Einführung in den Dienst Jesu und Johannes des Täufers
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode achtundneunzig: Jesus der Täufer.
Hinter uns liegt ein Gespräch, das der Herr Jesus mit dem Pharisäer Nikodemus geführt hat. Wir wissen jetzt, wie man gerettet wird, nämlich durch den Glauben an den einzigartigen Sohn Gottes, an Jesus von Nazareth, der auch Christus genannt wird.
Wir stehen jedoch, was den Dienst Jesu angeht, noch ganz am Anfang – bis Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen wird. Gehört Jesus irgendwie zu derselben Reformbewegung? Bitte versteht mich nicht falsch: Jesus war eigenständig und kein Jünger von Johannes dem Täufer, aber seine Botschaft ist sehr ähnlich.
Johannes predigt, und ich lese uns Matthäus Kapitel 3, die Verse 1 und 2 vor:
"Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste von Judäa und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen."
Dann lesen wir von dem Herrn Jesus in Markus Kapitel 1, Vers 15:
"Nachdem aber Johannes überantwortet wurde, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nah herbeigekommen; tut Buße und glaubt an das Evangelium."
Merkt ihr, wie der Herr Jesus und Johannes der Täufer dasselbe predigen? Beide sagen: Tut Buße, das Reich Gottes ist nahe gekommen.
Gemeinsamkeiten und Konflikte in der Taufe
Und nicht nur die Botschaft ist identisch, auch Jesus tauft. Beziehungsweise tun seine Jünger das in seinem Auftrag. Dadurch entsteht innerhalb dieser jüdischen Reformbewegung, die von Johannes dem Täufer gegründet wurde, ein Konflikt.
Wir lesen in Johannes 3,22-24: Danach kamen Jesus und seine Jünger in das Land Judäa, also in die Gegend rund um Jerusalem. Dort verweilte er mit ihnen und taufte. Aber auch Johannes taufte zu Änon nahe bei Salim, weil dort viel Wasser war.
Diese Menschen, die Buße tun wollten, kamen hin und wurden getauft, denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen worden. Halten wir fest: Jesus taufte, und Johannes taufte.
Im Text heißt es als Erklärung für den Ort, an dem Johannes taufte: „nahe bei Salim, weil dort viel Wasser war“. Dieser Vers ist interessant, weil er einen Hinweis darauf gibt, wie getauft wurde, nämlich auf eine Weise, die viel Wasser benötigte – also durch Untertauchen und nicht durch Besprengen.
Das ist jedoch nur ein Nebengedanke. Die Reformbewegung um Johannes den Täufer hatte ein zweites Zentrum bekommen, und damit kam es jetzt zu Rivalitäten.
Streit um die Taufe und die Reaktion der Johannesjünger
Johannes 3,25-26: Es entstand eine Streitfrage zwischen den Jüngern des Johannes und einigen Juden über die Reinigung, gemeint ist die Taufe. Die Jünger kamen zu Johannes und sagten zu ihm: „Rabbi, der jenseits des Jordan bei dir war, dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm.“
Die Jünger von Johannes dem Täufer haben ein Problem. Bis zum Auftreten von Jesus aus Nazaret hatten sie das Monopol auf die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Doch jetzt ist da dieser Jesus mit seinen Jüngern, und er tauft ebenfalls.
Irgendwann stellen die Jünger von Johannes fest, dass sich viel mehr Menschen von Jesus taufen lassen als von ihrem Rabbi. Das fällt nicht nur ihnen auf. Was tun sie? Zuerst gehen sie zu Johannes und berichten ihm davon: „Rabbi, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm.“
Wie wird Johannes reagieren? Seine Popularität schwindet, das ist klar. Aber wie wird er damit umgehen? Seine Antwort ist einfach genial. Bevor wir uns diese morgen anschauen, zunächst ein kurzer Einschub.
Die Frage nach der Loyalität der Johannesjünger
Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum es überhaupt noch Jünger des Johannes gibt? Ein Volk wartet auf seinen Messias. Dann kommt Johannes der Täufer und verweist auf einen Mann, den er das Lamm Gottes nennt, das die Sünde der Welt wegnehmen wird – den Sohn Gottes.
