
Ich möchte heute Morgen direkt mit der Predigt beginnen, ohne eine längere Hinführung. Ihr solltet also nicht erst langsam wach werden, sondern gleich präsent sein und bereit, das System hochgefahren haben.
Ich möchte mit euch einen sehr herausfordernden Text lesen. Es ist ein sehr bekannter Text, aber dennoch sehr anspruchsvoll. Er stammt aus dem Ersten Johannesbrief, Kapitel 3, Verse 16 bis 18. Dort sagt Johannes:
Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat. Auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.
Wer aber irdischen Besitz hat und sieht, wie sein Bruder Mangel leidet, und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?
Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!
Wenn Gott das Kommando in meinem Leben übernimmt, dann wird sich eines ganz sicher ändern: Es wird sich die Liebe zu Gott von mir aus nach außen hin verändern, ebenso die Liebe zu meinen Mitmenschen.
Christen sollten durch ihre Liebe auffallen und nicht nur durch warme Worte. Johannes fordert mich hier heraus, damit aufzuhören, nur zu reden, und endlich anzufangen zu tun.
Deshalb habe ich diese Predigt auch mit dem Satz überschrieben, den ihr auf der Folie ganz oben seht: Taten, nicht nur Worte. Taten, nicht nur Worte.
Wenn Johannes über die Liebe spricht, richtet er meinen Blick zuerst auf Jesus. Wenn ich auf Jesus schaue, verstehe ich, wie groß die Liebe Gottes zu mir ist.
Gottes Liebe wurde sichtbar, als der Herr Jesus auf diese Erde kam. Gott wurde Mensch, damit ich wieder eine Beziehung zu Gott haben kann. Das ist wirklich unglaublich. Jesus hat sein Leben für mich gegeben. Er starb stellvertretend für mich am Kreuz.
Die Bibel betont immer wieder, dass er an diesem Kreuz zu meiner Sühne gestorben ist. Jesus wurde wie ein Blitzableiter, der den Zorn Gottes – den Blitz des Zornes Gottes – auf sich nimmt, damit ich Frieden mit Gott bekomme. Jesus hat buchstäblich unter dem Zorn Gottes gelitten, damit ich eine Beziehung zu Gott haben kann.
Wenn ich nicht verstehe, wie schrecklich es ist, unter dem Zorn Gottes zu leben, werde ich auch nicht tiefer begreifen, wie groß die Liebe des Herrn Jesus zu mir ist. Mensch, Jesus gab sein Leben für mich.
Stell dir vor, dein bester Freund, mit dem du auf einem Ausflug in den Bergen bist, reißt dich gerade noch vom Abgrund weg. Dabei verliert er das Gleichgewicht, stürzt in die Tiefe und kommt ums Leben. Ich würde immer wieder daran denken: „Hey, der hat sein Leben für mich gegeben.“
Aber er konnte nur sein irdisches Leben für mich geben. Er konnte es nie so machen, wie der Herr Jesus es getan hat – er hat mich vor dem ewigen Zorn Gottes gerettet. Deshalb hat Jesus sein Leben gegeben.
Wenn ich irgendwo ein Kreuz sehe oder hier vorne an der Wand, soll ich mich immer wieder neu daran erinnern: Er hat sein Leben für mich gegeben. Darüber kann ich nur fassungslos staunen.
Aber das, was Jesus getan hat, fordert auch mich heraus, mein Leben Jesus zu geben. Unser Text sagt sogar, dass ich Jesus schuldig bin, für die Brüder und natürlich auch für die Schwestern das Leben hinzugeben.
Bevor ich Gott kennengelernt habe, ging es vor allem um mich selbst. Egoismus ist das Betriebssystem, nach dem wir funktionieren. Manche funktionieren auf Windows, andere auf einem anderen Betriebssystem, zum Beispiel Apple. Wir funktionieren auf dem Betriebssystem Egoismus.
Bei einigen fällt das gar nicht so auf, denn sie können es besser tarnen. Sie haben eine Art Tarnsoftware. Bei anderen wirkt es etwas plumper. Paulus sagt einmal über seine Mitarbeiter, seine engsten Mitarbeiter, in Philipper 2,21: „Sie suchen alle das Ihre, außer Timotheus.“ Mit ihm war Gott schon etwas weiter.
