Zunächst möchte ich auf einige Bücher hinweisen, die ich geschrieben habe. Diese findet ihr draußen vor der Tür am Schrifttisch der Bibelschule Brake.
Unter anderem gibt es dort das Buch „Moderne Medizin und Ethik“. Ich habe gestern darauf hingewiesen. In diesem Buch geht es um Krankheit und Gesundheit in der Bibel, um alternative Heilmethoden und deren Bewertung. Besonders behandelt wird in einem speziellen Kapitel die Akupunktur. Außerdem wird die Gentechnologie thematisiert. Diese ist zwar keine alternative Heilmethode, aber dennoch ein wichtiges Thema in dem Buch.
Dazu wird in diesem Herbst ein zweiter Band erscheinen. Dieser wird sich mit den Themen Abtreibung, Suizid (also Selbstmord), Organtransplantation und Todesdefinition, Homosexualität und sexueller Identität sowie der Bachblütentherapie beschäftigen.
Im nächsten Frühjahr wird voraussichtlich ein dritter Band erscheinen. Dort werden die Themen Euthanasie (also Sterbehilfe), Homöopathie, Hirnforschung, embryonale Stammzellen sowie geistliche Hintergründe von Depressionen und Yoga behandelt.
Wer sich intensiver für die traditionelle chinesische Medizin interessiert, findet draußen auch zwei kleine Büchlein von mir, die ich dazu geschrieben habe.
Zum Thema Schöpfung und Evolution habe ich ebenfalls etwas verfasst, das ihr dort findet. Außerdem gibt es eine Auseinandersetzung mit dem Buch „Das Akkrileg“ von Dan Brown, das die angebliche Ehe Jesu und die apokryphen Evangelien thematisiert.
Ihr findet dort auch eine kritische Betrachtung moderner Bibelübersetzungen, insbesondere der Volksbibel, der Bibel in gerechter Sprache und sogenannten „Juniorchef“. Zudem gibt es einen Abriss aller anderen Bibelübersetzungen mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen.
Außerdem liegt dort ein kleines Büchlein, in dem ich einen Aufsatz über Blaise Pascal geschrieben habe. Darin geht es um sein Leben, seinen Weg zum Glauben und ähnliche Themen. Das Buch bietet einen kirchengeschichtlichen Einblick, der auch sehr motivierend sein kann.
Falls euch eines der Bücher interessiert, könnt ihr gerne darin blättern und lesen. Wenn ihr ein Buch mitnehmen möchtet, habe ich ein kleines Schildchen beigelegt. Legt dann bitte in das kleine Kästchen, das dort liegt, einen entsprechenden Betrag in einer konvertierbaren Währung hinein. So könnt ihr die Bücher gerne dauerhaft mitnehmen.
Motivation zur Auseinandersetzung mit alternativen Heilmethoden
Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, wie ich heute Abend weitermachen soll. Heute Morgen wurde ja bereits angekündigt, dass ich mit dem Thema alternative Heilmethoden fortfahren möchte.
Zunächst stellt sich die Frage: Warum beschäftigen wir uns überhaupt damit? Ich glaube, das hat mehrere Gründe. Einer der wahrscheinlich für uns alle einsichtigen Gründe ist, dass heute wohl kaum jemand, der in Deutschland lebt, an alternativen Heilmethoden vorbeikommt.
Ich vermute, wenn ich euch einzeln fragen würde, dann sind alle von euch schon einmal von ihrem Krankengymnasten, Arzt, ihrer Hebamme oder einer anderen Person mit alternativen Heilmethoden oder zumindest mit den Angeboten dieser Methoden konfrontiert worden. Die Frage ist dann, wie gehen wir damit um? Sagen wir: „Alles in Ordnung, super, machen wir einfach“? Oder haben wir manchmal ein ungutes Gefühl dabei?
