Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir wollen einen kleinen Abschnitt aus der Geschichte besprechen, die wir eben aus Matthäus 21 gehört haben. Dort sagte Herr Jesus: „Als Wald werdet ihr eine Eselin finden, angebunden. Löst sie los und führt sie zu mir.“ Und jemand wird sagen: „So spricht der Herr, er bedarf ihrer.“
Verheilige uns in deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Advent als Zeit der Erinnerung und Erwartung
Nun fängt die schöne Zeit wieder an, diese Adventszeit, sagte einer meiner jungen Freunde, als die Adventsgrenze aufgehängt wurde. Er ist später gefallen, aber ich höre es jedes Jahr: „Nun fängt die schöne Zeit wieder an.“
Für mich persönlich, darf ich mir das mal sagen, ist Advent unauflösbar verbunden mit zwei Dingen: mit einem Lied und mit einer Geschichte.
Das Lied ist das, das wir am Anfang gesungen haben: „Macht hoch die Tür, die Tür macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Sofort taucht die Erinnerung auf, wie ich jung war und am ersten Advent in Frankfurt in der wunderschönen Lukaskirche saß. Dort hatte Steinhausen die Kirche ausgemalt, die dann leider verbrannt ist. Es gab eine große, herrliche Orgel und einen Organisten, dessen Genie beeindruckend war. Wenn er anfing zu intonieren, mit allen Registern „Macht hoch die Tür“, dann ging ihm das Herz auf. Und dann stand das Bild gleich vor mir.
Die Geschichte zeigt die jubelnden Menschenmassen um Jesus. Männer, die einmal all ihre Steifheit und ihre lehrmäßige Würde ablegen, ihren Rock runterreissen und Jesus vor die Füße werfen. Jungen, die auf die Bäume steigen und Palmzweige herunterreißen. „Folgt das Gejauchze“, und alte Mütterchen, die es mir entsprechen, weil sie mit Schreien zeigen, „Gelobt sei der, der da kommt!“
Und mitten im Tumult stehen dann die Schriftgelehrten mit sauren Gesichtern. Die sauren Gesichter sind immer irgendwo da. Die Welt ist schrecklich einfach. Und mitten im Tumult ist der Sohn Gottes, der Herr Jesus, auf dem Esel.
Die besondere Rolle des Esels im biblischen Kontext
Aber wie oft ist das schon gemalt worden? Von den frühmittelalterlichen Künstlern bis hin zu den Abstrakten aus Karlsfeld – man sieht es kaum noch, oder? Dieser Tumult um Jesus auf dem Esel in der Mitte.
Können Sie verstehen, dass uns im Weigelhaus, wo wir manchmal ein wenig exzentrisch sind, der Esel immer besonders interessiert hat? Einer meiner jungen Mitarbeiter hat neulich eine Bibelarbeit zum Thema „Ein Esel macht Karriere“ gehalten. Schön, nicht wahr? Er schilderte, wie der arme Esel sonst so auf staubigen Straßen läuft – und plötzlich stolz über Gewänder und Teppiche schreitet. Ein Esel macht Karriere.
Nun, meine Freunde, mich hat dieser Esel auch interessiert. Denn an diesem Esel wird mir deutlich, wie tiefgründig alles in der Bibel ist. Ein so einfaches Wort – betrachtet man es genauer, tun sich tiefere Bedeutungen auf.
In unserer Geschichte sagt der Herr Jesus, der Sohn Gottes, drei Worte, die den Esel betreffen: „Löst ihn auf“, „führt ihn zu mir“ und „darf sein“. Drei Worte, die den Esel betreffen.
Wenn ich genau hinschaue, merke ich plötzlich: Diese drei Worte betreffen nicht nur den Esel, sondern auch uns. Wenn ich es ganz direkt sage: Wenn wir richtig zuhören und der Geschichte Leben einhauchen, dann sollten wir die eigentlichen Adventsesel sein.
Das möchte ich Ihnen jetzt zeigen.
