Einführung und Kontext der Erzählung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 261: Maria Magdalena und andere Frauen.
Lasst uns heute dem zentralen Gedanken aus der letzten Episode noch ein wenig nachhängen, einfach deshalb, weil Lukas das auch tut. Kaum hat er nämlich über die Ereignisse im Haus eines Pharisäers gesprochen, fährt er fort.
Lukas 8,1-3: Es geschah danach, dass er nacheinander Städte und Dörfer durchzog, indem er predigte und die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigte. Die zwölf waren mit ihm, ebenso einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren. Darunter war Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, sowie Johanna, die Frau des Chusa, des Verwalters Herodes', und Susanna. Viele andere Frauen dienten ihnen mit ihrer Habe.
Die Rolle der Frauen im Dienst Jesu
Was lesen wir hier? Wir erfahren, dass Jesus mit seinen Jüngern unterwegs ist und das Evangelium vom Reich Gottes predigt. Eine Menge Frauen hat sich diesem Tross angeschlossen. Einige dieser Frauen werden namentlich genannt: Maria Magdalena, Johanna, die Frau des Chusa und Susanna.
Doch es waren noch viele weitere Frauen dabei, wie uns Lukas wissen lässt. Und jetzt kommt der Clou: Diese Frauen dienen Jesus mit ihrem Vermögen. Sie finanzieren die Predigtkampagne des Messias.
Sie mögen nicht im Vordergrund stehen oder selbst predigen, doch sie ermöglichen es dem Herrn Jesus, die gute Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden.
Warum erzählt uns Lukas dieses Detail gerade an dieser Stelle? Weil er uns zeigen will, dass die Haltung der Frau, die im Haus von Simon dem Pharisäer dem Herrn Jesus mit so viel Liebe begegnet, keine Ausnahme war. Es gab viele andere Frauen, die ähnlich engagiert waren.
Mir hilft das.
Persönliche Reflexion zur emotionalen Ausdrucksweise
Es gibt nämlich besondere Frauen – und auch Männer –, bitte versteht mich nicht falsch. Ich kenne einige Frauen, die in ihrer extrovertierten, direkten Art Dinge tun, die mir merkwürdig vorkommen. Zum Beispiel erscheinen sie ohne Einladung bei einem Essen, fangen an zu weinen und wischen dann ihre Tränen mit den Haaren von den Füßen eines Rabbis weg. Anschließend salben und küssen sie die Füße, die letztlich immer noch nicht wirklich sauber sind.
Ich weiß nicht, für mich ist das anders, normal ist das nicht. Es ist nicht einfach, sich mit dieser überbordenden Emotionalität zu identifizieren, wenn man selbst eher der nüchterne Typ ist. Dabei besteht die Gefahr zu denken: Okay, lass sie sich austoben, Nachfolge geht bestimmt auch entspannter.
Und genau hier möchte Lukas uns helfen. Deshalb fügt er diese kleine Begebenheit an, die von anderen Frauen berichtet, die Jesus und seinen Jüngern mit ihrer Habe dienten. Auch bei ihnen steht das Thema Errettung im Zentrum ihrer Entscheidung, diesen Rabbi aus Nazaret zu unterstützen.
Errettung als Motivation und Ausdruck der Nachfolge
Wir lesen ausdrücklich, dass es sich bei diesen Frauen um solche handelt, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren.
Wir bleiben also weiterhin beim Thema Errettung und speziell bei der Frage: Wohin führt es, wenn Jesus mich rettet? Die Antwort ist dieselbe wie im Haus von Simon dem Pharisäer, nur weniger emotional.
Maria, Johanna, Susanna und die anderen Frauen zeigen, wie es auch gehen kann. Sie folgen Jesus und unterstützen seinen Dienst. Das ist nach wie vor radikal. Diese Frauen haben für eine Zeit ihre Familien verlassen, was ebenfalls mit Kosten verbunden ist.
Mir persönlich gefällt die sachliche Beschreibung sehr gut, weil ich mich besser mit ihr identifizieren kann.
Die Frage nach der Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena
Kommen wir kurz zu Maria Magdalena. Waren Jesus und Maria Magdalena verheiratet? Diese Frage wird immer wieder gestellt, besonders seit dem Roman "Das Sakrileg" von Dan Brown, der für viele Menschen den Eindruck erweckt hat, dass zwischen den beiden mehr gewesen sein muss.
Was sagen wir dazu? Zunächst einmal stellen wir nüchtern fest, dass es in der Bibel keine Hinweise auf eine Ehe oder eine eheähnliche Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena gibt. Maria wird als Anhängerin Jesu beschrieben, doch in den vier Evangelien findet sich nichts, was darauf hindeutet, dass Jesus und Maria Magdalena verheiratet waren.
