Ich möchte mich zunächst für die Einladung bedanken. Es ist für meine Frau und mich immer wieder schön, in der Metropole zu sein. Für uns, wir Schwaben verraten uns ja durch die Sprache, ist es ein besonderes Erlebnis, dort im Zentrum zu sein – ganz besonders schön in der Liebe ihrer Gemeinde.
Das erste Wort, das wir gestern mit einem Berliner gesprochen haben, war eine Klage. Er sagte, das sei ja furchtbar: Man komme in unserer Gesellschaft gar nicht mehr zurecht, weil überall so viel gelogen werde.
Gerade in dieser Woche ist der neue Bestseller von Peter Haneweg mit dem Titel „Mogelpackungen“ erschienen. Die dritte Auflage war schon ausverkauft. Uns interessiert, was eigentlich wahr ist und worauf man sich verlassen kann.
Wir waren überrascht, dass der ICE gestern fast pünktlich kam. Also: Worauf kann man sich denn überhaupt noch verlassen? Was ist absolut gültig?
Da möchte ich Ihnen, weil ich ein alter Mann bin, eine Lebenserfahrung mitteilen: Das Einzige, worauf Sie sich absolut verlassen können, ist Jesus Christus und sein Wort. Und das ist so wichtig.
Begegnung mit Wahrheit und Verlässlichkeit
Wir haben vorhin zum Eingang dieses Lied einer Berlinerin gesungen, Generalstochter. Der Vater war plötzlich gestorben. Sie war eine schüchterne Frau, bis ihr ein Missionar, der bekannte Chinamissionar Hudson Taylor, sagte, dass wir mütterliche Frauen bräuchten.
Dann begann sie zu wirken. Plötzlich hatte sie Ideen. Sie richtete eine Polizistenbibelstunde bei Bulle in der Molkerei ein. Viel Segen ging davon aus. Außerdem hat sie wunderbare Lieder gedichtet.
Was wären wir ohne die Lieder der Frauen? „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl“, heißt es in einem ihrer Lieder. Und wie sie sagt: Wir haben alles in den Herrn Jesus geschwitzt.
Darum möchte ich ein Wort von Jesus lesen.
Die enge Pforte und der wahre Weg
Matthäus 7, am Ende der Bergpredigt, beginnt ab Vers 13 mit der Aufforderung: "Geht hinein durch die enge Pforte." Denn die Pforte ist weit und der Weg breit, der zur Verdammnis führt. Es gibt eine Verdammnis bereits in dieser Welt, aber auch eine ewige Verdammnis. Jesus spricht davon, und viele sind es, die auf den breiten Weg hineingehen.
Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt! Nur wenige sind es, die ihn finden.
Seid wachsam vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen. Das nenne ich einen Trick: Sie sind kostümiert, äußerlich wie ein Schaf, ganz lammfromm. Innerlich aber sind sie reisende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Kann man Trauben von Dornen lesen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein fauler Baum kann keine guten Früchte hervorbringen.
Es ist beeindruckend, wie Jesus uns in so einfachen Bildgleichnissen die Wahrheit so deutlich macht.
Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum sollt ihr sie an ihren Früchten erkennen.
Nicht alle, die zu mir sagen: "Herr, Herr", werden in das Himmelreich kommen, sondern nur die, die den Willen meines Vaters im Himmel tun.
Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: "Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan?"
Dann werde ich ihnen bekennen: "Ich habe euch nie gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!"
Der Fels und der Sand als Lebensgrundlage
Darum gleicht jeder, der diese meine Rede hört und sie befolgt, einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat. Als dann ein Platzregen fiel, die Wasser kamen und die Winde wehten und gegen das Haus stießen, fiel es nicht ein, denn es war auf Fels gegründet.
Wer aber diese meine Rede hört und sie nicht befolgt, gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als dann ein Platzregen fiel, die Wasser kamen und die Winde wehten und gegen das Haus stießen, fiel es ein, und sein Fall war groß.
Viele Menschen, mit denen wir zusammenkommen, leben sehr gleichgültig. Sie kümmern sich nicht viel um Jesus und sein Wort. Sie sagen oft, es gebe viele verschiedene religiöse Ansichten. Doch ich habe immer wieder beobachtet, dass auch Menschen, die ganz ablehnend waren – manche würden sie sogar als Atheisten bezeichnen – die Bergpredigt sehr gelobt haben. Sie sagen: „Die Bergpredigt ist der wichtigste Teil im ganzen Neuen Testament.“
Sie meinen: „Ich will sonst nicht viel vom Glauben wissen, aber die Bergpredigt schätze ich sehr.“ Ich könnte Ihnen prominente Namen nennen, von deutschen Politikern, Schauspielern und Menschen, die in der Gesellschaft geachtet sind. Erwähnen möchte ich nur Gandhi, den großen indischen Führer, der sehr hoch von der Bergpredigt gesprochen hat.
