Vor einigen Tagen erhielt ich eine WhatsApp-Anfrage, ob ich Lust hätte, heute am Sonntag mit einigen Leuten Tennis im Doppel zu spielen.
Ich ahnte bereits, dass das wahrscheinlich nichts werden würde, aber ich fragte zumindest nach, wann genau das Spiel stattfinden sollte. Die Antwort lautete: von zehn bis zwölf Uhr.
Daraufhin schrieb ich nur zurück, dass ich zu dieser Zeit hier stehen und predigen werde.
So unterschiedlich kann man seinen Sonntagvormittag verbringen, nicht?
Die Frage nach dem Warum unseres Glaubens
Aber warum bin ich am Sonntagmorgen hier? Warum bist du heute Morgen hier und nicht in der Tennishalle, auf der Skipiste oder vielleicht noch im Bett? Was war nötig, damit wir heute hier miteinander Gott anbeten? Gerade wir! Warum glauben gerade wir an Jesus Christus, während so viele andere das nicht tun? Darüber möchte ich heute mit uns nachdenken.
In unserer Predigtserie durch die ersten Kapitel des ersten Korintherbriefs kommen wir heute zu den letzten Versen in Kapitel eins, zu den Versen 18 bis 31. Letzte Woche haben wir gehört, wie Paulus nach seiner sehr freundlichen Begrüßung in den ersten neun Versen ab Vers zehn ein erstes sehr ernstes Problem in der sehr problembeladenen Gemeinde in Korinth angesprochen hatte. Er hatte das auf eine sehr freundliche Art getan und die Korinther als „liebe Brüder“ angesprochen.
Aber er hatte auch verdeutlicht, dass er nicht einfach nur so schreibt, sondern im Namen des Herrn Jesus Christus. So hatte er die Christen in Korinth zur Einheit aufgerufen, denn ihm war zu Ohren gekommen, dass es in der Gemeinde Parteiungen gab. Da hatten sich Christen hinter verschiedenen Leitern versammelt und waren in Streit miteinander geraten. Stolz beriefen sie sich jeweils auf ihren Leiter: Ich gehöre zu Paulus, ich zu Apollos, ich zu Kephas, also Petrus, oder ich zu Christus.
Paulus hielt dem entgegen, dass es absurd ist, sich so hinter Menschen zu versammeln oder sich überhaupt voneinander zu trennen, wenn Christen doch alle miteinander dem einen Christus nachfolgen, der sich für uns hatte kreuzigen lassen und auf dessen Namen wir als Christen getauft sind. Paulus wollte keine solchen Anhänger. Er wollte einfach nur das Evangelium verkündigen, durch das Menschen zusammengerufen werden. Denn er war davon überzeugt, dass das Evangelium in sich eine Kraft hat, die nicht überschattet werden darf durch kluge oder weise Worte.
Deswegen sagte er, er wolle sich davor hüten, mit klugen und weisen Worten zu reden. Das führt er wirklich weiter aus in unserem heutigen Predigttext, vor allem in der ersten Hälfte, ab Vers 18. Dort erklärt Paulus, warum die Botschaft vom Kreuz Christi unbedingt verkündigt werden muss. Denn diese Botschaft, so töricht und schwach sie Menschen auch vorkommen mag, ist letztendlich die Botschaft, die Gott in seiner Weisheit und Macht zur alleinigen Heilsbotschaft bestimmt hat.
Das ist die erste Hälfte unseres Predigttextes, die Verse 18 bis 25. Auf gut Deutsch: Das Kreuz mag für die Welt nicht beeindruckend sein, aber es ist genau das, was Gott braucht, um seine Rettung zu bringen.
