
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Am Mikrofon hört ihr Thomas Povileit, und mir gegenüber sitzt Timo Weber aus Luxemburg.
Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wer Timo Weber ist und was er mit unserer Freikirche zu tun hat.
Timo, ich glaube, es ist gut, dass du dich erst einmal selbst vorstellst und auch sagst, welche Beziehung du zu uns als Gemeinde hast.
Ja, schön, dass ich heute hier sein darf. Wie du gesagt hast, komme ich aus Luxemburg. Ich bin 35 Jahre jung, verheiratet und habe drei kleine Kinder. Seit zwei Jahren bin ich wieder zurück in meiner Heimatgemeinde in Luxemburg, in Scheidgen, auf Luxemburgisch Schätschen. Dort darf ich jetzt als Pastor in der Gemeinde mitwirken.
Unsere Gemeinde gehört seit fast sieben Jahren offiziell zum EFR-Netzwerk. Schon seit 20 bis 30 Jahren stehen wir in Kontakt. Da ich seit meiner Kindheit in diese Gemeinde gehe, habe ich das EFR von klein auf bis heute, im Erwachsenenalter, kennengelernt. Damit verbinde ich auch die EFR-Gemeinde in Stuttgart, die ebenfalls zu diesem Netzwerk gehört.
Du warst hier in Stuttgart und hast deine theologische Ausbildung gemacht, oder?
Genau. Ich habe in Ostfildern am Bibelstudienkolleg meine Ausbildung gemacht. Während dieser Zeit war ich auch eineinhalb Jahre hier in Stuttgart in der Gemeinde als Praktikant. Die Gemeinde in Stuttgart gehört sozusagen auch zu meinen Heimatgemeinden, die ich in meinem Leben erleben durfte.
Genau, da haben wir dich hier kennengelernt. Jetzt bist du als Luxemburger wieder zurückgegangen, natürlich in dein Heimatland. Ich habe einfach mitbekommen, dass ihr zurzeit sehr intensiv Gottes Wirken in Luxemburg erlebt.
Du hast es eben schon gesagt: Du hast deine theologische Ausbildung in Deutschland gemacht. Als du dann nach Luxemburg zurückkamst, hattest du vielleicht auch einen gewissen Abstand. Du warst eine Zeit lang im Ausland für Luxemburger tätig. Dabei hast du etwas entdeckt, was Martin Luther vor dir auch schon entdeckt hatte. Das hat dich irgendwie fasziniert, oder?
Genau, ja. Ich war hier in Deutschland in meiner Ausbildung und es war für mich glaubensmäßig gar kein großer Umschwung. In unserer Gemeinde haben wir immer die Bibel auf Deutsch gelesen und theologische Bücher auf Deutsch gelesen. Die Predigten wurden ebenfalls auf Deutsch gehalten.
Martin Luther hat ja irgendwann mal entdeckt – damals gab es noch keine deutsche Bibel –, dass es nicht gut ist, wenn die Leute ihren Glauben in einer Fremdsprache ausleben oder zum Glauben kommen sollen.
Als ich dann zurück nach Luxemburg kam, habe ich die Situation genauer untersucht. Ich habe mir überlegt, was ich hier in meinem Heimatland bewirken kann. Dabei habe ich entdeckt, was auch andere schon vor mir entdeckt haben: Die Luxemburger haben das Evangelium eigentlich nie in ihrer Muttersprache Luxemburgisch kennengelernt.
Luxemburgisch ist seit 1984 eine offizielle Landessprache beziehungsweise eine offizielle Sprache. Durch Beobachtungen bei mir selbst und bei vielen anderen Menschen habe ich erkannt, dass unsere Identität als Luxemburger sich über die Muttersprache definiert.
Deshalb ist es notwendig, den Luxemburgern das Evangelium auf Luxemburgisch zu erklären. Auch diejenigen, die schon gläubig sind, sollten es ganz neu auf Luxemburgisch hören. Denn es klingt ganz anders, wenn du es auf Luxemburgisch hörst.
Ja, ich war ja schon häufiger in eurer Gemeinde. Was mich dabei einfach fasziniert hat, ist eure Vielsprachigkeit. Auch du sprichst ja mehrere Sprachen. Uns hat hier besonders beeindruckt, dass man mit Leuten spricht und je nachdem, wem sie sich zuwenden, zack – ein ganz anderes „Modul“ ist da drin.