Dieses ungute Gefühl allein reicht jedoch nicht aus, um uns eine fundierte Meinung darüber zu bilden, ob eine alternative Heilmethode für Christen akzeptabel ist oder nicht. Auf der einen Seite werden wir also damit konfrontiert. Besonders diejenigen, die im Gesundheitswesen tätig sind, aber auch alle anderen erleben das.
Zum Beispiel schlägt uns die Kinderärztin, zu der wir gehen, regelmäßig vor, den Kindern kleine homöopathische Globuli zu verabreichen, wenn sie eine Erkrankung haben. Das ist nur ein Beispiel. Vielleicht war jemand bei einem Arzt, der sagt: „Du hast innere Energieprobleme, jetzt muss Reiki gemacht werden.“ Dann fährt er mit den Händen über den Körper, um spirituelle Energie zu übertragen und den Körper wieder ins Energiegleichgewicht zu bringen.
Solche Methoden sind heute sehr weit verbreitet – in der Fortbildung, in der Ausbildung und in der Therapie. Das betrifft nicht mehr nur Heilpraktiker, sondern auch ganz normale Ärzte. Das ist ein Anlass, bei dem wir selbst betroffen sind, manchmal sind Angehörige betroffen, manchmal Freunde oder Bekannte in unserem Umfeld, die mit diesen alternativen Heilmethoden in Berührung kommen.
Darüber hinaus gibt es noch eine ganz andere Frage, die uns motiviert, uns mit diesem Thema zu beschäftigen: Wenn wir von Krankheit betroffen sind – und das betrifft ja manche von euch auch über längere Zeit – wollen wir diese Krankheiten gerne loswerden.
Wenn die klassische Medizin bisher keine durchschlagenden Erfolge erbracht hat, stellt sich automatisch die Frage, ob wir nicht legitimerweise auch alternative Heilmethoden suchen und anwenden sollten. Auch das ist eine durchaus berechtigte Frage und ein berechtigtes Anliegen. Dabei wird uns diese Frage nicht von der Medizin gestellt, sondern wir fragen uns selbst: Gibt es da nicht vielleicht noch ganz andere Möglichkeiten?
Begriffsklärung und gesellschaftliche Hintergründe
Zunächst müssen wir definieren, was wir unter alternativen Heilmethoden verstehen. Im medizinischen Bereich wird heute immer häufiger der Begriff Komplementärmedizin verwendet. Damit soll ausgedrückt werden, dass diese Methoden eine Ergänzung darstellen. Die Frage ist jedoch: Ergänzung zu was oder Alternative zu was? Alternative und Ergänzung beziehen sich meist auf die klassische, materialistisch ausgerichtete westliche Universitätsmedizin.
Alternativmediziner sprechen oft etwas abfällig von der Schulmedizin. Damit meinen sie die Medizin, die der klassische westliche Mediziner in seiner Ausbildung erlernt. Aus diesem Grund werden Alternativen gesucht. Diese Alternativen haben verschiedene Hintergründe.
Zum einen sind viele Menschen enttäuscht von dem hohen Anspruch, den die klassische Medizin an sich stellt. In den vergangenen Jahrzehnten traten viele Ärzte mit einem Anspruch auf, den man manchmal als „Halbgötter in Weiß“ bezeichnet. Das bedeutet, dass auch heute noch manche Ärzte mit großer Selbstsicherheit auftreten und meinen, sie hätten die Situation unter Kontrolle. Typisch ist zum Beispiel die Aussage, wenn ein Patient stirbt: „Wir haben den Patienten verloren.“ Dies ist ein Ausdruck von Größenwahn, der dahintersteckt, und bedeutet letztlich: „Wir haben versagt.“ Natürlich können auch Ärzte Fehler machen, aber Christen sollten akzeptieren, dass das Leben in Gottes Hand liegt und nicht in der Hand des Arztes.
Viele Ärzte treten jedoch so auf, als ob sie das Leben in ihrer Hand hielten. Wenn dann nichts mehr möglich ist, scheuen sich viele, dies offen zu sagen. Das führt dazu, dass sie alle möglichen anderen Therapien anbieten. Darüber hinaus hat die materialistische Medizin viele Menschen enttäuscht. Sie haben den großen Anspruch gehört, aber in ihrem Leben erfahren, dass dieser Anspruch nicht eingelöst werden kann. Deshalb wenden sie sich von dieser Medizin ab.
