Herr, an diesem Abend wollen wir hören und dir begegnen. Unser Kopf ist voller Gedanken an das, was heute zu tun war, an die Arbeit und vieles mehr. Doch heute Abend soll der Frieden einkehren – dein Frieden.
Der Lichtschein der Ewigkeit soll uns begegnen. Wir freuen uns, dass du da bist als Herr und König. Wir vertrauen darauf, dass du jetzt auch das in die Hand nimmst, was uns Sorgen macht.
Du bist auch jetzt bei unseren Kranken und legst deine Hand auf sie. Wir legen unsere Sorgen bei dir ab.
Wir bitten dich, dass du uns dein Wort öffnest, damit wir es verstehen und begreifen. Amen.
Einführung in die Königsgeschichte und menschliche Schwächen
Wir wollen die Königsgeschichte in den nächsten Wochen abschließen. Ich habe den Eindruck, dass sie für manche von Ihnen neu war. Sie waren in diesem Thema noch nicht so zu Hause. Dennoch wollte ich ein wenig Appetit darauf machen. Gleichzeitig weiß ich, dass manchmal die Zeit nicht ausreichte, um alles gründlicher zu besprechen und zu bedenken.
Es hat uns natürlich immer wieder erschüttert, wie sich das Abfallen vom Herrn durch die ganze Geschichte hindurchzieht. Das haben wir beim letzten Mal sehr ausführlich besprochen, besonders bei Manasse. Wir sagten, dass dieses Abfallen in unserem Herzen liegt. Das ist schwer zu akzeptieren. Wir selbst kämpfen ein Leben lang damit, dass in uns eine Neigung besteht, von Gott wegzugehen. Es gibt eine sehnsüchtige Botschaft Gottes, die durchbrechen möchte.
Es gibt keinen Menschen, der nicht gegen die Versuchung kämpfen muss, in sich zu sündigen. Das ist sehr schwer, denn wir sind von Natur aus geneigt, Böses zu tun. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Über solche theologischen Begriffe wird oft diskutiert, doch das ist oft wenig hilfreich. Solche Worte sollte man vermeiden, besonders wenn sie nicht in der Bibel vorkommen.
Das Wort „Erbsünde“ findet sich zum Beispiel nicht in der Bibel. Lassen Sie daher alle Begriffe weg, die nicht in der Bibel stehen. Auch „Prädestination“ oder „Vorherbestimmung“ kommt in dieser Form nicht vor. Es steht nur, dass Gott uns vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein. Das ist klar, denn dazu hat er uns geschaffen.
Tatsächlich tragen wir schon von Geburt an diese Neigung in uns, ohne dass sich jemand dafür entschuldigen kann. Kein Mensch kann sich entschuldigen, der Böses tut und sagt: „Ja, aber ich bin eben so geboren.“ Denn in jedem Menschen ist auch die Kraft, dem Bösen zu widerstehen. Gerade das ist die Würde des Menschen: dass er mit der Versuchung in seinem Leben ringen kann.
Wie heißt es im Sündenfall und bei der Austreibung aus dem Paradies? „Die Sünde liegt vor der Tür, du aber herrsche über sie.“ Das ist sehr schwer. Dieses Herrschen gelingt nur durch Jesus, der in unserem Herzen Wohnung nimmt. Anders schaffen wir das nicht. Wir brauchen immer wieder Reinigung, solange wir im Christenleben stehen.
Das hat uns durch die ganze Königsgeschichte begleitet. Heute beginnen wir jedoch mit einer erfreulichen Begebenheit in 2. Könige 22.
Josia als Hoffnungsträger in schwieriger Zeit
Großvater und Vater waren liederlich bis ins Mark. Manasse und Ammon stellten Rekorde auf, um Gott zu erzürnen. Doch ausgerechnet aus diesem Geschlecht wächst ein treuer Glaubensmann hervor.
Josia war acht Jahre alt, als er König wurde. Dabei sollte man sich nicht vorstellen, dass er als Kind selbst auf dem Königsthron saß. Er wurde natürlich einem Vormundschaftsrat unterstellt. Für Kinder ist es immer spannend, solche Geschichten zu hören. Josia regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem.
Seine Mutter hieß Jedida, eine Tochter Adaias aus Botzkatt. Josia tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte ganz auf dem Weg seines Vaters David. Er wich nicht davon ab, weder zu rechten noch zu lenken. Solche Hinweise finden wir immer wieder. Die Einflüsse der Mütter sind von großer Bedeutung.
