Ich möchte euch herzlich begrüßen. Wir haben in diesen drei Tagen viel vor.
Ich freue mich sehr. Ich habe fest gebetet, dass der Herr mir Gesundheit schenkt und dass ich diese Zeit nicht verpasse, um mit euch zusammen zu sein.
Der Herr hat uns diese Zeit geschenkt. Vielen Dank für alle Gebete.
Einführung in die Gliederung des Buches Daniel
Heute beginnen wir mit der Gliederung des Buches. Sie hatten die Aufgabe, eine grobe Gliederung zu erstellen.
Wenn man ein Buch gliedert, wie das Buch Daniel, ist es hilfreich, Sinnabschnitte zu finden. Das bedeutet, man schaut, welche Abschnitte zusammengehören. Das habe ich hier auf der Folie dargestellt.
Kapitel 1 bildet eine Einheit, ebenso Kapitel 2. Kapitel 3 ist bei Daniel eigentlich sehr einfach zu gliedern. Kapitel 3, Verse 1 bis 30, bilden eine Einheit. Ab Kapitel 3, Vers 31 – beziehungsweise je nach Bibelausgabe Kapitel 4, Vers 1 – beginnt ein neues Kapitel über Nebukadnezars Demütigung.
Kapitel 5 ist ein eigenes Kapitel, ebenso Kapitel 6. Kapitel 7 und Kapitel 8 sind ebenfalls Einheiten, die jeweils für sich zusammengehören. Kapitel 9 bildet auch eine eigenständige Einheit.
Kapitel 10 steht nicht für sich allein. Es ist eine Einleitung zu einem längeren Abschnitt, nämlich Kapitel 11. Kapitel 11 wird dann in Kapitel 12 fortgesetzt. Diese beiden Kapitel gehören eindeutig zusammen und lassen sich nicht trennen.
Das bedeutet, wir haben zehn Einheiten im Buch Daniel.
Wie sollen wir das gliedern? Wenn man ein Buch gliedern möchte, ist es zunächst sinnvoll, sich einen Überblick zu verschaffen. Was haben wir alles darin? Welche Inhalte sind enthalten? Ein Inhaltsverzeichnis erstellen wir uns jetzt also.
Überblick über die Inhalte der Kapitel
Kapitel eins beginnt mit Nebukadnezar. Daniel weigert sich, sich wegen seiner Religion mit der Speise des Königs zu verunreinigen.
Kapitel zwei handelt von Nebukadnezars Traum, in dem es um die vier Reiche oder Weltreiche geht, wenn man so will.
Kapitel drei erzählt die Geschichte vom Standbild, das Nebukadnezar aufstellt, von dem er eigentlich geträumt hatte. Außerdem geht es um den Feuerofen und die drei Freunde Daniels.
Kapitel vier beschreibt die Strafe und die Wiederherstellung Nebukadnezars. Dabei geht es um sieben Zeiten, in denen Nebukadnezar gedemütigt wird.
In Kapitel fünf steht Belsazar im Mittelpunkt sowie der Untergang des ersten Weltreiches, des babylonischen Reiches.
Kapitel sechs berichtet von Daniel in der Löwengrube. Daniel weigert sich, wegen seiner Religion dem Gebot des Königs Gehorsam zu leisten, nämlich dass man nicht zu irgendeinem Gott außer zum König beten darf. Der König hier ist Darius, nicht mehr Nebukadnezar.
Kapitel sieben enthält Daniels Traum von den vier Weltreichen.
Kapitel acht ist Daniels Vision über die zwei Weltreiche, dargestellt durch den Ziegenbock und den Widder, und dann über ein kleines Horn.
Kapitel neun handelt vom Gebet Daniels und enthält eine Weissagung über die Strafe und die Wiederherstellung Jerusalems. Zuerst geht es um siebzig Jahre, in denen Jerusalem gedemütigt ist. Danach ist die Rede von sieben mal siebzig Jahren, wobei hier „Wochen“ gemeint sind. Später wird deutlich, dass es sich um Jahrwochen handelt.
Kapitel zehn bis zwölf behandeln im Großen und Ganzen einen Kampf zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens. Kapitel zehn ist die Einleitung, Kapitel elf stellt diesen Kampf dar. Er zieht sich über Jahrhunderte hinweg und endet mit dem Untergang des Königs des Nordens. Dieser besondere König steht hier im Mittelpunkt.
Am Ende von Kapitel elf stirbt der König des Nordens, und damit scheint alles zu Ende zu sein. Die Israeliten erleben eine große Drangsalszeit, aus der der Herr sie befreit. Es wird auch eine Auferstehung der Toten kurz erwähnt.
Das Buch wird damit abgeschlossen.
Dies ist das Inhaltsverzeichnis des Buches Daniel. Es hilft uns, wenn wir das Buch gliedern sollen.
Sprachliche Besonderheiten und ihre Bedeutung für die Gliederung
Interessant ist, dass wir ohne Kenntnisse der hebräischen, griechischen und aramäischen Sprachen vieles nicht verstehen können. Das solltet ihr jetzt wissen.
Das Besondere ist, dass Kapitel 1 sowie Kapitel 2 bis 4 auf Hebräisch verfasst sind. Kapitel 2, Vers 4 bis Kapitel 7 hingegen sind auf Aramäisch geschrieben. Die Kapitel 8, 9 und dann auch 10 bis 12 sind wieder auf Hebräisch verfasst.
Ein Teil des Buches ist also einfach auf Aramäisch oder auch Babylonisch geschrieben. Das hilft uns jedoch wenig bei der Einteilung, denn diese sprachlichen Abschnitte passen nicht zusammen. Man kann nicht sagen, dass das Hebräische einen Teil bildet und das Aramäische einen anderen, da die Übergänge nicht klar sind.
Daher hilft uns die Unterscheidung zwischen Aramäisch und Hebräisch nicht weiter, wenn es um die Einteilung des Buches geht.
