Einführung in das Buch Zephanja und seine Bedeutung
Der Prophet Zephanja, Kapitel für Kapitel, Vers für Vers. Es ist Sommerzeit, ich bin beschäftigt, und deshalb bekommt ihr von mir ein Schmankerl: Jede Woche einen ganzen Vortrag zum Propheten Zephanja. Hört euch einfach jeden Tag ein Stück davon an. Diese Woche starten wir mit Kapitel eins.
Ja, hallo liebe Geschwister! Vielen Dank, dass ich hier sein darf, und vielen Dank, dass ihr euch auf ein Thema wie Zephanja eingelassen habt. Und das umso mehr, als es sich dabei um einen kleinen Propheten handelt – klein im Sinn von kurz, nicht unbedeutend. Aber das wisst ihr ja. Außerdem handelt es sich um ein Buch, das viel mit Gericht zu tun hat.
Ich glaube, wir können ehrlich sein: Gerichtsbotschaften, Gottesfurcht und Gottes Souveränität – vor allem als Gesetzgeber und Richter – das sind doch eher fremde Themen. Fremd, weil wir oft nicht darüber nachdenken, vielleicht auch gar nicht so gern darüber nachdenken wollen, wie sehr der Gott Israels, der ja auch unser Gott ist, über die Anbetung seiner Person wacht.
„Du sollst keine anderen Götter haben“, heißt es in 5. Mose 5. Das ist ein Anspruch, dem wir auch im Neuen Testament begegnen, dort, wo wir davon lesen, dass das Gericht beim Haus Gottes anfängt. Gott wacht bis heute eifersüchtig über unsere Anbetung. Sein Name ist immer noch der Eifersüchtige, weil er uns wirklich mit niemandem teilen will.
Denn auch im Neuen Bund geht es darum, dass wir alle Formen von Götzendienst sein lassen. So verwundert es uns auch nicht, dass Götzendienst das erste Problem ist, mit dem wir es im Buch Zephanja zu tun bekommen.
Zephanja 1,4: „Und ich werde meine Hand ausstrecken gegen Juda und gegen alle Bewohner von Jerusalem. Aus diesem Ort werde ich den Rest des Baalskultes, den Namen der Götzenpriester samt den Priestern, ausrotten.“
Aber fangen wir vorne an.
Historischer Hintergrund und Kontext des Buches Zephanja
Das Buch Zephanja ist in der Bibel enthalten, weil Zephanja ein Prophet Gottes ist. Er sagt den Fall Jerusalems voraus. Zeitgleich prophezeien auch Jeremia, Habakuk und Nahum.
Aus einer Vogelperspektive geht es darum, das Volk Gottes zu warnen. Dieses Volk hat sich in einer Kultur der Selbstverliebtheit verloren. Es vertraut fälschlicherweise auf Reichtum und fremde Götter. Vor diesem Hintergrund warnt Zephanja vor Gottes Gericht.
Tauchen wir kurz in die Geschichte ein: 722 v. Chr. wird das Nordreich Israel von den Assyrern besiegt und versklavt. Im Jahr 701 v. Chr., während der Regierungszeit von Hiskia, belagern die Assyrer Jerusalem. Doch nach dem Eingreifen eines Engels ziehen sie unverrichteter Dinge wieder ab.
Sechzig Jahre später besteigt Josia, ein acht Jahre altes Kind, den Thron Davids. Im achtzehnten Jahr seiner Regentschaft startet er eine Reformation. Diese wird ausgelöst durch den Fund des Gesetzes im Tempel.
