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Herzlich und eine erstaunliche Erkenntnis

Gott hat den Überblick, Teil 6/7
13.06.2015

Herzlich und eine erstaunliche Erkenntnis

1.Mose 45 Reihe: Gott hat den Überblick! (6/7)

Einleitende Gedanken

Bei 50'000 Franken hört jede Bruderliebe auf. Ist das so? Schulden können tatsächlich Menschen auseinander bringen – selbst Geschwister. Aber wenn sich Geschwister aus irgendwelchen Gründen zerstritten haben, gibt es Wege, wie man wieder zusammen finden könnte. Ein Beispiel dafür ist Josef, den seine Brüder nicht nur um Geld betrogen hatten, sondern sie wollten ihn töten. Heute werden wir uns mit der eindrücklichen Versöhnungsgeschichte dieser Familie beschäftigen.

Einsicht, die von Weisheit zeugt

Die Brüder Josefs waren total am Boden zerstört. Sie meinten, sie müssten ohne Benjamin zu ihrem Vater zurückkehren und sie wussten, das würde ihrem Vater das Herz brechen. So flehte Juda, der damals Wortführer war, als sie Josef töten wollten, um das Leben Benjamins: „Erlaube mir, Herr, dass ich anstelle des Jungen hier bleibe und dein Sklave werde. Ihn aber lass mit den anderen heimkehren!“ Gen.44,33. Wie hatte sich dieser Juda verändert! Er war bereit, für seinen kleinen Bruder sein Leben zu geben. Er wollt sich für Benjamin und seinen Vater opfern. So erkannte Josef, wie stark sich seine Brüder verändert hatten. Nun konnte sich Josef nicht länger beherrschen. Alle Bediensteten mussten den Raum verlassen. Als er mit seinen Brüdern allein war, gab er sich ihnen zu erkennen. „Josef brach in Tränen aus. Er weinte so laut, dass die Ägypter es hörten, und bald wusste der ganze Hof des Pharaos davon.“ Gen.45,2. In diesem Moment vermischte sich sein Schmerz der jahrelangen Trennung mit seiner Freude über sein gefundenes Glück, dass er seine Familie wieder gefunden hatte. Seine Brüder standen fassungslos da. Sie konnten nicht begreifen, was hier vor sich ging. Schluchzend rief Josef: „Ich bin Josef!“ Gen.45,3. Und er fragte sie, ob sein Vater noch leben würde. „Die Brüder brachten kein Wort heraus, so fassungslos waren sie.“ Gen.45,3. Josef bat sie näher zu ihm zu kommen und als sie nahe bei ihm standen sagte er nochmals: „Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt!“ Gen.45,4. Schade, dass wir nichts darüber hören, welche Gedanken in den Köpfen der Brüder hin- und herjagten. Bestimmt fragten sie sich, was jetzt geschehen würde. Würde sich Josef an ihnen rächen? Doch Josef beschwichtigte sofort: „Erschreckt nicht und macht euch keine Vorwürfe deswegen. Gott hat mich vor euch her nach Ägypten gesandt, um Leben zu erhalten.“ Gen.45,5. Die Hungersnot würde noch fünf Jahre andauern und das würde ihr Leben bedrohen. Deshalb hätte ihn Gott nach Ägypten gebracht. „Gott hat mich vorausgeschickt. Es ist sein Plan, euch und eure Nachkommen überleben zu lassen zur grossen Errettung.