Ich habe das noch einmal farblich markiert: Kapitel 1 ist lila und auf Hebräisch, die gelb markierten Stellen sind Aramäisch, und die übrigen Abschnitte sind wieder Hebräisch. Trotzdem bringt uns diese Einteilung sprachlich gesehen für die Gesamteinteilung des Buches keinen Vorteil.
Chronologische Einordnung der Kapitel und ihre Herausforderungen
Dann schauen wir weiter und überlegen, wie es eigentlich mit der Zeit ist, also wann was geschrieben wurde. Es ist nämlich nicht so, dass das Buch Daniel chronologisch aufgebaut ist. Das bedeutet, es gibt keine exakt chronologische Reihenfolge der Ereignisse.
Das erkennt man zum Beispiel ab Kapitel 7. Dort wird man chronologisch wieder in eine frühere Zeit zurückversetzt, genauso wie in Kapitel 8. Kapitel 1 beginnt im Jahr 605 v. Chr. Damit startet das Buch mit der Gefangennahme Daniels, seiner Freunde und weiterer hochgestellter Personen aus Jerusalem und Judäa. Das haben wir gestern schon kurz betrachtet; es war das Jahr 605.
Danach folgt eine Zeit der Ausbildung, die sich über mehrere Jahre erstreckt. Kapitel 2 berichtet von einem Traum im zweiten Jahr Nebukadnezars, also eigentlich im dritten Jahr seiner Herrschaft, das entspricht dem Jahr 603 v. Chr. Kapitel 3 spielt ebenfalls danach, ungefähr um 602 oder 600 v. Chr. Diese Angaben sind nicht genau datierbar, aber das stellt kein Problem dar.
Dann folgt ein großer Zeitsprung: Kapitel 4 erzählt eine Geschichte, die erst gegen Ende der Herrschaft Nebukadnezars geschieht. Es geht um die Demütigung des Königs. Der Zeitraum liegt zwischen etwa 600 und 570 v. Chr., genauer lässt sich das nicht sagen. Nebukadnezar regierte bis 562 v. Chr. Gegen Ende seiner Regierung war er etwa sieben Jahre lang wahnsinnig. Diese Information ist auch aus der weltlichen Geschichte bekannt.
In Kapitel 5 tritt ein neuer König auf, nämlich Belsazar. Man weiß, dass er 539 v. Chr. starb. Sein Tod wird in Kapitel 5 beschrieben. Damit sind wir schon ein gutes Stück weiter in der Geschichte.
Kapitel 6 markiert den Übergang zum Persischen Reich. Darius regiert, der persische Regent, eigentlich ein Meder, um 539 oder 538 v. Chr.
In Kapitel 7 jedoch heißt es im ersten Vers: „Im ersten Jahr Belsazars“. Das führt uns wieder zurück, denn das erste Jahr Belsazars war 553 v. Chr. Somit ist das Traumgesicht in Kapitel 7 vor der Geschichte in Kapitel 6 und Kapitel 5 angesiedelt.
Auch Kapitel 8 spielt chronologisch früher, nämlich im dritten Jahr der Herrschaft Belsazars, also 551 v. Chr. Diese beiden Kapitel passen also zeitlich nicht in die Reihenfolge der vorherigen Kapitel.
Das ist besonders interessant, denn der Autor wurde vom Heiligen Geist geleitet. Warum hat er diese beiden Visionen erst nach Kapitel 6 eingefügt? Das ist keine zufällige Entscheidung, sondern bewusst so gestaltet.
In Kapitel 9 sind wir wieder im Jahr 539 v. Chr. Hier betet Daniel am Ende der siebzig Jahre. Es ist das erste Jahr des Kyrus, wie in Kapitel 9, Vers 1, erwähnt. Das entspricht dem Beginn der medopersischen Herrschaft.
Kapitel 10 spielt im dritten Jahr des Darius, genauer gesagt im dritten Jahr des Kyrus, also im Jahr 536 v. Chr. Wer genau Darius und Kyros sind und ob es sich um dieselbe Person handelt, besprechen wir später.
Fakt ist: Die Kapitel 7 und 8 gehören chronologisch an eine andere Stelle. Würden wir das Buch chronologisch ordnen, müssten wir diese Kapitel anders einordnen.
Das ist also bewusst so gemacht. Wenn wir nicht chronologisch vorgehen können, stellt sich die Frage: Wie sollen wir dann vorgehen?
Historische und prophetische Elemente im Buch Daniel
Also hier noch einmal chronologisch: Diese Kapitel sieben und acht passen nicht richtig hinein. Aber ganz bewusst hat er sie genau dorthin gesetzt – diese beiden Kapitel. Die Sache mit Daniels Traum von den vier Weltreichen und Daniels Nachtgesicht, also Daniels Vision von den zwei Weltreichen, ist ganz bewusst an dieser Stelle platziert. Aber warum?
Nun, wir überlegen weiter. Schauen wir uns die ganze Sache an: Was ist Geschichte und was ist Prophetie? Kapitel eins ist sicher Geschichte, das ist Historie. Es beschreibt, was im Jahr 605 geschehen ist, als sie in Babylonien ankamen, und dann die dreijährige Unterweisung. Kapitel zwei ist hauptsächlich Prophetie. Dort geht es um die vier Weltreiche, die der König in seinem Traum gesehen hat.
Kapitel drei ist wieder Geschichte: die drei Freunde und der Feuerofen. Kapitel vier ist Geschichte, die Demütigung des Königs Nebukadnezar. Natürlich gibt es dort auch ein bisschen Prophetie, denn es wurde vorausgesagt, dass er sieben Jahre gedemütigt werden würde. Aber im Grunde geht es um Geschichte. Kapitel fünf beschreibt Belsazars Tod und so weiter – das ist ebenfalls Geschichte. Auch hier wurde einiges vorausgesagt, also ist auch ein klein wenig Prophetie dabei.
Kapitel sechs, Daniel in der Löwengrube, ist Geschichte. Kapitel sieben ist eindeutig und vollständig Prophetie, genauso wie Kapitel acht. Kapitel neun enthält das Gebet Daniels, das vielleicht als Geschichte angesehen werden kann. Am Ende von Kapitel neun folgt jedoch eine sehr wichtige Prophetie, die im Buch eine große Bedeutung hat.