In 2. Könige 22,11-13 heißt es: „Als der König die Worte des Buches des Gesetzes hörte, zerriss er seine Kleider. Der König befahl dem Priester Hilkia, Ahikam, dem Sohn Schafans, Achbor, dem Sohn Michaias, Schafan, dem Schreiber, und Asaia, dem Knecht des Königs: ‚Geht hin, befragt den Herrn für mich und für das Volk und für ganz Juda wegen der Worte dieses aufgefundenen Buches. Denn groß ist der Zorn des Herrn, der sich gegen uns entzündet hat, weil unsere Väter die Worte dieses Buches nicht beachtet haben, um alles zu tun, was darin geschrieben steht.‘“
In 2. Könige 23,3 steht: „Der König stand auf dem erhöhten Standort und schloss den Bund, dem Herrn nachzufolgen und seine Gebote, Zeugnisse und Ordnungen mit ganzem Herzen und ganzer Seele zu bewahren. Er wollte die Worte dieses Bundes erfüllen, die aufgeschrieben sind. Das ganze Volk trat in den Bund ein.“
Es ist absolut bemerkenswert zu sehen, wie Josia dem Götzendienst in Israel ein Ende bereitet. Aus dem Tempel werden alle Geräte entfernt, die für den Balzkult, den Ascherakult und die Anbetung von Sonne, Mond und Sternen aufgestellt worden waren. Er wirft die Götzenpriester aus ihren Ämtern oder bringt manche sogar um.
Josia zerstört in ganz Israel die Höhenheiligtümer und das Tofett. Das Tofett war ein Heiligtum, in dem man dem Moloch im Tal Ben Hinnom Kinderopfer darbrachte. Danach feiert er das Passah.
In 2. Könige 23,25 heißt es: „Vor Josia gab es keinen König wie ihn, der zum Herrn umgekehrt wäre mit seinem ganzen Herzen, seiner ganzen Seele und seiner ganzen Kraft, gemäß dem ganzen Gesetz des Mose. Auch nach ihm ist seinesgleichen nicht aufgestanden.“
Irgendwann in der Regierungszeit Josias, also zwischen 640 und 609 v. Chr., prophezeit Zephanja. Wahrscheinlich gehört er zu denen, die die Reformbemühungen Josias unterstützen und dieser Reformation mit ihren Worten noch mehr Dringlichkeit verleihen.
Wir wissen es nicht genau. Doch die Zustände, die Zephanja beschreibt, deuten stark darauf hin, dass Josia mit seinen Reformen noch lange nicht am Ende war. Der Tempel taucht nicht mehr als Ort des Götzendienstes auf, vielleicht ist er schon gereinigt. Doch das Land ist noch voll von anderen Götzen.
Die Botschaft und der Name Zephanja
Zephanja. Der Name bedeutet „Der Herr verbirgt“ oder „beschützt“ beziehungsweise „schätzt“.
Zephanja 1,1: Das Wort des Herrn, das geschah zu Zephanja, dem Sohn des Cushi, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Ammarias, des Sohnes Hiskias, in den Tagen Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda.
Wir haben es bei Zephanja also mit einem Ururenkel von Hiskia zu tun.
Zephanja 1,2-3: „Wegraffen, ja wegraffen werde ich alles von der Fläche des Erdbodens“, spricht der Herr. „Wegraffen werde ich Menschen und Vieh, die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres, und die Trümmerhaufen samt den Gottlosen. Ausrotten werde ich die Menschen von der Fläche des Erdbodens“, spricht der Herr.
Egal, was man sonst über das Buch denken mag – das ist mal ein wuchtiger Anfang, oder? Man merkt sofort, dass die Sprache hier völlig überzogen ist. Es geht nicht um die Beschreibung von Realität, sondern darum, den Hörer emotional zu fesseln und emotional zu überwältigen.
Es ist wichtig, dass wir das gerade bei prophetischen Texten verstehen. Sie können auf eine Weise formuliert sein, die man später als apokalyptisch bezeichnen wird. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, wenn man solche Texte überträgt.
Wenn Gott vom Wegraffen und Ausrotten spricht, dann soll damit auf dramatische Weise ein allumfassendes Gericht angekündigt werden, das alle Aspekte der Schöpfung in Mitleidenschaft zieht – mehr nicht. Bitte sucht bei solchen und ähnlichen Texten nicht nach einer wörtlichen Erfüllung.