Wir neigen heute dazu, alles danach zu beurteilen, wie man Einfluss gewinnt. Für jede Frau ist es eine ehrliche Frage, ob sie nicht oft entwürdigt wird und ihr das vorenthalten wird, was sie durch ihre Gaben genauso wie der Mann erreichen kann. Das ist eine Not in unserer Gesellschaft.
Doch wir dürfen nicht vergessen, dass oft gar nicht so wichtig ist, welche äußere Stellung jemand hat. Von dieser Mutter wissen wir sonst wenig. Offenbar sah sie ihre Hauptaufgabe in der Erziehung ihres Sohnes. In aller Stille konnte sie die verhängnisvollen Auswirkungen ihres Mannes bremsen.
Es ist nicht leicht, wenn man in einer Mischehe lebt und einen ungläubigen Mann hat. Noch schwerer ist es, wenn man weiß, dass der Mann mit okkulten Dingen arbeitet und sich täglich diesen teuflischen Mächten ausliefert. Das muss für eine Frau eine große Belastung sein.
Die Bibel sagt dazu ganz Wesentliches: Eine Frau, die in enger Gemeinschaft mit einem ungläubigen Mann lebt, muss keine Angst haben, unter okkulten Einflüssen zu stehen. Das ist ein großartiges Wort des Paulus. Da sie dem Herrn gehört, kann all das an ihr nichts ausrichten, wenn sie ihm treu dient.
Es ist auch nicht so, dass sie deshalb die Ehe aufkündigen soll. Paulus sagt nur, dass es möglich ist, wenn der Mann sie wegschickt. Dann soll sie nicht mehr heiraten. Aber von sich aus soll sie nichts tun, nur wenn der Mann sagt, er möchte nicht mehr mit ihr zusammen sein. Dann ist das anders.
Auf jeden Fall ist es interessant, dass niemand Angst haben muss zu sagen: „Mein Mann geht mit teuflischen Dingen um, und das beeinflusst auch unsere Ehe oder mein Leben.“ Nein, das gibt es nicht. Wer dem Herrn gehört, steht unter seinem Schutz.
Hier haben wir ein herrliches Beispiel von dieser Jedida, der Mutter, die ihren Sohn Josia ganz anders erzieht. Als Ammon ermordet wird, also Josias Vater, steht sie da. Vermutlich war es auch der Vormundschaftsrat, der die Regierungsgeschäfte beeinflusste. Was Eltern für ihre Kinder bewirken können, haben wir letztes Mal ausführlich besprochen.
Doch was hier geschieht, ist jedes Mal ein Wunder Gottes.
Bedeutung der Erziehung und des Glaubens für junge Menschen
Ich möchte Ihnen auch Mut machen. Das betrifft jetzt nicht nur die Eltern, sondern ist wichtig für alle, die jungen Menschen begegnen – sei es in der Kinderkirche, als Patenkind oder in der Nachbarschaft.
Sie können so ungemein viel bewirken. Wir haben gerade einen 14-jährigen Patenjungen, der aus Norddeutschland kommt und bereits Schulferien hat. Es ist etwas Besonderes, wenn so ein Kind, das wir bisher kaum getroffen haben, Vertrauen fasst und sich öffnet.
Dabei müssen Sie wissen, dass wir viel dafür beten müssen, dass in diesem Kind etwas wirkt und lebendig wird – auch in Ihrer Nachbarschaft.
Ich betone immer wieder, wie groß Ihre Bedeutung ist. Wenn man die Lebensläufe von Menschen verfolgt und sieht, wo jemand zum Glauben gekommen ist, spielt ganz bestimmt eine frühe Bezugsperson eine große Rolle. Jemand, der Liebe gegeben hat und verlässlich war. Vielleicht gab es sogar ein schönes Bilderbuch, in dem ein Kind schon früh etwas von Jesus hört.
Ich freue mich auch über den Dienst in der Kinderkirche. Es ist ganz erstaunlich, wie viele aus unseren Jugendgruppen aus völlig ungläubigen Familien kommen. Auch in ihrem Leben war dieser Einfluss von großer Bedeutung – der Einfluss, der im Kinderleben geschieht, wirkt weiter und bleibt lebendig.
Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie unsere Konfirmanden einen heiligen Ernst zeigen. Sie wollen wirklich glauben und suchen, ohne sich von rechten oder linken Meinungen abbringen zu lassen. Für uns ist nur wichtig: Wo braucht mich Gott?
