Einleitung und persönliche Auszeit
Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Tychikus und die schwierige Situation mit Alexander
Tychikus aber habe ich nach Ephesus gesandt, zusammen mit dem Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückgelassen habe, und den Büchern, besonders den Pergamenten. Bring diese mit, wenn du kommst.
Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erwiesen. Der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. Ein ganz wichtiger Punkt dabei ist: Wir rächen uns nie selbst. Das ist immer Sache des Herrn.
Deshalb kann ich, wenn ich erlebe, dass mir jemand etwas Böses tut, das immer einfach Gott überlassen. Gott sagt: „Meine ist die Rache, nicht mir.“ Für meine Feinde werde ich immer beten. Sie bekommen von mir das komplette Feindesprogramm – ich segne sie, bete für sie und tue ihnen Gutes. Dann gebe ich sie Gott ab, und das ist gut so.
Wenn Gott später die Sache noch einmal aufmacht und mit ihnen klärt, weiß ich, dass Gott meine Sache viel besser vertreten wird, als ich es jemals könnte. Wenn du also gerne Rache nehmen möchtest oder Zorn empfindest, stell dir einfach vor, dass sie mehr abbekommen, wenn Gott handelt.
Gott ist darin viel besser als du. Das, was du dir ausdenken könntest, um dich zu rächen, wird nichts sein im Vergleich zu dem, was Gott tun kann, wenn er ihnen gegenübersteht. Bis dahin beten wir fleißig, dass unsere Feinde an dieser Erfahrung vorbeikommen.
Wir sind nämlich die Liebenden und werden Segen erben. Weil wir Segen erben, werden wir segnen. Punkt. Sollten sie sich nicht darauf einlassen, also sollten wir sie in der Ewigkeit nicht als Geschwister wiedersehen, müssen wir uns keinen Kopf machen, dass sie ungeschoren davonkommen. Gott wird es richten.
Haltung gegenüber Feinden und das Gebet für sie
Ist das nicht schön? Ich muss mich nicht rächen. Stattdessen kann ich für andere beten und sie segnen. Ich muss keinen Groll in mir aufkommen lassen. Ich kann mich sogar freuen, wenn meine Intimfeinde zum Glauben finden. Ich finde das Christsein so schön.
Besonders schön finde ich es, wenn ich an Menschen denke, die mich zum Beispiel im Internet diffamieren. Dann gebe ich mir richtig Mühe und überlege ganz bewusst, wie ich sie segnen kann. Ich nehme mir Zeit, um mir zu überlegen, was ich mir Gutes für diese Personen wünsche. Es ist mir ganz, ganz wichtig, dass sie viel Segen erfahren. Denn ich wünsche mir von Herzen, dass sie für das, was sie da an Blödsinn anstellen, nicht von Gott gerichtet werden.
Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken, wenn Gott ihnen einmal gegenübertritt und fragt: „Sag mal, was habt ihr da eigentlich gemacht, als ihr schlecht über den und den geredet habt?“ Das ist eine ganz gefährliche Sache, über die man nachdenken sollte.
Alexander, der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. Vor ihm hüte auch du dich. Das heißt, es gibt Menschen, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Christen sind nicht naiv und denken nicht, dass ihnen nie etwas passieren kann. Stattdessen gehen wir mit Überlegung und offenen Augen durch die Welt, denn er hat unseren Worten sehr widerstanden.
Wir wissen nicht genau, was damals passiert ist, aber Alexander scheint jemand mit Einfluss gewesen zu sein. Vielleicht war er sogar der Grund dafür, dass Paulus jetzt im Gefängnis sitzt.
Paulus’ erste öffentliche Anhörung und die Reaktion der Christen
Dann spricht Paulus von seiner ersten öffentlichen Anhörung. Im römischen Strafrecht nennt man das die prima actio. Er sagt, dass ihm bei seiner ersten Verteidigung niemand beistand, sondern alle ihn verließen.
Niemand beizustehen bedeutet, dass bei dieser Anhörung niemand auf seiner Seite stand, niemand Partei für ihn ergriff.
