1. Mose 46: Wir werden nicht alles lesen, aber einige Abschnitte daraus betrachten.
Jakob, auch Israel genannt, zog mit allem, was er hatte, fort. Als er nach Beerscheba kam, brachte er Opfer dar dem Gott seines Vaters Isaak. Leider denkt man in Beerscheba oft nicht mehr an diese Begebenheit.
Warum hat Jakob in Beerscheba Opfer dargebracht – und gleich mehrere? Für ihn war das ein sehr schwieriger Schritt. Man könnte sagen, es war ein Schritt, den er eigentlich nicht gehen wollte. Von Beerscheba aus konnte er kaum noch schlafen. Er fragte sich: Ist das wirklich richtig?
Wir werden später noch darüber sprechen, warum ihm der Weg von Beerscheba so schwerfiel.
In der Nacht sprach Gott zu ihm in einer Offenbarung. Er rief: „Jakob, Jakob!“ Und Jakob antwortete: „Hier bin ich.“
Gott sprach weiter: „Ich bin der Gott deines Vaters. Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen. Denn dort will ich dich zu einem großen Volk machen. Ich will mit dir nach Ägypten ziehen und dich auch wieder heraufführen. Joseph soll dir mit seinen Händen die Augen zudrücken.“
Jakobs schwerer Aufbruch nach Ägypten
Da machte sich Jakob auch von Beerscheba auf den Weg.
Die Söhne Israels hoben ihren Vater Jakob mit ihren Kindern und Frauen auf die Wagen, die der Pharao gesandt hatte, um ihn zu holen. Sie nahmen ihr Vieh und ihre Habe mit, die sie im Land Kanaan erworben hatten, und kamen so nach Ägypten. Jakob und sein ganzes Geschlecht gingen mit ihm.
Seine Söhne und Enkel, seine Töchter und Enkelinnen sowie seine gesamte Nachkommenschaft brachte er mit nach Ägypten. Dann werden alle namentlich aufgezählt. Am Ende stellt sich die Frage: Wie viele waren es?
Zufällig genau siebzig. Sechsundzwanzig – alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen, ausgenommen seine Nachkommen – sowie die Frauen seiner Söhne. Insgesamt sind es sechsundsechzig Seelen. Dann kommen noch die Söhne Josephs hinzu, die in Ägypten geboren wurden. Das waren zwei Seelen.
So betrug die Gesamtzahl aller Seelen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, siebzig. Inklusive der vier, die bereits in Ägypten lebten, waren es siebzig. Diese Zahl siebzig gilt als Vollzahl. Sie findet sich auch bei den siebzig Ältesten, die Mose begleiteten, und ist ein Bild für die große Gesamtzahl des Volkes Gottes.
Die Rolle Judas und die Ankunft in Gosen
Jetzt sehen wir weiter Vers 28: Und Jakob sandte Juda vor sich her zu Joseph. Juda hat nun die Rolle des Erstgeborenen übernommen. Es ist interessant, wie später auch der Stamm Juda bis hin zum heutigen Wort „Juden“ eine ganz besondere Bedeutung erhält. Ruben hatte seine Bedeutung verloren.
Juda fuhr vor zu Joseph, damit dieser ihm das Land Gosen anwies. Als er im Land Gosen ankam, spannte Josef seinen Wagen an und zog hinauf, um seinem Vater Israel entgegenzugehen.
Nach Gosen – bei mir heißt es immer „Goschen“, das ist ein schwäbisches Wort. Ich habe die revidierte Textweise daheim; ich arbeite immer nach einer anderen Bibel. Das geht wie mit der Rechtschreibreform: Man gewöhnt sich dann doch daran.
Als Josef seinen Vater sah, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seinem Hals. Da sprach Israel zu Joseph: „Ich will nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe, dass du noch lebst.“
Joseph sprach zu seinen Brüdern und zu des Vaters Haus: „Zieht mit mir hinauf und sagt es dem Pharao. Sagt zu ihm: ‚Meine Brüder und meines Vaters Haus sind zu mir gekommen aus dem Land Kanaan. Sie sind Viehhirten, denn sie haben Vieh, ihr Kleinvieh und Großvieh. Alles, was sie haben, haben sie mitgebracht.‘
Wenn euch nun der Pharao ruft und fragt, was euer Gewerbe sei, so sollt ihr sagen: ‚Deine Knechte sind Leute, die Vieh haben, von unserer Jugend an bis jetzt wir und unsere Väter.‘
Damit ihr wohnen dürft im Lande Gosen; denn alle Viehhirten sind den Ägyptern ein Gräuel.“
Begegnung mit dem Pharao und die Ansiedlung in Ägypten
Auch wenn es viel ist, soll die Josefsgeschichte nun vielleicht doch abgeschlossen werden.
Da kam Josef zum Pharao und sagte: „Mein Vater, meine Brüder, ihr Kleinvieh, Großvieh und alles, was sie haben, sind aus dem Land Kanaan gekommen. Sie sind im Land Gosen.“
Er nahm von allen seinen Brüdern fünf und stellte sie vor den Pharao. Da fragte der Pharao seine Brüder: „Was ist euer Gewerbe?“ Sie antworteten: „Deine Knechte sind Viehhirten, wir und unsere Väter.“
Dass die Bibel Dinge immer wiederholt, ist für den, der Erzählungen liebt, ganz wunderbar. So prägt sich das Geschehen richtig ein: wie Josef es vorher sieht und wie sich alles erfüllt. Deshalb kann man noch ein ganzes Stück weiter lesen.