Als ich die Predigt vorbereitet habe, dachte ich: Wenn ich das Zeugnis des Timotheus nicht hätte, würde ich wahrscheinlich zu allen Mitarbeitern gezählt werden. Es ist sogar so, dass wir anderen helfen können und dabei gute Taten tun. Doch wenn man genau hinschaut, dann machen wir das oft, um uns selbst dabei gut zu fühlen.
Das heißt, in diesem Fall verstecken wir unseren Egoismus sogar hinter unseren guten Taten. Und genau das soll in meinem Leben anders werden. Gott will seine Liebe durch mich leben.
In Vers 17 wird es sehr konkret: Wenn ich geben kann, sollte ich es auch tun. Geht es um Geld? In der Bibel geht es beim Geben jedoch nicht nur um Geld. Das mag zwar am einfachsten sein, aber es betrifft auch andere Bereiche meines Lebens – zum Beispiel meine Zeit, meine Fähigkeiten oder meine Kraft. Alles gehört Gott.
Es ist spannend zu sehen, dass Gott wirken will und mich dazu gebrauchen möchte. Ich darf hautnah dabei sein, wenn zum Beispiel ein Mensch eine Beziehung mit Gott beginnt. Da stehe ich daneben, weil Gott mich gebraucht hat. Oder indem ich jemandem etwas aus dem Wort Gottes zeigen kann. Wenn dieser Mensch dann hineinschaut und sagt: „Boah, da wird mir Jesus ja noch mal größer“, stehe ich daneben und denke: „Echt schön, dass Gott mich jetzt gebrauchen konnte, damit Jesus in seinen Augen noch größer wird.“
Aber Gott ist nicht auf mich angewiesen. Wenn ich also sage: „Nein, ich möchte mich nicht von Gott gebrauchen lassen“, muss Gott kein Schild anbringen mit der Aufschrift: „Wegen Personalmangel geschlossen.“ Er gebraucht dann andere Leute. Für mich hat er jedoch ein Paket mit Erfahrungen gepackt, die ich mit ihm machen darf.
Die Frage ist: Packt mich das noch? Wenn ich darauf nicht eingehe, bleibt dieses Paket zwar gepackt, aber ich kann es nicht auspacken. Das heißt, ich verpasse so viel, wenn ich mich Gott nicht zur Verfügung stelle. Gott verpasst dagegen nichts.
Ich hätte durch diese verpassten Erfahrungen erleben sollen, wie es ist, dass Gott mein Leben gebraucht, um seine Liebe weiterzugeben. Johannes wird hier sehr praktisch: Er sagt, hör auf, nur zu reden, und fang an zu tun – Taten, nicht nur Worte.
Und Taten können darin bestehen, dass ich darüber nachdenke, worüber sich Hans jetzt freuen könnte. Dabei geht es nicht nur darum, darüber nachzudenken, sondern ihm auch aktiv zu helfen, damit er Freude empfindet. Oder ich frage mich: Was ermutigt Gerda? Was wäre für Gustav jetzt eine echte Hilfe? Es gibt so viele Möglichkeiten, Gottes Hilfe und Liebe in meinem Umfeld weiterzugeben.
In der Bibel wird uns Barnabas als Sohn des Trostes vorgestellt. Das bedeutet, Gott hat Barnabas gebraucht, um andere zu trösten. Stell dir vor, man könnte dein Leben mit dieser starken Beschreibung versehen: Du bist ein Sohn oder eine Tochter des Trostes.
Johannes fordert uns heraus, konkret zu überlegen und zu handeln. Das wird in dem biblischen Begriff „gute Werke“ zusammengefasst, von dem der Apostel hier spricht. Wenn wir das Wort „Werke“ hören, dann klingeln bei uns als konservative evangelikale Christen natürlich alle Alarmglocken. Schnell denken wir an das katholische Verständnis, in dem Werke die Möglichkeit geben sollen, am eigenen Heil mitzuwirken.
Oder wir erinnern uns an die deutlichen Aussagen des Paulus, der klar macht: Der Mensch wird nicht durch Werke, sondern durch Glauben allein gerettet. Das ist alles sehr wahr.