Drei Worte Jesu vom Adventsesel
Erstes Wort: Loslösung von Bindungen
Wir überschreiben den Text und die Predigt mit dem Titel: Drei Worte Jesu vom Adventsesel.
Das erste Wort, das der Herr Jesus über den Esel sagt, lautet: Löst ihn auf! Das heißt, findet ihn los. Ich hoffe, Sie haben die Geschichte vor sich: Jesus steht zwischen Jerusalem und dem Ölberg, ruft zwei Jünger und sagt: „Seht da vorn, dieses kleine Nest, geht mal rein!“ In der Dorfstraße, an irgendeiner Hausmauer, an einem Eisenring angebunden, finden sie eine Eselin. „Löst sie auf!“
Meine Freunde, mich hat in dieser Rede Jesu das Wörtlein „angebunden“ ungeheuer getroffen. Angebunden – nicht nur Esel sind angebunden, sondern dieses Wort wirft wie ein großer Scheinwerfer plötzlich Licht auf unsere Lage. Heute ist es nicht erschreckend, dass auch wir so angebunden sind.
Ich möchte das ein wenig deutlicher machen. Vielleicht sind wir angebunden an ganz massive Sünden. Wie kann ein Mensch angebunden sein, etwa an Alkohol? Wie kann ein Mensch angebunden sein an einen Streit, den er hat? Wie kann er angebunden sein an ein Lügengewebe oder an einen Sorgegeist? Sicher sitzen hier Menschen, die an den Sorgegeist angebunden sind.
Wie kann ein Mensch, wie der arme Esel dort, angebunden sein an seine Unreinheit? An eine ganz schmutzige Sexualität, eine ganz dreckige Ehegeschichte? Wie kann man an seine Selbstsucht angebunden sein, so dass man sich maßlos wichtig nimmt? Angebunden!
Meine Freundin, diese Eselin in dem kleinen Dorf hat ganz bestimmt das Angebundensein für normal erachtet. Die Eselin ist es gewohnt. Was soll ein Esel auch anderes tun, wenn er nicht gerade für den Müller Säcke trägt? Was soll mit ihm geschehen, außer dass er angebunden ist?
Und das Unheimliche ist, dass ein natürlicher Mensch seine Bindungen als normal ansieht. Man findet sich damit ab und hält dieses Angebundensein oft sogar noch für selbstverständlich.
Stellen Sie sich vor, wie die Jünger auf diese Esel zugehen. Tatsächlich lösen sie, wie Jesus gesagt hat, die Stricke, schlagen vielleicht dem Esel auf die Kruppe und sagen: „Alter, jetzt beginnt Neues!“ Und dann lösen sie auf, wie Jesus sagt.
Meine Freunde, so will das Evangelium des Advents zu uns kommen und sagen: Lieber Mensch, dazu bist du nicht da, dass du angebunden bist. Jetzt soll ein ganz Neues beginnen.
Denn das Evangelium verkündet uns auf jeder Seite eine Loslösung oder Erlösung. Im Wort Erlösung steckt, dass man losgebunden wird. Das ist die Botschaft der Erlösung.
Aber sehen Sie, ich denke nicht nur an diese ganz massiven Sünden. Wir sind auch an so vieles andere angebunden. Lassen Sie mich das ein wenig skizzieren.
Ich denke an manche Geschäftsleute oder Leute aus der Industrie, die sogenannten Manager, Groß und Klein. Sie bilden sich ein, Herr in ihrer Firma zu sein, haben aber längst alle Freiheit verloren und sind Knechte eines Rades geworden, das rasend läuft, bis ein Herzschlag der Sache ein gnädiges Ende bereitet.
Das wird mich als Jugendpfarrer beschäftigen: die unheimliche Bindung, dass man menschenhörig werden kann, angebunden.
Es ist unheimlich, wie Menschenherzen an andere Menschen gebunden werden können. Denken Sie nur daran, was wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben: Wie Männer ihre Ehre und Überzeugungen weggeworfen haben, weil sie hörig wurden wegen einer politischen Persönlichkeit. Da gibt es kein Urteil mehr, nichts – angebunden.
