Ihr erinnert euch an die Einführung zu den Büchern Erste und Zweite Könige. Beim letzten Mal habe ich versucht, euch eine These vorzustellen. Diese These lautete folgendermaßen: Das erste Buch Könige – oder allgemein das Buch Könige, denn das Erste und Zweite Buch Könige sind im Original nur ein Buch – klärt eine zentrale Frage.
Die Frage lautet: Was tut Gott, damit sein Volk auch über die Zeit Davids hinaus zusammenbleibt? David hatte das Volk ja zusammengehalten. Er fungierte als Volksheld und geistliches Vorbild. Doch wie bleibt das Volk über seine Zeit hinaus vereint?
Die Antwort darauf ist der Tempel beziehungsweise das Haus Gottes. Die Idee ist, dass wir im ersten Buch Könige am Anfang insgesamt fünf Baubeschreibungen finden. Später, darauf komme ich jetzt im Bereich der Einführung nicht mehr ausführlich ein, finden wir zu jeder dieser Baubeschreibungen in der Geschichte Israels ein Pendant. Dort wird eine geistliche Wahrheit, die durch die Baubeschreibung zum Ausdruck gebracht wird, grob verletzt.
Ich möchte das noch einmal an einem Beispiel verdeutlichen. Beim letzten Mal hatten wir gesehen, dass im Zentrum der ersten Baubeschreibung der Aufbau des Tempels steht. Er besteht aus einem Zentralgebäude und außen herum einem dreistöckigen Lagerbereich mit kleineren Kammern.
Das heißt: Die erste Baubeschreibung legt den Schwerpunkt auf ein Haus mit vielen Seitenräumen. Ein Haus, in dem angebetet werden soll. Ein Haus, in dem sich alle mehrmals im Jahr treffen. Ein Haus, in das man geht, um Opfer zu bringen. Ein Haus als verbindendes Element für alle Israeliten, egal wo sie wohnen. Es ist eine zentrale Anbetungsstelle. Nicht: „Wir gestalten unseren Gottesdienst so, wie wir wollen.“ Sondern: Gott sagt, an einer Stelle möchte ich, dass ihr euch trefft.
Die Geschichte macht ganz am Anfang, bereits ab 1. Könige 12, eine Trennung von diesem Prinzip deutlich. Unter Jerobeam geht es zwar weiterhin darum, den Gott Israels anzubeten. Jerobeam ist in diesem Sinne kein Götzendiener – das darf man nicht falsch verstehen. Er hat weiterhin die Anbetung des Gottes Israels vor Augen.
Nur das Konzept aus der ersten Baubeschreibung – ein Haus und dann vielleicht verschiedene Seitenräume, aber ein Zentrum – verlässt er. Er führt in Betel und in Dan zwei neue Häuser ein, zwei neue Anbetungsstätten. Das ist etwas ganz Neues und verletzt damit dieses erste Prinzip.
Wir sind beim letzten Mal weitergegangen und haben bei Punkt drei, der dritten Baubeschreibung, aufgehört. Hier gebe ich noch einmal einen groben Überblick.
In der dritten Baubeschreibung steht das Allerheiligste im Zentrum. Vielleicht erinnert ihr euch: Was ist das Allerheiligste? Wir haben den Tempel, und wenn man vorne in den Tempel hineingeht, wo kommt man zuerst hin? Der Vorhof ist noch außerhalb des Tempels, dieser Hof außenrum. Wenn man aber in den Tempel hineingeht, kommt man zuerst zum Stiftzelt. Die Trennung zwischen Heiligtum und Allerheiligstem bildet das Stiftzelt.
Wir haben aber gesehen, dass es im Tempel noch mehr gibt. Du hattest das, glaube ich, schon gesagt, oder? Nein? Doch nicht? Ich dachte. Nein, es gibt noch eine Vorhalle. Es ist noch einmal extra eine kleine Vorhalle beschrieben, die da vorgebaut ist, also nur so ein kleiner Eingangsbereich.
Wenn man weitergeht, kommt man in das Heilige, den Raum, in den die Priester öfter, täglich, gegangen sind, um bestimmte Opfer zu bringen. Was steht am Ende des Heiligen, also in diesem schon heiligen Bereich, quasi gegenüber, bevor es ins Allerheiligste geht? Der Räucheraltar.
Wenn man von vorne hineingeht, hat man erst eine kleine Vorhalle, dann das Heilige. Läuft man weiter, kommt man direkt zum Räucheraltar. Wenn ihr euch erinnert: Beim letzten Mal hatten wir gesagt, dass der Räucheraltar funktional zum Allerheiligsten gehört, weil er für die Gebete der Heiligen steht.
Wenn das Allerheiligste ein Ausdruck für die Herrschaft Gottes ist – dort steht der Thron Gottes, die Bundeslade ist der Thron Gottes als ein Ausdruck für die Herrschaft Gottes – dann ist der Räucheraltar der Ausdruck unserer Mitarbeit an der Herrschaft Gottes. Denn es sind unsere Gebete, die in der Herrschaft, die Gott ausübt, ein Mitwirken darstellen.
Ich kann beten, und Gott reagiert. Ich kann mit meinen Gebeten dazu beitragen, dass sich Dinge verändern. Ich kann die Herrschaft Gottes tatsächlich beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, dass man betet.
Deswegen kann Jakob schreiben: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Also sollten wir das immer ein bisschen so sehen.
Und deswegen, wenn wir über die Herrschaft Gottes nachdenken, kommen wir sehr schnell zum Thron Gottes, nämlich ins Allerheiligste, zu der sogenannten Lade des Bundes des Herrn. Der Bund des Herrn ist ein Instrument, um Herrschaft auszuüben. Gott schließt mit einem anderen einen Vertrag.
Jeder, der einen Arbeitsvertrag hat, weiß, dass dies ein Mittel ist, durch das ein anderer über mich Herrschaft ausübt – egal, ob ich das will oder nicht. Ob ich 39 oder 30 Stunden arbeite, ist irgendwo festgeschrieben. Dann kann mir jemand sagen: „Also hören Sie her, zwischen 6.30 Uhr und 8.00 Uhr hätte ich Sie gerne bei mir stehen.“ Das ist Herrschaft.
So etwas schließt Gott mit dem Volk Israel ab – einen Bund. Die Lade des Bundes des Herrn steht im Allerheiligsten, davor befindet sich der Räucheraltar.
Wir gehen nun ins Allerheiligste hinein. Zuvor gibt es den Vorhof und das Heilige. Das Heilige ist bereits mit Gold ausgekleidet. Im Allerheiligsten finden wir die Bundeslade.
Die Bundeslade ist zunächst ein mit Gold überzogener Kasten mit einem Deckel. Was befindet sich oben auf dem Deckel? Zwei Cherubim. Wohin schauen die Cherubim? Nicht nach oben, sondern nach unten. Wenn das hier die Kiste ist, dieser Tisch, dann sind an der Seite die Cherubim angebracht, und sie schauen nach unten.
Was sehen sie? Den Deckel der Lade. Und wenn sie ein bisschen tiefer schauen, was finden sie dann? Die Gebote.
Die Engel schauen also auf den Deckel, den sogenannten Sühnedeckel – wie er im Neuen Testament genannt wird. Auf dem Deckel und unter dem Deckel befinden sich die Gebote.
Die Engel schauen auf die Gebote Gottes. Diese Gebote sind das, was den Menschen verurteilt. Doch was sehen sie in Wirklichkeit? Was ist auf dem Deckel? Blut, genau.
Das Opferblut ist dort. Irgendjemand müsste die Tür öffnen, das hat Jesus getan. Die Engel schauen also auf den Sühnedeckel und sehen das Opferblut, das in einem bildlichen Sinn ihren Blick davon abhält, die Gebote zu sehen, die eigentlich den Menschen verurteilen würden.
So, jetzt wollen wir ein Stück weitergehen. Was ist im Allerheiligsten? Was war nicht in der Stiftshütte im Allerheiligsten? Dort befinden sich zwei andere Cherubime. Beim letzten Mal haben wir uns ein bisschen über Anzahl und Stellung der Flügel Gedanken gemacht. Darauf möchte ich heute nicht eingehen.
Mich würde interessieren: Wenn ihr das Wort Cherubime findet, wofür stehen Cherubime eigentlich in der Bibel? In welcher Verbindung tauchen sie auf? Was will die Bibel damit sagen? In Verbindung mit der Anbetung Gottes.
Okay, dann gebt mal eure Bibelstellen dazu an. Die Hesekielstelle, die Ortenbaumstelle... Lies die Stelle vor, in der du meinst, dass das mit Anbetung Gottes zusammenhängt. Gibt es andere Beispiele oder eine andere Richtung? Was ist Anbetung?
Wenn ich Bärbel jetzt so ein bisschen in die Richtung schicke, möchte ich nur wissen, warum sie das sagt. Man kann ja alles Mögliche behaupten, heißt noch nicht, dass es so ist. Also: Cherubime, wo tauchen Cherubime auf? Was will man eigentlich damit sagen?
