Einleitung
Nochmals beschäftigen wir uns mit einem ganz kurzen Wort, das im griechischen Text aus zwei Worten besteht. Luther übersetzt: betet ohne Unterlass. Wir sollen unablässig beten. Im Beten sollen wir nicht nachlassen. ständig im Gebet sein. Wir wissen alle, wie wichtig das Gebet ist. Wir wissen alle, dass wir viel beten sollten. Aber - wie kann ich das in meinem Alltag tun, der mich immer neu zu überrollen droht? Ein Alltag, wo ich mich oft eher als Opfer der Zeit und der Umstände erlebe, getrieben von mancherlei Dingen und nicht als Steuermann, der die Sache im Griff hat und über den Gegebenheiten steht? Manchem mag vielleicht die Frage hochkommen, ob er überhaupt für den Glauben an Jesus Christus fähig sei, denn gerade mit dem Gebet hapert es und wenn hier diese Forderung aufgestellt wird, und wir finden sie nicht nur hier im Thessalonicherbrief, selbst Jesus erzählt ein Gleichnis, um zu zeigen, Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten, Lk.18,1.
Ehrlich gesagt: Das kann ich einfach nicht erfüllen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die unablässig beten können. Zuviel lenkt mich der Alltag ab und fordert meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft. Vielleicht muss ich mir zugestehen, dass mein Gebetsleben ziemlich kar ist, obwohl ich immer sehr betont von der Wichtigkeit des Gebets spreche, dass ich vehement zum Gebet auffordere und vielleicht sogar entrüstet bin, wenn es scheinbar nicht klappt. Entsprechen meine lauten Forderungen wirklich meiner eigenen Praxis? Einige denken jetzt vielleicht: Ach wäre ich heute doch nicht in den Gottesdienst gekommen, denn ich werde bestimmt mit einem schlechten Gewissen nach Hause gehen, einmal mehr werde ich hören, was ich sowieso nie schaffen werde. Ja, dieser Vers hat es wirklich in sich. Aber das Wort, das uns Probleme macht, ist nicht das Wort „Gebet“, sondern das scheinbar unbedeutende Wörtlein „unablässig“. Meinte Paulus wirklich wir sollten ständig beten? Wusste Paulus nichts über den Alltag der Gläubigen, denn auch damals arbeitete man fleissig? Oder - verstehen wir diesen Vers überhaupt richtig, wenn wir in zeitlich deuten, im Sinne, jede Minute und jede Sekunde im Leben solltest du beten?
Wenn das die Aussage und Forderung dieses Verses ist, so wäre es tatsächlich so, dass wir weder lesen und schreiben, noch einen Film ansehen oder Radio kören könnten. Wir müssten uns dann von der Welt verabschieden und den Rest unseres Lebens allein im Gebet verbringen. Das scheint mir aber nicht der angemessene Weg zu sein. Jesus sagt über das Beten: Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Strassenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. / Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schliess die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten. / Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. / Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiss, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Mt.6,5-8.
Beim Gebet geht es also nicht um die Quantität, also um die Häufung, sondern um die Qualität. Trotzdem, das wäre natürlich eine ganz einfache Lösung, wenn ich sagen würde, wir beten am Morgen kurz und dafür qualitativ so gut, damit es für den ganzen Tag reicht. Ich möchte Ihnen heute Morgen aufzeigen, wie ein Gebetsleben gestaltet werden kann. Die Betonung lege ich nicht auf das Gebet, darüber haben Sie viele Predigten gehört und ich werde bestimmt auch wieder einmal über das Gebet sprechen. Die Betonung liegt heute Morgen auf dem Unablässig. Wie kann ich unablässig beten. Die NGÜ übersetzt diesen Vers so: Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Vernachlässigt das Gebet nicht. Beten heisst, mit Gott in Verbindung zu bleiben. Ist ein Ausdruck der Abhängigkeit von Gott. Diese Abhängigkeit soll in meinem Leben ständig vorhanden sein. Also, so wollen wir möglichst praktisch uns Gedanken machen, wie das aussehen kann.