Ab Vers 26 bis Vers 31, im zweiten Teil unserer heutigen Predigt, werden wir sehen, dass nicht nur das Kreuz für die Menschen nicht beeindruckend ist, sondern die Gemeinde an sich auch nicht. Aber so wie Gott das Kreuz Christi zur Heilsbotschaft erwählt hat, so hat er in Korinth Menschen in seiner großen Gnade zum Heil in Christus erwählt. Auch diese Gemeinde ist nicht beeindruckend – und das aus einem guten Grund: Damit nämlich alle Ehre und aller Ruhm zu Gott kommt. Ihm allein gebührt alle Ehre.
Das ist kurz zusammengefasst die Botschaft unseres Predigttextes, die wir nun im Detail in diesen beiden Abschnitten betrachten wollen.
Bevor ich das mit uns tue, möchte ich mit uns beten, dass der Herr uns hilft, sein Wort nicht nur als Wahrheit, sondern als seine Weisheit und Kraft zu erleben, so dass es in uns das ausrichtet, wozu der Herr sendet. Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass dein Wort die Wahrheit ist. Und danke, dass du ein Gott voller Gnade bist! So wollen wir dich bitten, dass du uns bereit machst, unsere Weisheit zur Seite zu legen und anzuerkennen, dass deine Weisheit so viel größer ist. So kommen wir ins Rühmen und Anbeten darüber, was du getan hast am Kreuz und in unserer Berufung.
Gebrauche dein Wort, um deine Gemeinde zuzurüsten zu großer Einheit und Anbetung. Und wir bitten dich auch, dass die Botschaft vom Kreuz sich heute im Leben derer als eine Gotteskraft erweist, die diese Botschaft bisher noch nicht im Glauben angenommen haben. So wirke du durch dein mächtiges Wort. Darum bitten wir in Jesu Namen, Amen.
Die Botschaft vom Kreuz als Kraft Gottes
Wir haben bereits bedacht, dass es Paulus sehr wichtig war, das Evangelium schlicht und ergreifend zu predigen – nicht mit klugen oder gewählten Worten.
Ab Vers 18 fährt er nun fort, und ich lese uns die Verse 18 bis 25 vor:
„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden, uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben: Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. Wo sind die Klugen, wo sind die Schriftgelehrten, wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt umgeben von der Weisheit Gottes Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. Denn die Juden fordern Zeichen und Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit. Denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit; denn die Torheit Gottes ist weiser als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker als die Menschen sind.“
Soweit der erste Abschnitt. Paulus beginnt hier also mit den Worten: „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden.“ Diese Aussage steht wirklich über dem gesamten Abschnitt. Er greift das in Vers 23 noch einmal auf, wenn er sagt: „Wir aber predigen den gekreuzigten Christus“ – also noch einmal das Kreuz, die Botschaft vom Kreuz, das Wort vom Kreuz –, „den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.“
Dass Gott, der ewige Schöpfer aller Dinge, in Jesus Christus Mensch geworden ist und dann stellvertretend für Sünder an ein Kreuz geschlagen wird, um durch seinen Tod sie zu retten, macht für die klugen und weisen Menschen dieser Welt absolut keinen Sinn. Wie kann man überhaupt auf so eine Idee kommen? Und wie kann man das glauben? Frag mal einen Nichtchristen, was er gemacht hätte, wenn er Gott wäre. Sag ihm: Stell dir vor, Menschen haben ein Problem, sie sind Sünder und können vor dir nicht bestehen, weil du gerecht bist – was würdest du tun, um sie zu retten?
Ich kann mir vorstellen, dass sie auf alle möglichen Gedanken kämen und vielleicht ein paar ganz interessante Vorschläge machten. Aber nicht den, dass Gott Mensch wird und dann stellvertretend für die Schuld der Menschen stirbt. Das klingt ja töricht, wie von einem Schwächling. So kann Gott nicht sein. Das hätte man mit göttlicher Macht wirklich besser lösen können.
