Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Mir war klar, dass am Heiligabend vor mir auch eine Predigteinleitung erwartet wird, die dabei helfen soll, die Gemeinde in eine frohe Weihnachtsstimmung zu bringen. Doch ganz ehrlich: Die letzten Tage in meinem Leben waren voller eher schlimmer Nachrichten.
Damit meine ich jetzt nicht nur die schlechten Nachrichten, die wir tagtäglich in Zeitungen, im Fernsehen oder im Internet lesen und hören. Nein, es waren Nachrichten von Freunden und Bekannten, die mir gezeigt haben, wie finster diese Welt ist.
Am Montag erreichte mich eine eher persönlich enttäuschende Nachricht. Am Dienstagabend erfuhr ich, dass ein lieber Freund und Glaubensbruder Anfang Januar eine sehr gefährliche Operation über sich ergehen lassen muss. Noch dazu ist es ein Bruder, der ohnehin schon durch sehr schwere Zeiten geht.
Am Mittwoch kam es dann knüppeldick: Morgens früh öffnete ich die erste E-Mail. Sie war von einem guten Bekannten, Kreisvorsteher oder Sprecher des FEG-Kreises hier. Er antwortete eigentlich auf eine E-Mail, die ich ihm geschickt hatte, und berichtete mir etwas ganz Schlimmes. Er bat mich und auch uns als Gemeinde um Gebet.
Deshalb fühle ich mich frei, hier das weiterzugeben, was er geschrieben hat. Er schreibt: „Am Samstag, das ist jetzt der letzte Samstag, ist etwas Schreckliches geschehen. Meine Tochter Marina hat sich hingelegt und ist gestorben. Sie wurde nur elf Jahre alt. Wir sind alle ganz fassungslos. Könnt ihr in der Gemeinde für meine Frau, meine Söhne, die weiteren Angehörigen und für mich beten?“
Und damit war es immer noch nicht genug. Am Mittwochabend komme ich nach Hause, und in dem Moment, in dem ich durch die Tür komme, klingelt das Telefon. Ein lieber Glaubensbruder ist dran, der nicht mehr zu dieser Gemeinde gehört. Sein erwachsener Sohn kommt seit einiger Zeit hier in diese Gemeinde und wollte sich im Januar taufen lassen.
Er sagt mir, dass sein Sohn im Zuge einer wohl ganz plötzlich aufgetretenen Psychose etwas ganz Schreckliches getan hat. Er wurde verhaftet und ist jetzt in der geschlossenen Psychiatrie.
Bisher also Finsternis überall: Finsternis an so vielen Orten und in so vielen Herzen. Und ich kann mir vorstellen, dass es auch bei manchen von euch hier und heute gar nicht so ganz anders ist. Viele von uns haben vielleicht neben einigen sehr schönen Dingen im letzten Jahr auch finstere Tage erlebt.
Der eine oder andere mag vielleicht gerade jetzt finstere Tage durchleiden. Und auch diejenigen unter uns, denen das Gott sei Dank erspart geblieben ist, kennen sicherlich die Finsternis von Sünde in ihrem eigenen Herzen.
Och, wie gut ist es, dass heute Weihnachten ist! Weihnachten schenkt Hoffnung mitten in der Finsternis. In Gottes gnädiger Vorsehung stand mein Predigttext für heute Abend schon lange fest, und er hätte nicht passender sein können.
Ich lese uns aus dem Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 9, die ersten sechs Verse:
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du machst lauten Jubel, du machst groß die Freude, vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Medians. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, der durch Blut geschleift wird, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst, auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende, auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er Stärke und Stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit sei. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“
Ich möchte mit uns beten, dass Gottes heiliges Wort uns einen Blick über alle Finsternis hinaus gibt – hin auf dieses helle Licht, das an Weihnachten in diese Welt gekommen ist. Es erlaubt uns selbst in schweren Zeiten, eine tiefe Freude und eine feste Zuversicht bei ihm zu finden.
Ich bete: Himmlischer Vater, das ist unser Gebet.
Wir wollen beten für die, die in ganz tiefer Finsternis sind. Wir wollen beten für Andreas Hillebrand und seine Familie. Wir bitten dich, dass du mit deinem übernatürlichen Trost irgendwie in diese schlimme Zeit hineinkommst.