Oh, ich habe manchen jungen Mann gekannt, der um eines Mädchens willen, das ein wenig spritzig war, zu einem angebundenen Esel wurde – oder auch umgekehrt.
Liebe Freunde, wenn man erst einmal anfängt, von Bindungen zu reden, dann hört man gar nicht mehr auf.
Ich will Ihnen noch eine Bindung nennen, die unter uns so schrecklich ist: die Bindung an Vorurteile. An Vorurteile!
Es gibt eine öffentliche Meinung, die Vorurteile schafft und fertig macht. Als ich vor 35 Jahren Pfarrer in Essen wurde, bekam ich einen Bezirk, in dem eigentlich nur kommunistische Bergarbeiter wohnten. Damals war Essen so.
Sehen Sie, meiner ganzen Erziehung nach kam ich aus einem national erzogenen, konservativen Haus. Ich war Offizier gewesen. Nach meiner Erziehung musste mir diese ganze Gruppe einfach als schreckliches Volk vorkommen.
Doch Gott hat mich hineingeführt, und ich erkannte: Es war gar kein schreckliches Volk, sondern im Gegenteil Menschen wie du und ich. Menschen in Not, mit lebendigen Herzen, Menschen, die liebten und hassten. An die ich heute noch mit Freude zurückdenke.
Mir wurde klar, wie lächerlich unsere Vorurteile sind.
Denken Sie nur daran, welcher Jammer über die Welt gekommen ist durch unsere Vorurteile gegen andere Rassen, etwa gegen Juden. Das sinnlose, blödsinnige Vorurteil gegen sie oder gegen andere. Wie viel Jammer ist über die Welt gekommen, einfach durch Vorurteile!
Angebunden! Angebunden! Kommen wir nicht davon los, wir haben das Thema so oft beiseitegeschoben!
Ah, und wenn ich schon vom Angebundensein rede, dann muss ich auch sagen, wie wir angebunden sind an den Tod.
Bei Karl May gibt es eine tolle Szene, in der zwei Menschen aneinander gebunden werden – Verbrecher – und dann in einen Fluss gestoßen werden. Furchtbar, einer an den anderen angebunden.
Da muss ich denken: So sind wir an den Tod angebunden. Wir sind mit ihm zusammengebunden.
Nein, werden Sie ihn los? Unheimlich! Jeder von uns ist zusammengebunden im Strom der Zeit mit dem Tod.
Und nun kommt diese Adventsbotschaft: „Löse sie auf!“
Auch der Herr Jesus sagt das im Blick auf den Esel: „Ich weiß, ich weiß.“ Aber, meine Freunde, das ist das Hintergründige der Bibel, das ist sein Programm im Blick auf uns Menschen: „Löst sie los!“
Der Herr Jesus ist der große Loslöser, der Erlöser.
Die Bibel sagt das wundervolle Wort: „Ihr seid zur Freiheit berufen. Ihr sollt nicht der Sünde dienen.“ Das braucht es nicht, weil Jesus gekommen ist.
Ihr sollt nicht im Vorteil befangen bleiben, weil Jesus gekommen ist.
Ihr sollt nicht menschenhörig werden, weil Jesus gekommen ist.
Ihr seid zur Freiheit berufen. Löst sie auf, bitte!
Wir Angebundene müssen wissen, dass der Herr Jesus auch einmal gebunden war. Ja, er war mehr gebunden als wir alle. Er wurde ans Kreuz gebunden. Nein, er wurde ans Kreuz genagelt.
Aber da, wo er gebunden war, hat er alle unsere schrecklichen Bindungen in seinen Tod hineingenommen. Jesus hat unsere Bindungen in seinen Tod hineinnehmen wollen.
Nun dürfen wir sagen: Ich bin mit meinen Bindungen, meinen Stricken, gestorben mit Jesus.
Wenn wir uns gründlich zu diesem Herrn Jesus bekehren – bitte gründlich –, dann erleben wir eine ganz neue Freiheit.
Also eine ganz neue Freiheit, möchte ich sagen.