Aber hier in 1. Johannes 3,16 geht es gar nicht um Werke, die eine Relevanz für mein Heil haben. Kein Werk bringt mich in den Himmel, nur der Glaube. Das weiß ich aus Johannes 3,16 oder Römer 4,6 oder anderen Bibelstellen. Allein Gottes Gnade ist der Grund dafür, dass ich in den Himmel kommen und Jesus sehen darf – sonst nichts.
Aber wie so oft im Leben können wir, wenn wir uns zu sehr auf etwas fixieren, manchmal einen Tunnelblick bekommen. Dabei sehen wir die andere Seite überhaupt nicht mehr und blenden sie komplett aus. Die Bibel spricht jedoch sehr oft von guten Werken.
Sie betont, dass gute Werke die Auswirkung meines Glaubens an Jesus sind. Sie geht sogar so weit zu sagen, dass, wenn keine guten Werke in meinem Leben vorhanden sind, mein Glaube krank ist.
In Matthäus 5 sagt der Herr Jesus, dass die Menschen deine guten Werke sehen sollen und dadurch deinen Vater im Himmel preisen. Die Menschen sollen also deine guten Werke sehen und dadurch auf Gott schauen.
Welche Werke sehen deine Bekannten und Nachbarn in deinem Leben, für die sie Gott preisen können? Das ist eine spannende Frage zum Nachdenken.
In Apostelgeschichte 9 lesen wir von Dorcas. Sie war eine sehr unscheinbare Frau, doch sie hatte ein überragendes Zeugnis. Ihr Zeugnis war, dass sie reich an guten Werken und an Almosen war. Könnte man das auch über dein Leben sagen? Was würden die Leute wohl bei dir aufzählen?
Ich finde Dorcas’ Leben sehr ermutigend, gerade für Menschen, denen es schwerfällt, öffentlich zu reden oder irgendwo aufzutreten. Das war Dorcas auch nicht. Trotzdem war ihr Leben reich an guten Werken und Almosen.
In Epheser 2 lesen wir, dass wir geschaffen sind zu guten Werken. Das ist mein Lebensziel: dass Gottes gute Werke und seine Liebe in meinem Leben sichtbar werden. Ein großer Teil dieser guten Werke, die Gott durch mein Leben tut, tut er mir oder durch mich in seiner Gemeinde.
Gott hat mir nicht meine Gaben gegeben, damit ich sie in die Vitrine stelle und sage: „Schau mal her, so glänzt der Spaten noch wie am ersten Tag“, obwohl damit nie gearbeitet wurde.
Es ist gut, auch den Livestream zu verfolgen, so wie ihr das jetzt gerade macht. Aber wenn man nur auf der Couch sitzen bleibt und gar nicht in der Gemeinde auftaucht, dann entspricht das nicht Gottes Sinn.
Wo will ich die Gaben einsetzen, die Gott mir gegeben hat?
In 1. Timotheus 2,10 gibt Paulus Timotheus einen wichtigen Hinweis. Er sagt, es gibt Menschen, die sich zur Gottesfurcht bekennen. Timotheus soll dem aber nicht zu schnell glauben. Es gibt ein Erkennungsmerkmal, an dem du erkennen kannst, ob das, was sie sagen, wirklich stimmt. Dieses Merkmal sind die guten Werke, erklärt Paulus dort.
In 1. Timotheus 2,10 heißt es also: Du wirst die Gottesfurcht an den guten Werken erkennen, an nichts anderem.
In 1. Timotheus 6 wünscht Paulus seinen Lesern – und auch uns heute Morgen – Folgendes: Ihr sollt Gutes tun und reich sein an guten Werken. Das ist auch eine Sehnsucht für mich.
Auch Titus soll ein Vorbild sein – und ihr ahnt es schon – worin? In den guten Werken und in der Lehre. Paulus fordert ihn also auch zu Taten auf, nicht nur zu Worten.
In Titus 3 sagt Paulus, die Christen sollen sich um gute Werke bemühen, damit sie nicht unfruchtbar sind. Das heißt: Die guten Werke sind die Frucht meines Lebens mit Jesus. Gottes Liebe wird durch diese Werke sichtbar.
Petrus schreibt es in 1. Petrus 2: Die Menschen sollen eure guten Werke anschauen und dadurch fasziniert sein von eurem Gott.
Durch die Jahrhunderte haben Christen eine Spur guter Werke in der Geschichte hinterlassen, so wie es die Bibel sagt. Es gibt nur wenige Stellen, die ich herausgenommen habe, in denen die Bibel von guten Werken spricht.
