Danke, Herr, dass du jedem von uns diese herrliche Zusage gibst: Keiner wird zu Schanden, der auf dich vertraut.
Auch wenn heute manche abreisen, steht vor uns, was uns zu Hause erwartet. Noch größer aber soll uns dein Wort vor Augen stehen: Du gehst mit uns, du segnest uns und öffnest die Türen.
Amen.
Von Gustav Knack zu Friedrich von Bodelschwing: Ein Lebensweg im Dienst Gottes
Gustav Knack hat die Missionsfeste in Pommern veranstaltet. Bei einem dieser Feste war ein junger, 22-jähriger Verwalter eines großen Ritterguts extra in Eile, damit er mitten in der Ernte früh weg konnte. Er hatte sein Gaulaussenfesten gebunden und kam gerade noch rechtzeitig in die Kirche.
Es ist nicht genau bekannt, wer dort predigte. Ich vermute, dass es Gustav Knack war, denn er war ständig dort und leitete das Missionsfest. Er sprach gerade über das Thema: „Die Ernte ist groß, aber es sind so wenige Arbeiter.“ Er sagte: „Herr, sende mich!“ War es Friedrich von Bodelschwing?
Der Herr hat ihm später den Weg in die Mission verschlossen und ihm stattdessen einen anderen Platz zugewiesen. So ist es auch bei uns: Egal, wohin uns der Herr sendet. Für ihn war das der entscheidende Anstoß, sich mit 22 Jahren ganz dem Herrn zur Verfügung zu stellen.
Viel später, nachdem ihm bereits vier Kinder in kurzer Zeit genommen wurden und er die Härte erlebt hatte, wie streng Gott sein kann, übernahm er ein kleines Werk. Damals hatte es nur dreizehn gemütskranke Menschen, hieß noch nicht Bethel und lag in der Nähe von Bielefeld. Er baute es zu einer großen Anstalt aus.
Man sieht manchmal im Reich Gottes diese Linien, die von Gustav Knack über Friedrich von Bodelschwing laufen. Bei Gustav Knack laufen viele Linien zusammen. Er gab auch das Lied heraus, in dem es heißt: „So nimm denn meine Hände“ und so weiter. Er war der Erste, der es publizierte.
So wunderbar ist es im Reich Gottes, wenn man ein wenig dahinterblickt, wie Gott die Dinge lenkt. Gustav Knack.
Abschiedswort und die Geschichte des Kämmerers
So, jetzt machen wir heute nur noch ein Wort zum Abschied. Das haben wir gestern ganz bewusst im Gottesdienst bei der Geschichte von dem Kämmerer der Königin Candace ausgelassen.
Am Schluss, nachdem er getauft war, heißt es in Apostelgeschichte 8,39:
„Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.“
Alleinsein ist schwierig. Viele von Ihnen sind allein. Das kann nur verstehen, wer auch Single ist, allein lebt. Mir hat mal ein Pfarrer gesagt, der schon im vorgerückten Alter unverheiratet war: „Es ist ein Kampf, jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und meine Glastür aufschließe und in die leere Wohnung trete. Da ist keine Stimme, die sagt: ‚Schön, dass Sie da sind.‘“
Er hat sich angewöhnt, dann zu sagen: „Guten Tag, lieber Heiland!“ wenn er heimkommt. Denn so ist ja unser Herr auch sehr brutal mit diesem Kämmerer umgegangen. Der Philippus wurde einfach weggenommen. Man findet ihn dreißig, vierzig Kilometer weiter in Aschdod, das ist der große Hafen von Israel heute, der Industriehafen, wo neulich das große Attentat war. Und der Kämmerer ist allein, jung bekehrt. Jeder von ihnen hat mehr Jüngerschaftstraining gehabt, mehr Unterweisung: Wie lebt man Nachfolge Jesu? Wie macht man stille Zeit? Wie betet man? Er hat überhaupt keine Anweisung gehabt.
Ist das nicht schlimm? Er hat keine Vorfahren gehabt, keinen Großvater, keine Großmutter, die ihm im Glauben vorangegangen wären. Er hat keine Eltern gehabt, keine Gleichaltrigen, die ihn ermutigt hätten, auch keine Standesgenossen, keine IVCG oder so etwas, wo man sich mit ähnlichen Leuten austauschen kann. Ganz allein lässt ihn Gott zurück.