Da denkt man anders, fühlt anders, atmet anders, versteht anders.
Als ein Werk, das angebunden bleibt und das seine schrecklichen Stricke noch für großartig hält.
Nicht, wenn jemand gebunden ist im Schmutz und dann Sprüche über seine Abenteuer macht.
Nicht! Bereinigen Sie sich von Ihren Vorurteilen und legen Sie sie ab, als ob sie etwas wären!
Das Grauenvolle ist, dass der Mensch sich seines Angebundenseins noch rühmt.
Löst sie auf! Ihr seid zur Freiheit berufen.
Nicht nur die Esel, nein, wir – liebe Freunde, wir – ihr seid zur Freiheit berufen.
Zweites Wort: Hinführung zu Jesus
Das war das Erste. Nun kommt das zweite Wort. Wir wollten drei Worte Jesu vom Adventsesel hören. Das zweite Wort, das der Herr Jesus sagt, heißt: „Führt sie zu mir.“ Also, dass Sie – es war eine Eselin. Es kann nach so einer Predigt passieren, dass jemand sagt: „Sie haben mir immer Esel gesagt, das war eine Eselin, ich weiß es.“ Ja, aber das ist nicht so wichtig. „Führt sie zu mir.“ Zweitens: führt sie zu mir.
Stellen wir uns die Situation noch einmal vor, wie der Herr Jesus da steht und seinen Jüngern sagt: „Seht ihr das kleine Dörfchen da vorne?“ Das kleine Dörfchen, wo die Dächer zwischen den Bäumen hervorlugen. Dort geht er hinein und findet eine Eselin angebunden. Er löst sie und sagt: „Führt sie zu mir.“ Oh, wundervoll hintergründige Bibel! Das sagt der Heiland von einer Eselin: „Führt sie zu mir.“ Und in Wirklichkeit ist das sein Programm für uns und für die ganze Menschheit: „Führt sie zu mir.“
Da geht der Sohn Gottes in den Tagen seines Erdenlebens einmal über eine Straße bei Jericho. Am Straßenrand sitzt ein armer, blinder Bettler und bittet um Groschen. Plötzlich bleibt Jesus stehen und sagt: „Führt ihn zu mir.“ Sollten wir in der Bibel nachsehen, wie oft so etwas vorkommt, wenn ein elender Mensch da ist: „Führt ihn zu mir!“ Das ist sein Programm.
Da steht unser Herr und Heiland nach seiner Auferstehung eines Morgens mit seinen Jüngern auf einer einsamen Bergeshöhe. Die Jünger drängen sich um ihn, und dann streckt er den Arm aus und sagt: „Seht mal!“ Er zeigt die ganze Welt und ihr Elend. Mehrmals schiebt er Vorhänge weg, und dann sehen sie blutige Schlachtfelder, Gefängnisse, streitende Familien, hungernde Menschen, satte und prahlerische Reiche, harte Herzen und versinkende Menschen. Ja, sie sehen eine Welt ohne Gott! Ich glaube, sie sahen uns hier in Westdeutschland, wie es jetzt so ist, mit aller Angst, mit der Gier und der Unruhe.
Dann streckt der Heiland seine durchbohrte Hand über diese ganze Welt und sagt: „Geht hin in alle Welt!“ Und das ist der Inhalt: „Führt sie zu mir, führt sie zu mir!“ Das ist der Befehl Jesu an uns und an seine ganze Kirche.
Liebe Freunde, das muss man eben sagen: Das ist der Auftrag, den die Kirche Jesu Christi und alle, die dazugehören, haben – „Führt sie zu mir.“ Es ist entsetzlich, dass die Kirchen das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder vergessen haben. Dass sie selbst weg geworden sind, weil sie Macht wollten. Nein! Und es gibt einen Irrweg, wer sich für die Kirche interessiert und die Kirche aufbaut. Liebe Freunde, das ist ein sinnloser Laden.
