Einführung und Kontext der Diskussion über Ehe und Scheidung
Wir haben diesmal und in einer Woche zwei ganz praktische Themen. Das nächste Mal geht es um das Geld, heute um Markus 10 und die Ehe. Bei den Jesusworten ist es immer sehr hilfreich, dass Jesus sehr klar spricht.
Jesus machte sich auf und kam von dort in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Diese Gegend nennt man Perea. Das muss man aber nicht unbedingt wissen, man darf es auch wieder vergessen. Es ist einfach ein ganz anderes Gebiet. Das ist aber nicht schlimm. Wenn man jedoch ein bisschen geografische Angaben beachten möchte, genügt das jetzt.
Abermals lief das Volk in Scharen zu Jesus zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie erneut. Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich von seiner Frau scheiden dürfe. Sie versuchten ihn damit.
Er antwortete aber und sprach zu ihnen: „Was hat euch Mose geboten?“ Sie antworteten: „Mose hat zugelassen oder erlaubt, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.“
Jesus aber sprach zu ihnen: „Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben. Aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach. Er sprach zu ihnen: „Wer sich scheidet von seiner Frau und eine andere heiratet, der bricht ihr gegenüber die Ehe. Und wenn sich eine Frau von ihrem Mann scheidet und einen anderen heiratet, bricht sie ihre Ehe.“
Die Absicht der Pharisäer und die Schwierigkeit theologischer Diskussionen
Was war da los? Mit welcher Absicht haben sich diese frommen Leute Jesus genähert? Was steckt dahinter?
Man weiß seit der Kinderkirche, dass die Pharisäer immer etwas Böses im Schilde führen. Deshalb ist es klar, dass sie Jesus eine Falle stellen wollen. Mit was wollen sie Jesus eine Falle stellen? Mit einem ganz verzwickten und komplizierten Problem. Sie wollen Jesus mit einer Frage hereinlegen, über die man ewig diskutieren kann.
Und jetzt wissen wir, dass genau das auch das Problem geblieben ist – auch in den letzten zweitausend Jahren. Es gibt eine Fülle von Fragen in Glaubensdingen, auf die man viele Antworten finden kann. Man sagt: „Ja, von der anderen Seite aus betrachtet...“ und „wenn man es noch einmal von einer anderen Seite betrachtet...“ oder „wenn man etwas anderes noch bedenkt...“
Warum sind diese Probleme so schwierig zu lösen? Zunächst fangen sie mit einem Problem an. Schon in der Überschrift dieses Abschnitts wird vielleicht die Frage nicht ganz klar formuliert, denn es beginnt gleich mit der Ehescheidung. Warum ist nicht von der Ehe überschrieben? Die Ehescheidung ist ja nur ein Teilproblem des großen Feldes der Ehe. Deshalb haben wir es heute Abend von der Ehe überschrieben.
Jetzt merken Sie schon, wo die Schwierigkeit liegt. Wenn wir die Probleme angehen, stehen plötzlich die Schwierigkeiten übermächtig vor uns. Und wir fragen uns: Wie möchte man das denn lösen?
Jeder von Ihnen, der heute Abend vielleicht ganz besonders von diesem Abschnitt betroffen ist, vielleicht sogar mit einem Ingrim oder Ärger, denkt: „Du hast ja gut reden! Wenn du wüsstest, wie schwierig es bei mir ist. Ich bin in einer ganz anderen Situation, warum meine Ehe nicht gelungen ist.“
Die Herausforderung der Situationsethik in ethischen Fragen
Wir sehen unsere Probleme, und jetzt müssen Sie aufpassen. Das macht die Diskussionen in der Theologie so schwierig. Man hat dafür ein Wort: Situationsethik. Man kann immer Situationen beschreiben. Diese Situationen können so dramatisch geschildert werden, dass man sagt: Eigentlich gelten in diesen besonderen, extremen Situationen Gottes Vorschriften nicht mehr.
Sie wissen das ja aus Ihrem Leben. Wenn ich mit meinen Konfirmanden über das Gebot rede: „Du sollst kein Falschzeugnis reden“, dann machen wir zuerst einmal ein paar extreme Beispiele. Die Konfirmanden sagen dann oft, dass dieses Gebot in bestimmten Umständen nicht mehr gilt. Zum Beispiel in der Notlüge gilt es angeblich nicht mehr. Wenn man in Not ist, sagt man ja, man darf lügen. Aber wann lügt man dann wirklich? Anders als immer in der Not?
Das sagen die Kinder oft ganz ungeniert. Aus ihrer persönlichen Perspektive meinen sie: Wenn der Lehrer fragt, ob ich es war, kann ich es doch nicht zugeben, also muss ich lügen. Wenn man dann mit ihnen langsam darüber spricht, erkennt man, dass das Gebot gerade diese Notsituation klären will.
Die Situationsethik hat natürlich ganz verrückte Situationen geschaffen, bei denen am Ende alles erlaubt wird. Zum Beispiel: Es ist gar kein Problem zu sagen, dass auch Christen morden oder töten dürfen. Warum? Wenn jemand reinkommt und meine Frau totschlagen will, dann habe ich doch das Recht, den Angreifer zu töten. So oder so ähnlich.
Man kann immer Situationen ausmalen, in denen man sagt: Ja, aber in dieser Situation ist alles anders. Sie wissen, dass das natürlich in der Christenheit dazu geführt hat, dass dramatische Diskussionen geführt wurden. Besonders bei ethischen Fragen, wie etwa der Ehescheidung, die sehr schwierig waren. Diese Frage hat unsere Kirche fast zerrissen. Meine ganze Pfarramtszeit habe ich die Frage begleitet, ob es überhaupt richtig ist, in besonderen Fällen wieder Geschiedene kirchlich zu trauen.