Anklagen gegen Juda und Jerusalem
Aber kommen wir zu den Anklagen. Ich werde meine Hand ausstrecken gegen Juda und gegen alle Bewohner von Jerusalem. Es geht also gegen Israel, Juda und alle Bewohner von Jerusalem.
Noch einmal: Ich werde meine Hand ausstrecken gegen Juda und gegen alle Bewohner von Jerusalem. Aus diesem Ort werde ich den Rest des Baalskultes, den Namen der Götzenpriester samt den Priestern ausrotten.
Der Baal war ein kanaanitischer Gott des Reichtums und der Fruchtbarkeit. Im Rahmen seiner Anbetung kam es auch zu sexuellen Handlungen. In Israel wird jetzt der Baal angebetet, und es bleibt nicht nur beim Baal. Götzendienst breitet sich als Problem aus.
Zephanja 1,5: "Und die, die sich auf den Dächern vor dem Heer des Himmels niederwerfen." Neben denen, die sich niederwerfen, sind auch diejenigen gemeint, die dem Herrn schwören und zugleich bei ihrem König schwören.
Hier werden auf den Dächern, also im Privaten, die Sterne angebetet. Das Schwören geschieht sowohl beim Herrn als auch beim König. Die Übersetzung klingt etwas ungewöhnlich, weshalb es in der Fußnote der Elberfelder Bibel den Hinweis gibt, dass mit "König" hier nicht der jüdische König gemeint ist.
Das wäre eine merkwürdige Praxis, beim König zu schwören, denn das war nicht erlaubt. Gerade Josia hätte sich so etwas verbitten. Hier heißt es, dass sie beim Herrn schwören und zugleich bei ihrem König.
Ihr König ist wohl eher ein Götze, wahrscheinlich der Moloch, der auch Milkom genannt wird. Das bedeutet "Großer König".
Also gibt es Menschen, die manchmal beim Herrn schwören, aber auch bei ihrem Götzen. Das ist heute nicht anders: Manche sprechen ein Stoßgebet zu Gott, dann aber auch zu ihrem Götzen.
Zephanja 1,6: "Und die, die vom Herrn abtrünnig geworden sind und den Herrn nicht suchen und nicht nach ihm fragen."
Das ist die traurige Realität in Israel: Gott nicht zu suchen und nicht nach ihm zu fragen. Wenn ich das übertrage, obwohl man vielleicht an Ostern im Gottesdienst sitzt und sich zu Weihnachten über das Krippenspiel der Enkel freut.
Der nahe Tag des Herrn und das Gericht Gottes
Zephanja 1,7: Seid still vor dem Herrn, denn nahe ist der Tag des Herrn. Der Herr hat ein Schlachtopfer zubereitet und seine Geladenen geheiligt.
Seid still – haltet den Mund, hört auf zu reden und hört zu, was der Herr euch zu sagen hat. Der Tag des Herrn ist nahe. Dieser Tag ist der Tag des Gerichts, der Tag, an dem Gott eingreifen und Unrecht nach seinem Willen richten wird.
Das Bild hier ist sehr eindrücklich und auch beängstigend: Gott bereitet ein Schlachtopfer vor und lädt dazu ein. Doch es ist kein Fest, um fröhlich zu sein. Die Geladenen selbst sind das Schlachtopfer. Der Herr hat sie geheiligt, das heißt, er hat sie ausgesondert – aber wofür? Dafür, dass sie geopfert werden sollen.
Das Schlachtopfer ist ein Bild für die Einnahme Jerusalems, bei der viele Menschen ihr Leben verlieren werden. Es wird geschehen am Tag des Schlachtopfers des Herrn. Dann werde ich die Obersten, die Königssöhne und alle, die fremdländische Gewänder tragen, heimsuchen.
Wir wissen: Das Gericht wird kommen. Es beginnt ganz oben in der Gesellschaft und zieht sich dann nach unten durch. Gott wird heimsuchen – das bedeutet, Menschen werden sterben oder in die Verbannung geführt werden.
