Einführung: Ein ungewöhnlicher Prüfungsansatz und die Begegnung mit Simson
Es war an einer Universität, da gab es einen ganz besonderen Biologieprofessor. Er hatte immer ungewöhnliche Einfälle, besonders wenn es um Prüfungen ging. Eines Tages ließ er einen Garderobenständer in den Prüfungsraum bringen, auf dem sehr viele Vögel saßen.
Das Problem war jedoch, dass die Vögel abgedeckt waren, sodass man nur ihre Füße sehen konnte. Die Aufgabe der Studenten bestand nun darin, alles über die Vögel zu sagen, was sie wussten: wie die Vögel heißen, wie ihre Brutpflege aussieht, wie viele Eier sie legen, wie die Eier aussehen und alles Weitere, was sie darüber wussten.
Die Studenten wollten alle eine gute Note bekommen und waren deshalb fleißig dabei, alles aufzuschreiben. Nur ein Student sagte: „Was für ein Quatsch, so kann man keine Prüfung machen!“ Er redete vor sich hin, stand dann auf, nahm sein weißes Blatt, gab es vorne beim Professor ab und ging zur Tür.
Da sagte der Professor: „Kommen Sie doch mal zurück, Sie haben vergessen, Ihren Namen daraufzuschreiben.“ In diesem Moment hob der Student seine Hose etwas an, zeigte dem Professor seinen Fuß und sagte: „Nur raten Sie mal, wer ich bin.“
In der Bibel wird uns ebenfalls von einem Mann berichtet, bei dem man auf den ersten Blick den Eindruck hat, er sei ein ganz sonderbarer Mensch. Darum wollen wir uns ein wenig mit ihm beschäftigen. Sein Name ist Simson. Er gehört zu den Richtern in Israel.
Es war nach der Zeit Josuas, der Kanaan erobert hatte. Trotzdem gab es immer noch Festungen anderer Völker. So herrschten zum Beispiel die Moabiter, die Kananiter, die Midianiter, die Amoriter und auch die Philister in Israel.
Die Richter waren zu dieser Zeit für militärische Angelegenheiten zuständig, aber sie waren auch Anführer für zivile Belange.
Simson: Ein ungewöhnlicher Richter mit außergewöhnlichen Taten
Und so gab es den Mann mit dem Namen Simson. Im Buch Richter wird über vier Kapitel ausführlich von ihm berichtet – ungewöhnlich lang.
Wenn man den Text liest, fragt man sich: Was hat es eigentlich mit diesem Mann auf sich? Simson fing 300 Füchse, band ihre Schwänze zusammen, zündete Feuer dazwischen an und ließ sie über die Felder laufen, wodurch die Felder in Brand gerieten. Man könnte sagen, er machte richtig Schabernack.
Außerdem gibt es viele Frauengeschichten von diesem Mann, die die Bibel ganz offen und frei erzählt. Wenn wir das alles lesen, stellt sich die Frage: Was kann man eigentlich mit so einer Geschichte in der Bibel anfangen?
Im Kapitel 13, Vers 1 im Buch Richter steht: „Und die Israeliten taten wiederum, was dem Herrn missfiel, und der Herr gab sie in die Hände der Philister vierzig Jahre lang.“
In der bekannten Scofield-Bibel findet sich zu diesem langen Text nur ein kurzer, lapidarer Kommentar. Dort heißt es: „Der Charakter und das Werk Simsons sind rätselhaft.“ Gar nicht schlecht – so ist man kurz und bündig mit diesem Text fertig.
Simson im Vergleich zu Rekorden und Glaubenshelden
Wir kennen alle das Guinness-Buch der Rekorde. Darin sind ganz merkwürdige Rekorde verzeichnet. Da ist zum Beispiel die Rede von der kinderreichsten Mutter, die 27 Schwangerschaften hatte und dabei 69 Geburten erlebte. Das ist wirklich ein außergewöhnlicher Superlativ.
Dann gibt es den Mann, der den Weltrekord im Nasenheben aufgestellt hat. Außerdem finden wir den schnellsten Barbier, das schwerste Baby und viele weitere kuriose Dinge, die in diesem Buch zu finden sind.