Also, das macht unser Herr, damit sie nicht überrascht sind, wenn auch Sie sagen: „Ich bin so allein.“ Obwohl ich meine, bei uns ist es nicht so, dass man allein sein muss. Wir erleben das ja auf dem Schönblick, und es gibt viele Möglichkeiten, Gemeinschaft im Glauben zu finden.
Er war ganz allein. Er zieht wieder seine zweitausend Kilometer zurück in ein fernes Land, wo er keinen Jesusjünger finden wird. Stellen Sie sich das mal vor: ganz allein, jung bekehrt, keinen Jesusjünger. Und dann steht da: „Er zog aber seine Straße fröhlich.“
Er hätte ja auch verdrossen dahin ziehen können. Traurig, ärgerlich, wehleidig, missmutig. Er hätte sagen können: „Ach, wie schön war das doch am Tempel, als ich die Chöre singen hörte. Ach, wie schön war das doch auf dem Schönblick.“ Immer rückwärtsgewandt. Nein, er zieht vorwärtsgewandt und fröhlich.
Das Ja zur Wegführung und die Taufe als Neuanfang
Und das Wort habe ich heute für Sie ausgesucht, weil ich Sie bitten möchte, dem Kämmerer nachzueifern. Sie haben erst Recht Grund, fröhlich nach Hause zu ziehen. Das gilt besonders für diejenigen, die noch ein paar Tage hier bleiben können. Das nimmt ja nichts weg, im Gegenteil: Sie können sich umso mehr darauf vorbereiten, fröhlich zurückzugehen, wenn die Stunde für Sie kommt. Fröhlich zurückzugehen, weil Sie nicht allein sind.
Ich möchte zunächst davon sprechen, dass er Ja zu seiner Wegführung sagt. Er sagt Ja zu seiner Wegführung. Ich habe das ja gestern schon erwähnt, wie das im griechischen Urtext steht. Damals, am Hof, war es ein Brauch – den kennen wir schon von Potifar –, dass ein Mann in großer Not seiner ganzen Würde beraubt wurde, ein Entmannter war. Er hätte auch über sein Lebensschicksal trauern können und sagen können: „Ich kann nie eine Frau heiraten, man hat mir so etwas angetan.“
Es gibt vieles, worüber wir uns beklagen und mit unserem Lebensweg hadern. „Ich habe es schwer“, „Ich habe es sehr schwer“, hätte der Kämmerer sagen können. „Mir ist Unrecht widerfahren.“ In der Bibel wird das jedoch nie gemacht. Denn wenn der Herr mit uns geht, ist überfließender Segen über unserem Leben, egal was an Schwerem mit uns geschieht.
Ich habe manche Leute getroffen, die schon angefangen haben und sagten: „Ich muss Ihnen erzählen, wie schwer ich es gehabt habe. Mein Vater war so brutal, und ich durfte nicht den Beruf erlernen, den ich eigentlich wollte. Ich wollte studieren, aber meine Mutter sagte, Frauen müssen nichts lernen, sie sollen im Haushalt helfen. So ist mein ganzes Leben immer nur in der Dunkelheit verlaufen. Ich habe es so schwer.“
Ich möchte Ihnen sagen: Wenn Jesus bei Ihnen ist, wird der engste Raum gesprengt und Sie werden in die Weite geführt. Es ist ganz interessant, dass Gott nie bei dem stehen bleibt, was wir an natürlichen Gaben mitbringen. Manche Leute fragen: „Was hast du für Begabungen?“ Das ist für Gott gar nicht wichtig. Er macht begabt.
Denken Sie an die unbegabte Frau Gledis Elbert, die nur 1,55 m groß war. Sie hatte ein schwieriges persönliches Umfeld und hat die Volksschule, glaube ich, nicht einmal abgeschlossen. Und Gott hat sie so begabt gemacht. Es gibt viele Menschen, die Gott begabt gemacht hat.