Die Bibel zeigt uns immer wieder, dass viele Dinge in unserem Leben sehr bedeutsam sind. Es sind keine nebensächlichen Dinge.
Nehmen Sie sich einmal Zeit für ein Kind, laden Sie es ein, gehen Sie mit ihm spazieren und reden Sie mit ihm. Gerade dafür sind Kinder sehr dankbar, wenn sie merken, dass man sie versteht, auf sie eingeht und ihnen entgegenkommt.
Es braucht gar nicht viel, um den Kindern die Liebe Jesu sichtbar zu machen.
Die Entdeckung der Schriftrolle und ihre Bedeutung
Im achtzehnten Jahr des Königs Josiah sandte der König den Schreiber Schaffan, den Sohn Azaljas, des Sohnes Meshulams, in das Haus des Herrn. Er sprach zu ihm: „Geh hinauf zu dem Priester Hilkija und lasse dir alles Geld geben, das zum Haus des Herrn gebracht wurde und das die Hüter an der Schwelle gesammelt haben.“
Das Geld sollte den Werkmeistern gegeben werden, die im Haus des Herrn bestellt sind. Diese sollten es den Arbeitern im Haus des Herrn geben, damit sie ausbessern, was baufällig am Haus des Herrn ist. Dazu gehören die Zimmerleute, Bauleute, Mauern sowie diejenigen, die Holz und gehauene Steine kaufen sollen, um das Haus auszubessern.
Dabei brauchten die Arbeiter keine Rechnung über das erhaltene Geld vorzulegen. Vielmehr sollten sie auf Treu und Glauben handeln.
Wir hatten eine ähnliche Situation schon einmal zur Zeit Hiskias, jetzt sind wir bei Josia. Es ist nicht falsch, auch im Kaufmannsleben Vorsicht walten zu lassen, das ist gar keine Frage. Es gibt genaue Regeln, und es ist für uns immer wieder gut zu wissen, wie man handeln soll.
Ich möchte daran erinnern, dass es für Christen nicht akzeptabel ist, ihre Rechnungen nicht pünktlich zu zahlen. Ebenso geht es für Christen nicht, ihre staatlichen Pflichten zu versäumen oder bei Steuererklärungen unwahre Angaben zu machen. Das sind alles Selbstverständlichkeiten, und ohne diese Verantwortung liegt kein Segen auf unserer Arbeit.
Doch es ist etwas Schönes, wenn es auch eine Vertrauensbeziehung auf Treu und Glauben gibt. Wenn man sich darauf verlassen kann und sagen kann: „Das ist in Ordnung, das läuft hier in Ordnung.“
Das Wichtigste bei den Renovationsarbeiten am Tempel war jedoch Folgendes: Die Handwerker klopften die Wände ab, denn der Tempel musste offenbar sehr verfallen gewesen sein. Dabei entdeckten sie plötzlich eine Schriftrolle. Sie holten die Schriftrolle heraus und brachten sie zum König, weil sie merkten, dass es eine wichtige Rolle sein musste.
Offenbar wusste niemand mehr, was es mit dieser Schriftrolle auf sich hatte. Das ist das Erstaunliche: Ist es überhaupt möglich, dass im Volk Gottes das Wort Gottes so rar wird, dass man es gar nicht mehr erkennt?
Die Kraft des Wortes Gottes für Erneuerung
Und jetzt haben wir etwas ganz Wichtiges: Wie kann ein Mann wie Josia eine Änderung bewirken? Sagen wir es mal so, wie kann er in der Kirche eine Reformation erreichen? Damals war das ja das Gottesvolk. Wie kann man da hineinwirken und eine Erneuerung bewirken?
Vor Augen steht uns immer wieder die Reformation, die Martin Luther gemacht hat. Das war eine besondere Stunde, wenn Gott ihm schenkte, dass seine Worte so durchschlagen konnten und auch an die Herzen drangen. Aber wie kann man das heute eigentlich tun? Man merkt ja bei so vielen Menschen, dass es nur noch eine äußerliche Frömmigkeit ist. Dort wird gar nicht mehr getan und gelebt, was Gott will. Man richtet sich nicht mehr nach den Worten Gottes.
Sie haben ja auch immer wieder erlebt, wie groß die Not ist, wenn in der Verkündigung das Wort Gottes sogar angegriffen oder dagegen gesprochen wird. Was möchte man da tun? Das Interessante ist: Mit Kampf erreicht man eigentlich sehr wenig. Man erbittert nur. Vor allem aber erreicht man mit Zwang gegen Menschen nichts.
