Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Feste in der Kirche sind gut. Man weiß, sie kommen ganz sicher, und oft freut man sich darauf, wie zum Beispiel auf Weihnachten.
Diese festen Festtermine haben jedoch auch eine Kehrseite. Oft denkt man gar nicht mehr tiefer über den Inhalt bestimmter Feste nach und bleibt in Oberflächlichkeiten stecken, so wie es auch oft bei Weihnachten der Fall ist.
Weihnachten ist vor allem zu einem Fest für die Familie geworden. In den meisten Familien geht es nur noch um Geschenke. Warum wir eigentlich Weihnachten feiern, darüber wird oft gar nicht gesprochen.
Deshalb wollten wir es in diesem Podcast thematisieren. Thomas, warum feiern wir Weihnachten?
Na ja, wir feiern Weihnachten, weil Jesus geboren wurde. Das ist natürlich der Grund. Mit ihm kommt Gottes Sohn auf diese Erde, und Gott selbst kommt auf diese Erde – im Grunde genommen. Denn die Bibel betont ja immer wieder: Jesus ist Gott.
Wenn man heute in Bethlehem unterwegs ist, dann gibt es vielleicht alte Steine, die, wenn sie reden könnten, sagen würden: „Wir haben Gottes Sohn gesehen. Er war tatsächlich hier.“
Mit Jesus kommt das Zentrum des Himmels auf die Erde – derjenige, den Millionen von Engeln anbeten, wird als kleines, hilfloses Kind geboren.
Er wird, wie jedes andere Kind auch, unweit von Jerusalem geboren. Bethlehem, etwa sechs bis sieben Kilometer entfernt, ist der Ort seiner Geburt. Der Name Bethlehem bedeutet übersetzt „Haus des Brotes“. Hier wird der geboren, der später von sich sagen wird: „Ich bin das Brot für diese Welt.“ Brot ist das Grundlegende, das wir zum Leben brauchen.
Es gibt viele Menschen, die wie Gott sein wollen. Doch Weihnachten feiern wir einen Gott, der tatsächlich Mensch geworden ist. Deshalb feiern wir Weihnachten. Die Bibel betont diese Tatsache immer wieder: Jesus ist als Gott Mensch geworden.
Die Frage ist nun: Welche Beziehung hat das zu mir? Was bedeutet das für mich?
Ja, ich finde, dass Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, auf deine Frage eine sehr gute Antwort gegeben hat. Bevor ich zitiere, vielleicht ein paar Sätze zum Kontext: Zacharias’ Geschichte können wir in Lukas 1 nachlesen.
Er begegnet im Tempel einem Engel. In der Bibel steht tatsächlich, dass er an der rechten Seite des Räucheraltars steht. Dort, der Tradition nach, steht der Todesengel. Es ist also eine sehr dramatische Begegnung. Dieser Engel kündigt Zacharias an, dass seine Frau Elisabeth ein Kind bekommen wird.
Das schien unmöglich, da Elisabeth schon älter war und bisher keine Kinder bekommen hatte. Deshalb wollte Zacharias überhaupt nicht glauben, dass sie noch ein Kind bekommen sollten. Aus diesem Grund nahm Gott ihm die Sprache; er blieb für eine Weile stumm.
Dieses Kind, das übrigens ein Cousin des Herrn Jesus war, sollte Johannes heißen. Als dieser kleine Johannes schließlich geboren wurde, konnte der Vater Zacharias widersprechen. Wir lesen dann in Lukas 1,67, dass Zacharias mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde.
Das heißt, es waren nicht irgendwelche Worte, die er da sagte, sondern Worte, die der Heilige Geist selbst ihm eingegeben hat. Ich finde, diese Worte beschreiben sehr gut die Botschaft von Weihnachten.
Zacharias sagt in Lukas 1,68: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der sein Volk angesehen und ihm Erlösung geschaffen hat. Er hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Haus Davids, seines Knechtes, wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her.“
Und jetzt kommt die Passage, die Weihnachten beschreibt: Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen, um Barmherzigkeit zu üben an unseren Vätern und seines heiligen Bundes zu gedenken, des Eides, den der Herr Abraham, unserem Vater, geschworen hat, und uns zu geben.