Wenn wir die Geschichte von Simson gelesen haben, bekommen wir den Eindruck, dass er der richtige Mann für das Guinness-Buch wäre. Er vereint tatsächlich einige außergewöhnliche Leistungen auf sich. Er kann sagen, dass er der kräftigste Mann war, der je gelebt hat.
Denn wer hat es schon geschafft, tausend Mann mit einem Eselskinnbacken zu erschlagen? Das gibt es sonst auf der ganzen Welt nicht. Er hat wirklich einen Weltsuperlativ inne. Er riss einen jungen Löwen einfach so auseinander, indem er ihn mit bloßen Händen packte – und das Tier war besiegt.
Ich habe bereits die Geschichte von den 300 Füchsen erwähnt, die er gefangen hat. Dafür musste er unglaublich schnell gewesen sein, denn das ist ja gar nicht so einfach. Darüber hinaus wird berichtet, dass er in einer Stadthalle war und dort die Säulen auseinandergerissen hat. Dabei kamen 3.000 Leute ums Leben, die sich in der Halle befanden.
Simson sammelt also eine ganze Menge Superlative. Doch ich kann mir vorstellen, dass es nicht die Absicht der Bibel ist, das Guinness-Buch der Weltrekorde um solche Rekorde zu erweitern. Die Geschichte muss einen anderen Zweck haben.
Um diesen Zweck zu verstehen, brauchen wir einen Schlüssel.
Vier Schlüssel zum Verständnis der Geschichte Simsons
Ja, genau genommen habe ich festgestellt, dass wir vier Schlüssel brauchen, um an diese Geschichte heranzukommen.
Der erste Schlüssel ist der, den wir im Hebräerbrief Kapitel 11 finden. Dort ist die Rede von den Glaubenshelden. Immer wieder heißt es: „Durch den Glauben“. Zum Beispiel: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort gemacht ist.“ Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt. Durch den Glauben war Abraham gehorsam. Durch den Glauben verließ Mose Ägypten. So werden alle aufgezählt. Am Ende wird noch einmal zusammengefasst: Auf der einen Seite taten sie Gewaltiges im Glauben, sie haben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirkt, den Rachen der Löwen gestopft, fremde Heere in die Flucht geschlagen. Andererseits heißt es von ihnen auch, sie sind kräftig geworden aus der Schwachheit.
In dieser Reihe kommt dann auch Simson vor. Er wird gleichgestellt mit Jephtha, Gideon und sogar mit den Propheten. Wir müssen ihn also in dieser Reihe der Glaubenshelden einordnen.
Der zweite Schlüssel, den wir dazu brauchen, ist: Das Alte Testament werden wir ohne das Neue Testament nicht verstehen. Das ist unbedingt nötig.
Weiterhin müssen wir bedenken, dass die ganze Bibel von Gott autorisiert ist. So lesen wir im 2. Timotheusbrief: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Also auch diese merkwürdige Geschichte, die wir von Simson lesen.
Das sind drei Schlüssel, und damit hat sich der Text immer noch nicht erschlossen, habe ich festgestellt. Wir brauchen noch eine hinreichende Bedingung.
Dieser vierte Schlüssel wird uns vom Herrn Jesus geliefert. Er hat gesagt in Johannes 5,39: „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeugt.“
Aha, also auch dieser Text, den wir dort finden, in den vier Kapiteln im Buch Richter, ist ein Zeuge von Jesus. Das wollen wir uns einmal genauer ansehen.
Die besondere Geburt und Berufung Simsons als Hinweis auf Jesus
Zunächst einmal ist die Ankündigung der Geburt von Simson etwas Besonderes. In Richter 13 lesen wir: „Es war aber ein Mann in Zora von einem Geschlecht der Daniter mit Namen Manoach, und seine Frau war unfruchtbar und hatte keine Kinder. Und der Engel des Herrn erschien der Frau und sprach zu ihr: ‚Siehe, du bist unfruchtbar und hast keine Kinder, aber du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. So hüte dich nun, Wein oder starkes Getränk zu trinken und Unreines zu essen, denn du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem kein Schermesser aufs Haupt kommen soll. Denn der Knabe wird ein Geweihter Gottes sein, von Mutterleib an, und er wird anfangen, Israel zu retten aus der Hand der Philister.‘“
Von sieben großen Männern der Bibel, von denen berichtet wird, wird in besonderer Weise die Geburt angekündigt. Das sind zum Beispiel die Eltern von Isaak, von Jakob und Esau, von Joseph, von Simson, Samuel und Johannes dem Täufer. Der siebente, dessen Geburt in besonderer Weise angekündigt wird, ist Jesus. Seine Ankündigung geschah durch den Engel Gabriel an Maria.