Es hat die Kirche zerrissen, ebenso bei der Frage des Wehrdienstes, der Wiederbewaffnung und weiteren Themen, die wir hatten. Heute geht es natürlich viel, viel weiter. Die Fragen, die auf uns zukommen, sind mit dramatischer Wucht da. Es gibt beträchtliche Kreise in unserer Kirche, die auch die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften wünschen.
Dann wird oft argumentiert: „Schau doch mal die jungen Leute an, sind die dir nicht sympathisch? Du darfst sie doch nicht verurteilen.“ Und daneben steht dann jemand, der mit der Bibel argumentiert. Das wird so dargestellt, als käme da jemand aus einer fernen Welt, und...
Jesus’ Umgang mit der Frage der Ehescheidung
Deshalb achten Sie einmal darauf, wie Jesus das Problem angeht. Jesus diskutiert mit den Leuten nicht über die Ehescheidung und auch nicht über die Problematik der einzelnen Betroffenen. Und das ist in der Tat ein seelsorgerliches Problem.
Sehen Sie, diese Frage muss man unter vier Augen besprechen. Das ist immer gut, und das sollen Sie auch wissen: Es ist richtig, von Eheproblemen unter vier Augen zu reden, um zu klären, wie es sich in der jeweiligen Situation darstellt. Ebenso gilt das für viele andere Nöte, die aus dem Verhalten im Glauben entstehen.
Jesus geht nicht auf die einzelne Problematik ein, sondern sagt: „Was hat denn Mose geboten?“ Ihr Pharisäer, ihr hört immer auf Mose, also zurück zur Grundlinie. Ich gebe Ihnen einfach diesen Ratschlag mit: Sie machen es sich sehr viel leichter, wenn Sie in allen auftauchenden Fragen zunächst einmal sagen: „Na, wie war es denn ursprünglich gedacht? Wie war die Absicht?“
Die Leute schildern dann zuerst, wie Mose eigentlich doch immerhin auch ein Herz hatte für unhaltbare Situationen. Er hat doch erlaubt, einen Scheidebrief zu geben. Und jetzt geht Jesus noch weiter zurück und sagt: „Gut, Mose hat keineswegs die Scheidung erlaubt, sondern hat gesagt: Wenn eine Situation unhaltbar geworden ist, dann ist es besser, sie gehen auseinander.“ Also ist es eine Wahl zwischen zwei Übeln.
In der Zeitung erscheint gerade immer eine Single-Reihe im Lokalteil. Sie haben nicht alles gelesen, aber eine Geschichte über ein Paar, bei dem es erst Frieden gab, als das zweite Bad eingerichtet wurde. Davor stritten sie jeden Morgen, wer zuerst am Waschbecken sich waschen darf.
Wenn es jetzt natürlich so zugeht, ist ja wirklich die Frage, ob es dann noch sinnvoll ist, dass sie zusammenbleiben. Ob es nicht besser ist, dass sie zwei getrennte Wohnungen nehmen. Dann erspart man sich nämlich sehr viel Versündigung aneinander.
Um dieses Problem geht es. Sehen Sie, wenn man schon über Einzelprobleme redet – das wird auch in den großen Diskussionen deutlich. Wir haben ja am Sonntag ein bisschen den Flieger in den Kakao gezogen, aber das ist immer so: Man kann Einzelprobleme nehmen, die werden so übermächtig, und dann sagt man: „Es kann doch nicht sein, dass Gott dagegen ist. Wenn die zwei Leute sich so lieb haben, warum sollen die jetzt nicht zusammenbleiben?“
Oder: „Das arme Kind, wenn das mit dreizehn Jahren schwanger wird – also ist es ja ganz richtig, dass man gegen Abtreibung ist, aber in dem Fall muss man es ja erlauben.“ Sie können immer die Situation so darstellen, dass Ihr Herz gerührt ist.
Jesus hat das nie mitgemacht, weil die Einzelsituation immer problematisch ist. Wenn Sie die Einzelsituation erörtern – außer in der Seelsorge – dürfen Sie Einzelsituationen nicht öffentlich besprechen. Ich habe am Sonntag gesagt, dass das eine ganz heikle Sache ist. Sie sollten vorsichtig sein, dass die Leute sich nicht so entblößen und ihre intimen Dinge vor der Öffentlichkeit ausbreiten.
Die Leute werden erst später merken, was sie sich damit selbst angetan haben, wenn jeder im Dorf oder in der Kleinstadt, sogar die Enkelkinder, davon erfahren. Die Frau hat im Fernsehen erzählt, dieses Problem ihres Lebens und so weiter.
Es ist einfach schön, dass wir eine Decke haben, unter der wir manches auch verstecken können. In der Seelsorge darf man darunter und darüber reden, aber die Öffentlichkeit geht das nichts an, weil unsere Persönlichkeit darunter Schaden leidet.
Die Scham ist doch etwas Positives und schützt auch uns.
Die ursprüngliche Schöpfungsordnung und die Bedeutung von Mann und Frau
Und jetzt geht Jesus einfach zurück und spricht nicht über die aktuelle Situation, sondern über die Grundlinie. Er zeigt zuerst auf Mose und sagt, dass es bei Mose nur eine Notlösung war. Wir haben ja manche solche Notlösungen, zum Beispiel den Bund mit Noah. Nach der Sintflut war wieder klar, dass die Menschen sündigen. Aber Gott hat gesagt: „Jetzt machen wir einen Notbund.“ In diesem Notbund gilt: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll wieder vergossen werden. Das ist das Gesetz des Strafvollzugs.
