Einführung in die Kapitel 5 bis 8: Der Weg zur Aufrichtung des Gesetzes
Wir kommen heute Nachmittag zu den Kapiteln 5 bis 8. Ich habe meine Gliederung nur ganz leicht verändert, und zwar bei der Überschrift für diese Kapitel. Ich habe geschrieben: „Der Weg zur Aufrichtung des Gesetzes“ – nicht einfach nur „die Aufrichtung des Gesetzes“, denn das wäre zu ungenau. Es geht ja um den Weg dorthin.
Auf diesem Weg liegen Jericho und Ai als Hindernisse. Wir haben hier zunächst die Beschneidung und das Passa, dann die Eroberung Jerichos, anschließend Ai – also den Zwischenfall mit Achan – und schließlich die Eroberung von Ai. Als viertes Ziel steht die Verlesung des Gesetzes am Ebal.
Zuerst wollen wir den ersten Abschnitt lesen. Er befindet sich in Kapitel 5, Verse 1 bis 9. Hier ist es besser, so vorzugehen, da Sie auch die Unterpunkte haben. Erstens die Beschneidung und das Passa, und dabei a) die Beschneidung in Gilgal, Kapitel 5, Verse 1 bis 9.
Die Beschneidung als Zeichen des Bundes und der Abkehr vom Fleischlichen
Es geschah, als alle Könige der Amoriter, die diesseits des Jordans im Westen waren, und alle Könige der Kanaaniter, die am Meer wohnten, hörten, dass Yahweh die Wasser des Jordans vor den Söhnen Israels ausgetrocknet hatte, bis sie hinübergezogen waren. Da zerschmolz ihr Herz, und es war kein Mut mehr in ihnen vor den Söhnen Israels.
In jener Zeit sagte Yahweh zu Joshua: Mache dir Steinmesser und beschneide wiederum die Söhne Israels zum zweiten Mal. Joshua machte sich also Steinmesser und beschnitt die Söhne Israels am Hügel Aralot, dem Hügel der Vorhäute.
Diese Messer waren steinerne Messer, nicht mit menschlichen Mitteln behauen, sondern natürliche, unbehauene steinerne Messer. Die Beschneidung war ein Zeichen der Beschneidung der eigenen Macht. Das war die ursprüngliche Bedeutung der Beschneidung, wie sie in 1. Mose 16 beschrieben wird, als Abraham und Sarah das Erbe durch fleischliche Methoden erlangen wollten (1. Mose 16). In 1. Mose 17 sagte Gott daraufhin: Dann schneiden wir das Fleisch ab. Wenn du aus dem Fleisch handeln möchtest, dann schneiden wir aus dem Fleisch ab, damit du das für immer merkst. Es geht nicht aus der Kraft des Menschen.
Fleisch steht für die eigene Kraft des Menschen, für die diesseitigen Mittel des Menschen. Fleisch ist immer die Kraft des Diesseitigen oder die Weisheit des Diesseitigen ohne Gott, also die Kraft des irdischen Menschen.
Zuerst war die Beschneidung, dann kam das Erbe, und danach die Erfüllung der Verheißung. Abraham wurde beschnitten, und Gott setzte dies als Bundeszeichen für alle Zeiten für die Israeliten. Natürlich ist „für alle Zeiten“ relativ zu verstehen, denn im Neuen Bund ist die Beschneidung eine geistliche – darauf kommen wir gleich noch zurück.
Die Beschneidung bedeutet, dass das Erbe nicht auf natürliche Weise und nicht durch menschliche Kraftanstrengung kommt. Das ist die Lehre der Beschneidung: Das verheißene Erbe, die Verheißung Gottes, wird nicht durch fleischliche Mittel erlangt. Das eigene Fleisch, also die eigene Kraft, muss gerichtet werden. Gottes Verheißungen werden nicht durch fleischliche Mittel erreicht, und man kann auch nicht mit solchen Mitteln nachhelfen, wie Abraham es versuchte.
Das ist hier sehr wichtig. Wir haben gestern bereits von der Beschneidung gesprochen. Das Volk war nicht beschnitten und hatte somit nicht das Bundeszeichen. Bevor irgendetwas getan wird, muss das Volk beschnitten werden. Es muss in den Bund mit Gott eintreten, diese neue Generation.
Wir haben vorher schon gesehen, dass sie durch den Jordan gezogen sind und jetzt beginnt das Leben im Erbland, im verheißenden Land. In Kapitel 3, Vers 4 lesen wir: Diesen Weg seid ihr noch nicht gegangen, noch nie zuvor seid ihr diesen Weg gegangen. Es ist ein neuer Weg.