Wenn du heute als Nichtchrist hier bist, kannst du vielleicht mit dem, was ich gerade sage, viel mehr anfangen als viele, die so gewohnt an dieser Botschaft sind. Vielleicht ist das genau dein Denken. Ich weiß, dass viele Menschen in dieser Welt so denken, und Paulus wusste das auch. Denn Paulus hat diese Botschaft vom Kreuz Christi immer wieder verkündigt, und er musste dabei immer wieder feststellen, dass die einen ihn dafür verspotteten, lächerlich machten, und andere direkt Anstoß daran nahmen.
Auch das erleben wir heute noch. Überhaupt Menschen zu sagen, dass sie Sünder sind und Rettung brauchen, ist für viele sehr anstößig. Das ist ein überhaupt nicht akzeptabler Gedanke.
Ihr Lieben, ich hoffe, wir verstehen: Das Evangelium vom Kreuz Christi ist für viele Menschen keine frohe Botschaft, sondern eine Torheit, die sie rundherum ablehnen. Paulus selbst hatte diese Botschaft einst abgelehnt. Aber dann war ihm Gott erschienen und hatte ihm verdeutlicht, dass das Kreuz wirklich notwendig war, um ihn zu retten.
Mehr noch, Gott hatte ihn dazu berufen, diese Botschaft nun in aller Welt zu verkünden. Das hatte Paulus getan. Er hatte sich aufgemacht, das Evangelium zu verkünden, und dabei sehr viel Widerstand erlebt – sowohl von seinen jüdischen Landsleuten als auch von denen, die nicht Juden waren, den Heiden, die hier auch als Griechen bezeichnet werden.
Die Juden forderten mächtige Zeichen. Sie meinten also: Wenn Gott, den wir kennen aus dem Alten Testament, nun retten will, dann wird er das durch mächtige Wunder tun. Das Kreuz macht doch keinen Sinn. Solche Menschen kennen wir auch heute noch. Das sind nicht nur Juden, die so denken.
Vielleicht hast du schon mal mit jemandem über das Evangelium gesprochen, und er hat dir gesagt: „Das kann ich nicht glauben. Wenn Gott mir erscheinen würde oder hier ein großes Wunder täte, dann würde ich glauben, aber doch nicht so eine Botschaft.“ So gibt es das bis heute.
Auf der anderen Seite waren die Heiden, die Griechen, und denen war die Botschaft vom Kreuz einfach viel zu primitiv. Wenn Gott so groß, mächtig und weise ist, dann gib uns bitte eine intellektuelle, etwas stimulierendere Botschaft. Etwas, wo es auch ein bisschen was braucht, um sie richtig zu verstehen. Wenn man Gottes Gedanken nachdenken will, dann kann das ja nicht so einfach sein.
Auch das kennen wir heute noch, oder? Menschen, die das Evangelium deshalb ablehnen, weil es ihnen zu banal, zu simpel ist. Es gibt sogar manche, die die Bibel in gewisser Weise ernst nehmen oder zumindest sagen, dass sie es tun, aber dann meinen, dass in der Bibel ganz geheime Botschaften stecken. Sie glauben, zu den wenigen zu gehören, die diese geheimen Botschaften in besonderer Weise verstanden haben.
Vielleicht habt ihr solche Leute auch schon getroffen. Ich rede fast jede Woche mit ein oder zwei solchen Menschen. Paulus war für all das nicht zu haben. Er predigte schlicht und ergreifend das Evangelium – simpel und direkt –, auch wenn das für viele Juden ein Ärgernis war und für die Griechen eine Torheit.
Warum tat Paulus das? Nun, weil er zuerst in seinem eigenen Leben erlebt hatte und dann immer wieder erleben durfte, dass diese einfache Botschaft eine enorme Kraft hat. Immer wieder durfte er sehen, dass Menschen aus Juden und Heiden – wenngleich viele es verspotteten und ablehnten – diese Botschaft hörten und sie ihnen durchs Herz ging.