I. Geregeltes Gebet
Wir kennen aus der Bibel das geregelte Gebet. Ein Gebet, das zu gewohnten Zeiten stattfinden. Ein Gebet das geplant und organisiert ist. Man weiss zu welcher Stunde man betet. So sehen wir das Beispielsweise bei Daniel: Als nun Daniel erfuhr, dass ein solches Gebot ergangen war, ging er hinein in sein Haus. Er hatte aber an seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte. Dan.6,11. Der Psalmist schreibt: Abends und morgens und mittags will ich klagen und heulen; so wird er meine Stimme hören. Ps.55,18. Es ist sehr hilfreich, wenn ich weiss, wo und vor allem wann ich beten will. Das sollte ich planen, so wie ich einen Ausflug, eine Geschäftsreise, ein Sitzungstermin oder ein Rendevous plane. Das kann so aussehen, dass ich beispielsweise am Morgen eine etwas längere Gebetszeit habe. Am Mittag vielleicht ganz kurz mich für ein bis drei Minuten besinne und am Abend vor dem Schlafen nochmals eine kurze Zeit des Gebets habe. Oder umgekehrt. Ein Gebet am Tag kann man etwas organisieren, denn es gibt viele Anliegen, die wir vor dem Herrn bewegen möchten: Folie erklären: Folie G17 So sind wir im Gebet beharrlich. Wir kommen immer wieder mit denselben Anliegen vor Gott. Was dabei noch sehr wichtig ist, dass wir oft sagen, ich bete für Dich, aber wie oft praktizieren Sie das denn, haben sie es nicht schon nach dem zweiten Mal vergessen? Wenn sie jemandem versprechen zu beten, dann schreiben sie es auf ihre Gebetsliste und sie können ihr Versprechen einhalten. Vielleicht werden Sie dann zurückhaltender mit der Zusage des Gebets, dafür beten Sie dann wirklich, wenn Sie es versprechen.
II. Spontanes Gebet
Das spontane Gebet, kann in jeder Situation stattfinden. Es ist nicht nur das Gebet, wo die Hände gefaltet oder erhoben werden. Es ist auch das Gebet, dass in der Strassenbahn, im Auto während einem Gespräch stattfindet. Ein in Verbindung stehen zu Gott. So kann ich vor einer Autofahrt den Herrn um Schutz bitten. Das Gebet in wichtigen Entscheidungen. Vor einem schwierigen Telefon kann ich Gott anrufen um Hilfe, denn Gott wünscht das: und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Ps.50,15. Wenn etwas gelungen ist, kann ich dem Herrn danken und ihm meine Freude darüber ausdrücken. Die Männer werden von Paulus besonders zum spontanen Gebet aufgefordert, sie scheinen diese Aufforderung besonders nötig zu haben, er schreibt Timotheus: So will ich nun, dass die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. 1.Tim.2,8. Irgendwie müssen wir uns angewöhnen, wie ein Kind zu reagieren, das, wenn es gefragt wird, ob es z.B. in ein Ferienlager komme, sagt: Ich muss zuerst noch Mami fragen. Ein Reflex den wir einüben sollten: Ich muss erst noch schnell mit meinem Vater sprechen. Wenn das bei uns funktioniert, dann haben wir das Wesen des unablässigen Gebets begriffen. Denn das Wesen liegt nicht in der Dauer sondern in der bewussten Abhängingkeit von Gott.
III. Gemeinsames Gebet
Das gemeinsame Gebet gehört ganz selbstverständlich zu einer christlichen Gemeinschaft. In besonders notvollen Zeiten, sehen wir in der Apostelgeschichte, wie sich die Gemeinde über Stunden zum Gebet versammelte, z.B. als Petrus im Gefängnis sass, steht geschrieben: So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott. Apg.12,5. Oder auch bei besonders wichtigen Schritten im Gemeindeleben, wird das gemeinsame Beten praktiziert, z.B. bei der Aussendung von Missionaren: Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie und liessen sie ziehen. Apg.13,3. Auch wenn sich Paulus von den Geschwistern verabschiedete trennten sie sich, indem sie miteinander beteten: Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Apg.20,36. Die Christen im ersten Jahrhundert trafen sich auch zum Gebet, so lesen wir das in einem Brief von Plinius: Sie versicherten aber, ihre ganze Schuld oder ihr Irrtum habe in folgendem bestanden: Gewöhnlich seien sie an einem bestimmten Tag vor Sonnenaufgang zusammengekommen und hätten Christus als ihrem Gott einen Wechselgesang gesungen. Durch einen feierlichen Eid hätten sie sich nicht etwa zu irgendeinem Verbrechen verpflichtet, sondern dazu, keinen Diebstahl, keinen Raub und keinen Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein zur Verwahrung anvertrautes Gut abzuleugnen. Danach seien sie ihrer Gewohnheit gemäss auseinandergegangen und dann wieder zusammengekommen, um Speise zu sich zu nehmen, jedoch ganz gewöhnliche und harmlose. Plinius, X, 96, 7.
