Ein Leben im Geist der Nachfolge und des Leidens
So, wir haben es fast geschafft, wisst ihr das? Wir kommen langsam zum Schluss dieses Briefes, dem 1. Petrusbrief. Heute werden wir uns das gesamte vierte Kapitel anschauen.
1. Petrus 4,1: „Da nun Christus im Fleisch gelitten hat, so waffnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, hat mit der Sünde abgeschlossen.“
Wenn jemand sich „waffnet“ – eine Waffe klingt ja schon nach Rüsten – dann bedeutet das, er nimmt dieselbe Haltung gegenüber der Sünde ein wie Jesus. Das heißt, er ist bereit zu leiden, weil sein Leid Gottes Wille ist. Und er möchte lernen, im Leid Gott so zu vertrauen, wie Jesus es getan hat.
Wir haben uns das ja schon angesehen, wie Jesus in 1. Petrus 2,22-23 von Petrus beschrieben wird: Jesus hat keine Sünde getan, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden. Er wurde geschmäht, doch er schmäht nicht zurück; leidend drohte er nicht, sondern übergab sich dem, der gerecht richtet. Das war Jesu Haltung.
Leid kommt in mein Leben hinein. Christus hat im Fleisch gelitten, als er auf der Erde war. Er hatte die Haltung: Ich werde das Leid ertragen, weil ich weiß, warum ich es erleide. Ich werde mit meinem ganzen Vertrauen an Gott in dieser Zeit festhalten. Dieses Leid ist kein Fehler. Mit demselben Sinn, mit derselben Einstellung gegenüber dem Leid sollen wir an die Sache herangehen.
„Fleisch“ – der, der im Fleisch gelitten hat – bezeichnet heute unsere menschlich schwache Seite. Wenn wir im Fleisch leiden, drücken wir damit aus, dass wir mit der Sünde abgeschlossen haben. Wenn wir verfolgt werden und sagen: „Ich will lieber diese Verfolgung erdulden, als durch einen billigen Trick der Verfolgung zu entgehen“, dann bringen wir damit etwas zum Ausdruck.
Wir sagen: Ich habe innerlich mit der Sünde abgeschlossen. Ich habe eine grundsätzliche Antihaltung zur Sünde eingenommen. Ich möchte lieber leiden, als Sünde zu vermeiden. Ich möchte lieber Leid ertragen, als durch einen billigen Trick Sünde umgehen und selbst zum Übeltäter werden.
Anders ausgedrückt: Wenn jemand wie Jesus diese Haltung hat – du kannst mich gerne verfolgen, aber ich werde an Gott festhalten, egal was es mich kostet – dann heißt das, dass das Thema Sünde für ihn erledigt ist. Er weiß, wie mit der Sünde umzugehen ist, und dass sie nicht das Recht hat, über ihn zu bestimmen.
Wir haben verstanden: Wer gerne um Christi willen leidet, wird durch die Nachfolge Jesu zu einem echten Leidensgenossen. Paulus bringt das in Philipper 1,29 gut auf den Punkt: „Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.“ Das ist ein Geschenk.
Weil wir dieses Geschenk angenommen haben, sagen wir: Wir wollen nicht leichtfertig mehr sündigen. Wir haben mit der Sünde nichts mehr zu tun. Wir wollen uns ganz auf die Seite Gottes stellen.
Die Christen in Kleinasien stehen vor einer Entscheidung. Auf der einen Seite gibt es den Weg des geringsten Widerstands: Sie könnten die Werte, Praktiken und Normen der Welt um sie herum annehmen. Oder sie gehorchen Gott und akzeptieren Kritik, Ausgrenzung und Verfolgung durch Familie und Freunde.
Je mehr sie diese Haltung annehmen, je mehr sie sich auf diese Seite stellen und sagen: „Ich bin bereit, im Fleisch zu leiden für meinen Glauben“, desto mehr haben sie mit der Sünde abgeschlossen.
Wer im Fleisch gelitten hat, der hat ein klares Nein zur Sünde gefunden – in dem Maß, wie er dazu Ja sagen kann.
Die Entscheidung für ein Leben im Willen Gottes
1. Petrus 4,2: Um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben.
Unser Leben ist begrenzt. Von heute an hast du nur noch eine bestimmte Menge Zeit, und diese wird jeden Tag ein bisschen weniger. Deshalb müssen wir uns gut überlegen, womit wir unsere Zeit füllen.
Petrus sagt, wenn wir die klare Entscheidung getroffen haben, lieber zu leiden als zu sündigen, dann geht es darum, die im Fleisch noch übrige Zeit, die wir hier auf der Erde noch haben, nicht den Begierden der Menschen zu widmen. Wir sollen ganz bewusst unsere Berufung annehmen. Diese Berufung finden wir darin, den Willen Gottes zu tun.
Über Jesus heißt es, dass er an dem, was er litt, den Gehorsam lernte. Das ist ein ganz interessantes Wort. Jesus lernte an seinem Leiden den Gehorsam. Als wahrer Mensch wurde er immer wieder versucht und musste sich immer wieder entscheiden. Jesus sagte der Versuchung zur Sünde immer wieder Nein und entschied sich dafür, dem Vater im Himmel zu gehorchen – trotz des Leidens.
Als Christen muss das unser Vorbild sein: die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben. Gerade auch dann, wenn Gott uns von Anfang an sagt: Wenn du diesen Weg gehst, kann ich dir versprechen, dass es an der einen oder anderen Stelle wirklich schwer werden wird.
Nochmal Paulus im 2. Timotheus 3,12: Alle aber, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. Das heißt, in dem Moment, in dem ich diese Entscheidung treffe, nicht mehr den Begierden der Menschen zu folgen, sondern dem Willen Gottes, werden Menschen mir zu Feinden und gegen mich sein. Ich muss das einfach in Kauf nehmen.
Warum? Weil ich in meinem Herzen mit der Sünde abgeschlossen habe. Was uns antreibt, ist der Wille Gottes.
Ein Aufruf zur Abkehr von der alten Lebensweise
Und jetzt kommt Petrus fast ein bisschen sarkastisch rüber. In Vers 3 sagt er: „Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben.“ Also, Freunde, jetzt sind wir doch mal ganz ehrlich. Als Christen schauen wir noch einmal zurück. Wir hatten doch lange genug Zeit. In unserem alten Leben vor der Bekehrung hatten wir doch genügend Gelegenheit, den ganzen Dreck zu machen. Es ist wirklich genug.