Dann folgt wieder eine längere Prophetie. Wenn wir nun grob schauen, müssen wir sagen: Kapitel zwei, sieben, acht, neun, zehn, elf und zwölf sind Prophetie. Kapitel eins, drei, vier, fünf und sechs sind Geschichte. Diese Einteilung hilft uns aber nicht weiter. Wir hätten lieber sechs Kapitel Geschichte und den Rest Prophetie, oder? Dann wäre das geklärt. Aber so macht er es nicht. Also hilft uns das auch nicht weiter bei der Einteilung.
Na ja, dann gehen wir weiter. Das war die Sache mit der Prophetie – hier habt ihr es. Interessant ist vor allem Kapitel zwei. Dieses Kapitel fällt aus der Reihe und stört uns. Kapitel zwei, Nebukadnezars Traum von den vier Weltreichen, passt einfach nicht hinein, wenn wir nur Geschichte haben wollen.
Was machen wir nun? Wir merken uns einfach, dass es einen ganz bestimmten Sinn haben muss, dass gerade in Kapitel zwei ein großer Teil über Prophetie enthalten ist. Und dann folgt wieder Geschichte. Das ist nicht von ungefähr.
Parallelen und Struktur im Buch Daniel
Gut, dann gehen wir weiter. Wenn wir uns diese zehn Abschnitte anschauen – hier habe ich nochmals das Inhaltsverzeichnis – dann fällt auf, dass es Parallelen gibt. Das bemerkt man recht schnell, oder?
Wenn man das Buch Daniel durchliest, sieht man in Kapitel zwei und Kapitel sieben eine ganze Reihe von Parallelen. Kapitel zwei beschreibt vier Weltreiche, und Kapitel sieben ebenso vier Weltreiche. Es handelt sich dabei sogar um genau die gleichen Weltreiche. Danach folgt jeweils ein fünftes Weltreich, nämlich das Gottesreich, das ewige Gottesreich. Also nach den vier Weltreichen kommt in Kapitel zwei und in Kapitel sieben das ewige Gottesreich.
In Kapitel sieben wird ganz klar betont, dass die Heiligen regieren. In Kapitel zwei wird gesagt, dass der Messias, der Stein, der kommt, groß wird und dass Gott selbst ein ewiges Weltreich aufrichtet. Das ist so offensichtlich, dass hier eine Parallele besteht. Das merken wir uns einfach.
Was aber auch noch interessant ist: Wenn man sich die Geschichten anschaut, haben Kapitel eins und Kapitel sechs ebenfalls einiges gemeinsam. Daniel in Kapitel eins weigert sich, sich mit der Speise des Königs zu verunreinigen. In Kapitel sechs weigert sich Daniel, dem Gebot des Königs zu gehorchen, das Gebet verbietet. Man darf nicht mehr beten. Es ist natürlich schon unerhört, dass ein König sich herausnimmt, den Menschen das Recht zu verbieten, zu beten. Aber Daniel weigert sich.
Das heißt, wir haben hier eine gewisse Parallele: Kapitel eins und Kapitel sechs sind parallel, und Kapitel zwei und Kapitel sieben sind parallel.
Nun, wenn man schon solche Parallelen gefunden hat, überlegt man sich natürlich, ob es noch weitere gibt. Zum Beispiel Kapitel vier. Kapitel vier handelt von einem König, Nebukadnezar, der für sieben Zeiten gedemütigt wird und dann wiederhergestellt wird, weil er sich demütigt und Buße tut.
Kapitel neun handelt nicht von einem König, sondern von einer Stadt. Diese Stadt wird gedemütigt: Siebenzig Jahre kommen die Bewohner in die Gefangenschaft, die Stadt wird zerstört. Nachdem sie sich gedemütigt und Buße getan haben, wird die Stadt wiederhergestellt. Der Engel gibt Daniel eine Erklärung, wie die Wiederherstellung Jerusalems geschieht. Dabei sagt er, es geht nicht nur um siebzig Jahre, sondern um sieben mal siebzig Jahre, also siebzig Wochen.
Das heißt, wir haben auch hier eine gewisse Parallele. Auffällig ist die Zahl sieben: Sieben Zeiten war Nebukadnezar gedemütigt, und siebzig Jahre war Jerusalem gedemütigt. Das ist schon sehr bemerkenswert; hier stechen Parallelen hervor.
Wenn man sich darüber hinaus vorstellt, dass die Juden beim Erzählen von Geschichten oder beim Vermitteln von Dingen gerne mit Wiederholungen und Parallelen arbeiten, dann wird das noch deutlicher.
Weitere Parallelen und thematische Verbindungen
Was ist noch? Nun, wir haben hier noch etwas. Die Geschichte von Belsatza in Kapitel fünf ist sehr dramatisch, weil hier der Untergang des Ersten Weltreiches berichtet wird. Dieses Erste war ja das babylonische Weltreich. Wenn wir an die vier Weltreiche in Kapitel zwei denken, die dort erwähnt werden, ist das Erste das babylonische.
Belsatza war der letzte König dieses babylonischen Weltreiches. Hier wird beschrieben, wie das Weltreich untergeht und wie der König stirbt. Es geht also um den Tod des Königs, des Königs des Ersten Weltreiches.
In Kapitel elf und zwölf geht es ebenfalls um den Tod eines Königs, und das ist auch interessant. Dort ist es der König des Nordens, so heißt er. Über seinen Untergang wird berichtet, und mit dem Untergang dieses letzten Königs geht offensichtlich mehr kaputt. Denn danach ist die Rede von einer Auferstehung und von Ewigkeit, und die Gläubigen glänzen wie die Himmelsfeste. Es ist alles vollendet, alles fertig nach dem Untergang dieses Weltreiches des Königs des Nordens.