Bei der Geburtsankündigung von Simson heißt es: „Denn der Knabe wird ein Geweihter Gottes sein von Mutterleib an.“ Das wird nur noch von einem anderen Menschen gesagt, nämlich von Johannes dem Täufer. Deshalb heißt es von ihm in Lukas 1, Vers 15: „Denn er wird groß sein vor dem Herrn, Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist.“
So sehen wir eine Parallele zwischen Johannes dem Täufer und Simson. Man kann es so formulieren: Johannes der Täufer ist der neutestamentliche Hinweis auf Jesus, und Simson der alttestamentliche Hinweis auf Jesus.
„Er wird anfangen, Israel zu retten“, heißt es hier. Jesus aber ist der Vollender der Erlösung. Auch Jesus wurde angekündigt als der Erlöser seines Volkes und als der Erretter von den Feinden. In Lukas 1 lesen wir: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet eine Macht des Heils im Hause seines Dieners David, dass er uns errette von unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen.“
Auch hier sehen wir deutlich wieder diese Parallele.
Die göttliche Erscheinung bei Simsons Geburt
Simson zeigt besonders deutlich, dass er eine unvorstellbare Kraft besaß. In Richter 13 möchte ich einige Verse lesen, die uns etwas Wichtiges sagen.
Und Gott erhörte Manoach, und der Engel Gottes kam wieder zu der Frau. Sie saß aber auf dem Felde, und ihr Mann Manoach war nicht bei ihr. Da lief sie eilend und sagte es ihrem Mann und sprach zu ihm: „Siehe, der Mann ist mir erschienen, der heute Nacht zu mir kam.“ Manoach machte sich auf und ging hinter seiner Frau her. Er kam zu dem Mann und sprach zu ihm: „Bist du der Mann, der mit meiner Frau geredet hat?“ Er sprach: „Ja.“
Manoach sprach zu dem Engel des Herrn: „Wir möchten dich gern hier behalten und dir ein Ziegenböcklein zurichten.“ Er wollte ein Opfer bringen, ein blutiges Opfer. Wenn wir den Text weiter lesen, stellen wir fest, dass der Engel es sich gefallen lässt. Ein Engel Gottes würde niemals ein Opfer annehmen. Er würde sich niemals anbeten lassen, niemals.
Demnach kann das nicht irgendein Engel sein, der hier erschienen ist, um die Geburt anzukündigen. Das wird auch deutlich, als man Manoach fragt: „Wie ist dein Name?“ Und er bekommt die Antwort: „Mein Name ist doch wunderbar.“ Wir werden an den Text in Jesaja erinnert, wo es heißt von Jesus: „Er heißt wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst.“ Wir sehen, die Namen gleichen sich, und daran erkennen wir, dass ein Hinweis auf Jesus vorliegt, der hier zu alttestamentlicher Zeit erschienen ist.
Er lässt sich auch ein Opfer bringen, die höchste Form der Anbetung. In Vers 22 sagt Manoach selbst: „Wir haben Gott gesehen.“ Hier wird also sehr deutlich, dass es der Herr Jesus ist. Auch im Namen „wundersam“ wird deutlich, dass hier Jesus zu alttestamentlicher Zeit erschienen ist.
Es muss also etwas Besonderes bei der Geburt von Simson sein, dass der Sohn Gottes selbst erscheint, um diese Ankündigung zu geben.
Simsons Namensbedeutung und erste Heldentaten
In Richter 13,24-25 lesen wir: „Und die Frau gebar einen Sohn und nannte ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn. Der Geist des Herrn fing an, ihn umherzutreiben im Lager Danz zwischen Zora und Eshtachol.“
Der hebräische Wortstamm von Simson drückt aus, dass es sich hier um eine kleine Sonne handelt. Diese kleine Sonne weist auf die große Sonne hin. Jesus ist die große Sonne, die Sonne der Gerechtigkeit, wie es im Buch Maleachi heißt. Jesus ist das Licht der Welt. Auch die Namensgebung weist somit deutlich auf Jesus hin.
