Einführung in das Ehementoring bei Family Life
Junge Ehen stärken – Die Arbeit von Family Life
Eine Woche mit Chrissi und Franz Metzold von Campus für Christus Deutschland.
Ich habe Chrissi und Franz Metzold bei mir zu Gast. Wir sprechen über die Arbeit von Family Life und ihren Traum, in Deutschland ein Ehementoring aufzubauen.
Heute soll es um die Frage gehen: Was bedeutet Ehementoring eigentlich? Praktisch betrachtet – wie macht man das? Wie geht man dabei vor? Was ist die Methodik dahinter? Vielleicht könnte Franz uns da einmal mit hineinnehmen.
Grundsätzlich, lieber Jürgen, ist es einfach ein Gespräch zu viert mit einem guten Leitfaden und etwa neunzig Minuten Zeit.
Ablauf und Rahmenbedingungen des Mentorings
Muss man da bei euch vorbeikommen, oder gibt es auch die Möglichkeit, das über Zoom oder ähnliches zu machen?
Ja, auf jeden Fall. Wir bieten beides an, das ist überhaupt kein Problem. Entweder bei uns vor Ort oder sogar beim Mentee-Paar, wenn sie kleine Kinder haben.
Oder dann einfach online, zum Beispiel wenn mal Krankheit im Haus herrscht.
Natürlich müssen auch beide Partner das Ganze wollen. Es ist wichtig, dass Mentoren und Mentees die Rahmenbedingungen im Vorfeld klären – so wie du schon gefragt hast: Hybrid oder vor Ort? Das muss man vorher absprechen. Auch die Uhrzeit ist wichtig, ob am Abend oder vormittags, je nachdem, wie flexibel die Mentoren beziehungsweise die Mentees sind.
Wir empfehlen immer ein Treffen pro Monat für 90 Minuten, verteilt über ein Jahr.
Auswahl und Passung der Mentoren
Ein Treffen pro Monat dauert 90 Minuten. Gibt es da auch ein Kennenlernen im Vorfeld? Kann es also sein, dass man sagt: „Nee, mit den Metzolds kommen wir gar nicht klar, die sind überhaupt nicht unser Ding“?
Ja, auf jeden Fall. Jeder Mentee hat die Möglichkeit zu sagen: „Hey, das funktioniert jetzt vielleicht doch nicht so, ich schaue noch mal nach einem anderen Mentorenpaar.“
Genauso können auch die Mentoren sagen: „Passt auf, wir empfehlen euch vielleicht ein Paar, das etwas älter oder doch noch jünger ist.“ Das ist ganz flexibel.
Ich sage mal dazu: Wir haben für uns die Regel, dass wir es dreimal probieren. Das heißt, nicht gleich nach der ersten Session abzubrechen, sondern zu schauen, ob die Chemie nach drei Einheiten stimmt. Wenn das wirklich nicht übereinkommt, dann sagen wir von vornherein: Es ist überhaupt kein Problem, gebt uns Bescheid oder wir geben Bescheid.
Wir finden dann jemanden, der besser zu eurem Wunsch passt, in die Tiefe zu gehen oder mit euren Themen besser umgehen kann.
Wie findet man einen Mentor?
Wo findet man denn seine Mentoren? Nehmen wir an, jemand hört den Podcast und sagt: „Hey, genau mein Ding! Wo gehe ich hin?“
Genau dafür haben wir auf unserer Homepage unter www.familylife.de/mentees eine Deutschlandkarte. Dort gibt es einen Überblick über ausgebildete Mentoren. Außerdem gibt es ein Kontaktformular.
Wenn man also in seiner Region vor Ort jemanden sucht, kann man auf der Karte schauen, ob es dort Mentoren gibt. Dann füllt man das Kontaktformular aus und gibt einige Angaben dazu an, warum, weshalb und wieso man einen Mentor sucht. Anschließend können wir vom Family Life Team passende Mentoren zuordnen.
Wenn ich das richtig verstehe, gibt es also die Seite familylife.de/mentees, und dort wird man fündig. Richtig? Genau.