Die Kirche hat einen großen Auftrag: „Führt sie zu mir!“ Menschen zum Heiland zu führen! Da habe ich gehört, dass Billy Graham, der nächsten Sommer hierherkommt, so Gott will und bei Leben, nach Essen, dieser große amerikanische Evangelist, einmal sagte: „Ich bin nicht intellektuell, und ich habe nur einen Wunsch und eine Gabe: Menschen zu Jesus zu führen – führt sie zu mir!“
Meine Freunde, ist das nicht ein majestätisches Wort, das der Herr Jesus sagt: „Führt sie zu mir“? So im Blick auf die ganze Welt: „Führt sie zu mir!“ Das ist ein majestätisches Wort, denn damit spricht er aus: Ich bin der einzige Weg, die einzige Wahrheit, das einzige Leben, der einzige Helfer und der einzige Erlöser. Es gibt keine anderen. Majestätisch!
Der ganzen Welt ruft er zu – nicht auf dem Jahrmarkt hierher, her, in der Politik hierher, her, in der Weltanschauung hierher, her – und da sieht Jesus majestätisch und sagt: „Führt sie zu mir, ich bin der Einzige.“ Und Petrus hat den Herrn Jesus ganz gut verstanden, als er vor dem Hohen Rat als Angeklagter stand und diesen bedeutenden Männern entgegenrief: „Es ist niemand anders Heil!“
Meine Freunde, darum sieht es so trostlos in der Welt aus, weil die Politiker, die Gewerkschaften, die Arbeitgeber, Große und Kleine nicht wissen wollen, dass Jesus der Herr der Welt ist und dass man dauernd ohne ihn die Welt nicht braucht. Da kommt am Ende das heraus, was Paulus mal schildert: „Ein jeder sieht auf das, was das Seine ist, und nicht auf das, was das Andere ist.“ Schreiben Sie über jede Zeitung, die Sie lesen, das als Überschrift, dann verstehen Sie das Ganze.
„Ein jeder sieht auf das, was das Seine ist, und nicht auf das, was das Andere ist.“ Schreiben Sie über jedes Haus, dann verstehen Sie alle Kräche. Schreiben Sie über die Ehen, dann verstehen Sie alle Ehetragödien. „Ein jeder sieht auf das, was das Seine ist, und nicht auf das, was das Andere ist.“ Man lässt Jesus nicht den Herrn sein, und darum sind wir in so einer Babylon in Sprachenverwirrung gelandet, nicht?
Da steht majestätisch Jesus: „Führt sie zu mir!“ Aber ich möchte nicht so großartig von allen politischen Dingen reden. Lasst mich lieber persönlich sagen: „Führt sie zu mir!“ Dieses majestätische Wort kann der Herr Jesus sagen, denn er ist der Einzige, der uns das geben kann, was wir nötiger brauchen als die Luft zum Atmen.
Er ist der Einzige, der uns Vergebung der Sünden geben kann. Darum ist er am Kreuz gestorben, darum hängt er blutig dort am Holz, darum bezahlt er für uns. Jesus ist der Einzige, der Vergebung der Sünden geben kann. Kein Engel, kein Mensch, kein Priester, keine Kirche, kein Gott – nur Jesus, weil er dafür gestorben ist.
Und sehen Sie, ohne Vergebung der Sünden ist unser Leben Quälerei, einfach Quälerei. Ich sehe mich um: Die Menschen quälen sich alle, weil sie keine Vergebung der Sünden haben. Entweder lebt man ohne Gott, und da ist das Leben Quälerei, es ist einfach friedlos. Das ist genau so, als wenn Sie einen Fisch aus dem Wasser nehmen – er schnappt nach Luft. Der Mensch ohne Gott ist ein armes Tierchen, Quälerei.
Oder Sie leben mit Gott, das ist auch Quälerei, denn man hat immer Angst: Gefalle ich ihm? Habe ich nicht wieder gesündigt? Ich sehe oft bei meinen Jungen, wie ernst sie es nehmen, wie das Quälerei wird, wenn man Gott gehören will. Und dann kommt Jesus und sagt: „Führt sie zu mir!“ Er schenkt durch sein Blut Vergebung der Sünden, und diese Quelle steht mir jeden Tag offen.