Ich habe mir so gedacht: Man kann ja hier auf Deutsch, Englisch oder Französisch predigen, das verstehen ja sowieso alle. Aber Luxemburgisch ist natürlich schon etwas Spezielles. Und deswegen – du hast es eben gesagt – dir war es wichtig, dass einfach auch mehr auf Luxemburgisch kommt. Bisher habt ihr in der Gemeinde ja nur auf Deutsch gepredigt oder so. Warum sollte man das denn auf Luxemburgisch machen? Ihr seid ja vielsprachig und versteht euch ja.
Genau, du bringst ein Argument, das ich jahrelang unbewusst auch immer gesagt habe: Wir können ja viele Sprachen, warum soll ich es auf Luxemburgisch machen? Gut, diese Frage konnte man vor 30 Jahren relativ einfach beantworten. Es gab damals auch kein luxemburgisches Material. Das heißt, es war relativ schnell zu Ende, wenn man diese Idee weitergedacht hätte.
Aber was wir entdeckt haben – oder was ich persönlich entdeckt habe – ist, dass sich zuerst einmal die Identität der Luxemburger über die Sprache definiert. Wir sind ein kleines Land, wir haben sonst nicht sehr viel zu bieten, könnte man so sagen. Das bedeutet: In Luxemburg definierst du dich als Luxemburger über deine Sprache. Das ist der Unterschied zu den Ausländern.
Man muss sich vorstellen: Luxemburg hat 650.000 Einwohner, und davon sind 49 Prozent Ausländer und 51 Prozent Luxemburger. Das bedeutet, ich habe als Luxemburger nur die Sprache, um mich darüber zu definieren. Das war so ein erster Beweggrund, wo ich gemerkt habe: Ah ja, stimmt, die luxemburgische Sprache ist wichtig, um die Luxemburger im Herzen anzusprechen.
Dann ist es so: Seit 2017 gibt es das Neue Testament auf Luxemburgisch. Mein Vater hat es mir vor etwa sieben Jahren geschenkt, und ich habe ihm damals mehr oder weniger gesagt: Was soll ich damit? Vor zwei Jahren habe ich dann angefangen, selbst darin zu lesen, und habe gemerkt, es spricht mich ganz anders an.
Ich habe die Bibel davor oft auf Deutsch gelesen, und das hat mich auch angesprochen. Ich bin zum Glauben gekommen usw. Aber wenn ich sie auf Luxemburgisch lese – ich bin vom Typ her zum Beispiel eher ein sachlicher Typ – da spricht es mich sehr emotional an. Ich habe in den zwei Jahren wahrscheinlich öfter bei der luxemburgischen Bibel geweint als beim deutschen Lesen überhaupt in meinem ganzen Leben. Weil es mich direkt anspricht.
Das war so ein zweites Erlebnis, wo ich gemerkt habe: Ja, das ist eigentlich nötig, dass wir das in Luxemburg so machen. Und das dritte war: Wenn man in der Apostelgeschichte 2 liest, dann ist da etwas sehr Interessantes.
Gott gibt den Jüngern und den Leuten, die bei ihm sind, den Heiligen Geist. Und er gibt ihnen die Gabe, in verschiedenen Sprachen zu reden. Das Interessante dabei ist: Wenn man den Kontext dieses Kapitels betrachtet, sind das alles Juden. Man hat danach das Gefühl oder kann im Text entdecken, dass Petrus auf Hebräisch redet oder vermutlich auf Hebräisch seine Predigt hält.
Warum muss Gott dann auf verschiedenen Sprachen das Evangelium verkündigen? Der Grund ist, dass Gott wahrscheinlich besser als wir alle weiß: Die Muttersprache ist die Sprache, die zu den Herzen der Menschen spricht.
Diese Juden, die damals bei Pfingsten in Jerusalem waren, kamen aus dem ganzen römischen Reich. Ihre Muttersprache war nicht mehr Hebräisch, sondern sie konnten Hebräisch, so wie ich als Luxemburger Deutsch, Französisch und Englisch in der Schule lerne. Aber ihre Muttersprache waren die Sprachen, die da aufgezählt wurden.