Wir wollen dich bitten für andere, die durch schwere Zeiten gehen. Herr, schenke ihnen den Blick auf dich, das Licht der Welt.
Und Herr, das bete ich für uns: Öffne du die Augen unserer Herzen, auf dass wir dich erkennen und in dir Freude und feste Zuversicht finden, so dass unsere Herzen fest werden und wir ein frohes und wahrhaft gesegnetes Weihnachtsfest erleben dürfen.
So beten wir durch Jesus Christus, den Heiland, der für uns gekommen ist. Amen.
Ich möchte diesen Text mit uns in vier Abschnitten betrachten.
Helles Licht erstrahlt inmitten von Finsternis, das wird der erste Punkt sein. Wir schauen Vers 1 an. Große Freude vertreibt alle Trostlosigkeit, das ist Vers 2. Ewiger Friede macht allen Kriegen und aller Unterdrückung ein Ende, das sind die Verse 3 und 4 sowie Vers 5 und 6. Denn uns ist ein Kind geboren, das für ewig in Gerechtigkeit regieren wird.
Helles Licht, große Freude, ewiger Friede, denn uns ist ein Kind geboren. Das ist die Predigt in Kurzform, und die Langversion kommt jetzt.
Wir beginnen mit Vers 1, wo wir gleich zu Beginn lesen: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell.“
Diese Worte beziehen sich zunächst auf eine historische Situation. Das Volk, das im Finstern wandelt, war zunächst das Volk Israel zur Zeit des Propheten Jesaja. Jesaja hat diese Worte wahrscheinlich gegen Ende der 700er Jahre vor Christus geschrieben. In dieser Zeit waren die Assyrer ausgezogen, um Krieg gegen das Nordreich Israel zu führen.
Das Volk Israel war damals in zwei Reiche geteilt. Das Nordreich Israel wurde in dieser Zeit schwer belagert, besiegt, zerstört und unterdrückt. Am Ende von Kapitel 8 finden wir bereits Worte, die uns zu diesem wunderbaren Vers führen, der Hoffnung inmitten der Finsternis gibt.
Der letzte Vers von Kapitel 8 lautet: „Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Hat er in früheren Zeiten Schmach gebracht dem Land Sebulon und dem Land Naphtali, so wird er hernach zu Ehren bringen den Weg am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden.“
Wenn hier von einem Volk die Rede ist, das im Finstern wandelt, dann sind vor allem Sebulon und Naphtali gemeint. Das sind zwei Stämme Israels, die ganz im Norden lagen, in der Region Galiläa am See Genezareth. Das war die Region, in der der Feind zuerst einfiel.
Als die Assyrer gegen das Nordreich Israel zogen, führten sie dort zuerst Krieg. Sie kämpften mit großer Macht, noch ohne Verluste, und zerstörten diese beiden Stämme. Nun wird uns gesagt, dass inmitten dieser Finsternis ein großes Licht erscheinen soll.
Wann und wie das geschehen sollte, erfahren wir im Neuen Testament.
In Matthäus Evangelium Kapitel 4 lesen wir ab Vers 12 folgende Worte:
Da ist es also nun: Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war. Daraufhin zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naphtali. Damit sollte erfüllt werden, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht:
„Das Land Sebulon und das Land Naphtali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen. Und denen, die da saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.“
Seit dieser Zeit begann Jesus zu predigen: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“
So beginnt Jesus sein öffentliches Wirken genau dort, in dieser Region. Er ist das Licht, das inmitten der Finsternis erstrahlt.
Das ist es, was Jesus für sich selbst immer wieder in Anspruch nimmt. Er spricht: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.“
Die Besucher des Mittagsgottesdienstes hier in der Gemeinde kennen dieses Lied, diesen Vers, weil wir ihn immer als Kinderlied singen.
Johannes 8,12: Jesus ist das Licht der Welt, und mit diesem Licht kommt große Freude hinein in alle Trostlosigkeit.