Da war ein Mann, der bei der China Inland Mission, bei der alten China Inland Mission von Hudson Taylor, abgelehnt wurde, weil er so schlecht sprechen konnte. Man sagte, er sei unbegabt. Später hat er das Spracheninstitut der Wiklifs, der Linguisten, gegründet. Stellen Sie sich das vor: Der Unbegabte hat das Spracheninstitut gegründet, weil er in Sprachen so unbegabt war. Das kann unser Gott machen: Er sprengt alle Grenzen, wenn sich jemand ihm anvertraut.
Ich bin immer dafür, nicht zu viel darauf zu schauen, was ich kann und was ich schon mache. Gott ist ein dynamischer Gott, der uns seinen Geist gibt und Menschen fähig macht. Wir erleben das im Missionsfeld, dass plötzlich Menschen sehr stark werden, weil der Herr sie begabt.
So kann ich Ja sagen zu meiner Wegführung und voller Spannung warten, was der Herr aus meinem Leben macht. Er wurde ja getauft. Er wurde im Jordan untergetaucht. Wie man die Taufe vollzieht, ist gar nicht so wichtig.
Ich möchte hier keine Diskussion entfachen, sonst kommen nachher gleich drei und sagen, es sei doch ganz wichtig, ob man so oder anders getauft wird. Wie Sie getauft sind – ob als Kind, im Jordan, im Freibad oder als Erwachsener in der Freikirche – entscheidend ist, dass der Name Jesus auf Ihrem Leben liegt.
Es ist wichtig, dass Sie sagen: Du bist Jesus, Gottes Sohn. Dann steht Ihr Leben unter einer ganz neuen Beauftragung. Wie steht es da in Römer 6? Dass wir in einem neuen Leben wandeln, als Menschen, die Jesus nachfolgen. Dass unsere Familien neu aussehen, unsere Gespräche, die wir führen, neu sind und unsere Dienste voller neuer Erwartung.
Also: Ja zu meiner Wegführung!
Die Rückkehr in eine feindliche Umgebung und die Freude am Weg
Es führt wieder zurück bei diesem Kämmerer ins Heidenland, wo er ganz allein ist. Doch er geht ja zu seiner Wegführung, weil Jesus mit ihm geht und ihn gebraucht.
Wenn er dann ankommt, der Kämmerer, unter seinen Freunden bei der Königin Kandadze, dann fragt ihn die Königin: „Wie war's denn? Was hast du gesehen?“ Heute würde man sagen: „Du hast ein paar Fotos gemacht. Zeig uns auch deine Dias von deiner schönen Reise.“
Aber der Kämmerer könnte nur erzählen. Er könnte berichten von dem großartigen Tempel in Jerusalem. Das hat ja schon die Jünger von Jesus überrascht. Herodes hat ihn ja renoviert – der Böse, Herodes der Große. Er hat ihn ganz toll gemacht. Es war ein Weltwunder, was er geschaffen hat, mit goldenen Dachrinnen und herrlichem Marmorglanz.
Aber dann würde der Kämmerer sagen: „Am liebsten ist mir die Straße nach Gaza, die öde.“ Die Königin fragt: „Was, wächst da was, ein Dornstrauch?“
„Nicht mal ein Dornstrauch“, würde er sagen. „Es ist wirklich das Ende. Fuchs und Hase sagen Sie nicht mal mehr gute Nacht. Da gibt es keine Tiere mehr, da ist alles bloß noch trocken. Ein bisschen Wasser war noch da, wo ich mich taufen ließ. Aber dort ist eine Stelle, da habe ich Jesus gefunden. Das ist der liebste Platz.“
Und wenn Sie da zurückdenken, das ist auch das Schöne bei solchen Zeiten auf dem Schönblick: Wenn Sie sagen können, da ist mir Jesus neu groß geworden, da habe ich ihn wieder entdeckt – das ist mir der liebste Platz.
„Ich habe es so genossen, die herrlichen Douglasien zu sehen, die einmalig schönen Tannenbäume, die da drüben sind, in diesem Wald. Was hat da Gott wachsen lassen? Man kann ja manchmal vor den Bäumen stehen. Jeder Baum ist ein Kunstwerk, wie Gott es geschaffen hat.“
Das Allergrößte ist, dass Jesus sich über mich erbarmt und dass er mein Leben erwählt hat, dass er mich gebraucht und dass er wirken will durch mich.