Denn die vergangene Zeit vor der Bekehrung ist genug, den Willen der Nationen — das heißt der Heiden — zu erfüllen. Das, was man eben in einer heidnischen Kultur so tut, das, was dort als der größte Spaß hingestellt wird. Wir hatten doch wirklich lange genug Zeit, das in Ruhe auszuprobieren. Wir können uns doch nicht hinstellen und sagen, wir wüssten nicht, wovon wir reden.
„Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben“, und dann zählt er das einfach mal auf. Das mag jetzt eine Aufzählung sein, die uns ein bisschen fremd ist, weil unsere Kultur anders ist. Mir ist klar, dass wir in einer Zeit leben, in der wir auch eine christliche Prägung in der Kultur haben. Das macht einen Unterschied.
Vielleicht müsste man sich mal überlegen — das wäre eine lustige Aufgabe für eine Jugendstunde — wie man diesen Vers heute übersetzen würde. Was sind die Sünden in unserer Kultur, bei denen wir sagen müssen: „Ey, das reicht, da haben wir wirklich genug gemacht.“ Da braucht man nicht noch mehr. Da haben wir genug Zeit unseres Lebens, Energie, Geld und Nächte investiert. Wissen wir. Danke, das reicht.
Was sagt er hier? „Als ihr wandeltet“ – das hat euer Leben gekennzeichnet – „in Ausschweifungen“. Ausschweifungen, das Wort ist schwer zu fassen. Es meint jedes Verhalten, dem es an moralischen Grenzen fehlt, vor allem sexuelle Sünden und Gewaltexzesse. Das ist Ausschweifung, wenn jemand sich einfach in den Spaß hineinschmeißt und immer mehr davon will. Einfach machen, machen, tun, egal wie dreckig das ist, Hauptsache es macht Spaß.
Ausschweifung bedeutet, dass irgendwann die Gier nach Unreinem übernimmt. Man kann nicht mehr bremsen. Die Sünde, die Lust in einem, wird wie ein Kutscher, der mit der Peitsche den Menschen vorantreibt — noch mehr und noch mehr Ausschweifungen.
Ihr müsst euch eine Zeit vorstellen, in der theoretisch alles erlaubt war. Wenn du entsprechend mächtig warst, konntest du alles machen. Es gab keine Einschränkungen. Jede Form von Perversion war toleriert. Du musstest nur Geld und Einfluss haben, dann ging alles. Im Vergleich dazu sind wir heute eine harmlose Gesellschaft. Ausschweifungen waren damals wirklich Ausschweifungen.
Dann sagt er hier „Begierden“. Begierden sind die Triebe und Impulse aus unserer sündigen Natur, aus unserem Fleisch, worauf ich Lust habe. Und man lässt diesen Trieben einfach freien Lauf.
Der nächste Punkt: Trunkenheit, Festgelage, Trinkgelage. Wir merken schon: exzessives Fressen und Saufen. Es ist tatsächlich so, dass man in alten römischen Villen Bereiche in der Mauer finden kann, wo ein Durchstich nach draußen war. Wenn du gegessen hattest, konntest du dorthin gehen und dich übergeben, um dann weiteressen zu können. Das ist der Hintergrund.
Sich solchen Dingen hinzugeben, also den Rand wirklich nicht vollzukriegen. Hier ist nicht gemeint: „Oh Jürgen, ich habe beim letzten Mal einen Doppelwhopper gegessen, jetzt habe ich ein Völlegefühl im Bauch, habe ich schon gesündigt?“ Nein, hast du noch nicht. Zieh dir ruhig den zweiten und dritten rein, völlig entspannt. Die waren ganz anders drauf.
Aber das war ihre Welt, die absolute Spaß- und Lustkultur.
Dann steht hier etwas von „frevelhaftem Götzendienst“. Für uns ist klar, dass das irgendwo kommen muss. Aber ihr müsst das mit den Augen einer Person lesen, die im ersten Jahrhundert lebte.
Frevelhafter Götzendienst gab es für den Heiden nicht. Die Einzigen, die überhaupt eine Idee von frevelhaftem Götzendienst hatten, waren die Juden und daraus die Christen. Für alle anderen galt: Das ist Polytheismus, also viele Götter.
Da gab es sicherlich bei anderen Göttern Praktiken, die man nicht so toll fand. Es gibt eine Praktik, bei der man sich in eine Grube stellt. Über dir ist ein Rost. Ein Stier wird abgeschlachtet, das Blut tropft auf dich, und du wirst sozusagen neu geboren. Man kann sagen, das ist eklig, finde ich auch. Aber niemand hätte gesagt, das ist frevelhafter Götzendienst. Das ist einfach eine andere Art, einen anderen Gott anzubeten.
Es gab keinen Maßstab für frevelhaften Götzendienst. Jeder durfte in seiner Religion machen, was er wollte. Du konntest rumlaufen, wie du wolltest. Es gab Gottesdienste, bei denen man nackt herumgelaufen ist. Auf einer kleinen Insel gab es einen Kult, bei dem der Priester Frauenkleider trug. Es gab alles, und alles war okay.
Bis die Christen kamen, und vor ihnen schon die Juden, die sagten: „Stopp, ein Spruch euer Ehren: Es gibt nur einen Gott.“ Und weil es nur einen Gott gibt, ist alles andere falsch.
Versteht ihr das Problem? Wenn die Christen einfach anfangen, Jesus anzubeten, ist hier ein Gott mehr im Universum der Götter. Wen interessiert’s? Solange sie nur Jesus anbeten, ist alles gut.
In dem Moment, in dem sie sagen: „Jesus ist der einzige Gott, der Verehrung bekommen darf, und alles andere sind gar keine Götter, sondern nur Gedanken von Menschen, ein bisschen dämonisch aufgepeppt, über Jahrhunderte tradiert,“ dann haben sie ein Problem.
