter verehrt. Wen meint Jesus mit dem Wolf? Der Wolf steht für das Pharisäertum. Die Priester und Leviten sind davongelaufen und haben die Herde den Pharisäern und Schriftgelehrten überlassen. Die Pharisäer bestimmten darüber, was die Juden zu glauben und zu tun haben und sie entschieden, wer aus der religiösen Gemeinschaft ausgeschlossen wird. Wie stark die Macht der Pharisäer war, sehen wir bei verschiedenen Begebenheiten. So berichtet Johannes: „Es gab allerdings sogar unter den führenden Männern viele, die an Jesus glaubten. Aber wegen der Pharisäer bekannten sie sich nicht offen zu ihm; sie mussten befürchten, aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden.“ Joh.12,42. Die Hirten hatten versagt und haben die Herde den Wölfen überlassen. Der gute Hirte wird das aber nicht machen. Er wird gegen die Wölfe kämpfen und er wird ihre Macht brechen. Er wird ihnen die Schafe nicht überlassen, selbst wenn es ihn das Leben kostet. Jesus ist eben der Eigentümer dieser Schafe, wie er das seinen Feinden erklärt: „Ich bin der gute Hirte. Ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich, genauso, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne.“ Joh.10,14-15. Jesus lebt in vollkommener Übereinstimmung mit dem Vater, dem Eigentümer der Herde. Und zwischen den Schafen und dem guten Hirten besteht ebenfalls eine tiefe Beziehung. Die Schafe kennen ihn und er kennt die Schafe. Und für diese verirrten Schafe gibt Jesus alles! „Und ich gebe mein Leben für die Schafe her.“ Joh.10,15. Tatsächlich wollten diese Wölfe, die Pharisäer und Ältesten der Juden Jesus töten, um die Herde weiterhin zu tyrannisieren. Sie planten die Ermordung von Jesus, was ihnen schliesslich auch gelang. Jesus entzog sich diesem Angriff nicht, er war bereit, für seine Schafe zu sterben. Sie versuchten Jesus zu steinigen, denn sie wussten genau, was er über sich sagte. Und Jesus fragte sie, um welches gute Werk sie ihn steinigen wollten. Verärgert sagen sie: „Wir steinigen dich nicht wegen einer guten Tat, sondern weil du ein Gotteslästerer bist. Du machst dich zu Gott, obwohl du nur ein Mensch bist.“ Joh.10,33. Sie hatten Jesus also ganz genau verstanden. Sie wussten, dass er sich als Sohn Gottes offenbarte. Irgendwie liessen sie ab, ihn zu steinigen. Doch später gelang ihnen die Ermordung durch das römische Reich. Sie setzten Pilatus, den römischen Prokurator unter Druck: „Wenn du Jesus freilässt, bist du nicht mehr der Freund des Kaisers! Jeder, der sich selbst zum König macht, stellt sich gegen den Kaiser.“ Joh.19,12. Pilatus musste sich dem Druck beugen und Jesus wurde hingerichtet. Der gute Hirte starb für seine Schafe am Kreuz! Er starb, damit seine Schafe von der Sünde frei werden können und nicht mehr dem Willen selbstsüchtiger Menschen ausgeliefert sind. Petrus greift diesen Gedanken in seinem Brief auf: „Jesus, der unsere Sünden an seinem eigenen Leib ans Kreuz hinaufgetragen hat, sodass wir jetzt den Sünden gegenüber gestorben sind und für das leben können, was vor Gott richtig ist. Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt.“ 1.Petr.2,24. Er hat die zerstreuten, verwirrten und verirrten Schafe durch sein Opfer beschützt und gerettet, wie Petrus weiter schreibt: „Ihr wart umhergeirrt wie Schafe, die sich verlaufen haben; doch jetzt seid ihr zu dem zurückgekehrt, der als euer Hirte und Beschützer über euch wacht.“ 1.Petr.2,25. Ja – Jesus ist der gute Hirte, der für seine Schafe stirbt!