Jetzt wird es besonders spannend: Paulus spricht über die Christen, die eigentlich für ihn hätten eintreten sollen. Er hätte sich gewünscht, dass Christen zu seiner Verteidigung den Mund aufmachen, doch das geschah nicht. Er sagt, dass es ihnen nicht zugerechnet werde. Ganz im Gegensatz zu Alexander, der als der Bösewicht bezeichnet wird. Paulus sagt: „Der Herr wird ihn richten.“
An dieser Stelle ist Paulus derjenige, der vor Gott bittet, dass Gott den Christen diese Sünde nicht anrechne. Er betrachtet es als eine Sünde, wenn jemand in Not ist und man ihm nicht hilft. Er wünscht, dass Gott ihnen das nicht zurechnet.
Eine solche Haltung kennen wir auch von Jesus am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Oder von Stephanus in der Apostelgeschichte 7. Er erlebt genau dasselbe. Nachdem er gesteinigt wird, heißt es: „Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu.“ Das sind die letzten Worte, mit denen Stephanus diese Welt verlässt.
Ist das nicht unglaublich? Du wirst von einem Mob gesteinigt, und trotzdem kniest du dich noch einmal hin und sagst: Vater im Himmel, ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass diese Sünde ihnen nicht zugerechnet wird. Ich wünsche mir, dass das nicht zwischen ihnen und der Errettung steht. Und dann stirbst du.
Wahnsinn, oder? Das ist die Haltung von Menschen, die selbst gerettet sind und wissen, wie viel Böses in ihnen steckt. Sie können dann einfach sagen: „Let it go.“ Das ist okay, das muss ich nicht haben, das ist schon in Ordnung.
Es ist in Ordnung, weil immer dann, wenn Menschen uns verlassen, wir einen anderen haben, der bei uns bleibt.
Gottes Beistand und die Kraft zur Predigt
Vers 17: Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt vollbracht wurde.
Er sieht also, dass, wo immer er auftritt und redet, dies stets eine Predigt ist. Das kann man in der Apostelgeschichte nachlesen. Immer wenn Paulus den Mund aufmacht, erzählt er zunächst sein Zeugnis – ob das nun passt oder nicht. Er berichtet einfach immer zuerst, wie er zum Glauben gekommen ist. Das macht er überall, auch gerne vor römischen Prokuratoren.
Hier, in seiner Verteidigung, erzählt er ebenfalls einfach ein bisschen, wie es dazu gekommen ist, dass er hier ist. Wenn ihn jemand fragt: „Warum bist du im Gefängnis?“, dann kann er ja erzählen, wo das anfing. Vielleicht begann es in Damaskus. Denn irgendwo muss es ja angefangen haben.
Alle, die aus den Nationen hörten, erfuhren, dass er aus dem Rachen der Löwen gerettet wurde – also aus akuter Lebensgefahr. Dabei ist weniger der Tod durch wilde Bestien gemeint, denn ein römischer Bürger hätte nicht zum Tod durch Bestien verurteilt werden können.
Ich denke, dass der Löwe hier ein abstraktes Bild ist, das eher Todesgefahr symbolisiert – vielleicht auch den Teufel oder den Kaiser. Man kann das deuten, wie man will. Paulus sagt: „Ich bin gerettet worden“ – nicht im Sinne von „Ich bin frei“, sondern eher: Ich bin erst einmal noch nicht verurteilt worden.
Gottes Rettung vor bösem Werk und Heilssicherheit
Vers 18: Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk. Retten bedeutet hier wahrscheinlich nicht die Rettung vor der Todesstrafe, sondern vor jedem bösen Werk, das sich Paulus auf seinem Weg zum himmlischen Reich in den Weg stellen könnte. Alles, was mich davon abhalten könnte, in der Ewigkeit bei Gott zu sein – diese Art von bösem Werk – dafür ist Gott verantwortlich, dass er mich rettet.