Aber haben diese Menschen die Bergpredigt überhaupt gelesen? Dort steht nämlich das Allerschlimmste, was man sich denken kann – das Schlimmste im ganzen Neuen Testament.
Jesus, der ja sprichwörtlich bekannt ist für seine Liebe zu den Menschen, sagt dort: „Ich kenne euch nicht, ihr Übeltäter.“ Er spricht dies zu Menschen, die fromm waren, sogar sehr fromm. Diese Menschen hatten in großer Begeisterung Jesus in einer Art Doppelung mit „Herr, Herr“ angerufen.
Sie waren voller Schwärmerei und Begeisterung. Das ist für uns, die wir bibeltreue Menschen sein wollen und Jesus dienen möchten, ganz besonders wichtig. Wir wollen ihm gefallen.
Und was sagt Jesus weiter über jene, die er Übeltäter nennt – schlimme Genossen, Täuscher, Blender und Verfälscher? Das sind Menschen, die geweissagt haben. Sie haben das Bibelwort konkret auf die Situation von Menschen bezogen. Weissagung, so sagt Paulus einmal, ermahnt, bessert, tröstet und belehrt. Solche Menschen haben wunderbar im Auftrag von Jesus gewirkt.
Doch diese Übeltäter meinten, göttliche Eingebungen zu haben. An jenem Tag aber, wenn Jesus wiederkommt und Gericht hält, ist die Tür für sie verschlossen. Das ist sehr dramatisch. Eigentlich müsste man in allen christlichen Versammlungen ständig darüber reden.
Wenn schon die Bergpredigt so wichtig ist, dann warnt sie davor, sich täuschen zu lassen. Manche Menschen stellen sich äußerlich als fromme Lämmer dar, sind innerlich aber reißende Wölfe, die nur zerstören und zerbrechen.
Erstaunlich ist, dass manche von denen, die draußen vor der Tür stehen, sagen: „Wir haben doch im Namen von Jesus Wunder getan.“ Sie meinen, übernatürliche Wunder gewirkt zu haben. Doch Jesus sagt: „Ich kenne euch nicht, ich kenne euch nicht. Weicht von mir, ihr Übeltäter!“
Woran wird klar, dass sie Übeltäter sind? Wenn keine Frucht im Leben sichtbar wird, wenn Schein und Wirklichkeit so krass auseinanderfallen.
Ganz ähnlich lesen wir es beim Apostel Paulus, wenn er von der Liebe spricht. Er sagt, man kann viele große Werke tun, sein ganzes Leben im Dienst an den Armen opfern, sozial leben und ein großer Wohltäter der Menschheit sein. Aber wenn die Liebe zu Jesus fehlt, ist alles umsonst und leer.
Glaube und Gehorsam als Lebensprinzip
Und worauf legt Jesus den Schwerpunkt? Was ist wirklich wichtig? Auf das Tun!
Wir sprechen ja oft gern vom Glauben, aber Sie wissen, wie der Glaube so gern im Gefühl stecken bleibt. Fromme Gefühle, erhebende Reden, die Freude an Jesus, wir singen Lieder und jubilieren. Doch Jesus fragt in der Bergpredigt unerbittlich nach dem Tun. Wie steht es um den Gehorsam? Wie lebt man? Wie sehen die Taten aus?
Übrigens ist das nicht erst in der Bergpredigt so, sondern das war schon im Alten Testament der Fall. Als der König Saul, der erste König Israels, ein Opfer darbringen wollte und Gott eine fromme Tat tun wollte, kam der Prophet Samuel zu ihm und sagte: Lass das! Gott will nicht dein Opfer als das, was du ihm schenkst. Er will Gehorsam.
Erster Samuel 15 macht deutlich, dass Gott Gehorsam will. Ungehorsam ist so schlimm wie Zauberei oder Kult mit fremden Götzendiensten. Der Ungehorsam ist furchtbar in unserem Leben, weil wir oft so tun, als ob Gott in seiner Güte das übersehen würde. Als ob er es nicht so wörtlich nehmen würde, wie wir es gern hätten. Dabei ist es Abgötterei und Götzendienst – Ungehorsam eben.