Warum wird jemand eingesperrt? Es ist nicht schön, eine Strafe zu verhängen, die weh tut, damit andere abgeschreckt werden. Das ist nicht christlich. Aber nach der Schwere der Verfehlung wird eine Strafe festgelegt. Das gibt es im Noah-Bund. Es gibt eine Gewalt, die schützt, eine Polizei, die droht – im Noah-Bund ganz eindrücklich. Das ist aber nicht die ursprüngliche Ordnung des Paradieses.
Jesus sagt: „Jetzt gehen wir noch weiter zurück, von Anfang der Schöpfung an.“ Ich möchte heute Abend hauptsächlich darüber sprechen, was Gott eigentlich mit der Erschaffung von Mann und Frau vorgehabt hat. Dann reden wir über die Ehe. Das ist immer besser, als über die Probleme der Ehescheidung zu sprechen. Das ergibt sich dann vielleicht ganz von selbst.
Ich möchte Ihnen als Rat mitgeben: Gehen Sie immer zuerst zurück! Das hilft auch, wenn wir heute Fragen wie Homosexualität diskutieren. Natürlich gibt es viele Nöte und Verirrungen in unseren Tagen. Viele davon sind aber hausgemacht durch die Sünde. Das ist in unserem menschlichen Leben sehr leicht vorhanden. Es gibt auch viele heilende Kräfte, und da kann man sich dann in die Literatur vertiefen.
Deshalb ist es schwierig, über Situationen zu sprechen, besonders in großen Foren, wo eine Gruppe schreit und die nächste lacht. Dort wird das Thema oft nicht ernsthaft behandelt.
Wie hat Gott das eigentlich geplant bei der Erschaffung, bei der Schöpfung der Welt? Gott hat die Welt geschaffen – die Sterne, die Pflanzen, die Tiere. Und dann sagt das biblische Zeugnis, und das ist mir immer ganz groß: Gott hat mit dem Menschen etwas ganz Besonderes geschaffen. Der Mensch ist nicht bloß ein hochentwickeltes Tier, sondern etwas ganz anderes.
Er steht über den Tieren, hat eine Verantwortung, ein Gewissen und kann Gut und Böse erkennen und unterscheiden. Der Mensch ist in seiner Stellung Gott gegenüber einzigartig. Er ist im Ebenbild Gottes geschaffen.
Was meint das Ebenbild? Es ist nicht gemeint als äußere Form unseres Körpers. Sonst käme ja die dumme Frage: Ist Gott ein Mann oder eine Frau? Es geht vielmehr darum, dass wir bei Gott von Liebe sprechen und bei Menschen von Liebe, bei Gott von Barmherzigkeit und bei Menschen von Barmherzigkeit. Dabei reden wir nicht menschlich von Gott, sondern göttlich von Menschen.
Mein Leben soll die Güte Gottes widerspiegeln, die Reinheit, die Treue und die Wahrhaftigkeit Gottes. Ich soll ein Bild Gottes sein, und er will sein Wesen in den Menschen hineinlegen. Das ist die große Absicht hinter dem Ziel des Ebenbildes.
Nun hat Gott den Menschen geschaffen in einer Doppelung: Mann und Frau. Es ist ja toll, er schuf nicht einfach Menschen, sondern den Menschen als Mann und Frau. Im Schöpfungsbericht steht auch gleich, dass es nicht gut sei, wenn der Mensch allein sei.
Ich bin mir immer wieder bewusst, wenn wir bei Trauungen dieses Wort sprechen, welchen Stich es im Leben vieler Teilnehmer gibt. Viele Menschen konnten durch Kriegsereignisse nie heiraten, andere haben früh einen lieben Menschen verloren. Es ist eine Belastung, die man nur tragen kann.
Oft hört man von Menschen, die als großen Schmerz ihres Lebens sagen: „Ich habe einen lieben Menschen gehabt, und wir konnten nicht heiraten. Da waren Dinge, die uns nie zusammenkommen ließen. Ich habe mein Leben in großer Not allein durchlebt.“ Die Bibel sagt schon auf den ersten Seiten: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.
Trotzdem gibt es den Rat zur Ehelosigkeit, auch zum Zölibat. Aber in der Bibel wird Ehelosigkeit nur als Rat gegeben, das sagt Jesus schon. Und man muss ganz genau hinschauen, was damit gemeint ist.
Warum als Mann und Frau? Weil jeder Einzelne als Mann oder als Frau nicht ganz zur Entfaltung seiner Gaben kommt.
Die Tiefe der Verschiedenheit von Mann und Frau in der Ehe
Wir leben heute in einer Zeit, in der das ganze Eheleben vor allem unter dem Gesichtspunkt des Geschlechtlichen betrachtet wird. Es wird oft behauptet, dass man in unserer Zeit zu prüde sei und so weiter. Das stimmt jedoch nicht.
Ich habe in den Jugendaufzeichnungen meines Vaters aus der Zeit des Ersten Weltkriegs gefunden, wie er sich als 18-Jähriger darüber empört hat, dass die Älteren im CV nicht offen über sexuelle Fragen gesprochen haben. Jede Generation erlebt die Entdeckung der Pubertät, und plötzlich merkt man, dass das, was in einem vorgeht, immer auch ein Geheimnis ist.
Die Art und Weise, wie heute in unserer Welt mit dem Thema umgegangen wird, ist keine wirkliche Befreiung. In der Bibel geht es nicht nur um das Geschlechtliche, aber dieses ist auch gemeint. Dabei geht es viel weiter als nur um das Körperliche. Die Verschiedenartigkeit von Mann und Frau reicht tief ins Wesen hinein.