Johannes fordert seine eigenen Jünger auf, diesem neuen Rabbi zu folgen. Aber warum tun das nicht alle seine Jünger? Warum bleibt überhaupt noch ein einziger Jünger bei Johannes dem Täufer? Und warum gibt es noch Jünger des Johannes, sogar nach dessen Tod?
Die Antwort darauf ist vielleicht folgende: Der Mensch ist zur Anbetung geschaffen. In ihm steckt der Wunsch, sich einer Sache oder einer Person zu verschreiben. Diese Fähigkeit, sich an eine Aufgabe oder an einen Standpunkt zu binden, ist etwas absolut Wunderbares.
Doch sie hat auch eine hässliche Kehrseite. Nachfolge betört das Ego, mein Fleisch, meinen Wunsch, danach etwas darzustellen. Die Nachfolge selbst kann zum Götzen werden.
Die Gefahr der Gruppenzugehörigkeit in der Nachfolge
Ich weiß, dass das vielleicht komisch klingt und ich mich möglicherweise nicht ganz klar ausdrücke. Aber Bekehrung ist nie nur eine Hinwendung zu Gott. Sie bedeutet immer auch eine Hinwendung zu einer Gemeinschaft, zu einem bestimmten Lebensstil und zu einer bestimmten Weltanschauung.
Aus der Gruppe, der ich jetzt angehöre, aus der Art, wie ich meinen Glauben lebe, oder aus den vielen Antworten, die ich gefunden habe, kann neben dem Vertrauen in Gott auch ein falsches Vertrauen entstehen. Dieses Vertrauen richtet sich dann nicht mehr auf Gott selbst.
Plötzlich spielt es eine übertrieben große Rolle, zu welcher Gemeinde ich gehöre, wie ich das Abendmahl feiere oder welcher Endzeittheorie ich anhänge. Ich möchte damit nur eine Gefahr aufzeigen: Es besteht die Gefahr, dass wir uns zwar an Gott hängen, unser Glauben in der Praxis aber doch an der Gruppe hängt, der wir uns zuordnen.
Nicht Gott ist dann unsere Identität, sondern die Gruppe.
Die Herausforderung für Christen in Gemeinschaften
Und was wir im Fall der Johannesjünger gut sehen können: Wehe, wenn Gott selbst es dann wagen sollte, unsere Gruppe und ihre liebgewonnenen Positionen in Frage zu stellen. Dann wird nämlich klar, worum es uns inzwischen wirklich geht.
Deshalb ist die Antwort von Johannes dem Täufer so genial. Sie ist nicht nur genial, sondern beschreibt auch, worauf es im Leben eines Christen wirklich ankommt. Um die Antwort, die wir uns morgen genauer anschauen werden, vorwegzunehmen: Es kommt darauf an, dass wir Jesus in unserem Leben den Platz geben, der ihm zusteht.
Und das ist eben nie der zweite Platz hinter unserem Egotrip, sondern immer die Pole-Position. Jesus muss vorne sein, er muss den Ton angeben, er muss wichtig sein – nicht ich. Er muss groß rauskommen, nicht mein Ego.
Das gilt ganz besonders dann, wenn ich mich in einer religiösen Gemeinschaft befinde, die sehr viel Eigendynamik erzeugt und sich als berufen und unverzichtbar wahrnimmt. Je mehr wir in einem religiösen Betrieb eingebunden sind und darin aufgehen, je mehr wir auf tolle geistliche Zeiten zurückblicken oder uns für die mit dem Durchblick halten, desto mehr dürfen wir uns fragen, ob es uns wirklich noch um Jesus geht oder ob sich da in unserem Herzen bereits eine angenehme Form geistlicher Selbstzufriedenheit breitgemacht hat.
Eine Form von Selbstzufriedenheit, der es mehr um den Fortbestand der Gemeinschaft und des Althergebrachten geht und weniger darum, Gottes Plan mit dieser Welt zu erfüllen.
Einladung zur persönlichen Reflexion und Umkehr
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, was dir Sicherheit gibt. Ist es dein persönlicher Umgang mit Gott oder deine Zugehörigkeit zu einer Gemeinde oder einer christlichen Strömung?
War das schon alles für heute? Falls du lange nicht mehr im Gottesdienst warst oder dich noch nicht verbindlich in einer Gemeinde engagierst, wäre heute ein guter Moment, um Buße zu tun und dein Leben zu ändern.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.