Es ist also bedeutsam, dass Dietrich Bonhoeffer in seiner unvergesslichen Auslegung der Bergpredigt das auf den Punkt bringt: Der Glaubende gehorcht, und nur der Gehorsame glaubt. Eine tolle Formulierung von Bonhoeffer.
Wenn du glaubst, geht es immer um Gehorsam. Es geht nicht um Gedanken oder Vermutungen. Darum hat Bonhoeffer ja so gegen diese billige Gnade gekämpft, die wie eine Schleuderware angeboten wird. Diese Gnade ist gar nicht ernst gemeint, verändert das Leben nicht wirklich.
Wenn wir Jesus wirklich dienen wollen, dann muss das eine Veränderung unseres Lebens bedeuten.
Nachfolge statt bloßes Annehmen
Es handelt sich um ein Buch eines Amerikaners, Alvin Tozer, der davon spricht, dass wir oft so tun, als wollten wir Jesus annehmen. Dabei verschweigen wir, dass es eigentlich um Nachfolge geht. Es geht nicht nur darum, Jesus anzunehmen, so wie wir es akzeptieren, ob es eine Große Koalition gibt oder nicht. Es geht nicht ums bloße Annehmen, sondern ums Nachfolgen.
Das hat eine Konsequenz für unser ganzes Leben. Gerade am Gehorsam merken wir oft, wie die ganze Not unseres Lebens zum Vorschein kommt. Niemand hier ist völlig gehorsam; jeder bricht täglich vielfach Gottes Gebote. Besonders die Bergpredigt zeigt uns das deutlich. Wenn du deinen Bruder hasst, bist du ein Totschläger. Wer eine Frau begehrlich ansieht, hat bereits Ehebruch begangen.
Ich verstehe nicht, wie man die Bergpredigt oberflächlich lesen kann, wo Jesus sie so wörtlich nimmt. Es geht nicht nur um äußeren Gehorsam, sondern um Gehorsam bis in das Innerste unseres Herzens. Wer kann da vor Jesus bestehen?
Es ist beeindruckend, wie Jesus mit wunderbaren, bildhaften Ausdrücken verdeutlicht, dass man von Dornen keine Ernte erwarten kann. Auch von Disteln wachsen keine essbaren Früchte. Wie soll in unserem Leben, das voller Dornen und Disteln, Sünde und Ungehorsam ist, überhaupt Frucht reifen können?
Deshalb ist es so wichtig, dass die Bergpredigt uns genau an diesen Punkt führt.
Die Grenzen der Willenskraft und die Macht der Gnade
Wie gibt es denn eine Erneuerung? Sicher ist es in unserem Leben oft der Gedanke gewesen: Ich möchte das mit meinem Willen schaffen, mit meiner Willenskraft möchte ich es tun. Wie oft haben Sie schon mit Ihrer Willenskraft gekämpft? Viele von uns wissen, dass das bis zu tränenreichen Nächten geführt hat. Wir wollten mit der Sünde brechen, wir wollten von bösen Wegen abkommen, und doch haben wir es nicht geschafft.
Ich denke an viele junge Leute, die es in der Korrespondenz oder im Internet sagen: „Ich möchte doch loslassen, diese schmutzigen Dinge, die mein Denken beherrschen. Aber ich falle immer wieder zurück und kann mich nicht losreißen. Ich möchte doch Jesus dienen. Warum lässt er mich immer wieder in diesen ganzen Abgründen?“
Immanuel Kant hat einmal gesagt: Es gibt überhaupt nichts in der Welt, das uneingeschränkt für gut gehalten wird, außer einem guten Willen. Aber wo ist denn der Wille so stark, dass er mein Leben verändern kann – mein Fleisch, meine natürlichen Angewohnheiten, meine Lebensart?
Es ist so wunderbar, dass Jesus wirklich als der Sohn Gottes und Erlöser in unser Leben tritt. Er ist der größte Befreier, der sagt: Nicht in deiner Umwelt liegen die Probleme, nicht in der Gesellschaft, über die wir dauernd reden, was heute alles schiefläuft, sondern in dir, in deinem eigenen Herzen.
Jesus hat so unerschrocken von der Macht des Satanischen gesprochen, die in jedem Herzen wohnt. Das ist der tiefe Fall von uns, die wir einst Gottes Geschöpfe sind – wunderbare Gottesgeschöpfe. Ich habe 24 prächtige Enkel, aber in jedem steckt seit der Geburt diese Macht des Satanischen, und sie bricht immer wieder in ganz verschiedener Form aus.
