Einführung in das Thema Verantwortung für Sünde in der Gemeinde
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 413: Sünde konfrontieren, Teil 2. Vom Umgang mit Sünde in der Ekklesia des Messias.
Das ist das neue Thema, mit dem Jesus uns überrascht. Zuerst lernen wir, welche Verantwortung wir für die Kleinen im Glauben haben. Jetzt verstehen wir, welche Verantwortung wir grundsätzlich für die Geschwister tragen, die durch Sünde von einem gesunden Glaubensleben abweichen.
Ich möchte dieses Thema mit einer Warnung beginnen. Nur weil wir füreinander verantwortlich sind, heißt das nicht, dass wir zu geistlichen Wächtern werden sollen, die im Sinne eines Blockwarts das Verhalten der Geschwister in der Gemeinde auf Sünde untersuchen.
Das habe ich in der letzten Episode bereits gesagt. Wir dürfen Sünde auch einfach ertragen oder übersehen. Salomo schreibt dazu im Prediger 7,20-22: „Denn kein Mensch auf Erden ist so gerecht, dass er nur Gutes tut und niemals sündigt. Auch richte dein Herz nicht auf all die Worte, die man redet, damit du nicht hörst, wie dein Knecht dich verflucht, denn auch viele Male, dein Herz weiß es, hast auch du andere verflucht.“
Ich kenne mein Leben, ich kenne mein loses Mundwerk. Deshalb muss ich nicht allen Worten Beachtung schenken, die irgendwer über mich redet. Dasselbe kann man für alle Arten von Sünden annehmen.
Weil ich weiß, wie leicht ich sündige, darf ich nachsichtig mit meinen Geschwistern sein.
Grenzen der Nachsicht und Notwendigkeit des Handelns
Allerdings gibt es eine Grenze für diese Form von heiliger Gelassenheit. Es gibt Sünde, die ich ansprechen muss. Ich muss sie ansprechen, weil sie meine Geschwister zerstört, weil sie der Gemeinschaft schadet oder weil ich selbst merke, dass Ertragen gerade nicht möglich ist.
Wie gesagt, es geht um Sünde. Es geht nicht darum, dass mir der Kleidungs- oder Musikstil von Geschwistern nicht gefällt. Und es geht um Geschwister in der Gemeinde. Wir richten nicht die Heiden.
Paulus bringt das gut auf den Punkt in 1. Korinther 5,11-12:
„Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit einem solchen nicht einmal zu essen. Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind?“
Wir beurteilen das Verhalten von Geschwistern, das Verhalten von Menschen, die drinnen sind, also zur Gemeinde gehören. Beim Beurteilen von Sünde geht es immer nur um Menschen, die Bruder genannt werden. Erst wenn jemand formal zur Gemeinschaft zählt, wird er für mich ein Teil der Familie, und ich werde für ihn verantwortlich.
Was man hier an der Aufzählung auch gut sieht, ist, dass es sich um klare, grobe Sünde handelt. Es geht um Dinge wie Unzucht, Habsucht, Götzendienst, Lästern, Trunkenheit und Raub. Im Blick auf solche Sünde gilt es, zu handeln.
Schritte zur Konfrontation mit Sünde im kleinen Kreis
Matthäus 18,15: Wenn dein Bruder sündigt, geh hin und überführe ihn unter vier Augen, also nur zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen. Das bedeutet, er erkennt seine Sünde an und bringt eine der Buße würdige Frucht hervor. Dann habe ich meinen Bruder gewonnen.
Aber was, wenn er nicht hört?
Matthäus 18,16 sagt: Wenn er nicht hört, nimm noch einen oder zwei mit dir, damit die Aussage aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt wird. Es geht weiterhin darum, den Sünder zu gewinnen.
Das Vieraugengespräch war also nicht erfolgreich. Das kann vorkommen. Was ist jetzt zu tun? Ich gehe wieder hin, diesmal aber nicht allein. Ich bringe ein oder zwei Personen mit.