Und das sehen wir in Vers 2: „Du wächst lauten Jubel, du machst groß die Freude, vor dir wird man sich freuen, wie wenn man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute auszahlt.“
Was für ein Vers, nun inmitten von Traurigkeit! Noch einmal: Das Volk, das hier angesprochen wird, lebt in Finsternis und erlebt großes Leid. Viele sind getötet worden, viele Familien sind dezimiert. Man hat nichts zu essen und wird von einem Feind unterdrückt. Das ist Trostlosigkeit, das ist Finsternis.
Und hier, inmitten dieser Finsternis, kommt diese dreimalige Ankündigung – nur damit sie es wirklich hören und verstehen: „Du wächst lauten Jubel. Du machst groß die Freude, vor dir wird man sich freuen.“
Diese Ankündigung einer großen Freude erinnert uns doch an das, was wir gerade gehört haben, oder? Hat nicht der Engel am Heiligabend gesagt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Große Freude inmitten von Trostlosigkeit.
Jesaja beschreibt das anhand von zwei Beispielen: „Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.“
Das klingt im ersten Moment vielleicht ein bisschen weit weg, aber ich glaube, wir können uns das eigentlich ganz gut vorstellen. Die Menschen lebten von der Ernte. Wenn man dann nach harter Arbeit endlich eine gute Ernte einbringen konnte und damit die Ernährung sichergestellt war – auch über den Winter hinaus –, da waren die Menschen froh. Sie feierten ein Fest und freuten sich.
Das Austeilen der Beute folgt offensichtlich auf einen erfolgreichen Krieg. Das war damals für die Menschen in Sebulon und Naftali wahrscheinlich schwer vorstellbar. Sie wagten das wahrscheinlich kaum noch zu hoffen, angesichts des übermächtigen Feindes. Aber Jesaja verkündigt es. Er sagt, dass Freude kommen wird und Beute verteilt werden wird. Ja, er verkündigt, dass nicht nur dieser Krieg und diese Unterdrückung ein Ende finden wird, sondern tatsächlich alle Kriege und alle Unterdrückung.
Davon lesen wir dann in den Versen drei und vier: „Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen. Wie am Tage Midians, denn jeder Stiefel, der mit Gedröhnen dahergeht, und jeder Mantel, der durch Blut geschleift wird, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.“
Wir sehen hier, dass Jesaja quasi in gewisser Weise Gott direkt anspricht. Vor allem verkündet er jedoch, was Gott tun wird. Ganz interessant ist, dass Jesaja immer wieder in der Vergangenheitsform spricht. Man könnte denken: Okay, das muss irgendwie schon alles längst geschehen sein.
Aber tatsächlich gebrauchen die Propheten immer wieder die Vergangenheitsform, wenn sie Dinge ankündigen, die ganz gewiss geschehen werden. Das ist ein typischer Weg, wie Propheten deutlich machen, dass etwas gewiss ist. Es ist so sicher, dass es sich quasi schon als Geschehen verkünden kann.
Dass es noch nicht wirklich geschehen ist, erfahren wir ganz am Ende unseres Abschnitts, am Ende von Vers 6. Dort heißt es nämlich: „Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Es wird also erst noch geschehen, aber es ist gewiss.
Jesaja beschreibt hier die Befreiung von feindlicher Unterdrückung und verweist dabei auf den Tag Midians. Auch bibeltreue Christen sind im ersten Moment vielleicht ein bisschen unsicher: „Tag Midians“ – was beschreibt das? Tatsächlich kennen die allermeisten von uns den Bericht und wissen um diesen Tag Midians.
Das bezieht sich nämlich auf die Befreiung Israels von der Unterdrückung durch die Midianiter, und das geschah zur Zeit der Richter. Damals erweckte Gott in einer Zeit großer Trostlosigkeit und Finsternis einen Retter namens Gideon. Den Namen Gideon haben die meisten wahrscheinlich schon einmal gehört.
Gideon sollte nun auf Gottes Befehl hin das Volk Israel befreien, retten aus der Not und den Feind besiegen. Gott machte deutlich: Gideon, du tust das nicht so, wie du es dir vielleicht vorstellen könntest. Er dezimierte die Truppen Gideons auf dreihundert Mann.