“ Gen.45,7. Von welcher grossen Errettung spricht Josef hier? Ob er sich dessen bis ins Detail bewusst war oder nicht, das wissen wir nicht. Doch eines scheint klar zu sein: Josef spricht von der grossen Errettung – von der grössten Rettungsaktion der Menschheitsgeschichte. Er spricht von der Rettung durch Jesus Christus. Josef kannte das Versprechen, dass Gott Abraham machte. Dieses Versprechen erneuerte Gott gegenüber Isaak und später auch gegenüber seinem Vater Jakob. Es ist das Versprechen des Nachkommens, durch den alle Menschen gerettet werden können. Paulus schrieb darüber im Brief an die Christen in Galatien: Genauso verhält es sich mit dem Versprechen, das Abraham und seiner Nachkommenschaft gemacht wurde. Übrigens sagt Gott nicht: „… und deinen Nachkommen“ – als würde es sich um eine grosse Zahl handeln. Vielmehr ist nur von einem Einzigen die Rede: „deinem Nachkommen“, und dieser Eine ist Christus. Gal.3,16. Wären die Brüder Josefs in dieser Hungersnot gestorben, dann hätte Gott sein Versprechen nicht erfüllen können. Es gäbe für keinen Menschen Rettung. Wir würden alle ohne Hoffnung sterben und für Zeit und Ewigkeit verloren sein. Doch Gott hatte die Familie Jakobs überleben lassen, weil er die grosse Errettung herbeiführen wollte und das war nur mit der Familie Jakobs möglich, denn sonst hätte er sein Versprechen nicht erfüllen können. Er verband sein Verspreche mit der Familie Jakobs. Aus den Nachkommen Jakobs musste dieser eine Nachkomme, Jesus Christus, hervorgehen. So hat die Josefsgeschichte mehr mit deinem Leben zu tun, als du das vielleicht angenommen hattest. Weil Gott diese Familie vor der Hungersnot bewahrte, kannst du heute durch den Glauben an Jesus gerettet werden. Durch den Glauben an Jesus kannst du deine Schuld vor Gott loswerden. Paulus erklärte das den Christen in Korinth folgendermassen: „In der Person von Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet; und uns hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden. Deshalb treten wir im Auftrag von Christus als seine Gesandten auf; Gott selbst ist es, der die Menschen durch uns zur Umkehr ruft. Wir bitten im Namen von Christus: Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet!“ 2.Kor.5,19-20. Hast du diese Versöhnung angenommen? Etwas Wichtigeres kannst du in deinem Leben gar nicht tun! Josef verstand, dass es sich hier um die Heilsgeschichte Gottes handelt. Er sah die grossen Zusammenhänge und konnte deshalb seinen Brüdern sagen: „Nicht ihr habt mich hierher gebracht, sondern Gott. Er hat es so gefügt, dass ich die rechte Hand des Pharaos geworden bin und sein ganzer Hof und ganz Ägypten mir unterstellt ist.“ Gen.45,8. Josef fügte sich in den Rettungsplan Gottes, selbst wenn das für ihn schmerzhaft war. Er war bereit, für ein höheres Ziel persönliche Opfer zu bringen. Genauso wie Jesus bereit war, für uns ein grosses und schmerzhaftes Opfer zu ertragen und zwar opferte er sich selbst für dich und für mich. „Jesus erniedrigte sich noch mehr: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz wie ein Verbrecher.“ Phil.2,8. Jesus war bereit diesen Weg zu gehen, weil er unser Problem der Sünde lösen wollte. Jesus wollte, dass wir mit Gott Frieden schliessen können und der Weg in den Himmel geöffnet wird. „Jesus, der unsere Sünden an seinem eigenen Leib ans Kreuz hinaufgetragen hat, sodass wir jetzt den Sünden gegenüber gestorben sind und für das leben können, was vor Gott richtig ist. Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt. Ihr wart umhergeirrt wie Schafe, die sich verlaufen haben; doch jetzt seid ihr zu dem zurückgekehrt, der als euer Hirte und Beschützer über euch wacht.“ 1.Petr.2,24-25. Josef hatte einen Weitblick, der von grosser Weisheit zeugt.