Manchmal, wenn man über Heilssicherheit nachdenkt, könnte die Frage aufkommen: Kann etwas passieren, das mich aus der Hand Gottes reißt? Kann eine Sache eintreten, durch die ich meinen Zugang zur Ewigkeit verliere und plötzlich ausgeschlossen bin? Dann kann man sich diesen Vers merken: Nein! Das, was zwischen mir und der Ewigkeit steht, da wird Gott dafür sorgen, dass ich von jedem bösen Werk gerettet werde.
Es heißt hier: Er wird mich hineinretten in sein himmlisches Reich. Es ist Gottes Aufgabe, mich hineinzuretten, nicht meine. Mein Job ist es, an seiner Seite zu bleiben. Mein Job ist niemals die Rettung. Ich rette mich nicht selbst, weder jetzt noch damals, als ich mich bekehrt habe. Auch der letzte Schritt der Rettung ist nicht mein Job. Gott wird mich in sein Reich hineinretten. Mein Auftrag ist lediglich, an seiner Seite zu bleiben, meinen Dienst treu zu tun, dort, wo er mich hingestellt hat, sein Reich zu bauen.
Das bedeutet ganz nüchtern: Jeden Tag einen Schritt mit Gott gehen – das ist mein Job. Dann wird Gott sagen: „Hey, wir schaffen das, du musst keine Angst haben, bleib einfach an meiner Seite.“
Dieses ganz Banale aus Johannes 10: „Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ – genau das steht hier.
Da sitzt jemand im Gefängnis und sagt: Ich weiß, egal was kommt, Gott wird mich vor jedem bösen Werk retten. Vor allem, was mich davon abhalten könnte, in der Ewigkeit bei ihm zu sein. Gott wird mich davor bewahren.
Dieser Mensch weiß noch nicht, was auf ihn zukommt. Er weiß nicht, welche depressiven Gedanken ihn erwarten, welchen Hunger oder welche Qualen. Er weiß es nicht, aber er vertraut: Gott wird ihn da durchbringen. Dafür muss er sich keine Sorgen machen.
Ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Grüße und Realität von Krankheit unter Christen
Grüße Priska und Aquilla sowie das Haus des Onisiphorus Erastus. Ich blieb in Korinth, aber Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen.
Falls jemand denkt, im Neuen Testament seien immer alle Christen gesund geworden, weil jeder jedem die Hände aufgelegt hat und dann war alles wieder gut, so ist das nicht der Fall. Paulus schreibt ausdrücklich: Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen.
Das ist der Typ, der zu einer anderen Zeit in Ephesus war. Dort musste man nur sein Tempotaschentuch nehmen und auf einen Kranken legen, und dann war der gesund. Ja, das ist dieser Paulus, der Apostel Jesu Christi, der in Ephesus Heilungswunder im Übermaß vollbracht hat. Trotzdem muss er an dieser Stelle bei Trophimus sagen: „Ich habe ihn krank in Milet zurückgelassen.“
Nur dazu, falls jemand einmal sagt, Christen und Wunder gehörten zwingend zusammen. Wenn du nicht anderen Leuten die Hände auflegen kannst, damit sie gesund werden, dann bleib ganz entspannt. Das ist deine Stelle. Wir beten für Menschen, wenn sie krank sind. Als Älteste salben wir sie natürlich und freuen uns, wenn sie gesund werden. Aber wenn nicht, dann bleibt es eben so. Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen – das ist auch eine Realität.
Wisst ihr, wir sind keine Wunderwirker im Sinne von Magie, wie bei Harry Potter. Du hast nicht den richtigen Zauberspruch, und dann muss die Welt funktionieren. Wir beten für Menschen, und wenn Gott heilen möchte, freuen wir uns darüber. Wenn nicht, dann lassen wir Leute krank in Milet zurück. So einfach ist das. Was nicht geht, geht nicht.
Abschlussworte und Segenswünsche
Die letzten beiden Verse lauten: „Beeile dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Claudia und alle Brüder. Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist. Die Gnade sei mit euch. Amen.“
Mit dieser Episode ist die Reihe zum zweiten Timotheusbrief beendet. Danke, dass du dran geblieben bist.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.