Mit diesen dreihundert Mann sollte er gegen das Heer der Midianiter ziehen, das aus einhundertfünfunddreißigtausend Soldaten bestand. Gideon sollte seinen Kämpfern keine Schwerter in die Hand geben, sondern Tonkrüge, in denen sie helllodernde Fackeln verstecken sollten, und Posaunen.
So zogen sie in den Krieg: Tonkrüge mit Fackeln drin und Posaunen – 300 Mann gegen 135.000 schwer bewaffnete Krieger. Dann sollten sie die Posaunen erklingen lassen und die Tonkrüge zerschlagen, sodass das helle Licht der Fackeln aufleuchten konnte.
Gott sorgte für eine große Panik unter den Midianitern. So befreite Gott sein Volk von der Unterdrückung durch diesen scheinbar übermächtigen Feind auf wundersame Weise.
So wie am Tage Midians würde Gott wieder auf wundersame, erstaunliche Weise den Feind besiegen. Nicht nur einen Feind, sondern alle Feinde. Der Sieg würde endgültig sein.
Das, was wir hier in Vers 4 lesen, ist ein Bild für völlige Abrüstung. Wenn es heißt, dass die Kriegstiefel und Mäntel verbrannt werden, braucht man sie einfach nicht mehr.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Stellt euch einmal die Situation in der Ostukraine vor – vielleicht eine ähnliche Situation im Moment. Stellt euch vor, jemand kommt jetzt in die Ostukraine, sieht die russische Armee aufmarschieren, ja, in der Ostukraine schon stehen, und verkündet: „Alle Unterdrückung wird ein Ende haben, ihr werdet vollkommen frei sein, und eure Waffen werdet ihr nie wieder brauchen. Ihr könnt eure Panzer verschrotten und die Beute aufteilen.“
Das ist eine frohe Botschaft inmitten einer verzweifelten Situation. Genau das verspricht Gott durch Jesaja: einen Frieden, so wie der Engelschor am Heiligabend singt: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Vielleicht fragst du dich jetzt, ob ich mit meiner Auslegung der Worte des Propheten Jesaja nicht ein bisschen zu weit gehe. Mache ich das passend für Heiligabend? Und ist es legitim, das mit uns hier und heute in Verbindung zu bringen?
Nun, die Verse fünf und sechs helfen uns zu erkennen, dass das sehr wohl legitim und vollkommen angemessen ist. So müssen wir, so dürfen wir diesen Text verstehen.
Ich lese uns die Verse fünf und sechs vor. Sie lauten: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und er heißt Wunderrat, Gott Held, Ewig-Vater, Friedefürst, auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende sei auf dem Thron Davids und in seinem Königreich. Er wird Stärke und Stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit tun. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“
Seht ihr, das Licht aus Vers 1, die Freude aus Vers 2 und der Friede in den Versen 3 und 4 hängen direkt mit der Geburt dieses einen Kindes zusammen. Dieses Kind wird nicht einfach geboren, es wird, wie es hier heißt, uns geboren – ein Kind für uns geboren.
Auch das erinnert doch an die Engelsworte: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die einem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Dieses Kind, das uns geboren wird, ist der Heiland, es ist Christus, der Herr.
Er ist der Sohn, von dem es dann weiter heißt, der uns gegeben wird. Das ist auch eine interessante Formulierung: ein Sohn, der uns gegeben wird. Das klingt fast so, als wenn er schon irgendwie da war, so dass er uns jetzt gegeben werden kann.
Genau so ist es. Auch diese Prophetie Jesajas findet ein Echo im Neuen Testament, von diesem uns gegebenen Sohn. Denn so heißt es: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.“
Der eine geliebte Sohn Gottes, den Gott der Vater uns gesandt hat, ist dieses ewige Licht, das in die Finsternis hineinkommt.
Was Jesaja anschließend ausführt, ist wirklich bemerkenswert. Die Verse 5 und 6 geben uns eine umfassende Vision von der Geburt Jesu Christi bis hin zur Ewigkeit.