Das sind Parallelen: Belsatza, der erste König, der letzte König des Ersten Reiches, und dann der König des Nordens, also der letzte König des letzten Reiches. Ob er jetzt wirklich genau der Letzte ist, ist unklar. Jedenfalls wird der Untergang dieses Königs beschrieben, und mit dem Untergang des Königs endet sehr viel.
Das ist auch hier interessant für uns. Etwas fehlt uns noch.
Schauplatz der Handlung in den Kapiteln
Nun schauen wir uns an, wo die Handlung jeweils spielt – das heißt, was ist die Szene?
In Kapitel eins befinden wir uns am babylonischen Königshof. Auch in Kapitel zwei spielt die Handlung am babylonischen Königshof, wo der König einen Traum hat.
Kapitel drei spielt nicht direkt am babylonischen Königshof, sondern auf der babylonischen Ebene Dura. Dort lässt der König seine Polizisten, Soldaten und hohen Beamten versammeln, um das Standbild anzubeten. Dennoch handelt es sich weiterhin um Babylon.
In Kapitel vier sind wir wieder am babylonischen Königshof. Der König geht auf der Stadtmauer von Babylon spazieren und freut sich darüber, dass er das große Babylon erbaut hat. Er ist stolz auf sich selbst.
Kapitel fünf spielt ebenfalls am babylonischen Königshof. Dort findet ein Festmahl im großen Saal des Königs statt, es wird gefeiert.
Interessant wird es in Kapitel sechs. Hier befinden wir uns am medopersischen Hof.
Bei Kapitel sieben muss man genau aufpassen. Bitte schreiben Sie nicht einfach alles ab, was auf der Folie steht, denn in Kapitel sieben ist ein Fehler unterlaufen. Es wird nicht vom medopersischen Hof gesprochen, sondern von einem Traumgesicht. Kapitel acht spricht ebenfalls von einem Traumgesicht.
Was hier besonders auffällt: In Kapitel sieben und acht steht nicht mehr das erste Königreich im Mittelpunkt, sondern das zweite, dritte und vierte Reich. Das heißt, das babylonische Reich wird hier nicht mehr hervorgehoben, sondern die nachfolgenden Reiche. Darauf werden wir noch genauer eingehen.
In Kapitel neun sind wir wieder am medopersischen Königshof. Hier betet Daniel, der beim medopersischen König angestellt ist. Er betet im ersten Jahr des Königs Darius. Auch das ist am medopersischen Hof.
Kapitel zehn spielt im dritten Jahr des Königs Kyrus von Persien. Daniel ist immer noch am Königshof, genauer gesagt in der Sommerresidenz in Susa. Die Szene ist also weiterhin medopersisch.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die ersten fünf Kapitel spielen alle am babylonischen Königshof. Man könnte sagen, die Hälfte des Buches spielt in Babylon. Es gibt zehn Geschichten beziehungsweise zehn Einheiten, von denen fünf babylonisch und fünf etwas anderes sind.
Das hilft uns weiter, denn dadurch zeigt sich eine Zweiteilung: Zuerst der babylonische Teil, dann der medopersische. Die Mitte des Buches liegt also am Ende von Kapitel fünf – nicht am Ende von Kapitel sechs, wie viele Ausleger meinen. In Kapitel fünf wird ein Schlussstrich gezogen, denn dort stirbt Belsazar, und das babylonische Reich endet.
Wir können das Buch also gut in zwei Teile teilen.
Nebukadnezar als zentrales Motiv im ersten Teil
Interessant ist, dass in Kapitel 1 Nebukadnezar im Mittelpunkt steht. Auch in Kapitel 2 dreht sich alles um Nebukadnezar. Kapitel 3 handelt ebenfalls von Nebukadnezar, ebenso Kapitel 4.
In Kapitel 5, obwohl es nicht direkt um Nebukadnezar geht, nimmt er dennoch den größten Teil des Kapitels ein. Dieses Kapitel handelt zwar von Belsazar, doch es wird Belsazar erzählt, dass Nebukadnezar besser war als er. Daniel hält eine lange Rede über Nebukadnezar. Das bedeutet, dass auch in Kapitel 5 Nebukadnezar gewissermaßen im Zentrum steht und als gutes Vorbild für Belsazar dient.
Es ist also auffällig, dass gerade immer dieser Nebukadnezar vorgestellt wird. In Kapitel 6 wird Nebukadnezar nicht mehr erwähnt. Ebenso fehlen Erwähnungen von ihm in den Kapiteln 7, 8, 9, 10, 11 und 12. In diesen Kapiteln steht Daniel viel mehr im Vordergrund.
Es wird kurz Kyros erwähnt, und auch Darius kommt vor, aber Nebukadnezar nicht mehr. Kapitel 6 zeigt Daniel, wie er handelt und treu zu seinem Herrn steht. In Kapitel 7 hat Daniel eine Vision, ebenso in Kapitel 8. Kapitel 9 beschreibt, wie Daniel betet und ihm etwas offenbart wird. In Kapitel 10 erhält Daniel ebenfalls eine Offenbarung, und in den Kapiteln 11 und 12 geht es weiterhin um Daniel.
Man kann also eine klare Trennung erkennen: Das Buch Daniel besteht aus zwei Teilen. Diese Trennung liegt nicht am Ende von Kapitel 6, sondern am Ende von Kapitel 5.
Zusammenfassung der Zweiteilung und ihre Bedeutung
Stellen wir das nochmals gegenüber: Wir nehmen die ersten fünf Kapitel auf die linke Seite und die zweiten fünf Geschichten auf die rechte Seite. Dabei fällt auf, dass der zweite Abschnitt des Teils jeweils sehr wichtig ist.
Im zweiten Abschnitt des ersten Teils, also in Kapitel zwei, geht es um den Traum von den vier Weltreichen. Im zweiten Abschnitt des zweiten Teils, also in Kapitel sieben, geht es ebenfalls um den Traum von den vier Weltreichen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass in Kapitel zwei Nebukadnezar träumt, während in Kapitel sieben Daniel träumt. In Kapitel zwei ist es ein Standbild mit vier Teilen, in Kapitel sieben sind es vier Tiere. Doch sie stellen dasselbe dar.