Versöhnung, die von Herzen kommt

Nun, die Brüder waren immer noch sprachlos. Josef fordert sie auf, möglichst schnell ihren Vater zu holen. „Ihr müsst meinem Vater alles erzählen, was ihr hier gesehen habt. Sagt ihm, was für eine Stellung ich hier in Ägypten habe. Bringt ihn hierher, so schnell es geht!“ Gen.45,13. Josef fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und sie weinten beide. Er küsste alle seine Brüder und weinte an ihrer Brust. Was für eine herzzerreisende Szene! Endlich fanden die Brüder ihre Sprache wieder! „Erst jetzt fanden die Brüder die Sprache wieder und sie redeten mit Josef.“ Gen.45,15. Josef machte seinen Brüdern keinen einzigen Vorwurf. Er verlangte von ihnen keine Demütigungen, keine Schuldeingeständnisse. Er wollte sich nicht rächen. Vielmehr wollte er seine Familie bei sich haben. Das ist Versöhnung, die von Herzen kommt. Wir meinen manchmal, Versöhnung sei schon geschehen, wenn wir den anderen in Ruhe lassen. Echte Versöhnung geschieht aber dort, wo die Gemeinschaft wieder hergestellt wird. Paulus schrieb den Korinthern in einem Fall, in dem sich ein Christ massiv gegenüber den anderen Christen verschuldete. Der Übeltäter wurde von den Christen betraft. Wie diese Bestrafung aussah wissen wir nicht, doch Paulus meinte: „Die Strafe ist schwer genug, die die grosse Mehrheit von euch über den Betreffenden verhängt hat.“ 2.Kor.2,6. Paulus fand, dass die Strafe jetzt beendet werden sollte. Sie sollen es mit dieser Strafe nicht übertreiben. Er forderte sie eindringlich auf: „Lasst es dabei bewenden! Vergebt ihm jetzt vielmehr und macht ihm wieder Mut. Sonst könnten Schmerz und Trauer ihn am Ende noch völlig überwältigen. Ich bitte euch also eindringlich, ihm ganz bewusst wieder eure Liebe zu erweisen.“ 2.Kor.2,7-8. Paulus meinte, wenn sie ihm vergeben würden, würde er das auch tun, falls es von seiner Seite überhaupt etwas zu vergeben gäbe. Und er schloss diesen Gedanken mit einer sehr interessanten Bemerkung: „Denn wir wollen dem Satan nicht in die Falle gehen. Schliesslich wissen wir genau, was seine Absichten sind!“ 2.Kor.2,11. Wir wissen genau was Satans Absicht ist! Wissen wir das? Der Widersacher will die Gemeinde Gottes zerstören. Er freut sich, wenn Christen streiten und wenn die Gemeinde Jesu in Verruf kommt. Paulus zeigte sich sehr entrüstet, als er vernahm, dass Christen vor öffentlichen Gerichten stritten. Paulus war empört, weil dadurch das Evangelium in Verruf gebracht wurde. So dienen Christen dem Satan. Paulus meinte: „Dass ihr überhaupt gegeneinander vor Gericht zieht, ist schon eine Niederlage für euch alle. Warum seid ihr nicht bereit, euch Unrecht zufügen zu lassen? Warum könnt ihr es nicht ertragen, wenn jemand sich auf eure Kosten bereichert?“ 1.Kor.6,7. Ein schwieriger Gedanke für uns, denn wir tun uns sehr schwer damit, wenn uns Unrecht geschieht. Wir sind es uns gewohnt, uns für unsere Rechte zu wehren. Schlussendlich ist uns egal, ob der andere Christ ist oder nicht. Wir wollen unser Recht einfordern. Josef wollte sein Recht auf Rache nicht einfordern. Er war zu einer tiefgreifenden Versöhnung bereit. Er wollte auch nicht, dass seine Brüder erklären mussten, warum sie das genau getan hatten. Was hätte das gebracht? Josef wollte dem Teufel keine Gelegenheit geben zu zerstören, was Gott getan hatte. Die Brüder machten sich auf den Weg und Josef gab ihnen noch einen brüderlichen Rat mit auf den Weg: „Streitet euch nicht unterwegs!“ Gen.45,24. Wir sehen, das war nicht einfach eine heile Welt. Nach dem Motto: Jetzt ist alles in Ordnung und es wird keine Spannungen mehr geben. Biblische Geschichten sind eben keine Märchen, sondern wahre Begebenheit mit echten Menschen. So kamen sie zu ihrem Vater und erklärten ihm, dass Josef noch lebt. Das war für sie bestimmt nicht ganz einfach, denn so kam ans Licht, dass sie Josef verkauft und ihren Vater über Jahre belogen hatten. Doch Jakob konnte nicht glauben, was er hörte – sein Herz blieb kalt. „Sie erzählten ausführlich, wie es ihnen ergangen war und was Josef ihnen aufgetragen hatte. Sie zeigten ihm auch die Wagen, die er für ihn mitgeschickt hatte. Da endlich kam Leben in Jakob.“ Gen.45,27. Nun wollte Jakob sofort zu Josef, denn er wollte ihn noch sehen, bevor er sterben würde. So zogen sie mit der ganzen Familie, das waren immerhin siebzig Leuten, nach Ägypten. Als Josef mitgeteilt wurde, dass seine Verwandtschaft bald in Goschen eintreffen würde, fuhr er ihnen entgegen. „Als Jakob Josef sah, schloss er ihn in die Arme und weinte lange.“ Gen.46,29. Und er sagte zu Josef: „Jetzt sterbe ich gern. Ich habe dich wiedergesehen und weiss, dass du noch am Leben bist.“ Gen.46,30. Nun ist die Familie wieder vollständig. Trotz der schwierigen Vergangenheit war Versöhnung möglich geworden. Josef hatte seine Brüder nicht nur geduldet, sondern er hatte sich mit ihnen von Herzen versöhnt. Hier, meine ich, würde das Wort aus dem Neuen Testament gut passen, mit dem viele Mühe haben, weil sie nicht recht wissen, wie man das verstehen sollte. „Bringt einander vor allem eine tiefe und herzliche Liebe entgegen, denn die Liebe deckt viele Sünden zu.“ 1.Petr.4,8. Die Liebe stochert nicht in den Wunden herum, sondern sie ist zur Versöhnung bereit.