Sie akzeptierten diese Botschaft nicht einfach nur irgendwie, sondern wurden durch sie komplett verändert. Etwas geschah, was kein Mensch zustande bringen kann. Paulus erlebte, wie Menschen, die einst verfeindet waren, auf einmal um diese Botschaft herum zusammenkamen. Voller Güte und Liebe – eigentlich unerklärlich.
So wusste Paulus: Diese Botschaft braucht keine klugen und weisen Worte. Diese Botschaft trägt in sich selbst eine einzigartige Kraft. Ist dir das klar? Das Evangelium trägt in sich selbst eine einzigartige Kraft.
Deshalb, lieber Christ, musst du nie denken: „Ich kann nicht evangelisieren, ich bin nicht so sprachbegabt, ich bin kein intellektueller Typ.“ Gerade dich will Gott gebrauchen, damit klar wird: Das, was Menschen erreicht und verändert, ist nicht dein Intellekt oder deine Weisheit, sondern die Kraft Gottes, die im Evangelium liegt – in der simplen und einfachen Botschaft, die uns allen anvertraut ist. Damit wir ihr Raum geben.
Lieber Christ, hab Mut und lass dich nicht davon abschrecken, dass du immer wieder Widerstand erleben wirst. Paulus hat das erlebt, Jesus selbst hat das erlebt. Aber so wie Jesus, Paulus und viele nach ihnen wirst auch du, wenn du einfach treu diese Botschaft weitergibst, immer wieder erleben, dass Gott die Botschaft vom Kreuz scheinbar töricht und schwächlich gebraucht, um das Wunder zu tun: Menschen vom geistlichen Tod zum Leben zu bringen.
Paulus hatte das erlebt. Als ein Mann, der mit dem Alten Testament sehr vertraut war, war ihm klar, dass Gott hier handelte, um eine Prophetie zu erfüllen. Er zitiert hier in Vers 19 Jesaja 29,14, wenn er sagt: „Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.“ So hatte Gott es angekündigt, und so war es geschehen.
Die Botschaft vom Kreuz hat die Weisheit der Weisen zunichte gemacht. Denn die Welt, heißt es hier in Vers 21, „umgeben von der Weisheit Gottes, hat Gott durch ihre Weisheit nicht erkannt.“ Gerade deshalb gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt zu erlösen, zu retten, selig zu machen, die daran glauben.
Ich möchte dich fragen: Was ist die Botschaft vom Kreuz für dich? Erkennst du darin voller Staunen und Dankbarkeit Gottes Kraft und Gottes Weisheit?
Nur damit wir keine Missverständnisse haben: Die Frage stelle ich gerade uns Christen. Auch wir überschätzen uns von Natur aus immer wieder. Wir meinen so oft, es besser zu wissen als Gott, oder? Jede Sünde ist genau das: Wir wissen zwar, was Gott sagt, aber wir meinen zu wissen, dass etwas anderes für uns besser ist. Deshalb tun wir das anstatt das.
Dann verstricken wir uns immer weiter in Sünde und meinen, dass das schon keiner merken wird. Oder uns wird dann doch bewusst: Na ja, Gott sieht schon. Und dann meinen wir, dass wir uns nur mit unserer Kraft daraus befreien müssen. „Ich strenge mich jetzt an, und dann mache ich das schon irgendwie wieder gut.“ Dann scheitern wir wieder.
In unserem blinden Stolz bilden wir uns ein, dass wir es beim nächsten Mal wirklich schaffen. Seht ihr, wir verlassen uns auf unsere Kraft. Das ist ein Problem, das wir immer wieder haben: Wir überschätzen unsere Weisheit und unsere Kraft total, anstatt auf die Knie zu gehen und Gott anzubeten für seine Weisheit und seine Kraft – die Kraft des Evangeliums.
Nicht das, was erst einmal so unglaublich ist: Wie kann Gott zugleich vollkommen gerecht sein und keine Schuld ungestraft lassen – das erwarten wir von Gott, einem gerechten Gott – und zugleich sündigen Menschen ihre Schuld vergeben? Wie kann er das tun?