Das ist Religion, das hat mit Gott nichts zu tun, es ist nicht gleichwertig. Es sind zwei Schubladen: Götzendienst und Jesus. Wir machen die Schublade Jesus auf und sagen: „Den Gott wollen wir anbeten, und alles andere ist falsch.“
Ihr merkt, das ist in der Gesellschaft fast nicht tolerierbar: exklusiv zu sein und zu sagen, du darfst und musst allein Jesus anbeten. Das ist damals wie heute ein Riesenproblem.
Ich sehe es heute genauso. Du darfst gerne ein bisschen Christ sein, kein Problem. Solange du nicht sagst: „Der Gott, dem ich folge, hat gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“
Was ja bedeutet, dass der Dalai Lama nicht hinkommt. Was bedeutet, dass viele andere Ideen nicht funktionieren.
Solange du nur sagst: „Ich glaube an Jesus“, sagen alle: „Super, mach nur, es ist schön, wenn man an etwas glaubt.“ Aber wenn du sagst: „Der Rest, was so geglaubt wird, ist alles falsch,“ dann hast du ein Problem. Dann hast du wirklich ein Problem.
So greift hier Petrus an und sagt: „Da, wo ihr herkommt, Freunde, in eurer alten Religion, ist das eigentlich nichts anderes als frevelhafter Götzendienst. Lasst die Finger davon!“
Die Folgen der Entscheidung für Christus im Alltag
Vers 4
Hierbei befremdet es sie, dass es unsere heidnischen Arbeitskollegen und unsere heidnischen Freunde von früher sind. Sie wundern sich darüber, dass ihr nicht mehr mitlauft im selben Strom der Heillosigkeit. Und sie lästern darüber.
Wenn ich Christ bin und die Sache ernst nehme, werden meine ungläubigen Freunde mich irgendwann nicht mehr verstehen. Es kann sogar sein, dass sie sich über mich lustig machen. Warum? Weil sie sich ärgern. Immer dann nämlich, wenn ich eine bestimmte Sache, die sie tun, nicht mehr mitmache, bringe ich damit zum Ausdruck, dass ich diese Sache für falsch halte.
Das lässt sich nicht vermeiden, es wird passieren. Menschen fühlen sich von dem, der eine Sache bewusst nicht mehr tut, kritisiert und in die Ecke gedrängt. Darauf wird im Allgemeinen nicht positiv reagiert.
Es wird Dinge geben, selbst in unserer Kultur, die nicht so stark heidnisch geprägt ist wie die Kultur der Antike, bei denen du irgendwann sagst: „Mache ich nicht mehr mit.“
Nehmen wir ein Beispiel: Auf einer normalen Geburtstagsfeier, wenn ich früher bei meinen Nachbarn war, gab es Männertrinkspiele. Da wurde eine ordentliche Portion klarer Getränke getrunken, so lange, bis keiner mehr richtig stehen konnte. Das ist in solchen Kreisen normal. Dabei geht es nicht darum, dass man nach der Feier noch mit dem Auto nach Hause fahren kann. Eine Geburtstagsfeier war gut, wenn man ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr wusste, was passiert ist.
Und jetzt kommst du und trinkst einen Schnaps, sagst danach: „Danke, ich habe genug.“
„Ja, warum denn? Du hast doch früher immer mitgemacht.“
„In meiner Bibel steht, wir sollen uns nicht betrinken. Das mache ich nicht mehr. Mein Gott sagt mir, das macht man nicht. Aber es ist nicht schlimm, ich habe dich trotzdem lieb. Ich bleibe gern hier und würde mich auch gern noch ein bisschen mit euch unterhalten. Ich weiß, dass es in zwei Stunden nicht mehr geht, aber bis dahin bleibe ich noch einen Moment hier.“
Das ist total strange, oder?
Meine Frau ist zu einem Junggesellinnenabschied eingeladen. Bei einem Junggesellinnenabschied wird im Allgemeinen ein Stripper eingeladen. Als sie das mitbekam, war das wie ein Bus, der durch Berlin fährt. An einem bestimmten Punkt sagte sie: „Schön, wann kommt der? An der nächsten Station steigt der ein, dann steige ich hier aus.“
„Ja, warum denn? Das ist doch lustig!“
„Na ja, ich habe schon einen Mann zu Hause. Ich muss mir das nicht anschauen, ich muss da nicht mitmachen. Sorry, ich habe schon einen.“
Ohne dass sie es gesagt hat, hören die Braut und alle anderen einen Vorwurf heraus. Denn es ist ja nicht nur so, dass meine Frau einen Mann zu Hause hat. Die anderen haben ja auch ein paar. Natürlich ist es völlig abstrus, jemanden einzuladen, der dann vor einem Striptease hinlegt, während man besoffen in einem Bus durch Berlin fährt. Aber das gehört irgendwie dazu.
Oder ein Beispiel für die Jugend, wo ich gerne ein bisschen anecke: Wenn du sagst, ich hätte gern dieses oder jenes Lied oder Programm, wird jemand kommen und sagen: „Hier, das kannst du umsonst haben.“
Jetzt stell dir vor, du sagst: „Nein, ich mache das nicht.“ Dieses ganze illegale Runterladen will ich nicht. Wenn ich das Geld habe, kaufe ich es mir. Wenn ich es mir nicht leisten kann, dann kann ich es mir nicht leisten. Mir ist ein gutes Gewissen viel wichtiger als ein voller MP3-Speicher.
Mach das mal. Die Leute werden dir in den Kopf fassen und denken: „Hallo, was glaubst du, wer du bist? Du machst dich hier irgendwie zu etwas Besserem, oder? Wenn du dich so mit uns machst.“
Ja, das kann so rüberkommen. Das ist wirklich blöd. Irgendwann wirst du als Spielverderber dastehen, weil du sagst: „Dann mache ich nicht mehr mit.“
Du wirst eine Entscheidung treffen müssen, ob du willst oder nicht. Ich kann euch, wenn ihr in so eine Situation geratet, nur raten, offen mit euren Freunden darüber zu reden.
Moral ist nämlich nicht die Sache einer Person oder einer Gesellschaft. Moral ist nicht relativ, sondern absolut.