Was hat es mit den fremdländischen Gewändern auf sich? Ist es Sünde, wenn jemand die falsche Kleidung trägt? Zunächst einmal: Nein, das ist es nicht. Hier geht es aber um mehr als nur um die Kleidung. Die Kleidung ist ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass jemand eine fremde Kultur übernommen hat. Diese Kultur wird nicht nur durch den Kleidungsstil, sondern auch durch Werte, Götter und eine bestimmte Gesinnung geprägt.
Das ist heute nicht anders. Wenn Leute mit Lederkutten und MC-Aufnähern auf Harleys an mir vorbeifahren, wenn sich jemand ein orangefarbenes Gewand anzieht und den Schädel kahl rasiert oder sich in hautenger, halbdurchsichtiger Heidi-Klum-Manier prostituiert, dann will die Kleidung mehr ausdrücken als nur „Ich mag Lederkutten“, „Ich mag orangefarbene Kleidung“ oder „Ich mag meine Silhouette“. Dahinter steckt eine Weltanschauung – eine Weltanschauung, die weit über die Kleidung hinausgeht.
So war das auch in Jerusalem.
Okkultismus und Betrug im Tempel
Zephanja 1,9: An jenem Tag werde ich jeden heimsuchen, der über die Schwelle springt, alle, die das Haus ihres Herrn mit Gewalttat und Betrug füllen.
Warum springt man über die Schwelle? Das ist eine okkulte Praxis, die man in 1. Samuel 4 nachlesen kann. Es geht um Okkultismus, Esoterik, Gewalt und Betrug im Tempel.
Man ehrt die Götzen, aber tritt Gottes Gebote und Ordnungen im Haus des Herrn mit Füßen.
Ihr solltet euch überlegen, was für eine Zeit das war, in die Josia König wurde.
Selbstzufriedenheit und geistliche Passivität
Und was jetzt folgt, ist ein interessanter Vergleich. Gott richtet Männer, von denen gesagt wird:
Zephanja 1,12: „In jener Zeit wird es geschehen, dass ich Jerusalem mit Leuchten durchsuche und die Männer heimsuche, die auf ihren Häfen sitzen, die in ihrem Herzen sagen: Der Herr wirkt nichts Gutes und wirkt nichts Böses.“
Wenn Gott Jerusalem mit Leuchten durchsucht, wird deutlich, dass niemand diesem Gericht entkommt. Niemand kann sich verstecken. Die Frage ist: Wer wird heimgesucht? Es sind die, die auf ihren Häfen festsitzen.
Das ist ein ganz interessantes Bild. Wofür steht es? Es symbolisiert Bequemlichkeit, Selbstzufriedenheit und Passivität – besonders im Blick auf geistliche Dinge.
Lasst mich das Bild noch etwas näher erklären. Jeremia 48,11 sagt über ein anderes Volk: „Sorglos war Moab von seiner Jugend an, und still lag es auf seinen Weinhäfen und wurde nie umgegossen von Fass zu Fass. In die Gefangenschaft ist es nie gezogen, daher ist sein Geschmack ihm geblieben, und sein Geruch hat sich nicht verändert.“
Man merkt, das Bild mit den Häfen hat etwas mit Weinherstellung zu tun. Es ist gut, wenn man Wein still im Fass liegen lässt, damit er in Ruhe altern und an Geschmack gewinnen kann. Die Häfen sind das Sediment, das sich dabei bildet und am Boden absetzt.
Für die Weinherstellung ist es gut, wenn man den Wein einfach im Fass stehen lässt und den Bodensatz nicht aufrührt. Für das geistliche Leben ist das jedoch eine große Gefahr, wenn sich Bequemlichkeit, Selbstzufriedenheit oder Passivität breitmachen.
Wie konnte das geschehen? Ich meine in Jerusalem? Die Antwort ist ungefähr so: Leben ist immer ein Ausdruck von Denken. Hier sind Menschen, die in ihrem Herzen etwas sagen – sie sagen in ihrem Herzen: Der Herr wirkt nichts Gutes und wirkt nichts Böses.