Ein weiterer Grund sind einschneidende Schwächen und Skandale in der materialistischen Medizin. Diese haben viele Menschen dazu gebracht, sich entweder von der klassischen Medizin abzuwenden oder sich besonders intensiv mit Alternativen zu beschäftigen. Diese Enttäuschung über den Anspruch der klassischen Medizin ist einer der Gründe, warum die Alternativmedizin heute sehr boomt.
Ein weiterer Anlass ist die Öffnung Westeuropas gegenüber anderen Religionen. Dies nennt man Pluralismus. Pluralismus bedeutet, dass nicht nur eine Wahrheit existiert, sondern viele Wahrheiten nebeneinander bestehen. Diese Auffassung vertreten heute viele Menschen. Sie bezieht sich nicht nur auf den Bereich der Religionsausübung, also den Gottesdienstbesuch, sondern oft auf jeden Bereich der Wirklichkeit.
Es gibt sogar wissenschaftliche Abhandlungen, zum Beispiel im Bereich der Chaostheorie, die besagen, dass selbst in der Naturwissenschaft Chaos herrscht. Dort existieren mehrere Wahrheiten nebeneinander und nicht nur eine einzige. Ich möchte das heute Abend nicht im Detail diskutieren, aber es gibt ernstzunehmende Ansätze, denen wir nachgehen müssten.
Dieser gesellschaftliche Trend hat in den letzten zwanzig Jahren zu einer weiten Öffnung gegenüber alternativen Heilmethoden geführt. Das merken wir unter anderem in unserem Berufsfeld und in der Öffentlichkeit, wo solche Themen diskutiert werden.
Ein Beispiel: Das Magazin GEO veröffentlichte Anfang der 1990er Jahre einen Bericht über Homöopathie. Dieser war durchweg kritisch und setzte sich mit wissenschaftlichen Studien auseinander. Dasselbe Magazin veröffentlichte vor etwa drei Jahren einen völlig anderen Artikel über Homöopathie. In diesem Artikel wurden die früher genannten Daten nicht widerlegt. Vielmehr ging es nicht mehr um Fakten, sondern um Gefühle, Erlebnisse und Erfahrungen. Diese werden natürlich subjektiv ausgewählt.
Der Artikel war eher eine Werbung für Homöopathie als eine sachliche Auseinandersetzung und brachte keine neuen wissenschaftlichen Ergebnisse. Hier zeigt sich, dass auch große Magazine ihre Haltung ändern, um im Zeitgeist zu bleiben. Sie wollen weiterhin gelesen und gekauft werden, was verständlich ist.
Diese Beispiele zeigen einige der Wurzeln, aus denen sich alternative Heilmethoden weit verbreitet haben. Ebenso geben sie einige Gründe an, warum wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen sollten.
Grundsätzliche Haltung zu alternativen Heilmethoden aus christlicher Sicht
Jetzt stellt sich die Frage, die ich weiterhin stellen und beantworten möchte: Inwiefern sind alternative Heilmethoden aus christlicher Sicht gewollt und positiv zu bewerben?
Zunächst einmal halte ich fest: Alternative Heilmethoden sind aus christlicher Perspektive grundsätzlich gut und wünschenswert. Warum? In erster Linie deshalb, weil die rein materialistisch-mechanistische Medizin das Menschsein unbiblisch einschränkt.
Ich habe gestern darauf hingewiesen, dass nach dem biblischen Menschenbild der Mensch aus Körper, Seele und Geist besteht. Die klassische Medizin hingegen hat sowohl Seele als auch Geist ausgesondert. Es gibt heute zwar Mediziner, die zumindest das Psychische mitberücksichtigen, aber es gibt auch andere, die selbst das aus der klassischen Medizin herauswerfen. Dort wird dann gesagt, dass alle psychischen Probleme per se nur eine Frage von Ungleichgewicht im Stoffwechsel seien.