Wie soll das gut werden, wenn es mit der Willenskraft nicht geht? Ich liebe diese Lieder sehr, auch wenn sie heute nicht mehr oft gesungen werden. Das ist ein großer Fehler, denn heute wird in den Kirchen so wenig von der Sünde gesprochen. Dabei ist das größte Problem eines jeden Menschen, der heute lebt, die Macht der Sünde in unserem Leben. Sie reißt uns mit, zwingt uns bis in unsere Gedanken und unser Tun hinein. Wir sind gefallene Menschen, und ich kann mich mit meiner Willenskraft nicht befreien.
Wie lange habe ich mühsam gerungen, gelitten unter Sünde und Schmerz. Doch als ich mich Jesus überließ, da strömte sein Frieden in mein Herz. Nicht ich, sondern nur er, Jesus, muss in meinem Herzen, in der Tiefe meines Herzens, Wohnung nehmen und dort regieren und mein Herr sein.
Das muss ich jeden Tag neu ergreifen. Ich kann das immer nur wieder tun. In großer Beugung darf ich wiederkommen mit der alten Schuld: „Hast du nicht endlich die Geduld mit mir verloren?“ Alle singen meine Lieder, alle fromme Begeisterung kann doch nicht den Schaden meines Herzens heilen, der ganz tief drin sitzt, wo ich mich beugen muss.
Darum ist es so wunderbar, dass es dies gibt: Jesus ist in die Welt gekommen, damit wir von ihm Gnade nehmen – nur Gnade. Keine Appelle, nur Gnade.
Jesus als Wohnung in unserem Leben
Ich muss heute in dein Haus einkehren, sagt er zu einem Menschen, der in dunklen Finanzgeschäften verwickelt war. Ich muss bei dir einkehren.
Das ganze Singen und Beten hat keinen Sinn, wenn es nicht zu diesem Entschluss kommt: Jesus, du musst in meinem Leben einen neuen Grund schaffen. Sonst bin ich im Sumpf verloren – verloren meines eigenen Lebens, meiner Sünde, meiner Gedanken, meiner Triebe und all dessen, was in mir ist.
Es ist so schön, dass Jesus in der Bergpredigt klargestellt hat, dass er die Gesetzesordnungen nicht auflöst. Heute ist in unserer Gesellschaft vieles verbreitet, was dazu führt, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, was eigentlich Ehe ist, was Trauung bedeutet, was Wahrheit und was Lüge ist. Alles wird auf den Kopf gestellt.
Aber Gott sei Dank ändern sich die Ordnungen Gottes nicht. Wir wissen, was gut ist und was der Herr von uns fordert. Das weiß jeder, und jeder ahnt es auch. Er kann es leugnen, aber in seinem Herzen, in seinem Gewissen – wenn er noch eine Spur von Gewissen hat – weiß er, was Recht ist, was Liebe ist, was Wahrheit ist, was er dem Nächsten schuldig ist und was er Gott schuldig ist. Jeder weiß, was Reinheit ist, jeder weiß, was Sünde ist.
Darum ist das so groß. Wie kann es zu einer Veränderung kommen, sodass das Gesetz erfüllt wird? Jesus sagt, es geht noch besser als bei den Eifrigen des Gesetzes, bei den Pharisäern. Diese haben sich ganz dem Gesetz unterworfen und immer wieder gesagt: Wir wollen ganz, ganz gute Christen sein, ganz fromme Leute.
Es geht nur, wenn Jesus die Mitte meines Lebens ist. Das ist ganz wunderbar, dass überall im Evangelium von diesem großen Wunder gesprochen wird. Kein Mensch wird davon ausgespart – bis hin zu den ganz tief Gefallenen, deren Leben zerstört und verwüstet war, die gefangen waren.
Jesus hat gesagt, dass das bei der Sünde schrecklich ist: Es ist nicht bloß eine Einzeltat, sondern eine Großmacht, die uns knechtet und mit Ketten bindet. Nur wenn der Sohn Gottes frei macht, wenn Gott dieses Wunder vollbringt, uns von den satanischen Bindungen unseres Lebens zu befreien, dann kann Neues geschehen.
Dann sagt Jesus die herrlichen Worte in der Bergpredigt: Selig sind die Barmherzigen, selig sind die mit reinem Herzen. Wer sind denn die, die nicht aufbegehren, wenn ihnen Unrecht widerfährt? Das kann nur Jesus. Es hat noch nie einen Menschen gegeben, der das konnte.