Jetzt wird sehr konkret, was wir von Gott zu Weihnachten geschenkt bekommen: dass wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ohne Furcht ihm dienen sollen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere Tage.
Das heißt erst einmal eine nationale Errettung, wenn ich das so verstehe, oder? Und wenn du das heute für uns übersetzen würdest, was würde das dann bedeuten? Wir sind ja jetzt kein nationales Volk mehr. Der Bund, ja, der Bund Abrahams besteht teilweise noch, aber nicht in dem Sinne wie damals.
Richtig. Also ich kann mich über diese Zusage Gottes wirklich freuen. Wird es wichtig, dass wir uns darüber freuen? Mir geht es manchmal so: Ich lese atemberaubende Verheißungen Gottes, und dann löst das in mir keine emotionale Reaktion aus. Vielleicht, weil ich die Dimension nicht verstehe oder weil ich Gottes Versprechen nicht glaube.
Manche Worte, wie „Horn des Heils“, sind natürlich auch schon ein bisschen heftig, oder? Kannst du das nebenbei mal erklären, „Horn des Heils“?
Ja, ich glaube, dass es einfach das Heil ist, das Gott Israel geben will oder auch uns geben möchte. Früher sind die Leute ja oft aus diesem Horn gesalbt worden, so in der Richtung, die Könige. Das bedeutet, dass Gott hier deutlich macht: „Hey, das ist mein gesalbter König!“ Und die Verheißung, die ich jetzt hier gebe, hängt an dem, was ich da gegeben habe.
Also eine große Verheißung. Was sagt die jetzt über Jesus? Der Hand oder wie er sagt: „Aus der Hand aller meiner Feinde gerettet werde.“ Hier kann ich ja meine Feinde einsetzen. Ich mache das ganz gern persönlich: Jesus ist Mensch geworden, damit ich von meinem Geiz gerettet werde oder von meinem Stolz, von meinen unreinen Gedanken, von meiner Sucht nach Anerkennung oder was immer ich da einsetzen kann.
Dann hört sich das für mich ziemlich unglaublich an. Denn es gibt ja Bereiche, in denen ich echt zu kämpfen habe, auch als Christ. Ich habe Bereiche, wo ich immer wieder Niederlagen erlebe und darüber frustriert bin. Und mitten in meinem Frust höre ich dann: „Ich bin gekommen, damit du aus der Hand aller deiner Feinde gerettet wirst.“
Das hört sich für mich ganz stark nach 1. Johannes 3,8 an: „Der Sohn Gottes ist erschienen, damit er die Werke des Teufels vernichte.“ Solche Verse machen mir viel Hoffnung. Auch wenn ich diese Realität oft nicht so erlebe, weiß ich, es ist Gottes Ziel, dass ich aus der Hand aller meiner Feinde gerettet werde. Deshalb ist der Retter Jesus Christus an Weihnachten auch für mich geboren.
Also, der Bezug zu Weihnachten ist da, und der Vers geht ja noch weiter. Es heißt, ich soll Gott ohne Furcht dienen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit. Das ist also Gottes Ziel: Mein Leben soll geprägt sein von seiner Gegenwart, also von seiner Heiligkeit.
Wer in mein Leben hineinschaut, soll dann sehen, dass Thomas unter Gottes Herrschaft lebt. Gott ist sein Herr. Das ist mein Wunsch: dass Gott in meinem Leben sichtbar ist. Leider ist das oft noch viel zu wenig der Fall. Aber ich höre aus dem Mund des Zacharias, dass das Gottes Ziel für mein Leben ist. Das freut mich dann.
Deswegen machen diese Verse mir ganz viel Hoffnung und lassen mich im wahrsten Sinne des Wortes Weihnachten feiern. Du hast ja gefragt: Was haben diese Verse mit meinem Leben zu tun? Du hast jetzt ein paarmal das Wort „Ziel“ erwähnt, das ein Ziel für unser Leben ist.