Dieses „im Herzen etwas sagen“ ist ein Bild für das eigene Denken. Im Alten Testament ist das Herz das Organ fürs Denken, weniger oder gar nicht für die Gefühle, so wie wir das heute vielleicht verstehen.
Noch einmal: Gott sucht Männer heim, die auf ihren Häfen festsitzen, also Bequemlichkeit und Passivität zeigen, und die in ihrem Herzen sagen: Der Herr wirkt nichts Gutes und wirkt nichts Böses.
Diese Leute haben kein Interesse an Gott, weil sie denken, dass Gott kein Interesse an ihnen hat, dass Gott selbst so passiv ist, wie sie es sind.
Das sollte man sich gut merken: Mein Gott beziehungsweise meine Gottesvorstellung spiegelt sich ganz schnell in meinem Leben wider. Mein Gott wird mich heiligen beziehungsweise prägen. Deshalb bezeichnet sich Gott auch gegenüber dem Volk Israel immer wieder als der Herr, der sie heiligt.
Ich spiegele durch mein Sein meinen Gott wider – im Guten wie im Bösen.
Jeremia 2,5: „So spricht der Herr: Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden, dass sie sich von mir entfernt haben und hinter dem Nichts, also hinter den Götzen, hergelaufen sind und selber zu nichts geworden sind?“
Diese falsche Haltung, also falsch von Gott zu denken, begleitet das Volk Israel leider noch lange.
Sogar im letzten Buch des Alten Testaments lesen wir Ähnliches. Die Zeitgenossen von Maleachi fragen frech: „Wo ist der Gott des Gerichts?“ Weil sie nicht an einen richtenden Gott glauben, opfern sie selbst minderwertige Opfer.
Deshalb handeln die Priester parteiisch. Deshalb lässt man sich schnell scheiden. Deshalb tut man ganz viel Böses – einfach nur, weil man nicht an einen Gott des Gerichts glaubt.
Mein Denken über Gott prägt meinen Umgang mit Gott.
Wohlstand und seine geistlichen Gefahren
Kommen wir noch einmal zu Zephanja zurück. Das Bild von den passiven Männern Jerusalems ist eingebettet in eine Beschreibung von Wohlstand.
Zephanja 1,10-11: „Und es wird geschehen an jenem Tag, spricht der Herr: Horch, ein Geschrei vom Fischtor! Man muss wissen, dort ist der Markt für Lebensmittel. Ein Geschrei vom Fischtor her und ein Geheul von der Neustadt und lautes Krachen von den Hügeln her. Heult, ihr Bewohner des Magtesch!“ Das ist ein anderer Marktbezirk.
Denn das ganze Händlervolk ist vernichtet, alle, die Silber abwiegen, sind ausgerottet. Versteht ihr, das ist die Lebenswirklichkeit derer, die von Gott denken, dass er weder Gutes noch Böses wirkt. Statt um Glauben und Gottesfurcht dreht sich ihr Leben um Wohlstand, Handel und Silber.
Ihr Vermögen wird der Plünderung verfallen, und ihre Häuser der Verödung. Sie werden Häuser bauen und sie nicht bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein nicht trinken.
Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die geistlich unbeweglich sind, aber es nicht versäumen, sich fleißig ein Vermögen anzuhäufen und Häuser zu bauen, Weinberge zu pflanzen. Wenn es um Gewinn und Genuss geht, sind sie keineswegs passiv, nur wenn es um Gott geht.
Versteht ihr: So viel Wohlstand wie möglich und so viel Gott wie gerade nötig. Und desto überraschender ist, was auf sie wartet – Horror pur! Zephanja wird ihnen ihr Schicksal in den schillerndsten Farben zeichnen.
Der Tag des Herrn als Tag des Gerichts
Nahe ist der große Tag des Herrn, er ist nahe und eilt sehr. Horch, der Tag des Herrn ist bitter; da schreit selbst der Held.