Aber Jesus will in unserem Herzen Wohnung machen. Es ist gut, dass Jesus so klar gesprochen hat und seine Worte so eindeutig sind. Er redet von der engen Türe. Man muss sie nicht hindurchzwingen, aber es ist eine Tür, die oft übersehen wird.
Viele Christen haben diese Tür noch gar nicht entdeckt. Sie sind äußerlich Christen, haben aber nicht erkannt, dass die persönliche Lebensbeziehung zum lebendigen Gottessohn Jesus Christus das Wunderbare ist. Sie dürfen das finden: dass Jesus in ihr Leben einkehrt und bei ihnen Wohnung machen will.
Was bei Menschen unmöglich ist – nämlich, dass ein Mensch sich ändern kann – das kann Jesus bewirken. In unserer Gesellschaft hofft man oft, dass schwer verurteilte Triebtäter resozialisiert werden. Doch wie kann man Menschen wirklich resozialisieren? Indem Jesus Christus Herr unseres Lebens wird.
Was bei Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich. Das ist das Wunderbarste in der Christengeschichte. Dort, wo Menschen wirklich in der Kraft von Christus gelebt haben, dürfen wir das in unserem eigenen Leben immer wieder neu erbitten und suchen: dass er in unserem Leben Wohnung macht.
Das ist etwas, was wir nicht mit frommer Verkrampfung erreichen können. Heute setzt man viel auf Rituale, Formen und Ideen, was man alles machen kann. Man sucht mystische Erfahrungen, um in die unbewusste Welt einzudringen. Aber das verändert einen nicht wirklich.
Kaum geht man zur Tür hinaus, ist die alte Not wieder da. Das zerstört unsere Ehen, unsere Familien und macht uns unausstehlich. Unter anderem, weil wir unsere alte Art in uns tragen.
Ist es überhaupt möglich, dass Jesus stärker sein kann als meine alte Art? Er hat meine alte Sündenart, das Satanische meines Wesens, auf sich genommen – auf seinem Passions- und Leidensweg.
Das Ganze hat Jesus bei seiner Kreuzigung getragen: die Schuld der weltlichen Tiefe meiner Verlorenheit, die Todesmacht und mein Sterben. Der Tod ist der Sündesold, und Jesus hat es getragen, damit wir Frieden haben und frei werden.
Er hat es dem einen, der neben ihm hing, dem Tschecher, gleich zugesprochen: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ So in einem Nu kann er das aus Gnade tun – ganz unverdient, gar nicht selbst errungen.
Noch sterbend am Kreuz brachte Jesus über seine Lippen: „Vater, vergib ihnen!“
Die Bedeutung der persönlichen Beziehung zu Jesus
Das größte Problem eines jeden Menschen ist, dass er von der Herrlichkeit Gottes ausgeschlossen bleibt. Er kann an der Tür rütteln und sagen: „Herr Jesus, ich war doch Konsistorialpräsident, ich habe große Opfer für dich gebracht und mein Leben für dich eingesetzt. Ich war dreißig Jahre im Missionsdienst in Afrika.“ Doch dann hört er die Antwort: „Ich kenne dich nicht.“
Gott kennt uns nur, wenn wir ihn als Erlöser und Heiland erkennen, der uns frei gemacht hat. Das ist etwas ganz Wunderbares. Es geschieht nicht nur in der ersten Stunde, wenn man den Schritt durch die enge Pforte tut und sagt: „Herr, ich möchte dich in mein Leben aufnehmen. Du sollst Wohnung haben.“
Das Ziel ist, dass Christus durch Glauben und Liebe in unseren Herzen wohnt. Christus soll in uns Wohnung machen und dort bleiben bis ins hohe Alter. Das ist besonders wichtig, denn es ist eine Tragödie, gerade für uns Ältere. Wenn wir pflegebedürftig werden, sagen die Krankenschwestern oft, wie unausstehlich selbst fromme ältere Menschen sein können. Dann zeigt sich der alte Mensch, der alte Adam, noch einmal deutlich.
Wir beten: „Herr Jesus, mach mich dir ähnlich und werde in meinem Leben immer stärker.“ Ich bin kein guter Baum. Auch das Wort vom guten Christen kann ich nicht hören, nicht einmal vom starken Glaubenden, denn ich weiß: Ich bin kein guter Christ. Das weiß ich bis zu meinem Lebensende.