Wenn Gott es also für sinnvoll hält, das Evangelium in der Muttersprache zu bringen, dann sollten wir das auch tun. Und zwar nicht nur in Ländern, wo irgendwo in Amerika Indianer wohnen, die eine unbekannte Sprache haben, oder in Afrika Völker, die eine unbekannte Sprache für uns sprechen, sondern auch in einem kleinen Land wie Luxemburg, wo eine eigene Sprache herrscht und die für diese Leute wichtig ist.
Genau, das war so ein bisschen für mich der Beweggrund, für mich persönlich, aber auch für viele andere in Luxemburg. Wir haben entdeckt: Hey, wir müssen die Dinge in Zukunft auf Luxemburgisch machen.
Ja, ich finde es spannend, dass du persönlich auch so eine innere Reise gemacht hast, um zu entdecken, dass das Testament deines Vaters doch noch einiges ausgelöst hat – das Neue Testament auf Luxemburgisch.
Natürlich ist es eine Sache, für sich selbst gewisse Dinge zu entdecken. Wenn man das aber in einer Gemeinde oder sogar in einem ganzen Land einführen möchte, kann das schwierig sein. Wie reagieren die Luxemburger, wenn sie plötzlich eine Predigt auf Luxemburgisch hören? Oder wenn man Schriften in Luxemburgisch verteilt? Hast du da Erfahrungen gemacht?
Ja, genau. In den letzten ein, zwei Jahren haben wir solche Erfahrungen gesammelt. Ich selbst habe sie seitdem mitbekommen, andere Leute schon etwas früher. Vielleicht als kleine Vorbemerkung: In Luxemburg gibt es bis heute etwa zwei Prozent Protestanten. Bei 650.000 Einwohnern kann man sich ausrechnen, dass das nicht viele Menschen sind. Und wenn man dann noch bedenkt, dass davon vielleicht zweihundert bis dreihundert richtige Luxemburger sind, der Rest aber Ausländer, die in Luxemburg wohnen – wir freuen uns zwar, dass sie zu Gott gefunden haben, aber sie sind nicht die Luxemburger, die wir eigentlich erreichen wollen.
Wenn ich die Frage beantworte, wie die Leute auf so einen Wechsel reagieren, muss man zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterscheiden. Bei den Ungläubigen haben wir in letzter Zeit, als Gemeinde und auch andere, die das versuchen umzusetzen, erlebt, dass es ein Türöffner ohne Ende ist.
Ich habe zum Beispiel auf einem Mittelaltermarkt bei einer Aktion mitgemacht, bei der wir mit einer Gutenberg-Presse Johannes 3,16 gedruckt haben. Danach haben wir den Leuten, wenn sie interessiert waren, kostenlos ein Neues Testament auf Luxemburgisch angeboten. An einem Tag konnte ich in 31 Gesprächen 30 Neue Testamente verteilen – und zwar an überzeugte Atheisten und nichtgläubige Menschen.
Das Argument, warum sie es wollten, war: Es ist auf Luxemburgisch. Das hat sie interessiert, das einmal zu lesen. Danach muss ich als Gläubiger nur noch daran glauben, dass Gottes Wort wirkt und Gott den Rest tut. Bei Leuten, die noch keine Beziehung zu Jesus haben, ist es ein Türöffner – einfach, weil es auf Luxemburgisch ist.
Bei den Gläubigen gibt es mehrere Reaktionen. Es gibt die ältere Generation, die mit dem Argument kommt – das habe ich auch lange gedacht und du hast es vorhin erwähnt –, dass sie ja die anderen Sprachen können und schon im Glauben sind. Warum brauchen sie das Neue Testament auf Luxemburgisch?
Hier reagiere ich oft so: Ja, das stimmt. Aber wenn es Luxemburger sind, sage ich trotzdem: Probiert doch einmal ein, zwei Monate lang das Neue Testament auf Luxemburgisch zu lesen und schaut, ob es bei euch etwas bewirkt. Es ist erstaunlich: Die, die diesen Schritt wagen, fühlen sich ganz anders angesprochen.
Bisher habe ich keinen erlebt, der den Mut hatte, das ein, zwei Monate zu probieren, und dabei nichts erlebt hat.
