Wir starten heute eine neue Predigtserie oder setzen in gewisser Weise eine Predigtserie fort, die wir bereits in mehreren Etappen hinter uns gebracht haben. Wir kehren zurück zum Lukasevangelium und kommen zur letzten Woche im Leben von Jesus.
So ist diese Predigtserie überschrieben. Es gibt kleine Bücher oder Lesezeichen, die auch vorne ausliegen. Ich möchte euch ermutigen, diese mitzunehmen. Auf der Rückseite steht immer der Predigttext für den nächsten Sonntag. So könnt ihr den Text vielleicht vorher schon lesen und gut vorbereitet sein, wenn wir dann zur Predigt kommen.
Natürlich ist der Titel irreführend: Die letzte Woche im Leben Jesu gibt es nicht, denn Jesus lebt für immer. Halleluja! Aber ihr wisst, was wir damit meinen – die letzte Woche hin zu seiner Kreuzigung.
Am heutigen Erntedanksonntag kommen wir zum Palmsonntag-Text. Das mag verwirren, ist aber einfach so. Es wird sogar einige Bezüge geben. Lasst euch überraschen!
Einführung in die Predigtserie und thematische Ausrichtung
Wir haben die letzte Predigtserie durch das Lukasevangelium vor etwas über einem Jahr bei Lukas 19,27 beendet. Damals hatten wir die Serie überschrieben mit „Jesus auf dem Weg zum Kreuz“. Denn Jesus war auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem, um dort sein Leben zu geben.
Heute beginnen wir eine neue Predigtserie mit Lukas 19,28. Wir werden sehen, wie Jesus nun in Jerusalem ankommt – seinen Einzug, seinen triumphalen Einzug in Jerusalem.
Wenn ihr die Gottesdienstblätter bekommen habt, gibt es heute eine Besonderheit: Die Predigtstruktur, die dort abgebildet ist, ist nicht die, die wir heute benutzen werden. Das passiert manchmal, wenn ich Donnerstagabend oder Freitagfrüh eine Predigtstruktur in den Druck gebe und dann noch weiter am Text arbeite. Lasst euch überraschen. Wir haben die Struktur hier an der Beamer-Wand, der ihr folgen könnt. Ansonsten macht ihr eure Notizen einfach quer über das, was dort steht.
Wir wollen im Prinzip sehen, dass diese Predigt zwei große Teile hat. Die Verse 28 bis 34 zeigen uns, dass Jesus wirklich der Herr ist, der allwissende Herr aller Dinge, der Gottes guten Plan ausführt. Ab Vers 35 werden wir sehen, dass er nun als demütiger König in Jerusalem einzieht. Außerdem werden wir beobachten, wie die Menschen darauf reagieren.
So möchte ich uns einladen, im ersten Teil der Predigt Jesus klar in den Blick zu bekommen. Im zweiten Teil wollen wir uns dann positionieren: Wie empfangen wir diesen König, der gekommen ist und der noch kommen wird?
Ich möchte für uns beten, dass der Herr diese Predigt, sein heiliges Wort, gebraucht, um uns mit einstimmen zu lassen in den Lobpreis, von dem wir heute lesen werden. Und dass dieser Lobpreis nicht nur Ausdruck dessen ist, was wir mit unseren Lippen singen, sondern von dem, was wir in unseren Herzen glauben.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass wir unseren Weg durchs Leben nicht irgendwie ganz alleine finden müssen. Wir dürfen wissen, dass du der Herr über alle Dinge bist. Du versorgst uns treu mit allem, was wir wirklich brauchen, und du führst uns, wenn wir auf dich vertrauen, durch deinen Heiligen Geist durch dieses Leben hin zur Herrlichkeit.
So dürfen wir darauf vertrauen, dass du der kommende König bist. Wir bitten dich, unsere Augen und unsere Herzen heute neu auf dich auszurichten, damit wir unser Leben für dich, unseren König, leben. Amen!
Jesus als der allwissende Herr auf dem Weg nach Jerusalem
Die Verse 28 bis 34 zeigen uns wirklich den allwissenden Herrn aller Dinge. Wir haben den Text gerade schon gehört, daher werde ich diese Verse jetzt nicht noch einmal vorlesen. Hier kommt die Reise nach Jerusalem zu einem Ende. Dieser Weg nach Jerusalem war tatsächlich der Großteil des Lukas-Evangeliums.