Ein Tag des Grimms ist dieser Tag, ein Tag der Not und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag des Horns und des Kampfgeschreis gegen die befestigten Städte und gegen die hohen Zinnen.
Wer nach so einer Ansage noch denkt, „Oh, das wird schon nicht so schlimm“, der hat einfach nicht zugehört. Dieser Tag des Herrn, der nahe ist, wird bitter sein. Es wird ein Tag des Grimms, der Not, der Bedrängnis, der Verwüstung und des Krieges sein.
Ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit – das heißt völlige Orientierungslosigkeit.
Und ich werde die Menschen ängstigen, sodass sie einhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den Herrn gesündigt haben.
Das ist natürlich das ewige Schicksal jedes Sünders: Er ist der Blinde. Wer sich nicht in Gottes Licht stellt, um sehen zu können, wer kein Interesse an der Wahrheit hat, dem bleibt nur die Finsternis – und in diesem Fall das Gericht.
Ihr Blut wird verschüttet werden wie Staub und ihre Eingeweide wie Kot. Auch ihr Silber und ihr Gold werden sie nicht retten können am Tag des Grimms des Herrn.
Durch das Feuer seines Eifers wird die ganze Erde oder das ganze Land verzehrt werden. Denn Vernichtung, ja Entsetzen, wird er wirken bei allen Bewohnern der Erde oder des Landes.
Die Unabwendbarkeit des Gerichts und die historische Perspektive
Jetzt kommt es wirklich auf die Zuhörer an. Wer daran glaubt, dass Gott durch Propheten spricht, sollte jetzt motiviert sein, sich den Reformen des jungen Königs Josia anzuschließen.
Auch wenn es, wie wir noch sehen werden, keine Hoffnung mehr gibt, das Gericht abzuwenden. Zwölf Jahre nach dem Tod Josias stehen die Babylonier zum ersten Mal vor den Toren Jerusalems. Gut zehn Jahre später kommen sie ein zweites und letztes Mal, um die Stadt 586 vor Christus endgültig dem Erdboden gleichzumachen.
Genauso wie es Abraham gesagt wird, dass seine Nachkommen 400 Jahre auf die Landnahme Kanaans warten müssen. Warum? Denn das Maß der Schuld des Amoriter-Volkes ist bis jetzt noch nicht voll. In 1. Mose 15,16 heißt es, dass Gott wartet, bis die Schuld eines Volkes voll ist. Erst dann handelt er.
Aber genau an diesem Punkt ist Israel angekommen: Die Schuld ist bis zum Rand voll. Darum wartet ein Tag des Gerichts auf Israel, ein Tag, der nicht mehr abgewendet werden kann. Darum dreht sich Zephanja Kapitel 1.
Anwendung: Warnung an das Volk Gottes heute
Frage: Was machen wir heute mit so einem Text? Ich möchte gerne vier Punkte herausarbeiten.
Zuerst möchte ich festhalten, zu wem der Prophet Zephanja hier spricht. Es sind nämlich zunächst nicht die Heiden. Ja, die kommen auch im zweiten Kapitel vor, aber an dieser Stelle geht es um die Einwohner von Juda und Jerusalem. Es geht um das Volk Israel, um Gottes Volk, um genau die Leute, die denken: „Wir sind sicher, uns kann nichts geschehen.“
Dieses Denken kann sich leider auch schnell bei uns einschleichen. Als evangelikale Christen denken wir vielleicht viel über Bekehrung nach, aber nicht ganz so viel über Nachfolge. Natürlich gibt es auch im Neuen Testament viele Warnungen. Jesus spricht davon, dass man nicht nur eine enge Pforte durchschreiten muss, sondern auch einen schmalen Weg gehen muss.
Paulus kann am Ende seines Lebens formulieren, 2. Timotheus 4,7: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.“ Es geht also auch für uns darum, einen Weg zu Ende zu gehen und nicht irgendwann stehenzubleiben.