In der Offenbarung tauchen solche Wesen auf, ja? Als Bewacher des Garten Edens. Sind das Cherubime? Steht das da? Dann lies mal vor. Sie ziehen den Menschen aus, sodass sich die Cherubime lagern, mit dem zuckenden Schwert, um den Weg zum Baum des Lebens zu überwachen. Hat das etwas mit Anbetung zu tun? Womit hat das etwas zu tun?
Meine Frau sucht noch die Stelle zum Thema Anbetung. Es ist eine Frage von Macht. Gott entscheidet, und die Cherubime sind ein sichtbarer Ausdruck, ein gewisser exekutiver sichtbarer Ausdruck seiner Herrschaft. Sie stehen da. Du kannst mal probieren, Gott zu widersprechen – Gott braucht gar nicht so viel, sie stehen da.
Gibt es noch andere Stellen, wo ihr ableiten könntet, was die Cherubime darstellen wollen? Der Gedankengang ist sehr gut: Immer wieder schauen, wo taucht etwas zum ersten Mal auf. Das ist ein gutes Prinzip.
Na, wo tauchen sie in der Offenbarung auf? Dort werden sie lebendige Wesen genannt. Wo tauchen sie da auf? Ja, vor dem Thron Gottes. Aha. Hat das dort etwas mit Anbetung zu tun? Sie rufen es aus, oder? Ja: "Heilig, heilig, heilig, Herrgott!" Beständig.
Also da hast du Offenbarung 4. Da wurde die Märchtlöcher dann ja vor vier Jahren acht. Ach so, dann bist du bei Offenbarung Kapitel 8, schätze ich mal, dass du das meinst. Beständig ist aber Kapitel 4. Ja.
Hat jemand noch etwas zum Thema Cherubime?
Herr Präsident! Sie sollten Tag und Nacht nicht aufhören, zu sagen: "Heilig, heilig, heilig, Herr Gott Allmächtiger, der war und der ist und der kommt." Und wenn die lebendigen Wesen Herrlichkeit, Dank und Ehre geben werden dem, der auf dem Thron sitzt, der ist und der von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibt, dann fallen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron sitzt, und beten an, der von Ewigkeit zu Ewigkeit ist.
Also das heißt, sie bringen sogar noch andere Anbetungen Gottes zum Ausdruck. Aha, okay, das war deine Stelle. Sagst du noch mal, wo das ist?
Das war Offenbarung 4, Vers 8.
Okay, wir halten fest: Weil das hat Bärbel jetzt nicht gesagt, wo tauchen sie auf? Vor dem Thron Gottes oder um den Thron Gottes herum, ja. Der Thron steht nicht unbedingt für Gericht. Er steht erst einmal für Herrschaft. Denn der, der auf dem Thron sitzt – wenn Königin Elisabeth sich auf den Thron setzt und gekrönt wird, was tut sie? Hält sie Gericht? Nein, sie tritt ihre Herrschaft an, sie nimmt ihre Position ein.
Wenn wir Gott auf dem Thron sehen, sei es in der Offenbarung oder wo auch immer in der Bibel, dann ist das erst einmal ein Ausdruck seiner Herrschaft über die Menschen. Und diese Herrschaft ist ganz interessant eng verbunden mit den Cherubinen, die ein Ausdruck seiner Herrschaft sind, aber gleichzeitig durch ihr Verhalten etwas zum Ausdruck bringen: Dass sie ihm total gehorsam sind.
Dass sie ihm total gehorsam sind, richtig. Aber was jetzt Bärbel vorgelesen hat, ist noch mehr als Gehorsam, oder? Also die dürfen ziemlich nah heran, finde ich. Findet ihr das auch so? Sie ehren Gott, sie dürfen nah heran, das stimmt, das fällt uns auf. Aber sie ehren Gott.
Also ihr Ziel ist es nicht nur, Gottes Herrschaft als Exekutive nach außen zu bringen, sondern auch immer zurück zu Gott Anbetung zu bringen und, wenn möglich, auch Anbetung bei anderen zu stimulieren, hast du gesagt?
Logisch. Warum logisch? Weil man einfach fragen muss: Was ist das Ziel der Herrschaft Gottes? Was ist das Ziel der Herrschaft Gottes? Anbetung.
Also es ist immer ein Doppeltes, wenn man so will. Es ist einmal das Glück derer, die er gemacht hat, und es ist die Verherrlichung seiner eigenen Person. Beides gehört zusammen.
Erinnert euch daran, was das heißt, was das Ziel des Menschen ist: Gott zu verherrlichen und seine Liebe zu genießen. Wer hat das noch mal gesagt? Das ist ein alter englischer Katechismus, der das so zusammenbringt: "Glorifying God and to enjoy him forever." Gott zu verherrlichen und ihn für immer zu genießen – das ist das Ziel des Menschen.
Und wenn ich mir jetzt die Cherubim anschaue, dann finde ich genau das wieder. Er sorgt dafür, dass Gott verherrlicht wird. Und sie tun das, was nötig ist. Sie bringen natürlich auch Gottes Herrschaft in die Welt hinein, die mit seinem Willen getan wird, letztlich zum Segen für seine Geschöpfe.
Noch etwas: Die Cherubime heißen „lebendige Wesen“. Das steht über Ezechiel 10, Verse 1 bis 20, die ich jetzt nicht vorlesen werde.
Das ist ein wichtiges Prinzip, wenn man sagt, die Cherubime seien ein Ausdruck für die Herrschaft Gottes, für die Art und Weise, wie Gott herrscht und worauf seine Herrschaft hinausläuft. Wenn wir das mitnehmen, stellt sich die Frage: Warum ist es wichtig zu sagen, dass es lebendige Wesen sind? Reicht es nicht, einfach zu sagen, es sind Cherubime?
Die Betonung liegt auf „lebendig“. Was macht das für einen Sinn? Es bedeutet, dass sie die Wahl haben, Gott anzuwählen oder nicht. Aha, das heißt, darin steckt Freiheit, freier Wille. Das hätte ich aus dem Wort selbst nicht unbedingt herausgelesen, aber ich glaube, das gilt für Engel schon.
Ja, aber es gibt ja Engel, die abgefallen sind. Richtig, die sind es nicht. Wahrscheinlich meintest du im Gegensatz zu teilnahmslosen Wesen, dass sie aktiv sind, also lebendig im Sinne von aktiv?
Ja, ich fahre mal auf dieser Schiene noch ein bisschen weiter oder denke noch ein Stück weiter in diese Richtung. Ich bezeichne etwas bewusst als lebendiges Wesen. Du denkst dabei gleich an Freiheit in der Entscheidung, das stimmt. Aber denk mal noch ein bisschen weiter.
Ich bezeichne die Wesen, die die Herrschaft Gottes oder die Prinzipien seiner Herrschaft zum Ausdruck bringen, als lebendige Wesen. Das ist keine Einbildung, sondern Realität. Es ist wirklich etwas, das man anfassen kann, wenn es lebendig ist.
Es gibt ja auch unsichtbare oder eingebildete Dinge. Okay, auch das ist richtig, aber ich will noch ein Stück weitergehen.
Ihr habt ein Symbol: Die Cherubime sind erst einmal Cherubime, das sind sie. Aber sie stehen für etwas, und sie werden als lebendige Wesen bezeichnet. Sie stehen für die Herrschaft Gottes oder für Prinzipien der Herrschaft Gottes.
Und ein Prinzip ist Leben. Gott herrscht, indem er Leben gibt. Man kann auf zwei Arten herrschen: Man kann herrschen, indem man einfach Regeln und Befehle erteilt. Man setzt sich hin und sagt: „Mach das!“ Das ist eine Möglichkeit, wie man herrschen kann.
Aber Gott hat sich entschieden, anders zu herrschen. Er hat sich entschieden, dadurch zu herrschen, dass er Leben gibt – auf einer biologischen Ebene, ja, logisch, werden alle sagen, aber auch auf einer geistlichen Ebene.
Gott herrscht, indem er den Geschöpfen, über die er herrscht – jetzt einmal im Bild der Christen gesprochen – neues Leben gibt, geistliches Leben. Das ist ein Bestandteil seines Herrschaftsprinzips.
Also gibt er nicht einfach nur Regeln und Befehle und sagt: „Jetzt macht mal!“ Sondern er sagt: „Ich gebe euch noch mehr, ich gebe euch das Leben, das ihr braucht, um wirklich leben zu können.“
Und jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter und steigen ein in Erste Könige, Kapitel sechs. Ich möchte euch mitnehmen in die Vorhalle. Wir treten also in die Vorhalle ein.