Dieser Weg war ein Weg in den Tod, zusammen mit Gott, mit der Lade in den Tod. Der Tod war ein juristischer Tod, das heißt, der Tod bedeutet für uns einen juristischen Tod. Wir sind genauso wie die Israeliten diesen Weg noch nie gegangen, wenn wir zu Gott gekommen sind.
Das Erste beginnt mit einem Tod. Christus starb für uns, und wir gehen mit ihm in den Tod und sind mit ihm gestorben. Gestorben sind wir vor zweitausend Jahren. Das war das Zeichen des Durchzugs durch den Jordan.
Jetzt im Land ist das Erste, was getan wird, dass man in den Bund mit Gott eintritt. Man macht sich von vornherein klar, dass es nicht durch eigene Kraft geht und nichts vom verheißenden Land durch eigene Kraft erlangt werden kann. Deshalb die Beschneidung.
Die geistliche Beschneidung im Neuen Bund
Im Neuen Testament finden wir einen wichtigen Hinweis auf die Beschneidung, den man unbedingt berücksichtigen sollte. Dieser steht im Kolosserbrief, Kapitel 2, Vers 11. Dort wird erwähnt, dass der Christ ebenfalls beschnitten ist.
In Kolosser 2,11 heißt es: „In Christus seid ihr auch beschnitten worden.“ Der Apostel Paulus sagt den Christen, dass sie in Christus beschnitten wurden – und zwar mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschah. Es handelt sich also um eine geistliche Beschneidung, die durch Gottes Geist und durch sein Wirken an uns vollzogen wird.
Diese Beschneidung wird beschrieben als „das Entfernen des Leibes der Sünden des Fleisches“. Das ist ein etwas schwieriger Ausdruck. Hier wurden die Gläubigen im Entfernen des Leibes der Sünden des Fleisches beschnitten. Man könnte das auch so übersetzen: im Entfernen des Leibes der Sünden, nämlich des Fleisches. Im Griechischen kann der Genitiv, also der Wesfall, erklärend sein. Das heißt, es könnte bedeuten, dass das Fleisch als Teil der Sünden verstanden wird.
Das würde bedeuten, dass Gott uns in gewissem Sinn das Fleisch beschnitten hat – was auch stimmt. Allerdings ist hier das Fleisch geistlich gemeint, nicht das materielle Fleisch. Das „Fleisch“ steht für die eigene Kraft und das diesseitige Wesen. Gott hat uns beschnitten, indem er uns die eigene Kraftanstrengung genommen hat. Unsere Rettung geschieht rein aus Gnade, ebenso wie die Vergebung.
Der Leib, den wir haben, ist ein Leib der Sünden, weil wir mit dem Leib sündigen. Das Volk als Ganzes wurde damals bereits beschnitten. Das bedeutet, dass das Volk sich immer wieder beschneiden ließ – doch die neue Generation war noch nicht beschnitten. Die Beschneidung bezieht sich hier also nicht auf einzelne Personen, sondern auf das Volk als Ganzes.
Deshalb muss die Beschneidung vollzogen werden. Wenn ich das richtig verstehe, ist es unlogisch, dass man die Beschneidung erneut vollziehen müsste, da sie in der Wüste bereits einmal stattgefunden hat. Es gibt nur eine einmalige Beschneidung. Aber da es sich um eine neue Generation handelt, muss die Beschneidung neu stattfinden.
Ich erinnere mich, dass ich mich einmal dafür interessiert habe, was Keil dazu schreibt. Vielleicht kann ich in der Pause noch kurz nachschauen. Die Beschneidung ist also eine geistliche Beschneidung in Christus, wie es in Kolosser 2,11 beschrieben ist. Sie geschah durch Jesus Christus.
Wie hat er das getan? Im Kolosserbrief 2,12 heißt es in der Klammer: „Ihr wurdet ja zusammen mit ihm begraben in der Taufe.“ Die Taufe ist ein bildlicher Ausdruck für eine Beerdigung. Beerdigt werden normalerweise nur Tote. Das bedeutet, dass wir vor der Taufe bereits tot sein mussten.
Die Taufe bestätigt also, dass wir tot sind. Wir sind mit Christus gekreuzigt und gestorben. Sobald wir heute zu Christus kommen, gilt dieser Tod auch für uns. Dies stellen wir durch die Taufe dar. Der Tod selbst fand vor zweitausend Jahren statt; es war der Tod Christi, nicht unser eigener. Er starb stellvertretend für uns. Juristisch gesehen sind wir damals mitgestorben.
Wenn wir zum Glauben kommen, wird uns dieser Tod angerechnet. Ist dies geschehen, dürfen wir es durch die Taufe bezeugen. Die Taufe ist auch eine Verpflichtungserklärung, in der wir uns Gott verpflichten. Gleichzeitig stellt sie eine Beerdigung dar.