Oder das Schicksal derer zu teilen, die einmal mit Gott angefangen haben und von denen Jesus dann sagt, Lukas 8,13: „Die aber auf dem Felsen sind, die, wenn sie hören, das Wort mit Freuden aufnehmen, und diese haben keine Wurzel. Für eine Zeit glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.“
Versteht mich bitte richtig: Mir ist klar, dass niemand Warnungen mag, ich mag sie auch nicht. Aber sie sind natürlich sehr hilfreich, wenn man in Gefahr ist. Diese Durchsage: „Auf der Autobahn kommt Ihnen ein Falschfahrer entgegen!“ ist total nervig, es sei denn, ich fahre gerade auf der Autobahn. So ist es auch bei Zephanja – und natürlich auch bei uns.
Auch wir leben auf einen Tag des Herrn zu. Das jüngste Gericht, wie das letzte Gericht beim jüngsten Kind, ist eine Realität. Wir tun gut daran, unser Leben im Blick auf diese Realität auszurichten. Wir tun gut daran, unser Leben im Licht dieses Ereignisses zu betrachten.
Wir tun deshalb gut daran, weil Petrus das tut. 1. Petrus 3,11-12 sagt: „Da dies alles, also die Erde, wie wir sie heute kennen, so aufgelöst wird, was für Leute müsst ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottesfurcht, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt? Um dessen Willen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden.“
Mir geht es um dieses: „Was für Leute müsst ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottesfurcht?“ Lasst uns immer wieder, wenn Gott zu uns spricht, genau hinhören oder, wie es bei Jesaja heißt, vor seinem Wort zittern.
Götzendienst heute und seine Formen
Zweiter Punkt: Götzendienst.
Es sollte uns allen klar sein, dass man ein Götzendiener sein kann, ohne die Sonne anzubeten oder auf einem Höhenheiligtum ein Opfer zu bringen. Götzendienst zeigt sich oft viel subtiler.
In Kolosser 3,5 heißt es: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist.“
Moderne Alternativen zur Habsucht, also andere Formen von Götzendienst, könnten Selbstdarstellung, Karriere, Unterhaltung, Bildung, Genuss sein – und vielleicht fällt dir noch etwas ein. Mein Gott ist das, wovon ich mir Sicherheit verspreche, was mir Sinn gibt und Wert verspricht, was meinen Lebensstil prägt.
Der einzig richtige Umgang mit den Götzen unserer Kultur ist Flucht. In 1. Johannes 5,21 wird gesagt: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ Und in 1. Korinther 10,14 heißt es: „Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst.“
Dort, wo sich dämonische Ideologien und Weltanschauungen breitmachen, da müssen wir weg. Gerade im Alter sollten wir besonders darauf achten, nicht nachlässig zu werden.
Ich finde es sehr spannend, dass die alten Männer belehrt werden. In Titus 2,2 steht, dass die alten Männer nüchtern, ehrbar, besonnen und gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren sein sollen. Total spannend!
Das war mein zweiter Punkt. Lasst uns bei Götzendienst, besonders bei den modernen Formen, wirklich vorsichtig sein!
Geistliche Passivität und Selbstzufriedenheit überwinden
Kommen wir zu Punkt drei. Erinnert ihr euch noch an die Häfen, an die Menschen, die durch Passivität, Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit auffallen? Natürlich dürfen wir uns auch fragen, wie es bei uns selbst aussieht.
Man kann den Götzen nachlaufen und viel Energie in ein Hobby, eine Karriere, das Reich-werden-Wollen, das Aussehen, die Bildung oder ein Häuschen stecken, ohne zu merken, dass wenig Interesse besteht, mit Gott weiterzukommen. Das ist Bequemlichkeit im Blick auf Gott.
Deshalb erlaube ich mir, ein paar Fragen zu stellen. Immerhin heißt es in 1. Timotheus 4,7: "Übe dich aber zur Gottseligkeit." Übersetzt bedeutet das: Habe in den geistlichen Disziplinen wie Gebet, guten Werken, Nachdenken über die Bibel, Heiligung oder Gemeindedienst ein Ziel. Habe einen Trainingsplan.