In Kapitel 9, Vers 51 hatte diese Reise bereits begonnen. Dort heißt es: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, straks nach Jerusalem zu wandern.“ Jesus wusste, die Zeit war jetzt gekommen. Nun haben wir eigentlich zehn Kapitel lang gesehen, wie Jesus ganz gezielt Richtung Jerusalem geht, um dort zu sterben. Auf dem Weg lehrt er seine Jünger. Und nun ist er fast da.
Es heißt hier in Vers 28: „Und als er das gesagt hatte“ – das war ein Gleichnis, das wir vor über einem Jahr betrachtet haben – „ging er voran und zog hinauf nach Jerusalem.“ Ja, endlich ist er fast da.
Vielleicht ist es hilfreich, eine Karte kurz im Blick zu bekommen, um zu sehen, wo Jesus war. Wir lesen im Fortgang, dass Jesus nahe bei Bethphage und Bethanien an einem Berg ankam, der Ölberg heißt. Wir sehen hier diesen Mount of Olives, diesen Ölberg. Bethanien und Bethphage sind also zwei Orte, die wirklich vor den Toren Jerusalems liegen. Jesus ist also wirklich fast da.
Wir sehen den Garten Gethsemane, der dort abgebildet ist. Dort wurde Jesus am Abend seiner Verhaftung festgenommen, nachdem er noch gebetet hatte. Wir wissen nicht genau, wo Golgatha liegt, aber viele gehen davon aus, dass auch Golgatha irgendwo auf diesem Gebirge, dem Ölberg, liegt. Jesus ist also da. Nur noch ein kurzer Anstieg war zu bewältigen, bis er endlich sein Ziel erreichen würde.
Uns muss klar sein: Bei allem, was wir heute lesen werden, war das für Jesus kein leichter Weg. Jesus ist auf dem Weg zum Kreuz. Er wusste genau, was ihn erwartet. Für ihn kam das, was nun kommt, nicht als Überraschung. Das hat er auch schon immer wieder angekündigt.
Bevor er losging, hat er schon in Kapitel 9, Vers 22 seinen Jüngern gesagt: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und hohen Priestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tag auferstehen.“ Und das hat er nicht nur einmal gesagt. Er hat das wiederholt, einige Verse später, in Kapitel 9, Vers 44: „Lasst diese Worte in eure Ohren dringen, hört gut zu!“ Auf gut Deutsch: „Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen.“
Und dann, das war noch gar nicht lange her, in Kapitel 18, Vers 31, sagte er noch einmal: „Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tage wird er auferstehen.“
Mir ist wichtig, dass wir das klar verstehen. Jesus sagt hier: Die Propheten haben es verheißen, und es wird geschehen. Ich weiß genau, was kommen wird. Ich muss mein Leben geben und dann auferstehen.
Für uns ist es wichtig, dass wir das klar haben, weil wir in Zeiten großer theologischer Verwirrung leben. Da wird der stellvertretende Sühnetod Jesu in Frage gestellt. Es wird behauptet, dass das Alte Testament nicht wirklich von Jesus zeugt. Jesus war anderer Meinung. Er sagt: Was die Propheten geschrieben haben, muss geschehen.
In der Tat ist sein ganzes Leben vom ersten Moment an ein Ausdruck der Erfüllung prophetischer Worte. Das hat nicht er immer ganz bewusst geführt, sondern Gott, der Vater, hat das so geführt. Eine Jungfrau war schwanger, so wie Jesaja das in Kapitel 7 seiner Prophetie gesagt hatte. Jesus wurde in Bethlehem geboren, so wie Micha das in seiner Prophetie in Kapitel 5 gesagt hatte.
Nach seiner Geburt mussten die Eltern mit Jesus vor Herodes fliehen, um dann aus Ägypten zurückzukommen, wohin sie geflohen waren. Das war in Erfüllung von Hosea 11,1. Und das geht immer weiter.