Eine seiner ersten Taten ist der Kampf mit dem Löwen, davon lesen wir in Richter 14: „Und sie kamen an die Weinberge von Timna. Siehe, da kam ein junger Löwe brüllend ihm entgegen, und der Geist des Herrn geriet über ihn. Er zerriss ihn, wie man ein Böckchen zerreißt, und hatte doch gar nichts in seiner Hand. Er sagte aber seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte.“
Eine seiner ersten Taten ist also dieser Kampf mit dem jungen Löwen. Es war kein alter, schwacher Löwe, sondern ein kraftvoller, der auf Simson zukam. Was hätte er tun können? Schnell auf einen Baum klettern, um Schutz zu suchen? Nein, er ging auf den Löwen zu, packte ihn und zerriss ihn. Für ihn war das keine Frage, denn er hatte unvorstellbare Kräfte, wie wir hier gehört haben.
Noch etwas ist deutlich: Wenn wir nun zum Neuen Testament gehen, wird uns gesagt, dass der Teufel umhergeht wie ein brüllender Löwe. Was tun wir Menschen manchmal? Wir laufen vor dem brüllenden Löwen weg. Das sollen wir aber nicht tun. Das können wir an der Geschichte von Simson lernen: Wir sollen auf den Teufel zugehen und uns Gott nahen. Das ist entscheidend. Dann flieht der Teufel.
Er kann uns gar nichts anhaben, wenn wir eindeutig bei Gott sind. Denn die Bibel sagt: „Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch“ (Jakobus 4,7).
Die Löwenjagd und das Verhalten gegenüber dem Feind
Wie ist das bei der Löwenjagd, wenn die Löwen jagen? Tut das der Löwe? Nein, das tun die Löwinnen. Die Löwinnen sind diejenigen, die jagen. Der Löwe hingegen stellt sich irgendwo hin und brüllt so laut er kann.
Dann kommt die Antilopenherde in großer Unruhe. Jetzt taucht der Löwe auf, und die Herde läuft davon. Wohin? Genau in den Rachen der Löwinnen. So läuft das bei den Löwen.
Das können wir hier auch beobachten: Der Löwe reisst eigentlich nicht selbst. Ein Löwenmann hat mir eine Geschichte aus Südafrika erzählt, eine Löwengeschichte. Ich habe den Mann selbst kennengelernt und mir die Geschichte sehr genau erzählen lassen, wie er das erlebt hat.
Es war abends in der Steppe, und sie wollten noch eine Antilopenherde fotografieren. Etwa acht Personen, darunter Kinder und Frauen, waren dabei. Als sie gerade beschäftigt waren, kam plötzlich ein Löwe auf sie zu.
Jetzt gibt es zwei Dinge, die man in so einer Situation falsch machen kann: Man kann weglaufen, und die Gruppe kann sich aufteilen, so dass jeder in eine andere Richtung läuft. Das ist für den Löwen ein Signal: Jetzt aber hinterher! Jetzt schnappst du dir die Beute.
Aber sie haben es anders gemacht. Als sie den Löwen sahen, formierten sie sich sofort. Die Kinder nahmen sie in die Mitte, die Frauen standen hinten, die Männer vorne. Dann gingen sie als Gruppe direkt auf den Löwen zu. Die Frauen sangen Jesuslieder.
Das hatte der Löwe noch nie gehört. Er war erstaunt, solche Lieder von seinem Schöpfer zu hören, denn der Löwe ist ja auch geschaffen von Jesus, dem Schöpfer. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise läuft vor einem Löwen jeder weg. Das ist seine normale Erfahrung.
Was tat der Löwe? Er ergriff die Flucht. Wenn man auf ihn zugeht, dann flieht er. Man denkt, er geht weg. Jetzt muss man aufpassen, nicht irgendwo hinzugehen, wo der Löwe plötzlich hinter einem steht.
So blieben sie stehen und riefen um Hilfe. Bald kam ein Kleinbus, der sie abholte. Das war ihre Rettung.