Wir wissen: Die einzige Antwort, und das ist die Antwort, die wir jeden Tag wieder neu brauchen, ist nicht: Er hat mal irgendwas für uns getan, und jetzt sind wir mit unserer Weisheit und unserer Kraft dran. Nein, nein! Wir müssen immer wieder auf die Knie vor das Evangelium kommen und sagen: Nur weil Gott in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist und so gelebt hat, wie wir leben sollten – jeden Tag.
Wir scheitern daran jeden Tag. Nur weil Jesus ohne Sünde war, konnte er unsere Sünde auf sich nehmen – nicht nur die, die wir ihm irgendwann mal gebracht haben, als wir zum ersten Mal zum Kreuz kamen, sondern die Sünde, die wir ihm jeden Tag wiederbringen und eingestehen: Wir sind schwach, wir sind nicht so weise, wie wir denken.
Jesus stirbt am Kreuz als Beweis der perfekten Gerechtigkeit Gottes, indem er aller Sünde und aller Schuld bezahlt. Alles Böse wird bestraft, und zugleich können wir Vergebung finden.
Das ist die Botschaft, die wir jeden Tag brauchen. Und das ist die Erinnerung, die wir immer wieder brauchen: Erkenne, dass unsere Weisheit und unsere Kraft gar nichts sind, aber Gottes Weisheit und seine Kraft überragend sind.
So erkennen wir, dass die Botschaft vom Kreuz eben nicht Ausdruck von Schwäche ist, sondern Ausdruck der überragenden Weisheit und Kraft Gottes, durch die er die Macht der Sünde und des Todes überwindet.
Die Erwählung Gottes als Grund für Demut und Dankbarkeit
Also, warum bist du Christ? Nicht wegen irgendetwas, das du getan hast. Alles, was du zu deiner Rettung beiträgst, ist deine Sünde. Nein, allein aufgrund des Kreuzes Christi.
Paulus erinnert die Korinther daran, weil diese sich in falschem Stolz übereinander erhoben, als wären sie etwas Besonderes. Stattdessen sollten sie anerkennen, dass sie alle reich beschenkt sind. Liebe Geschwister, ich hoffe, dass wir das Kreuz Christi so klar vor Augen haben, dass wir eben nicht das tun, was die Korinther taten und uns über andere erheben. Vielmehr sollten wir voller Dankbarkeit das Kreuz Christi rühmen – rühme das Kreuz, an dem der Herr sich für dich gab.
Ich bin dankbar für die Lieder, die wir gerade gesungen haben, weil wir das miteinander getan haben. Wir haben nicht gesungen: „Und ich hab geglaubt und ich war so klug, und der Herr sah mich, und es war genug.“ Das habe ich mir gerade spontan ausgedacht, es geht wahrscheinlich besser. Nein, wir wissen, was Jesus für uns getan hat, und das reicht. Nur durch das Kreuz sind wir hier.
Warum aber entfaltet das Kreuz in manchen Menschen eine solche Kraft und Wirkung, während es für andere eine Torheit bleibt? Anders gesagt: Warum glauben die einen, wenn ihnen das Evangelium verkündigt wird, während andere diese Botschaft ablehnen? Bleibt da nicht doch ein bisschen Raum dafür, dass wir uns zumindest darüber rühmen können, die richtige Entscheidung getroffen zu haben?
Nun, das schien bei den Korinthern der Fall zu sein, und deswegen spricht Paulus dieses Thema im zweiten Teil seines Textes ab, Vers 26. Ich lese uns die Verse 26 bis 31:
„Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung! Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen, sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zu Schande mache. Und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zu Schanden mache, was stark ist. Und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, damit, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“
Paulus erinnert die Korinther daran, dass Gott sich seine Gemeinde ganz anders zusammengestellt hat, als wir das tun würden. Wenn du jetzt Bundeskanzler wärst und dir ein Kabinett zusammenstellen solltest, würdest du weise, mächtige und angesehene Leute berufen. Wenn du das nicht tust, wärst du ein schlechter Bundeskanzler. Das erwarten wir, das hoffen wir sehr. Wenn du etwas bewegen willst, brauchst du solche Leute: Weise, mächtige, angesehene.