Die Verantwortung vor Gott als Richter
Und deswegen heißt es in Vers 5: „Die dem Rechenschaft geben werden, der bereit ist, Lebendige und Tote zu richten.“
Also haben alle Menschen, Heiden und Christen, denselben Richter, nämlich Gott. Und es ist nicht irgendein Gott oder irgendein göttliches Prinzip, sondern der Gott, der sich in der Bibel offenbart hat. Dieser Gott hat sich durch die Geschichte offenbart und steht bereit, alle Menschen zu richten. Jeder muss ihm Rechenschaft geben – auch unsere Freunde.
Das ist eigentlich die Idee hinter Evangelisation. Warum evangelisieren wir? Was ist der Antrieb dahinter? Warum gehe ich zu jemandem und frage: „Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, ob es Gott gibt?“
Ich möchte ja nicht nur sein Leben hier auf der Erde ein bisschen verbessern. Es geht nicht darum, mehr Leute in den Gottesdienst zu bringen, damit wir mehr Spenden erhalten und uns mehr Bauprojekte leisten können. Das ist nicht der Punkt.
Der Punkt ist: Ich gehe zu jemandem und sage: „Pass auf, du hast ein Problem.“ Dein Problem ist, dass du dein gesamtes Leben verantworten musst. Es gibt einen Gott, der Richter ist, und der wird dich für dein Leben maßnehmen.
Die Frage ist: Wenn Gott dir begegnet, wenn Gott dich in sein Gericht stellt, wenn Gott dieses Buch aufschlägt – ich weiß nicht, ob es wirklich ein Buch ist, aber es ist ein Bild dafür –, in dem alle Taten, jedes Wort und jeder Gedanke verzeichnet sind und gewichtet werden, wie wirst du dann vor Gott dastehen?
Pass auf, du wirst Gott, dem Richter, begegnen. Und ich kann dir nur sagen: Hör genau zu, du kannst dem nicht entgehen. Das Einzige, was du tun kannst, ist, das Evangelium zu glauben. Das ist das Einzige, was du tun kannst.
Menschen dazu zu bringen, Rechenschaft zu geben, ist der Grund, warum wir das Evangelium verkündigen. Damit sie wissen, wie sie in diesem Moment, in dem jeder hoffnungslos verloren ist, doch gerettet werden können.
Die Bedeutung der Verkündigung für die geistlich Toten
Vers 6: Denn auch den Toten ist gute Botschaft verkündigt worden. Gemeint sind hier Menschen, die einst geistlich tot waren und jetzt wahrscheinlich auch körperlich tot sind. Petrus fragt: Warum habt ihr damals das Evangelium diesen Menschen verkündigt, euren Freunden, die inzwischen schon gestorben sind? Ganz einfach: Wenn sie sich bekehren, dann geschieht Folgendes.
Damit sie zwar den Menschen gemäß nach dem Fleisch gerichtet werden, also wenn sich jemand aus dem Heidentum heraus bekehrt, im Fleisch, solange er lebt, wird er tatsächlich von den Menschen gerichtet. Dann muss er das erfahren, was auch wir erleben: dass über ihn gelästert wird, er abgelehnt wird und nicht verstanden wird. Das ist in Ordnung und gehört dazu. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille – die unwichtigere Seite. Es ist die Seite, dass Menschen mich richten, ablehnen, mich in Schubladen stecken und hinter meinem Rücken über mich reden. Vielleicht lädt man mich irgendwann gar nicht mehr zu Junggesellenrunden ein oder nur noch zum Nachmittagskaffee und Kuchen. Das ist dann einfach so.
Aber hört her: Gottgemäß, nach dem Geist oder im Geist leben wollen – das ist das Ziel. Ich hatte euch das schon bei Jesus in 1. Petrus 3,18 gezeigt: Fleisch und Geist. Der Geist steht für die Sphäre nach der Auferstehung, wenn ewiges Leben durchbricht und wir bei Gott sein werden. Das ist unsere Zukunft. Wir werden im Geist Gott gemäß leben. Dorthin müssen wir gelangen.
Der Weg dorthin ist leider damit gepflastert, dass wir hier auf der Erde im Fleisch Ablehnung erfahren. Das gehört dazu. Das war bei Jesus so und ist bei uns nicht anders. Aber der Vorteil ist: Wenn ich bereit bin, diesen Weg zu gehen, wenn ich bereit bin, das Schicksal des Herrn Jesus zu teilen, dann weiß ich, dass eine herrliche Zukunft auf mich wartet. Egal, was ich hier einsetze, es wird sich lohnen.
Wir haben nicht viel Zeit, wenn wir das Evangelium predigen wollen.
Vers 7: Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Das Wort „nahe“ muss man in der Bibel vorsichtig verstehen. Man darf es nicht zu zeitlich verstehen, denn dieser Vers wurde vor etwa zweitausend Jahren geschrieben. Ihr müsst euch das anders vorstellen.
Heilsgeschichte funktioniert wie ein Theaterstück mit verschiedenen Akten. Ein Akt folgt dem anderen, und wir sind jetzt im letzten Akt angekommen. Das Nächste, was passiert, ist das Ende aller Dinge. Davor gab es einen Akt, in dem man darauf wartete, dass der Messias kommt. Dieser Akt ist vorbei, der Messias war da. Nun sind wir im letzten Akt, dem Ende aller Dinge.
Wie du das Ende aller Dinge beschreibst, spielt keine Rolle. Du kannst Worte verwenden wie Trübsalszeit, Entrückung, Wiederkunft oder zweites Kommen Jesu Christi – das spielt alles keine Rolle. Wichtig ist das Ende. Das ist der nächste Punkt in der Linie der Heilsereignisse. Und es ist nahe, weil du nicht genau weißt, wann es passiert.
Was bedeutet das? Dass das Ende aller Dinge nahegekommen ist. Was heißt das für uns? Es sind vier Dinge, die es für uns als Christen in besonderer Weise bedeutet.
Der erste Punkt ist uns schon bekannt. Wir haben ihn schon in 1. Petrus 1,13 gelesen. Hier werden Dinge wiederholt, weil wir langsam zum Ende des Hauptblocks kommen. Der Mittelblock des ersten Petrusbriefes endet mit Vers 11. Ganz am Ende folgt sein Lobpreis, und man merkt, hier ist der Hauptteil vorbei.