Die Begegnung nach der Auferstehung als Indiz
Es spricht einiges dagegen, zum Beispiel ihre erste Begegnung nach der Auferstehung. Maria Magdalena sieht den auferstandenen Jesus. Wie begrüßt sie ihn?
In Johannes 20,16 sagt Jesus zu ihr: „Maria!“ Daraufhin wendet sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch „Rabbuni“, was „Lehrer“ bedeutet.
Das ist nicht gerade das, was man erwarten würde, wenn eine liebende Ehefrau ihrem vor drei Tagen verstorbenen und für sie völlig überraschend auferweckten Ehemann gegenübersteht, oder?
Die Frage nach der Ehepflicht für Rabbis
Aber mussten Rabbis nicht verheiratet sein? Die Antwort lautet: Nein, mussten sie nicht.
Ehe wurde im Judentum sehr positiv bewertet. Viele Rabbis waren verheiratet, doch eine Pflicht zur Ehe bestand nicht. Deshalb muss auch niemand erklären, warum Jesus ehelos blieb.
Für die These „Jesus wäre verheiratet gewesen“ gibt es keine Belege. Übrigens findet sich nicht einmal in den Schriften gegen das Christentum ein Hinweis darauf. Dort wird wild spekuliert – über einen ominösen Vater, manipulierte Wunder und eine fingierte Auferstehung. Ein Hinweis auf eine Ehefrau findet sich jedoch nicht.
Die Bedeutung des Philippusevangeliums und gnostischer Schriften
Da sich weder im Neuen Testament noch in anderen frühen Quellen Hinweise auf eine Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena finden, greift Dan Brown auf das sogenannte Philippusevangelium zurück.
Obwohl diese Schrift als Evangelium bezeichnet wird, hat sie mit den uns bekannten Evangelien nichts zu tun. Das Philippusevangelium entstand irgendwann Ende des zweiten oder im dritten Jahrhundert und gehört zu den sogenannten gnostischen Schriften. Es handelt sich also nicht um einen christlichen Text.
Zudem geht es in diesem Evangelium nicht darum, das Leben Jesu zu beschreiben. Bekannte Ereignisse wie die Jungfrauengeburt, die Taufe am Jordan oder die Kreuzigung werden hier zwar erwähnt, jedoch immer nur, um unmittelbar danach eine allegorische Deutung anzuschließen.
Der Kuss als Symbol und kulturelle Kontexte
Und wenn es darin heißt, dass Jesus Maria Magdalena küsste, ist das kein Hinweis auf eine Ehe.
Das liegt zum einen daran, dass ein Kuss in gnostischen Schriften als Symbol für die Vermittlung von Wissen gilt. Zum anderen haben sich Eheleute damals in der Öffentlichkeit nicht geküsst. Ein geschwisterlicher Kuss war gesellschaftlich akzeptiert, doch ein erotischer Kuss zwischen Eheleuten war nicht üblich.
Schon im Hohelied heißt es aus dem Mund einer sehnsüchtigen Sulamith in Hohelied 8,1: „Wärest du mir doch ein Bruder, der die Brust meiner Mutter gesogen hat! Dann fände ich dich draußen, könnte dich küssen, und man dürfte mich dennoch nicht verachten.“
Das bedeutet, dass ein Bruder seine Schwester küssen darf, ohne dass es gesellschaftlich missbilligt wird. Es wird weiter ausgeführt: „Wäre doch Salomo ihr leiblicher Bruder, dann dürfte sie ihn küssen, aber er ist ihr Ehemann, und so schickt sich das eben nicht.“
Diese Stelle verdeutlicht, dass ein Kuss zwischen Eheleuten in der Öffentlichkeit als unangemessen galt.
Zusammenfassung zur Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena
Die Frage lautete, ob Jesus und Maria Magdalena verheiratet waren.
Wir können sagen: Nein, nichts spricht dafür, dass sie es waren. Diese Geschichte gehört ins Reich der Mythen.
Es stimmt jedoch, dass der Predigtdienst des Herrn Jesus von Frauen finanziert wurde. Jüngerinnen, die ihm folgten, weil sie von ihm geheilt worden waren, unterstützten ihn nicht nur durch ihre Anwesenheit. Sie dienten seiner Sache auch mit ihrem Besitz. Diese Frauen sind uns in ihrer Hingabe leuchtende Vorbilder.
Abschlussgedanken und Einladung zur Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, welches Frauenbild sich aus diesem Text ergibt. Wie verbinden sich darin Unterordnung und Eigenständigkeit?
Das war's für heute. Du findest Fehler in den Skripten oder den Aufnahmen? Meine Bitte: Schreibe es mir so schnell wie möglich.
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Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.