Und jetzt steht vor diesem Kämmerer eine ganz spannende Zeit. Wie lange ihn der Herr noch braucht, ob er noch Stunden auf dieser Erde zählt oder noch Jahre hat, ist gar nicht wichtig.
Das ist nur die Zeit, die der Herr schenkt, um zu seiner Ehre leben zu können.
Darum zog er seine Straße fröhlich, sagte ja zu seiner Wegführung. Nicht klagen, nicht wehleidig sein, nicht traurig und nicht zurückblicken.
Die Quelle der Freude: Jesus geht mit
Noch etwas: Warum ist er fröhlich? Weil Jesus mitgeht, weil Jesus mitgeht.
Früher war es in diesen Ländern, auch sicher bei der Königin Kandake, so, dass es keine Toleranz gab. Das Heidentum kennt keine Toleranz. Das wissen wir ja schon aus den Ländern des Islam und des Buddhismus. Diese Religionen fordern totale Unterwerfung.
Die Toleranz ist ein christlicher Gedanke. Sie bedeutet, dass auch andere Raum bekommen, sich zu verwirklichen, und dass wir niemandem etwas mit Zwang überstülpen.
Für den Kämmerer war es daher nicht leicht, in seine unduldsame Umgebung zurückzukehren, wo man sehr unduldsam mit ihm umging. Wie würde das werden? Würden sie ihn wieder zum heidnischen Götzendienst zwingen? Musste er da auch mitmachen?
Im Alten Testament haben wir den General Naaman, der wieder zum Führer zurückkehrt und sagt, er müsse mit seinem Chef, dem König, in den heidnischen Tempel gehen. Erinnern Sie sich an die Geschichte, in der er fragt, ob Gott so gnädig sei, ihm diese Sünde zu vergeben, dass er da mitmachen müsse.
Wie wäre es, wenn der Kämmerer nun irgendwo in der gottlosen Umgebung mit dabei ist? Es ist ja nicht leicht, wieder ins Geschäftsleben zurückzugehen, wenn man von Kameraden umgeben ist, mit denen man sich nicht über seine große Freude verständigen kann.
Es ist doch schwierig, wenn man so allein steht. Dann bekommen wir Angst: Was kommt auf mich zu? Erst recht, wenn wir schwere Krankheitsnöte haben, wenn uns Sorgen überfallen und uns so viel Schweres drückt. Was wird aus mir?
Die Freude ist: Jesus geht mit. Wenn er heimkommt, hat Jesus alles schon vorbereitet. Das ist so groß. Es gibt keine Situation, über die Jesus nicht Herr ist.
Mir hat ein Himmelfahrtstag das wieder überwältigt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Wo sie auch sind, selbst am trostlosesten Platz, unter bösen Menschen – Jesus hat alle Situationen in seiner Hand. Er kennt sie, ist ihnen nahe. Sie brauchen nur auf ihn zu blicken.
Ach ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Ihr braucht keine Angst zu haben, er ist doch da. Und wenn wir schon anfangen zu schreien: „Herr, wir kommen um, wir kommen um!“ – Nein, du kannst nicht umkommen, wo Jesus ist.
„In der Welt habt ihr Angst, aber seid doch mutig.“ Das heißt eigentlich: Seid getrost, seid mutig und unerschrocken. „Ich habe diese Welt überwunden.“
Darf ich Ihnen das so zurufen? Ich habe gesagt, es ist keine Bibelarbeit mehr, sondern Zuspruch: Wisse es, in der Dunkelheit eines Lebens ist Jesus da.
Selbst wenn wir ins Todestal einbiegen, da steht Jesus und wartet auf Sie. Es gibt gar keinen Ort, wo Jesus nicht da wäre und Ihnen in seiner ganzen Herrlichkeit begegnen wollte.
Die Kraft des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes
Wir haben in diesen Tagen viel vom Heiligen Geist gesprochen. Es war für uns eindrücklich zu sehen, wie der Heilige Geist wirkt. Ich möchte das gerne noch einmal zusammenfassen.
Immer und überall dort, wo in der Apostelgeschichte, aber auch im gesamten neutestamentlichen Zeugnis, der Heilige Geist wirkt, geschieht das durch sein Wort. Nicht durch irgendwelche physikalischen Phänomene, sondern durch sein Wort. Er spricht durch das Wort. Der Geist Gottes macht das Wort stark, breitet es aus, sodass es lebendig und wirksam wird.