Ich kenne die Macht der Versuchung, die satanisch ist, die Erbanlagen, die Gene und mein Wesen, die so tief greifen. Doch ich weiß, dass Jesus gekommen ist, um Sünder selig zu machen. Das brauche ich bis zu meiner Todesstunde. Ich brauche den Heiland, der mich hält. Er ist der einzige feste Boden, auf dem ich stehen kann.
Es ist wunderbar, dass Jesus von einem Felsen spricht – einem Felsen, auf dem man sein Lebenshaus bauen kann.
Zeugnisse von Glauben und Erneuerung
Und so etwas ganz Merkwürdiges, wenn man wirklich Biografien von Menschen betrachtet, in denen Jesus Neues gewirkt hat. Es waren oft sehr, sehr schwache Menschen.
Ich war noch am Freitag in der Buchhandlung in Bad Cannstatt und wollte ein Buch kaufen. Im Spiegel erschien ein Interview mit dem Spiegel-Redakteur für Mosebach. Er hat über die 21 koptischen Märtyrer geschrieben. Ich habe Ihnen das schon einmal in einem Gottesdienst erzählt. Diese Menschen wurden von ISIS-Terroristen in Libyen am Strand in orangen Gewändern enthauptet.
Inzwischen ist ein Buch im Rohwild Verlag erschienen, ausgerechnet in diesem Verlag. Es umfasst 270 Seiten und enthält die Biografien dieser Leute. Ich kenne elf von ihnen. Sie sind in den Kinderheimen von Maggie Gobran in den Müllvierteln von Kairo aufgewachsen. Es waren schlichte Familienväter, die nur Geld für ihre Familien verdienen wollten und nach Libyen gegangen sind.
Dort hat man sie 40 Tage festgehalten. Mosebach beschreibt das in seinem Buch – ich habe es noch nicht gekauft. In Stuttgart hieß es, es sei auch schon ausverkauft. Das Buch wird irgendwann wieder erscheinen. Der Titel lautet irgendwo „Vierzig Tage“. Man hat sie 40 Tage festgehalten, und das schreibt Mosebach: Man hat es noch nie wirklich realisiert, dass sie wegen ihrer Verbindung zu Jesus ermordet wurden.
Nach 40 Tagen wurden sie getötet. Währenddessen schrien sie „Allah u akbar“, doch in ihrem Herzen riefen sie „Jesus, mein Heiland“. Es waren schlichte Leute aus dem Müllviertel von Kairo.
In unserer Gesellschaft hat man das lange nicht begriffen. Man sagt, das sei Religion. Nein, es ist die Kraft, dass in Jesus Christus die ganze Liebesmacht des ewigen Gottes in eine verlorene Welt eintritt und diese Welt erneuert und verändert.
Das war doch bei solchen Gestalten wie Hedwig von Redern oder anderen, die wir kennen und sagen: Das waren doch Leute, die hier gewirkt haben, auch in unserer Stadt ganz wunderbar. Dass eine Frucht automatisch wächst.
Wissen Sie das? Sie müssen nicht im Frühling vor die Pflanzen treten und sagen: „Jetzt bringt mal Frucht, die Tomaten, jetzt bringt mal Früchte hervor.“ Sie wachsen, wenn sie gesund sind.
Und die Frucht eines Christenlebens, wenn der Baum wirklich gesund und echt ist, bringt automatisch eine wunderschöne Frucht hervor. Das ist etwas ganz Wunderbares. Man muss es nicht trainieren, und es braucht keine Appelle.
Ich habe oft die Sorge, dass man heute in unserer deutschen Christenheit gar kein Ende findet, was alles an Programmen erfunden wird, an Modellen und Aufgaben.
Da war der Pastor Jenicke, der auch in dieser Bethlehemskapelle tätig war, von denen ich schon einmal erzählt habe. Drüben am Jackpot Charlie hat man die Stahlsilhouette noch einmal aufgebaut. Das waren die tschechischen Flüchtlinge, die husitischen Flüchtlinge.
Die jungen Leute machten sich einen Spott daraus und riefen denjenigen, er solle ganz schnell an einen entfernten Platz in Berlin kommen. Sie freuten sich, dass er natürlich nicht gebraucht wurde. Es war ein falscher Alarm. Die Leute machten sich über ihn lustig.
Er hat die erste Bibelschule in Berlin gegründet. Ein bemerkenswerter Mann, der auch die tschechischen Wurzeln dieser Flüchtlinge des Glaubens hatte.
Von dort sind die ersten Missionare hinausgegangen, und die Kohls in Indien, ein ganz schwieriger Stamm nördlich von Kalkutta, dort sind lebendige Christengemeinden entstanden.