Wenn man Ehepaare von außen betrachtet, wird oft deutlich, dass es nicht nur um Pünktlichkeit, Aufstehen oder Ordnung geht. Es gibt unzählige Dinge, die zeigen, dass jede Ehe eine enorme Mischung von Gegensätzen ist. Zum Beispiel liebt der eine die Kunst, die andere nicht. Gegensätze ziehen sich an, und Mann und Frau sind ganz tiefe Gegensätze. Sonst würden sie sich gar nicht heiraten. Es sind immer ganz extreme Gegensätze, die heiraten.
Das ist das, was Gott in der Schöpfung vorgesehen hat. Oft heiratet man jemanden, der etwas verkörpert, das man selbst als Sehnsucht in sich trägt, vielleicht etwas, das man an sich selbst sucht und nicht hat. Diese Sehnsucht am anderen zu finden, ist eine wunderbare Gabe Gottes.
Noch einmal: Das Geschlechtliche ist das schwächste Bindeglied in einer Ehe. Es funktioniert am leichtesten, vielleicht bei 99 von 100 Menschen, egal wie man sie zusammenstellt. Das eigentliche Problem ist immer wieder, ob Menschen mit ihrer ganzen Denkweise zusammenkommen.
Ich beobachte heute bei vielen jungen Leuten, dass sie sich die Ehe sehr romantisch vorstellen. Besonders problematisch ist es in unseren Kreisen, wo viele junge Menschen die Ehe geistlich überhöhen. Sie meinen, wenn sie den Mann oder die Frau auf eine besondere Weise kennengelernt haben, müsse das von Gott sein, nur weil es irgendwie außergewöhnlich oder zufällig war. Daraus schließen sie, dass ihre Ehe automatisch gelingen muss.
Man sollte junge Leute sehr früh darauf hinweisen, dass das keine sichere Grundlage ist. Sie müssen sich nüchtern überlegen, ob sie ihr Leben miteinander gestalten können, bevor sie mit körperlicher Nähe beginnen. Sie sollten darüber sprechen, wie sie ihr Leben planen wollen.
Dazu gehören viele Fragen. Es gibt Ehen, die allein an der Frage zerbrechen, ob man früh oder spät aufsteht, wie man den Sonntag verbringt oder wie man isst. Solche Kleinigkeiten können in der Ehe zu großen Problemen führen, sodass sich die Partner kaum noch in die Augen sehen können.
Darum ist es wichtig, schon vor der Ehe darüber zu reden, wie man es sich vorstellt. So merkt man, ob man zusammenpasst, ob man aufeinander zugehen kann und ob man einen Weg findet, das Leben miteinander zu gestalten.
Es ist interessant: Kaum ist man verheiratet, merkt man oft, wie viele Verschiedenheiten es gibt. Wenn man mit jungen Ehepaaren spricht, hört man oft, dass es bei ihnen genauso war. Die Veränderungen sind tiefgreifend, und plötzlich wird einem bewusst, wie unterschiedlich man ist und wie viel man miteinander aushandeln muss.
Die Bedeutung von Offenheit und gegenseitiger Unterstützung in der Ehe
Das, was uns deshalb so wichtig ist, ist die Frage: Wie kann man ein Zusammenleben überhaupt beginnen, wenn nicht unter dem Ja Gottes, der uns geschaffen hat?
Dabei darf es nicht nur ein Trauungsgottesdienst sein, der irgendwie durch eine magische Wirkung unser Leben verändert. Vielmehr sollten sich Brautpaare noch einmal ganz klar darüber werden, was sie überhaupt wollen.
Mir ist es beim Traugespräch immer sehr wichtig, jungen Eheleuten zu sagen: Das Schönste bei uns Christen ist, dass wir voreinander ehrlich sind. Man darf nicht einfach so tun, als sei man perfekt, sondern muss sagen: Ich bin ein schwieriger, leidender Mensch. Christen kennen ihre Sünden, sie sind keine Heiligen.
Das ist etwas ganz Wunderbares: Wenn man sagt, ich brauche dich als Helfer und Stütze in meinem Leben, damit wir gemeinsam den Weg gehen können. Und wenn man zugibt, dass man sich oft aneinander versündigen wird, aber um Hilfe bittet, um gemeinsam aus den Problemen herauszukommen.
Die große Chance bei Christen ist, dass man voreinander seine Schwächen offenbaren kann. Man kann miteinander niederknien und vor Gott Schuld und Verfehlungen bekennen. Das verbindet uns, weil wir wissen, dass Gott seine Geschichte mit uns macht und genau da anfängt.
Ich weiß nicht, wie ungläubige Menschen das machen, die sagen: Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich weiß nicht, wie man mit so jemandem unter einem Dach leben kann, wenn er meint, er habe nie etwas falsch gemacht und mache alles richtig. Es gibt auch eine scheinbare Sicherheit in der Scheinheiligkeit.
Das Entscheidende ist doch: Ich stehe vor dem heiligen Gott, und er fügt uns mit all unseren Verschiedenheiten zusammen. Jetzt, nach wie vielen Jahren wir verheiratet sind – ich weiß es nicht mehr genau, 33, 34 –, sieht man natürlich, dass man noch ganz blind war, wie viel man seiner Frau zumuten kann.
Ich staune erst jetzt, wie meine Schwiegersöhne die Kinder pflegen. Das habe ich nie gemacht, und ich finde das toll: Windeln wechseln und so weiter. Das ist herrlich, wenn man solche Rollen annimmt und sich gegenseitig auch mal eine Belastung ist.
Es ist schön, wenn Eheleute von Anfang an wissen, dass sie einander eine schwere Belastung sind, auch eine Hypothek. Und dass man sich trotzdem freut, ist schön. Aber man sieht es mit der nötigen Nüchternheit und Klarheit, weil wir sagen: Ich kann ohne dich nicht mehr sein. Du bist der wichtigste oder der beste Mensch auf dieser Welt.