Christen, die nach diesem Grundsatz gelebt haben, taten nicht nur Worte. Es waren Christen wie Georg Müller, der Waisenhäuser baute, oder Bodelschwing, der Heime für geistig Behinderte gründete. Schon in den ersten Jahrhunderten errichteten Christen Armenhäuser, Altenheime und Blindenheime. Heute würden wir diese Einrichtungen als psychiatrische Kliniken bezeichnen. Das ist keine Erfindung unserer Zeit, sondern wurde bereits in den ersten Jahrhunderten praktiziert.
Christen kümmerten sich um Aussätzige, gründeten Wohltätigkeitsvereine und bauten Krankenhäuser. Es war ihnen wichtig, gute Werke zu tun. Die Geschichtsbücher sind voll von Christen, die von Gott befähigt wurden, seine Liebe auch durch Taten zu zeigen. Ich denke dabei an Persönlichkeiten wie Florence Nightingale, William Wilberforce, Amy Carmichael, Philippe Pinel und viele andere Menschen, die gute Werke getan haben.
Wenn wir also über diese guten Werke der Christen nachdenken, die vor uns gelebt haben, dann sollte uns das genau so motivieren, uns auch in unserem Umfeld von Gott gebrauchen zu lassen und seine Liebe weiterzugeben. Wenn Gott das mit diesen Menschen tun konnte, warum sollte er es dann nicht auch mit mir tun?
Wichtig ist nur, dass meine Motivation darin besteht, es aus Liebe zu Jesus zu tun. Weil Jesus es will und weil er mir die Kraft dazu gibt. Deshalb bleibe ich nicht nur bei Worten stehen, sondern ich liebe, wie Johannes es hier sagt, in Tat und Wahrheit.
Und Wahrheit bedeutet: Wenn ich dir Taten der Liebe zeige, dann nicht, weil ich etwas von dir will. Sondern ich tue es wirklich aus Liebe zu Jesus. Ich tue es, weil ich sage: Herr, ich möchte, dass deine Liebe durch mich in meinem Alltag sichtbar wird.
Und wenn du dabei auch nichts fühlst – das ist egal. Gottes Liebe ist nicht von deinem Gefühl abhängig. Tu es einfach. Es geht um Taten.
Übrigens, wenn die Bibel von Werken spricht, dann meint sie manchmal auch „tote Werke“. Tote Werke können großartige soziale Taten sein, aber sie werden weder aus der Abhängigkeit von Gott heraus getan, noch aus Liebe zu Jesus.
Deshalb sagt Gott: Es sind tote Werke, sie zählen bei mir nichts. Auch wenn sie toll aussehen und Menschen helfen, fallen sie bei mir durch.
Deswegen werden in der Bibel immer wieder gute Werke betont. Das sind Werke, die Gott vorbereitet hat und die auch in der Abhängigkeit von ihm getan werden – zum Beispiel, indem ich sie im Gebet vorbereite und im Gebet begleite. Für diese Werke gibt Gott mir dann auch seine Kraft.
Ganz klassisch lese ich das zum Beispiel in 1. Korinther 9,8: „Gott vermag, euch jede Gnade überreich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt.“ Das kann man auswendig lernen: „in allem, allezeit, alle Genüge habt“. Aber dort endet der Vers nicht, sondern es geht weiter: „und überreich seid zu jedem guten Werk.“
Das heißt, Gott schüttet seine Gnade in meinem Leben so überreich aus, dass ich sie gar nicht festhalten kann, sondern sie weitergeben muss und soll. Ich bin nur ein Kanal seiner Liebe, mehr nicht. Ich soll überreich sein in jedem guten Werk.
Ich kann also nach dem Motto leben: „Wie Jesus mir, so ich dir.“ Gott möchte, dass wir ihn durch unsere guten Werke ehren. Er stellt uns alles zur Verfügung. Wir müssen nur lernen, Gottes Geschenke nicht nur festzuhalten, sondern weiterzugeben – Taten, nicht nur Worte.