Als Jesus älter war, war er selbst sehr bedacht darauf, dass alle Prophezeiungen, alle Gottesverheißungen ihre Erfüllung finden. Er erlebt genau das, was das Alte Testament verheißen hat.
Nun ist es so weit. Die Zeit ist gekommen, dass er beim Passafest in Jerusalem sein Leben geben soll als das Passalam, das der Welt Sünde trägt – so hat der letzte Prophet Johannes der Täufer angekündigt.
Aber bevor es so weit war, musste noch eine letzte Prophezeiung erfüllt werden. Deswegen sendet Jesus seine Jünger voraus in das vor ihnen liegende Dorf.
Es gibt viele Ausleger, die sagen, Jesus war wahrscheinlich schon ein paar Tage da und war schon mal vorausgegangen. Er wusste, was dort war, er hatte das alles so arrangiert. Ich kann das nicht hundertprozentig ausschließen, aber es klingt so, als käme Jesus dort an und schicke sie voraus.
Der Weg nach Jerusalem war ein langer Weg. Das letzte Mal, dass er dort war, war ein Jahr zuvor. Und er hatte keine WhatsApp, die er vorher schicken konnte.
Jesus sagt jetzt seinen Jüngern: „Geht voraus, geht vor mir her, und dort werdet ihr einen jungen Esel finden, einen Fohlen oder einen Füllen, wie es im Lutherdeutsch heißt. Der wird dort angebunden sein.“
Er gibt einen erstaunlichen Auftrag: „Geht hin und bringt mir diesen Esel, bindet ihn los.“ Die Jünger haben keine Ahnung, was das jetzt soll. Warum sollen sie den Esel holen?
Nun, Jesus gibt diesen Auftrag, weil er weiß, dass er alle Schrift erfüllen muss. So weiß er auch, dass in ihm die Worte des Propheten Sacharja ihre Erfüllung finden werden – diese Worte, die uns eben schon gelesen wurden.
Sacharja hatte 650 Jahre zuvor angekündigt, wie der Messias, dieser von Gott verheißenen König, nach Jerusalem einziehen würde. Wir haben die Worte gehört: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, der Eselin.“
Jesus weiß: Ich bin der, von dem Sacharja gesprochen hat, und ich werde diese Prophezeiung erfüllen. Er weiß alles. Er ist der allwissende Herr. Er weiß, der Esel wird dort angebunden sein, wenn ihr reinkommt. Ihr werdet das so finden. Er weiß sogar, dass auf diesem Esel noch nie ein Mensch gesessen hat.
Und dann eben dieser erstaunliche Auftrag: „Bindet ihn los und bringt ihn her.“ Das ist eigentlich das Gegenteil von dem, was Jesus immer gesagt hat. Das feiern wir heute.
Jesus war eigentlich nicht der Typ, der gesagt hat: „Gib, gib, gib, ich brauche, ich brauche, ich brauche.“ Jesus hat gegeben, gegeben, gegeben für die Nöte der Menschen. Deswegen feiern wir Erntedank, weil er der treue, großzügige Versorger ist, der immer gibt.
Aber hier klingt es anders: Er bedarf seiner. Jesus bedarf dieses Eselsfüllens.
Interessant ist zu sehen, dass Jesus allgemein anerkannt wird als der Herr. Die Autorität, mit der er spricht, und der Gehorsam, den er empfängt: Die Jünger gehen voraus, sagen: „Jesus sagt, er braucht einen Esel, einen Eselsfüllen.“ Okay, dann gehen wir mal, hol mal das Vieh.
Und dann akzeptiert der Besitzer einfach die Worte. Die binden einfach los. Stell dir mal vor, jemand geht zu deiner Garage, holt das Auto raus und sagt: „Was machst du da?“ – „Ja, der Herr braucht es.“ – Und der sagt: „Okay, dann passt schon.“
Das ist es, was wir hier sehen: diese Autorität. Wenn der Herr es braucht…
Nun, wahrscheinlich hatten sie eine Vorstellung, wer der Herr ist.
Bevor wir uns genauer anschauen, wie sich die Prophezeiung nun weiter erfüllt, ist es wichtig, dass wir erkennen, was uns hier über Jesus offenbart wird: seine Allwissenheit. Er weiß ganz genau, was geschehen wird. Er weiß, was vor ihm liegt. Er weiß, was die Jünger finden werden und wie die Sache ausgehen wird.