Dann gibt es natürlich vor allem die junge Generation. Die ist immer offen für Veränderung und findet das toll, weil sie das Gefühl hat, dass das ihre Identität ist.
In der Gemeinde muss man also ein bisschen zwischen älterer und jüngerer Generation unterscheiden.
Was bei allen neu ist – sowohl bei den Gläubigen als auch bei den Ungläubigen –, ist, dass die luxemburgische Sprache in den letzten Jahren vom Staat sehr gefördert wird. Wir sind es aber gar nicht so gewohnt, richtiges Luxemburgisch zu lesen. Wir schreiben es in WhatsApp-Nachrichten und achten kaum auf Grammatik.
Wenn man es jetzt in einem Buch liest und die Grammatik korrekt ist, ist es manchmal erstaunlich, die eigene Sprache auf diese Weise zu entdecken und kennenzulernen, wie man sie richtig spricht.
Zeitungen und ähnliche Medien gibt es auch auf Luxemburgisch, oder? Ja, es gibt eine Hauptzeitung, bei der ich sagen würde, dass etwa 50 Prozent der Artikel auf Deutsch und 50 Prozent auf Luxemburgisch sind.
Mittlerweile ist es so, dass die Regierung im Jahr 2023 die Verfassung geändert hat. Luxemburgisch ist seitdem die erste Amtssprache in Luxemburg. Schon in den Jahren davor konnte man beobachten, dass immer mehr Bücher auf Luxemburgisch erscheinen. Auch in Zeitungen und Artikeln wird Luxemburgisch zunehmend verwendet.
Besonders auffällig ist, dass bei den Wahlen die Politiker aller Richtungen ihre Wahlplakate und andere Materialien mittlerweile auf Luxemburgisch gestalten. Sie haben erkannt, dass Luxemburgisch ein wichtiger Teil der nationalen Identität ist.
Dieses Aufkommen der luxemburgischen Sprache ist also nicht nur im christlichen Kontext spürbar, sondern stellt vielmehr ein gesellschaftliches Phänomen dar.
Du hast vorhin gesagt, dass du das Neue Testament gelesen und verteilt hast. Aus unseren Gesprächen erinnere ich mich, dass du auch versucht hast, es offiziellen Stellen vorzustellen und dabei positive Erfahrungen gemacht hast, oder?
Ja, da kann ich von einem Erlebnis erzählen, das wahrscheinlich am deutlichsten ist. Letztes Jahr gab es einen Regierungswechsel. Davor gab es eine liberale Regierung, die vor sechs oder sieben Jahren eine Stelle eingeführt hatte, den sogenannten Kommissar der luxemburgischen Sprache. Dieser Mann ist im Namen der Regierung zuständig für die Förderung der luxemburgischen Sprache im Land.
Ich habe diesen Mann angeschrieben und gefragt, ob ich ihn einmal besuchen und mit ihm sprechen könnte, um ihm etwas vorzustellen. Ich kannte ihn, obwohl er sich nicht mehr daran erinnerte, dass ich ihn kenne. Er ist etwa zwanzig Jahre alt, aber wir kommen aus derselben Gegend, und ich wusste, wer er ist. Außerdem wusste ich, dass er ein überzeugter Katholik ist.
Ich hatte also das Neue Testament in meiner Hand und erzählte zwanzig Minuten lang über alles, was wir entdeckt hatten und so weiter. Nach zwanzig Minuten sagte dieser Regierungsvertreter in einem offiziellen Gespräch zwischen ihm und mir als religiösem Vertreter einer Gemeinschaft dem Nuxm: „Jetzt hören Sie auf mit Reden, geben Sie mir dieses Buch.“ Das war überhaupt nicht höflich, so macht man das normalerweise nicht als Beamter. Aber ich fand es in dem Moment irgendwie schön, weil er unbedingt diese Bibel in der Hand haben wollte.