Das, was so interessant an dieser Geschichte ist: Wir wollen jetzt gar nicht den gesamten Ablauf lesen. Als Josia die Gesetzrolle liest, ist er tief in seinem Gewissen getroffen. Wir machen die Erfahrung, dass alle Erneuerung im Volk Gottes immer wieder vom Wort Gottes ausgehen muss. Es hat nur einen Wert, wenn es über dem Bibellesen geschieht. Und es muss eine Erneuerung beim Bibellesen werden.
Natürlich darf es auch nicht nur ein äußeres Bibellesen sein, bei dem man mal eben eine Lesung macht. Das Tolle ist, dass es die Gewissen treffen kann. Wir können das bei all den Erneuerungsbewegungen verfolgen, die es gegeben hat. Frau Stocker-Schwarz hat gerade eine ausgezeichnete zweite Examensarbeit über Ludwig Hofacker geschrieben und mich später damit gepackt.
Wenn man sieht, wie das bei Ludwig Hofacker war: Der Mann war ganz tief getroffen, das spürte die Gemeinde. Oder die ganze Erweckungsbewegung war so, dass, wenn sich die Bibelkreise trafen, oft das landesherrliche Kirchenregiment einen Polizisten abstellte, um die Geheimversammlungen zu überwachen. Diese fanden beispielsweise in einer Schusterswerkstatt statt. Der Polizist wollte lauschen, ob dort staatsverräterische Dinge besprochen wurden. Doch dieser Polizist bekehrte sich.
Die Versammlung wurde plötzlich still, und alle knieten nieder, weil das Wort traf. Sie müssen wissen: Es gibt überhaupt nichts so Aufregendes wie das Bibelwort. Wenn wir das Bibelwort wieder zitieren und lesen – und das ist auch in unserer Lage in der Kirche wichtig, wo der Glaube in so vielen Menschen erstarrt ist – dann ist das Wichtigste, dass wir wieder Bibel lesen und mit Menschen so umgehen.
Jetzt ist es besonders wichtig, dass es bei den Frommen nicht langweilig wird, sondern dass man direkt spürt, wo es uns trifft. Ich sehe heute viele fromme Kreise, die das Wort Gottes krampfhaft Menschen aufzwingen wollen. Ich würde immer Mut machen und sagen: Dort, wo sie im Hauskreis zusammensitzen und ganz unkompliziert, ohne verschiedene Probleme und ferne Themen zu diskutieren, sondern schlicht das miteinander austauschen, was ihnen Jesus bedeutet, da sind die ungläubigen Menschen am meisten angesprochen.
Wo sie offen erzählen, wo Jesus ihr Herz und ihr Gewissen trifft, und wo es immer wieder um Lebensdinge geht – ganz einfach, wie wir unser Leben erneuern, wie wir den Willen Gottes erkennen und wie wir ihn tun – das ist so ansprechend. Das ist auch in unseren Versammlungen sehr wichtig, dass wir das wieder merken und tun: Erneuerung immer wieder über der Bibel, über der Bibel, die wir lesen.
Damals war es die Tora, das Gottesgesetz mit der heiligen Ordnung. Sie ließen das Gesetz auf einem Platz vor den Menschen lesen, damit sie es wieder hörten. Josia war tief erschüttert, als er dieses Wort las und hörte. Er demütigte sich tief vor Gott und beugte sich.
Die Bedeutung der Demut und Buße vor Gott
An dieser Stelle muss ich noch einmal etwas klarstellen. Heute wird oft gefragt: Wie ist das wirklich? Ist es wahr, dass Menschen ohne Jesus verloren sind? Ich kann nur sagen: So steht es überall in der Bibel. Ich habe keinen Anlass, anders darüber zu sprechen.
Es gibt Menschen, die sagen: Gott ist ein Gott der Liebe, deshalb dürfte er das nicht so meinen. Aber in seinem Wort steht es klar. Zum Beispiel in Vers 17: „Wer mich verlässt und anderen Göttern opfert, um mich mit den Händen seiner Werke zu erzürnen, darum wird mein Zorn gegen diese Stadt entbrennen.“ Es gibt den Zorn Gottes, und es ist eine Tatsache: Wenn wir nicht im Einklang mit dem Willen Gottes leben, liegt der Zorn Gottes auf unserem Leben.