II. Ich habe noch andere Schafe

Jesus sagt den Israeliten noch etwas, das ihnen zeigen konnte, dass Jesus der Sohn Gottes, der erwartete Messias ist: „Ich habe auch noch Schafe, die nicht aus diesem Stall sind.“ Joh.10,16. Jesus ist also nicht nur der Hirte der Juden. Seine Schafe sind nicht nur im Volk Israel, sondern er hat noch andere Schafe: die Heiden! „Auch sie muss ich herführen; sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden eine Herde unter einem Hirten sein.“ Joh.10,16 Der Messias der Juden kommt nicht nur zu den Juden, sondern durch ihn werden alle Menschen gesegnet sein. Wie das Gott schon ganz früh dem Abraham ankündigte: „Durch deinen Nachkommen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ 1.Mo.22,18. Johannes schreibt das später ganz deutlich: „Jesus starb allerdings nicht nur für das jüdische Volk, sondern auch, um die über die ganze Welt verstreuten Kinder Gottes zusammenzuführen und eins zu machen.“ Joh.11,52. Jesus ist also auch der Hirte von uns Heiden. Er führt Juden und Heiden zusammen. Und das tat er ganz freiwillig. Das will er seinen Feinden auch in aller Deutlichkeit sagen, denn sie meinten, sie könnten Macht über ihn gewinnen. Doch dem ist nicht so. „Der Vater liebt mich, weil ich mein Leben hergebe. Ich gebe es her, um es wieder zu empfangen.“ Joh.10,17. Jesus gibt sein Leben freiwillig. Jederzeit hätte er dem Kreuz entkommen können. Jederzeit gab es für ihn einen Fluchtweg. Niemand hätte ihn zurückhalten können. Aber aus Liebe zu seinem Vater war er bereit, für die Schafe zu sterben. „Niemand nimmt mir das Leben; ich gebe es freiwillig her. Ich habe die Macht, es herzugeben, und ich habe die Macht, es wieder zu empfangen. Das ist der Auftrag, den ich von meinem Vater bekommen habe.“ Joh.10,18. Diesen Auftrag will Jesus erfüllen und damit hat er auch schon auf die Auferstehung hingewiesen, denn er wird das Leben wieder empfangen. Der Tod und das Totenreich können ihn nicht zurückhalten. So ist Jesus auferstanden und er ist und bleibt der Hirte seiner Schafe. Wir haben also einen Hirten, der auf uns acht hat und der uns beschützt. Jesus ist bis heute aktiv. Er sammelt immer noch seine Schafe und wir sind als Christen und als Kirche daran beteiligt. Und er wacht immer noch über seine Schafe. Jesus sagte nochmals in aller Deutlichkeit, dass er um seine Schafe kämpft und sie verteidigt: „Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen.“ Joh.10,27-28. Wie ein guter Hirte kämpft Jesus für seine Schafe bis er sie ans Ziel gebracht hat.

Schlussgedanke

Es stimmt voll und ganz, was Jesus von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ist bereit, sein Leben für die Schafe herzugeben.“ Joh.10,11. Für jeden von uns ist Jesus gestorben. Wer nun Jesus vertraut, der wird gerettet, wie Petrus richtig bemerkt: „Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt.“ 1.Petr.2,24. Und er sorgt bis heute für uns. Bis heute ist er unser Hirte, denn Petrus fordert uns auf: „Alle eure Sorgen legt bei Jesus ab, denn er sorgt für euch.“ 1.Petr.5,7. Doch Jesus hat diesen Hirtendienst, bevor er zum Vater zurückging, seinen Jüngern übergeben. Sie sollen die Schafe sammeln und sie sollen sie in der gesunden Lehre unterrichten. Die Apostel haben diese Aufgabe wiederum an die Verantwortlichen der Gemeinden übertragen. Den Gemeindeleitern von Ephesus sagt Paulus: „Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, die Gemeinde Gottes, zu deren Leitern euch der Heilige Geist eingesetzt hat. Sorgt für sie als gute Hirten; Gott hat sie ja durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben.“ Apg.20,28. So wollen wir auf unseren obersten Hirten hören und ihm nachfolgen. Bis an den Tag, an dem wir ihn sehen werden. Mit dieser Aussicht ermutigt Petrus die Christen, Jesus treu zu bleiben: „Wenn der oberste Hirte erscheint, dann werdet ihr mit dem Siegeskranz unvergänglicher Herrlichkeit gekrönt werden.“ 1.Petr.5,4. Was für ein grossartiger Tag wird das sein, wenn wir Jesus, unserem obersten Hirten begegnen und er uns den Siegeskranz überreicht!