Dann riss er das Buch auf und las vor mir zehn Minuten lang daraus vor, ohne weiter mit mir zu reden. Nach zehn Minuten schloss er das Buch und sagte: „Heute Abend lese ich weiter.“ Danach schickte er mir auch ein offizielles Dokument im Namen der Regierung. Darin erklärte er, dass sie die Übersetzung der Bibel ins Luxemburgische unterstützen. Natürlich konnten sie das finanziell nicht fördern, da sie neutral bleiben müssen und es zu der Zeit noch eine liberale Regierung war. Trotzdem sagten sie sprachlich und kulturell: „Hey, das ist toll, dass ihr das macht.“
Dieses Erlebnis zeigt ein wenig, wie auf Regierungsebene sogar darauf reagiert wird.
Super, wie Gott es macht, oder? Du warst ja jetzt eben einige Zeit in Deutschland. Was denkst du, was wir in Deutschland von euren Erfahrungen lernen könnten?
Wir haben natürlich deutsche Bibeln, und Deutsch ist unsere Muttersprache. Das ist auch eure Muttersprache. Ich bin jetzt nicht der Experte für jede Region in Deutschland, aber es gibt eine Organisation namens Lingua Christi. Sie kommt aus Wales und kümmert sich um die 150 Minderheitssprachen in Europa.
Luxemburgisch gehört dazu. Es ist eine der wenigen Minderheitssprachen, die eher noch aufsteigend sind und in nächster Zeit von mehr Menschen gesprochen werden, so wie es jetzt aussieht. Es gibt aber auch andere Sprachen, die eher auf dem absteigenden Ast sind.
In Deutschland gibt es Regionen, in denen Minderheitssprachen gesprochen werden. Zum Beispiel Bayern. Dort gibt es vier verschiedene Dialekte, die insgesamt von etwa 14 Millionen Menschen gesprochen werden.
Man muss sich in jedem Bereich in Deutschland Gedanken darüber machen, wie stark der Dialekt ist. Wäre es nötig, in diesem Dialekt auch christliches Material anzubieten? Das bedeutet nicht, dass man direkt eine Bibel übersetzen muss. Es gibt übrigens verschiedene Übersetzungen, zum Beispiel ins Pfälzische eine Übersetzung des Weißischen. Das habe ich gehört und mir auch mal angeschaut.
Es geht darum, sich Gedanken zu machen, wenn man Dialekte in Deutschland sieht und merkt, dass diese die Leute noch persönlich ansprechen. Sollte man nicht vielleicht in dieser Sprache reden, um die Leute anzusprechen?
Bei Ausländern, die nach Deutschland kommen, aus der ganzen Welt, ist es natürlich logisch, dass man, wenn man wirklich zu ihrem Herzen sprechen möchte, Material nutzen sollte, das in ihrer Muttersprache geschrieben ist. Auch Vorträge in ihrer Muttersprache sind hilfreich, soweit es möglich ist.
Man kann natürlich nicht alle Sprachen der Welt beherrschen. Das stimmt.
Es gibt auch einen Kalender in verschiedenen Sprachen. Ich glaube, den habt ihr zum Teil auch verteilt. Den kann man ja auch in Deutschland verteilen. Wir haben auch positive Erfahrungen damit gemacht, gerade mit Leuten aus anderen Ländern, die gut Deutsch sprechen, aber trotzdem den Kalender in ihrer Muttersprache nehmen.
Bei uns war es der sogenannte Lebenskalendar. Darüber sind wir über Umwege mit den Organisatoren hier in Deutschland ins Gespräch gekommen. Sie haben dann gesagt, ihr könnt ihn gerne auf Luxemburgisch übersetzen.
Das war übrigens auch unser Erlebnis: In den Jahren davor sind wir in Luxemburg sehr oft als Gemeinde mit zwei Evangelisten von Tür zu Tür gegangen und haben deutsche Gute-Saat-Kalender verteilt.
Bei den deutschen Gute-Saat-Kalendern war es so, dass man von einer Erfolgsquote von etwa 50 zu 50 sprechen kann. 50 Prozent der Leute sagten: „Christliches Zeug interessiert mich nicht.“ Die anderen 50 Prozent sagten eher: „Doch, das interessiert mich.“ Sie nehmen den Kalender ja kostenlos, da wird man sich etwas dabei gedacht haben. Aber auf Deutsch.
Das Interessante war, dass wir letztes Jahr zum ersten Mal mit einem luxemburgischen Kalender gekommen sind. Wie ich vorhin schon erwähnt habe, war es mit der Bibel so: Wenn es luxemburgisch ist, bekommt man keine Absage.