Wir gehen zusammen und suchen den Weg. Wir wollen hörende Menschen sein. Bei einem jungen Brautpaar gibt es auch die Möglichkeit, dass der eine dem anderen sagt, wo er verletzt wird.
Der Hauptfehler in vielen Ehen ist sicher, dass man meint, man könne einander erziehen. Es ist ganz furchtbar, wenn junge Leute ganz offen sagen: Das will ich ihm abgewöhnen. Das ist merkwürdig, wenn einer sagt, ich mache das gern, zum Beispiel abends die Socken auszuziehen, und der andere möchte nicht, dass das in der Wohnung passiert.
Darum kann man sich natürlich streiten, weil es oft Kulturfragen sind. In der Ehe kann man sich aber nichts abgewöhnen, außer wenn einer sich öffnet und sagt: Hilf mir, ich merke, ich mache etwas falsch. Aber das muss vom Betroffenen ausgehen.
Man kann vielen Menschen etwas sagen. Vielleicht ist es schon schwierig, wenn Hausbewohner sich über das Saubermachen der Kehrwoche unterhalten. Aber in der Ehe kann man sich kaum etwas sagen.
In der Ehe ist man sehr empfindlich, weil man eine eigenständige Persönlichkeit bleibt. Man bleibt bis zum Lebensende ein eigenständiger Mensch. Meine Frau ist kein Anhängsel von mir. Sie hat ihre eigene Würde und ihr eigenes Leben. Sie steht einmal vor Gott im Gericht allein da.
Deshalb ist es heute auch richtig, dass Frauen mit Recht dagegen rebellieren, wenn sie sagen: Mein Mann behandelt mich so, als müsste ich mich ihm unterordnen. Es gibt einige, die meinen, das sei eine neutestamentliche Ordnung, dass Frauen gehorchen müssen. Ich habe das in der Bibel noch nicht gefunden.
Das ist wieder ein Wort der Situationsethik. Es meint nicht das, was gesagt wird: Wie Christus die Gemeinde geliebt hat, so sollen Männer ihre Frauen lieben. Wir müssen da aufpassen und vielleicht unseren jungen Leuten helfen.
Ich denke immer wieder: Das Beste ist, wenn erfahrene Menschen jungen Leuten sagen, es gibt keine perfekte Ehe. In der Bibel gibt es keine perfekte Ehe. Es gab schreckliche Ehen. Selbst die schöne Ehe von Isaak und Rebekka sowie Jakob und Esau war schwierig. Die Brüder haben sich gegeneinander gestritten, selbst unter dem Segen Gottes.
Ich habe oft erlebt – und wir tun das eigentlich sehr ungern –, dass wir Missionarsfamilien junge Abiturientinnen schicken, die dort Kinder hüten oder Ähnliches. Denn oft war es so schlimm, dass sie nach wenigen Wochen nach Hause geschrieben haben: Das können keine Christen sein, wie es in der Familie alles passiert.
Sie waren überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass es draußen in der Fremde und bei großer Arbeitslast oft zu spannungsreichen Begegnungen kommt. Es kann trotzdem eine gesegnete Ehe sein.
Aber es ist wichtig, dass auch die Singles unter uns das wissen: Das ist nicht der Grund, warum wir heiraten.
Die Motivation zur Ehe und die Bewährung im Alltag
Warum heiraten wir eigentlich? Was war die Motivation bei Luther? Für ihn war es ganz klar nicht so, dass er es nicht anders ertragen konnte oder dass er einfach nur heiraten wollte, weil die Mädchen zu nett und zu süß waren. Das war für Luther nicht der Grund.
Für Luther war die Schöpfungsordnung der Grund. So war es von der Schöpfung her vorgesehen. Ein weiterer Grund für Luther war, dass er sagte: Im Kloster kann man fromm leben, das ist kein Problem. Aber gehe mal in die Ehe und sei dann Christ. Die Bewährung findet im Alltag statt, im Jammertal des Lebens.
Wenn dort acht oder neun Kinder herumspringen und einige davon sterben, wenn viel Arbeit zu erledigen ist und Haus und Hof versorgt werden müssen, dann kann man schon mal mit einem Halleluja singen anfangen. Das muss man auch einmal sagen.
Deshalb stellt sich immer die Frage: Was bedeutet es, Single zu sein, und was bedeutet es, verheiratet zu sein? Heute leben wir in unserer modernen Gesellschaft natürlich anders. Doch wenn man ein oder zwei Kinder hat, ist es oft auch nicht leichter, wenn man sich um seine Kinder sorgt.
Die Ehe ist eine enorme Bewährung. Ich bitte einfach, dass jeder seinen Platz einnimmt, so wie er sich erst einmal vor Gott dafür entschieden hat und wie er diesen Platz nun einnimmt. Gott will ihn an dieser Stelle segnen.
Die Einheit von Mann und Frau in der Ehe als neue Person
Schuf sie als Mann und als Frau, und diese Bindung zwischen Mann und Frau wird zu einer ganz neuen Person sein.
Das eigentlich Erregende ist nicht nur das Zusammenleben, auch nicht nur das Zusammensein im Fleischlichen. Es ist ein Missverständnis, wenn Leute meinen, das sei hier wieder rein sexuell zu verstehen. Das ist zu eng gefasst. Sexuelle Einheit kann nur das letzte Zeichen und Symbol dafür sein.
Viele Menschen leben heute Sexualität, ohne wirklich mit einem anderen Menschen eins zu werden. Denn es gehört viel mehr dazu. Dazu gehört die Übereinstimmung der Gefühle. Alles andere, wie Selbstbefriedigung oder der sexuelle Akt mit einer beliebigen Person, ist etwas ganz anderes.