Auch der Beginn beider Teile zeigt Parallelen: Der erste Teil beginnt mit einer Weigerung Daniels, weil er seinem Gott treu ist. Kapitel sechs beginnt ebenfalls mit einer Weigerung Daniels, weil er seinem Gott treu bleibt.
Die vorletzte Geschichte, also die vierte im ersten Teil und die neunte im zweiten Teil, sind ebenfalls parallel. Dort spielt die Zahl sieben eine Rolle. Die Wiederherstellung des Nebukadnezars erfolgt nach sieben Zeiten – ich habe hier sieben Jahre, aber im Text steht „sieben Zeiten“. Er wird gedemütigt, und danach wird er wiederhergestellt. Die Wiederherstellung Jerusalems in Kapitel neun bezieht sich auf siebzig Jahre beziehungsweise siebzig Wochen, und danach wird Jerusalem zu wunderbarer Blüte wiederhergestellt. Auch hier gibt es also gewisse Parallelen.
Der Untergang ist ebenfalls ein gemeinsames Thema. Das erste Teil endet mit dem Untergang des ersten Königs, und der zweite Teil endet mit dem Untergang des Königs des letzten Reiches, des Königs des Nordens.
Was wir jetzt machen, ist, dass wir den Text sprechen lassen und schauen, worum es geht. Worum geht es in diesen Abschnitten? Nun steht noch eine Frage im Raum: Haben Kapitel drei und Kapitel acht, gerade die Mitte des ersten und des zweiten Teils, nichts gemeinsam? Doch, das ist interessant.
In Kapitel drei ist der Ofen das zentrale Bild, in Kapitel acht hingegen die Drangsal des Volkes Gottes. In Kapitel drei sind drei Leute in Drangsal, in Kapitel acht ist das ganze Volk in Drangsal. Dort wird sehr detailliert beschrieben, wie das Volk leidet.
In Kapitel drei lesen wir, dass die drei Freunde dem König sagen, Gott könne sie retten, wenn er will. Und wenn er nicht will, sollen sie trotzdem nicht den Götzen dienen. Gott kann retten, wird betont.
Wir können das in Kapitel drei nachlesen: Dort haben wir die berühmte Geschichte mit den Freunden, die sagen: „Ob unser Gott, dem wir in Verehrung dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen retten vermag und aus deiner Hand, König, wird er uns retten, oder ob nicht – es sei dir kund, König –, dass wir deinen Göttern nicht dienen werden, nicht verehrenden Dienst erweisen und dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht huldigen werden.“ (Daniel 3,17)
Also: Gott kann retten, ob es geschieht, wissen sie nicht, aber eins ist klar: Sie werden dem König und seinen Götzen nicht dienen. Diese Betonung, dass Gott retten kann, ist wichtig.
In Kapitel acht hingegen haben wir eine lange, detaillierte Vision von der Not des Gottesvolkes. Das Gottesvolk kommt in einen geistlichen Ofen, in den Ofen der Verfolgung.
Dort heißt es schon recht früh von einem Witter, der gegen einen Ziegenbock kämpft. Der Ziegenbock ist stärker als der Witter. Der Witter hat zwei Hörner, der Ziegenbock ein Horn. Der Witter kann dem Ziegenbock nicht widerstehen.
Am Ende von Kapitel acht, Vers 7, heißt es: „Und niemand rettete den Witter aus seiner Hand.“ Niemand kann retten, niemand kann retten.
Dann geht es weiter: Der Ziegenbock wird groß, es kommen Hörner aus ihm hervor, und ein kleines Horn wird immer größer bis zum Heer des Himmels. Es wirft vom Heer und von den Sternen etliche zur Erde nieder und zertritt sie. Selbst den Fürsten des Heeres nimmt es ein und tut Großes. Es nimmt ihm das beständige Opfer weg, die Stätte seines Heiligtums wird niedergeworfen, und ein Heer wird hingegeben, samt dem beständigen Opfer.
Das geschieht um des Widerstands willen, und das kleine Horn wird die Wahrheit zu Boden werfen und in seinem Tun Erfolg haben.
Es sieht so aus, als ob dieses furchtbare große Horn, das bis zum Stern des Himmels reicht, alles zerstört und sogar die Wahrheit zu Boden wirft. Die Frage ist, ob es überhaupt eine Rettung für das Volk gibt, das von diesem großen Horn geplagt wird.
Weiter unten, in Vers 23, wird erklärt, wer dieses kleine Horn ist. In Vers 24 heißt es, es wird stark sein, in Vers 25 wird gesagt, dass es infolge seiner Klugheit Erfolg haben wird, viele verderben wird und gegen den Fürsten der Fürsten aufstehen wird. Doch ohne Menschenhand wird es zerschmettert werden.
Es sieht also so aus, als könne niemand aus der Hand dieses Horns retten. Aber dann wird klar: Es gibt jemanden, der dieses furchtbar böse kleine Horn zerschmettern wird – ohne Menschenhand. Es wird nicht gesagt, wer das genau ist; es bleibt geheimnisvoll. Später wird offenbar, dass es Gott selbst ist, der sein Volk aus der Hand dieses bösen Horns rettet.
Auch hier haben wir also eine Parallele. Es ist sogar so, dass gerade in der Mitte dieser Gruppierung von jeweils fünf Geschichten die Geschichte mit der Rettung durch Gott steht: Die Freunde im Feuerofen vertrauen dem Herrn, und weil sie ihm vertrauen, rettet Gott sie.
Das ist offensichtlich eine ganz wichtige Botschaft für die Menschen, an die dieses Buch gerichtet war.
In Kapitel acht kommt das Gottesvolk in eine so furchtbar schlimme Situation, dass es denkt, es sei aus mit ihnen. Doch dann kommt jemand ohne Menschenhand und zerbricht diesen Bösewicht, der das Volk Gottes so in Drangsal bringt.