So sollen wir es auch mit dem Löwen machen: Wir sollen dem Teufel widerstehen und nicht weglaufen. Das wäre ganz schlimm.
Simsons Schwäche bei der Partnerwahl und die Folgen
Ich komme zu einer weiteren Geschichte, die uns von Simson berichtet. Man kann sagen, es geht um Simsons Schwäche. Simson ging nach Timna und sah dort ein Mädchen unter den Töchtern der Philister. Als er zurückkam, erzählte er es seinem Vater und seiner Mutter und sagte: „Ich habe ein Mädchen in Timna unter den Töchtern der Philister gesehen. Nehmt mir diese zur Frau!“
Sein Vater und seine Mutter antworteten ihm: „Gibt es denn kein Mädchen unter den Töchtern deiner Brüder in deinem ganzen Volk, dass du hingehst und eine Frau von den Philistern nehmen willst, die unbeschnitten sind?“ Simson entgegnete seinem Vater: „Nimm mir diese, denn sie gefällt meinen Augen.“
Ich habe den Eindruck, viele junge Leute, wenn sie eine Frau suchen – wie machen sie das? Wie Simson. Ist sie hübsch genug? Schön genug? Die Figur gut, die Augen schön, die Haare schön? Alles in Ordnung? Alles, was für die Augen eine Weide ist? So machen das viele Leute. Und dann stellen sie fest, dass das nicht funktioniert, dass das zu wenig war.
Darum sagt die Bibel etwas sehr Wesentliches, nämlich das, was im Hohelied steht, Kapitel 3, Vers 1: „Ich suchte den, den meine Seele liebt.“ Das ist die Empfehlung der Bibel: Sucht euch jemanden, den die Seele liebt, und nicht nur das Äußere.
Simson blieb bei dem stehen, was er mit den Augen sah. Deshalb ging es gleich los mit Problemen. Schon bei der Hochzeit gab es den ersten Streit. Sie feierten sieben Tage, und es kam zur Rebellion.
Simson gab den Leuten ein Rätsel auf. Er sagte: „Speise ging aus dem Fresser hervor und Süßigkeit aus dem Starken.“ Sie konnten das Rätsel in drei Tagen nicht lösen. Er hatte mit den Philistern ausgemacht – es war ja eine Philisterhochzeit –, dass, wenn sie das Rätsel lösen würden, sie dreißig Gewänder und dreißig Feierkleider bekommen. Wenn nicht, dann umgekehrt.
Seine frisch angeheiratete Frau wollte wissen, was die Lösung des Rätsels sei. Sie bat ihn immer wieder: „Sag mir das doch mal!“ Er antwortete: „Nein, das sage ich dir nicht.“ Doch sie bohrte und bohrte, bis er es ihr schließlich verriet.
Was tat sie? Noch auf der Hochzeit verriet sie ihren Mann. Sie ging zu den Philistern und sagte ihnen die Lösung: „Was ist süßer als Honig? Was ist stärker als der Löwe?“ Das war die Lösung des Rätsels. In dem Kadaver des Löwen hatte sich nachher ein Bienennest gebildet. Simson war wieder an Timna vorbeigekommen, hatte die Bienen gesehen und daraus das Rätsel gemacht.
Das konnte natürlich niemand wissen, und deshalb hatte es auch niemand erraten – nur durch Verrat. So begann das Problem.
Nun musste Simson die Gewänder holen. Was tat er? Er erschlug eine entsprechende Anzahl von Philistern, denn er war ja dazu bestimmt, die Philister zu bekämpfen.
Simsons Kampf gegen die Philister und die Einsamkeit des Helden
Wir kommen zu einer anderen Geschichte, die uns im Kapitel 15 berichtet wird.