Wir wurden also zusammen mit Christus begraben in der Taufe. Wir zeigen dadurch, dass wir tot sind. Das ist auch die Lehre aus Römer 6: Wir sind mit Christus gestorben.
Die geistliche Beschneidung geschah im Moment, als wir durch den Glauben zu Christus kamen. Kolosser 2,12 fährt fort: „Ihr wurdet zusammen mit ihm begraben in der Taufe, in welcher ihr auch mit ihm auferweckt wurdet.“
In Christus sind wir hineingesetzt und in ihm auferweckt worden. Christus wurde auferweckt, und in ihm sind auch wir miterweckt worden – sozusagen zusammen mit ihm. Dies geschieht durch den Glauben an das Wirken Gottes, der Christus von den Toten erweckt hat.
Auch uns, die wir tot waren in den Übertretungen, hat er lebendig gemacht. Geistlich gesehen ist jeder Christ ein Beschnittener, weil er mit Christus gestorben ist. Das bedeutet, dass das Heil nicht durch die eigene Kraft des Menschen geschieht. Es ist nicht durch eigenes Fleisch, sondern allein durch Gottes Gnade, dass wir gerettet werden.
Die zweite Beschneidung in Gilgal als Zeichen der Erneuerung
Also, in Vers vier geht es weiter: Das ist der Grund, warum Josua das ganze Volk beschnitt, das aus Ägypten gezogen war. Die männlichen Kriegsleute waren in der Wüste gestorben, auf dem Weg, als sie aus Ägypten zogen. Denn das ganze Volk, das auszog, war beschnitten.
Das war die erste Beschneidung damals. Das ganze Volk, das auszog, war beschnitten. Aber das ganze Volk, das in der Wüste geboren war, auf dem Weg, als sie aus Ägypten zogen, war nicht beschnitten worden. Jetzt kommt sozusagen die zweite Beschneidung. In dem Sinne musste die Beschneidung für das Volk wiederholt werden, also für das Volk als Ganzes.
Die Söhne Israels wanderten vierzig Jahre in der Wüste, bis das ganze Volk der Kriegsleute, die aus Ägypten gezogen waren, aufgerieben war. Diese hatten nicht auf die Stimme Jahwes gehört. Jahwe hatte ihnen geschworen, dass sie das Land nicht sehen würden, das er ihren Vätern geschworen hatte, ihnen zu geben – ein Land, das von Milch und Honig fließt.
Ihre Söhne aber, die er an ihrer Statt aufkommen ließ, beschnitt Josua. Sie hatten Vorhaut, weil man sie auf dem Weg nicht beschnitten hatte. Und es geschah: Als das ganze Volk vollends beschnitten war, blieben sie an ihrem Ort im Lager, bis sie geheilt waren. Die Heilung dauerte ein paar Tage, denn man bekommt Fieber und Ähnliches.
Sie mussten also ein paar Tage dort bleiben. Interessanterweise war das ein Risiko. Wenn die Leute von Jericho das gewusst hätten, dann hätten sie leichtes Spiel gehabt. Aber Gott gab ihnen alles in die Hand. Sie brauchten keine Angst haben, ein Risiko einzugehen. Dass sie jetzt dieses Risiko der Beschneidung eingehen mussten, war notwendig.
Sie wandelten im Glauben, und es musste auch ein Weiheakt sein, ein Glaubensakt in diesem Fall. Jahwe sagte zu Josua: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt.“ Man gab diesem Ort den Namen Gilgal, was von „wälzen“ kommt, bis auf diesen Tag. Der Ort heißt immer noch Gilgal, als das Buch geschrieben wurde.
So wurde also in Gilgal die Schande Ägyptens abgewälzt – die Schande, die dieses Volk tragen musste, als sie in Sklaverei waren. Jetzt ist der letzte Rest von der Sklaverei und von der Erinnerung an die Sklaverei abgewälzt. Wahrscheinlich ist das so zu verstehen: die Schande Ägyptens, also die Schande, dass sie dort wie Heiden leben mussten, als Sklaven dienen mussten und nicht beschnitten waren.
Mose war damals in Ägypten beschnitten worden, Mose musste auch noch beschnitten werden. Gilgal ist also der Ort der Beschneidung. Gilgal kommt sehr oft vor.
Gilgal als geistliches Zentrum und Ausgangspunkt der Siege
Wenn wir jetzt im Buch Josua nachschauen, begegnet uns der Ort Gilgal erneut. Dies hatten wir bereits in Kapitel 4 erwähnt. Dort werden Steine aufgerichtet, die an Gottes Macht erinnern. Der Steinhaufen in Gilgal symbolisiert, was uns in das Erbe gebracht hat – nicht unser Fleisch oder unsere eigene Anstrengung, sondern Gottes Macht.