Ich lese Vers 29 aus 1. Könige 6: „Und alle Wände des Hauses ringsum schnitzte er aus mit Schnitzwerkreliefs von Cherubim und Palmenornamenten und Blumengewinden, im Inneren und im Äußeren.“
Wir würden heute sagen, das ist Dekoration. Bei einer Hochzeit sagt man: Das ist das Dekoteam, das sich jetzt darum kümmern muss. Was passiert hier? Du kommst in den Tempel hinein, wir treten ins Innerste. Die Wände sind aus – ja, aber dahinter ist Holz, genau, Holz. Du warst gerade bei „dahinter“ – dahinter ist Stein. Genau, Stein und Holz.
Es ist schon gar nicht unimposant, einfach nur die Wände mit Gold zu überziehen und in einen Raum zu kommen. Das ist schon gut, aber dabei belässt es Gott nicht. Er sagt, er hätte gerne ein bisschen Dekoration. Und zwar hätte er gerne ein paar Bilder von Cherubim, einige Cherubime sollen dargestellt werden. Dann hätte er gerne ein paar Palmenornamente und Blumengewinde. Das kann so ein bisschen hin, das soll einfach schön sein.
Guido verzieht jetzt die Nase, er kann das nicht als schön ansehen, andere finden das schon eher schön. Das ist einfach so. Ästhetik – ihr wisst es ja – das ist dieser Gottesbeweis über Ästhetik, der dann in Apologetikbüchern steht: „Es gibt Gott, weil es Bach gibt.“ Entweder versteht man diesen Beweis oder man versteht ihn nicht. Wenn man über Ästhetik argumentiert, gehen die Geschmäcker einfach auseinander. Manche Leute haben ein feines Empfinden für Ästhetik, bei anderen ist das weniger stark ausgeprägt.
So, so. Weil ich nicht sagen wollte, dass sie bei Guido schwach ausgeprägt ist. Du magst also eher die „brüllende Ecke“. Dann haben doch die barocken Kirchen recht gehabt, wenn dir das nicht zu viel ist. Ja, das weiß ich noch nicht. Aber ich kann mir vorstellen, wenn man mal im Kager-Museum lebt, ist es dann so, wie wir jetzt Gott nennen. Ich meine, das ist das Negativbeispiel davon, aber es ist auch interessant, wenn die Figuren einem entgegenschauen.
Okay, aber weiter. Was will Gott damit, dass er im Tempel diese ganzen Bilder anbringt? Was soll das? Eine Idee, was er damit will? Ist es einfach nur schön? Ja, es ist schön. Erstmal können wir festhalten: Es ist wirklich schön. Du kommst da rein und sagst, naja, es ist wenigstens nicht langweilig hier. Es ist nett gemacht, obwohl da wenig Leute reinkommen. Aber es ist natürlich mehr als das.
Du machst ein schönes Plakat. Wenn wir mal für Gemeindeveranstaltungen Plakate machen, dann denken wir auch daran, dass sie schön sind. Du stellst dir vor und sagst: „Das ist ein schönes Plakat“ oder „ein schönes Logo“. Ja, das ist natürlich noch mehr.
Wenn ich etwas so darstelle, dann ist es nicht nur Dekoration, sondern auch eine ordentliche Portion Proklamation. Ich will etwas darstellen, um dahinter zu schauen. Ja, worauf schaue ich denn? Was proklamiere ich, wenn ich Cherubime, also lebendige Wesen, darstelle? Da komme ich wieder zum Thema „lebendig“ hinein: lebendige Wesen, Palmen, Blumen – was stelle ich denn da dar?
Ich stelle die Schöpfung dar. Ich zeige: Gott ist ein Gott des Lebens. Und du trittst, wenn du in den Tempel eintrittst, in die Abbildung seiner Schöpfung ein. Natürlich, wenn ich in die Abbildung seiner Schöpfung eintrete – dann gehe doch mal in eine Ausstellung von Picasso. Wen lernst du denn kennen? Du hast jetzt Picasso nicht so im Kopf, okay, aber nimm jemanden, den du magst, ich weiß nicht, wen du magst. Chagall, okay, gut, Chagall.
Du gehst in eine Ausstellung, eine Vernissage, und du siehst die Abbildung, die der Künstler geschaffen hat. Wem begegnest du denn? Du begegnest ein Stück weit dem Künstler. Du trittst in die Schöpfung hinein – und wem begegnest du? Dem Schöpfer.
Das ist doch logisch. Da, wo wir der Abbildung eines Künstlers begegnen, begegnen wir immer auch dem Künstler und dem Anspruch des Künstlers. Und genau das passiert im Tempel. Wir treten quasi eine göttliche Vernissage, sehen die Bilder und sagen: Ja, es ist natürlich nicht Leben, aber es ist ein Abbild des Lebens.
Oder das ist jetzt nicht der Künstler selbst, aber es ist das, was der Künstler gemacht hat. Und ich schaue dahinter: Was steckt da für eine Kreativität dahinter? Was ist das für ein Gott, der sich all das ausgedacht hat? Er ist tatsächlich die Quelle des Lebens. Er ist der, wir würden sagen, der lebendige Gott.
Du sprichst gerade darüber, wie es innen aussieht, und ich habe nicht ganz verstanden, was er dann sagt mit dem Blumengewinde im Inneren und im Äußeren. Also, was ist jetzt gemeint?
Ich denke, dass diese Ausschmückungen im Allerheiligsten und im Innersten, also im Inneren und Äußeren zu finden sind.
So, was habe ich gerade beschrieben? Ich habe beschrieben, dass wir in den Tempel eintreten und feststellen, dass Gott sich als die Quelle allen Lebens vorstellt. Als der lebendige Gott, der alles macht, der wirklich real ist und hinter der Schöpfung steht. Schaut mal, was wir hier haben!
Würden wir jetzt die Könige weiter studieren, würden wir auf jemanden treffen, der Ahab heißt. Ihr könnt das jetzt schlecht lesen, ich ziehe das mal ein bisschen runter. So, schau mal her, hier, Ahab.
Was ist das, was Ahab anders macht? Ahab ist der erste König, der die Anbetung des lebendigen Gottes auslöscht. Jerobeam baut zwar mehrere Häuser, ja, aber Jerobeam ist jemand, der noch an den Gott Israels glaubt. Diese zweite Sache habe ich ausgelassen.
Drittens ist Ahab der erste König, der den Götzendienst als wahren Gottesdienst einführt, unterstützt natürlich auch durch seine Frau Isebel.
Und wer tritt gegen Ahab auf? Elia, genau. Schlagen wir mal kurz die Geschichte bei Elia auf. Können wir 1. Könige 17 nehmen? Einfach nur, damit wir klar sind: Der Tempel proklamiert den lebendigen Gott.
Was tut Elia, wenn er Ahab gegenübertritt? In 1. Könige 17,1 sagt Elia, der Tischbieter aus Tischbe in Gilead, zu Ahab: "So wahr der Herr, der Gott Israels lebt, vor dem ich stehe, wenn in diesen Tagen Tau und Regen sein wird, es sei denn auf mein Wort."
Die Herausforderung ist: Elia stellt sich hin und sagt, ich verkündige dir den Gott, der lebt, den lebendigen Gott.
Die ganze Geschichte in ihrer Dramatik zeigt, wie es zu diesem Zweikampf kommt: Elia auf der einen Seite, 450 Baalspriester auf der anderen Seite. Es geht um die Frage: Wer ist der Gott, der lebt? Wer ist der Gott, der, wenn ich ihn rufe, antwortet?
Denn das ist Leben: Leben bedeutet, ich rufe, und er antwortet mir. Das ist übrigens auch für uns entscheidend. Wir folgen einem Gott, der antwortet, der geredet hat und der gesagt hat: Ich liebe dich und ich will dich.
Dieser Gott hat tatsächlich das Feuer des Gerichts auf ein Opfer fallen lassen, nämlich auf den Herrn Jesus. Damit hat er gezeigt, dass er der lebendige Gott ist, der retten kann.
Daher auch diese Verknüpfung zwischen der dritten Baubeschreibung und dieser Episode, dieser ganzen Geschichte, die in 1. Könige 17 beginnt und sich durchzieht bis zum Gericht über das Haus Ahab durch Jehu.
Dazwischen, also zwischen dem Anfangsdienst von Elia und dem Gericht unter Jehu, befindet sich zum Beispiel auch das Wirken von Elisa. Man kann sich das so ein bisschen merken.
Okay, jetzt gehen wir wieder in unsere Baubeschreibung hinein und schauen uns einfach Nummer vier an. Jetzt kommt etwas ganz Komisches. Wir lesen die ganze Zeit vom Tempel und denken uns: na ja, wunderbar, mal sehen, was als Nächstes kommt. Oft genug liest man diese Baubeschreibungen mit weniger Enthusiasmus und sagt sich: „Dann ist es hoffentlich endlich bald vorbei.“ Aber man könnte sie ja auch lesen mit der Einstellung: mal schauen, wie es jetzt weitergeht.
