Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Diese Reihe bietet Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, sowie praktische Impulse für deine Nachfolge und deinen geistlichen Alltag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den ersten Vortrag zum Thema Gebet.
Die Bedeutung des Gebets im christlichen Leben
Verstehst du das? Das geht nicht. Also doch, wenn du eine massive Schwäche beim Lesen, Lernen oder Ähnlichem hast, dann vielleicht schon. Aber normalerweise, wenn du Christ bist, nimmst du die Bibel und liest sie durch. Und wenn du durch bist, fängst du vorne wieder an. Das machst du einfach zehn- oder zwanzigmal. Einfach nur, damit du weißt, was darin steht.
Es gibt Dinge, die einfach dazugehören. Ein Freund von mir macht gerade eine Ausbildung als Dachschlosser. Das heißt bei euch Spengler, nicht Dachdecker. Stell dir vor, er würde sagen: „Ja, ich mache die Ausbildung, aber ich lese nie etwas dazu, das interessiert mich überhaupt nicht.“ Den möchtest du nicht an dein Dach lassen. Nein, willst du nicht.
Das muss jemand sein, der sagt: „Hey, das interessiert mich. Da fuchse ich mich rein. Ich will wissen, wie Materialien funktionieren, wie man das macht, wie man richtig lötet, damit es auch eine Weile hält.“ So ist das hier auch. Du bist Christ, ja? Immer wenn du betest, wird das einfach vorausgesetzt. Und wenn du nicht betest, dann bekehr dich. Das ist ganz einfach.
Das war einer der Sätze, bei denen ich dachte, vielleicht trete ich jetzt jemandem auf die Füße. Ihr merkt, wenn ich mich ein bisschen warm geredet habe, werde ich manchmal deutlicher. Aber ich meine das ernst. Ich glaube, es gibt viele Christen, die keine echten Christen sind, weil sie sich nie wirklich mit ihrem Herzen an Gott gehängt haben. Es war immer so viel Gott, wie nötig, und so viel Ego, wie möglich.
Du merkst es daran, dass du kein gesundes Gebetsleben hast.
Grundlegende Prinzipien des Gebets
Und deswegen beginnt der Herr Jesus hier einfach und sagt: Immer wenn ihr betet, ist das völlig normal. Die Idee, dass jemand sagen könnte: „Ich bete aber gar nicht“, gibt es nicht, versteht ihr?
Wenn du dann betest, machen wir mal kurz noch vier Punkte, die ihm wichtig sind:
Sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn weg.
Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und wenn du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.
Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
Gebet als persönliche Angelegenheit ohne Show
Zwei Punkte:
Erstens: Gebet ist keine Show. Das bedeutet nicht, dass du nicht auch in Gemeinschaft beten darfst. Das ist ja irgendwie logisch. In Matthäus 18,20 heißt es: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das ist eine besondere Verheißung. Außerdem gibt es in der Apostelgeschichte Berichte, wie die ganze Gemeinde sich zum leidenschaftlichen Gebet getroffen hat.
Heute Morgen habe ich drei neue Gebetsanliegen per Berlin-News-Mail oder über die App verschickt, damit Leute für diese Anliegen beten können. Das ist wichtig.
Aber wenn du merkst: „Ich bin in der Gemeinde irgendwie der große Beter. Ich stehe immer auf und finde die wohlfeilen Worte. Aber ansonsten, unter der Woche, habe ich eigentlich nicht viel mit Gott am Hut.“ Verstehst du? Das hat einen Showcharakter. Hier muss man es jetzt machen, hier würden die Leute mich komisch anschauen, wenn ich nicht bete. Aber unter der Woche, da sieht es keiner, da muss ich es dann nicht machen.
Wenn du so einer bist, dann musst du in die Kammer. Das ist der erste Punkt.
Die Belohnung des Gebets
Der zweite Punkt ist, und das ist ein Aspekt, der meiner Meinung nach sehr selten gepredigt wird: Hier steht, dass Gott Gebet belohnt. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn weg.
Ich weiß nicht, warum du betest oder was dich motiviert, aber eine Motivation wird nur selten thematisiert. Jede Stunde, die du im Gebet verbringst, wird Gott belohnen. Warum das so ist, werden wir morgen besprechen.
Aber es ist wichtig, dass du es schon einmal gehört hast: Gebet wird auch deshalb praktiziert, weil wir einen Lohn erwarten. Ich will belohnt werden. Ich möchte in der Ewigkeit für die Zeit, die ich im Gebet investiert habe, etwas zurückbekommen.
Das klingt vielleicht komisch, nicht wahr? Man könnte denken: „Der betet ja nur, weil er dafür etwas bekommt.“ Ja, nicht nur, aber auch. Denn es steht hier, und es ist eine Motivation, die unseren Blick richtig ausrichtet, wenn wir darüber nachdenken.
Gebet wird oft nur als etwas Freiwilliges gesehen, als eine himmlische Verklärung, die plötzlich über einen kommt und die man dann versucht, in Worte zu fassen. Vergiss es! Es geht um Kampf, es geht um Arbeit. Gebet ist etwas, bei dem ich aktiv stehe und eine Aufgabe zu erfüllen habe – in einem kosmischen Konflikt, in den Gott mich stellt.