Wir sind durch Tod und Auferstehung gegangen, durch die Macht des Todes und der Auferstehung Gottes, der mit uns diesen Weg gegangen ist. Gilgal ist hier der Ort des Gerichts über das Fleisch. Wir wollen keinen Kompromiss mit dem Fleisch eingehen und verlassen uns nicht auf unsere eigene Kraft.
Später ist Joshua wieder in Gilgal, als die Gibeoniter kommen. In Kapitel 9, Vers 6 lesen wir: „Sie gingen zu Joshua in das Lager nach Gilgal und sagten zu ihm.“ Diese Leute wussten also, wo Joshua zu finden war – das Lager, das Basislager Gilgal.
In Kapitel 10, Vers 6 heißt es erneut: „Die Männer von Gibeon sandten zu Joshua in das Lager nach Gilgal.“ Zum zweiten Mal wird Gilgal als Ausgangspunkt genannt. In Vers 7 zieht Joshua von Gilgal aus zum Krieg. Die ganze Nacht, wie in Vers 9 beschrieben, zieht er hinauf. Nachdem die Schlacht geschlagen war, kehrte Joshua in Kapitel 10, Vers 15 wieder in das Lager nach Gilgal zurück.
Auch in Kapitel 10, Vers 43 kehrte Joshua nach der nächsten Schlacht mit ganz Israel zurück nach Gilgal. Immer wieder gehen sie von Gilgal aus und erinnern sich daran, dass es nicht ihre eigene Kraft war, die sie ins Land brachte, sondern die Macht Gottes.
In Gilgal haben sie das Fleisch beschnitten – nicht ihr eigenes Fleisch, nicht ihre eigene Kraft. So schreiten sie von Sieg zu Sieg voran, und es geht weiter.
In Kapitel 14 finden wir Joshua immer noch in Gilgal. Dort heißt es in Vers 6: „Die Söhne Judas traten in Gilgal zu Joshua.“ Auch im Buch der Richter wird Gilgal als Basislager erwähnt. Wenn die Israeliten ziehen, kehren sie nach Gilgal zurück.
Der Bote des Herrn kam von Gilgal herauf. Der Engel des Herrn nimmt Gilgal immer noch als Basislager wahr und kommt von dort herauf nach Bochim. Dort tadelt er die Israeliten, und sie weinen.
In Richter 3,19 tötet Ehud, ein gewaltiger Kämpfer für Gott, den Feind. Bei Gilgal, bei den geschnitzten Bildern, kehrt er um und kehrt dann zurück. Dort hat er den König getötet, und das Volk Gottes kämpfte.
Immer wieder spielt Gilgal eine Rolle. Auch Samuel ging jedes Jahr nach Gilgal. In 1. Samuel 7,16 heißt es: „Er ging Jahr für Jahr hinauf, zog umher nach Bethel und Gilgal, Bethel und Gilgal liegen ganz eng zusammen, ging da hinauf nach Gilgal und Mizpa und richtete Israel.“
Bethel und Gilgal liegen ganz nah beieinander. Gilgal liegt am Jordan, dann folgt Jericho, Ay und Bethel. Das sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt – vielleicht zehn bis zwanzig Kilometer von Gilgal nach Bethel.
Gilgal wird noch mehrmals erwähnt. Zum Beispiel in 1. Samuel 10,8 sagt Samuel zu Saul: „Gehe vor mir nach Gilgal, siehe, ich werde zu dir hinabkommen, um Brandopfer zu opfern, und dort sollst du auf mich warten.“
Auch in 1. Samuel 11,14-15 heißt es: „Kommt, lasst uns nach Gilgal gehen und das Königtum erneuern.“ Dort wurde das Königtum für Saul erneuert.
In 1. Samuel 13,4 versammelte sich das Volk um Saul in Gilgal. Man wusste, dass Gilgal ein wichtiger Ort war. Von Gilgal aus schlugen die Israeliten viele Siege. Doch Samuel kam nicht, und das wurde Saul zum Verhängnis, weil er nicht auf Samuel warten konnte (1. Samuel 13,8).
In 1. Samuel 15,33 wurde Agag, der Amalekiterkönig, in Gilgal vor Yahweh getötet – ein großer Sieg (1. Samuel 15,33).
In 2. Samuel 19,16 kam Judah nach Gilgal, um den König über den Jordan zu führen. Dort wurde König David zurückgeholt. In Vers 41 heißt es: „Und der König ging hinüber nach Gilgal, und alles Volk von Judah und auch die Hälfte des Volkes von Israel führten den König hinüber.“
Auch Elisa kehrte mehrfach nach Gilgal zurück (2. Könige 4,38). Offensichtlich war Gilgal einer seiner bevorzugten Aufenthaltsorte.