Warum? Damit aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt wird. Diese Regel mit den zwei oder drei Zeugen stammt aus dem Alten Testament. Dort lesen wir in 5. Mose 19,15: Ein einzelner Zeuge soll nicht gegen jemanden auftreten wegen irgendeiner Ungerechtigkeit, Sünde oder Verfehlung. Nur wenn zwei oder drei Zeugen etwas bezeugen, gilt die Sache als bestätigt.
Wir haben es hier nicht mit einem Gerichtsverfahren zu tun, aber die Tatsache, dass zwei oder drei Zeugen die Wahrheit einer Aussage bezeugen, gilt auch außerhalb des Gerichtssaales.
Lasst uns nicht vergessen, worum es wirklich geht: Ich will den sündigenden Bruder gewinnen. Ich möchte, dass er seine Sünde einsieht und Buße tut.
Wenn ich merke, dass ich allein nicht überzeugend genug bin, frage ich mich, auf wen er hören würde. Dabei geht es nicht darum, die Gemeindeleitung mitzunehmen. Es geht darum, mit den richtigen Zeugen zu kommen.
Ich suche reife Christen, die mein Urteil unterstützen und von denen ich denke, dass der sündigende Bruder auf sie hören wird.
Einbeziehung der Gemeinde bei fortgesetzter Verweigerung
Matthäus 18,16: Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt wird.
Merkt ihr, wir halten das Thema immer noch aus der Gemeinde heraus. Aus einem Vieraugengespräch wird ein Gespräch in einem ganz kleinen Kreis. Erst wenn das auch nichts bringt, dann ist nicht die Gemeindeleitung gefragt, sondern die ganze Gemeinde.
Matthäus 18,17: Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde. Wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner.
Der letzte Schritt ist das Offenbaren der Sünde vor der Gemeinde. Nachdem alle Versuche, die Sünde im kleinen Kreis anzusprechen, gescheitert sind, muss es die Gemeinde als Ganzes wissen.
Achtung: Nicht im Sinn einer Schmutzkampagne. Es geht nicht darum, den Ruf des Sünders zu zerstören. Vielmehr geht es darum, die Gemeinde als Ganzes mit ins Boot zu holen – mehr Zeugen, mehr Ideen, mehr Gebet für den sündigenden Bruder.
Die Gemeinde als Familie und gemeinschaftliche Verantwortung
Gemeinde ist Familie. Deshalb bezeichnen wir uns als Brüder und Schwestern im Glauben. Wenn ein Bruder sündigt, muss die ganze Gemeinde am Ende versuchen, ihn zurückzugewinnen – insbesondere dann, wenn Unbußfertigkeit in Verstocktheit umschlägt.
Es geht weiterhin ums Gewinnen und nicht, beziehungsweise noch nicht, um einen Ausschluss aus der Gemeinde. Mich fasziniert der Wert, den Jesus auf die Gemeinde legt. Wir alle tragen Verantwortung im Blick auf die Geschwister.
Es ist nicht nur die Gemeindeleitung, die sich im Rahmen ihres Hirten-Dienstes um die verlorenen Schafe kümmern soll. Nein, dort, wo ein Bruder oder eine Schwester sich an Sünde verliert, ist jeder in der Gemeinde gefragt, sie zurückzugewinnen.
Jeder soll hingehen, jeder soll sich überlegen, wen er eventuell als intelligentes Backup mitnimmt, und jeder soll bereit sein, eine Sünde vor die Gemeinde zu bringen.
Warum tun wir das? Weil wir die Geschwister lieben, weil wir Familie sind.
Abschluss und Ermutigung zur aktiven Gemeindemitgliedschaft
Was könntest du jetzt tun? Du solltest darüber nachdenken, welchen Stellenwert die Gemeinde als Familie in deinem Denken hat.
Das war es für heute. Wenn du noch nicht fester Bestandteil einer guten Gemeinde bist, ändere das doch. Werde Mitglied und arbeite mit.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