Dann sagt Josef weiter zum Pharao: „Wir sind gekommen, um bei euch zu wohnen, denn deine Knechte haben keine Weide für ihr Vieh. So hart drückt die Hungersnot das Land Kanaan. Lass doch nun deine Knechte im Land Gosen wohnen.“
Der Pharao sprach zu Josef: „Es ist dein Vater und es sind deine Brüder, die zu dir gekommen sind. Das Land Ägypten steht dir offen. Lass sie am besten Ort des Landes wohnen, im Land Gosen. Wenn du weißt, dass unter ihnen tüchtige Leute sind, setze sie über mein Vieh.“
Josef brachte auch seinen Vater Jakob hinein und stellte ihn vor den Pharao. Jakob segnete den Pharao.
Der Pharao fragte Jakob: „Wie alt bist du?“ Jakob antwortete: „Die Zeit meiner Wanderschaft ist hundertdreißig Jahre.“
Diese Worte sind sehr schön und wurden von Bach in einer Ratswahl-Kantate aufgenommen: „Die Zeit meiner Wanderschaft ist hundertdreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und reicht nicht heran an die Zeit meiner Väter in ihrer Wanderschaft.“
Jakob segnete den Pharao und ging von ihm hinaus. Josef ließ seinen Vater und seine Brüder im Land Ägypten wohnen und gab ihnen Besitz am besten Ort des Landes, im Lande Ramses, wie der Pharao geboten hatte.
Er versorgte seinen Vater, seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters mit Brot, jeweils nach der Zahl ihrer Kinder.
Leben in Ägypten und Jakobs letzter Wunsch
Das andere können wir jetzt mal überspringen, die verkaufte Habe. Ich wollte noch zu Vers 27 im Kapitel 47 kommen: So wohnte Israel in Ägypten im Land Gosen. Sie hatten es inne, wuchsen und mehrten sich sehr. Jakob lebte siebzehn Jahre in Ägypten, und sein ganzes Alter wurde hundertundsiebenundvierzig Jahre.
Als nun die Zeit kam, dass Israel sterben sollte, rief er seinen Sohn Joseph zu sich und sprach: „Habe ich Gnade vor dir gefunden, so lege deine Hand unter meine Hüfte, dass du Liebe und Treue an mir tust. Begrabe mich nicht in Ägypten, sondern ich will liegen bei meinen Vätern. Du sollst mich aus Ägypten führen und in ihrem Grab begraben.“
Joseph antwortete: „Ich will tun, wie du gesagt hast.“ Israel erwiderte: „So schwöre mir!“ Und Joseph schwor ihm. Danach neigte sich Israel anbetend über das Kopfende des Bettes hin.
Das muss irgendeine Praxis gewesen sein, eine Bekräftigung im Angesicht Gottes. Ich habe hier nicht mehr darüber studieren können. Das sind ja auch nicht so wichtige Dinge.
Aus diesem ganzen Abschnitt kann ich jetzt nur ein paar Dinge herausgreifen. Ich denke, wir kommen immer besser voran. Wir nehmen nur einige wenige Punkte heraus. Man kann natürlich auch andere Dinge entdecken. Und wenn wir jetzt ein Gespräch hätten, würden Sie sicherlich auch viele weitere Aspekte herausgreifen können.
Die Schwierigkeit des Weges nach Ägypten
Fangen wir noch einmal von vorne an: Warum fällt es Jakob so schwer, nach Ägypten zu ziehen?
Sie erinnern sich sicher daran, dass das Volk Israel während der Wüstenwanderung immer wieder von Ägypten angezogen wurde. Sie sagten: „Lasst uns doch nach Ägypten gehen, dort gibt es Fleischtöpfe, dort haben wir genug zu essen.“ Ägypten muss einen großen Reiz ausgeübt haben.
Das ist der Hintergrund, warum wir in dieser Reise den Plan verfolgen, nach Ägypten zu ziehen. Das war die große Bedrohung Israels. Im Alten Testament wird Ägypten als das Kulturvolk dargestellt, das damals eine erstaunliche Technik entwickelt hatte. Im Vergleich dazu wirkt Amerika heute wie ein kleines Licht. Ägypten war der Traum dieses Landes im Orient, das im Grunde alles beherrschte.
Bibeltreue Ausleger können uns sogar genau sagen, in welchen Zeiten der ägyptischen Geschichte diese Ereignisse einzuordnen sind. Ich möchte darauf jetzt nicht im Detail eingehen. Helmut Freyer hat in seinem Kommentar viel dazu beigetragen. Er sagt, man kann es sogar an Kleinigkeiten erkennen, wann der Regierungssitz von Theben nach Ramses verlegt wurde, ins Nildelta. Dort gab es ja einen Bezug zu Ramses.
Freyer betont auch, dass es ganz deutlich an der Figur Josephs zu erkennen ist. Man ordnet diese Zeit nach den Hyksos ein. Aber ich will auf diese Forschungsfrage jetzt nicht näher eingehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir einen absolut historisch glaubwürdigen Bericht vor uns haben. Es gibt keinen Grund, irgendetwas an dieser Geschichte zu bezweifeln.
Es gibt auch keinen ernsthaften Einwand, außer von denen, die grundsätzlich die Bibel nicht für vertrauenswürdig halten. Nun interessiert uns aber, warum Jakob nicht in das verlockende Ägypten ziehen will. Jakob hatte eine Entschließung gefasst, aber dann kam das Übel. Er wusste um den Segenspfad Kanaans.