Ich möchte fragen: Ist dir klar, dass das auch heute noch so ist? Jesus weiß, was vor dir liegt. Er weiß, auf welche Situationen du stoßen wirst. Ja, er hat das vollkommen im Griff. Und er weiß, wie die Sache ausgehen wird.
Er ist ein guter Herr, der alles gut führt, auch wenn wir das nicht immer sofort erkennen. Das war sicher bei den Jüngern auch so, spätestens als er dann nach Jerusalem einzog und eben nicht den Thron bestiegen hat, sondern ans Kreuz gegangen ist.
Da haben die Jünger gedacht, Jesus habe die Kontrolle verloren. Sie haben sich Sorgen gemacht, sie waren tief enttäuscht, sie waren tief traurig, weil sie nicht verstanden hatten, dass Jesus wirklich alles im Griff hat.
Alles musste so kommen. Jesus verliert nie die Kontrolle. Das erkennen wir hier.
Jesus ist in seine Schöpfung hineingekommen. Gott ist in Jesus Christus in seine Schöpfung hineingekommen, um den guten Plan Gottes auszuführen. So sorgt er dafür, dass nicht eine Gottesverheißung unerfüllt bleibt.
Deswegen tun wir gut daran, Jesus als den Herrn, wirklich den Herrn unseres Lebens, anzuerkennen. Ihm zu folgen, auf sein Wort zu hören, seinem Wort zu gehorchen – so wie die Jünger das taten, so wie der Besitzer des Esels das tat.
Das darf uns herausfordern, das sollte uns herausfordern: Sind wir bereit, auf Gottes Wort hin zu handeln – im Gehorsam, auch wenn wir nicht verstehen, warum er fordert, was er fordert?
Ich erlebe immer wieder, dass es Menschen gibt, die sagen: „Ich bin bereit, auf Jesus zu hören, ich bin bereit, ihm zu folgen, wenn er mir klarmacht, dass das wirklich Sinn macht. Wenn das nach meiner Logik keinen Sinn macht, dann muss ich anders machen.“
Hast du schon mal so gelebt? Also ganz ehrlich: Wenn du ein Sünder bist, wenn du schon einmal gesündigt hast, dann hast du es mindestens schon einmal getan.
Jede Sünde ist doch genau das: Sie ist ein Nichtakzeptieren von dem, was Gott sagt, und das Tun dessen, was wir für richtig halten. Wir meinen letztendlich, irgendetwas besser zu wissen. Und dann nehmen wir uns, was wir wollen, oder wir tun, was wir wollen, obwohl Gott anders gesagt hat, weil das, was Gott gesagt hat, für uns in dem Moment keinen Sinn macht.
So zu handeln heißt nicht, im Glauben zu leben. Glauben heißt Vertrauen.
Dieser Text darf uns herausfordern, Gott wirklich zu vertrauen. Er hat alles im Griff, er kennt die Zukunft, er kennt alle Umstände, alle Lebensumstände, und er führt alle Dinge gut.
Unsere Berufung ist es einfach, an der Hand unseres himmlischen Vaters diesen Weg zu gehen, den er für uns hat, und ihm zu vertrauen, dass er es wirklich gut meint.
Wir sehen hier und an vielen anderen Stellen in der Bibel: Jesus ist der allwissende Herr aller Dinge, der Gottes perfekten Plan ausführt.
Der demütige König zieht in Jerusalem ein und wird angebetet
Damit kommen wir zu Vers 35. Hier sehen wir, dass Jesus, der demütige König, angebetet wird. Diese Anbetung kann niemand stoppen.
In den Versen 35 und 36 lesen wir, wie Jesus nun in Erfüllung der Worte des Propheten Sacharja nach Jerusalem einzieht – reitend auf einem Eselsfohlen. Es heißt: „Sie brachten es, also das Eselsfohlen, zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das Fohlen und setzten Jesus darauf. Als er nun hinzog, bereiteten sie ihre Kleider auf den Weg.“
Dass Jesus hier auf einem Eselsfohlen reitet, wird allgemein als eine große Demutsgeste verstanden. Er kommt nicht auf einem hohen Ross daher, denn wie er sich selbst beschreibt, ist er sanftmütig und von Herzen demütig. Jesus hatte schon angekündigt, dass er nicht gekommen sei, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.