Simson zog hinab und wohnte in der Felsenkluft von Etham. Die Philister zogen hinauf und lagerten sich in Juda. Sie breiteten sich bei Lehi aus. Die Leute von Juda fragten: „Warum seid ihr gegen uns heraufgezogen?“ Die Philister antworteten: „Wir sind heraufgekommen, um Simson zu binden, damit wir ihm tun können, wie er uns getan hat.“
Daraufhin zogen dreitausend Mann von Juda hinab in die Felsenkluft zu Etham. Sie sprachen zu Simson: „Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Warum hast du uns das angetan?“ Simson antwortete: „Wie sie mir getan haben, so habe ich ihnen auch getan.“
Sie sagten zu ihm: „Wir sind herabgekommen, dich zu binden und in die Hände der Philister zu geben.“ Simson erwiderte: „So schwört mir, dass ihr mir selber nichts tun wollt.“
Es ist merkwürdig: Die Philister wollen ihn fangen, aber schon sind seine eigenen Leute aus dem Volk Israel da – und zwar eine sehr große Menge – und sie binden ihn. Sie wollen keinen Streit mit den Philistern, denn diese herrschen über sie. Sie denken: Wenn sie herrschen, dann sollen sie das auch tun, denn sie haben die Kraft dazu.
Doch Gott will nicht, dass sein Volk von den Philistern beherrscht wird. Simson soll sie erlösen. So packen sie Simson und binden ihn. Aber Simson weiß, dass es kein Problem ist, wie man ihn auch bindet – er wird die Fesseln in einem Nu zerreißen.
Als die Philister dann kommen und ihn erschlagen wollen, reißt er die Fäden auseinander – und das in einem Nu. Er hat keine Waffe bei sich. Doch irgendwo in der Wüste lag wohl ein Eselskinnbacken – vielleicht war dort ein Esel verendet, und nur der Knochen lag noch da.
Mit diesem Eselskinnbacken erschlug Simson tausend Soldaten der Philister.
Das ist Gewalt, und ich schäme mich ein wenig, wenn ich darüber nachdenke, wie das wohl abgelaufen ist. Waren die Philister in langer Reihe aufgestellt? Einer nach dem anderen sagte: „Schlag mich!“? Sicher nicht. Vermutlich war es eine enge Schlucht, in der sie nicht alle gleichzeitig angreifen konnten. Sie kamen nacheinander, rückten immer wieder nach, wollten Simson packen. Er hatte den Eselskinnbacken in der Hand und schlug immer wieder zu. Bald lag ein ganzer Berg von Philistern am Boden, bis keiner mehr übrig blieb. So müssen wir uns das vorstellen.
Manchmal ist es merkwürdig, wie die Bibel solche Geschichten so frei und offen schildert. Hier sehen wir, dass Simson ganz allein blieb. Selbst das Volk Gottes versagte; sie standen nicht zu ihm.
Wir merken, dass auch Elija am Horeb diese Erfahrung machte. Auch Mose blieb oft allein. Und wenn wir weiterdenken, blieb auch Jesus allein im Garten Gethsemane. Seine Jünger schliefen, und er musste sich ganz allein durchringen. Er blieb allein, alle hatten ihn verlassen. Die Leute, die eigentlich zu ihm hätten halten sollen – die frommen Pharisäer und Schriftgelehrten – verhöhnten ihn sogar.
So war Jesus ganz allein und vollbrachte ganz allein den Sieg über Hölle, Tod und Teufel. Er sprach: „Es ist vollbracht!“ und der Sieg war errungen.
Auch Simson ist hier ein Bild dafür, dass er allein gegen die Feinde gesiegt hat.
Wie hat er gesiegt? Mit einem Eselskinnbacken. Welche Waffe haben wir zum Siegen? Einen Eselskinnbacken? Eine Knarre oder Ähnliches? Nein. Wir haben das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist wie der Eselskinnbacken. Jeder Soldat würde darüber lachen: „Wie kann man mit so einem Ding ins Feld ziehen?“ Genauso geht es uns, wenn man uns sagt, wir sollen das Wort Gottes nehmen, das schon tausende Jahre alt ist. „Das glaubt doch kein Mensch mehr“, hörte ich neulich in einem Gespräch.
Ich sage: Ich glaube daran. Wir müssen zu dem stehen, was die Bibel sagt. Das Wort Gottes ist unsere Waffe – nicht unsere naturwissenschaftlichen Erkenntnisse oder kluge Reden. Die Botschaft der Bibel enthält die Kraft.