Der Geist Gottes will auch zu Ihnen durch das Wort reden. Sie müssen das Wort der Bibel aufnehmen. Es ist besonders wichtig, dass wir das Wort Gottes auch zu den Kranken bringen, damit der Geist Gottes die Herzen stärken und unser Leben erneuern kann. Das geschieht durch das Wort.
Sie sollten in der Versammlung bleiben, wo das Wort ausgelegt wird – in der Gemeinschaftsstunde, im Bibelkreis oder im Hauskreis. Nicht dort, wo nur diskutiert wird. Es gibt viele Fragen, die ich Ihnen auch nicht beantworten kann. Vieles wissen wir nicht. Aber das, was wir wissen, ist wichtig: Jesus ist da und wirkt durch sein Wort. Deshalb brauchen wir keine Angst mehr zu haben.
Wo steht denn das Kapitel, in dem am meisten vom Heiligen Geist gesprochen wird? Im Römerbrief Kapitel 8. Dort heißt es, dass wir nicht mehr fleischlich, sondern geistlich sind. Jeder Vers spricht vom Triumph, dass der Geist Gottes unser Leben durchdringt. Am Ende steht die Gewissheit: Nichts, keine Macht der Welt, keine Anklage, keine Weltmacht, keine Krankheit, nichts Böses, kein Engel, keine Fürstentümer, keine Gewalt kann uns von Jesus trennen.
Darum zieht der Gläubige seine Straße fröhlich. Wenn es der Kämmerer verstanden hat – nur durch die Taufe – darf ich Ihnen in der Bibelarbeit noch einmal ganz konkret zusprechen: Sie müssen es fassen und sagen: Das ist genug, das will ich wissen, das will ich anderen sagen, dass es so ist.
Aber ich bin doch ein sündiger Mensch, wird man fragen. Natürlich sind Sie ein sündiger Mensch. Der Herr Jesus hat sich gerade um der Sünder willen gebunden. Wenn Sie ein perfekter Mensch wären, bräuchten Sie Jesus gar nicht. Er ist für die Sünder gestorben, für Sie hat er sein Leben gegeben. Sein Blut verbirgt Ihre Sünde.
Außerdem gibt er Ihnen den Pfand seines Geistes als Unterpfand. Er versiegelt Sie mit seinem Heiligen Geist. Sie wissen doch, wie das früher mit Siegellack war: Wenn man ein Amtsschreiben bekam, wurde Siegellack daraufgeträufelt, und dann wurde das Siegel, zum Beispiel der Reichsadler, daraufgedrückt. Erst dann war das Schriftstück gültig.
So sind auch wir versiegelt mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist will Ihnen diese Gewissheit geben. Wenn Sie morgen wieder innerlich zappeln und in der Anfechtung sagen: „Ich fühle es nicht“, dann brauchen Sie das auch nicht zu fühlen. Natürlich fühlen wir das nicht immer.
Unser Herz zappelt sehr stark, wenn wir auf der Bahre liegen und in den Operationssaal geschoben werden. Da haben wir alle dieselbe, ganz natürliche Angst. Aber der Herr will uns in dieser Stunde durch seinen Geist festmachen. Nicht durch den Körper, sondern durch seinen Geist will er uns festigen, damit unser Glaube in ihm bestehen bleibt. Und ich darf das fassen und glauben.
Gerade in Römer 8 ist es wunderbar beschrieben, dass diese Zeit des Leidens nicht wert ist, verglichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Besonders wenn wir durch Trübsale hindurchgehen – das beschreibt Paulus im Römerbrief – dann seufzt der Heilige Geist in uns immer stärker und ruft: „Abba, lieber Vater, Abba, lieber Vater!“
Wir gehören doch dir. Darum können wir fröhlich unsere Straße ziehen.
Die bleibende Wirkung des Kämmerers und die Hoffnung auf das ewige Zuhause
Ganz wunderbar. Denken Sie einmal darüber nach, welche Spuren dieser Kämmerer in dem heidnischen, vom Götzenkult geprägten Afrika hinterlassen hat. Es ist bis heute ein Geheimnis, dass dort die ersten Christen Afrikas waren. Leider ist die Kirche dort erstarrt, insbesondere die orthodoxe Kirche von Äthiopien.