Damit will ich nicht sagen, dass das keine Rolle spielt. Aber wenn ich es nur darauf zurückführe, dann ist das ein rein mechanistisches Weltbild. Dieses mechanistische Weltbild teilt die Bibel nicht. Eine Medizin, die nur auf einem rein mechanistischen Weltbild aufbaut, kann nicht unser uneingeschränktes Ja als Christen haben. Vielmehr müssen wir sagen: Diese Medizin braucht eine Ergänzung, braucht auch eine Alternative oder eben ein komplementäres Angebot – und das will die Alternativmedizin sein.
Insofern sollten wir erst einmal offen sein für alternative Angebote. Darüber hinaus sollten wir auch offen sein, weil die klassische Medizin nicht in erster Linie an deiner Gesundheit interessiert ist. Das müssen wir uns eingestehen, ohne in Depressionen zu verfallen oder das Ganze zu überziehen.
Die meisten Ärzte, die wir besuchen – und hier sind ja einige von euch im Pflegeberuf tätig –, machen ihren Job nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern weil sie damit Geld verdienen. Das ist klar und kein Geheimnis. Das ist erst einmal nichts Schlimmes. Der Bäcker tut das ja auch nicht nur, damit ihr morgens leckere Brötchen habt und er sich daran freut, wenn ihr in das knusprige Brötchen beißt. Nein, er tut das, um damit Geld zu verdienen.
Und genauso tut der normale Mediziner seinen Job, um damit Geld zu verdienen. Er ist Geschäftsmann. Das sollte uns vor Augen führen: Derjenige, der am meisten an deiner Gesundheit interessiert sein sollte, bist du selbst. Du musst darauf achten.
Wenn ich jetzt mal etwas ketzerisch bin, müssten wir sogar realisieren: Ein Arzt ist in erster Linie daran interessiert, sein Produkt möglichst langfristig zu verkaufen. Das heißt, er möchte, dass du nicht stirbst, aber möglichst langfristig krank bleibst. Stell dir vor, du hast einen Arzttermin und bist gesund – der Arzt würde ja pleitegehen.
Ich übertreibe natürlich ein bisschen, um eine grundsätzliche Aussage zu verdeutlichen. Diese wird vielleicht noch deutlicher, wenn wir manche Werbeveranstaltungen der Pharmaindustrie betrachten. Die Pharmaindustrie ist ein Multimilliardengeschäft. Aber auch Ärzte interessieren sich oft nur so viel für deine Gesundheit, wie sie in Minuten von der Krankenkasse bezahlt bekommen.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Ich habe euch bewusst bei der Einleitung gesagt, dass ich bei der Kritik etwas übertreibe, um einen Punkt deutlich zu machen, von dem ich überzeugt bin: Das ist ein Problem in unserem Gesundheitswesen. Ich arbeite mit einigen Ärzten zusammen, die genau dasselbe bestätigen. Das ist nicht nur eine Meinung von außen, sondern auch von Ärzten selbst.
Wenn ihr die Erfahrung macht, könnt ihr zu Ärzten gehen, die dir zwei Minuten zuhören und dann eine Diagnose stellen. Da wird nichts detailliert untersucht. Oder ein Arzt hat einen neuen Röntgenapparat und röntgt dann auch mal, selbst wenn es nicht unbedingt notwendig ist, nur weil das Gerät amortisiert werden muss.
Ein Arzt ist erst einmal Geschäftsmann. Das bestätigen auch neutrale Untersuchungen von Universitäten und anderen Stellen. Damit will ich nicht sagen, dass ihr bei jedem Arztbesuch Angst haben müsst. Und ich möchte keinesfalls in Frage stellen, dass viele Ärzte idealistisch sind und wirklich gute Arbeit leisten wollen.