Aber bei Gott ist das ganz anders. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Gott orientiert sich in seiner Berufung nicht an den Maßstäben dieser Welt. Das heißt aber nicht, dass nicht auch einige Weise, Mächtige und Angesehene berufen sind. Paulus sagt hier dreimal „nicht viele“, also gibt es einige – preis den Herrn.
Denken Sie sich jetzt gerade die Weisen, Mächtigen und Angesehenen – preis den Herrn, es gibt Hoffnung auch für mich: Nicht viele, aber einige. Aber die allermeisten sind in dieser Welt nichts Besonderes. Das sind Menschen, die in der Welt nicht zählen, die nichts sind. Um der Welt zu zeigen: Eure Maßstäbe haben bei mir überhaupt keine Bedeutung. Ich mache zu Schanden den Weg, wie ihr wählt. Meine Berufung ist anders.
Wir sehen also, in gewisser Weise ist Gottes Berufung der große Gleichmacher. Gott beruft uns nicht aufgrund von irgendetwas, das wir zu bieten haben. Gott beruft uns, weil er will. Er beruft, wen er will. Das ist das, was der Text uns hier zeigt.
Er beruft uns auch nicht, weil wir eben gerade nicht weise sind – so als wenn etwas Besonderes damit verbunden sei: „Ja, ich gehöre ja nicht zu denen, deswegen.“ Nein, auch einige davon, nicht viele, aber einige. Gott beweist durch seine Berufung zum Glauben, dass seine Weisheit anders ist als die der Welt.
Paulus sagt hier: Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zu Schande mache; was Schwaches vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zu Schande mache, was stark ist. Immer wieder: Gott erwählt, Gott erwählt, Gott erwählt und zeigt damit, dass er so anders ist, als wir in der Welt ticken.
Die Korinther meinten, sich etwas darauf einbilden zu können, dass sie zur Gemeinde gehören – vielleicht sogar darauf, dass sie zu einer bestimmten Gruppe gehörten: „Ich gehöre zu, ich gehöre zu, und ich erst mal, ich gehöre zu.“ Paulus entgegnet ihnen, dass sie zu Christus gehören, einzig und allein, weil Gott sie in seiner großen Gnade erwählt und zum Glauben berufen hat.
Da bleibt kein Raum, sich über irgendwen anders zu erheben oder sich über irgendetwas in sich selbst zu rühmen. Ich hoffe, das erkennst du.
Nun gibt es Christen, die die Lehre der Erwählung, die hier in diesen Versen sehr offensichtlich vorhanden ist, so weit treiben, dass kein Platz mehr bleibt für menschliche Verantwortung, auf den Ruf zum Glauben zu reagieren.
Aber ich möchte deutlich sagen: Die Bibel lehrt eindeutig, dass wir Menschen die Verantwortung haben, auf den Ruf zum Glauben zu reagieren. Das ist der Grund, warum wir jeden Sonntag Menschen zum Glauben rufen. Wir rufen sie dazu auf, Buße zu tun, das heißt, umzukehren von ihren falschen Wegen und sich dem Retter und Herrn Jesus Christus im Glauben zuzuwenden.
Von daher möchte ich dir sagen: Wenn du diesem Ruf bisher noch nicht gefolgt bist, dann bitte hör diesen Ruf! Ich habe vorhin deutlich gemacht: Das Evangelium predige ich auch für uns Christen, aber auch für dich in der Hoffnung und Erwartung, dass diese Gotteskraft etwas in dir bewirkt.