Deshalb werden manche Gedanken aufgegriffen, die Petrus ganz am Anfang sagte. Es ist wie eine große Klammer, die den Hauptteil zusammenhält. Wenn du jetzt denkst, das kenne ich schon, stimmt das, aber er entwickelt den Gedanken noch ein Stück weiter.
Was mache ich, wenn ich weiß, dass ich am Ende der Zeit lebe? Dass ich nicht weiß, ob ich meine Enkel noch aufwachsen sehe, weil der Herr wirklich vorher wiederkommen kann? Ihr müsst euch nur mal die Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung anschauen und wisst, dass es jetzt förmlich nicht noch mal zweitausend Jahre dauern kann. Ich wüsste nicht, wie das gehen sollte. Vielleicht irre ich mich. Ich will ganz weit davon Abstand nehmen, irgendeine Hochrechnung zu machen – bitte nicht. Aber ich glaube, dass es irgendwo nicht mehr so lange dauern kann!
Die Erwartung, dass jetzt etwas passiert, liegt doch förmlich in der Luft. Wir haben alles, was die Offenbarung sagt: die großen Zahlen, zwanzig Millionen Soldaten und was weiß ich, einen Chip für jeden, sodass man nicht kaufen und verkaufen kann. Ohne apokalyptisch zu sein: Für die Leute damals waren das böhmische Dörfer. Sie konnten überhaupt nichts damit anfangen. Damals wohnten nicht mal 200 Millionen Menschen auf der Erde. Heute entspricht das in etwa der Armee Chinas, wenn man alle Reservisten zusammenzählt. Es ist nicht so kompliziert, das zusammenzukriegen. Es ist spannend, wie sich die Dinge erfüllen.
Also: Ende aller Dinge. Was heißt das? Wenn ich das glaube, seid nun besonnen und seid nüchtern! Das war schon in 1. Petrus 1,13 gesagt. Weil das Ende nahe ist, brauchen wir Klugheit, einen klaren Kopf und nüchternes Nachdenken.
Wozu? Seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Zu wissen, dass das Ende vor der Tür steht, darf uns nicht zu Fatalisten machen. Was kommt, kommt halt, ich kann eh nichts daran ändern. Sondern wenn du glauben kannst, dass das Ende vor der Tür steht und Jesus jeden Moment wiederkommt, dann soll dich das zu einem Beter und einer Beterin machen.
Intelligentes Gebet braucht Besonnenheit. Wir brauchen einen klaren Blick auf die Realität, auf Gefahren, die da sind, und auf Gottes Größe. Wir brauchen das, um richtig beten zu können.
Mich faszinieren die ersten Christen in Jerusalem, diese erste Gemeinde, die relativ früh verfolgt wurde. Und dann liest man, was sie beteten. Ich weiß, was ich als erstes gebetet hätte, wenn ich verfolgt worden wäre: Ich hätte gebetet, dass die Verfolgung aufhört. Aber diese ersten Christen beteten gar nicht darum, dass die Verfolgung aufhört. Sie beteten um zwei Dinge: Erstens, dass Gott ihnen Freimut schenkt, damit sie weiterhin Zeugen sind. Das ist wichtig. Und zweitens, dass Gott Zeichen und Wunder schenkt, damit die Leute nicht die Augen vor der Realität seiner Macht verschließen können.
Herrlich! Das ist klug gebetet – zu wissen, wofür und was jetzt dran ist. Und das ist es, was wir brauchen: kluges Gebet.
Dann, wenn wir das haben, kommt der zweite Punkt: Vor allem aber habt untereinander eine anhaltende Liebe! Denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden. Verfolgungen, Schwierigkeiten und Probleme dürfen unsere Liebe zu den Geschwistern nie erkalten lassen.
Ich werde jetzt nicht viel über Liebe sagen. Lest noch einmal in Ruhe 1. Korinther 13 ab Vers 4. Liebe, göttliche Liebe, muss das Prinzip sein, nach dem wir leben – bis dahin, dass wir gerne Sünde zudecken. Also an bestimmten Stellen sagen: Mann, ich will da jetzt einfach nicht mehr drüber nachdenken. Ja, da ist etwas falsch gelaufen, aber ich möchte das zudecken.
Mir ist Gemeinschaft und die Förderung der Gemeinschaft viel wichtiger, als dass ich hier irgendetwas aufkoche. Ich möchte einer sein, der dazu beiträgt, dass zerstörerische Tendenzen in der Gemeinde, Dinge, die uns auseinanderreißen, durch Liebe überwunden werden.
Wenn ihr als Gemeinde überleben wollt, ist das euer Vers. Ihr habt entweder Liebe und werdet das, was an Differenzen, Schwierigkeiten, Problemen und Druck von außen kommt, überwinden – oder ihr habt keine Chance. Keine Gemeinde hat eine Chance, die diesen Vers nicht ernst nimmt.
Denn in uns steckt genug Sprengstoff, genug Vernichtungspotenzial. In einer Person von euch steckt genug geistliches Dynamit, um eine Gemeinde hochgehen zu lassen. Deshalb braucht es diese Liebe.
Ein Punkt, woran sich Liebe zeigt, steht in Vers 9: Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren! Öffnet euer Haus! Und wenn du sagst, ich habe gar kein Haus, nur eine Einzimmerwohnung, dann öffne deine Einzimmerwohnung! Wenn du noch nicht mal eine Einzimmerwohnung hast und nur ein Zimmer, das dir nicht mal richtig gehört, dann öffne dein Zimmer!
Warum ohne Murren? Gastfreundschaft kostet etwas. Wenn Leute bei dir wohnen, ist das toll. Aber manchmal kostet es auch Privatsphäre. Dinge können kaputtgehen, oder du hättest gerne deine Ruhe, und es geht gerade nicht. Es gibt genug Gründe, warum es auch eine Last sein kann, Leute bei sich zu beherbergen.
Es geht sogar noch einen Schritt weiter: In der damaligen Zeit bedeutete Gastfreundschaft auch, dass man den Gottesdienst bei sich feierte. Öffentliche Räume gab es noch nicht. Also lud man die ganze Gemeinde ein – vielleicht zwanzig oder dreißig Leute. Das war vielleicht keine große Gemeinde, aber dreißig Leute feierten bei mir Gottesdienst. Super!