Ich weiß nicht, wie ich als Hindu oder Muslim diesen Zorn sühnen soll. Ich weiß nur, dass es eine Sühnung gibt, die mich frei macht vom Zorn Gottes. Das ist das Blut Jesu Christi, das mich reinigt von aller Sünde. Wissen Sie es anders? Ich kenne keinen anderen Weg.
Es fällt mir furchtbar schwer, wenn heute etwas anderes gelehrt wird. Manche Menschen denken nur in ihren Vorstellungen so, aber wenn sie in der Schrift suchen, finden sie es nicht. Überall begegnet uns dieser Ernst: in den Worten Jesu, in seiner Sendung, in seinen Tränen über Jerusalem, in seinen Gleichnissen – fortwährend dieser Gerichtsernst.
Manche sagen: Es muss doch noch eine zweite Möglichkeit geben. Wo steht das in der Bibel? Dann kommen irgendwelche dunklen Stellen, die man nicht erklären kann, und man hofft, sie könnten etwas anderes bedeuten. Nein, ich weiß es nicht.
Ich kann nur den Ernst wiederholen: Es gibt keine Rettung ohne Umkehr. Das Große ist, wenn Menschen sich vor dem heiligen Gott demütigen und Buße tun – so wie Josia, dann lässt sich Gott finden. Anders nicht.
Demütigung bedeutet nicht, dass ich mich kleiner machen muss. Es heißt, ich sage vor Gott: Du hast Recht, es war nicht gut, und es tut mir leid. Das Wunderbare ist, dass ich in meinem Leben endlich aufhöre, Theater zu spielen.
Sehen Sie das Herrlichste in der Geschichte: Der mit Jesus Gekreuzigte, der Dieb, sagt plötzlich: „Herr, denke an mich!“ In diesem Augenblick erhält er den Zuspruch des Paradieses – anders nicht.
Der andere, der Strolch, sagt: „Wir haben das gar nicht verdient, dass es uns so schlecht geht. Und wie kann Jesus der Sohn Gottes sein? Ich verstehe das nicht.“ Vor ihm hat Gott kein Wort mehr.
Es gibt ein Verlorensein, eine Hoffnungslosigkeit, und es gibt ein Gerettetsein. Das Gerettetsein kommt davon, dass ich mich demütige und mich vor dem lebendigen Gott beuge.
In Vers 19 heißt es: „Weil du im Herzen betroffen bist.“ Herz bedeutet nicht immer Gefühl, sondern im Alten Testament ist es oft das Gewissen. Du bist in deinem Gewissen betroffen, in der Tiefe deines innersten Willens, und hast dich vor dem Herrn gedemütigt, als du hörtest, was ich gegen diese Städte und ihre Einwohner geredet habe, dass sie zum Entsetzen und Fluch werden sollen.
Weil du deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, habe ich dich erhört, spricht der Herr. Den wird er nicht verstoßen, der zerbrochenen Herzens ist und zerschlagenen Gemüts.
Das ist eine wichtige biblische Beobachtung. Sie kommt in den Königsbüchern so zum Ausdruck, und wir brauchen sie heute wieder. Wir sollen sie wieder hören.
Die Herausforderung der prophetischen Botschaft und die Notwendigkeit echter Umkehr
Jetzt möchte ich noch etwas zu diesem Abend hinzufügen. Natürlich ist es so, dass man am Abend müde ist, und Sie sagen vielleicht, es wäre schon genug gewesen. Aber darf ich es noch einmal versuchen?
Es ist interessant: Wenn wir die Königsbücher lesen, sollten uns auch die Propheten viel verständlicher werden. Ich hoffe, Sie haben sich zumindest einige Notizen gemacht, damit Sie sich daran erinnern, wenn Sie später die Propheten lesen. Zum Beispiel hatten wir es beim Jesaja: Er geht zum Teich des Waldmüllers, und wir haben verschiedene Stellen bei Jesaja gesehen, wo der syrisch-ephraimitische Krieg erwähnt wird. So kann man ungefähr einordnen, was zu Josia gehört.
Die ersten sechs Kapitel des Propheten Jeremia gehören ebenfalls dazu, und das ist den meisten nicht bekannt. Fast könnte man sagen, das wirkt heute Abend fast wie ein Widerspruch. Wir haben zwei sehr unterschiedliche Darstellungen: Zum einen den herrlichen Bericht in den Königs- und Chronikbüchern über das Wirken Josias, die Umkehr im Volk und die Wiederherstellung des Tempels. Zum anderen haben wir in Jeremia eine schwere Klage. Es wird beklagt, dass die Umkehr bei vielen im Volk offenbar nicht echt war.