Das Einsein, von dem Jesus redet, ist das Herrliche. Es ist vergleichbar mit der Freude in einer Familie, wenn man miteinander plant, Anteil nimmt am Leben des anderen, für ihn sorgt und alles gemeinsam trägt.
Das Wunderbare an Gottes Schöpfungsordnung ist genau das: dass man eins wird. Darum möchte ich immer wieder darum bitten, denn um dieses Einswerden muss man ringen.
Es ist schön, zusammenzufinden im Dienen, im Leben, im Lieben und in der Lebensgemeinschaft. Die Ehe ist eine ganz außergewöhnliche, von Gott gestiftete Gemeinschaft. Sie ist vielleicht eines der wenigen Überbleibsel aus dem Paradies, aus der ursprünglichen Schöpfungsordnung – auch wenn sie durch die jetzigen Zustände dieser Welt beschädigt ist.
Wo Gott ernsthaft gesucht wird, da ist auch meine Erfahrung, gibt es Heilung. Selbst wenn Ehen bedroht sind, und es ganz schlimme Bedrohungen geben kann, sind die heilenden Kräfte Gottes so groß, dass ich behaupten möchte: Ich kann mir keinen Fall auf der ganzen Welt vorstellen, in dem diese heilenden Kräfte nicht wirksam wären, wenn Menschen in der Buße zu Gott umkehren.
Ich möchte betonen, dass ich niemanden angreifen will. Ich möchte einfach eine überwältigende Erfahrung teilen, die ich gemacht habe, wenn man wirklich Gott sucht.
Ich möchte jedem Mut machen, in der Umkehr genau das zu suchen und zu lernen.
Manchmal stehe ich auch bei jungen Ehepaaren daneben – nicht in unserer Familie, sondern allgemein. Ich spreche nicht von konkreten Fällen, sondern von jungen Menschen, bei denen ich erschrocken bin, wie manche über andere reden oder schlecht von ihnen sprechen.
Ich sage den jungen Ehepaaren immer wieder: Ihr dürft nicht übereinander reden, wenn der andere nicht dabei ist. Für mich ist das schon ein Ehebruch – egal, ob es die Schwiegermutter ist oder jemand anderes.
Ihr gehört zusammen. Ihr zwei seid eine verschworene Einheit. Das ist das, was Gott will.
Umgang mit Trennung und Scheidung in der Gemeinde
Und nun weiß ich natürlich, dass es Probleme gibt bei Menschen, die diesen Weg nicht gehen. Ich weiß auch immer wieder, dass es nur Gottes Gnade war, wenn er uns anders geführt hat. Das habe ich nie anders gemeint, und deshalb meine ich es auch nie richtend. Sie wissen auch, dass ich das nie anders empfunden habe.
Es gibt natürlich Fälle, in denen man nur sagt, es ist das Beste, man geht auseinander. Dabei würde ich immer auch raten, die Trennung von Tisch und Bett ist vielleicht auch etwas ganz Geschicktes. Man muss ja nicht gleich eine Ehescheidung machen. Warum soll man nicht einmal ein halbes Jahr auseinandergehen, wenn man sich dennoch verpflichtet weiß und sagt, es gibt keinen anderen Menschen, an den man gebunden ist?
Das sind alles menschliche Versuche, Situationen zu meistern. Das ist dann Situationsethik, über die man sich noch unterhalten kann. Aber die große Zielrichtung muss immer klar sein: Gott will etwas ganz Großes schenken.
Ich leide etwas unter diesen Trauungen, die dann bloß noch ein Remporium sind, wo das nicht mehr deutlich wird. Es ist nicht die Predigt, die wir dort im Gottesdienst haben, sondern es sind eigentlich doch diese Worte, die wir in der Trauung immer wieder aus dem Schöpfungsbericht sagen: Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.
Und ich sage: Das will Gott bei euch noch einmal tun. Er will seine Eigenart in euer Leben einprägen. Deshalb verändert man sich in einer Ehe, wenn sie gesund ist, sehr. Man wird durch den Ehegatten verändert, wenn dieser nicht die Absicht hat, einen zu verändern, sondern wenn das in der Liebe einfach so geschieht, dass man sich öffnet und sagt: Komm, du machst es besser, hilf mir, gib mir einen Rat, ich weiß das doch nicht.
Ja, es ist herrlich, dass auch die Bindung zu den Eltern ein Leben lang bleibt. Das Elterngebot ist gültig, dass wir Vater und Mutter ehren. Aber sie haben nicht mehr dieselbe Bedeutung, sondern plötzlich ist man ein anderer Mensch geworden.
Meine wunderbare Mutter sagt plötzlich: Du bist ein ganzer Eichel geworden, was ist mit dir in der Brautzeit? Ja, sicher, man verändert sich natürlich in der Liebe. Das kann die Mutter natürlich auch manchmal empfinden. Da gibt es ja überhaupt diese Sache, die man dann so nennt, mit der Schwiegermutter – eine ganz natürliche Reaktion.
Aber das ist mit den Vätern nicht anders, weil man sein Kind liebt und für sein Kind alles getan hat. Das Allerschwerste ist dann nur, wenn man die Kinder in einer Bindung sieht, die einem wehtut. Man sagt, da wird mein Kind in einen Abgrund hinuntergezogen, und dort ist eine Trennung von Gott. Das ist das Schwere.
Wenn Kinder den Weg gehen, dann kann man sie doch dort unter dem Segen Gottes ziehen lassen. Da steht auch: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“ (1. Korinther 7,10-11).
Viele haben herumphilosophiert, ob es da besondere Ehen gibt, wo Gott noch einmal etwas macht. Selbst der große Theologe Karl Barth hat behauptet, man könne ja nie wissen, ob Gott eine Ehe wirklich zusammengefügt hat. Darum sei es natürlich möglich, wieder die Ehen zu scheiden.