Weißt du, wer am Ende aufräumt? Genau! Wer die Wohnung wieder durchputzt? Richtig! Wer feststellt, dass irgendwo ein Glas runtergefallen ist? Ja, genau! Wer merkt, dass seine Vorräte geplündert sind? Ganz genau!
Deshalb seid gastfrei ohne Murren. Nehmt das gerne in Kauf. Gönnt euch heilige Gelassenheit, dieses heilige Schmunzeln über die Verrücktheit von Gemeinde. Man braucht das wirklich: so ein Stückchen „Ey, ich bin hier nur Verwalter, lass gut sein, ist alles in Ordnung“ und dann lächeln und weitermachen. Das gehört dazu. Gönn es dir, lern es, mach dein Zuhause zu einem Ort des Willkommens, an den Leute gerne kommen.
Pass auf, dass deine Wohnung nicht so ein Schloss wird, in das sich keiner reintraut und wo man den Eindruck hat, egal wo man hinfasst, fällt etwas Wertvolles runter. Mach es so, dass sich jeder halbwegs wohlfühlt, und lade Leute ein. Ihr werdet irre Erfahrungen damit machen.
Das kann so weit gehen, schreibt der Hebräerbrief, dass wenn man gastfrei ist und Gastfreundschaft praktiziert – Hebräer 13,2 – „Die Gastfreundschaft vergesst nicht! Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“
Ich glaube, wir haben vielleicht nicht im wörtlichen Sinne Engel beherbergt, aber wir hatten im Verlauf unseres Lebens ein paar lustige Leute zu Gast, bei denen ich einfach sage: Hammer! Gönnt euch das, gönnt es euren Kindern!
Dann ruft euch jemand an und sagt: „Ey, Jürgen, ich habe folgendes Problem: Ich habe einen mexikanischen Missionar auf dem Weg nach Russland, der blöderweise kein Visum für Polen bekommen hat. Er ist jetzt in Berlin gestrandet. Kannst du ihn aufnehmen?“ Dann sagst du halt ja.
Und das ist so lustig: Dann hast du so einen Typen, der vom anderen Ende der Erde kommt, anders tickt, mit deinen Kindern spielt und ihnen mexikanische Süßigkeiten schenkt – die sind alle mit Chili, scharf und süß. Total irre das Zeug! Und du denkst: Das ist lustig! Gönnt euch so etwas!
Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren.
Der letzte Punkt, der wichtig ist, wenn wir zutiefst begriffen haben, dass wir am Ende der Zeit leben:
Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes (Vers 10). Du bist begabt. Gott hat dir Talente und Gaben gegeben, und deine Gaben sind für die anderen da.
Wir machen jetzt keinen Abriss über neutestamentliche Gabenlehre. Jeder von euch ist von Gott in einem Maß begabt, das er in diesem Leben nicht vollständig ausleben kann. Du bist begabt für eine Ewigkeit.
Du ahnst schon, dass die Gaben in dir nicht für dich sind, sondern für andere. Sie sind dazu da, eine Gemeinde aufzubauen. Deswegen heißt es hier: „Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient er miteinander.“ Wir dienen einander. Meine Gabe ist für den anderen.
Wenn ich dem anderen diene, diene ich auch mir selbst. Meine Gabe macht mir auch Spaß. Wenn ich hier sitze und diese Predigten vorbereite, macht mir das auch Freude. Aber das Abfallprodukt davon ist, anderen Menschen die Bibel zu erklären und ihnen zu helfen, sie leichter zu verstehen.
Als guter Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes – Gott hat dich ewiglich reich begabt und sagt dir: „Mach etwas daraus! Such dir einen Bereich, in dem du Lust hast, dich einzubringen.“
Du hast nicht nur eine Mikrogabe, die du an genau einer Stelle einpassen musst, so wie ein Puzzleteil. Quatsch! Deine Gabe ist kein Puzzleteil, das nur an einer Stelle passt. Wenn du die Stelle nicht findest, geht nichts.
Du bist so begabt! Schau dir die Gemeinde an, geh auf die Knie und sag: „Vater im Himmel, wofür habe ich ein Herz? Zeig mir, wo hier etwas ist. Wo siehst du ein Defizit? Wo siehst du eine Chance, dich einzubringen?“
Bist du der kreative Typ? Der Leitungstyp? Der Seelsorgetyp? Der, der gerne spendet? Auch das gibt es als Gabe. Bist du mehr der handwerkliche Typ? Wer bist du? Bring dich ein! Schau, wie du in deinem Umfeld Menschen dienen kannst.
Denk nicht: „Ich kann nichts, keiner braucht mich, keiner will mich.“ Das stimmt nicht! Der Vers sagt genau das Gegenteil.
Wenn du dich einbringst, mit Wort und Tat – das sind nämlich die zwei großen Bereiche – dann achte noch auf Folgendes:
Erst zu denen, die eine Redegabe haben – das können Lehrer, Seelsorger oder auch Leitungsdienste sein.
Vers 11: „Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes.“ Wenn du in der Gemeinde den Mund aufmachst – und das muss ich mir heute Abend selbst sagen – dann kann ich euch nicht einfach predigen, was ich glaube, dass hier im Text steht.
Ich kann euch erst dann predigen und darf erst dann den Mund aufmachen, wenn ich vorher Gott gehört habe. Wenn das, was ich weitergebe, nach bestem Wissen und Gewissen unter der Leitung des Heiligen Geistes fleißig erarbeitet und abgewogen wurde.
Dann ist es eine unfehlbare Rede, eine unanfechtbare Rede. Erst dann kann ich sagen: Es sind zwar meine Worte, aber ich glaube, dieser Text sagt Folgendes: Wenn ich oder jemand mit Redegabe spricht, soll er darauf achten, dass nicht er selbst redet, sondern dass Gott durch ihn redet. Das muss er sicherstellen.
Da darf kein leichtfertiges Reden geschehen, denn am anderen Ende sitzen Gottes geliebte Kinder. Egal ob es Lehre, Seelsorge oder Leitung ist: Wenn wir den Mund aufmachen, müssen wir nach bestem Wissen und Gewissen alles getan haben, um sagen zu können: „Ich sage das jetzt in der Autorität als Aussprüche Gottes.“
Ich bin mir sicher, ich habe so lange darüber gebetet und daran gearbeitet, dass ich das so formulieren kann.