Sie hat sich gegen alle Erweckungen gesträubt. Als der Missionar Goba und Ludwig Krapf dorthin kamen, sperrten sie sich vehement dagegen. Goba, der Vater von Dora Rappart, sagte einmal, das seien alles Halunken und Gangster, diese Mönche, die dort existieren. Dennoch wurde das Evangelium auch in dieser eigenartigen Kirche weitergetragen.
Erst in diesen Tagen hörte ich, dass es zum ersten Mal passiert ist, dass sich diese orthodoxe Kirche für erweckliche Aufbrüche geöffnet hat. In Ägypten hat sich die koptische Kirche sehr stark geöffnet, aber auch in Äthiopien tut sich etwas. Trotzdem hat der Kämmerer erreicht, dass er das Evangelium in Afrika verbreitet hat. Sehr bald nach seiner Zeit finden wir äthiopische Übersetzungen der gesamten Evangelien und der Briefe des Paulus in Afrika.
Das ist eine ganz wunderbare Spur. Ich wünsche mir nur, dass Jesus auch durch das Leben dieser Menschen seine Spur ziehen kann. Das sieht man oft erst richtig, wenn ein Mensch gestorben ist. Was Gott daraus gemacht hat, macht aus dem ganz Kleinen, so wie bei Philippus, eine große Spur. Wir können oft gar nicht einschätzen, was daraus werden kann.
Jesus geht mit, vom ersten Ja zu deiner Wegführung bis zum letzten Schritt: Es geht nach Hause. Wenn man den Kämmerer gefragt hätte, ob er traurig sei, nachdem Philippus weg war, hätte er gesagt: „Doch, schade, ich hätte mich noch gerne mit ihm über vieles unterhalten.“ Philippus hatte viele Fragen, die ihm niemand beantworten konnte. Traurig wäre das also durchaus gerechtfertigt gewesen. Doch er war fröhlich.
Wenn man ihn gefragt hätte, warum er so fröhlich sei, obwohl er Philippus verloren hat, hätte er gesagt: „Das macht Gott ganz absichtlich, damit wir nie von Menschen abhängig werden.“ Denken Sie daran: Gott will nicht, dass wir von Menschen abhängig sind. Auch Jesus will nicht, dass es Fangemeinden im Glauben gibt – das machen Sektierer.
Wo man ein nüchternes Glaubensleben führt, freut man sich an allen Evangeliumsboten. Dort hat man eine Weite, auch eine konfessionelle Weite. Man freut sich an einem klar predigenden Methodistenprediger, an einem von der Freien Evangelischen, so wie man sich an einem Gemeinschaftsmann und an einer Frau freut. So lebt man die Bruderschaft – das ist gelebte Allianz, die Evangelische Allianz, wo man zusammenkommt als Jesusgemeinde.
Wir wollen also nicht an Menschen hängen. Aber warum war der Kämmerer so fröhlich? Wenn man ihn gefragt hätte, warum er so fröhlich seine Lieder auf seinem Wagen pfeift, hätte er gesagt: „Es geht nach Hause.“
Ja, wie? Ist denn Äthiopien, das Reich Kandazes, dein Haus? Wie gesagt, nur kurze Zeit ist das mein irdisches Haus. Und dann: Es geht nach Hause. Die Plätze dieser Welt sind gar nicht mehr so wichtig. Ich wandere meine Straße, die zur Heimat führt.
Das ist doch wunderbar, wenn man das erkennt. So wie wir zusammenkommen, werden wir nie mehr zusammenkommen. Es bewegt mich immer wieder, wenn wir in einer solchen Versammlung sind. Bevor das Jahr endet, werden einige schon vor Jesus, dem Herrn aller Herren, stehen. Heimgerufen zu sein in den Schoß der Vollendeten – das ist ja toll. Wenn man sein Leben triumphal beenden darf, sollte einem das vor Augen stehen: Es geht nach Hause.