Und dann passiert etwas, was den Juden relativ peinlich war. Peinlich deshalb, weil es gar nicht richtig hineinpasst. Kapitel 6 im Ersten Buch der Könige, Vers 38, spricht vom Haus des Herrn. Und Kapitel 7, Vers 13 geht es weiter. Aber mittendrin baut Salomo sich selbst mal ein Haus. Und es wird einfach so eingestreut: na ja, ist halt so, ja. Man kann ja nicht nur am Tempel bauen, wird man denken.
Den Juden war das später so peinlich, dass es in der Septuaginta dieser ganze Abschnitt an eine andere Stelle gesetzt wurde. Also haben sie erst mal die Geschichte mit dem Tempel zu Ende gebracht und den Teil mit Salomos Haus herausgenommen und woanders eingefügt. Denn das geht doch nicht: Du kannst doch nicht, wenn du einen heiligen Tempel beschreibst, plötzlich auf etwas so Profanes kommen wie ein Haus für den König, eine Richterhalle für den König und noch schlimmer, hier sogar ein Haus für die Königin. Das passt doch nicht.
Was ich schlimm finde, ist, dass das Haus doch nicht größer ist als der Tempel. Ja, da wohnt ja auch jemand drin. Okay, lesen wir Kapitel 7, Verse 2 bis 5, damit wir eine Vorstellung bekommen, wovon wir hier reden:
„Und er baute das Libanon-Waldhaus. Hundert Ellen betrug seine Länge, fünfzig Ellen seine Breite und dreißig Ellen seine Höhe. Auf vier Reihen von Zedernsäulen stand das, und Zedernbalken lagen auf den Säulen, und das war mit Zedernholz gedeckt, oben über den Tragbalken, die auf den Säulen waren, fünfundvierzig. Jeweils fünfzehn in einer Reihe und Fensterrahmen in drei Reihen, Fenster gegenüber Fenster dreimal, und alle Türen und Fenster waren viereckig und mit einem Rahmen versehen, Fenster gegenüber Fenster.“
Und jetzt können wir weiterlesen. Was hier beschrieben wird, ist eine recht imposante Reihe von Gebäuden. Da kann so ein König schon leben, das ist schon richtig nett.
Die Frage, die uns heute beschäftigen soll: Wir haben also in der Beschreibung das Libanon-Waldhaus, wir bekommen die Säulenvorhallen beschrieben, wir bekommen eine Thronvorhalle beschrieben (Kapitel 7), dann kommt in Vers 8 das Wohnhaus des Königs, das Wohnhaus der Königin, und Vers 12 wird uns sagen, dass alles in einem großen Hof liegt. Alles ist als ein riesiges Areal zusammengefasst.
Es ist echt die Frage, Jürgen, jetzt gehst du zu weit. Also, es ist das Haus des Königs, was hier beschrieben wird, nicht wahr? Ich habe die Baubeschreibung: das Haus des Herrn und mittendrin das Haus des Königs. Und jetzt würden wir uns sagen: das schmeißen wir raus, das passt ja nicht, so wie die Juden das bei der Septuaginta gemacht haben. Das gehört doch da gar nicht rein. Und doch steht es im Original da. Vielleicht lohnt es sich, zwei, drei Gedanken darüber anzustellen, wie Gott eigentlich herrscht.
Habt ihr euch mal überlegt, dass das Volk Israel eigentlich eine Doppelregierung hatte? Wer herrscht eigentlich über das Volk Israel? Der König? Gott! Ganz genau. Eigentlich stimmt das ja. Wenn es wirklich in dem Buch Erster Könige um die Frage geht, wie Gott herrscht und wie Gott die Herrschaft über sein Volk sichert, dann müsste man tatsächlich sagen: na ja, es ist irgendwie eine Doppelregierung.
Auf der einen Seite steht Gott, der den Bund mit dem Volk geschlossen hat, aber auf der anderen Seite steht so etwas wie ein irdischer Vertreter, der König. Und wenn wir uns über die Herrschaft Gottes Gedanken machen, dann können wir den König kaum von der Herrschaft Gottes loslösen. Er ist derjenige, der die Herrschaft ausübt, er ist derjenige, der Vorbild ist, er ist derjenige, durch den Gott herrscht.
Darf ich mal eine Frage stellen: Wie ist das heute? Wo, bei uns? Ja, bei uns. Im neuen Bund. Na, in den Herzen der Gläubigen? Ja, ist das eine Doppelherrschaft? Nö, würdest du sagen? Im Prinzip schon. Im Prinzip schon, oder? Ist das die älteste Schrift? Nein, das meine ich gar nicht. Obwohl man in die Richtung denken kann. Das ist ja immer ein eigener Wille. Muss man Willen benutzen, um Gottes Herrschaft zu akzeptieren? Ja, aber das mussten die Israeliten auch. Die Ältesten sind ja nicht mehr Herrscher. Wirklich keine Herrscher.
Dann überlegt doch mal ein bisschen weiter: Wenn ihr betet, habt ihr nie das Problem, zu wem ihr betet? Also ich habe das manchmal. Ich denke manchmal, ich bete zu Gott, dem Vater, und ich bete zu Gott, dem Sohn. Und es gibt manchmal sehr merkwürdige Situationen im Gebet, wo ich nicht so genau weiß, wie ich jetzt weitermachen soll, weil das persönliche Fürwort irgendwie schwierig ist.
Schlagt mal 1. Korinther 15 auf. Ich sage das, damit ihr versteht, worauf ich hinaus will. Im Haus des Königs, das ist doch das Haus Davids, oder? Wo der Mann aus dem Haus Davids sitzt, oder? Und über das Volk regiert. Vielleicht nehmen wir den Größten jetzt aus dem Haus Davids und schauen, ob er es vielleicht ist, der über uns regiert. Ja, das ist so ein bisschen der Gedanke dahinter.
1. Korinther 15, Vers 25 beschreibt die Herrschaft des Letzten aus dem Hause Davids und des Größten aus dem Haus Davids über die Herzen der Gläubigen. Und es ist Jesus, der Messias. Dort heißt es:
„Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod weggetan, denn alles hat er seinen Füßen unterworfen. Wenn es aber heißt, dass alles unterworfen sei, so ist klar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.“
Der Gedanke ist nicht das, worüber man jeden Sonntag predigt, aber auch im Christentum gibt es so etwas wie eine geistliche Doppelspitze. Wir haben Gott den Vater und wir haben Gott den Sohn. Und der Sohn, das ist unser König. Wir haben die Einladung, wir haben das Matthäusevangelium gehört: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid“, oder „Unser guter Hirte“ – wie auch immer man es nimmt. Er ist unser Herr.
Aber es wird eine Zeit sein, in der seine Herrschaft aufgeht in die eine Herrschaft Gottes, die alles in allem sein wird. Im Moment ist es noch so, dass wir Gott den Sohn und Gott den Vater nebeneinander haben. Es ist immer noch eine Doppelregierung.
Aber gehen wir noch ein Stück weiter: Der Begriff „Haus des Königs“ – wofür steht der eigentlich? Oder andersherum: Steht der außerhalb immer nur für irgendetwas aus Holz mit Säulen und Balken? Was ist das Haus des Familienkönigs?
Genau, es ist der Begriff „Haus von“ – sowieso, das ganze Haus, was weiß ich, das sowieso ließ sich taufen. Oder das Haus, das hier das Baschar zerstört, da ist es das Haus Jerobeams.
Was meint es? Es meint die Dynastie Jerobeams. Es meint seine Familie, seine Kinder. Da hört etwas auf. Das Haus des Königs ist einmal das Haus, wo er drin wohnt, aber es sind natürlich auch die, die da drin wohnen. Das alles ist quasi Haus plus Bewohner des Hauses. Zusammen bilden sie das Haus.
Und oft genug wird der Begriff „Haus des Königs“ viel stärker im Hinblick auf die Leute gesehen als auf das Bauwerk. Schaut mal hier: Das Haus des Königs.
Es wird eine Zeit geben in der Geschichte der Könige, wo das Haus des Königs in Gefahr gerät wie nie zuvor. Es wird so weit gehen, dass unter Atalja das Haus Davids zerstört wird, bis auf eine Person. Es bleibt nur einer übrig, Joachim.
Und lasst uns, wir können nicht tief darauf eingehen, warum das wichtig ist. Warum ist es wichtig, dass wir sagen, die Herrschaft Gottes hat etwas mit dem Haus des Königs oder mit der Dynastie Davids zu tun? Ganz einfach deshalb, weil Jesus dem Fleisch nach, das heißt seiner menschlich-persönlichen Abstammung nach, ein Nachfahre Davids ist.
Nicht irgendeiner konnte die Herrschaft Gottes ausüben. Nicht irgendeiner konnte sagen: „Ich werde jetzt der Retter der Welt.“ Sondern Gott sagt: Nein, ich will das Haus des Königs, das Haus Davids, seinen Nachfolger benutzen, um zu herrschen.