Es ist interessant, dass in diesen beiden Versen alles enthalten ist – von Christi Geburt bis in alle Ewigkeit. Hier ist die Rede davon, dass erst nach seiner Geburt dieser ewige Gottessohn herrschen wird. Er wird ein ewiger Herrscher sein, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Ihm werden verschiedene Namen gegeben: Wunderrat, Gottheld, Ewigvater und Friedefürst.
Diese vier Namen setzen sich jeweils aus zwei Worten zusammen. In manchen Bibelübersetzungen stehen sogar acht Namen, aber ich denke, es ist richtig, diese Namen jeweils zusammenzuziehen und sozusagen vier Doppelnamen daraus zu machen. Man könnte eine eigene Predigtserie über diese Namen halten – das würde sich lohnen. An dieser Stelle nur ganz kurz zu den einzelnen Namen:
Wunderrat bedeutet, dass er auf wundersame oder besser gesagt übernatürliche Weise in Weisheit handelt. Er ist ein Ratgeber wie kein anderer, mit einer übernatürlichen Einsicht in alle Dinge. Durch diese wundersame, übernatürliche Einsicht weist er uns den Weg.
Er ist der Gottheld. Damit ist gemeint, dass er der mächtige oder starke Gott selbst ist. Jesaja benutzt genau dasselbe Wort ein Kapitel später, in Jesaja 10, Vers 21. Dort ist ganz offensichtlich von Gott die Rede, nicht von einem Kind, das geboren wird, sondern er wird schlicht als Gott der Starke, Gottheld, bezeichnet. Das heißt, dieses Kind, dieser uns gegebene Sohn, ist der menschgewordene allmächtige Gott selbst. Das ist wirklich das große Wunder, über das wir an Weihnachten staunen: Gott wird Mensch. Der Allmächtige kommt zu uns Menschen.
Jesus ist eine Person des dreieinigen Gottes, die zu uns Menschen gekommen ist und uns Menschen gegeben wurde. Er ist zugleich Ewigvater. Dieser Name mag zunächst überraschen, denn wir wissen, dass Jesus der Sohn ist und nicht der Vater. Das ist auch richtig; hier wird keine Vermischung der Personen der Dreieinigkeit vorgenommen. Doch dieser ewige Sohn zeigt uns gegenüber Eigenschaften eines Vaters. Er handelt in Autorität wie ein Vater und zeigt zugleich eine fürsorgliche, väterliche Liebe. Gemeint ist hier ein liebender, fürsorglicher, aber gleichzeitig autoritativer Vater.
Schließlich ist er der Friedefürst – ein Fürst, ein Herrscher, der Frieden bringt. Das wird im Vers 6 weiter ausgeführt. Dort heißt es, dass seine Herrschaft groß wird. Das bedeutet, dass immer mehr Menschen unter seinen Herrschaftsanspruch kommen.
Als der Nachkomme Davids wird hier ebenfalls Bezug genommen. Das Alte Testament verheißt uns einen König wie David, einen Nachkommen Davids, der für die Ewigkeit herrschen wird. Jesaja sagt nun, dass dieser König ewig herrschen und einen ewigen Frieden bringen wird. Bei ihm wird alles Unrecht, alle Ungerechtigkeit und alle Finsternis ein Ende finden.
Seht ihr, wie all das in Jesus Christus seine Erfüllung findet? Er ist nicht nur das Kind in der Krippe. Er ist nicht nur der Sohn, der uns gegeben wurde. Er ist zugleich der mächtige Retter und der ewige Herr.
Ähnlich wie einst Gideon kam er, um sein Volk auf wundersame Weise vom Joch des größten Feindes zu befreien. Nicht der größte Feind ist Satan, sondern der Teufel, der uns durch die Sünde versklavt hat. Doch Gott hat uns seinen Sohn gegeben, damit wir aus dieser Knechtschaft befreit werden.
Am Kreuz von Golgatha nimmt Jesus die gerechte Strafe für die Sünden eines jeden auf sich, der sich ihm im Glauben zuwendet. Er bringt dort etwas Neues. Wir sehen, wie Jesus dort am Kreuz für die Sünden der Welt hängt. Was geschieht dort? Drei Stunden lang wird es finster. So lesen wir es in den Evangelienberichten: drei Stunden Finsternis, während Jesus dort stirbt.