Es ist gut zu beten, aber es ist auch gut, sehr praktisch Gottes Liebe in Taten zu zeigen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber dieser Vers fordert mich sehr heraus. Vor kurzem hat mir ein Leiter einer bekannten Missionsgesellschaft erzählt, dass diese Gesellschaft in Osteuropa tätig ist. Dort war es so, dass Christen in ihren kleinen Wohnungen etwa zehn andere Christen aufgenommen haben, weil diese kein Dach mehr über dem Kopf hatten.
Was sie aber hatten, war Corona. Und ihre Gastgeber haben sich alle angesteckt. Soweit ich weiß, haben sie die Krankheit auch alle überstanden. Ich frage mich: Wie lebe ich das, wenn es heißt: „Ich bin bereit, mein Leben für meine Geschwister zu geben“? Reicht meine Bereitschaft wirklich so weit?
Sie haben das sehr konkret gelebt, sie haben den ersten Johannesbrief Kapitel drei umgesetzt. Es ist eine große Herausforderung, gute Werke zu tun und nicht nur darüber nachzudenken. Dabei sind wir oft stark darin, nur darüber nachzudenken, aber es auch umzusetzen, fällt schwer.
Ich habe schon einmal erzählt, dass es in meiner Zeit in Nordrhein-Westfalen eine Gemeinde gab, die als „der Kühlschrank“ bezeichnet wurde, weil es dort menschlich so kalt war. Ich kann nicht beurteilen, ob dieses Etikett gerechtfertigt war oder nicht. Aber wenn es berechtigt war, dann waren die Christen dort nicht in den Werken aktiv, die Gott für sie vorgesehen hat. Das ist wirklich schade.
Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinde zu einem „Heizschrank“ werden, in dem den Menschen so richtig warm wird, dass sie die Jacke ausziehen müssen – weil wir mit Taten leben.
Es fängt damit an, dass neue Besucher angesprochen werden und ich mich wirklich für sie interessiere. Dafür ist jeder verantwortlich, nicht nur der Besuchsdienst. Vielleicht ist es ja gerade dein gutes Werk, das Gott heute für dich vorgesehen hat. Hier haben wir noch viel Optimierungsbedarf.
Kleinen Kindern gibt man manchmal Geld, damit sie am Muttertag eine Rose für die Mama kaufen. Und sie tun das dann auch. Wenn der kleine Knirps dann da steht und der Mutter die Rose entgegenstreckt, sagt sie doch nicht: „Ja, das hast du ja von unserem Geld gekauft, oder? Da hast du ja noch nicht einmal selbst Geld dafür eingesetzt, also wäre es ja noch mehr wert gewesen.“ Das macht sie nicht. Sie freut sich über die Rose, sagt „Hey, super!“
Gott ist genauso. Auch wenn er mir die Kraft gibt, gute Werke zu tun, freut er sich, wenn ich das annehme und in meinem Leben umsetze. Es scheint sogar so zu sein, dass Gott uns für die guten Werke belohnt, die er durch uns tun konnte. So stehe ich zwar nicht, denn es ist ja nicht meine Kraft, durch die ich gewisse Dinge umgesetzt habe. Darauf kann ich mir nichts einbilden. Aber es scheint tatsächlich so zu sein.
Ein klassischer Beleg dafür ist 1. Korinther 3. Dort werden Werke mit Holz, Heu und Stroh verglichen. Du legst ein Streichholz daran, und alles verbrennt. Dann gibt es aber auch Werke, die mit Gold, Silber und edlen Steinen verglichen werden. Diese überstehen augenscheinlich das Gerichtsfeuer Gottes.
In 1. Korinther 3,14 wird mir verraten, dass ich sogar eine Belohnung für meine guten Werke bekomme. Dabei geht es nicht um Rettung, denn auch bei denen, deren Werke verbrennen, „werden sie gerettet“, sagt Vers 15 ausdrücklich. Es kann hier also nicht um einen Lohn gehen, der mit Rettung zu tun hat.
Das heißt, der Tod macht uns nicht alle gleich, denn Jesus redet immer wieder vom Lohn. Es gibt eine Stelle, in der er sagt, dass es Leute gibt, die über zehn Städte regieren, und andere, die über fünf Städte regieren. Das ist die Auswirkung meines Lebens hier auf der Erde. Nachlesen kann man das in Lukas 19.
Ich kann von der Erde nichts mitnehmen, aber das Coole ist: Ich kann es vorausschicken. Ich kann die Werke der Liebe vorausschicken. Das scheint die Währung zu sein, die ich auf meinem Himmelskonto wiederfinde.