So können Theologen immer wieder in ihrem Kopf etwas zusammenspielen. Nein, es ist ganz einfach bei Jesus gemeint: Wo Menschen Gott darum bitten, da erhört er Gebet. Und das ist eine ganz einfältige Sache, wo man darum bitten darf. Da darf man auch Mut machen.
Man darf darauf zugehen, man darf sie unter den Segen Gottes stellen. Aber das Wichtigste ist, dass sie unter dem Ja Gottes eine Bindung zu einem Menschen eingehen.
Deshalb kann ich es heute Abend nur in diesem Rahmen sagen: Es ist eine schmerzliche Sache, dass viele junge Leute heute unklar sind, wann eine Ehe beginnt – um ihrer eigenen Würde willen, auch vor dem anderen.
Es ist mir immer wieder wichtig, dass sie das wissen: Das ist etwas Großes und eben doch etwas ganz anderes, als wenn ich sage, was ist mal Geschlechtlichkeit. Das ist halt auch wie wenn ihr Brot oder Vesper esst. Bei mir eben nicht.
Deshalb ist es ein Ding, das sich nur mit einem Menschen teilen kann. Deshalb gibt es auch einen Schutz. Der Teufel hat auch in den christlichen Gemeinden sehr viel Not schon gestiftet.
Vielleicht meint der andere, man sei dort ein bisschen überextrem. Aber wir müssen aufpassen, dass wir Linien klar gehen. Es gibt manche verschlafene Leute, die kommen auch gar nicht in die Gefahr. Aber die biblischen Richtlinien sind ernst zu nehmen und Gott will hier etwas zusammenfügen in der Ehe.
Es ist ganz arg schön, wenn unsere jungen Leute das auch sehen, was eine Ehe bedeutet. Das Familienleben sehen sie oft auch zuhause nicht. Das ist eine Gabe Gottes.
Wenn eine Ehe gelingt, kann es sich niemand auf die Fahnen schreiben als ein Verdienst. Deshalb hat ja Jesus das noch schöner gesagt, gerade bei der Ehescheidung ist das ja immer so ein Problem. Man wird da gerne ein Gesetzesfanatiker, sagt: Ja, aber es geht doch nicht so.
Wie Jesus sagt: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen (Matthäus 5,27-28). Das gilt natürlich auch für Frauen und Männer gleichermaßen.
Auf einmal sind unsere Gedanken entlarvt, und wir sind alle solche, die Übertreter sind. Es ist gar nicht mehr das Problem, wer frei von Sünde ist, sondern dass heilende Kräfte Gottes wirksam sind.
Da gibt es schöne Sachen: Ein Brautpaar bittet plötzlich, am Tag vor der Trauung könnten sie nicht zwei Stunden vorher zusammenkommen, in ganzer Geschlossenheit. Die anderen sagen: Ich möchte Abendmahl feiern. Ich möchte die reinigende Kraft Jesu über mein Leben noch einmal zugesprochen haben.
Wir brauchen gar nicht forschen, was da los war. Es ist auch schön, wenn wir es zudecken dürfen. Aber sie wissen genau, Gott muss noch einmal ganz neu meine Gefühle heiligen und reinigen, weil sonst der ganze Anfang falsch ist.
Die Gefahr von Fremdbildern und die wahre Bedeutung von Liebe
Eine große Not besteht heute darin, dass wir alle durch Fremdbilder geprägt sind. Das ist eine ernsthafte Herausforderung. Manchmal meint man, das Tierleben sei ein Vorbild für das menschliche Zusammenleben, auch in der Ehe. Dann wiederum wird uns in der schonungslosen Aufklärung oder Pornografie zugemutet, dass es keine Liebe gibt.
Es wird in schnellen Schritten darauf hingearbeitet, dass die Kinder gefangen genommen werden. In der modernen Pornografie gibt es nichts mehr, was man erobern kann. Dieses Feld ist erschöpft, alle anderen Felder sind durchforstet. Wir müssen die Welt nicht richten, sondern einfach wissen, dass die Schönheit nur in der Liebe zwischen zwei Menschen liegen kann. Alles andere kann nicht glücklich machen.
Sie wissen, wie furchtbar manche Dinge sich entwickeln. Oft spricht man nicht darüber. Wenn man dann gerufen wird, um bei Eheschwierigkeiten zu schlichten, sollte man einfach unter vier Augen darüber reden. Menschen sollten vor Gott offenlegen, was dazu geführt hat. Meist ist es so, dass man einen Weg gegangen ist, auf dem man etwas gesucht hat, was von Gott nicht gesegnet werden konnte. Deshalb kann man keinen Frieden finden.
Es geht um ihr Leben, es geht um ihren Gottes Segen.
Ehebruch und die Verantwortung für den Bruch der Ehe
Jesus hat dann nicht mehr zur Ehescheidung gesagt, sondern einen sehr hilfreichen Gedanken geäußert. Deshalb meine ich, dass dies auch nicht verurteilend ist und nichts mit der Ehescheidung zu tun hat. Er zeigt vielmehr die Schönheit der Ehe.
Wo beginnt der Ehebruch? Jesus hat in der Bergpredigt gesagt, dass es mit dem begehrlichen Blick anfängt. Auf jeden Fall sagt Jesus auch, dass der Ehebruch vollzogen ist, wenn ein Mensch eine geschlechtliche Beziehung mit einer anderen Person hat. Das ist eine völlig klare Sache, was gemeint ist.
Hier ist auch sehr wichtig, wer der Aktive ist, der am Zerbrechen der Ehe schuldig ist. Das ist ein Punkt, der mir immer eine große Not bereitet und für uns eine schwere Gewissensfrage darstellt.