Schlussgedanke

Es ist erstaunlich, wie sich Josef bedingungslos mit seinen Brüdern versöhnte. Er konzentrierte sich eben nicht darauf, was ihm seine Brüder angetan hatten, sondern er freute sich über das, was Gott daraus gemacht hatte. Deshalb konnte er seinen Brüdern von Herzen vergeben. Josef hatte begriffen, dass der Glaube Opfer und Leiden mit sich bringen kann. Doch wer Gott vertraut, weiss, dass Gott den Überblick nie verlieren wird. Hier sehen wir die Schaltzentrale eines Atomkraftwerks. Vermutlich wären die meisten von uns völlig überfordert, wenn wir hier arbeiten müssten. Wir wüssten weder auf was wir zu achten hätten, noch welche Knöpfe und Hebel wir wann bedienen müssten. So hilflos stehen wir manchmal unserem Leben gegenüber. Wir können nicht verstehen, was sich in unserem Leben ereignet und wir können selber – so scheint es uns – nichts beeinflussen. Aber eines wissen wir: Gott sitzt in der Zentrale und er hat nicht nur den Überblick über mein Leben, sondern er hat den Überblick über die ganze Geschichte. Er weiss auch genau wann und wie er in die Geschichte eingriffen will und er weiss genau welche Schalter und Hebel er bedienen muss. Gott macht keine Fehler! Lernen wir es von Josef, dass wir Gott in jeder Situation vertrauen können, ob wir verstehen was geschieht oder nicht. Vertrauen wir Gott, wie wir in den Sprüchen dazu ermutigt werden: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn! Denk an ihn bei allem, was du tust; er wird dir den richtigen Weg zeigen.“ Spr.3,5-6. Vielleicht hat dir Gott heute Morgen gezeigt, dass du dich mit jemandem versöhnen solltest. Dann vertraue ihm und tue es. Denke an den Schlussgedanken des Anspiels: „Bist du entzweit, versöhne dich und lass verrinnen nicht die Frist. Der Tag, der ungenutzt entwich. Wer weiss, ob's nicht dein letzter ist.“