Jesus kommt ganz demütig auf einem Tier, auf dem wahrscheinlich noch nie ein Mensch gesessen hatte und das sich kaum zum Reiten eignete. Das ist das eine, was wir erkennen dürfen. Das hat Sacharja auch zum Ausdruck gebracht: Er kommt als ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel.
Doch das Auf-einem-Esel-Reiten hat noch eine zweite Bedeutung. Sie knüpft an eine alttestamentliche Begebenheit an. Im ersten Buch der Könige, Kapitel 1, wird beschrieben, wie Salomo einst zum König gesalbt wird. Wisst ihr, wie das geschehen soll? Sie bringen einen Esel und setzen Salomo darauf. So wird er gesalbt zum König, sitzend auf einem Esel.
Und genau das kommt hier zusammen: Jesus kommt in aller Demut, aber als der von Gott gesalbte König. Sacharja bringt das in seiner Prophetie wunderbar zusammen: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen.“
Wie viel davon die Jünger in dem Moment verstanden, ist nicht ganz klar. In Parallelberichten lesen wir, dass sie es noch nicht wirklich begriffen hatten. Aber eines ist deutlich: Sie erkennen, dass Jesus der König ist, dem alle Ehre gebührt.
Seine Jünger werfen ihre Kleider, geben sie her und legen sie über den Esel, damit Jesus angemessen darauf reiten kann. Andere Jünger legen sogar ihre Kleider auf den Weg, damit das Tier gepolstert seinen Weg gehen kann – ein Ausdruck großer Ehrerbietung.
So kommen wir zu den Versen 37 und 38, wo wir sehen, wie Jesus nun von vielen weiteren Jüngern angebetet wird. Es heißt ab Vers 37: „Und als er schon nah am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben, mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: ‚Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!‘“
Jesus kommt der Stadt immer näher. Jetzt ist er am Ende des Ölbergs. Es geht noch einen letzten Weg hinunter und dann hinauf in die Stadt Jerusalem. Nun stimmen die vielen Jünger einen Lobpreis Gottes an.
Wichtig ist, dass es nicht alle Menschen sind, die jubeln. Manchmal wird das so beschrieben, als hätten alle Menschen ihm zugejubelt. Aber hier heißt es ausdrücklich, es waren die Jünger, die ganze Menge der Jünger. Das waren die Leute, die mit Jesus schon unterwegs waren, und das waren nicht wenige auf dem Weg nach Jerusalem.
Jesus hatte natürlich auf dem Weg zum Passafest viele Pilger getroffen. Viele hatten ihn gehört, viele hatten ihn erlebt, seine Zeichen und Wunder gesehen und erkannt, dass er der Messias sein muss. Sie gingen nicht allein ihren Weg, sondern wurden Teil der Entourage, der ganzen Gruppe von Jüngern, die Jesus nachfolgten.
Diese Menschen haben seine vollmächtigen Taten gesehen. Sie haben Jesus durch seine Zeichen und Wunder erkannt. So nehmen sie den Psalm 118, einen typischen Wallfahrtspsalm, und wenden die Worte auf Jesus an: „Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn.“
Sie ergänzen zwei Worte und rufen: „Gelobt sei der König! In dem Namen des Herrn.“ Die Jünger erkennen, dass er der verheißene Retter ist, der König, der Regent, der Herr über alle Herren. Ihm wollen sie gerne folgen und ihn anbeten.
Der Lobpreis endet mit erstaunlichen Worten. Es klingt fast so, als wären wir zurück am Anfang des Lukasevangeliums, als Jesus geboren wurde. Damals gab es einen himmlischen Chor, Engel, die vom Himmel kamen und sangen: „Frieden auf Erden.“
Hier lesen wir nun, dass die Menschen auf Erden singen: „Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe.“ Frieden auf Erden und Frieden im Himmel.