Es gibt eine berühmte Predigt von John Piper mit dem Titel You have one life, don't waste it – Du hast ein Leben, verschwende es nicht. Diese Predigt ist schon sehr alt.
Darin erzählt Piper von zwei alten Frauen, beide um die achtzig Jahre alt, die ihr Leben eingesetzt haben, um als Ärztin und Krankenschwester Gottes Liebe zu den Kranken und Armen in Kamerun zu bringen. Sie haben sich jahrelang für Gott engagiert und sich gebrauchen lassen, um 1. Johannes 3,18 zu leben, das wir hier gelesen haben: Liebe in Tat und Wahrheit. So haben sie Gott groß gemacht.
Dann erhielt die Gemeinde, in der John Piper war, die Nachricht, dass diese beiden Frauen mit ihrem Auto eine Klippe hinuntergestürzt waren, weil die Bremsen versagt hatten. Sie waren sofort tot.
Piper fragt in der Predigt: Ist das eine Tragödie? Menschen haben jahrelang Jesus gedient, und aufgrund eines technischen Defekts, von dem Gott auf jeden Fall wusste, stürzen sie die Klippe hinunter und sterben. Er lässt diese Frage offen.
Anschließend erzählt er von einem Artikel, den er gelesen hat. Es ging um ein junges Rentnerehepaar, beide noch vor den sechzig, die noch nicht ganz im Ruhestand angekommen waren. Sie waren mit ihrer Yacht in der Sonne Floridas unterwegs und sammelten Muscheln, um es sich in den nächsten Jahren gut gehen zu lassen.
Das ist ein Traum, oder? Man wünscht sich, vor der Küste Floridas zu kreuzen und Muscheln zu sammeln – das ist doch super.
Piper sagt dann sinngemäß: Das ist eine Tragödie. Wenn dir in deinem Leben und an deinem Lebensabend nichts Besseres einfällt, wenn du nichts Besseres tust, als Muscheln zu sammeln und mit einer Yacht unterwegs zu sein, dann wirst du einmal vor Gott stehen und ihm deine Muschelsammlung präsentieren – und dann deine Yacht zeigen.
Dabei hätte dein Leben den Unterschied machen können. Aber dein Leben hat keinen Unterschied gemacht, weil du angepasst in deiner Spur unterwegs gewesen bist.
Ich finde das Lied „Wenn der König wiederkehrt“ von Miroslav Krobach sehr aufrüttelnd. Besonders berührt mich die Stelle, in der es heißt: Eines Tages, wenn der König wiederkehrt, wird sich jedes Knie vor Gott, dem Herrn, beugen.
„Oh, ich will nicht, wenn ich dort bin, mit leeren Händen stehen. Ich will nicht voller Beschämung in die Augen Jesus sehen, er, der für mich seine Herrlichkeit verließ und am Kreuz seine Liebe mir bewies. Nein, er schonte nicht sein Leben, er gab sich für uns hin. Oh, ich will ihn nicht enttäuschen, wenn ich vor ihm bin.“
Eine Anmerkung von mir: Wenn ich Jesus nur das bringen will, was ich selbst geschafft habe, dann werde ich ihn immer enttäuschen. Aber wenn in meinem Leben sichtbar wird, was er durch mich tun konnte, wenn also Gottes gute Werke in meinem Leben sichtbar werden, dann macht das Jesus groß.
Von dieser Gelegenheit keinen Gebrauch zu machen, ist wirklich enttäuschend. Wenn ich das im Hinterkopf habe, dann finde ich Krobachs Refrain für mich sehr herausfordernd: „Oh, lasst uns Irdisches vergessen und geistlich weiterleben, dabei auch an andere denken und die Wahrheit weitergeben.“ Das klingt hier ganz stark nach 1. Johannes 3,18.
Dass der König wiederkommt und die Menschheit dann entlohnt, jeder wird vor ihm stehen und ihm in die Augen sehen. Lasst uns doch mit unserem Leben Gott erfreuen, sodass wir am Ende nichts bereuen.
Ihr wisst, ich finde es ganz, ganz wichtig, auf Jesus zu schauen und nicht auf mich. Ich nutze meine Predigten auch immer wieder dazu, zu motivieren, Jesus nachzufolgen.