Die Frage ist jetzt für mich: Diese Heiligkeit als Ziel zum Beispiel oder diese Befreiung von Feinden – wie komme ich von diesem Ziel, von der Verheißung, zur Realität jetzt schon? Ist das komplett machbar oder nicht? Werde ich das erst in Zukunft erleben, das Ziel, oder kann ich das jetzt schon teilweise umsetzen?
Ich glaube, dass ich das, gut formuliert, teilweise schon jetzt umsetzen kann. Wir haben das in einem anderen Podcast ja schon einmal besprochen, dort haben wir auf den 6. Dezember hingewiesen. Dort heißt es, man erlebe Gottes Versprechen, also man wird Teil von ihm, indem man an ihn glaubt – das ist das eine. Das zweite ist, indem man geduldig ist.
Um ein Beispiel zu geben: Wenn ich mal wieder explodiere, obwohl eigentlich Sanftmut angebracht gewesen wäre, ist es wichtig, nicht stehen zu bleiben und den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist gut, dass ich dann mein Verhalten reflektiere und merke: Das ist nicht christlich, so hat Jesus nicht reagiert. Dieses Verhalten ist falsch, hier ist meine alte Natur wieder sichtbar geworden. Dann darf ich um Vergebung bitten und weitergehen.
Die Grundlage ist, dass ich mich immer wieder an Gottes Verheißungen festhalte. Ich halte sie ihm sogar vor und sage: Herr, du hast gesagt, ich darf dir dienen. So haben wir es ja gelesen – in Heiligkeit und Gerechtigkeit, auch wenn das in meinem Alltag vielleicht noch nicht so gut klappt. Aber diesen Lebensstil will Gott in mir wirken, den kann ich selbst nicht schaffen. Das ist die gute Nachricht.
Ich darf glauben, was Gott mir verspricht, weil ich weiß, Gott ist kein Lügner. Aber wir haben gelesen: Auf der einen Seite steht der Glaube, auf der anderen Seite die Geduld. Ich muss also Geduld haben, bis es wahr wird. Oft ist es ein Weg, auf dem ich immer wieder hinfalle – das gehört dazu. Es ist wie bei einem Kind: Wenn es anfängt zu laufen, fällt es immer wieder hin. Doch die unsicheren Schritte werden mit der Zeit sicherer, und irgendwann kann das Kind alleine laufen.
Geistlich gesehen sollte man sich immer angewöhnen, an der Hand des Vaters zu laufen und sich an ihm festzuhalten. Dadurch werden die Schritte sicherer. Ich denke, Gott will mir helfen zu verstehen: Ohne Jesus kann ich nichts tun. Ich kann sein Leben nicht selbst leben. Das kann nur er selbst in mir leben.
Oder um es anders zu sagen, wie ich es schon formuliert habe: Ich muss mich an der Hand meines himmlischen Vaters festhalten, weil das die entscheidende Hilfe ist, damit ich meinen Weg mit Jesus sicher gehen kann.
Um das praktisch zu machen, bete ich immer wieder: Herr, ich kann das nicht. Aber ich danke dir, dass du in mir der Sieger bist und dass du in mir dein Leben lebst. Deshalb stimmt es, dass ich in Heiligkeit und Gerechtigkeit für dich leben kann – so wie es dort auch durch den Mund des Zacharias gesagt wird.
Wenn ich das zusammenfasse, feiern wir Weihnachten, weil wir die Nachricht von einer Rettung feiern. Es geht um die Rettung von unserem selbstbezogenen Leben, das auch schädliche Auswirkungen auf andere hat und Gottes Ehre verunehrt, ja sogar beschmutzt. Das sind wichtige Wahrheiten, die man verstehen und leben soll.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Warum feiern wir das jedes Jahr? Man könnte ja sagen: Rettung ist die Grundlage. Also feierst du das einmal richtig, du wirst ja auch nur einmal getauft, und dann reicht das. Aber wir feiern, genauso wie die Kirche allgemein, jedes Jahr Weihnachten. Warum immer wieder dasselbe Thema?