Tatsächlich kam Jesus zu Weihnachten, Gott wurde Mensch, um den Menschen Gottes Frieden zu verkünden. Er sollte den Menschen sagen, dass die Zeit des Streits zwischen Gott und Mensch zu Ende kommt.
Wir müssen verstehen: Gott war zu Recht zornig auf uns Menschen. Schon die ersten Menschen und mit ihnen alle anderen haben gegen Gott rebelliert. Wir haben Gottes Herrschaft nicht anerkannt. Die ersten Menschen sollten als seine Abbilder in seiner guten Schöpfung leben, ihn vor aller Schöpfung repräsentieren und ihm dadurch Ehre geben.
Aber sie wollten sein wie Gott und rebellierten deshalb. Das ist die Herzenshaltung aller Menschen seit dem Sündenfall. Wir wollen nicht einen anderen anbeten, sondern selbst die Ehre bekommen. Wir wollen im Zentrum stehen, es geht um uns.
Selbst im christlichen Glauben gibt es diese Grundtendenz zu sagen, dass Gott letztlich mehr der Erfüllungsgehilfe meiner Wünsche sein muss. Mir soll es gut gehen, und Gott ist dafür verantwortlich. Das ist die Verkehrung aller Dinge.
Deshalb ist Gott zu Recht zornig auf die Rebellen, die gegen seine gute, perfekte Herrschaft aufbegehren. Jesus ist gekommen, um die gerechte Strafe für diese Rebellion auf sich zu nehmen.
Schon zu Weihnachten wird mit seiner Geburt Frieden verkündet: „Frieden auf Erden soll er bringen.“ Er verkündet diesen Frieden. Hier ist er nun auf dem Weg zum Kreuz, fast am Ende seines Weges hier auf Erden.
Nun soll er den Frieden mit Gott wiederherstellen, den Frieden nicht nur auf Erden, sondern auch den Frieden im Himmel. Das ist es, was hier geschieht.
Er reitet nicht zu einer Thronbesteigung ein, nicht pompös, um sich am Palast niederzusetzen. Das war die Erwartung vieler Menschen, die dachten, er komme, um die römische Besatzungsmacht zu vertreiben.
Aber seine wirkliche Verherrlichung geschieht an einem schäbigen Holzkreuz. Dort wird er tun, was die Menschheit so dringend braucht und worauf sie seit dem Sündenfall wartet: Er wird die Sünde, die uns Menschen vom heiligen Gott trennt, auf sich nehmen.
Er wird die gerechte Strafe bezahlen und so Frieden machen – mit Gott!
Es ist wichtig, das zu verstehen. Häufig wird bezweifelt, dass der stellvertretende Sühnetod wirklich so zentral ist. Man meint, das Evangelium sei vielschichtig und das Kreuz vielleicht nur eine Dimension davon.
Nein, das ist das Evangelium! Wir, Rebellen und Sünder, werden mit dem heiligen Gott versöhnt! Dazu ist Jesus gekommen. Deshalb steht das Kreuz im Zentrum unseres Glaubens.
Jesus ist auf dem Weg dorthin. Die Menschen jubeln ihm zu, sie jubeln dem kommenden König zu, auch wenn sie noch nicht ganz verstehen, was er tun wird.
Wenige Tage später werden viele schockiert, traurig und enttäuscht sein, weil sie noch nicht genau verstanden haben, dass Jesus wirklich der allwissende Herr aller Herren ist, der gekommen ist, um Gottes guten Plan auszuführen.
Jesus wusste, was ihm bevorstand. Er wusste, dass er bald verraten, verspottet, gefoltert und getötet werden würde.
Aber für einen Moment vor seiner Erniedrigung am Kreuz bekommt er die Anbetung, die ihm wahrhaft gebührt. Die Menschen jubeln ihm zu und geben uns damit einen kleinen Blick auf das, was eines Tages sein wird: Anbetung, vollkommene Anbetung, ein Jubeln und Jauchzen über diesen König.
Die Unaufhaltsamkeit der Anbetung und die Polarisierung um Jesus
Schließlich sehen wir in den Versen 39 und 40, dass dieser Jubel, diese Anbetung für manche Menschen ein Dorn im Auge war. Doch Jesus macht ihnen deutlich, dass seine Anbetung nicht aufgehalten werden kann.