Daran wollen wir festhalten. Wir haben nichts aufzugeben, überhaupt nichts – auch nicht die erste Seite der Bibel. Viele sagen: „Ich kann nicht glauben, dass Gott Himmel und Erde in sechs Tagen geschaffen hat.“ Ich frage: Warum nicht? Er ist doch allmächtig. Wer allmächtig ist, braucht keine Zeit zum Erschaffen. Er kann das in wenigen Millisekunden schaffen. Für ihn ist das keine Frage. Ob wir es glauben oder nicht, ist die Frage.
Ich habe mich entschieden, allem zu glauben, was da steht. So hat Paulus es auch gesagt: „Alles, was geschrieben steht.“ Besser geht es nicht. Damit haben wir die stärkste Waffe in der Hand.
Simsons Fall durch Delilah und seine letzte Tat
Im Kapitel sechzehn wird uns eine schreckliche Geschichte berichtet.
Danach gewann er ein Mädchen lieb im Tal Sorek, das hieß Delilah. Zu ihr kamen die Fürsten der Philister und sprachen zu ihr: „Überrede ihn und sieh, wodurch er seine große Kraft hat und womit wir ihn überwältigen können. Wenn wir ihn binden und bezwingen, wollen wir dir jeder tausendeinhundert Silberstücke geben.“
Delilah sprach zu Simson: „Sage mir doch, worin deine große Kraft liegt und womit man dich binden muss, um dich zu bezwingen.“
Wir sehen hier wieder eine Parallele zu Jesus. Die Pharisäer sagten: „Sag mal, aus welcher Vollmacht tust du das, und wer hat dir diese Vollmacht und Kraft gegeben?“ Diese Parallelen sind hier sehr deutlich.
Aber diese Delilah – ich möchte es mal auf Ostpreußisch sagen – das war ein gefährliches Luder. Nicht so, wie sie in den Filmen dargestellt wird. Dort erscheint sie oft als edle Frau. Es sind viele Filme über diese Versuchungsgeschichte gedreht worden. Doch Delilah lässt nicht locker und fragt immer wieder: „Sag mal, woher hast du die Kraft?“
Simson erzählt ihr zunächst verschiedene Dinge und sagt: „Ja, wenn man mich mit ganz frischem Bast binden würde, dann wäre ich gefesselt.“ Sie tut es, ruft die Philister, und sagt: „Jetzt könnt ihr kommen, er ist gebunden!“ Doch wo die Philister auftauchen, zerriss Simson die Fesseln.
Dieses Spiel wiederholt sich dreimal. Simson spielt mit der Sünde. Beim vierten Mal gibt er schließlich das Geheimnis preis.
Nun lesen wir den Text: „Und er tat ihr sein ganzes Herz auf und sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen, denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir, sodass ich schwach würde wie alle anderen Menschen.“
Delilah ließ ihn in ihrem Schoß einschlafen und rief einen, der ihm die sieben Locken seines Hauptes abschnitt. Dann fing sie an, ihn zu bezwingen, und seine Kraft wich von ihm.
Die Philister ergriffen ihn, stachen ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und legten ihn in Ketten. Dort musste er die Mühle drehen im Gefängnis.
Sie hatten ihm also die Augen ausgestochen, und er musste die Mühle drehen – kein einfacher Job bei den Philistern.
Wir sehen an dieser Geschichte, dass bei ihm die Schwäche bei den Augen begann. Das Gericht, das er über die Sünde erlebte, geschah auch mit den Augen. Er verstrickte sich in die Sünde und erlebte das Gericht.
Doch jetzt kommt das große Aber: Er erlebt auch Buße, und davon lesen wir im sechzehnten Kapitel weiter.
„Aber das Haar seines Hauptes fing wieder an zu wachsen, nachdem er geschoren war.“
Als die Fürsten der Philister sich versammelten, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer darzubringen und ein Freudenfest zu feiern, sprachen sie: „Unser Gott hat uns unseren Feind Simson in unsere Hände gegeben.“
Als ihr Herz guter Dinge war, sagten sie: „Lasst uns Simson holen, damit er vor uns seine Späße treibt.“
Sie holten Simson aus dem Gefängnis, und er trieb seine Späße vor ihnen. Sie stellten ihn zwischen die Säulen.