Ich finde, das ist eine gute Frage. Es stimmt, manche Themen sollten wir wirklich mal hinter uns lassen. Aber ich merke bei mir, manches ist ein lebenslanges Thema. Bevor ich Jesus fand, bekam ich manche Sünde gar nicht unter die Füße. Rückblickend, viele Jahre später, kann ich mit manchen Anfechtungen besser umgehen. Trotzdem muss ich aufpassen, dass die Sünde sich nicht wieder Zugang zu meinem Lebenshaus verschafft.
Gott sagt es mal zu Kain so eindrücklich: „Die Sünde lauert vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen.“ Genau so erlebe ich das. Manchmal schafft sie es sogar wieder, in den Flur zu kommen, also in den Hausflur. Dann muss ich zu meinem Jesus sagen: Bitte schmeiß sie wieder raus.
Ich glaube, als Christ führe ich mit manchen Sünden wahrscheinlich mein Leben lang beständig Krieg. Vielleicht auch deshalb, weil Gott mich abhängig von ihm halten will. Deshalb muss ich mich immer wieder an Weihnachten erinnern, damit ich weiß: Der Retter ist geboren – und zwar nicht nur am 24. Dezember, sondern das ganze Jahr über.
Es ist gut, solche Tage zu haben, an denen ich mich bewusst an Gottes Tatsachen erinnere – also Tatsachen, die Gott für mich geschaffen hat. An Weihnachten erinnere ich mich daran: Der Retter ist geboren. Deshalb kann ich seine Rettung auch in meinem Leben erleben.
Das Problem ist, dass ich mir manchmal gar nicht eingestehen kann, wie sehr ich rettungsbedürftig bin. Oft versuche ich, den starken geistlichen Mann zu spielen, der geistliche Probleme auch ohne den Heiligen Geist lösen kann. Das ist so blöd von mir und leider doch so normal.
Das heißt, wir brauchen die Rettung nicht nur von unserer Sündenschuld, sondern auch von unserem sündigen Wesen in uns. Deshalb brauchen wir die Rettung wahrscheinlich auch öfter. Für beides will Jesus Retter sein.
Jetzt ist Passa, also Ostern bei uns, und auch andere Feste, die in der Bibel als jährlich wiederkehrende Feste angelegt sind. Weihnachten hingegen ist anders. Es gab zwar die Geschenke von den Königen – ich wollte zuerst „drei“ sagen, aber es waren ja nicht unbedingt drei – von den heiligen Königen. Doch Weihnachten wurde so nicht befohlen.
Vielleicht eine kleine Seitenbemerkung: Es gibt Leute, die sagen, der 24. Dezember komme eigentlich aus dem Heidentum. Es sei die Wintersonnenwende, so habe ich das verstanden. Die Wurzeln seien also nicht christlich, sondern heidnisch. Daraus folgt für manche die Schlussfolgerung, Weihnachten solle man nicht feiern.
Das ist jetzt vielleicht nicht das Hauptthema, aber es stellt sich die Frage: Wenn wir schon über Weihnachten diskutieren, warum feiern wir es gerade zu einem heidnischen Zeitpunkt? Warum überhaupt Weihnachten? Das wäre die erste Frage. Die zweite ist: Muss es dann unbedingt ein Tannenbaum sein? Ich weiß nicht, ob das wirklich so wichtig ist. Das kann man auch weglassen. Das ist nicht so wesentlich.
Ich glaube, das Fest an sich wäre interessanter, um zu verfolgen, ob man es mit gutem Gewissen feiern kann. Letztlich darf das jeder für sich selbst entscheiden, ob er Weihnachten offiziell am 24. Dezember feiert oder nicht. Das ist eine Gewissensfrage, sonst würdest du das so nicht sagen.
Ich denke, wir sollten unsere Kraft nicht für solche Diskussionen vergeuden. Du hast Recht, unser traditionelles Weihnachten hat einen heidnischen Ursprung. Aber ehrlich gesagt, das gilt für alle unsere Feste. Wir stammen aus dem Heidentum. Unsere Vorfahren waren Germanen, die Thor und andere Götter anbeteten.