Wie sieht es also bei dir aus in puncto Gebet, Umgang mit der Bibel, guten Werken, Mitarbeit in der Gemeinde, gern auch Evangelisation oder ganz grundsätzlich dem Einsatz deiner Gnadengabe? In welche Richtung hast du dich im letzten Jahr verändert? Woran machst du das fest?
Wo bist du am Feiern? Ja, wir dürfen feiern, wenn wir besser mit Lieblingssünden klarkommen, unser Gebet intelligenter und tiefer wird, wir besser mit den Geschwistern auskommen, einen Dienst gefunden haben, der uns entspricht. Wenn du Jesus ähnlicher wirst, weil du klüger handelst, netter bist, weiser wirst und Gott mehr liebst.
Also, wo bist du am Feiern? Wo geht es voran? Und wo bist du am Nachdenken darüber, wie es noch besser werden kann? Wo bist du am Bekennen? Vielleicht hast du noch gar keine Ahnung, wie du mit der Sünde umgehen sollst, aber du hast sie im Blick, lebst aus Gnade und hörst auf, Sünde zu verstecken.
Wo bist du ganz konkret geistlich am Wachsen? Oder ist dein Leben ein Leben der Passivität, der Bequemlichkeit und der geistlichen Selbstzufriedenheit geworden? Das ist die Frage, die Zephanja uns stellt.
Gottesbild und seine Auswirkungen auf unser Leben
Und bei alledem ist Vorsicht geboten, wenn du dich fragst, woher dein Verhalten kommt. Das ist Punkt vier unseres Gottesbildes oder, mit den Worten der Männer aus Jerusalem, „Der Herr wirkt nichts Gutes und wirkt nichts Böses“.
Unser Leben spiegelt wider, was wir über Gott denken. Deshalb macht es vielleicht Sinn, einen Abend genau dafür zu nutzen: Nachzudenken und auch aufzuschreiben, wie ich über Gott denke. Gleichzeitig kann es hilfreich sein, zu überlegen, wie das, was ich denke, zu dem passt, was Gott über sich selbst sagt.
Wenn du das nächste Mal die Bibel durchliest, achte gezielt darauf, wie Gott sich vorstellt. Welche Eigennamen, welche Bilder und welche Vergleiche werden verwendet, um Gott zu beschreiben? Was sagt Gott über sich selbst? Wie verhält er sich?
Warum ist das wichtig? Aus mindestens zwei Gründen: Erstens werden diese Informationen deine Anbetung beleben. Zweitens kannst du dein Denken über Gott an die Realität anpassen. Das ist sehr wichtig, denn mein Leben mit Gott hängt ganz wesentlich von meinem Wissen über Gott ab – aber das hatten wir ja schon.
Abschluss und praktische Anregung
Kommen wir ganz zum Schluss zu einer Aufgabe: Mach doch mal einen langen Spaziergang. Rede dabei mit Gott und frage ihn ehrlich, wie es bei dir um die Themen Götzendienst, Bequemlichkeit und Gottesbild steht.
Das sind keine einfachen Themen. Vielleicht muss man sie auch in einem Hauskreis oder mit guten Freunden weiter besprechen. Aber auf alle Fälle lohnt es sich, über diese Themen nachzudenken.
Zephanja ist historisch ganz weit weg, aber inhaltlich spricht er ewige Themen an. Themen, die Gott damals wichtig waren und heute noch genauso wichtig sind. Deshalb müssen wir die Chancen nutzen und die Zeit, die Gott uns gibt, bevor er wiederkommt, bevor der Tag des Herrn anbricht. Und er wird kommen.
Bis dahin gilt es für uns, dran zu bleiben und weiterzugehen. So wie Paulus das über sich selber sagt: den Kampf zu kämpfen, den Lauf zu vollenden und den Glauben zu bewahren.
Amen. Das war’s für heute. Nächste Woche folgt Kapitel zwei.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.