Aus seelsorgerlichen Gründen haben wir uns immer gesagt: Natürlich trauen wir auch Geschiedene. Aber wenn der Fall so ist – ich habe das einmal von einer Abiturientin in einem Schulunterricht gehört –, die sagte: „Ich will von der Kirche nichts mehr wissen, mein Vater ist von uns in der Familie weg und hat eine andere Frau geheiratet, und der Pfarrer hat sie als erstes gleich getraut.“ Wir haben ein paar Häuser weiter gewohnt, und ich weiß, wie verletzend das sein kann.
Deshalb ist es auch geboten, ob es die Nachbarn verstehen oder nicht. Man darf nicht sagen, es gibt keine Kirche mehr dafür. Die meisten wollen das ohnehin nicht mehr. Aber dort, wo Menschen vergeben wollen – und das will ich immer wieder ganz deutlich sagen –, gibt es viele Möglichkeiten. Dazu gehört auch die Möglichkeit der Trauung.
Ich habe bei vielen auch schon gesagt: Was ist eine Trauung? Ich mache auch einen Gottesdienst, lasse dann die Traufrage weg, und man kann auch so segnen. Ist das nicht herrlich? Ich kann doch Menschen auch den Segen geben. Was ist eine Trauungshandlung? Ich würde niemandem das Wort Gottes und den Segen verweigern.
Aber wir sagen dann: Es muss nicht immer ein großes Theater mit prunkvollem Einzug sein, bei dem die ganze Nachbarschaft zuschaut. Gerade auf dem Dorf gibt es dabei oft große Schwierigkeiten. Das kann eine Waffe gegen den geschiedenen Partner sein. Man muss immer sehen, wie das auf andere wirkt. Das sind kleine Zusammenhänge, die man in solchen Fällen beachten muss.
Jesus nimmt es aber sehr ernst, wer die Ehe bricht und wer derjenige ist, der ausbricht. Das wurde ja in unserem Scheidungsrecht abgeschafft, und das hat auch ein Problem mit sich gebracht. Sicher, das öffentliche Ausbreiten der „schwarzen Wäsche“ war nicht sinnvoll. Aber heute ist es sehr wichtig.
Sie kennen die vielen Fälle, in denen plötzlich ein Mann auszieht, zu seiner Freundin zieht und dann sagt: „Ja, bitte.“ Jesus markiert den Punkt sehr klar: Wo ist die Beziehung dessen, der ausbricht und mit einem anderen die Ehe beginnt? Das ist etwas ganz anderes als das, was zur Trennung führt, wenn man sich nicht mehr versteht.
Abschluss mit der Verheißung der göttlichen Bindung in der Ehe
Ich möchte heute Abend nicht mit dem Schließen, sondern einfach mit der herrlichen Verheißung enden, dass Gott hier zwischen Menschen etwas zusammenfügen will.
Natürlich ist es ganz klar, dass dieses Zusammenfügen das Hören braucht und das gemeinsame Beten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich zwei Menschen verheiraten, wenn sie nicht miteinander laut beten können und sich nicht ganz Jesus verschreiben.
Jetzt sehe ich gerade auf meinem Manuskript, dass wir hinterher aufgeschrieben haben, was die Rabbinen für den Scheidebrief an Ordnung gegeben haben. Wann soll man einen Scheidebrief geben, wenn etwas ganz Schändliches geschehen ist? Und was war nach der rabbinischen Auslegung etwas Schändliches? Zum Beispiel, wenn das Essen noch nicht verzehnt war, also die Steuerabgabe vor dem Tempel nicht gegeben wurde. Oder wenn die Frau mit entblößtem Haupt ausgeht.
Es war auch möglich, den Scheidebrief zu geben, wenn sie auf dem Markt Fäden spinnt oder wenn sie mit jedermann schwätzt. Das wollte ich Ihnen doch nicht vorenthalten. Aber das Entscheidende war: Gott fügt zusammen.
Ich würde sonst meinen, ich gebe Gott alle Möglichkeiten. Ich finde es heute auch gar nicht schwierig, was selbst mit Eheanbahnungsinstituten alles möglich ist. Ich sage auch immer wieder, wenn Menschen sagen, sie hätten gern jemanden, da können sie mir helfen und so. Man kann doch auch manchen helfen. Es ist manchmal auch nicht ganz leicht.
Mein Bruder hat mir auch geholfen, dass ich damals mit dem Mädchen zusammentraf. Er hat gesagt: Warum lädt er mich zu dem Geburtstag seiner Frau ein? Ich habe doch gar keine große Beziehung. Aber für mich war es hilfreich.
Es ist manchmal auch nötig, dass man das ein bisschen arrangiert und so macht. Unsere jungen Leute sind dann vielleicht ganz froh, wenn reife Eltern ihnen helfen.
Da war bei einem württembergischen Dekan ein Fikat, der hat die Kurve auch nicht bekommen. Eines Tages hat er zu seinem Herrn gesagt, zu seinem Herrn Dekan: „Herr Dekan, ich würde ja ganz gern auch heiraten, bin jetzt vierunddreißig, aber ich weiß gar nicht, wie ich es machen soll.“
Da hat der Herr Dekan gesagt: „Das ist doch gar nicht schwierig. Mir hat er so eine nette Gemeindehelferin empfohlen.“ Er sprach sie an und sagte: „Ich weiß nicht, wie ich es mache.“ Der Dekan antwortete: „Ich lade sie einfach mal abends ein, dann esst mal miteinander zu Abend.“
Dann haben sie miteinander zu Abend gegessen. Danach hat er gefragt: „Herr Dekan, wie geht es jetzt weiter?“ Da sagte der Dekan: „So, jetzt singen wir noch!“