Das heißt aber nicht, dass du einfach passiv sitzen bleibst. Du bist aufgefordert, diese Botschaft bewusst im Glauben anzunehmen, dich von deinem bisher selbstbestimmten Leben abzuwenden, Buße zu tun, anzuerkennen, dass du ein Sünder bist, der Vergebung braucht, deine Sünden bewusst vor Gott zu bekennen und dich Jesus anzuvertrauen. Vertraue auf den, der ans Kreuz gegangen ist, um die gerechte Strafe für deine Schuld zu bezahlen.
Tu das, glaub! Und wenn du glaubst, dann wirst du gerettet werden, glaub! Dann musst du das gerechte Gericht Gottes nicht mehr fürchten. Nein, dann darfst du wissen: Wenn du an den Retter und Herrn Jesus Christus glaubst, dann hat Gott dich als ein geliebtes Kind angenommen und wird dich eines Tages in seine Herrlichkeit aufnehmen.
Das ist die Verheißung für alle, die glauben. So rufe ich dich zum Glauben.
Lieber Christ, du musst nicht zweifeln, ob du zu den Erwählten Gottes gehörst. Ich habe gehört, dass es Christen gibt, die diese Sorge haben: Wenn Erwählung in der Bibel steht, dann kann ich ja nie sicher sein. Woher weiß ich, ob ich erwählt bin?
Ich sage dir: Glaub! Glaub an den Retter und Herrn Jesus Christus, glaub, und so wirst du gerettet werden. Das ist Zuspruch aus Gottes Wort. Alle, die glauben, werden gerettet. Ich hoffe, das ist dir klar.
Aber das bedeutet eben nicht, dass es jetzt einzig und allein an dir liegt, ob wir gerettet werden. Die einen gehen zu weit mit der Erwählung, und die anderen gehen zu weit mit dem, was sie dann einen komplett freien Willen nennen. Dann bleibt kein Platz mehr für das, was Paulus hier schreibt.
Da werden diese Worte, diese heiligen Worte Gottes, auf einmal anstößig und problematisch, und man muss sie irgendwie wegdefinieren. Aber tatsächlich ist es so, dass Gott in seiner göttlichen Weisheit und Macht Menschen zum Glauben erwählt und beruft und gleichzeitig jeder Christ bewusst eine Entscheidung für Jesus Christus getroffen hat.
Das heißt, die göttliche Erwählung schließt die persönliche Entscheidung zum Glauben nicht aus, sondern sie beinhaltet sie. Das heißt, auch deine Entscheidung zum Glauben ist letztendlich ein Geschenk Gottes.
So schreibt Paulus an die Epheser: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es.“ Das Endziel ist, damit sich niemand rühme.
Die Korinther hatten das offensichtlich noch nicht erkannt. Nach dem blinden Stolz meinten sie, sich vor Gott rühmen zu können: „Schau, Herr Gott, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, ich habe mich für den Glauben entschieden, im Gegensatz zu denen. Klar, du bist ans Kreuz gegangen, du musstest das machen, aber ich habe das zumindest erkannt und geglaubt.“
Seht ihr, da offenbart sich letztendlich ein stolzes Herz. Es ist der Versuch des Menschen, doch ein bisschen Anerkennung für sich zu finden. Eine solche Herzenshaltung kann dazu führen, dass man sich über andere erhebt.
Paulus hält dem entgegen, dass die Gründer allein aufgrund Gottes Erwählung in Christus Jesus sind, der für uns alles geworden ist, was wir aus uns heraus nicht sind.
Seht ihr Vers 30? Nach all diesem Reden von seiner Berufung und seiner Erwählung heißt es hier: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, durch ihn bist du Christ, durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.“
Durch ihn sind wir Christen in Christus Jesus. Und in ihm haben wir nun alles, was wir sonst nicht haben. Wir sind alles, was wir sonst nicht sind.