Wie können sie denn die anderen zu Christus führen? Das können sie nicht. Sie können reden wie ein Weltmeister, wie Thomas Gottschalk, aber sie erreichen doch nichts mit Worten, wenn nicht Christus etwas bewirkt durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Und das ist das Wunder ihres Lebens: wie ihr Leben neu wird, wie ihre Familie neu wird, wie ihr ganzes Wesen neu wird.
Die Kraft des Wortes Gottes und seine Wirkung
Es war interessant, gerade die Bergpredigt. Warum hat denn die Bergpredigt so großen Eindruck gemacht? Vielleicht ahnen es alle Leute. Als Jesus gepredigt hatte, sagten die Menschen, dass er mit Vollmacht predigte und nicht wie die Schriftgelehrten. Die Schriftgelehrten waren ja oft so.
Man dürfte darum bitten: Herr Jesus, tu du dieses Wunder. Benutze du meine schwachen Worte und wirke du in den Menschen etwas Bleibendes, etwas, das wirkt. Das ist ja das Geheimnis überhaupt des Bibelwortes.
Ich habe es ja in der Mission immer wieder erlebt. Irian Jaya, vielleicht eines der zurückgebliebensten Länder, dieser Teil von Neuguinea, der heute von Indonesien verwaltet wird. Dort kommen Menschen wirklich aus der Steinzeit. Ihnen wird das Evangelium von Jesus gesagt, und sie begreifen es. Sie verstehen das, ohne dass man ihnen die Worte erklären muss, dass Gott redet. Das Wort wird lebendig, und sie verändern sich.
Sie bringen plötzlich keine magischen Kulte mehr dar und bringen keine Opfer mehr dar. Selbst die Menschenfresserei hat auf den Pazifikinseln durch die Mission aufgehört. Die Kupfjägerei hat aufgehört. Menschen wurden verwandelt.
Was wäre das in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft, wenn Jesus Gestalt gewinnen würde in ihrem Leben? Das geschieht durch das Wort Gottes. Das Wort Gottes verändert, das schafft etwas Neues. Neugeboren durch das Wort der Wahrheit, heißt es im Jakobusbrief. Neugeboren, ganz total, nicht nach einer alten Art, sondern dass wir auf einmal nicht mehr der Stinkstiefel unserer Umwelt sind, so dass Christus Liebe wirkt.
Dann wird das wahr, was Paulus in 1. Korinther 13 geschrieben hat: „Und hätte der Liebe nicht ...“ Dann wäre plötzlich alles wirksam, das Opfer, das ich gebe, das schafft Frucht, das erreicht etwas, das Wort, das ich spreche. Wissen Sie, dass ein Wort für Menschen das ganze Leben wichtig werden kann, das sie sprechen?
Wie oft müssen Eltern sagen: Ich habe das hunderttausendmal gesagt! Aber dann ist es ein Wort, das plötzlich Frucht trägt. Jesus vergleicht ja das Wort, das Bibelwort, mit einem Samenkorn, das aufgeht und hundertfältig Frucht auf einem Acker bringt, wenn der Acker richtig gepflügt ist. Das hat eine große Bedeutung.
Und das ist so groß, dass dieses Wort Gottes uns zu neuen Menschen formen will. Ihr Bibel lesen will, sie zu Tatmenschen machen. Natürlich aus der Glaubensverbindung zu Jesus, aber bei uns ist der Glaube oft ein Kopfproblem und nicht ein Liebesvollzug aus der Liebe zu Jesus, dem Heiland ihres Lebens, der die größte Not heilt, der ihr Leben verändert.
Da kommt etwas Neues. Ein guter Baum bringt gute Frucht. Das ist so eine herrliche Verheißung, das ist eine frohmachende Sache, das größte Wunder, das es in der Menschengeschichte überhaupt gibt: dass Menschen total erneuert werden.
Darum ist es so herrlich, dass wir das auch vor den Herrn bringen dürfen, unsere Not, dass wir oft so träge sind und so wenig Wirkung hervorrufen können.
Aufruf zur Buße und Erneuerung in der Gemeinde
Es ist heute Zeit zur Buße, auch in unseren Gemeinden. Es ist erschütternd zu sehen, wie Gemeinden sterben, wie Kirchen in Berlin leerstehen. Der Grund dafür ist, dass wir das Wort Christi nicht mehr haben – das vollmächtige Wort Christi.