Aber wir müssen uns auf der anderen Seite nicht nur die Werbung der Ärzte und des kranken Gesundheitssystems anhören. Du musst daran denken: Du bist an deiner Gesundheit zuerst interessiert.
Nun will ich darauf hinaus, dass die Pharmaindustrie, die auf der einen Seite die medizinische Forschung stark beeinflusst und auf der anderen Seite ihre Produkte verkaufen will, ein großes finanzielles Interesse hat. Stellen wir uns einmal vor, ein Unternehmen, das in erster Linie mit Insulin Geld verdient, entwickelt ein Medikament, das mit einmaliger Einnahme jede Diabetes heilt – rein hypothetisch.
Was meint ihr, was dieses Unternehmen damit machen würde? Würde es das Medikament einstampfen oder vielleicht für spätere Zeiten in den Tresor legen? Sehr wahrscheinlich würden sie es nicht produzieren oder verkaufen. Warum? Weil ein Diabetes-Patient ein lebenslanger Kunde ist, der jeden Monat viel bezahlt. Hingegen, wenn es ein einmaliges Medikament gäbe, selbst wenn es nur zwei Euro kostet, wären sie ihre Kunden los.
Damit will ich nicht sagen, dass die Pharmaindustrie nur das Böse für uns will. Das auch nicht. Aber ich möchte euch dazu anregen, nicht jeder Werbung blind zu glauben. Denkt nicht, ihr geht zum Arzt, gebt euren Körper ab, und der sorgt dafür, dass ihr gesund zurückkommt.
Ich möchte euch herausfordern: Ihr selbst seid am meisten für eure Gesundheit verantwortlich. Ihr solltet das größte Interesse daran haben. Der Arzt kann ein guter Berater sein, aber ihr solltet nicht blind jemand anderem vertrauen, der möglicherweise verschiedene Motive hat.
Du selbst bist derjenige, der dafür sorgen soll. Das ist mein Hauptpunkt.
Deshalb sollten wir auch Alternativen in Betracht ziehen und als Begleitung zu dem heranziehen, was uns Ärzte empfehlen. Deshalb wird allgemein auch gesagt: Wenn du eine schwere Erkrankung hast, verlasse dich nicht nur auf die Diagnose eines Arztes – egal wie gut er es meint. Hol mindestens noch zwei oder drei andere Meinungen ein. Häufig wirst du feststellen, dass es eine gewisse Schnittmenge gibt, aber auch deutlich unterschiedliche Vorstellungen, was dir empfohlen wird.
Das fordert deine Verantwortung heraus.
Ich habe das selbst erlebt, als ich im Krankenhaus war wegen meines Krebses – immerhin eine durchaus schwere Erkrankung. Das Interesse der Ärzte und Pfleger war nicht böse, sie waren alle lieb und nett. Aber an einigen Punkten hätte ich nicht zugestimmt, und wäre ich nicht eingeschritten, hätte ich möglicherweise sterben können.
Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem mich ein Pfleger mit einem anderen Patienten zusammen aufs Zimmer brachte, der gerade an chronischer Bronchitis litt, nachdem ich meine Chemotherapie durchgehalten hatte. Als ich fragte, ob das nicht ein Problem für mein Immunsystem sei, sagten sie: „Ach ja, tut uns leid, daran haben wir nicht gedacht.“
Auch andere Punkte kann ich nennen, die ich dort erlebt habe. Das spricht nicht gegen das Krankenhaus, das täglich gute Arbeit leistet. Meine Großmutter ist zum Beispiel an einer Blutverdünnung gestorben, weil nach der Operation vergessen wurde, das Medikament abzusetzen. Das ist nur ein Fall von vielen.
Ich will damit nicht sagen, dass alles schlecht ist. Nicht, dass ihr mich falsch versteht oder Angst vor dem Krankenhaus habt. Gar nicht. Das Krankenhaus tut gute Arbeit. Aber ich möchte euch herausfordern: Denkt mit, setzt euch mit dem Thema auseinander. Das fordert eben auch Alternativen.