Das ist eine zentrale Botschaft des Buches: Im ersten Teil, in den eher lauten Geschichten, wird im Kleinen gezeigt, dass Gott aus dem Feuerofen retten kann. Im zweiten Teil wird im Großen gezeigt, dass Gott aus dem Feuerofen der Drangsal retten kann.
Wenn wir das Buch Daniel lesen, müssen wir immer daran denken: Für wen ist es eigentlich geschrieben? Wem hat Gott dieses Buch gegeben? Es ist nicht so, dass Gott gesagt hat: „Komm, Daniel, schreib ein Buch, damit Christen im Jahr 2016 in Heilbronn oder Reinsberg ein bisschen mehr über Prophetie wissen.“ Das war nicht das Ziel.
Das Buch wurde geschrieben, um den Menschen zur Zeit Daniels eine große Hilfe für ihr Leben zu sein. Wenn wir verstehen, was die Aussage des Buches damals für diese Leute war, können wir Parallelen ziehen und es auf unser Leben anwenden.
Dann wird das Buch Daniel auch für uns heute von großer Bedeutung, obwohl wir nicht in derselben Situation leben. Vielleicht leben wir in einigen Dingen in einer parallelen Situation: Sie waren Gottes Volk, und wir sind es auch. Sie hatten Schwierigkeiten, und wir haben auch Schwierigkeiten.
Die Schwierigkeiten sind vielleicht anders, aber sie sind da. Dieses Buch muss immer zuerst als ein Buch verstanden werden, das für die Menschen der damaligen Zeit in ihrer Situation geschrieben wurde und für sie von großer Wichtigkeit war.
So gehen wir auch mit anderen Büchern der Bibel um. Wenn wir den Römerbrief lesen, denken wir zuerst an die Römerchristen und versetzen uns in ihre Situation. Dort gab es Probleme unter den Christen in Rom, zwei Parteien – Judenchristen und Heidenchristen – die Schwierigkeiten miteinander hatten.
Paulus schrieb den Römerbrief, um diesen Christen zu helfen, wieder zusammenzufinden und einige Dinge zu verstehen. Dabei erklärte er ihnen die herrliche Botschaft des Evangeliums.
Erst nachdem wir das verstanden haben, wenden wir den Brief auf unsere Situation an. Genauso gehen wir beim Danielbuch vor, genauso bei allen Büchern der Bibel.
Nun haben wir bereits eine gewisse Zweiteilung: Im ersten Teil haben wir Träume, die an Nebukadnezar gerichtet sind – in Kapitel zwei und vier. Im ganzen ersten Teil träumt Daniel nie. Er bekommt keine Vision, nur einmal eine Erklärung.
In Kapitel zwei wird ihm der Traum von Gott erklärt, aber der Traum selbst gilt Nebukadnezar. Auch in Kapitel vier träumt Nebukadnezar wieder und erhält eine Botschaft von Gott. Daniel hilft ihm, das zu verstehen.
Im zweiten Teil des Buches, also in den Kapiteln sechs bis zwölf, hat Daniel selbst Träume und Visionen. In Kapitel sieben sieht Daniel ein Nachtgesicht, eine Vision, die Gott ihm offenbart – nicht Nebukadnezar. In Kapitel acht hat Daniel eine weitere Vision, in Kapitel neun eine Weissagung, und in den Kapiteln zehn bis zwölf folgen detaillierte Weissagungen an Daniel.
Auch hier zeigt sich eine Zweiteilung: Im ersten Teil erhält der weltliche Herrscher Träume, im zweiten Teil der Prophet Daniel selbst.
Alles deutet darauf hin, dass die Zweiteilung des Buches nicht in Kapitel sechs, sondern schon in Kapitel fünf erfolgt.
Übrigens – ich habe keine Uhr und schaue auch nicht darauf, aber wir bräuchten jemanden, der die Zeit misst. Wir haben es hier mit zwei Gruppen von Kapiteln zu tun: Kapitel 1 bis 5 zeigen Dinge, die heidnische Könige sehen, insbesondere Nebukadnezar. Kapitel 6 bis 12 zeigen Dinge, die Daniel selbst sieht.
Noch etwas, das ich an Bruder David Gooding sehr schätze: Er hat darauf hingewiesen, dass es zwei Klammern gibt, die die Kapitel zusammenhalten.
Die erste Klammer geht von Kapitel 1 bis 5, die zweite von Kapitel 6 bis 12.
Was ist diese Klammer?
Der Schlüssel zu einem Buch steckt meistens am Anfang, also vorne.
Kapitel 1, Vers 1: „Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es. Und mein Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes. Er brachte sie in das Land Sinja, in das Haus seines Gottes, die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.“
Das ist ein interessanter Beginn einer Geschichte. Es beginnt mit den Geräten des Hauses Gottes. Ein heidnischer König wagte es, in den Tempel zu gehen und einfach die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes zu nehmen. Er nahm sie mit in sein Haus und stellte sie dort ins Schatzhaus seines Gottes.
Das ist ein Ausdruck von Respekt, denn er behandelt die Geräte ehrfurchtsvoll.
Im Kapitel fünf lesen wir: „Der König Belsazar machte seinen Tausend Großen ein großes Mahl, er trank Wein vor ihnen, und Belsazar gab den Befehl, die goldenen und silbernen Geräte herbeizubringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte. Auf dass der König und seine Großen, seine Frauen und Nebenfrauen daraus tranken.“
Es wird also darauf hingewiesen, dass es die Gefäße sind, die der König Nebukadnezar damals herausgeholt hatte.
Das griechische Wort heißt „skeuos“, Gefäß oder Gerät. Das hebräische Wort gibt es hier nicht, weil dieser Teil babylonisch geschrieben ist.
In Kapitel 1, Vers 2, und in Kapitel 5, Vers 2, wird dasselbe Wort verwendet.
Es wird also ganz bewusst ein Bogen gezogen zu den Gefäßen, die damals in Kapitel 1 der König geholt hatte.
Zweimal wird betont, dass es die Gefäße sind, die man aus dem Tempel des Hauses Gottes in Jerusalem weggenommen hatte.