Sie müssen nur daran denken: Jakob kam aus dem Zweistromland, wo er seine Frauen gefunden hatte. Wie er über den Jabokfluss ging und sagte: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Wie er seinem Bruder Esau entgegenging. Jakob hat ungemein viel erlebt. Gott hat sich ihm offenbart, zum Beispiel in Bethel mit der Himmelsleiter.
Gott sagte: „Dieses Land will ich dir geben, ich will mit dir sein und dich behüten.“ Und ich finde, das ist für Jakob ein ganz wichtiger Punkt in seinem Glauben.
Gottes Führung und Jakobs Zweifel
Wie kann man Gottes Führung verstehen? Es ist eine große Hilfe, dass Gott uns seine Führung klar macht. Aus dem Wort Gottes kann ich vieles leicht erkennen. Schwieriger wird es jedoch, wenn Gott mit uns ganz besondere Wege geht.
Es ist wunderbar zu sehen, wie Gott Jakob hilft. Er lebt seine Angst durch, was richtig ist. Die Wagen, die der Pharao geschickt hat, sind kein Beweis für Gottes Führung. Man sollte niemals auf äußere materielle Reize hereinfallen, denn das ist nicht von Gott. Dass sein Sohn dort ist, wäre eine emotionale Bindung, und das kann noch nicht der richtige Weg sein. Man muss sich sicher sein, dass Gott einen wirklich schickt. Es ist wichtig, in der Führung Gottes Klarheit zu haben.
Für uns ist es sehr wichtig, dass Gott Jakob anspricht und ihm eine klare Weisung gibt. Gott sprach zu Jakob des Nachts in einer Offenbarung: „Jakob, Jakob.“ Ich finde die Traumrede Gottes oft nicht sehr hilfreich. Manchmal haben wir verrückte Träume, und ich bin froh, dass Gott verlässlich redet.
In der Apostelgeschichte gibt es ein wichtiges Kennzeichen, das die Apostel immer wieder angewandt haben: Man berät sich im Bruder- oder Schwesterkreis. Wenn man sich dort einig wird, dann ist das von Gott. Das Gebet spielt dabei eine entscheidende Rolle. Für unsere Gremien ist es wichtig, dass nicht das demokratische Mehrheitsrecht gilt, sondern die Einmütigkeit. Es muss nicht unbedingt Einstimmigkeit sein, das heißt, es kann sich auch jemand enthalten. Aber es sollte keine Gegenstimme geben. Alle sollten sich vor Gott öffnen, sich prüfen und übereinkommen.
Diese Einmütigkeit ist besonders wichtig bei Missionsaufgaben oder Gemeindeplanungsfragen: Sollen wir etwas anpacken? Wenn keine Einmütigkeit da ist, dann ist es nicht von Gott. In der Apostelgeschichte ist wunderbar zu beobachten, wie große Entscheidungen zur Missionierung beim Paulus auf Missionsreisen in Antiochien getroffen wurden. Dort heißt es: „Und sie kamen überein und sagten...“ und legten die Hände auf sie. Dann fiel der Geist Gottes auf sie.
Diese Einmütigkeit im Rat ist wichtig, wenn man dieselbe Glaubensgemeinschaft an Jesus hat. Gott kann natürlich auch durch Träume reden, das bestreite ich nicht. Ich sage nur, es ist schwieriger zu deuten, ob ein Traum von Gott kommt oder nur von meiner wirren Fantasie. Deshalb setze ich viel auf die in der Apostelgeschichte sichtbare Einmütigkeit der Gemeinde.
Aber ich muss wissen, was Gott will. Man sollte nicht nur auf seine Gefühle vertrauen. Ich kann nicht bestätigen, wenn jemand sagt: „Ich habe den Eindruck, Gott will das.“ Seien Sie vorsichtig! Viele sind schon auf falschen Wegen gegangen. Gott redet zu uns und gibt uns Gewissheit.
Es ist schön, wenn wir zum Beispiel die Entsendungen unserer jungen Leute so gestalten, dass sie aus der Gemeinde heraus geschehen und mehrere das bestätigen. Wir senden nicht einfach so aus, denn dann kommen die Krisen: Ist das wirklich von Gott?
Gottes Zusage und der Auftrag in einer fremden Welt
Und Gott sprach zu Jakob ganz eindeutig: Fürchte dich nicht, hinabzuziehen, denn ich will in dieser Zeit an dir handeln. Das ist jetzt wichtig, denn wir als Christen haben immer wieder Schwierigkeiten damit, wie wir als gläubige Jesusjünger in einer gottlosen Welt leben sollen. Die Welt ist nämlich gottlos.
In Ägypten kann es sogar so sein, dass man sich unwohl fühlt. Ich habe schon Leute gehört, die sagen, sie gehen gar nicht gern nach Ägypten, weil dort so viel mit dem Isis- und Osiriskult sowie all den Dämonen zu tun ist. Natürlich hat Gott sein Volk dort zubereitet. Es ist anders als in Israel. Es ist eine unheimliche Welt.
Das, was in Israel als jüdisches Glaubensleben gilt, ist im Vergleich zur ägyptischen Religion wie ein sauberer Gegensatz. Die ägyptische Religion war keine bloße Sonnenverehrung, wie es Sonnenfreunde tun. Nein, es war eine ganz massive Geisterwelt, die dort angebetet und verehrt wurde. Da wird einem bang: Kann ich denn in so eine Welt hineingehen? Jakob fragt sich, was aus seinen Enkeln wird.