Und, liebe Freunde, wo Vergebung der Sünden ist, darf ich im Heiland einfach meine Schuld sagen, jeden Tag, und das gelaufene Quillt für mich sein teures Blut. Wo Vergebung der Sünden ist, da ist keine Quälerei mehr. Da hat man Frieden mit Gott, da lebt man in Harmonie mit Gott, da wird man fröhlich, da hört die Quälerei auf.
Es gibt keinen Weg, keinen anderen Weg, aus der Quälerei ihres Lebens herauszukommen, als zu Jesus zu kommen: „Führt sie zu mir!“ und bei ihm Vergebung der Sünden zu bekommen und völligen Frieden mit Gott.
Ah, Jesus weiß, warum er so majestätisch sagt: Hört auf mit allen Religionen und Eltern, mit allen Quatschen: „Führt sie zu mir!“ Sind wir schon bei ihm? Sind Sie schon bei ihm? Der Esel kam zu ihm. Sind Sie auch schon bei ihm? Richtig, täuschen Sie sich nicht.
Also, ich habe neulich von einer Frau gehört, das war mir sehr interessant. Sie ist sehr christlich, kommt in den Gottesdienst, kommt zu den Bibelstunden. Eines Tages sagt der Mann zu ihr: „Frau, ich meine, du solltest eigentlich mit den Kindern beten.“ Da bekommt die Frau einen roten Kopf und sagt: „Nein, beten kann ich nicht, beten kann ich nicht.“ Und da stellt sich heraus: Sie war zum Christentum gekommen, aber nicht zu Jesus.
Das ist ein Unterschied. Sie war bis zur Kirche gekommen, aber nicht zu Jesus. Denn wenn man zu Jesus gekommen ist, dann kann man beten. Dann kennt man diesen Freund, dem man sein Herz ausschütten darf, dem man alles anvertrauen darf und der zu uns redet.
Ach, dass es mir gelänge, in diesen Gottesdiensten hier und in meinem Weigelhaus ein paar Menschen loszulösen und zu Jesus zu führen! Ich habe keinen anderen Wunsch mehr, als dass ich ein paar Menschen zu Jesus führen kann. Und das ist das Größte, was geschehen kann.
Drittes Wort: Die gegenseitige Bedürftigkeit
Lassen Sie mich noch das dritte Wort sagen: Drei Worte vom Adventsesel. Löse ihn auf! Das zweite Wort hier führt ihn zu mir, und das dritte Wort heißt: Der Herr bedarf sein, also drittens: der „Daher bedarf sein“.
Sehen Sie, das ist in meinem Alterserschein zu lange Predigt, ich bin aber gleich fertig, haben Sie keine Sorge. Daher bedarf sein. Sehen wir das Bild noch einmal vor uns, wie der Herr Jesus seine Jünger losschickt und sagt: Geht in den Ort hinein, da ist ein Esel an so einem Eisenring angebunden, und erlöst ihn auf.
Die Jünger denken jetzt: Ja, wir können doch nicht Esel klauen gehen. Was werden die Leute sagen? Jesus liest ihre Gedanken und sagt: Na ja, wenn jemand kommt, dann sagt nur: Ich brauche ihn oder sie. Es war eine Eselin, ich brauche sie, daher bedarf sein. Jesus sagt es von einer Eselin – oh, hintergründiges Wort Gottes! Das sagt er ja an diesem Adventsmorgen zu uns: Ich bedarf dich, ich habe dich nötig, ich kann nicht ruhig werden, sagt der Sohn Gottes, dem alles gegeben ist. Er sagt jetzt hier zu dir: Ich kann nicht ruhig werden, ehe du dich mir zur Verfügung gestellt hast, damit ich meinen Siegeszug antreten kann. Ich bedarf dich.