Diese goldenen Gefäße stehen als Zeugnis von Gottes Wert – Gold und Silber, also von Wert.
Nebukadnezar hat es gewagt, die Gefäße zu nehmen und in sein Haus zu stellen. Aber immerhin hat er sie ehrfurchtsvoll behandelt.
Belsazar, der letzte König, nimmt sie und zeigt damit, wie viel ihm der Gott der Juden wert ist: Er trinkt aus den Gottesgefäßen Wein zu Ehren der Götzen Babylons.
Das ist eine Lästerung sondergleichen.
Er nimmt die heiligen Gefäße des Tempels Gottes, die sein Vater Nebukadnezar herausgenommen hatte, und lästert den Gott des Himmels, indem er die Götzen aus Gold und Silber rühmt.
Das ist viel schlimmer als das, was Nebukadnezar getan hatte.
So zieht sich ein Bogen, eine Klammer, von Kapitel 1 bis Kapitel 5, die durch die Geräte oder Gefäße des Hauses Gottes zusammengehalten werden.
Dabei ist der eine König schlimmer als der andere: Belsazar, der letzte König, ist schlimmer als Nebukadnezar.
Schauen wir uns nun Kapitel 6 bis 12 an.
Kapitel 6 beginnt mit einer Schrift – der Schrift der Meder und Perser.
In Kapitel 6, Vers 9, sagen die Leute zu König Darius: „König, lass ein Gebot aufzeichnen, das nach dem Gesetz der Meder und Perser unwiderruflich ist und nicht abgeändert werden darf.“
In Vers 10 lässt König Darius die Schrift aufzeichnen.
Als Daniel erfährt, dass die Schrift aufgezeichnet wurde, geht er in sein Haus und betet.
In Vers 13 kommen die Spitzel und sagen zum König: „Hast du nicht dein Verbot aufzeichnen lassen? Die Sache steht fest nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unwiderruflich ist, nicht abgeändert werden darf. Daniel hält sich nicht daran.“
Hier wird betont, dass es eine Schrift gibt, die nie abgeändert werden kann – das Gesetz der Meder und Perser.
Das wird fünfmal in einem kurzen Abschnitt betont: unwiderruflich, nicht abgeändert, fest.
Auch in Kapitel 10 bekommt Daniel eine Botschaft. Der Engel sagt: „Ich will dir kundtun, was verzeichnet ist in der Schrift der Wahrheit.“
Das hebräische und aramäische Wort ist dasselbe. Im Hebräischen steht in Kapitel 6, Vers 10, und in Kapitel 10, Vers 21, dasselbe Wort, nur in unterschiedlichen Sprachen.
Es heißt also: „Ich will dir kundtun, was verzeichnet ist in der Schrift der Wahrheit.“ Bei uns steht in der Bibel „im Buch der Wahrheit“, aber es heißt eigentlich „Schrift“.
Wenn dann aufgezeichnet wird, was in der Schrift der Wahrheit steht – nämlich die Wahrheit –, wird immer wieder betont, dass das, was dort steht, fest ist.
Es gibt festgesetzte Dinge, Zeiten und Beschlüsse, die Gott in der Schrift festgelegt hat.
Das wird mehrfach betont, zum Beispiel in Vers 14: „Menschen erheben sich, um die Weissagung in Erfüllung zu bringen.“
In Vers 27 heißt es, dass es nicht gelingen wird, denn das Ende kommt zur festgesetzten Zeit.
In Vers 29: „Zur festgesetzten Zeit wird er wiederum gegen den Süden ziehen.“
In Vers 35: „Bis zur Zeit ist Ende, denn es verzögert sich noch bis zur festgesetzten Zeit.“
In Vers 36: „Denn das Festbeschlossene wird vollzogen werden.“
Mehrfach wird betont, dass Gott etwas fest beschlossen und festgesetzt hat. Was er festgesetzt hat, wird einmal kommen. Es ist unwiderruflich.
So wie das Gesetz der Meder und Perser fest ist und niemand es ändern kann, gibt es hier eine Schrift, die fest ist und niemand wird sie ändern können.
Wir haben also auch hier eine Klammer: In Kapitel 6 eine heidnische Schrift, die nicht geändert werden kann, und in den Kapiteln 10 bis 12 eine göttliche Schrift, die nicht geändert werden kann.
Das bestätigt unsere Vermutung, dass die Gliederung richtig ist und wir auf der richtigen Spur sind.
Kapitel 1 bis 5 werden zusammengehalten durch eine Klammer, und Kapitel 6 bis 12 durch eine andere.
So haben wir tatsächlich zwei Teile im Danielbuch mit dieser Klammer.
Schauen wir uns das nochmals an: Das eine spielt am babylonischen Hof, Kapitel 1 bis 5.
Das andere beginnt mit dem medopersischen Hof und endet auch dort. In Kapitel 10 ist Daniel immer noch beim Hof des Kyros.
Das ist die Teilung.
Das Ende habe ich schon betont: Kapitel 5 ist der Höhepunkt des ersten Teils mit dem Untergang des Königs des ersten Weltreichs.
Der Höhepunkt des zweiten Teils ist der Untergang des Königs des vierten Weltreichs und was danach kommt: die Auferstehung.
Interessant ist auch, dass das erste Teil ganz am Anfang mit dem Angriff Babylons und der Eroberung und Zerstörung der Stadt Gottes, Jerusalem, beginnt.
Kapitel 6 beginnt mit einem Angriff der persischen Minister direkt auf einen der höchsten Männer im Staat, Daniel. Sie wollen ihn zu Tode bringen.
Doch es endet damit, dass Daniel aus der Löwengrube aufersteht.
Kapitel 1 bis 5 beginnen mit dem Angriff Babylons auf Jerusalem und enden mit dem Untergang Babylons.
Wer bleibt? Belsazar geht unter, und Daniel wird auf den höchsten Platz erhoben. Er kommt zum nächsten König Darius und ist fast der höchste Mann im Staat.