Es ist schon schwer, wenn man heute fragt, wie es einmal sein wird und ob die kommende Generation noch in den Spuren des Wortes Gottes leben wird. Wie leben Christen in der Welt? Deshalb kann ich nur sagen: Ja, wir gehen diesen Weg, wenn der Herr uns sendet. So wie sie ihren Platz wahrnehmen, will ich auch verstehen, dass sie all ihre Plätze und Aufgaben in dieser Welt und Gesellschaft im Auftrag Gottes wahrnehmen.
Ich will für ihn dort sein, weil Gott mich dorthin gestellt hat. Das ist ein Aufgabenfeld, und da will Gott an mir handeln. Also gehen wir in diese Welt hinein. Jetzt muss ganz klar sein: nicht, weil uns der Reichtum dieser Welt lockt. Wenn jemand seinen Beruf nur wegen des Geldes oder des Ruhmes ergreift, dann würde ich zur Vorsicht raten.
Aber wenn sie sagen: Ich möchte dort für Gott wirken, an meinem Platz – nicht durch Predigen, sondern einfach als Mensch, der so lebt –, dann ist das etwas anderes. Gott hat mir einen Leib gegeben, einen Verstand, und ich darf mit den Gaben, die er mir gegeben hat, wirken. Dann warte ich ab, was Gott an diesem Platz mit mir tun will.
Herausforderungen und Beispiele christlichen Lebens in der Welt
Ich habe den Eindruck, dass in den evangelischen Gemeinden eine große Unsicherheit herrscht. Viele verstehen das nicht und sagen: „Ja, ich fühle mich irgendwie fehl am Platz.“
Gott hat uns geführt – das wissen Sie aus Ihrer Lebensführung. Sie dürfen sich darunter stellen und sagen: „Ich bin so geführt worden, es hat sich bei mir so ergeben, meine Berufswahl usw.“ Ich wünsche mir, dass ich wie Jakob in Ägypten meinen Platz in der Welt wahrnehmen kann. Gleichzeitig möchte ich mich nicht von dem locken lassen, was diese Welt bietet.
Ich war sehr beeindruckt, als ich letzte Woche den Film über die Heilsarmee im Fernsehen gesehen habe. Manche von Ihnen haben ihn vielleicht auch gesehen. Er war so bodenständig und hat mich tief beeindruckt. Besonders die klare Position der Heilsarmeeleute hat mich angesprochen. Sie haben Regeln, bei denen ich fast denke, dass sie für viele von uns eine Richtlinie sein könnten.
Sie sagen ganz klar: „Das und das machen wir nicht. Und da beteiligen wir uns nicht.“ Dabei kam das nicht spöttisch rüber, sondern mit großer Klarheit. Ein Christ verpflichtet sich einfach zu einem ethischen Standard. Er sagt heute in der Welt ganz bewusst: „Da mache ich nicht mit, wenn es um Sünde und schmutzige Dinge geht. Da will ich nicht dabei sein.“
Wir wollen uns von dieser Welt nicht ködern oder beeinflussen lassen. Die Bibel gibt uns immer wieder Beispiele, wie Christen ihren Platz in einer gottlosen Welt einnehmen können. Denken wir an Daniel in Babylon oder an Obadja, der als Hofmeister – also als Minister – am Hof von Isebel und Ahab in Nordisrael diente. Dort triumphierte der Götzenkult. Trotzdem haben diese Menschen es immer wieder geschafft, Gott allein zu dienen und ihm gehorsam zu sein.
Ich kenne die Probleme, wenn man sagt, man stehe in einem Spannungsfeld. Doch das macht nichts, denn der Herr wird sie leiten. Ich freue mich, dass es immer wieder gelingt. In Sri Lanka habe ich einen Mann kennengelernt, den Sie mir vorgestellt haben. Er arbeitete im Außenministerium, wo alle mit kugelsicheren Westen unterwegs sind. Sri Lanka ist ein gefährliches Land, in dem eigentlich nur Buddhisten Karriere machen können.
Dieser Mann war ein führender Christ in Ceylon, einer buddhistischen Gesellschaft. Trotzdem hat er es geschafft, seinen Glauben nicht zu verleugnen. Ein weiteres Beispiel ist Kurt Gerstein, den Sie vielleicht noch kennen. Er war in der SS und hat so viel Blausäure vernichtet. Das ist ein extremes Beispiel.
Kurt Gerstein kam aus einem Schülerbibelkreis mit Hermann Ehlers. Es gibt sogar Gemeindehäuser, die nach ihm benannt sind. Er hat im Widerstand Großes geleistet. Vielleicht war er zunächst sehr begeistert, aber sobald er merkte, dass etwas gegen seinen Glauben ging, hat er all seine Kraft dagegen eingesetzt. Er sammelte Archive, erstellte Dokumentationen und vernichtete so viel wie möglich von den Dingen, die in den Konzentrationslagern geschahen.
Das ist vielleicht das schwierigste Vorbild. Ich sage immer wieder: Es gibt mutige Menschen, die ihrem Herrn auch unter den schwierigsten Verhältnissen dienen. Ich selbst könnte das nicht. Seien Sie froh, dass Sie nicht in solche Spannungsverhältnisse hineingeführt werden. Aber es ist eine ermutigende Sache, dass man Gott an seinem Platz dienen kann – selbst wenn man wie Jakob nach Ägypten geführt wird.