Und genauso gilt das für Wort und Tat. Es gibt auch die Tatgaben, für Leute, die nicht gerne vorne stehen. An der Stelle heißt es:
„Wenn jemand dient, so sei es aus der Kraft, die Gott darreicht.“
Wenn du ein Dienertyp bist, der sich gerne einsetzt, dann darfst du wissen: Die Grenze deiner Gabe wird nicht durch deine eigene Kraft definiert, sondern durch die Kraft, die Gott dir gibt.
Du darfst also auch mal über dich hinauswachsen, darüber nachdenken, etwas zu wagen, weil in dir Gott wirkt – mit deiner Gabe.
Denk nicht zu klein von dir, wenn du so eine Dienstgabe hast.
Und bei alledem folgt der Schluss: ein Lobpreis!
Damit in allem, egal ob geredet oder gedient wird, und wenn wir gastfrei sind, einander lieben und beten, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus,
dem die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit gehören. Amen.
Die zentrale Bedeutung der Liebe in der Gemeinde
Und dann, wenn wir das haben, gibt es einen zweiten Punkt. Vor allen Dingen ist das der allerwichtigste Punkt, den ihr als Gemeinde niemals vergessen oder falsch machen dürft.
Habt untereinander eine anhaltende Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden. Verfolgungen, Schwierigkeiten und Probleme dürfen unsere Liebe zu den Geschwistern niemals erkalten lassen.
Ich werde jetzt nicht viel über Liebe sagen. Lest noch einmal in Ruhe 1. Korinther 13, ab Vers 4. Heute Abend, bevor ihr schlafen geht, denkt daran: Liebe, göttliche Liebe, muss das Prinzip sein, nach dem wir leben. Bis dahin, dass wir gerne Sünde zudecken.
Das heißt, dass wir an bestimmten Stellen sagen: „Mann, ich will da jetzt einfach nicht mehr drüber nachdenken.“ Ja, da ist irgendetwas falsch gelaufen, und man könnte das jetzt irgendwie thematisieren. Aber ich möchte es zudecken. Mir ist Gemeinschaft, mir ist die Förderung der Gemeinschaft viel wichtiger, als dass ich hier irgendetwas aufkoche.
Ich möchte jemand sein, der dazu beiträgt, dass zerstörerische Tendenzen in der Gemeinde – Dinge, die uns auseinanderreißen – durch Liebe überwunden werden. Vor allen Dingen: Wenn ihr als Gemeinde überleben wollt, ist das euer Vers.
Ihr habt entweder Liebe und werdet das, was an Differenzen, Schwierigkeiten, Problemen und Druck von außen kommt, überwinden. Oder ihr habt keine Chance. Keine Gemeinde hat eine Chance, die diesen Vers nicht ernst nimmt.
Denn in uns steckt genug Sprengstoff, genug Vernichtungspotenzial. In einer Person von euch steckt genug geistliches Dynamit, um eine Gemeinde hochgehen zu lassen. Deshalb braucht es diese Liebe.
Praktische Gastfreundschaft als Ausdruck der Liebe
Ein Punkt, woran sich Liebe zeigt, steht in Vers 9: Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren. Das bedeutet, öffnet euer Haus. Und wenn du sagst, ich habe gar kein Haus, sondern nur eine Einzimmerwohnung, dann öffne deine Einzimmerwohnung! Hast du nicht einmal eine Einzimmerwohnung, sondern nur ein Zimmer, das dir nicht einmal richtig gehört? Öffne dein Zimmer! Es heißt hier: Seid gastfrei, und zwar ohne Murren.
Warum ohne Murren? Nun, weil Gastfreundschaft einfach etwas kostet. Ja, wenn Leute bei dir wohnen, ist das toll. Aber manchmal kostet es auch Privatsphäre, es gehen Dinge kaputt, oder du hättest gerne deine Ruhe, und es geht gerade nicht. Es gibt viele Gründe, warum es auch eine Last sein kann, Menschen bei sich zu beherbergen.
Es geht sogar noch einen Schritt weiter: In der damaligen Zeit bedeutete Gastfreundschaft, dass man den Gottesdienst bei sich zu Hause feierte. Öffentliche Räume gab es ja noch nicht. Also lud man die ganze Gemeinde ein. Vielleicht waren es nur zwanzig oder dreißig Leute, vielleicht nicht die große Gemeinde, aber diese Menschen feierten bei dir Gottesdienst. Super! Weißt du, wer am Ende aufräumt? Genau! Und wer die Wohnung wieder durchputzt? Richtig! Wer stellt fest, dass irgendwo ein Glas runtergefallen ist? Ja, genau! Und wer merkt, dass seine Vorräte geplündert wurden? Ja, ganz genau!
Deshalb seid gastfrei ohne Murren. Nehmt das gerne in Kauf, gönnt euch heilige Gelassenheit, gönnt euch dieses heilige Schmunzeln über die Verrücktheit von Gemeinde. Man braucht das wirklich – so ein Stückchen dieses „Ey, ich bin hier nur Verwalter, lass gut sein, ist alles in Ordnung“ und dann lächeln und weitermachen. Das gehört dazu. Gönne es dir, lerne es und mach dein Zuhause zu einem Ort des Willkommens, wo Leute gerne hingehen und wissen: Ja, das macht irgendwie Spaß bei ihm.
Pass auf, dass deine Wohnung nicht zu einem Schloss wird, in das sich keiner reintraut, wo man den Eindruck hat, egal wo man hinfasst, fällt etwas runter, das total wertvoll war. Gestalte es so, dass sich jeder halbwegs wohlfühlt, und lade Leute ein. Ihr werdet unglaubliche Erfahrungen damit machen.
Das kann sogar so weit gehen, schreibt der Hebräerbrief, dass wenn man gastfrei ist und Gastfreundschaft praktiziert – denn es heißt dort: „Die Gastfreundschaft vergesst nicht“ (Hebräer 13,2) –, dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt. Ich glaube, wir haben zwar vielleicht nicht im wörtlichen Sinne Engel beherbergt, aber im Laufe unseres Lebens einige lustige Menschen, bei denen ich einfach sagen kann: Hammer!