Die Lektion, die wir hier lernen können, lautet: Wenn du Siege errungen hast, geh nach Gilgal. So wie Joshua nach seinen Siegen immer nach Gilgal zurückkehrte, sollen auch wir nach unseren geistlichen Siegen an den Ort gehen, der uns daran erinnert, dass es nicht unsere eigene Kraft war.
Wenn wir Siege in unserem geistlichen Leben erringen, denken wir immer an Gilgal. Es war die Auferstehungskraft Christi, nicht unsere eigene Kraft. Es ist die Kraft des Herrn, die uns ins Land gebracht hat und uns von Sieg zu Sieg führt.
Nutzen wir weiterhin das geistliche „Messer“, wie wir es gestern schon gesehen haben: „Tötet die Glieder, die auf Erden sind!“ Dazu gehören Hochmut, Habsucht, Götzendienst, Unzucht und böse Lust. Tötet diese Dinge, gebraucht das Messer!
Das ist die Lektion für uns.
Die Passafeier in Gilgal als Zeichen der Erlösung im Land
Dann lesen wir weiter in Josua 5, Vers 10, jetzt die Passafeier in Gilgal. Die Söhne Israels lagerten in Gilgal und feierten das Passa am vierzehnten Tag des Monats, am Abend in den Ebenen von Jericho.
Der vierzehnte Tag war im ersten Monat. Sie waren am zehnten Tag des ersten Monats angekommen, und jetzt, vier Tage später, am vierzehnten Tag des ersten Monats, feiern sie das erste Passa im Land.
Es ist interessant, dass es gerade der zehnte Tag des ersten Monats war, an dem die Israeliten ins Land hineingekommen waren. Der zehnte Tag im ersten Monat war ein besonderer Tag bei den Israeliten. An diesem Tag musste jeder Israelit ein Lamm ins Haus bringen. Das Passalam kam ins Haus, und man beobachtete, ob es wirklich in Ordnung war, ob es ein vollkommenes Lamm war. Am vierzehnten Tag wurde es dann geschlachtet.
Übrigens kam am zehnten Tag des ersten Monats auch der Herr Jesus nach Jerusalem. Der Herr Jesus zog am zehnten Tag ein, fünf Tage vor dem Passa, bevor das Passa geschlachtet wurde. Donnerstag war der vierzehnte Nisan, Mittwoch der dreizehnte, Dienstag der zwölfte, Montag der elfte und Sonntag der zehnte.
An diesem Sonntag, es war damals ein Sonntag in der Woche, am Sonntag, den zehnten Nisan, kam der Herr Jesus nach Jerusalem und wurde als König gefeiert. Das Passalam, das vollkommene Passalam, kam also fünf Tage vorher nach Jerusalem und wurde genau fünf Tage lang geprüft und unter die Lupe genommen.
Das war übrigens auch der Tag, an dem die Priester im Tempel den Sonntagspsalm lasen. Der Sonntagspsalm wurde damals, als Jesus einzog, jeden Sonntag gelesen. Wir wissen aus der Bibel, welcher Psalm der Sonntagspsalm ist: Es ist der Psalm für den Tag nach dem Sabbat, nämlich Psalm 24.
Das steht einmal im Talmud, aber nicht nur dort, sondern auch in der Bibel selbst, und zwar in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Dort steht bei Psalm 24, dass er für den Tag nach dem Sabbat ist und an diesem Tag gelesen wird. In der hebräischen Bibel steht das nicht, aber in der griechischen Übersetzung.
Und was war das für ein Psalm? "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, dass der König der Ehren einziehe." An diesem Tag kam der König der Ehren nach Jerusalem.
An diesem Tag kam Israel in das Land. "Macht hoch die Tor, die Tür macht die Tore weit." Das nur nebenbei.
Jetzt wird das Passa gefeiert, das Passafest. Diesmal wurde das Passa aber nicht gefeiert, um Israel aus Ägypten herauszubringen, sondern als Erinnerungsfest an die Erlösung. Nun ist die Erlösung erreicht, sie sind im Land, am Ziel, und das Passa im Erbland bekommt eine große Bedeutung.
Dieses Passafest sollte immer gefeiert werden. Die Erstlinge des Landes, heißt es auch hier, die Erstlingsfrucht des Landes, haben sie dann gegessen. Am nächsten Tag nach dem Passa aßen sie vom Erzeugnis des Landes ungesäuertes Brot und geröstete Körner.
Das Manna hörte am nächsten Tag auf, als sie vom Erzeugnis des Landes aßen. Es gab für die Söhne Israels kein Manna mehr, und sie aßen vom Ertrag des Landes. Keiner aß Manna in jenem Jahr.