Ich lese uns diese Verse vor: Einige Pharisäer in der Menge sprachen zu ihm: „Meister, weise doch deine Jünger zurecht.“ Er antwortete und sprach: „Ich sage euch, wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“
Die Pharisäer sind empört. Sie verstehen, was die Menschen dort tun, sie erkennen, dass sie Jesus wirklich als den Messias, als den König anerkennen. Und sie sagen: „Das darf nicht sein, so viel Anbetung geht nicht.“ Jesus nennen sie zwar Meister, also guten Lehrer – das ist okay. Du darfst ein paar Leute etwas lehren, das ist in Ordnung, es dürfen sich ein paar Jünger um dich sammeln, das ist akzeptabel. Aber auf keinen Fall darfst du zulassen, dass sie dich wirklich anbeten als den Messias, als den König aller Könige.
Deshalb sagen sie es Jesus, nur so könne man ihn zum Aufhören bewegen. Jesus macht jedoch deutlich, dass das nichts bringt. „Ich bin, wer ich bin, und mein Lobpreis wird erklingen. Selbst wenn die Schweigen, wird die ganze Schöpfung proklamieren, dass ich der König bin.“ Damit ist wahrscheinlich gemeint, dass selbst die Steine noch zu ihm rufen werden.
Liebe Freunde, wir sehen, an Jesus scheinen sich die Geister zu scheiden. Interessant ist, dass beide Gruppen Jesus nicht ablehnen. Auf der einen Seite sind die Jünger, die ihm vollkommen vertrauen, ihm dienen und ihn anbeten. Auf der anderen Seite stehen Kritiker, denen das alles ein wenig zu weit geht. In dieser Polarisierung leben wir noch heute.
Diese Polarisierung ruft uns dazu auf, Position zu beziehen. Manchmal wird gesagt: „Na ja, man kann vielleicht eine Mittelposition finden.“ Das ist gerade sehr populär bei Polarisierungen – immer die Mittelposition. Oft ist das gut und richtig, aber nicht bei Jesus.
Die Polarisierung kennt einen Pol, zu dem alles hin muss. Da werden Menschen sagen: „Geh halt den Mittelweg, ein bisschen Jesus auf jeden Fall, Jesus als guten Lehrer, ja, und irgendwie auch noch ein bisschen mehr vielleicht.“ Tatsächlich hat fast kein Mensch ein Problem damit. Auch in unserer zunehmend gottlosen Gesellschaft hat eigentlich keiner ein Problem, wenn wir Jesus als eine Randfigur sehen, wenn er mit dabei ist.
Selbst die Muslime erkennen Jesus als großen Propheten an. Viele andere sagen: „Jesus ist ein guter Meister, der viele gute Dinge gesagt hat, und ab und zu höre ich auch mal auf ihn und tue, was er sagt.“ Wieder andere sagen: „Ja, Jesus, Retter brauchen wir, aber jetzt keinen Tod am Kreuz, das braucht Gott nicht, das ist ein bisschen zu extrem. Aber so ein bisschen Retter, also diese Liebe, die er uns gibt, das geht.“
Andere wiederum sagen: „Ja, ich erkenne sogar den Tod am Kreuz als notwendig an, das ist alles gut, aber wirklich Jesus als König über mein Leben, dem ich in allen Dingen gehorche, dem ich blind vertraue – das geht ein bisschen zu weit.“
Wo stehst du? Was glaubst du, wer Jesus ist? Oder anders gefragt: Erkennst du ihn an als den allwissenden Herrn aller Dinge, deinen Herrn, dem es zu folgen gilt? Erkennst du ihn als den, der deinen Lobpreis, den Lobpreis seines ganzen Lebens verdient? Als den, der alle Dinge in seiner Hand hält und Gottes guten Plan ausführt bis hin zur Herrlichkeit?
Deshalb zieht er hier nach Jerusalem ein. Er muss diesen Weg weitergehen, er muss den Weg ans Kreuz gehen. Das war Gottes guter Plan: Jesus gibt dort als das ein für alle Mal Opfer sein Leben, stellvertretend für jeden, der sich ihm im Glauben zuwendet, so dass wir mit Gott Frieden haben können.