Jakobs Wunsch nach der Heimat und die geistliche Perspektive
Und das, was dann dazugehört, ist mir wichtig. Deshalb gehen wir jetzt gleich auf das Ende von Kapitel 47, Vers 27 ein.
Der letzte Wunsch von Jakob war, dass er nicht in Ägypten begraben wird. Mir ist es eigentlich egal, wo ich begraben bin. Man kann das ja immer auch, wenn man lebt, relativ leicht sagen. Mit unserem Körper ist das ja nicht so wichtig, wenn ich nur bei Jesus geborgen bin.
Aber für Jakob, wo noch keine klare Hoffnung auf die Ewigkeit ausgesprochen war, war es doch wichtig: Er wollte zurück ins verheißene Land. Dabei bekommt das eine ganz große Symbolkraft. Er wollte in Ägypten kein Stück Land, auch keinen Graberwerb. Er wollte sich nicht mit Ägypten verbinden.
Christen behalten auch immer diese Distanz zur Welt, in die Gott uns gesandt hat. Wir wollen in der Welt leben und unsere Aufgaben erfüllen, aber wir wissen, dass unsere Heimat nicht hier liegt. Unsere Heimat ist im Land Kanaan, in der himmlischen Heimat.
In der Bibel gibt es dafür immer ein schönes Wort: Wir sollen Pilger sein. Pilger, die unterwegs sind, die legen sich mal irgendwo schlafen, aber sie sind unterwegs. Das herrliche Lied von Gerhard Terstegen, „Kommt, Kinder, lasst uns gehen“, dessen Melodie leider heute etwas verändert ist, wird darum nicht mehr so oft gesungen. Es ist ein wunderbares Lied, das uns auffordert, wie Pilger zu wandeln.
Wer will, kann sich von seinen Gütern trennen, denn in der Welt sammelt man oft viel zu viel. Wir wollen frei bleiben, damit wir unseren Weg fröhlich gehen können – auf die himmlische Heimat zu.
Und jetzt merken Sie, wie Jakob uns hier ein tolles Vorbild ist. Dieser Materialismus, dieser irrsinnige Reichtum, der sich bei uns findet, zieht sich durch unsere ganze Gesellschaft – bis hin zu den sozialen Bereichen. Ich will dazu nicht mehr sagen. Ich habe nur den Eindruck, dass es trotz aller Versuche so etwas noch nie gegeben hat: eine solche materielle Fülle.
Dennoch haben Menschen das Wissen verloren, was ihr Leben wirklich reich macht. Das ist auch bei uns selbst eine große Gefahr: dass man die Verbindung mit Gott verliert. Dabei stehen wir doch alle vor den Toren der Ewigkeit.
Am nächsten Montag haben wir die Beisetzung von Herrn Däubler, der noch so oft vorne auf dem Stuhl saß. Das ist doch alles so nah – vor wenigen Wochen oder vielleicht ein paar Monaten. Und trotzdem macht man sich das gar nicht bewusst: Das Sicherste in meinem Leben ist, dass mein Leben endet und ich zu Staub und Asche werde.
Wenn da in Jugoslawien exhumiert wird, dann ist das meine Existenz. Wo habe ich einen Schatz im Himmel? Das ist doch das Allerwichtigste: dass wir dieses himmlische Ziel nicht verlieren.
Biblische Ermutigung zur himmlischen Heimat
Und deshalb betrachten wir einige Stellen zu diesem Thema. Diese haben einen biblischen Gesamtzusammenhang, zum Beispiel 1. Petrus 1.
Der erste Petrusbrief steht ziemlich hinten in der Reihenfolge der Briefe, nach den Paulusbriefen, so ist die Ordnung. In 1. Petrus 1 beginnt es gleich mit der Aussage: Ihr seid die auserwählten Fremdlinge, ihr gehört gar nicht in diese Welt. Das ganze Kapitel beschreibt die Wanderschaft in die himmlische Heimat. Danach hat ja auch Bunyan immer wieder seine Pilgerreise geschrieben – diese Wanderschaft zur großen Ewigkeit hin.
Eine andere Stelle, die viele auswendig kennen, lautet: Unser Wandel ist im Himmel. Von dort erwarten wir die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus. Wo steht das? Das steht in Philipper 3, Vers 20. Es ist immer gut, sich solche Verse einzuprägen. Die Losungen am Morgen sind besonders geeignet, um sie immer wieder zu wiederholen. Dort heißt es: Unser Wandel ist im Himmel, Philipper 3,20.
Ich habe es noch nicht ergriffen und sage, es ist so schlimm, wenn Menschen nur für ihren Bauch leben. Unser Bürgerrecht ist im Himmel, von dort erwarten wir auch den Heiland Jesus Christus, der unseren nichtigen Leib verwandeln wird. Dieses Wort sagen wir auch immer bei Bestattungen – es gleicht seinem verherrlichten Leib.
Habt doch in eurem Leben diese Sehnsucht! Sagt das auch bei Schwerkranken. Unsere Frau Figur, bei der es ja einigermaßen besser geht mit ihren siebenundneunzig Jahren – vorher wurde Frau Vogler als Frau Figur begrüßt. Interessant, was unser Kopf macht, denn Frau Figur war, bevor ich hierherkam – das ist ja schon eine Weile her – die Heimleiterin, die Frau Figur.