Meine Freunde, nun sind ja die Dinge hier wirklich unglaublich auf den Kopf gestellt. Ich habe immer gemeint: Ich bedarf des Herrn Jesus, ich brauche den Heiland, ich brauche den Heiland, ich brauche den Heiland, ich könnte keine Sekunde mehr ohne ihn leben, ich brauche ihn. Und jetzt sagt dieser Herr: Ich brauche dich.
Wenn er Esel braucht, sagt er das Recht zu uns, zu Menschen. Es geht ihm immer um Menschen, es geht Jesus nie um Esel, immer um Menschen. Hier steht zwar „Esel“, aber es geht dem Herrn Jesus um Menschen. Und die Bibel macht immer noch einen Unterschied zwischen Tier und Mensch, den wir dauernd verwischen wollen.
Wir stammen vom Tier ab, und das Tier ist edler als der Mensch? Nein! Ein Hund und Pferd sind heute schon viel edler als ein Mensch. Wenn eine Katze totgeht, dann schreien wir, aber wenn hunderttausend Menschen umkommen, nehmen wir das oft kaum wahr.
Liebe Freunde, die Bibel kennt einen Unterschied. Es geht Jesus nicht um Esel, es geht Jesus um Menschen. Glauben Sie mir, es geht Jesus um Menschen. Und da sagt er uns: Ich bedarf dich.
Wie tief steigt der Sohn Gottes hier herab! Wie beugt er sich, dass er zu uns sagt: Ich brauche dich. Na, Herr Jesus, wir brauchen dich. Und er sagt: Ich bedarf dich. Ach, Herr Jesus, das ist ja wundervoll.
Und nun sagt er das: Ich bedarf dich, du, ich bedarf dich, sagt Jesus heute Morgen zu dir. Und da stehen wir nun vor der Frage, wünschten, wir hörten sie wirklich: Ob wir uns diesem Sohn Gottes, der so viel für uns getan hat, wirklich zur Verfügung stellen wollen.
Darauf muss man antworten. Sie sagen: Ich bin gern ein bisschen christlich. Jesus sagt: Ich bedarf dich. Und wir stehen vor der Frage, ob wir uns ihm zur Verfügung stellen wollen.
Ach, der Esel, der hat den Herrn Jesus hineingetragen nach Jerusalem mit diesem Triumphzug. Wollen wir ihn jetzt nicht hineintragen? Wollen wir ihn zur Verfügung stellen? Wollen wir ihn hineintragen in unsere Häuser, in unsere Familien, wie der Esel ihn nach Jerusalem trug, nach Essen, in die Welt?
Doch er bedarf dich zum Dienst.
Abschluss und Gebet
Es muss schließen. Lassen Sie mich zum Schluss noch eine kleine Geschichte erzählen.
Neulich hörte ich schnell von einem alten württembergischen Lehrer, der mit seinen Kindern Grammatik besprach. Er erklärte die erste Person als „ich“, die zweite Person als „du“ und die dritte Person als „er“. Dann schlug der Lehrer das Buch zu und sagte: „Jetzt möchte ich euch noch etwas sagen, Kinder. Es gibt auch eine göttliche Grammatik, und die ist ganz anders.“
In dieser göttlichen Grammatik heißt es nicht erste Person „ich“, zweite Person „du“ und dritte Person „er“. Dort ist es genau umgekehrt. Die erste Person ist „er“ – der geoffenbarte Gott, mein Erlöser, der Mann von Golgatha, der Sündenträger. „Er“ ist die erste Person.
Dann folgt die zweite Person, „du“, mein Nächster. Dieses „du“ ist meine Person. Erst an dritter Stelle kommt das „ich“.
Liebe Freunde, ich wünsche mir, dass es im Grunde um diese göttliche Grammatik geht: „er, du, ich“.
Wir wollen beten: Herr, unser Heiland, wir danken dir, dass du loslässt, dass man zu dir kommen darf und sich von dir führen lassen darf. Du breitest deine Arme zu Sündern aus. Ich danke dir, dass du unser armes Leben sinnvoll machen und gebrauchen willst.
Nun lass dieses Wort in unseren Herzen auf einem guten Acker fallen und hilf uns, Frucht zu bringen in Geduld. Amen.