Ich darf Sie einfach bitten, sich ihm ganz neu zu öffnen. Es braucht konkrete Schritte, Schritte des Gehorsams. Herr, ich will brechen mit der Sünde – das ist unsere Aufgabe: das Alte abtun. Herr, ich will das nicht mehr. Reinigt euch, tut von euch die fremden Götter ab, lasst sie los, damit Christus Raum gewinnt.
Nehmt das Wort mit Sanftmut an, das in euch gepflanzt ist, wie es im Jakobusbrief so schön heißt. Reinigt euch von Unzucht, von Zorn, Hass und Bosheit. Das Wort hat Kraft. Es macht uns plötzlich fruchtbar und brauchbar. Es geht gar nicht um große Taten. Auf einmal sind es die ganz schlichten Taten.
Drüben in der Wilhelmstraße war Eberhard von Rothkirch. Im Siebenjährigen Krieg hat er als junger Förster durch eine Kriegsverletzung sein Bein verloren. Er hat mit Gott gehadert: „Herr, ich kann doch jungen Leuten nicht mehr dienen, wenn ich ein Krüppel bin.“ Er war verbittert. Das ganze Leben hat ihm immer wieder gesagt: „Ich bin ein Krüppel, was bin ich schon noch wert?“ In der Forstverwaltung konnte man ihn nur noch am Schreibtisch einsetzen. Was für ein naturliebender Förster war er doch!
Aber dann wurde er der größte Seelsorger im Ziefeld, in der Wilhelmstraße. Keiner war wie er. Man sagte, Eberhard von Rothkirch braucht nur zwei Minuten, dann ist er mit einem jungen Menschen an den tiefsten Lebensfragen. Tausende von jungen Leuten haben ihr Herz bei ihm ausgeschüttet und Jesus gefunden.
Sie dürfen wissen, dass Jesus in ihrem Leben Wohnung machen will. Sie können heute schon durch diese Pforte hindurchgehen, die nicht zur Verdammnis führt, sondern zur Seligkeit. Dort ist die Tür offen zum Vaterherzen Gottes.
Zeugnis von Hoffnung und Frieden im Leid
Ich habe in den letzten Tagen noch Jürgen Schad besucht, der sehr krank ist. Er hat mich gebeten, Sie zu grüßen. Er weiß, dass er aufgrund seiner schweren Erkrankung nur noch kurze Zeit zu leben hat. Auch die Operation hat ihm nicht viel von den Schmerzen genommen.
Ich fragte ihn: „Was bewegt dich?“ Er antwortete, dass er an Ostern in der Hasenheide predigen durfte. Das war für ihn das Schönste: die Gewissheit, dass der Tod entmachtet ist, dass Jesus der Lebensfürst ist und dass er diesen Frieden hat – auch trotz der Schmerzen durch die Metastasen.
Selbst auf dem letzten dunklen Weg durchs Todestal gibt es etwas Herrlicheres, wenn Christus in unserem Ich die Macht gewonnen hat. Wenn unser Ich gestorben ist – unser trotziges Ich – und Christus unser Leben ist.
Schlussgebet und Bitte um Erneuerung
Ich möchte noch mit Ihnen beten. Herr Jesus Christus, wir danken Dir, dass Du das ganze Elend und die Not unseres Lebens kennst. Du bist gekommen, um uns verlorene Menschen selig zu machen.
Wir wollen nicht drumherumreden: Wir sind verloren, auch mit unserer ganzen frommen Art. Aber Du kannst die Macht der Sünde brechen. Du willst in unserem Leben wirken – in Wort und Werk, in allem, was wir sind – ganz wunderbar und uns durch Dein Wort erneuern.
Herr, wir wollen uns ganz neu Dir hingeben und danken Dir, dass Du uns erwählt und berufen hast zu Deinem Dienst. Wir bitten Dich auch für diese Gemeinde, dass sie Dein Licht weitergeben kann in dieser Großstadt Berlin, wo so viele Menschen kein Ziel und keine Hoffnung haben und Dich, den Heiland, nicht kennen.
Ganz besonders bitten wir auch für die bedrängten Christen. Nicht nur dort unter den Kopten in Ägypten, sondern auch in Nordkorea, Laos, Kambodscha, Usbekistan und überall im Iran sowie in der muslimischen und buddhistischen Welt, wo Menschen um Deines Namens willen verfolgt werden.
Ja, Herr, da wird so deutlich, dass an Dir sich die Geister scheiden und dass Du die Mitte unseres Zeugnisses bist. Gib doch, dass in der Christenheit, auch bei uns, noch einmal erkannt wird, wie Du erneuerst, wie Du veränderst und wie Du selig machst! Amen!