Was man oft nicht bedenkt, ist, dass das eine Herausforderung ist, vor der jeder Missionar steht. Wenn Menschen sich aus einem absolut nichtchristlichen Kontext bekehren, was macht man mit den heidnischen Feiertagen, die es in jeder Kultur gibt? Überlässt man die neuen Gläubigen sich selbst an diesen Tagen? Oder füllt man diese Tage mit neuen christlichen Inhalten?
Die Christen der ersten Jahrhunderte haben sich entschieden, den heidnischen Festen christliche Inhalte zu geben. Ich finde, diese Frage ist auch heute noch aktuell. Wir als Gemeinde laden zum Beispiel zu Fasching zu einer Faschings-Alternativ-Freizeit ein. Das machen wir ganz bewusst, um diese Tage anders zu gestalten, vor allem hier in Süddeutschland.
Man könnte sagen: „Ihr macht eure Freizeiten an Tagen, die aus dem Heidentum kommen.“ Ja, das tun wir, aber wir füllen sie anders. Ich finde es auch gut, dass die ersten Gemeinden nicht nur gegen Halloween gewettert haben, sondern bewusst Treffen veranstalten, vor allem mit Kindern, die aus einem nichtchristlichen Umfeld kommen.
Ich erinnere mich, dass eine Gemeinde in Hamburg das gemacht hat. Sie berichteten, dass viele Kinder aus nichtchristlichen Kontexten dabei waren. Halloween hat mit Christentum nichts zu tun, aber sie haben bewusst Spiele und christliche Inhalte angeboten, die nichts mit Halloween zu tun hatten.
Das ist immer wieder die Frage: Warum nicht auch Weihnachten evangelistisch nutzen und auf die Restbestände des Glaubens hinweisen? Ich glaube, die Bedeutung von Weihnachten verschwindet ohnehin immer mehr aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein.
Ich wundere mich, dass man es immer noch Weihnachtsmärkte nennt und sich bisher niemand beschwert hat, weil er vom christlichen Glauben „vereinnahmt“ wurde. Weihnachten wird nach wie vor mit dem Christentum verbunden, nicht mit dem Heidentum.
Wenn man an Weihnachten denkt, denkt man nicht zuerst an Thor. Das sollten wir nutzen. Aber ich würde meine Kraft nicht darauf verwenden, zu diskutieren, ob man Weihnachten feiern darf oder nicht. Wer es nicht feiern will, soll es lassen. Aber er sollte auch niemanden zwingen, kein Weihnachten zu feiern.
Wir als Gemeinde nutzen diese Chance und werden das auch in Zukunft tun.
Im Leben mit Jesus ist es oft so, dass man bestimmte Erfahrungen macht. Wahrscheinlich hast du das auch erlebt: Man beginnt ein Leben mit Jesus, verzichtet auf bestimmte Dinge und später nimmt man sie wieder auf, weil man denkt, dass man vielleicht überreagiert hat. Später gibt es dann wieder Dinge, die man nicht mehr tut, obwohl man sie am Anfang noch ziemlich unkritisch gesehen hat.
Ich glaube, solche Entwicklungen sind ganz normal. Wenn wir über Weihnachten nachdenken, ist es schade, wenn man irgendwann wieder anfängt, Weihnachten zu feiern, obwohl die eigenen Kinder in ihrer ganzen Kindheit kein Weihnachten feiern konnten. Das liegt daran, dass es eben mein persönlicher Weg war, auf dem ich unterwegs war. Es ist in Ordnung, wenn ich für mich selbst entscheide, wie ich damit umgehe. Aber ich sollte immer bedenken, dass das auch andere betrifft – vor allem, wenn ich Kinder habe. Dann frage ich mich: Will ich das so? Und wie ist es, wenn ich meine Meinung irgendwann wieder ändere?