Sein Plan endet nicht am Kreuz. Am dritten Tag ist er auferstanden, er hat den Tod überwunden. Er ist der lebendige Herr, er ist der König.
Interessant ist, dass er bei seiner Himmelfahrt eine weitere Prophetie erfüllt, die Prophetie aus Daniel 7. Dort empfängt er offiziell die Regentschaft von Gott, dem Vater. Es heißt, dass Gott der Vater ihm Macht, Ehre und Reich gibt, dass ihm alle Völker und Leute aus vielen verschiedenen Sprachen dienen sollen.
Weiter heißt es: „Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“ Er ist der König aller Könige und der Herr aller Herren, und nichts und niemand kann ihn aufhalten.
Dieser mächtige König, der ewig regiert, wird eines Tages wiederkommen. In Offenbarung 19 lesen wir, dass er dann nicht auf einem Eselsfüllen kommen wird, sondern auf einem weißen Pferd. Dann wird er über alle seine Feinde triumphieren, allen Spöttern und Kritikern den Garaus machen und sein ewiges Friedensreich aufrichten.
Dann wird für alle Ewigkeit sein Lobpreis erklingen.
Ihr Lieben, in meiner Verantwortung als Pastor, als Hirte in dieser Herde, sehe ich mit Sorge, wie viele Kritiker und Spötter sich selbst in die sogenannte evangelikale Szene einschleichen. Sie machen Jesus zu weniger, als er wirklich ist, lehnen wesentliche biblische Wahrheiten ab und verspotten diejenigen, die noch diese alten Wahrheiten glauben, „wo wir doch heute so viel weiter sind.“
Ich möchte sagen: Hört nicht auf die Pharisäer unserer Zeit. Ihre Worthäuser werden in sich zusammenfallen. Ihre noch so gut klingenden Thesen und ihre noch so gut aufgemachten Bücher werden nicht bestehen können, wenn Jesus wiederkommt. Sie alle werden Rechenschaft geben müssen für das, was sie getan haben.
Wir sind gut beraten, nicht auf sie zu hören, sondern auf den Herrn und sein heiliges Wort. Nicht die Spötter werden verstummen, aber er, Jesus, wird regieren für alle Ewigkeit.
So möchte ich uns aufrufen: Lasst uns lernen, ihm mehr zu vertrauen. Ich glaube, es gibt niemanden hier in diesem Raum, der in diesem Bereich nicht noch wachsen kann. Wir alle sollten lernen, ihm mehr zu vertrauen und wirklich den Weg zu gehen, den er uns weist.
Dieser Weg wird uns irgendwann, wenn wir ihm im Glauben folgen, dahin führen, dass wir uns nicht mehr in der Verwirrung befinden, sondern einstimmen werden in den herrlichen himmlischen Lobpreis.
Bis dahin soll unser Lobpreis erklingen – jeden Tag, mit unseren Lippen, unseren Herzen und unserem ganzen Leben. Wir sollten ihm die Ehre geben, die ihm gebührt.
Schließlich: Wenn du heute hier bist und das noch nicht getan hast, wenn du Jesus noch nicht wirklich als deinen König anerkannt hast, dann ist es mein Gebet, dass der Herr dein Herz öffnet. Dass du wirklich zu ihm kommst, dich ihm anvertraust und ihm dein ganzes Leben übergibst.
Lerne, seinem Wort zu folgen, ob du es verstehst oder nicht. Du darfst wissen: Er meint es wirklich gut mit jedem, der zu ihm kommt. Er führt uns nicht in die Irre, sondern hin zu einem herrlichen Ziel – und dann wird alles Lobpreis sein.
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass du uns verheißen hast, dass Jesus Christus wiederkommt. Ja, dazu ist er gekommen, dazu ist er gestorben, dazu hat er den Tod überwunden, dazu ist er in den Himmel aufgefahren, damit wir bereit sein können für den Tag der Wiederkehr.
Also mach uns bereit, schenke uns Glauben und Vertrauen, sodass wir nicht mehr für uns selbst leben, sondern für Jesus, den König, der gekommen ist und der wiederkommen wird. Tu das zu unserem Besten und zu deinem eigenen Lobpreis. Amen.