Wir haben auch viele Möglichkeiten zum Gebet. Wo wir uns treffen und wieder auseinander gehen. Aber auch als Gemeinde kommen wir zum Gebet zusammen. Es würde mich freuen, wenn diese Gelegenheiten noch besser wahrgenommen würden. Was aber noch wichtiger ist: Gott würde sich darüber sehr freuen! Schade, wenn die Gebetstreffen oft die schlechter besuchten Treffpunkte sind. Man könnte sich beispielsweise vornehmen, die Gebetszeit um 9.00 Uhr vor dem Gottesdienst zu nutzen. Man müsste dann vielleicht eine halbe Stunde früher aufstehen. Wenn viele kommen, können wir auch in verschiedenen Gruppen für verschiedene Anliegen beten. Alle zwei Wochen gestalten wir einen Gebetsabend, wo wir für verschiedene Anliegen beten. Warum nicht diesen Termin reservieren, und Nägel mit Köpfen machen. Wenn Sie die Gestaltung der Bibelstunde hindert, dann machen Sie uns doch einen Vorschlag, wie wir es besser machen können. Eine weitere Möglichkeit zum gemeinsamen Gebet wird in den Diakonen entstehen. Aber, was für das spontane Gebet gilt, gilt auch für das gemeinsame Gebet. Warum nicht bei einem Besuch, wenn man auseinandergeht noch eine Zeit zum Gebet nehmen?
Noch ein Wort an die Ehepaar. Beten Sie miteinander! Desgleichen, ihr Männer, wohnt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren seine Ehre. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden. 1.Petr.3,7. Interessant, dass hier wieder die Männer besonders ermahnt werden.
Beten Sie im persönlichen Gebet wenn immer möglich laut. Sie werden leichter mit anderen Christen beten können.
III. Rettendes Gebet
Eines, ist das wichtigste Gebet, das die Grundlage für alle Gebete gibt, die Gott gefallen sollen. Es ist das Gebet, dass zu neuem Leben führt. Petrus sagt an Pfingsten: Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden. Apg.2,21. Wer den Namen Jesus anruft. Wer ihn bekennt und anerkennt als den Messias, als der wahre Gott und sich an ihn wendet, der wird gerettet. So sagt Paulus: Denn die Schrift spricht: „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“ / Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. / Denn „wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden. Rö.10,11-13. Wenn Du diesen Namen noch nie in diesem Sinne angerufen hast, dann bitte ich dich das jetzt zu tun. Lass Dir sagen, was Hannanias dem Paulus sagte, nachdem er erblindet war: Und nun, was zögerst du? Steh auf und rufe seinen Namen an und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen. Apg.22,16. Steh auf, rufe den Namen des Herrn an, damit du für Zeit und Ewigkeit gerettet bist!
IV. Besondere Gebetszeiten
Dann gibt es noch ganz besondere Gebetszeiten. Gebetszeiten, die den normalen Rahmen ab und zu sprengen. Jesus hatte viele solche Gebetszeiten, so lesen wir: Er aber zog sich zurück in die Wüste und betete. Lk.5,16. Es begab sich aber zu der Zeit, dass er auf einen Berg ging, um zu beten; und er blieb die Nacht über im Gebet zu Gott. Lk.6,12. Probieren Sie das doch einmal. Reissen Sie sich los. Gehen sie auf einen Berg oder in einen schönen Park und sprechen Sie dort mit Gott. Öffnen sie ihm das Herz, was Sie beschäftigt und umtreibt.
Schluss
Wie wir beten, das ist nicht das Problem, denn Paulus sagt: Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Rö.8,26. Aber, dass wir beten, dazu können wir doch einiges tun. Ein gesundes Gebetsleben führt uns nicht in Stress, sondern bewahrt uns auf dem Weg des Glaubens, wie Jesus sagt: Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Mt.26,41. Ich hoffe Sie sind nicht erschlagen Hoffentlich fühlen Sie sich nicht ohnmächtig und gelähmt durch den Gedanken: das klingt ja recht gut, aber ich schaffe das nie. Ich will sie ermutigen, Schritt um Schritt ihr Gebetsleben zu empfalten. Ich garantiere Ihnen, dass sie es schaffen werden, wenn sie verstanden haben, dass das unablässige Gebet keine Leistung, sondern eine Gesinnung ist. Beginnen sie mit kleinen zaghaften Schritten. Lieber kleine Schritte machen, die erreichbar sind, als grosse Schritte, die Ihre Kräfte übersteigen. Wer schon so im Gebet lebt, der soll einfach fröhlich weitermachen. Der Herr wird Sie reich segnen und zum Segen setzen. Unsere Gemeinde wird erstarken, wenn wir vermehrt gemeinsam im Gebet loben, danken und ringen. Also verwirklichen wir doch das Wort aus dem Thessalonicher 5,17: Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Amen