Ich traue mich kaum, die nächste Frage zu stellen: Die Jahreszeit. Willst du dazu etwas sagen? War das damals höchstwahrscheinlich im Winter, im Dezember oder an einem anderen Zeitpunkt? Denn man hört ja immer wieder Diskussionen darüber. Wenn man über Weihnachten allgemein spricht, kann man das vielleicht auch noch einfließen lassen.
Es gibt verschiedene Standpunkte zu diesem Thema. Vor nicht allzu langer Zeit war ich in Jerusalem bei einem Gottesdienst. Dort sind viele Menschen, die im Judentum stark verwurzelt sind, darunter auch messianische Juden.
Ein Teilnehmer äußerte die Vermutung, dass die Geburt Jesu ungefähr im Oktober stattgefunden haben könnte. Im Oktober gibt es viele jüdische Feste. Die Römer waren damals nicht dumm. Sie wussten, dass es zu dieser Zeit viele Bewegungen von Menschen gab. Warum also nicht die Zählung der Geburt Jesu genau in diese Zeit legen? Das wäre ähnlich wie heute, wenn man eine Bundestagswahl mit einer Abstimmung über den Kindergarten kombiniert. Man ist schon dabei, auch wenn man es nicht direkt merkt.
Allerdings muss man ehrlich sagen, dass wir das genaue Datum nicht sicher wissen. Bei solchen Fragen ist es wichtig zu betonen, dass es uns eigentlich nichts bringt, das genaue Datum zu kennen. Entscheidend ist, dass Jesus als unser Retter geboren wurde und dass seine Kraft in unserem Leben sichtbar wurde und wird.
Wahrscheinlich kann man mit Sicherheit sagen, dass es nicht der 24. Dezember war. Trotzdem feiern wir an diesem Tag seine Geburt.
Aber was auf jeden Fall so war: Die Romantik von Weihnachten können wir uns beim ersten Weihnachten wirklich nicht vorstellen. Joseph und Maria fanden nicht einmal Platz in einem Hotel.
Anhand des Opfers, das sie nach der Geburt brachten, merkt man auch, dass sie nicht viel Geld hatten. Wahrscheinlich suchten sie daher nach Hotels der untersten Preiskategorie, und diese waren schon alle voll. Das heißt, Jesus wurde in einer Futterkrippe geboren.
Das, was bei uns heute so romantisch ist – mit Spieluhren und allem – war damals der Ort, an dem die Tiere waren und gefressen haben. Wahrscheinlich war es sogar unter freiem Himmel, weil man die Tiere oft draußen stehen ließ, nicht in einem Stall, wie wir ihn uns heute vorstellen. Israel ist ja auch nachts wärmer. Drumherum schliefen die Leute in den Herbergen. In der Mitte war der Hof, der abgeschlossen und sicher war – ähnlich wie wir heute unsere Autos in eine Garage stellen.
Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass Jesus wirklich sehr arm für uns wurde. Er verließ den Himmel und wurde in dieser Futterkrippe geboren. An dem, was Jesus bereit war, für mich aufzugeben, ahne ich, wie groß seine Liebe zu mir war.
Ich finde es unglaublich, dass Gott in einem Futtertrog geboren wurde – ganz normal von einer Frau. Ich glaube, ein Genetiker hätte sich die Augen gerieben, wenn er die DNA von Jesus gesehen hätte. Das werden wir im Himmel wahrscheinlich verstehen können, vielleicht in einem Vortrag über Genetik.
Auf der einen Seite ist Jesus klar der Sohn von Maria. Auf der anderen Seite habe ich das noch nie gesehen: Keine Ahnung, ob man das damals hätte bestimmen können. Aber es macht deutlich, dass er nicht aus dieser Welt kommt, sondern aus jener Welt, um uns das Ticket zu geben, auch in jene Welt zu kommen.
Deshalb ist Weihnachten tatsächlich etwas, das wir zu Recht feiern können.
Die Frage ist jetzt: Wir haben ja einige Überlegungen dazu, wann und ob man feiern darf und welche Bedeutung das Feiern hat. Vielleicht sollten wir abschließend noch etwas genauer auf das Feiern selbst eingehen.