Aber nicht nur dorthin, wo wir jetzt hingehen. Ich habe als Pfarrer immer wieder erlebt, wie die Leute wehmütig waren bei der Übersiedlung ins Altenheim. „Ach ja, das ist meine letzte Heimat.“ Das ist nicht die letzte, es ist nicht das letzte Haus. Das letzte Haus ist erst, wenn wir daheim sind beim Herrn. Das vorletzte Haus – ja, das kennen wir. Wir freuen uns auf das letzte Heim.
Jesus ist hingegangen, uns die Stätte zu bereiten. Ein Kämmerer hat das begriffen: Ich kann fröhlich meine Straße ziehen, denn das Vorletzte ist gar nicht so wichtig. Wo wir unser vorletztes Heim haben, ist nicht entscheidend. Wo wir unser letztes Heim haben, das ist ganz wichtig.
Ich ziehe meine Straße zur Heimat. Wir haben uns ja bei der Steinigung des Stephanus noch einmal so bewusst gemacht, was das bedeutet. Ich habe schon manche Dinge auf meinem Zettel stehen. Wenn ich dann vor Ihnen stehe, vergesse ich viel, und dann will ich auch nicht auf den Zettel gucken.
Bei Stephanus habe ich noch gedacht: Sehr interessant, er hat ja nicht „Ave Maria“ oder „Erzengel Michael“ am Lebensende geschrien. Er hat den Namen Jesus ausgerufen: „Jesus, in deine Hände befehle ich meinen Geist!“ Das soll unser Leben sein: Ich bin daheim bei Jesus, jetzt und in alle Ewigkeit. Nichts kann mich mehr von Jesus trennen.
Gibt es da irgendeinen Grund, warum man nur eine Sekunde lang nicht fröhlich sein kann? Es kann gar keinen geben, sondern Freude, Freude über Freude. Christus wehrt allem Leid. In dir ist Freude, auch in allem Leide. Wenn wir dich haben, kann uns nichts schaden – weder Teufel, Welt, Schind noch Tod.
Du hast alles in deinen Händen und kannst alles wenden, wie auch immer die Not heißen mag. Also ziehen wir jetzt fröhlich nach Hause, aber ganz nach Hause. Das muss immer vor Augen sein, damit wir den großen Blick zur Herrlichkeit haben.
Schlussgebet und Ausblick auf das Lied
Wir wollen beten.
Lieber Herr, vielen Dank, dass du uns durch dein Wort so nahekommst und dass wir diesen Blick auf dich haben. Es tut uns leid, dass wir oft missmutig, schwierig und traurig sind, obwohl wir doch nur Grund haben, dir zu danken.
Wir können nicht überblicken, was vor uns liegt, und wir können es auch nicht selbst managen. Aber du machst das für uns. Du bist der Herr und nicht wir. Wir lassen uns führen wie ein blinder Gaul.
Wir bitten dich jetzt, dass du mit uns gehst und schon daheim alles vorbereitest – auch das, was uns bedrängt und Not macht. Wir blicken auf dich, freuen uns und danken dir noch einmal für all die Liebe in diesen Städten und für alle, die so viel einbringen.
Nicht nur aus Beruf, sondern aus Hingabe zu dir, um das Zeugnis deiner Liebe weiterzugeben. Wir haben das begriffen und verstanden. Dafür danken wir dir für alles Gute, das wir empfangen haben. Wir wissen, dass du mit uns gehst.
Deine Nähe birgt uns. Du bist unser Schutz, unser Führer und unser Geleitsmann. Wir dürfen uns auch im Blick auf das Ende unseres Lebens ganz in deine Hand geben.
Ganz herzlichen Dank, Herr, dass wir bei dir daheim sein dürfen in der Ewigkeit. Amen!
Jetzt wollen wir das Lied 519 singen. Das passt gut, wenn wir fröhlich unsere Straße ziehen.
Die Biografie von Johann Gottfried Schöner ist interessant. Ich will sie nicht erzählen, denn sie ist im zweiten Band unserer Lieder enthalten. Zunächst war er Prediger für die Leute, dann wuchs er durch eine schwere Krankheit und Angstzustände zum lebendigen Glauben. Er war Pfarrer in Nürnberg.
Wir singen alle fünf Verse des Liedes 519, aber nach der anderen Melodie, die Sie wohl kennen – ich hoffe.