Eine neue Ähre beginnt, eine neue Zeit. Sie sind jetzt im Land, haben den Jordan überquert, und können Ägypten vergessen – oder auch die Wüste und die Nahrung, mit der sie gegessen hatten.
Sie sollen an das Korn des Landes denken, das jetzt ihre Nahrung ist. Richtet eure Gesinnung auf das Land, richtet eure Gesinnung dorthin, wo euer Erbe ist.
Neutestamentlich heißt das: Wenn ihr mit Christus auferweckt worden seid, suchet, was droben ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, und nicht auf das, was auf der Erde ist, was im Land der Verheißung ist.
Für uns heißt das, richtet eure Gesinnung nach oben, nach dem himmlischen Erbe, und ernährt euch von dort.
Was die irdischen Dinge betrifft, tötet sie – nehmt das Messer. Ich habe Kolosser 3, Verse 1-2 und Kolosser 3, Vers 5 zitiert: "Tötet eure Glieder auf Erden." Das ist einerseits das Messer, das die irdischen, fleischlichen Dinge betrifft, und andererseits die Aufforderung, die Gesinnung auf das himmlische Erbland zu richten.
Vorbereitung auf die Eroberung Jerichos
Und jetzt das nächste, zweitens Jericho. Das war die Vorbereitung: die Beschneidung in Gilgal, die Passahfeier in Gilgal und jetzt die Stadt Jericho.
In Kapitel 5, Vers 13, lesen wir: Es geschah, als Josua bei Jericho war. Man fragt sich, warum er dort war. Vielleicht wollte er selbst sehen, wie die Stadt aussieht. Es sind ja immer noch ein paar Kilometer von Gilgal nach Jericho, etwa drei Kilometer.
Und es geschah, als Josua bei Jericho war, da erhob er seine Augen und sah, und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, und sein Schwert war gezückt in seiner Hand. Josua ging auf ihn zu und sagte zu ihm: Bist du für uns oder für unsere Feinde? Bist du für uns oder für unsere Feinde?
Und er antwortete: Nein.
Das war eine Frage, um eine klare Auskunft zu bekommen. Wer bekommt eine Nein-Antwort auf eine solche Frage? Das ist ein bisschen eigenartig, oder? Bist du für uns oder für unsere Feinde? Auf eine Oder-Frage ist es schwierig, mit Nein zu antworten. Wenn ich sage: Willst du Tee oder Kaffee? Und ich antworte Nein, das geht nicht.
Ich kann ja sagen: Ja. Der Bruder Jansen, der mir einfällt, wurde mal gefragt: Wollen Sie Tee oder Kaffee? Da sagte er: Ja. Ja, ich will Tee oder Kaffee. Ja, das kann man sagen. Aber Nein nicht.
Bist du für uns oder für unsere Feinde? Nein.
In Menschengestalt, also als eine Gotteserscheinung, sagt er Nein, sondern als der Oberste des Heeres Jachwes bin ich jetzt gekommen. Nein, als der Oberste des Heeres bin ich jetzt gekommen.
Es ist also, als wolle er sagen: Ich bin gar kein gewöhnlicher Kämpfer, wie du denkst. Ich bin nicht ein üblicher Kämpfer, der einfach auf einer Seite steht als irdischer Kämpfer. Nein, ich bin der Oberste des Heeres. Ich habe eine ganz andere Rolle. Er kommt hier, um das Gericht auszuführen, das Gericht über Jericho.
Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde, huldigte ihm und sagte zu ihm: Was redet mein Herr zu seinem Knecht?
Josua hat verstanden, dass dies der Oberste des Heeres Jachwes ist. Das Heer Jachwes ist das Heer Gottes. Das sind nicht die Engel in diesem Sinne, sondern das ist das Volk Gottes. Das Heer Jachwes wird öfter in der Bibel als das Volk Gottes bezeichnet. Es wird das Heer des Herrn genannt. Der Herr der Heere heißt er, Herr der Jahwe Zebaoth, Herr der Heere.
Josua fiel auf sein Angesicht und huldigte ihm. Man sollte hier nicht sagen, er betete an. Das bessere Wort ist „huldigen“, weil es eine Körperhaltung beschreibt. Er huldigte ihm und sagte: Was redet mein Herr zu seinem Knecht?
Der Oberste des Heeres Jachwes sagte zu Josua: Ziehe deinen Schuh aus von deinem Fuß, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig.
Und Josua tat so.
Heilig war der Ort deshalb, weil Gott hier war, nicht weil das Land das heilige Land ist. Israel ist nicht in dem Sinne ein heiliges Land, sondern jetzt in diesem Moment war der Boden heilig, weil Gott hier stand. So wie bei Mose in 2. Mose 3, Vers 5: Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Das war damals in der Wüste Midian, und jetzt ist es hier.