Das möchte ich anfügen, weil es uns hilft, in unserem eigenen Leben genauer hinzusehen und wirklich darauf zu achten, unser Leben vor dem Herrn in Ordnung zu bringen. Schon bei der Berufung Jeremias heißt es gleich im ersten Vers: Zur Zeit Josias, des Königs. Kapitel sieben behandelt dann die späteren Könige wie Joachim, Zedekia und andere, auch die Zeit, als Zedekia in den Brunnen geworfen wurde. Aber die ersten sechs Kapitel betreffen Josia.
Es lohnt sich fast, diese sechs Kapitel noch einmal zu lesen. Wir machen das jetzt nicht in der Bibelstunde, weil das verwirrend sein könnte. Aber ich möchte noch einmal verdeutlichen, wie dieser junge Mann berufen wird. Er soll dagegen antreten, obwohl es für ihn sehr schwer ist. Denn er spürt, dass viele sagen: „Ja, wir haben doch vor Gott unser Leben bereinigt.“ Es gibt eine billige Gnade, die man einfach annimmt und sagt: „Gott hat uns vergeben.“ Doch in Wirklichkeit ist das Leben im Verborgenen nicht wirklich in Ordnung gebracht worden. Man benutzt die Vergebung nur, um unten in der gottlosen Art weiterzumachen.
Jeremia sagt dazu Worte, die man nicht vergisst, und an die ich Sie jetzt erinnern möchte. Zum Beispiel: „Mein Volk macht eine doppelte Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie, und sie machen sich hier und da löchrige Brunnen, die kein Wasser geben.“ Das heißt, sie leben nicht wirklich mit dem Herrn, sondern nur oberflächlich. Der Priester fragt nicht: „Wo ist der Herr?“ Die Hüter des Gesetzes achten mich nicht, und die Hirten des Volkes wurden mir untreu. Die Propheten weissagen im Namen des Baal. Offenbar war der Unglaube viel tiefer verborgen.
Ich fühle mich auch immer wieder daran erinnert, wie es heute ist: Viele nennen sich Christen, aber kaum jemand fürchtet Gott wirklich oder dient ihm von Herzen. Offenbar war das damals schon so. Und da kommen wir noch auf Jeremia 2, Vers 18: „Was hilft dir, dass du nach Ägypten ziehst und vom Nil trinken willst?“ Damals waren die Leute ganz berauscht von politischen Umwälzungen. Sie sagten, in Ägypten würden sie schon Hilfe finden. Ich werde am Ende der Bibelstunde noch einmal darauf zurückkommen. Dann sehen Sie, wie die Bibel in sich zusammenhängt und sich aus ihrem eigenen Zusammenhang erklärt.
Noch eine Stelle aus Jeremia: Jeremia 4, Vers 3: „Denn so spricht der Herr zu denen in Juda und zu Jerusalem: Pflügt ein Neues und sät nicht unter die Dornen.“ Natürlich hat noch niemand unter Dornen gesät. Aber wenn Sie das Bild verstehen, wissen Sie, dass Gartenbesitzer keine Rettiche oder Salatköpfe hinter eine Brombeerhecke setzen, wo sie nicht wachsen können und man sie nicht mehr herausbekommt. Stattdessen legen sie ein sauberes Beet an, in dem sie säen und pflanzen.
Warum also macht ihr es im Geistlichen anders? Warum jätet ihr nicht vorher sauber aus? Warum reinigt ihr euch nicht? Warum wollt ihr einen Neuanfang, ohne dass das Alte wirklich ausgerottet ist? Das ist heute Abend wichtig für uns: In unserem Leben muss eine wirkliche Erneuerung geschehen.
In diesen Tagen ist es gut, sich immer wieder klarzumachen, dass es nicht nur darum geht, wie wir der Welt sagen, sie müsse sich bekehren und zum Glauben kommen. Vielmehr müssen die Gläubigen sich selbst heiligen und wirklich im Einklang mit Gottes Wort leben. „Beschneidet euch für den Herrn!“ Das darf nicht nur eine äußerliche Prozedur sein, wie sie damals im Judentum üblich war. Es geht um Herz und Gewissen. Macht das in der Tiefe eures Herzens.
Spürt ihr nicht, wie die Katastrophe vor eurer Tür steht, wenn ihr nicht innerlich umkehrt? Es gibt keine Rettung über unser Leben, wenn wir nicht in Gott geborgen sind. Wir haben keine Zuflucht und keine Sicherheit, wenn der barmherzige Gott sich nicht unserer erbarmt.