Kommen wir zur letzten Baubeschreibung. Danach möchte ich noch ein paar Gedanken zum Thema Haus Gottes machen, und dann sind wir fertig.
Die letzte Baubeschreibung findet sich in 1. Könige 7,13. Guido ist jetzt mal still, weil er die Antwort kennt. Lest euch bitte 1. Könige 7,13-40 einmal durch, damit ihr mir sagen könnt, was fehlt. Nehmt euch einfach zwei, drei Minuten Zeit. Wer es weiß, hält einfach noch mal den Mund einen Moment. Ihr lest euch das einfach mal durch, dann muss ich nicht alles vorlesen. Versucht ein bisschen zu verstehen. Ich mache hier mal auf Pause.
Also, die Frage lautet: Ihr habt es gelesen, was findet ihr alles? Was wird alles erwähnt? Bronze, Bronze, Bronze. In 1. Könige 7,15-22 steht zum Beispiel: Zwei Bronzesäulen, nicht wahr? Du kommst auf den Eingang des Tempels zu, und bevor du in das eigentliche Tempelgebäude eintreten kannst, stehen dort zwei Bronzesäulen. Die eine heißt auf der rechten Seite Jachin, was so viel bedeutet wie „Wie Gott wird befestigen“, und auf der linken Seite steht Boas, „In ihm ist Stärke“.
Die beiden Säulen waren wahrscheinlich freistehend und keine tragenden Säulen. Ob ein Dach darüber war, wissen wir nicht. Es könnte ein vorgezogenes Dach gewesen sein, aber es waren vermutlich keine Säulen, die eine tragende Funktion für ein Dach hatten. Sie wurden vermutlich nachträglich eingebaut, was ausgesprochen schwer herzustellen war. Die beiden Säulen sind reich verziert und haben aufwändig gestaltete Kapitelle.
Was lesen wir dann? In 1. Könige 7,23-26 kommt das Meer, richtig? Ein riesiges Wasserbecken. Schatz, wie viele Liter passen da rein? Nein, ein bisschen mehr. Es sind 2000 Bat. 2000 Bat, wie viel Liter sind das? Das war eine Frage aus dem Artikel. Ja, so ungefähr in dieser Größenordnung, wenn man es nachgerechnet hat. Wie viel passt in ein Schwimmbad? Ich habe es nachgerechnet, aber ich muss meine Information nicht mehr erzählen. Ein Schwimmbad. Gut, wer schaut mal nach, wie viel Liter ein Bad hat, damit wir eine Vorstellung bekommen, worüber wir reden? Sind alle noch nicht so weit? Kommt alles noch.
Also, Dorothea, ein Bad hat wie viel Liter? 22 Liter? 22 mal 2000 macht? 44.000 Liter. Wie viele Kubikmeter sind das? 44 Kubikmeter. Wie viele Kubikmeter passen in eine Badewanne? 0,2 vielleicht? Nein, sind viel mehr. Das sind 300 Liter, glaube ich, in der Badewanne. 300? Nicht mehr? Oder 200? Kleine Badewannen fassen ungefähr 200 Liter. Okay, also rechnen wir: Eine Badewanne fasst 200 Liter. Wie viele Badewannen sind das dann? 44.000 geteilt durch 200 sind 220 Badewannen. Oder, wenn es 44.000 Liter sind, dann sind es 220 Badewannen. Ist das richtig? Ja, so ungefähr. Also, das Ding ist so groß wie 220 Badewannen. Wie ein Schwimmbad, vielleicht ein bisschen kleiner, aber es ist schon mehr als so ein Pool, den du auf die Terrasse stellen kannst.
Gut, was ist noch da? Darauf, darunter, das ist ein riesiges Parfüm. Was ist unten drunter? Ihr lacht alle, aber das ist ganz wichtig. Was ist dort im Vorhof? Gestelle. Was ist in den Gestellen drin? Was ist auf ihnen drauf? Oder auf ihnen drauf? Ja, das ist in der Transaktion. Genau, das heißt, ich habe ein großes Becken und viele kleine Becken, die transportabel sind und die ich hin und her tragen kann, wie ich sie gerade brauche.
Gut. Was fehlt? Der Brandopferaltar. Ist er überhaupt nicht mehr da? Er wird doch nicht erwähnt. Was aber anders? Genau, in 1. Könige 8,22 und 8,64 wird er erwähnt. Bei der Einweihung des Tempels werden sehr wohl Opfer auf dem Brandopferaltar dargebracht.
Also, 1. Könige 8,22: „Und Salomo trat vor den Altar des Herrn, des Gottes Israels, und hob seine Hände zum Himmel empor und sprach: Herr, Gott Israels, kein Gott ist dir gleich.“ Genau, da taucht der Altar auf.
Jürgen, liest du mal Vers 64 bitte? „An jedem Tag heiligt der König den Vorhof, der vor dem Haus des Herrn lag, denn dort brach er das Brandopfer zu, das Speisopfer und die Fettstücke der Halsopfer. Denn der bronzene Altar, der vor dem Herrn stand, war zu klein, um das Brandopfer und das Speisopfer und die Fettstücke der Halsopfer zu fassen.“
Also da wird sogar extra noch mal erwähnt, dass es der bronzene Altar ist, der Opferaltar. Aber das ist jetzt wichtig: An solchen Stellen müsst ihr aufmerken. Ihr lest eine Beschreibung und sagt: Okay, ich finde die Baubeschreibung durch. Im letzten Teil geht es tatsächlich um das Meer und die Waschbecken, also das große Becken und die kleinen Becken. Dann kommen die beiden Säulen. Aber etwas, was man total zentral erwarten würde, fehlt: Wo ist bitteschön der Brandopferaltar?
Erinnert ihr euch noch ein bisschen an die Stiftshütte und wie das dort beschrieben war? Der Brandopferaltar wurde ausführlich beschrieben. Wenn man das verstanden hat, denkt man sich: Jetzt habe ich verstanden, wie das mit dem Brandopferaltar ist. Dann fängt man plötzlich an, das dritte Buch Mose aufzuschlagen. Schlagt mal 3. Mose auf. Vielleicht habt ihr das nicht mehr so deutlich vor Augen. Aber man ist doch hoffnungsvoll durch 2. Mose durchgegangen und hat sich gerade so ein bisschen verinnerlicht, wie das ist. Und dann 3. Mose. Ihr müsst euch nur die Überschriften ansehen, um den Schwerpunkt der Stiftshütte zu begreifen.
Also, ich lese nur die Überschriften aus 3. Mose vor:
Kapitel 1: Brandopfer
Kapitel 2: Speisopfer
Kapitel 3: Heilsopfer
Kapitel 4: Sündopfer für unwissentlich begangene Sünden
Kapitel 5: Gesetz vom Sündopfer
Kapitel 6: Gesetz vom Brandopfer und Speisopfer
Kapitel 6,17: Gesetz des Sündopfers
Kapitel 7: Nähere Bestimmungen zum Schuldopfer
Kapitel 7: Gesetz des Heilsopfers
Dann verlassen wir allmählich das Thema Opfer.
Diese Opfer wurden bitteschön wo dargebracht? Auf dem Opferaltar. Und wenn du einen Schwerpunkt bei der Stiftshütte wissen möchtest, lautet die Frage: Wie kommt ein Mensch zu Gott? Die Antwort lautet: Er muss ein Opfer haben. Die neutestamentliche Übertragung ist ganz einfach: Ohne das Opfer Jesu Christi kommst du nicht zu Gott.
Das ist der Schwerpunkt der Stiftshütte. Wer diesen Schwerpunkt ein bisschen verinnerlicht hat, wird sagen: Bei der Beschreibung des Tempels fehlt mir etwas. Mir fehlt der Opferaltar. Andersherum könnte man aber auch sagen: Offenbar ist in der Beschreibung des Tempels ein anderer Schwerpunkt gesetzt. Der Tempel steht symbolisch nicht dafür, wie ich zu Gott komme, sondern es geht darum, wie Gott in meinem Leben herrscht.
Wenn wir darüber nachdenken, wie Gott in unserem Leben herrscht – und da bleibt jetzt keine Zeit, das ausführlich zu behandeln – ist es doch so, dass es in unserem Leben ein Mehr gibt. Es gibt eine einmalige, große, umfassende Waschung. Oder vielleicht schlagen wir die Stelle auf: Titus 3.
Titus 3,5 beschreibt, was passiert, wenn ein Mensch zu Gott kommt. Paulus sagt dort: Gott errettete uns nicht aufgrund von Werken, die wir in Gerechtigkeit getan hätten. Kein Mensch kann sich Gerechtigkeit vor Gott erkaufen. Sondern nach seiner Barmherzigkeit, durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.
Das ist die Waschung, von der die Bibel spricht. Am Anfang wäscht der Heilige Geist den alten Dreck ab, es ist die Waschung der Wiedergeburt.