Wir fügen diese Informationen auch ins Skript ein, sodass niemand Angst haben muss, wenn er nicht genau weiß, wie man die Adresse schreibt. Das Skript gibt es in der App oder auf frogwords.de.
Themen und Inhalte des Mentorings
Ihr trefft euch also etwa ein Jahr lang mit den Leuten für jeweils neunzig Minuten. Das sind ungefähr zwölf Treffen. Wie genau läuft das ab und was macht ihr thematisch?
Es sind nicht nur zwölf Themen, sondern sogar vierzehn, aus denen die Mentees auswählen können. Diese Themen sind in einem Handbuch für Paare zusammengefasst, das wir ihnen anbieten. Die Paare erhalten dieses Handbuch entweder vorab oder beim ersten Treffen. Darin finden sie die vierzehn Themen und können dann sagen: „Von diesen Themen hätten wir gern A, B, C, D, E.“
Welche Themen sind das konkret? Damit man sich eine Vorstellung machen kann.
Zum Beispiel Dankbarkeit, Liebesweise, Kommunikation, Herkunftsfamilie, Sexualität, Lebenstempo, Aufgabenverteilung, Geld, Gewohnheiten – da kommt schon einiges zusammen.
Und ihr besprecht dann gemeinsam, welche Themen ausgewählt werden sollen. Was wird darüber hinaus besprochen?
Wir klären die Erwartungen: Mit welcher Haltung kommt das Ehepaar zu uns? Welche Ziele hat es? Was will das Paar erreichen, wenn es bei uns als Mentees für ein Jahr willkommen ist?
Müssen die Paare diese Ziele dann formulieren oder aufschreiben?
Aufschreiben müssen sie das nicht unbedingt. Wir machen uns natürlich Notizen, um am Ende ein Fazit ziehen zu können. Da es sich um ein Mentoring auf Beziehungsebene handelt, arbeiten wir nicht statistisch oder mit dem Anspruch, das unbedingt beweisen zu müssen, dass es besser geworden ist. Wir spüren das einfach.
Vertraulichkeit und Umgang mit Tabuthemen
Das ist natürlich schon so eine Sache, bei der man wirklich ein bisschen die Hosen runterlassen muss, damit es funktionieren kann.
Wie ist das mit dem Thema Vertraulichkeit? Ja, auf jeden Fall sagen wir von Anfang an, dass alles, was zwischen uns vieren besprochen wird, bei uns bleibt. Es geht nicht nach draußen. Es gibt zum Beispiel auch Tabuthemen, die uns das Paar sofort nennt.
Manchmal löst sich dieses Tabuthema auch auf, wenn man Vertrauen zu dem Mentorenpaar gefunden hat. Wenn ich das richtig verstehe, dann sagen die Paare euch: „Darüber wollen wir nicht reden.“ Das ist ein Tabuthema, richtig? Ja, oder sie sagen uns einfach nur die Themen, die sie besprechen möchten. Dann wissen wir schon, von den anderen nehmen sie ein wenig Abstand.
Wir haben aber auch schon erlebt, dass Paare, die gesagt haben, über Sexualität können wir uns gerade nicht vorstellen zu sprechen, im Verlauf dieses Mentoring-Prozesses so viel Vertrauen fassen und aufbauen, dass genau das Thema, das für sie auch ein Schlüssel ist, auf den Tisch kommt.
Es ist auch schön zu sehen, wie im Mentoring-Verhältnis das Vertrauen gemeinsam wächst.
Erste Schritte und Methodik im Mentoring
Mit welchem Thema fangt ihr normalerweise an? Auf jeden Fall immer mit dem Thema Dankbarkeit, weil das den positiven Blick auf den Partner schärft.
Ihr habt von einem Handbuch gesprochen. Ich vermute, das habt ihr, und das bekommen dann auch die Mentees. Könnt ihr dazu noch ein bisschen etwas sagen? Vielleicht auch dazu, was im Zentrum eines solchen Mentorentreffens steht?
Du hast schon richtig gesagt: Beide haben das Handbuch, sowohl die Mentoren als auch die Mentees. Was wir als Mentoren aber zusätzlich im Rahmen unseres Trainings bekommen und was uns zur Verfügung steht, ist ein umfassenderer Leitfaden.