In Jeremia Kapitel 5 heißt es: Dem sündigen Volk kann nicht mehr vergeben werden. Jeremia benutzt eindrückliche Bilder. Er sagt, die Leute seien im Glauben wie eine Kamelstute in der Brunst. Das bedeutet: Sie sind nicht treu auf Gott ausgerichtet, sondern laufen jeder anderen religiösen Meinung nach. Sie haben nur Angst, Gott treu zu sein. Wie eine wilde Eselsstute in der Wüste, die vor großer Brunst lechzt und läufig ist, kann sie niemand aufhalten.
Die ganzen Kapitel von Jeremia sind faszinierend. Wir haben also zwei Bilder: Auf der einen Seite die Reform Josias. Doch aus der Sicht des Propheten ist sie nicht wirklich durchgedrungen. Sie reichte offenbar nur so weit, wie der König Einfluss hatte. Es wird deutlich gesagt: Der König meint es gut, aber im Volk war es schwer durchzusetzen. Das kann man nicht einfach von oben herab erzwingen, wenn das Wort Gottes nicht das neue Wesen schafft.
Josias Reformen und ihr tragisches Ende
Und deshalb möchte ich jetzt mit diesem Kapitel 23 abschließen, damit wir König Josia behandeln können. Wir müssen ihn nicht fertig machen, aber den Bericht wenigstens vollständig betrachten.
Ich habe schon einmal darüber gepredigt, und das ist noch gar nicht so lange her: Josia hat das Passah wiederhergestellt. Nachdem der Gottesdienst so schlecht gehalten wurde, hat er all diese heidnischen Utensilien abgebaut. Er führte wieder ein, dass das ungesäuerte Brot nach den Vorschriften des Gesetzes gebacken wurde.
Er ließ das Bild der Aschera aus dem Haus des Herrn bringen und in den Bach Kidron werfen – das Kidrontal zwischen Ölberg und Jerusalem. Er zerstörte die Häuser der Tempelhuren, die sich um den Tempel herum angesiedelt hatten. Der Teufel sucht mit Vorliebe den Tempel Gottes auf, denn dort treibt er seinen schlimmsten Unfug.
Dort haben die Frauen für die Aschera gewirkt. Wenn man die ganze Liste sieht, ist das eigentlich erschütternd: das ganze Heer des Himmels. Außerdem wurden wieder Menschenopfer im Tal Ben Hinnon dargebracht. Josia schaffte die Rosse ab, die die Könige für den Dienst der Sonne bestimmt hatten, ebenso die Altäre auf den Dächern (Vers 12) und die Höhen, die östlich von Jerusalem waren – am Berg des schlechten Rates. Dort sitzt heute die UNO.
Dann entfernte er die Astate, den gräulichen Götzen von Sidon, Chemos, den gräulichen Götzen von Moab, Milkom und weitere. Es geht so weiter wie bei Hiskia, der ja ebenfalls all das weggetan hatte.
In Vers 21 heißt es: "Haltet dem Herrn, eurem Gott, das Passah, wie es geschrieben steht." Das erinnert noch einmal an den Auszug Israels und ist sehr bewegend. Wir können immer wieder dieses eine Evangelium fassen: Es ist eine Welt des Todes, eine Welt des Gerichts. Der Wirkingel geht durch die Welt, und durch das große Wunder leben wir.
Damals war es das geschlachtete Lamm, und wir haben heute nichts anderes als das Opfer Jesu. Damals nahmen sie das Blut und schmierten es an die Türpfosten. Wir sagen, dass das Blut Jesu uns reinigt von aller Sünde.
Dann standen sie in dieser Nacht zusammen, feierten miteinander und waren fröhlich. Wir dürfen leben aus unverdienter Vergebung heraus. So haben sie das Passah gefeiert und noch einmal an die alten Quellen angeknüpft.
Das ist das eine Evangelium, das es nur gibt. Es gibt keinen anderen Weg. So hat Gott sich offenbart – im alten Bund und im neuen Bund.
Im Vers 25 heißt es: "Es war kein König wie Josia, der sich so von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit allen Kräften zum Herrn bekehrte, ganz nach dem Gesetz Mose." Nach ihm kam keiner seinesgleichen.
Und doch ist das Gericht über Jerusalem nicht aufgehoben. Josia stirbt auf ganz merkwürdige Weise.