Wir haben in uns selbst keine Weisheit, göttliche Dinge zu verstehen, aber in Christus ist die ganze Weisheit Gottes. Durch ihn sind wir in Christus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit. Er ist der Eine Weise, und wir sind in ihm. Durch ihn haben wir Anteil an der göttlichen Weisheit und Erkenntnis. Preist den Herrn!
Während wir aus uns heraus niemals vor Gott gerecht sind, sind wir in Christus nun gerecht, denn er ist für uns zur Gerechtigkeit geworden. So können wir vor Gott bestehen, ein für alle Mal erlöst.
Während wir aus eigener Kraft niemals heilig sein können, sind wir in Jesus Christus nun heilig, weil er heilig ist. Deswegen schreibt Paulus an die Korinther gleich zu Beginn seines Briefs an die Geheiligten in Christus Jesus.
Und während wir aus uns heraus im Endgericht keine Chance hätten und vollkommen verloren wären, sind wir in Jesus Christus sicher und geborgen, denn er ist für uns zur Erlösung geworden. In ihm finden wir Erlösung.
All das ist Jesus Christus für uns, und wir sind in ihm allein aufgrund der wirksamen Gnade Gottes. Durch ihn aber seid ihr in Christus.
Und so stellt sich die Frage: Was bleibt dann noch? Warum das alles?
Paulus erklärt das in Vers 31: Gott hat uns erwählt, so dass wir nun in Christus Jesus sind, damit – Vers 31 – „damit, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“
Seht ihr, in seiner großen Weisheit und Kraft hat Gott uns durch das Kreuz Christi gerettet. Und in seiner großen Weisheit und Kraft hat er uns nun zum Glauben berufen und uns in die Gemeinschaft der von ihm dazu erwählten Menschen gestellt. Das ist die Gemeinde.
Die Gemeinde ist nicht etwas, was sich der Pastor aussucht. Die steht an der Tür und sagt: „Du kommst rein, und du, und du, und du, und du nicht.“ Gott hat uns zusammengestellt. Das ist Ausdruck seiner Weisheit.
Nicht viele von uns sind besonders weise, mächtig und angesehen, manche schon. Aber Gott hat gesagt: Diesen Haufen, diesen Haufen rufe ich mir zusammen, diesen Haufen habe ich mir erwählt.
Warum? Weil durch das Miteinander dieses Haufens mein Ruhm groß wird. Weil keiner auf die Idee kommt, dass es an John und Matthias und an Günther lag, dass sie sich jetzt hier versammelt haben. Was bringt die schon zusammen? Die Weisheit und die Kraft Gottes, sein Kreuz und seine Erwählung.
So sind wir dazu berufen, ihn zu rühmen und anzubeten.
Bist du dankbar für das Kreuz? Kannst du Gott rühmen für das Kreuz Christi? Bist du dankbar für deinen Glauben?
Dann bleibt kein Raum für Spaltung und Streit, weil Gott dieses wunderbare Werk in uns getan hat – in uns allen. Damit wir gerade durch unser liebevolles Miteinander, durch unser gemeinsames Zeugnis ihn rühmen vor aller Welt.
Lasst uns das tun.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns berufen hast aus vielen Völkern, aus allen möglichen Gesellschaftsschichten, aus unterschiedlichsten Generationen und Lebenssituationen, damit wir dir ein Volk sind, damit wir dir eine Gemeinde sind, die dich mit einem Herz und einem Sinn lobt und preist.
Herr, vergib uns, wo wir stolz sind, wo wir meinen, es verdient zu haben, wo wir auf irgendetwas in uns verweisen, und sei es nur unsere Entscheidung.
Herr, danke, dass viele hier diese Entscheidung getroffen haben, und hinter der echten Entscheidung dieser Geschwister erkennen wir dein Gnadenwerk.
So loben und preisen wir dich für das Kreuz Christi und für deine Erwählung. Amen.