Anhand dieses Leitfadens erhalten wir gute Tipps für die Vor- und Nachbereitung. Außerdem gibt es geistliche Impulse, die man im Mentoring aufgreifen kann und die mit dem jeweiligen Thema zu tun haben.
Das Ganze erhält man im Rahmen einer fünfstündigen Einweisung, also eines fünfstündigen Trainings, in das Material und in dieses Mentoring-System.
Die Kunst des Fragens im Mentoring
Und wenn man sich jetzt mit seinen Mentees trifft, worauf kommt es dabei an?
Das Wichtigste beim Mentoring sind gute Fragen. Gute Fragen zu stellen ist entscheidend. In unserem Handbuch haben wir diese Fragen vorformuliert, damit die Mentees sehen, welche Themen behandelt werden und mit welchen Fragen sie konfrontiert werden.
Wir sagen: Mentoring ist im Grunde die Kunst, gute Fragen zu stellen. Durch diese Fragen wollen wir erreichen, dass sich die Mentees wirklich zuhören, sich verstehen und mit Liebe sowie Respekt aufeinander eingehen. Diese Führung durch Fragen soll eine offene und wertschätzende Kommunikation fördern.
Wenn wir das Ziel zusammenfassen wollen, dann ist es, dass das Mentee-Paar dazu geführt wird, sich intensiv, ehrlich und konstruktiv über die Themen auszutauschen. Wenn die beiden viel miteinander reden – offen, respektvoll und ehrlich –, dann sind wir mit ihnen auf einem guten Weg.
Rolle und Haltung der Mentoren
Wenn ich euch richtig verstehe, ist der Job der Mentoren eigentlich ganz einfach. Sie ermutigen und führen letztlich ein Gespräch auf Augenhöhe. Dabei geht es darum, Ressourcen zu entdecken, die bereits vorhanden sind, diese weiterzuführen und kleine Tipps zu geben.
Was ist aber, wenn ihr auf Dinge stoßt, bei denen man sagen würde: „Hm, das passt jetzt gar nicht“? Da müsste man eigentlich deutlicher etwas sagen.
Ja, das kommt natürlich vor. Wir haben festgestellt, dass Predigen in solchen Situationen und einseitiges Vorgehen kontraproduktiv sind. Das heißt, wir wollen dem Amtsschub eine gute Richtung geben.
Und wie machen wir das? Im Grunde wieder mit der gleichen Methodik: Wir spiegeln, was wir hören, wiederholen es vielleicht noch einmal und stellen gute Fragen. Zum Beispiel: „Wie würdest du das jetzt empfinden? Wie fühlst du dich damit, dass er oder sie das sagt?“
Durch diese Techniken lösen wir ein Nachdenken aus. Anstatt zu sagen, wie jemand es richtig oder falsch macht, versuchen wir, die Person zum Nachdenken zu bringen und selbst gute Lösungen zu finden.
Zusammenfassung und Ausblick
Vielen Dank, ich glaube, das war eine ganze Menge für diese Episode. Ich fasse das noch einmal aus meiner Sicht zusammen.
Ehe-Mentoring bedeutet, sich mit Leuten zu treffen, Themen zu besprechen und auf Augenhöhe Mut zu machen. Es geht darum, das Menti-Paar miteinander ins Gespräch zu bringen, den einen oder anderen Hinweis zu geben und sensibel zu bleiben.
Wer sich das zutraut, ist bei euch richtig als Mentor oder Mentorin. Man bekommt von euch einen Leitfaden, eine kleine Schulung und kann das dann eigentlich gleich in der eigenen Gemeinde umsetzen.
Vielleicht sollten wir in der nächsten Episode, jetzt wo wir wissen, wie Ehe-Mentoring aussieht, uns anschauen, was es braucht, um ein guter Ehementor zu werden. Lasst uns das morgen einfach mal betrachten.
Für heute vielen Dank, dass ihr da wart. Das war’s für heute. Alle Infos zur Arbeit von Family Life finden sich im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe seinen Frieden! Amen.