Sie ist jetzt 97 Jahre alt und im Heim verstorben, hatte einen schwierigen Knochenbruch. Doch Frau Sommer vom Café Sommer, die ebenfalls 97 Jahre alt ist, liegt neben ihr. Wenn man so einfach zu Menschen kommt, die direkt sagen: „Ich möchte heimgehen“, dann ist es doch etwas Großes, dieses Ziel immer wieder wichtig zu machen.
Wir gehen nicht dem Tod entgegen, sondern um Jesus zu sehen und um den neuen, verherrlichten Leib zu bekommen. Im Hebräerbrief, in der Wolke der Zeugen, Kapitel 11, Vers 8 bis 10 und 13 bis 16, wird gerade bei Abraham erwähnt, dass sie immer auf die Stadt, die himmlische Stadt, warteten. Sie waren auf sie ausgerichtet.
Für sie war das wichtigste Datum im Leben nicht der Ruhestand. Es war die Frage, ob es so schön ist – behaupte ich einmal – so wie bei meinen zwei, so schön, Günther. Das Herrliche ist, dass ich der himmlischen Heimat zustrebe. Die Lasten des Alters sind doch sehr, sehr schwer.
Der Platz der Christen in der Welt und die Herausforderungen der Gegenwart
Unser Platz in der Welt – und dabei ist es wichtig: Wir lassen uns von Gott senden, aber nur dorthin, wo Gott uns hinstellt.
Wir wissen aus der weiteren Geschichte, dass Gott sein Volk ganz bewusst aus Ägypten herausgeführt hat. Als er sagte, sie sollten nach Kanaan gehen, war das eine klare Richtung. Heute fragen sich viele: Wo ist unser Platz in dieser Volkskirche, die doch auch viel Verwirrung in sich trägt?
Ich fürchte, was wir momentan erleben, ist nur der Anfang von schlimmen Entwicklungen. Die Diskussion um die Segnung homosexueller Paare ist sicher erst der Anfang. Am schlimmsten wird es, wenn die Religionsvermischung weitergeht – diese sogenannte wiederchristliche Bewegung.
Ich war zu einem Dienst in Herrenberg eingeladen, wo man auch darüber sprach. Dort, im Missionsdienst, sagten Leute in diesem Raum, Jesus sei genau dasselbe wie Allah oder Buddha. Wenn man sich das vorstellt, erkennt man, wie viel Verwirrung das stiftet und wie den Menschen damit das Heil genommen wird. Das ist sehr schlimm.
Wir müssen immer wieder aufpassen. Gott wird die Stunde bestimmen, in der er will, dass wir uns deutlich von diesem wiederchristlichen Geist trennen. Solange sage ich: Ich möchte nicht wegen des Geldes in der Kirche sein. Der Gehalt ist schön – das eines Studienrats – aber wir müssen aufpassen, was uns bindet.
Können wir unser Glaubensleben unverhindert leben? An manchen Stellen können wir unsere Kritik noch äußern, auch wenn wir nicht viel bewegen können. Solange das in Freiheit geschieht, ist das möglich. Aber wenn mir verboten würde, vom Gericht Gottes zu sprechen oder zu sagen, dass Menschen verloren gehen, und wenn man mir die Lizenz entziehen würde, dann könnte ich nicht mehr in der Kirche bleiben. Wenn biblische Wahrheiten von mir verlangt würden, aufzugeben, wäre das für mich ein Grund zum Austritt.
Anderes würde ich noch nicht zum Anlass nehmen. Ich meine das so, wie das Volk Israel seinen Platz hatte. In Ägypten war es eine schwierige Zeit, auch eine Zeit, in der die Feindschaft gegen das Volk Israel stark war. Das hat nichts ausgemacht.
In der Geschichte der Kirche war es immer so, dass solche Strömungen und Schwierigkeiten auftauchten. In der Offenbarung steht ganz deutlich, dass am Ende der Zeit, wenn der Antichrist kommt und Bedrohungen entstehen, die Gemeinde Jesu in den Untergrund gehen wird. Der Herr wird wissen, wann das geschieht.
Wir müssen aber klare Punkte benennen. Ich möchte auch niemandem etwas verwehren, der sagt: „Ich kann nicht mehr, ich kann diese Mitgliedschaft nicht weiterführen.“ Das soll niemand als falsch empfinden. Jeder muss die Führung seines Herrn kennen.
Es ist immer eine Not, wenn Christen sich in unseligen Gruppen spalten und oft vom Regen in die Traufe kommen, weil sie noch mehr unter Menschenherrschaft geraten. Denken wir an die Templer im letzten Jahrhundert mit Johannes Seitz in Israel. Sie begannen als eine sehr extreme Bibelgruppe, und heute, nach hundert Jahren, leugnen sie die Dreieinigkeit. Das kann in solchen Gruppen sehr schnell gehen – man kann es sich kaum vorstellen.
Deshalb sage ich: Wir sollten die Aussagen nicht überdehnen. Gott stellt uns auch in eine gottlose Umgebung – das macht nichts aus. Ich habe immer wieder entdeckt: Auch wenn man in einer schwierigen Gemeinde ist, sollte man im Bibelkreis anfangen, Gleichgesinnte sammeln. Dann merkt man, welchen Dienst man dort tun kann. Das hat mich immer wieder fasziniert.
Ich möchte dazu Mut machen. Ich würde auch empfehlen, heute Kindergruppen zu beginnen, auch wenn man außerhalb lebt. Ich finde, man sollte diese Möglichkeiten nutzen.