Man könnte jetzt denken, dass die Finsternis über das Licht der Welt triumphiert hat. Doch am dritten Tag überwand er den Tod. Seht ihr, die Finsternis wird nicht das letzte Wort haben. Das Licht der Welt triumphiert. Er ist das Licht der Welt, er lebt.
Nach 40 Tagen ist er in den Himmel aufgefahren. Das Kind, das an unserem Heiligabend geboren und in eine Krippe gelegt wurde, ist jetzt aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes auf einem Thron und regiert.
Zugleich hat er uns seinen Heiligen Geist gesandt, durch den er bis heute bei uns ist. Er lebt in allen, die sich ihm im Glauben zuwenden und ihn als Retter und Herrn anerkennen. So sorgt er dafür, dass durch die Menschen, in denen er lebt, durch seinen Geist und durch ihre Worte sein Reich weiter wächst – so wie Jesaja das angekündigt hat.
Er sorgt dafür, dass sein Licht weiter aufleuchtet mit jedem Menschen, der zum Glauben kommt. Und er schenkt den Menschen, die sich ihm zuwenden, Frieden. Denn unser Herz beginnt zu ruhen, auch wenn wir noch in einer Welt leben, die oft gar nicht so friedlich ist.
Eines Tages wird er wiederkommen und sein Friedensreich endgültig aufrichten, in dem Recht und Gerechtigkeit herrschen. Jeder, der auf ihn vertraut, darf dann dort mit ihm leben.
Wie heißt es hier: „Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Glaubst du das?
Ihr Lieben, in dieser Welt gibt es viel Finsternis. Es gibt Enttäuschung, schlimme Krankheiten und den Tod, der plötzlich hereinbricht. Es gibt Dramen, viel Unrecht und großes Leid.
Aber Gott sei Dank wird es nicht immer finster bleiben.
Ihr Lieben, als mich diese Woche eine schlimme Nachricht nach der anderen erreichte, gab es Momente, in denen ich das aus dem Blick verlor. Es gab Augenblicke, da wurde es in mir finster, da kamen Trauer und Verzweiflung auf.
Doch dann durfte ich mich meinem Predigttext zuwenden, diesen Worten Jesajas. Ich fand darin die feste Zuversicht, die ich in dieser finsteren Zeit brauche. Mein Gebet für dich heute Abend ist, dass dieses mächtige Wort genau das in deinem Herzen bewirken möge.
Wenn du heute eine gute Zeit hast und keine Finsternis erlebst, dann nimm dieses Licht in dich auf. Lass es in dein Leben strahlen, so dass du für finstere Tage gerüstet bist. Denn dieses Licht wird triumphieren, denn uns ist ein Kind geboren.
Er ist das helle Licht, das mitten in der Finsternis strahlt, bis alle Dunkelheit klein beigeben muss und es nur noch Licht gibt. Durch ihn kommt die große Freude, die alle Trostlosigkeit vertreiben wird. Er schenkt ewigen Frieden und macht allem Krieg, allem Streit, aller Unterdrückung und allem Leid ein Ende.
Diesen Herrn wollen wir anbeten. Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns deinen lieben Sohn gesandt hast. Danke, dass er gekommen ist, hinein in die Finsternis. Wir lesen in deinem Wort, dass die Finsternis ihn nicht aufnehmen wollte. Aber wir danken dir, dass du unsere Herzen geöffnet hast, sodass dein Licht in uns scheinen kann.
Ich bete für die unter uns, in denen im Moment kein Licht ist. Ich bete, dass dein Licht in sie eindringt, dass sie Jesus erkennen und in ihm Freude, Zuversicht und Hoffnung finden – in dieser Zeit und für alle Zeit, ja für alle Ewigkeit.
Herr, ich bete, dass du die Traurigen aufrichtest und tröstest. Ich bete, dass du denen, die unter Unterdrückung und Leiden stehen, Trost und Stärkung bist. Ich bete, dass du in alle Traurigkeit Freude bringst. Und ich bete um deinen Frieden, der schon jetzt unsere Herzen erfüllen kann.
Herr, so beten wir: Wirke durch dein Wort in uns, möge dein Licht uns erleuchten. Amen.