Also Gott ist hier. Für uns können wir ein bisschen weiter schauen und den Herrn Jesus Christus hier sehen mit dem Schwert in der Hand, um das Gericht Gottes auszuführen. Unparteiisch übrigens. Unparteiisch führt Gott Gericht. Er steht auf keiner Seite eines Menschen. Er ist einfach Gott.
Deshalb die Antwort: Nein.
Auf welcher Seite stehst du? Er ist Gott. Er selbst führt den Kampf. Er reiht sich nicht in irgendeine Schlachtreihe von Menschen ein und ergreift ihre Partei. Nein, er ist der gerechte Herr, der Feldherr, und er kommt, um das Gericht hier über Jericho auszuüben.
Eines Tages wird er kommen, und dann wird er das Gericht ausüben, nicht nur über Jericho.
Die Anweisung Gottes zum Kampf gegen Jericho
Gott ist gegenwärtig – dessen wird sich Joshua jetzt bewusst. In Vers 6 lesen wir weiter, dass nun die Anweisung des Herrn, Jachwe, bezüglich Jericho folgt. Jericho hatte seine Tore geschlossen und war verriegelt vor den Söhnen Israels. Niemand ging aus, und niemand ging ein.
Jericho ist einerseits wie gelähmt vor Angst, andererseits nach wie vor verstockt gegenüber dem lebendigen Gott. Doch der lebendige Gott ist geduldig mit Jericho und wartet, bis sie Buße tun. Eine Frau hat Buße getan, ebenso ihre Familie, aber sonst niemand. Gott ist geduldig und wartet jetzt noch ein paar Tage – es gäbe ja immer noch die Möglichkeit, Buße zu tun. Sie haben sogar jetzt eine Zeugin in der Stadt, die evangelisiert.
Jachwe sagte zu Joshua: „Siehe, ich habe Jericho und seinen König sowie die kriegstüchtigen Männer in deine Hand gegeben.“ Der Kampf gegen Jericho ist für Joshua aus eigener Kraft unmöglich. Doch jetzt hat er eine dreifache Garantie für seinen Erfolg: Erstens die Verheißung Gottes – „Ich habe Jericho in deine Hand gegeben“ –, zweitens die Gegenwart Gottes, wie gerade vorher der Oberste des Heeres, Gottes Herr, da war, und drittens die Anleitung für den Kampf.
So hat Joshua dreifache Hilfe und dreifache Garantie für den Erfolg: die Verheißung, die Gegenwart und die Anleitung für den Kampf. Auch wir haben die Verheißung, wir haben seine Gegenwart – „Siehe, ich bin bei euch“ – und wir bekommen Anleitung in der Schrift für unseren Kampf.
„Ich habe sie in deine Hand gegeben.“ An dieser Stelle sollte man vielleicht etwas nachdenken über die Frage, warum Gott so streng mit Jericho ist. Mit anderen Städten war er nicht so streng. Die Stadt Jericho war unter dem Bann, wie wir gleich sehen werden. Das heißt, alles wird vernichtet, egal was es ist.
Warum ist Gott so grausam? Das fragen viele Menschen. Man muss sich zuerst überlegen, welche Sünden Jericho begangen hat. Nicht nur Jericho, auch die anderen kanaanitischen Völker. Dort gab es Kindesopfer; man brachte unschuldige Kinder den Götzen, der Göttin Astarte, dar. Kindermord.
Es gab furchtbare geschlechtliche Perversion, Sodomie und alle Arten von Unzucht. Es war ein unzüchtiger Kult. Das wissen wir durch Ausgrabungen. Sie hatten ihre Fruchtbarkeitsgöttinnen und -götter, und Unzucht war erlaubt. Grausamkeiten, Verbrennungen von Kindern – dem blutrünstigen Baal wurden Kinder verbrannt, dem Regengott und Fruchtbarkeitsgott sowie der Aschera oder Astarte. All diese schlimmen Dinge wurden getan, und diese Götzen wurden verehrt.
Gott hat 400 Jahre gewartet – 400 Jahre! Das Gericht über Jericho und Kanaan war schon vor 400 Jahren angekündigt worden (1. Mose 15,16). Dort heißt es: „Das Sündenmaß der Amoriter ist noch nicht voll.“ Es wird davon gesprochen, dass Gott die Israeliten aus Ägypten herausholen wird und die Völker des Landes durch dieses Volk Israel richten wird.
Israel wird also das Gerichtswerk für die Völker des Landes sein, und das war zu Abrahams Zeit schon vorausgesagt – mehr als 400 Jahre zuvor. Nun ist Gottes Geduld fast zu Ende. Doch es war Barmherzigkeit, dass er noch nicht eingeschritten war. Immer wieder gab es Zeugnisse, denn die Amoriter und die Kanaaniter hatten von der Macht Gottes gehört. Schon vor vierzig Jahren hatten sie erfahren, wie der mächtige Gott Israels die Ägypter besiegt und das Volk herausgeführt hat.