Ich verstehe meine Platzanweisung und Führung so, dass ich dort wirken will, wo ich bin, und mich nicht aufhalte, weil um mich herum viel Gottlosigkeit ist. Es gibt auch in mir viel Gottlosigkeit. Ich will dem Herrn dienen, solange er mir diesen Auftrag gibt. Und ich glaube, auch ihr Auftrag ist da.
Die Balance zwischen Welt und Heimat
Ich will mich nicht an die Reichtümer Ägyptens oder an das Glück binden, und ich will die Heimat nicht verlieren. Deshalb ist es interessant, dass Israel sich auch an der Grenze angesiedelt hat.
Wenn man die Karte betrachtet, sieht man, dass das Land Gosen genau das Grenzland zu Kanaan war. Rein taktisch gesehen war es für die Ägypter sogar problematisch, ob sie die Kanaaniter dort überhaupt haben wollten. Dennoch haben sie dort gesiedelt und durften dabei nie den Blick nach Kanaan verlieren. Das war wichtig.
Mein Dienst in der Welt heute darf den Blick in die Ewigkeit nicht verstellen. Wenn man sich in der Welt so sesshaft macht, dass man vergisst, dass die wahre Heimat woanders ist, dann wird es kritisch.
Das Verhalten der Christen in einer fremden Umgebung
Und jetzt kommt es noch zu dieser Begegnung mit Pharao, die mir ebenfalls wichtig ist. Sie zeigt deutlich, wie Christen sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden.
Es ist immer wieder eine Versuchung, sich überheblich dort niederzulassen und bei jeder Gelegenheit zu betonen: „Ich bin ja nicht so wie die anderen um mich herum.“ Solche Töne finden die Menschen jedoch gar nicht gut. Nicht dieses arrogante Herabsehen auf die anderen, mit dem Gedanken „Ich bin ja Eigentum Gottes, passen Sie bitte auf!“ Das wirkt oft sehr falsch, wenn wir es gegenüber Nichtchristen sagen. Dieses Rühmen unserer unmittelbaren Nähe zu Gott kommt nicht gut an.
Reden Sie lieber mit anderen Menschen darüber, wie sie täglich viel falsch machen und wie in ihnen viel Böses wohnt. Das kommt viel besser an als das andere.
Interessant ist auch, dass Pharao von Jakob respektiert wird. Jakob geht nicht zu Pharao und sagt: „Du bist ein Götzenanbeter.“ Verstehen Sie? Man muss darauf achten, dass das Zeugnis, das wir geben wollen, ein Zeugnis ist, bei dem man nicht mit der Tür ins Haus fällt. Jakob respektiert die weltliche Ordnung und akzeptiert die Gottlosigkeit ein Stück weit. Wenn er das nicht bejaht hätte, könnte er nicht in Ägypten leben, zum Pharao gehen und ihn segnen – den gottlosen Pharao.
Das bedeutet: Von uns soll auch eine Segenswirkung ausgehen. Ich freue mich immer, wenn in einem Haus, auch wenn lauter gottlose Leute darin wohnen, noch ein Betender lebt. Denn ich glaube, da geht eine Segenskraft Gottes aus. Die Menschen haben etwas davon. Das ersetzt natürlich nicht eine Bekehrung, ganz klar. Aber unser Platz in Ägypten – wie der Herkunftsort in Ägypten genannt wird – ist es, die weltliche Ordnung auf jede nur mögliche Weise zu tolerieren, auch wenn sie nicht von Gott ist.
In unserem Staat ist auch vieles nicht von Gott. Ich will das tolerieren. Es gibt auch viel Böses. Manchmal fragt man sich, wie neulich, als ich eine einfache Rundfunkzeitschrift angesehen habe: Wenn ich richtig gezählt habe, waren es allein in einer Ausgabe 30 schmutzige Sexanzeigen. Das ist im Eifer-Rundfunkprogramm, das sogar der Zeitung beiliegt.
Irgendwo stellt sich natürlich die Frage, wie lange man das tolerieren will – ob man die Zeitung abbestellt oder so. Aber man kann die Welt nicht räumen. Ich muss es ja nicht anschauen; ich kann darüber hinwegblättern. Verstehen Sie, was ich meine?
Es ist überall die Frage: Wo habe ich noch Anteil? Mich hat überrascht, wie Jakob vor Pharao tritt und ihn segnet. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Nicht, dass er zu allem Ja sagt. Er hat sich nicht mit dem Bösen in Ägypten verbündet. Aber es ist etwas Schönes, dass von Christen eine Lebenskraft ausgeht, eine mutmachende Botschaft.
Wir sind nicht die Miesepeter der Nation, auch nicht die Schreihälse, die überall rausschreien. Wenn sie dem Teufel nachgehen wollen, können sie natürlich Tag und Nacht demonstrieren und schreien. Wir sind nicht da, um alle Übeltaten aufzuzählen, sondern um den Menschen etwas vom lebendigen Gott zu vermitteln.
Das hat mich beeindruckt, weil ganz Ähnliches auch im Neuen Testament steht, zum Beispiel in Römer 13: „Seid Untertan der Obrigkeit.“ Christen sind nicht diejenigen, die alles behindern und blockieren.
Auch Jeremia 29 fordert dazu auf, „das Beste für die Stadt zu suchen“. Diese Aufforderung richtet sich an die Leute in Babel: Tut, was ihr könnt an diesem Ort, um dem Herrn zu dienen.