Gibt es Dinge, bei denen du sagen würdest, dass wir sie machen sollten oder eben nicht? Oder wie sollten wir Weihnachten feiern? Es geht darum, dass wir uns Gedanken machen, wie wir das genau gestalten. Jeder macht das ja irgendwie auf seine eigene Art. Hast du dir dazu schon näher Gedanken gemacht, wie dieses „Wie“ aussehen kann?
Ich glaube, dass Familien und Gemeinden das unterschiedlich entscheiden. Wir müssen also wegkommen davon, alles Mögliche vorschreiben zu wollen. Sie können es machen, wie sie wollen. Meine persönliche Meinung ist aber, dass deutlich werden soll: Wir feiern hier als Gemeinde Weihnachten. Das ist das eine.
Wer damit Probleme hat, muss nicht dabei sein. Er muss auch nicht versuchen, andere zu bekehren, den Weihnachtsgottesdienst abzuschaffen. Ebenso muss er niemanden bekehren, unbedingt dabei zu sein. Wenn jemand sagt: „Nein, das will ich nicht“, dann soll er einfach wegbleiben.
Der Weihnachtsgottesdienst bietet aber eine große Chance, Verwandte einzuladen. Bei uns ist es der Gottesdienst, an dem am meisten Außenstehende teilnehmen. Wenn wir es nicht schaffen, bei anderen evangelistischen Gottesdiensten mehr Leute in die Gemeinde zu bringen, dann nutzen wir Weihnachten evangelistisch.
Wir erzählen, warum wir Weihnachten feiern: dass Jesus gekommen ist. Und wir gestalten es auch feierlich. Wenn man zum Beispiel ins dritte Buch Mose schaut, sieht man, dass Gott es gerne feierlich macht. Deshalb passen unsere Dekoration und die Kerzen gut zu Weihnachten. Wenn man den Gottesdienst betritt, merkt man sofort: Hier ist ein Weihnachtsgottesdienst.
Was mir aber auch ganz, ganz wichtig ist: Jesus kam, um Menschen nach Hause zu holen, die draußen standen und einsam sind. Das sollte auch ein großes Thema an Weihnachten sein. Wie gehen wir mit Einsamen um?
Ich finde es schlecht, wenn wir nach dem Weihnachtsgottesdienst die Leute verabschieden mit „Ich wünsche dir fröhliche Weihnachten“, und dann geht mancher in seine dunkle Wohnung, wo niemand auf ihn wartet. Weihnachten kann sehr emotional sein. Vielleicht auch, weil die Familie mit dem neuen Glauben nichts anfangen kann. Dann ist derjenige nicht mehr bei seiner Familie und ist allein zu Hause.
Als Gemeinde sollten wir deshalb entweder die Möglichkeit bieten, dass diejenigen, die nicht allein sein möchten, in Familien mitfeiern können. Oder man organisiert in der Gemeinde eine Weihnachtsfeier für alle, die nicht allein zu Hause sein wollen.
Wie auch immer: Es muss unser Anspruch sein, dass an Weihnachten niemand allein sein soll, der darunter leidet.
Ja, jetzt haben wir einiges über Weihnachten gesprochen, und zwar in dem Sinn, dass Jesus als Retter für uns gekommen ist – für jeden Einzelnen ganz persönlich. Er ist gekommen, damit wir Heiligkeit und Gerechtigkeit leben können.
Du hast auch betont, was Jesus alles im Himmel verlassen hat. Er hat uns so geliebt, jeden Einzelnen, nicht nur allgemein. Und das können wir wirklich feiern. Wir können uns freuen, weil er für uns all das aufgegeben hat.
Dabei sollten wir auch einen Blick auf andere haben, die vielleicht alleine sind. Als Gemeinde können wir Weihnachten gemeinsam feiern, damit niemand allein in seiner Wohnung sitzen muss. Das war auch ein Thema beim Wie des Feierns.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und ein gesegnetes Weihnachtsfest.