Mein Gegner versucht, Menschen und Seelen zu zerstören, und ich stelle mich dagegen. Ein Teil meiner geistlichen Waffenrüstung – und das ist der letzte Teil, für den es in Epheser 6 kein Bild mehr gibt – ist das Gebet. Wir sollen allezeit für alle Gläubigen beten, ringen und kämpfen.
Und genau deshalb, weil es ein Kampf ist, weil es Sport und Übung erfordert, belohnt uns Gott dafür.
Umgang mit Worten im Gebet
Die letzten beiden Punkte, und dann mache ich Schluss für heute Abend.
Matthäus 6,7-8: Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen, denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
Zwei Punkte dazu: Es ist vielleicht nicht unser Problem, dass wir zu viel plappern. Ich glaube, unser Problem ist eher, dass wir grundsätzlich zu wenig reden. Hier steht jedoch, dass es nicht die Menge der Worte ist, die vor Gott zählt. Es geht nicht darum, Gott zu überreden oder zu informieren. Er weiß bereits, was wir brauchen, in dem Moment, in dem wir beten.
Das bedeutet – und das ist dann der vierte Punkt – dass Gott, obwohl er weiß, was wir brauchen, dennoch gebeten werden will. Spannend, oder? Auf der einen Seite sagt Gott: „Ich weiß, was du brauchst, du musst es nicht dreißig Mal hintereinander sagen: Ich will ein Auto, ich will ein Auto, ich will unbedingt ein Auto.“ Das wäre plappern. Du sagst immer wieder das Gleiche. Wenn du es auf die Spitze treiben willst, ist das so mantra-mäßig. Du legst dein Gebet auf und spielst es einfach immer wieder ab. Das kannst du ja auch machen, aber so machen wir es nicht.
Auf der anderen Seite begreifen wir, dass Gott gebeten werden will. Und das bedeutet, wie wir an anderer Stelle morgen noch einmal sehen werden: Wenn wir nicht beten, dann haben wir nicht.
Zeugnis und Ermutigung zum Gebet
Und vielleicht zum Schluss noch ein ermutigendes Zeugnis.
Ich habe auf dem Weg hierher einen Vortrag von Christopher Yuan gehört. Er war tief verstrickt in kriminelle Machenschaften und hatte auch sonst noch das eine oder andere Problem. Vom Glauben seiner Eltern wollte er wirklich nichts wissen.
Dann wird er mit einer riesigen Menge Marihuana geschnappt, geht in Amerika für sechs Jahre in den Knast. In dieser Zeit bekehrt er sich. Er ist ganz unten und bekehrt sich, weil er eine Gideon-Bibel im Mülleimer des Gefängnisses findet.
Wenn du dich fragst, warum er sich bekehrt hat, dann darfst du wissen: Seine Mutter hat sieben Jahre lang für ihn gebetet und gefastet. Sie hatte eine Gruppe von hundert Betern hinter sich, die regelmäßig auf die Knie gegangen sind und Gott angefleht haben für diesen zutiefst verlorenen Sohn.
Ich glaube, es sind solche Geschichten. Er hat ein Buch geschrieben, zusammen mit seiner Mutter. Aus beiden Perspektiven beschreibt jeweils ein Kapitel, wie er zum Glauben kommt beziehungsweise zunächst vom Glauben weggeht. Seine Mutter beschreibt, wie sie diese Zeit erlebt hat. Dann beschreibt er wieder, wie er weiter in die Hür kommt, und sie, wie sie weiter betet, bis es zum Höhepunkt kommt.
Bitte unterschätzt das Gebet nicht! Das meine ich besonders, wenn du Teenager hast oder Freunde und Verwandte, die nicht gläubig sind.
Wir werden uns morgen auch über Dinge wie Fasten und Ähnliches unterhalten. Betet mehr! Ich kann euch das nur ganz, ganz dringend empfehlen. Betet und kämpft an dieser Stelle. Es ist eure einzige Waffe, die ihr habt.
Wir müssen beten lernen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns morgen das Vaterunser anschauen. So werden wir an dieser Stelle intelligenter, denn nur wenn wir eine Vorstellung davon haben, was Gebet ist und wie man Gebet füllen kann, werdet ihr an einen Punkt kommen, an dem ihr im Gebet merkt: Boah, jetzt bin ich in der Gegenwart Gottes.
Ich weiß, das hört sich schräg an, weil ich eigentlich nicht so der Emo-Typ bin. Aber es gibt diese Momente – bei mir ist das meistens nach einer Stunde bis anderthalb Stunden im Gebet – wo ich denke: Boah, ist Gott nah.
Wahrscheinlich, weil du alles abgegeben hast, alle Sorgen sind weg, du hast für die Leute gebetet, und dann kommt dieser Moment, in dem du sagst: Ja, jetzt bin ich da! Jetzt bin ich genau da, wofür ich als Mensch gemacht bin, und jetzt habe ich genau das, was meine Seele sich wünscht.
Du findest es im Gebet, im intelligenten Gebet. Und wir schauen uns morgen an, wie das aufgebaut wird.
Amen. Amen.