Jetzt wird vielleicht jemand sagen: Die Waschung der Wiedergeburt ist wirklich groß, aber wofür stehen die kleinen Waschbecken? Wie verstehen wir die kleinen Waschbecken? Ich hätte eine Idee. Ihr müsst hier nicht mitgehen, aber schlagt mal Epheser 5 auf.
Ich möchte gerne beim Begriff Waschung bleiben oder etwas mit Wasser zu tun haben. Aber du hast natürlich Recht, Epheser 1 ist auch interessant. Lass uns aber Epheser 5 nehmen. Dort geht es um Christus, der die Gemeinde heiligt. In Vers 26 heißt es: Jesus im Blick auf die Gemeinde, um sie zu heiligen, reinigt sie durch das Wasserbad im Wort, damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstelle, die nicht flecken- oder runzelhaft oder etwas dergleichen hat, sondern dass sie heilig und tadellos sei.
Die Gemeinde wird also nicht nur einmal durch die Waschung des Geistes gereinigt, sondern steht in einem Prozess fortlaufender Reinigung.
Jetzt werde ich Jürgen ein wenig entgegentreten, weil er 1. Johannes 1,8-9 zitiert hat, wo es um Sünden geht, die wir tun und bekennen. Der Schwerpunkt hier, diese Runzeln, sind eigentlich keine Sünden. Und doch sind es Sünden, was am Ende von Runzeln herauskommt. Aber der Schwerpunkt ist ein bisschen anders.
Die Runzeln und Flecken hier stehen für das, was jeder einzelne Christ auch nach seiner Bekehrung noch an Charakterdellen oder Charakterschwächen hat. Wie werde ich die los? Wie erkenne ich sie überhaupt? Wie merke ich, an welchen Stellen noch Veränderung nötig ist?
Das ist das Wasserbad im Wort. Das Wort Gottes zeigt mir, wo meine Charakterschwächen und Dellen sind. Gott macht es nämlich nicht so, dass er uns am Tag unserer Bekehrung einen Katalog sämtlicher Sünden und Fehlverhalten gibt, die wir haben. Das würde keiner überleben.
Was er macht, ist, dass er uns sein Wort gibt und sagt: „Lies doch mal.“ Und Stück für Stück führt er uns weiter und zeigt uns: Da ist etwas, schau mal, da ist eine Runzel, die müssen wir angehen. Und die Warze da, diese Charakterwarze, die müssten wir irgendwann mal behandeln. Die ist noch nichts.
Manche sagen: Heute nicht, heute nicht. Ja gut, aber du kommst wieder an eine Stelle und merkst: Oh, sie ist immer noch da. Das ist das, was Gott uns an Flecken und Runzeln zeigt: Da müsste sie sich mal waschen. An der Stelle: Ja, okay, ich wasche mich durch das Wort.
Dinge, die in unserem Charakter und Wesen drinstecken, werden Stück für Stück durch den Prozess der Heiligung verändert. Gott begleitet uns dabei.
Ein anderes Bild oder Beispiel findet sich im Johannes-Evangelium, Kapitel 13. Die Jünger und Jesus sind zusammen. Jesus tut den Sklavendienst, indem er sich ein Tuch umbindet und die dreckigen Füße der Jünger wäscht.
Dann kommt Simon Petrus und versteht das nicht. In Vers 6 heißt es: Er kommt zu Simon Petrus und spricht zu ihm: „Herr, du wäschst meine Füße?“ Jesus antwortet: „Was ich tue, weißt du jetzt noch nicht, aber du wirst es später verstehen.“
Petrus sagt: „Du sollst mir nie mehr die Füße waschen.“ Jesus antwortet: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“ Simon Petrus spricht: „Nicht nur meine Füße, auch Hände und Haupt.“ Also wenn das so klasse ist, dass du mir die Füße wäschst, dann bitte alles, ein Vollbad.
Aber das war nicht das, was Jesus ausdrücken wollte. Jetzt kommt die Antwort, die uns die ganze Stelle verstehen lässt. Jesus sagt: „Wer gebadet ist, braucht nicht mehr sich zu waschen, außer die Füße; er ist ganz rein. Ihr seid rein, aber nicht alle.“ An anderer Stelle sagt er: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“
Der Punkt ist: Jesus möchte euch die Füße waschen. Und ihr habt immer wieder nötig, dass er eure Füße wäscht. Was heißt das? Wir sind rein vor Gott durch das Wort, das zu uns gesprochen ist. Wer gebadet ist, braucht nicht mehr sich zu waschen – das ist die Waschung der Wiedergeburt. Aber im Laufe des Lebens beschmutzen wir unsere Füße immer wieder.
Das muss immer wieder vor den Herrn gebracht werden. Es muss immer wieder gewaschen werden. Hier sind wir bei 1. Johannes 1,8-9, wo wir zu Jesus kommen und sagen: Herr Jesus, ich habe mich dreckig gemacht, bitte vergib mir. Und er sagt: Kein Problem, ich wasche dich gerne wieder rein.
Durch den Wandel, durch das Gehen in dieser Welt beschmutzen wir unsere Füße. Sie werden einfach dreckig, und das muss immer wieder vor den Herrn gebracht und gewaschen werden.
Das ist der eine große Schwerpunkt, den wir in dieser Baubeschreibung des Vorhofs finden: Nicht der Zugang zu Gott durch Opfer, sondern das Leben mit Gott durch Reinigung. Durch eine große Reinigung, die am Anfang unseres Glaubenslebens steht – die Waschung der Wiedergeburt – und danach viele kleine Waschungen, je nachdem, wo wir sie gerade brauchen. Transportabel, kannst du sie haben, wo du willst.
Egal wie es aussieht, kannst du mit allem zu Gott kommen, immer wieder: „Das habe ich falsch gemacht, okay, jetzt morgen das, und übermorgen das.“ Dann wird dir das klar, und Gott sagt: „Kein Problem, ich möchte das gerne für dich regeln.“
Also, wie regiert Gott? Gott regiert, indem er uns reinigt.
Hat jemand noch eine Idee zu den Säulen? Wisst ihr, wo Säulen im Neuen Testament auftauchen? Zum Beispiel im 1. Timotheusbrief. Lest uns die Stelle bitte mal vor: 1. Timotheus 3, Vers 14. Lies ruhig laut vor!
„Wie schreibe ich dir, in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber zögere, möchte ich, dass du weißt, wie man sich im Hause Gottes verhalten muss. Denn die Gemeinde des lebendigen Gottes ist die Säule und Grundfeste der Wahrheit.“
Okay, hier geht es um die Säule der Wahrheit. Die Gemeinde Gottes wird als die Säule der Wahrheit beschrieben. Eine andere Stelle, an der das Thema Säule eine Rolle spielt, ist Galater 2, Vers 9. Karin, kannst du das mal aufschlagen? Galater 2, Vers 9.
Hier geht es nicht mehr um die Gemeinde allgemein, sondern um einzelne Personen. Dort heißt es: „Als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen gingen.“
Danke, bis hierhin. Paulus kommt nach Jerusalem und trifft auf Jakobus, Johannes und Kephas. Er sagt, das sind die Säulen der Gemeinde. Jetzt kann man fragen: Warum werden gerade diese Personen als Säulen der Gemeinde bezeichnet? Zuerst sind sie Apostel, oder? Warum sind Apostel Säulen der Gemeinde? Und warum kann die Gemeinde die Grundfeste der Wahrheit sein? Wofür steht das Bild der Säule?
Was noch? Eine Säule ist etwas, das stabil ist, das fest steht. Aber es ist mehr als nur Stabilität. Erinnert euch, wenn ihr euch die Beschreibung der Säulen anschaut: Sind sie einfach nur stabil? Die Säulen tragen nicht viel Last. Sie wirken zwar massig und stabil, das ist der Eindruck, den man bekommt, wenn man so eine Säule sieht. Stellt euch vor, ihr steht vor einer Säule im Pergamonmuseum und schaut nach oben – das ist gigantisch, das vermittelt Stabilität.
Aber gleichzeitig erwarten wir noch etwas anderes, oder? Sie haben Verzierungen, sie sind nicht einfach nur massig, sondern auch sehr schön. Also sind Massivität, Stabilität und Schönheit zusammengefasst.
Im Neuen Testament steht der Begriff „Säule“ für die Wahrheit – für die objektive Wahrheit, für das, was die Apostel gelehrt haben oder wofür sie eingestanden sind. Es ist ein Ausdruck für gelehrte Wahrheit, für das, was die Apostel weitergegeben haben. Sie wollten ein Fundament legen. Paulus ermahnt seine Mitarbeiter: „Habt Acht auf die Lehre!“ Das ist ganz wichtig. Es muss etwas Stabiles geben.
Es gibt nicht nur das reinigende Element, sondern auch ein stabilisierendes Element in der Herrschaft Gottes. Dieses stabilisierende Element im Neuen Testament ist die Lehre der Apostel.