Kapitel 6 bis 12 beginnen mit dem Angriff auf Daniel und seiner Befreiung aus der Löwengrube.
Sie enden mit dem Untergang des Königs des Nordens und der Befreiung des Gottesvolkes aus dem Tod.
Sie kommen zwar nicht aus der Löwengrube, aber aus der Todesgrube.
In Kapitel 12 wird berichtet: „Viele, die im Staube der Erde liegen, werden erwachen, der eine zum ewigen Leben, der andere zur ewigen Schande.“
Das Gottesvolk, das dem Herrn treu ist, wird befreit werden.
Äußerlich sieht es so aus, als ob das Gottesvolk stirbt und zugrunde geht. Sie werden getötet und liegen unter der Erde.
Ist das das Ende? Nein. Es gibt eine Auferstehung aus den Toten.
Sie, die viele zur Gerechtigkeit gewiesen haben, werden strahlen wie die Sterne des Himmels, wie der Glanz der Himmelsfeste.
Es gibt eine Auferstehung aus dem Tod.
So haben wir in Kapitel 6 die Auferstehung aus der Löwengrube und in Kapitel 12 die Auferstehung aus dem Tod.
Das ist eine wichtige Botschaft, die den Menschen etwas sagen will – dieses Buch.
Systematische Gliederung des Buches Daniel
Zu lesen bekamen wir damals Folgendes. Wenn ich das Ganze nun etwas systematisch aufschreiben darf:
Der erste Teil beginnt mit der Weigerung am babylonischen Hof, mit der Daniel einsetzt. Dann folgt das Traumbild von den Weltreichen, das in Kapitel zwei beschrieben wird. Anschließend haben wir das Standbild und den Feuerofen. Danach kommen Nebukadnezars Strafe und Wiederherstellung sowie Belsazar.
Interessant ist, dass Kapitel eins allein steht. Kapitel zwei und drei gehören zusammen: In Kapitel zwei träumt Nebukadnezar von dem Standbild, in Kapitel drei wird das Standbild errichtet. Kapitel vier und fünf sind ebenfalls miteinander verbunden. In Kapitel vier wird Nebukadnezar gedemütigt, und er tut Buße. Kapitel fünf handelt von Belsazar, der sich nicht demütigt und keine Buße tut. Er erhält eine Strafe und geht unter.
Nebukadnezar bekam eine Strafe und wurde wiederhergestellt, Belsazar erhielt eine Strafe und ging unter. Diese beiden Geschichten gehören zusammen. Somit steht Kapitel eins allein, Kapitel zwei und drei bilden ein Paar, ebenso Kapitel vier und fünf.
Auf der anderen Seite haben wir Kapitel sechs, das wiederum alleine steht. Hier geht es um Daniels Weigerung am metropersischen Hof, dem Gebot des Königs nicht zu gehorchen. Kapitel sieben und acht sind zwei Visionen, die eng miteinander verbunden sind und zusammengehören.
Kapitel neun behandelt Jerusalems Strafe und Wiederherstellung. Kapitel zehn bis zwölf beschäftigen sich mit dem König des Nordens, seinem Tod und der Auferstehung der Gläubigen am Ende der Tage. Diese Kapitel hängen thematisch zusammen und beziehen sich auf Jerusalems ewige Wiederherstellung.
Thematisch gehören also Kapitel neun bis zwölf zusammen. Die letzte Geschichte, Kapitel zehn bis zwölf, bilden ebenfalls eine Einheit.
Das bedeutet, das Buch ist systematisch aufgebaut: Ein Kapitel steht allein, dann folgen ein paar zusammengehörige Kapitel, und danach noch ein paar weitere. Das ganze Buch ist systematisch strukturiert, was man am Anfang kaum glaubt. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr erkennt man, dass es sehr systematisch geschrieben ist.
Hinter dem Buch steckt eine ganz besondere Art des Geschichtenerzählens, die einprägsam ist. Genau das zeichnet die hebräischen Geschichten aus: Sie sind einprägsam. Wenn die Hebräer etwas erzählten oder schrieben, taten sie dies so, dass es leicht im Gedächtnis bleibt.
Man kann sich diese zwölf Kapitel sehr leicht auswendig lernen, wenn man sie sich systematisch vor Augen führt.
Eigene Gliederung und Ausblick
Nun, das bringt uns also zu meiner Gliederung. Das ist jetzt meine Gliederung, die wir schon kurz angesprochen hatten.
Kapitel eins behandelt die Weigerung am babylonischen Hof. Kapitel zwei und drei beschäftigen sich mit zwei Menschenbildnissen. Dabei wird in Kapitel zwei eines geträumt, während in Kapitel drei ein anderes in natura dargestellt wird.
Kapitel vier und fünf befassen sich mit der Bestrafung der zwei Könige Nebukadnezar und Belsazar. Das ist der erste Teil.
Der zweite Teil umfasst die Kapitel sechs bis zwölf. Kapitel sechs beschreibt die Weigerung am medopersischen Hof. Kapitel sieben und acht behandeln die zwei Tiervisionen. Kapitel neun bis zwölf widmen sich der Deutung der zwei Schriften. Dabei geht es um die Auslegung der Weissagung von den Siebzig Wochen sowie um die Deutung der Schrift im Buch der Wahrheit, in der vom König des Nordens und vom König des Südens die Rede ist.
Jetzt habe ich ziemlich viel gesprochen, und ich hoffe, es war nicht zu schnell. War es zu schnell? Gibt es dazu Fragen?
Ich habe die Gliederung als detailliertes Dokument ausgedruckt vor mir liegen, das ich gleich austeilen werde. Außerdem habe ich eine noch viel detailliertere Tabelle, die ich ebenfalls gleich verteilen werde. Wir können uns diese dann gemeinsam anschauen.
Als Nächstes habe ich einen Kommentar zur Gliederung, der auf zwei Blättern vorliegt. Außerdem gibt es noch ein paar Tabellen zur Geschichte.
Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um uns diese Blätter anzusehen. Danach folgt noch ein Artikel.