1. Petrus 2,13 sagt ebenfalls: Auch wenn es ein gottloser Staat ist – bei den ersten Christen war es der Nero-Staat, der sie verfolgte – haben sie doch mit großer Würde und Anerkennung diese gottlose Regierung und Obrigkeit akzeptiert. „Seid Untertan aller menschlichen Ordnungen um des Herrn willen: dem König als dem Obersten oder den Statthaltern, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun.“
Die Justiz zur Zeit der ersten Christen war korrupt durch und durch, aber Christen haben sich ihr untergeordnet. Sie haben sie nicht gerechtfertigt, verstehen Sie? Sondern genau so, wie man eben nicht die Protestierer sein will.
Es ist mir nicht ganz wohl, dass heute das Wort „Protestanten“ so verstanden wird, als müsse man überall protestieren. Lasst uns ein gutes Zeugnis für den Herrn geben.
Ich denke, Sie haben verstanden, worauf ich hinaus will, an dem Beispiel Jakobs, wie er zu Pharao kommt, ihn segnet und ihm etwas von der Kürze seines Lebens sagt.
Bescheidenheit und Treue im Dienst
Noch etwas ist interessant: Diese Söhne Jakobs haben vor Pharao auf die Frage nach ihrem Beruf nicht gesagt, was man vielleicht erwarten würde. Sie hätten sagen können: „Wir wollen teilhaben an der Bildung Ägyptens, wir wollen hier mitforschen und die Geheimnisse der Welt entdecken.“ Doch sie antworteten schlicht: „Wir sind Viehhirten.“
Sie haben also fast tiefgestapelt, denn sicherlich war noch mehr in ihnen. Sie wollten in Ägypten gar keine Karriere machen. Und das dürfen sie auch. Ich freue mich immer wieder, wenn jemand durch seine Begabung Karriere macht. Aber es ist schon bemerkenswert, dass sie nicht dick aufgetragen haben, sondern einfach sagten, sie wollten nur einen Platz haben, an dem Gott ihnen Leben schenkt und wo sie wirken können.
So schön ist auch das Beispiel von Daniel, der ohne sein Zutun plötzlich herausragt. Er sagte ja auch: „Ich will gar nicht das andere Essen essen.“ Er wollte bei der Prüfung, die der babylonische König anordnete, nicht groß herauskommen. Doch der Herr gab ihm mehr Weisheit und Verstand. Das ist Sache Gottes, wo er uns erhöht.
Wir wollen nicht an diesem Wettlauf teilnehmen, in dem wir uns selbst groß machen, sondern ganz schlicht in Bescheidenheit leben. Und sogar der Pharao sagt, man solle diese Viehhirten über seine Tiere setzen, weil er merkt, dass in ihnen etwas steckt.
Also: Nicht Hochstapelei und große Klappe sind ein Christenzeichen, sondern das Wirken in der Bescheidenheit. Dann wird man sehen, ob man Christen brauchen kann.
Ich bin im Stuttgarter Westen in der Jugendarbeit aufgewachsen. Dort hatten wir einen treuen Herrn Hasel, der irgendwo bei einer Bank tätig war und Vorsitzender unserer Jugendarbeit. Er sagte bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu uns jungen Leuten: „Es ist kein gutes Zeugnis für den Herrn Jesus, wenn ihr überall missionarisch herumrennt, aber in eurem Beruf Versager seid.“
Das hat mir in meiner Jugend sehr geholfen, obwohl ich ungern gelernt habe. Es ist einfach wichtig, einen Beruf zu ergreifen und in diesem Beruf etwas zu bewirken. Das heißt nicht, dass man Missionar sein soll. Aber manchmal muss man junge Leute wieder auf den Boden der Tatsachen holen und ihnen sagen: Es war auch nicht zu wenig, Hirtendienst zu tun.
Ich meine immer wieder, es ist eine Reife des christlichen Glaubens, wenn jeder von uns auch die Straße kehrt und die Drecksarbeit tut – so unscheinbar sie auch sein mag. Wenn man nach einem Sommerabend die Abtrockner und Spüler sieht, denkt man: „Ich will dort meinen Platz tun.“ Sie wollen Hirten sein, nichts anderes. Und dann merkt der Pfarrer: „Denen kann man etwas anvertrauen, die haben etwas zu tun.“
Gut, ich will jetzt nicht weiter davon sprechen. Man könnte noch viel über die kurze Wanderschaft unseres Lebens sagen. Die Zeit meines Lebens ist reich, wenig und böse – so sagt es die Bibel.
Es ist sehr interessant, wie alte Menschen oft auf ihr Leben zurückblicken und es beurteilen. Jakob, der sicher ein sehr faltiges und eingefallenes Gesicht hatte – wahrscheinlich waren seine Zähne längst ausgefallen – steht vor Pharao, der ihn sicher für einen jungen Mann hält und fragt: „Wer bist du eigentlich?“
Jakob gibt ein Zeugnis von seiner Heimat und seiner Zukunft ab, und das ist schön. Ein wunderbares, mutmachendes und einladendes Zeugnis: Wir leben nur auf Zeit in dieser Welt.
Auch wunderbar ist, wie Gott all diese wirtschaftlichen Dinge in Ägypten lenkt und für alles sorgt. Wir haben noch etwas überschlagen, wie die Ägypter lebten und arbeiteten. Gott hat alles in seiner Hand, und wir dürfen uns diesem Herrn anvertrauen.
Das ist etwas Mutmachendes für uns: Er geht mit unserem Leben und segnet uns reich.