Gönnt euch das, gönnt es euren Kindern. Und dann ruft euch jemand an und sagt: „Ey Jürgen, ich habe folgendes Problem: Da ist ein mexikanischer Missionar auf dem Weg nach Russland, der hat blöderweise kein Visum für Polen bekommen und ist jetzt in Berlin gestrandet. Kannst du ihn aufnehmen?“ Dann sagst du halt ja. Und es ist so lustig, dann hast du so einen Typen, der vom anderen Ende der Erde kommt, anders tickt, mit deinen Kindern spielt und ihnen mexikanische Süßigkeiten schenkt, die alle mit Chili sind. Scharf und süß – das ist total irre, das Zeug. Und du denkst: Das ist lustig. Gönnt euch so etwas! Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren.
Der letzte wichtige Punkt, wenn wir zutiefst begriffen haben, dass wir am Ende der Zeit leben, steht in Vers 10: Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes. Du bist begabt. Gott hat dir Talente und Gaben gegeben, und deine Gaben sind für die anderen da.
Wir machen jetzt keinen Abriss über die neutestamentliche Gabenlehre. Jeder von euch ist von Gott in einem Maß begabt, dass er es in diesem Leben nicht vollständig ausleben kann. Du bist begabt für eine Ewigkeit. Du ahnst aber schon, dass die Gaben, die in dir stecken, nicht für dich sind, sondern für die anderen. Sie sind dazu da, eine Gemeinde aufzubauen.
Deshalb heißt es hier: Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient er miteinander. Wir dienen einander. Meine Gabe ist für den anderen. Und wenn ich dem anderen diene, diene ich auch irgendwie mir selbst. Meine Gabe macht mir auch Spaß. Wenn ich zum Beispiel Predigten vorbereite, macht mir das auch Freude. Aber das ist ein Abfallprodukt von etwas anderem: dem Wunsch, anderen Menschen die Bibel zu erklären und ihnen zu helfen, sie leichter zu verstehen.
Sei ein guter Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes! Gott hat dich so reich begabt, dass er dir sagen kann: „Mach irgendetwas daraus! Such dir irgendeinen Bereich, in dem du Lust hast!“ Du hast nicht nur eine Mikrogabe, die du an einer einzigen Stelle einpassen musst wie ein Puzzleteil. Deine Gabe ist kein Puzzleteil, das genau an einer Stelle reinpasst. Wenn du diese eine Stelle nicht findest, geht nichts? Quatsch! Du bist so begabt.
Schau dir die Gemeinde an, geh auf die Knie und sage: „Vater im Himmel, wofür habe ich ein Herz? Zeig mir, wo hier etwas ist, wo du ein Defizit siehst, wo ich mich einbringen kann.“ Bist du der kreative Typ? Der Leitungstyp? Der Seelsorgetyp? Der, der gerne spendet? Auch das ist eine Gabe. Bist du eher handwerklich begabt? Wer bist du? Bring dich ein! Schau, wie du in deinem Umfeld Menschen dienen kannst. Denk nicht: „Ich kann nichts, keiner braucht mich, keiner will mich.“ Das stimmt nicht. Der Vers sagt genau das Gegenteil.
Wenn du dich einbringst, mit Wort und Tat – das sind nämlich die zwei großen Bereiche –, dann achte noch auf Folgendes: Erst zu denen, die eine Redegabe haben. Das können Lehrer sein, Seelsorger, und das gehört auch zum Bereich der Leitung.
Wenn du so eine Gabe hast, heißt es in Vers 11: „Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes.“ Wenn du in der Gemeinde den Mund aufmachst – und das muss ich mir heute Abend selbst sagen –, dann kann ich euch nicht einfach predigen, was ich glaube, das hier im Text steht. Ich kann euch nicht nur meine ersten fünf Gedanken zu diesem Text weitergeben.
Ich darf erst dann den Mund aufmachen, wenn ich vorher Gott gehört habe. Wenn das, was ich weitergebe, nach bestem Wissen und Gewissen unter der Leitung des Heiligen Geistes fleißig erarbeitet und abgewogen ist. Es muss eine unfehlbare, unanfechtbare Rede sein. Erst dann kann ich mir sicher sein, dass nicht nur Jürgen hier vorne steht und seine Ideen zum Text präsentiert, sondern dass ich viel nachgedacht habe, abgewogen habe und jetzt sagen kann: Es bleiben zwar meine Worte, aber ich glaube, dieser Text sagt Folgendes.
Wenn ich oder jemand mit Redegabe spricht, soll er darauf achten, dass nicht er selbst redet, sondern dass Gott durch ihn redet. Das muss er sicherstellen. Da darf kein leichtfertiges Reden geschehen, denn am anderen Ende sitzen die Zuhörer – Gottes geliebte Kinder. Egal, ob es Lehre, Seelsorge oder Leitung ist: Wenn wir den Mund aufmachen, müssen wir nach bestem Wissen und Gewissen alles getan haben, um sagen zu können: „Ich sage das jetzt in der Autorität als Aussprüche Gottes. Ich bin mir sicher, ich habe lange darüber gebetet und daran gearbeitet. Ich glaube, so formulieren zu können.“
Und genauso gilt das für Wort und Tat. Es gibt auch die Tatgaben, für die Leute, die nicht gerne vorne stehen. Dort heißt es: „Wenn jemand dient, so sei es aus der Kraft, die Gott darreicht.“
Wenn du also ein Dienertyp bist, der sich gerne einsetzt, dann darfst du wissen: Die Grenze deiner Gabe wird nicht durch deine eigene Kraft definiert, sondern durch die Kraft, die Gott dir gibt. Du darfst gerne auch mal über deine Grenzen hinausgehen, träumen und überlegen, ob du etwas wagst. Denn in dir wirkt Gott mit deiner Gabe.
Denk nicht zu klein von dir, wenn du so eine Dienstgabe hast.
Und bei alledem folgt der Schluss mit einem Lobpreis: Damit in allem, egal ob geredet oder gedient wird, Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit gehören. Amen.
Lobpreis als Ziel allen Dienstes
Und bei alledem soll der Schluss ein Lobpreis sein.
Damit also in allem, egal ob gesprochen oder gedient wird, in allem, wenn wir gastfreundlich sind, einander lieben und beten, Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus.
Ihm gebührt die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen.