Die Kunde von dem Gott Israels war überall zu den Völkern Kanaans gelangt. Es war Gottes Barmherzigkeit, die diese Heiden dahin bringen sollte, den Gott der Israeliten anzunehmen. Rahab hat sich warnen lassen – bei ihr war das wirksam. Doch Jericho war verschlossen in jeder Hinsicht – äußerlich verschlossen und innerlich auch. Sie waren also gewarnt worden und setzten ihren Widerstand fort.
In Hebräer 11 lesen wir: „Durch Glauben wurde Jericho zerstört, durch Glauben fielen die Mauern Jerichos“ (Hebräer 11,30). Wenn Jericho durch Glauben zerstört wurde, muss man fragen: Welche Basis hatten sie für den Glauben? Da braucht es ein Wort Gottes als Grundlage. Hier haben wir das Wort Gottes als Basis, Kapitel 6, Vers 3.
Jetzt kommt das Wort Gottes, das ihnen ganz klar sagt, was geschehen wird, und sie müssen glauben. Der Glaube richtet sich auf das Wort Gottes, auf die Anweisung Gottes. Sie glauben, und es geschieht. Deshalb fällt die Stadt Jericho durch den Glauben.
In Vers 3 heißt es: „Und ihr sollt die Stadt umziehen“, sagt Gott, „alle Kriegsleute einmal rings um die Stadt her. So sollt ihr sechs Tage tun. Und sieben Priester sollen sieben Hörner des Halljahres oder sieben Witterhörner vor der Lade hertragen.“ Das Wort kann mit Witterhörner oder Hallhörner übersetzt werden, also die Hörner des Jubeljahres, so oder so.
Am siebten Tag sollt ihr die Stadt siebenmal umziehen, und die Priester sollen in die Hörner stoßen. Es soll geschehen, wenn man den anhaltenden Klang der Hörner hört, dass das ganze Volk ein großes Geschrei erheben soll. Dann wird die Mauer der Stadt an ihrer Stelle einstürzen, und das Volk soll hinaufsteigen, jeder gerade vor sich hin.
Gott hat ihnen also ganz genaue Anweisungen gegeben, was geschehen wird und was sie zu tun haben. Sie haben etwas zu tun, Gott wird etwas tun, und zusammen wird das dazu führen, dass die erste Stadt besiegt wird. Sie müssen glauben und gehorchen, und Gott wird das Seine tun.
Das ist eigentlich immer so: Wir bekommen Anweisungen, wir müssen glauben und gehorchen, und Gott tut das Seine. Es ist immer diese Zusammenarbeit. Gott möchte den Menschen als seinen Mitarbeiter und möchte gerne, dass wir mit ihm zusammen Krieg führen. Er will nicht, dass er allein handelt und wir nichts tun.
Das gab es damals schon bei Ägypten, als er die Israeliten herausgeführt hat – da haben die Israeliten nichts getan. Aber jetzt sollen sie etwas tun. Bei der Erlösung tun wir nichts, da tut Gott alles für uns. Wir nehmen das nur an, akzeptieren, danken und vertrauen uns ihm an.
Aber jetzt, im Kampf um das Land, wenn im Land gekämpft wird, sagt Gott: „Ihr macht etwas, und ich mache etwas. Ihr handelt genau nach meinen Anweisungen. Ihr vertraut mir, tut das, und ich tue das Meine.“ Es ist eine Zusammenarbeit.
Genauso geschieht das im geistlichen Leben, in unserem Kampf. Wir richten uns nach Gottes Wort aus, schauen, was seine Anweisungen sind, und dem Rest vertrauen wir. Die Kraft kommt von ihm, nicht von uns. Auch solche Feinde, die wir in unserem eigenen Leben kennen – wie Ungeduld, Zorn, Lust und verschiedene Neigungen zu Sünden – sind Feinde, die wir besiegen müssen.
Es braucht Zusammenarbeit: Wir halten uns an die Anweisungen, er handelt, wir vertrauen, wir studieren sein Wort. Wir vertrauen nicht auf unser eigenes Fleisch, sondern denken an die Beschneidung, an das Messer. Glaube erfordert also Gehorsam. Glauben und Gehorsam kann man nicht trennen. Das war hier ein Glaubensgehorsam, der von den Israeliten gefordert wurde.
Diese Anweisung kam jetzt, und danach folgt die Eroberung, Verse 6 bis 27. Doch zuerst machen wir eine Pause, bevor wir zur Eroberung kommen.