Warum? Weil es luxemburgisch ist. Das ist einfach interessant. Die Sprache ist so ein Tür- und Herzensöffner.
Es scheint mir, dass ihr auf der einen Seite wirklich erlebt, wie Gott dadurch wirkt. Gleichzeitig denkt ihr natürlich auch darüber nach, was eure nächsten geplanten Schritte sein könnten.
Man könnte hier eine Verbindung zu Luther herstellen. Wenn man sich die Reformation Luthers anschaut – er hat das ja nicht alleine gemacht –, dann sieht man, wie sie in Deutschland verlaufen ist. Luther hat die Bibel übersetzt und verbreitet. Damals konnten jedoch nicht viele Menschen direkt lesen. Stattdessen wurden Traktate verbreitet, so nenne ich sie jetzt mal. Diese waren das Hauptmittel zur Verbreitung.
Außerdem wurden damals Lieder entworfen. Luther hat sich dabei oft an populären Liedern seiner Zeit orientiert. Er hat ihnen einen christlichen Text gegeben und diese Lieder den Leuten zum Singen überlassen. Zusätzlich hat Luther den Katechismus eingeführt, vor allem für die Kinder.
In Luxemburg sehen wir gerade, dass wir diesen vier Spuren folgen müssen. Sicher gibt es noch mehr, aber diese vier Spuren sind für uns wichtig.
Die erste Spur betrifft die Bibelübersetzung. Nächstes Jahr sollen die fünf Bücher Mose in Luxemburgisch veröffentlicht werden. Das Ziel ist, dass die ganze Bibel innerhalb von sieben Jahren übersetzt ist.
Die zweite Spur sind die Traktate. Wir haben bereits begonnen, Flyer zu entwerfen, die man den Leuten in die Hand geben kann. Das ist die zweite Spur. Hier kann man immer neues Material entweder selbst erstellen oder übersetzen.
Die dritte Spur sind die Lieder. Momentan gibt es etwa vierzig Lieder, die noch nicht alle veröffentlicht sind. Es werden jedoch viel mehr benötigt, denn in einem christlichen Kontext, gerade zu Ostern, Weihnachten und anderen Festen, ist es gut, ein größeres Repertoire zu haben.
Das Ziel ist hier, dass Menschen, die sich mit Musik auskennen und auch Luxemburgisch sprechen, kommen, um mehr Lieder zu schaffen. Wir haben erlebt, dass die Luxemburger, die normalerweise eher ruhig sind, in Bewegung kommen, wenn die Lieder plötzlich auf Luxemburgisch gesungen werden. Das wirkt auf sie.
Die vierte Spur betrifft die Kinder. Momentan gibt es ein Buch namens „Das Lämmchen“ (auf Luxemburgisch „Lämmchen“). Das ist bisher das einzige Angebot, das wir den Kindern wirklich machen können. Es wäre schön, wenn in den nächsten Jahren beispielsweise Kinderbibeln entstehen oder besetzt werden könnten, damit man verschiedene Gruppen erreichen kann.
Schön, ich finde es sehr spannend zu hören, was Gott in Luxemburg tut. Es scheint so zu sein, dass er durch die Muttersprache eine besondere Tür geöffnet hat – ähnlich wie in Deutschland zur Zeit der Reformation. Es ist sicher beeindruckend, als Zeitzeuge dabei zu sein und zu sehen, wie Gott wirkt.
Wenn ihr, die ihr diesen Podcast hört, manchmal frustriert seid, weil ihr wenig von Gottes Wirken in eurem Alltag mitbekommt, dann empfehle ich euch, schaut doch einfach mal nach Luxemburg oder an einen anderen Ort auf der Welt. Freut euch darüber, dass Gottes Wort immer noch wahr ist. Es hat nach wie vor Kraft und verändert Menschen. Das finde ich sehr ermutigend.
Das war es schon wieder vom Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen und findet Ermutigung darin, dass Gott Türen öffnet – auch Türen der Muttersprache. Er nutzt diese Türen, um seine frohe Botschaft an Mann und Frau zu bringen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns gern unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen und freuen uns, wenn ihr nächsten Mittwoch wieder dabei seid.