In Vers 29 steht: "Zu der Zeit zog herauf Pharao Necho, der König von Ägypten." Ich habe gesagt, ich komme am Ende meiner Bibelstunde noch einmal darauf zurück, was das weltpolitisch bedeutete.
Wir stehen in einer großen Auseinandersetzung. Immer wieder ging es in Israel um diese Frage: Auf der einen Seite das Zweistromland – Mesopotamien, Assyrien oder Babel, später Persien. Das sind die großen Mächte aus dem Osten, die immer von Norden einfielen. Von Süden war es Ägypten.
Israel versuchte, sich weltpolitisch dazwischen zu halten und mit dem einen oder anderen zu paktieren. Wir hatten es ja schon: den Pakt mit Ägypten. Es gibt Prophetenworte wie "Wehe denen, die auf die Rosse Ägyptens schielen."
Hier haben wir eine andere Situation: Der ägyptische König wollte über Juda hinaus vorstoßen, um gegen die Babylonier oder Assyrer ein großes Bollwerk zu errichten.
Verstehen Sie das wie heute, wo es zwei Mächte gibt – Ost und West. So war es damals: Es gab zwei Mächte, und die Völker in der Mitte wurden zerrieben.
Josia tut etwas, das bestimmt nicht vom Geist Gottes bestimmt war: Er wehrt sich gegen das Vorrücken von Pharao Necho und versucht, ihn zu bekämpfen.
Unsere Israelreisen haben das sehr gut gezeigt: In Megiddo, in der Ebene Israels, gab es immer ein großes Aufmarschgebiet gegen Israel. Dort ist eine riesige Festung, die wir in glühender Hitze besichtigt haben und durch deren Tunnel wir gegangen sind.
Dort in Megiddo wollte Josia sich dem König von Ägypten entgegenstellen. Er wird früh in der Schlacht getroffen und kommt ums Leben. Über diesen Kampf wird nicht viel erzählt.
Es war sicher eine Kurzschlusstat, dass er sich dort militärisch zu wehren versuchte. Es ist nicht so, dass Gott die Kriege in der Bibel segnet und die Waffen segnet.
Seine Männer brachten den Toten von Megiddo nach Jerusalem, begruben ihn in seinem Grab, und doch konnte Josia das schreckliche Geschehen nicht aufhalten.
Zusammenfassung und Ausblick
Was soll uns heute Abend wichtig sein? Heute Abend sind uns verschiedene Dinge wichtig geworden. Es ist beeindruckend, wenn eine Mutter, eine Frau oder ein Mensch einen Dienst an einem jungen Kind übernimmt – ein unerwarteter Dienst, eine wichtige Aufgabe, die zum großen Segen wird.
Wir haben erlebt, wie eine gründliche Umkehr nötig ist. Eine Erneuerung, um die wir so sehr beten – in unserem Volk, in unserer Kirche. Diese Erneuerung muss vom Wort Gottes, von der Bibel herkommen. Anders kann sie nie geschehen. Eine Bibelbewegung muss wieder beginnen. Gott kann bewirken, dass das Wort die Menschen trifft, sodass sie plötzlich sagen: Das Bibelwort lässt mich nicht mehr los.
Nur wenn wir eine Bibelgemeinde sind, kann uns das weiterhelfen. Wir brauchen nichts anderes als das Wort Gottes. Es ist Licht in der Dunkelheit.
Dann ist da noch das Schwere: Offenbar ist eine Bußbewegung nicht tief genug gegangen. Es belastet uns, was aus unserem Volk, unserer Kirche und unserem Land werden wird. Wir wollen an unserem eigenen Stück wirken, damit Gott uns zum Segen setzen kann.
Der Dienst Josias war nicht vergeblich; er durfte wirken. Nach unserem Sommerabend werden wir noch die letzten Kapitel bis zum Untergang Jerusalems und zur Zwangsdeportation nach Babel betrachten. Das wollen wir ebenfalls sehen.
Doch es ist nicht nur Entmutigendes, sondern auch ein Stück Bibelkurs für uns. Wir lesen plötzlich Jeremia ganz neu und sagen: Das sind so tolle Bilder, die er gebraucht hat, und wie sehr er gerungen hat.
Es wird dann später direkt tragisch, wie er unter den Nachfolgekönigen einfach eingesperrt wurde, damit er seine Worte nicht mehr sagen konnte. Man konnte das nicht ertragen und hat ihn niemals nur als einen Miesepeter verachtet.
Dabei war er einer, der das Wort Gottes in Klarheit verkündigt hat.