Und was soll die Gemeinde bewahren? Was soll sie nach außen darstellen? Die Wahrheit, nicht wahr? Wie macht sie das? Indem sie die Wahrheit proklamiert und verkündet. Die ersten Christen haben das getan: Sie haben die Wahrheit aufgeschrieben, sie haben sie abgeschrieben und weitergegeben. Und woher kommt diese Wahrheit? Von den Aposteln.
Lasst mich noch etwas weiter ausholen: Die Säulen sind ein Bild für Wahrheit im objektiven Sinn. Für eine Form von Wahrheit, die man nicht umwerfen kann, die einfach da ist, ob man sie wahrhaben will oder nicht. Wenn du zum Beispiel sagst, es gibt den Mond nicht – das kannst du glauben, wirklich glauben. Aber du wirst die Tatsache, dass es den Mond gibt, nicht umwerfen.
Das Waschbecken ist ein Bild für eine andere Form von Wahrheit. Ist das wahr? Lass mich meinen Satz noch etwas genauer formulieren: Im Waschbecken sehen wir Wahrheit angewandt. Ich nehme die Wahrheit des Wortes Gottes und wende sie auf mein Leben an. Ich reinige mich durch das Wasserbad im Wort Gottes. Ich setze mich dem Wort Gottes aus und erfahre dadurch Reinigung.
Die Säule selbst steht für die objektive Seite. Ich kann Wahrheit nicht einfach manipulieren. Ich kann damit nicht machen, was ich will. Ich kann sie mir nicht selber zurechtbiegen, wie sie mir passt. Die Herrschaft Gottes läuft darüber, dass wir die Wahrheit so festhalten, wie Gott sie gegeben hat. Gleichzeitig wenden wir sie im Bild des Meeres und der Waschbecken auf unser Leben an und lassen uns dadurch reinigen.
Jetzt kommt deine Frage: Warum ist im Alten Testament die Säule keine tragende Säule? Auf der Wahrheit war eigentlich alles gebaut. Ja, okay, die Frage beantwortet sich, wenn man fragt: Woher kommt die Wahrheit? Von Gott. Das ist richtig. Aber wie haben wir die Wahrheit Gottes bekommen? Weil er sie offenbart hat. Wem hat er sie offenbart? Wem er es wollte. Aber wer war das genau? Es ist nicht einfach ein „wem er es wollte“. Was sagt die Bibel dazu? Woher kommt das Fundament der Wahrheit oder das Fundament der Gemeinde nach dem Neuen Testament? Christus? Nein, die Apostel.
Wo steht das? Schlagen wir den Epheserbrief auf, Kapitel 2, Vers 20: „Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, und Christus Jesus selbst ist der Eckstein.“
Ach so, du willst mir sagen, ich muss die Apostel noch mit reinbringen. Du möchtest gerne, dass ich das Wort Gottes, das im Leben der Gläubigen wirkt, zum Beispiel auf ein Fundament von zwölf Ochsen stelle, das wäre das, was du gerne hättest, oder?
Wenn das Waschbecken ein Ausdruck für die Anwendung des Wortes Gottes ist, was ist das dann anderes, als dass du das Wort Gottes nimmst und auf dein Leben anwendest – von mir aus als Evangelium?
Und jetzt frage ich dich: Das Evangelium, ich hänge gerade ein paar ab, aber okay, ein, zwei Schmunzler noch – und deswegen rede ich noch drei Minuten weiter. Das Wort Gottes als Evangelium kommt von den Aposteln. Die Waschung der Wiedergeburt ist nichts anderes als die Anwendung des Evangeliums auf mein Leben.
Wenn ich mich frage, worauf die Gemeinde gegründet ist, sage ich: auf der Grundlage der Apostel. Und was habe ich hier? Die subjektive Anwendung des Wortes Gottes. Wie kommt es ins Leben der Menschen hinein? Durch andere Menschen, weil sie es mitbringen. Und wer waren die ersten, die hinausgegangen sind und es den Menschen gebracht haben? Jetzt könnten wir Paulus lesen, der weiß, dass er es direkt von Gott empfangen hat und dann hinausgegangen ist (vgl. Galater 1). Es sind nun mal die zwölf Apostel.
Ihr fragt, ob die Säulen im Tempel eine tragende Funktion hatten. Nein, die Säulen im Tempel hatten keine tragende Funktion. Deswegen sage ich auch nicht, dass das Bild nicht passt. Doch, das Bild passt.
Schaut euch an: „Säule und Grundfeste der Wahrheit“. Das Wort, das in 1. Timotheus 3 mit „Säule“ übersetzt wird, hat den Sinn von Stabilität, von Unumstößlichkeit, nicht unbedingt von Tragfähigkeit. Dort wird nichts oben draufgepackt.
Ihr habt ein falsches Bild von einer Säule vor Augen. Stellt euch lieber einen Obelisken vor, dann kommt ihr dem Wort in 1. Timotheus 3 näher. Ein Obelisk hat nicht nur die Funktion, groß und massig zu sein, sondern er ist auch schön. Er wäre das, was wir heute vielleicht mit einer Litfaßsäule vergleichen.
Eine Litfaßsäule hat die Funktion, etwas darzustellen. Und das war auch damals die Funktion von Obelisken oder solchen Säulen. Sie waren schön und sie haben nach außen etwas dargestellt. Man hat etwas eingraviert, da wurden Geschichten erzählt, Berichte gegeben.
Wenn die Gemeinde „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ ist, dann hat „Säule“ einmal das Massige, das Stabile, aber auch das nach außen Darstellende, das Schöne.
Und es stimmt auch an dieser Stelle. Mir persönlich geht es so: Ich finde es absolut schön, mich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Ich komme an etwas heran, das ich nicht mehr umwerfen kann, das einfach zu massig ist. Ich komme an etwas, das Stabilität hat, aber gleichzeitig schön ist. Und es begeistert mich, es erfreut mich, wenn ich mich damit beschäftigen kann. Daran denke ich zuerst.
Okay, jetzt schaue ich mal auf die Uhr. Ah, ich bin gleich bei hundert Prozent. Keine Ahnung, hier ist jetzt sechsundzwanzig, macht sechsundsechzig. Zehn Minuten noch hätten wir wahrscheinlich. Okay, machen wir noch einen letzten kleinen Gedanken, und dann machen wir an der Stelle Schluss.
Meer und Waschbecken finden sich hier, und am Ende der Geschichte des Volkes Gottes werdet ihr sehen, dass Ahas die kleinen Kessel entfernt und das Meer auf den Boden stellt. Denkt selber darüber nach, auf der Grundlage dessen, was ich gesagt habe, wie sich das auch in der Kirchengeschichte dargestellt hat. Was es heißt, wenn ich der Wahrheit das Fundament entreiße, wenn ich plötzlich sage, es ist nicht mehr die Wahrheit auf der Grundlage der Apostel, es ist nur noch irgendeine Wahrheit.
Wir sind ziemlich modern an der Stelle, wenn man das durchdenkt. Oder wenn ich sage, ich brauche nicht mehr die tägliche Reinigung durch die kleinen Kesselchen, ja, das brauchen wir alles nicht. Damit gibt es keine Heiligung mehr, das ist das, was damit ausgedrückt wird. Lebe einfach, wie du willst, du bist einmal dabei, einmal getauft und fertig, mehr ist nicht nötig.
Und dann: Die Säulen werden dann von Nebukadnezar zerstört, und auch das ist etwas sehr Aktuelles. Auch da will ich nur anreißen, was passiert, wenn ich die objektive Wahrheit entferne – was bleibt übrig? Was passiert, wenn ich sage, es gibt keine objektive Wahrheit? Relativismus. Und was setzt sich im Relativismus an die Stelle der Wahrheit? Gar nichts. Nein. Die Meinung des Einzelnen ist ein Kreuz. Nein, nein.
Schaut euch in die Geschichte. Es ist immer die Meinung des Stärkeren, die sich da hinsetzt, und letztlich ist es in totalitären Systemen wie bei Herrn Nebukadnezar die Meinung des Staates.
Meine Frage noch: Hat Nebukadnezar dann auch den Altar zerstört, oder was ist da? Wir lesen nichts über den Altar. Also, ich wüsste es nicht. Weiß ich nicht. Also, wo ist der da angekommen, müssen wir dann einfach mal schauen. Ich meine, die haben ja alles zerstört, aber er hat nichts verdammt. Ja, also wahrscheinlich ja. Es ist wahrscheinlich richtig zu sagen: Ja.
Ein letzter Gedanke noch. Nein, interessant, vielleicht könnt ihr euch das merken: Bei der Bibel ist manchmal viel interessanter, dass Dinge nicht erwähnt werden, als das, was erwähnt wird. Denn wenn etwas nicht erwähnt wird, dann könnt ihr euch fragen, warum nicht. Und wenn ihr euch fragt, warum nicht, dann kommt ihr vielleicht darauf, warum die anderen Dinge erwähnt werden.