Als das Volk ihn sah, lobten sie ihren Gott und sprachen: „Unser Gott hat uns unseren Feind in unsere Hände gegeben, der unser Land verwüstete und viele von uns erschlug.“
Simson aber sprach zu dem Knaben, der ihn an der Hand führte: „Lass mich los, dass ich mich an den Säulen taste, auf denen das Haus steht, damit ich mich daran lehne.“
Das Haus war voller Männer und Frauen, auch alle Fürsten der Philister waren da. Auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb.
Simson rief den Herrn an und sprach: „Herr, Herr, gedenke an mich und gib mir Kraft noch einmal, damit ich mich für meine beiden Augen an den Philistern rächen kann.“
Er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit der rechten, die andere mit der linken Hand, und stemmte sich gegen sie. Er sprach: „Ich will sterben mit den Philistern.“
Dann neigte er sich mit aller Kraft, und das Haus fiel auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war. Dabei starben mehr Menschen, als er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.
Die Botschaft von Simsons Geschichte: Sünde, Umkehr und Erlösung
Wir sehen an diesem Text, dass Sünder umkehren dürfen. Simson kehrte um und sagte: „Herr, noch einmal gib mir die Kraft.“ Und Gott tat es. Sünder dürfen umkehren und sagen: „Herr, gedenke an mich.“
Wir erinnern uns: Wer hat diesen Satz „Gedenke an mich“ auch gesagt? Es war der Schächer am Kreuz. Der Schächer wurde sofort erhört. Es waren Verbrecher. Simson wurde ebenfalls sofort erhört, obwohl er ein Sünder war.
Jesus hat gesagt: „Ich bin in die Welt gekommen, um Sünder selig zu machen.“ Sünder dürfen zu Jesus kommen, nicht die Gerechten, denn die sind ja schon gerecht. Die Sünder dürfen kommen, sich auf den Weg machen und sagen: „Ich brauche dich unbedingt, sonst gehe ich verloren.“ Es ist einer gekommen, der die Sünde trägt.
Wir sehen hier, dass Simson den größten Sieg in seinem Tod errang. Wer war das sonst noch, der im Tod den größten Sieg errungen hat? Es war Jesus am Kreuz. Am Kreuz hat er Hölle, Tod und Teufel besiegt – alle Mächte sind ihm unterlegen. Das sehen wir auch hier wieder im Vergleich.
Was sagt uns diese Geschichte von Simson, an der manche vielleicht Anstoß nehmen? Anstoß daran, dass solch eine Geschichte in der Bibel steht. Wir sollten bedenken: Die Bibel retuschiert nichts. Wir sind alle geneigt, uns selbst zu retuschieren, uns eine weiße Weste anzuziehen, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Das tun die meisten Menschen. Aber Gott tut das nicht. Gott zeigt uns, wer wir wirklich sind.
Das wird hier in dieser Geschichte auch gezeigt: Auch ein Geweihter Gottes fällt in Sünde. Für den Bußfertigen ist das eine wichtige Botschaft – es gibt ein Zurück. Wir dürfen kommen, auch wenn wir gefallen sind. Das ist großartig zu wissen.
Dieser Herr nimmt uns an. Denn es gibt heute Menschen, die sagen: „Ich bin auch gestrauchelt, ich bin gefallen. Ich kann den Herrn gar nicht mehr annehmen.“ Solche Leute habe ich immer wieder getroffen, die mir das gesagt haben. Ich sage: Nein, gerade nicht!
Neulich sagte mir jemand: „Im Zweiten Weltkrieg habe ich einige Leute erschossen. Jede Nacht erscheinen mir diese Leute.“ Ich sagte: Gerade für Sie ist Jesus gekommen. Dann haben wir gebetet, und er wurde frei. Ihm wurde alles vergeben.
Ich merkte in dem Augenblick, als er noch ein verweintes Gesicht hatte, dass plötzlich die Vergebung in seinem Gesicht aufstrahlte. Man konnte sehen, wie er frei wurde. Da fiel eine riesige Last von ihm ab – eine riesige Last der Sünde. Er wurde frei.
Und das dürfen wir auch: Wir dürfen frei werden, weil Jesus als Retter gekommen ist. Das ist sein Sieg – dass er auch unsere Sünde besiegt hat. Dafür kann man nur eins tun: ihm danken.