Ein letzter Gedanke noch. Und zwar möchte ich noch einmal Folgendes sagen: Der Tempel selber wird im Gegensatz zur Stiftshütte öfter mal Haus Gottes genannt. Also der Tempel wird an bestimmten Stellen in der Bibel als Haus Gottes bezeichnet. Und die Frage ist: Was ist eigentlich mit dem Begriff Haus Gottes gemeint?
Dazu möchte ich mit euch abschließend noch einmal zurückgehen ins erste Buch Mose, wo der Begriff eingeführt wird. Alte Regel: Mal schauen, kann man beim ersten Auftreten irgendetwas lernen?
Also wir schlagen auf die Geschichte von Jakob auf, 1. Mose 28. Die Geschichte ist euch jetzt schon klarer vor Augen, und ich lese ab Vers 10:
Jakob ist auf der Flucht vor Esau, damit wir ungefähr wissen, wo wir sind. „Und Jakob zog aus von Berseba und ging nach Haran. Und er gelangte an eine Stätte und übernachtete dort, denn die Sonne war schon untergegangen. Und er nahm einen von den Steinen der Stätte und legte ihn an sein Kopfende und legte sich nieder an jener Stätte, und er träumte. Und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze berührte den Himmel, und siehe, Engel Gottes stiegen darauf auf und nieder. Und siehe, der Herr stand vor ihr und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deine Nachkommenschaft. Und deine Nachkommenschaft soll wie der Staub der Erde werden, und du wirst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden hin, und in dir und in deiner Nachkommenschaft sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde. Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich in dieses Land zurückbringen, denn ich habe dich nicht verlassen, bis ich getan habe, was ich zu dir geredet habe.“
Da erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sagte: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich habe es nicht erkannt.“ Und er fürchtete sich und sagte: „Wie furchtbar ist diese Stätte! Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes und dies die Pforte des Himmels.“ Und Jakob stand früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er an sein Kopfende gelegt hatte, und stellte ihn auf als Gedenkstein und goss Öl auf seine Spitze. Und er gab dieser Stätte den Namen Bethel. Im Anfang jedoch war Luz der Name der Stadt.
Und Jakob legte ein Gelübde ab und sagte: „Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen und Kleidung anzuziehen gibt, und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, dann soll der Herr mein Gott sein, und dieser Stein, den ich als Gedenkstein aufgestellt habe, soll ein Haus Gottes werden, und alles, was du mir geben wirst, werde ich dir treu verzehnten.“
Jakob lagert, träumt, wacht auf und sagt: Das, wo ich mich hier befinde, ist ja furchtbar! Das ist das Haus Gottes, und das ist die Pforte des Himmels.
Die Frage ist: Was meint er damit? Zuerst einmal das Wort, das, was er gesehen hat, als Leiter – vergesst das, okay? Es ist nicht wirklich eine Leiter. Er spricht von der Pforte des Himmels, es ist eher eine Treppe, ein Aufgang. Also, wenn ihr euch mal so ein Schloss vorstellt, ja? Das ist jetzt da, wo ihr geheiratet habt. Das geht schon in Richtung Pforte, das ist so ein Aufgang. Stellt euch das ein bisschen größer vor. Das ist der Eingang zum Himmel. Das ist eine Riesentreppe, und die Engel gehen rauf und runter.
Jetzt ist die Frage: Diese Treppe steht wo? Wo steht die? Nee, Vers 12: auf der Erde. Ja, okay, gut. Also, in Luz, aber sie steht auf der Erde, das ist wichtig. Also wir stellen uns jetzt nicht eine Leiter vor, die vom Himmel runterhängt – die meisten Leute stellen sich das so vor. Wir stellen uns erst mal eine Treppe vor, eine richtige Aufgangstreppe, eine Pforte in den Himmel, die auf der Erde steht.
Die Bewegung der Engel ist wie? Vergebt mir, dass ich immer auf jedes Wort rumhacke, aber tut’s einfach mal. Die Bewegung der Engel ist nicht vom Himmel zur Erde – sie sagen Jakob, was – und gehen wieder zurück. Sondern die Bewegung der Engel ist: Sie gehen von der Erde in den Himmel und wieder runter.
Gut, warum ist das so? Weil es in Vers 13 heißt: „Und siehe, der Herr stand vor ihr.“ Und das ist in meinen Augen sehr merkwürdig übersetzt. Darum geht es nämlich gar nicht. Schaut euch mal die Fußnote an.
Wo steht der Herr? Der Herr unterhält sich mit Jakob, ja? Das ist nicht so, dass irgendwo da oben im Himmel er Gottes Gesicht irgendwie über einer Leiter sieht. Nein, es geht um etwas ganz anderes. Es geht darum, und deswegen nimmt die Übersetzung der Fußnote „vor ihm“:
Da ist eine Pforte, und da, wo nämlich die Bewegung der Engel losgeht, steht Gott. Auf der Erde? Ja, natürlich auf der Erde. Und er steht Jakob gegenüber und unterhält sich nämlich mit Jakob. Er steht vor Jakob, diese Pforte steht auf der Erde.
Von Gott geht die Bewegung der Engel aus, es ist nämlich nicht umgekehrt. Die gehen hoch und runter. Und Gott steht vor dieser Pforte und er unterhält sich mit Jakob.
Es ist nicht so, dass über der Pforte Gott schwebt und dann auf Jakob runterbrüllt. Das ist überhaupt nicht die Art und Weise, wie Gott im ersten Buch Mose auftritt. Nein, er offenbart sich Jakob so, wie er sich auch Abraham offenbart hat, übrigens auch mit den Worten: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, oder?
Er steht da und unterhält sich mit ihm. Lesender Vers 13: „Und siehe, der Herr stand vor ihm und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft.“
Gott kommt und stellt sich vor Jakob und unterhält sich mit ihm. Deswegen kann es in Vers 16 auch heißen: „Da erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sagte: Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich habe es nicht erkannt.“ Er erinnert sich daran: Boah, eben noch stand da Gott mir gegenüber, und er sieht quasi noch die Steine der linken Route, da stand er. Und ich habe es nicht mitbekommen, die ganze Zeit. Hier ist der Aufgang zum Himmel! Hier ist, wie sagt er in Vers 16 und 17, und er fürchtete sich und sagte: „Wie furchtbar ist diese Stätte! Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes, die Pforte des Himmels.“
Wenn ihr an das Thema Pforte denkt – oder man kann das Wort auch als Tor übersetzen, ganz normal –, dann denkt ihr immer an Zugang, nicht wahr? Eine Pforte ist da, wo man reingeht.
Das Dumme ist, dass dieses Wort „Tor“ oder „Zugang“ in der Bibel primär ganz anders gefüllt wird. Was passierte im Tor einer Stadt? Das Gericht wurde da gesprochen. Was noch? Die Ältesten saßen. Die Ältesten saßen, sie haben da Regierung gemacht.
In der ursprünglichen Zeit hier, wo wir uns befinden – ihr könnt das bei Hiob nachlesen –, Hiob lebte ja auch etwa in dieser Zeit – war die Pforte oder das Tor einer Stadt der Ort, von dem aus regiert wurde. Da saßen die Ältesten, da wurden Gesetze gemacht, da wurde eine Rut erlöst, da wenden sich Leute hin, wenn sie in Not sind. Also beschreibt Hiob, dass er niemanden zurückgewiesen hat. Da wird regiert.
Und jetzt kommt ein Jakob und sagt: Das hier ist das Haus Gottes. Und er erklärt, was er damit meint: Es ist die Pforte des Himmels, es ist der Ort, wo Gott ist, es ist der Ort, von dem aus die Regierungsgewalt Gottes ausgeübt wird.
Also die Pforte ist zuerst der Ort, von dem die Regierung, die Rechtsprechung und die Verwaltung ausgeht. Und was Jakob hier sieht, ist eine Vision von der Regierung, von der Regentschaft Gottes.
Und der Tempel als Haus Gottes – er wachte später auch in Vers 22 – „Das soll ein Haus Gottes werden“ – der Tempel unter Salomo als Haus Gottes ist dann ein sichtbarer Ausdruck der Regentschaft Gottes. Es ist der Ort, an dem Gott in einer ganz einzigartigen Weise gegenwärtig ist, so wie es hier auch der Fall war.
Jakob wird doch umgehauen davon, dass er merkt: Hier ist Gott. Und gleichzeitig steht das Haus Gottes dann als der Ort – und das ist dann auch wieder das, was der Tempel will – als ein richtiger Ort, der zwei Dinge miteinander verbindet: Auf der einen Seite die Erde und auf der anderen Seite den Himmel.
Also das Haus Gottes ist der Ort, wo geherrscht wird, eine ganz einzigartige Stelle. Es ist als Tempel Gottes ein Bild für diese Herrschaft. Es ist gleichzeitig als Pforte des Himmels mit dem Auf- und Niedergehen der Engel auch ein Ort der Verbindung zwischen Himmel und Erde.
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