Ich hoffe, dieser Punkt ist klar, ohne dass ihr nur mit Angst hingeht oder blindem Vertrauen begegnet. Beides wäre falsch.
Vorschlag zur Vergütung von Ärzten aus asiatischer Perspektive
Nun sind also Alternativen notwendig und grundsätzlich gut. Übrigens hätte ich hier ganz am Rande einen Vorschlag für das Bundesgesundheitsministerium.
Auch wenn ich die asiatische Medizin nicht immer nur positiv sehe, erscheint mir ein Aspekt darin durchaus bedenkenswert: In China wurden früher die Ärzte nur so lange bezahlt, wie der Patient gesund war. Sobald der Patient krank wurde, erhielt der Arzt kein Geld mehr. Das ist doch eigentlich genial, oder?
Man könnte jetzt natürlich sagen, dass man den Arzt für nichts bezahlt. Aber ist nicht jemand eher motiviert, gesund zu bleiben, wenn er nur dann bezahlt wird? Im Gegensatz zu jemandem, der bezahlt wird, wenn er krank ist. Wir denken natürlich umgekehrt: Der Arzt bringt eine Leistung und dafür wird er bezahlt. Aber umgekehrt könnte es durchaus motivieren, die Leistung noch weiter auszubauen, auch wenn es nicht unbedingt nötig wäre.
Sonst hätte der Mediziner keinen Anreiz, den Patienten gesund zu machen. Dann könnte er sich in der Zwischenzeit ausruhen und trotzdem sein Geld bekommen. Ich würde lieber jemanden bezahlen, der so arbeitet, wenn ich dadurch bessere Chancen auf Gesundheit hätte.
Auf jeden Fall war das jetzt nicht ganz ernst gemeint. Ich habe die Eingabe auch noch nicht gemacht und weiß nicht, ob man darauf hören würde.
Wir sollten für Alternativen offen sein. Alternativen sind generell gut. Ich glaube sogar, dass wir als Christen herausgefordert sind, alternative Heilmethoden selbst noch mehr zu praktizieren.
Eine habe ich euch ja gestern genannt: das Gebet. Das Gebet ist offensichtlich eine alternative Heilmethode. Denn ich habe bisher noch keinen Medizinstudenten getroffen, dessen Professor in der Vorlesung gesagt hat: „Wenn Sie jetzt einen Patienten haben, beten Sie erst einmal!“ Das ist mir bisher noch nicht begegnet. Möglicherweise gibt es das auch, aber im Allgemeinen könnten wir das als alternative Heilmethode betrachten.
Wir sollten davon eifrig Gebrauch machen, denn wir bekennen doch alle, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, dass er unser Schöpfer ist, unseren Körper kennt, allmächtig ist und unser liebender Vater ist. Ich könnte das noch weiter ausführen, aber wir sollten ganz fest davon ausgehen, dass Gott die optimale Therapie für uns kennt und hat.
Wie ich gestern gesagt habe und hier noch einmal wiederholen möchte: Ich glaube, wir würden durchaus mehr Erfahrungen mit Gott machen, dass er eingreift, wenn wir diese alternative Heilmethode häufiger anwenden würden.
In früheren Jahrhunderten haben Christen das viel mehr getan. Das lag zum Teil einfach am schlechten Zustand der Medizin, denn damals ging wirklich nur der ins Krankenhaus, der schon mit dem Leben abgeschlossen hatte. Heute ist das zum Glück nicht mehr so, aber wir sollten uns aufgrund der Erfolge der Medizin diese Alternative nicht wegnehmen lassen.
Also, die erste alternative Heilmethode in der Bibel ist das Gebet.
Die zweite alternative Heilmethode in der Bibel ist die Salbung durch die Ältesten, die ich gestern ebenfalls genannt habe. Dort steht eindeutig, dass wenn der Kranke die Ältesten ruft, sie über ihn beten und ihn salben, es ihm dann besser gehen wird.
Auch hierzu könnte ich Beispiele aus unserer Gemeinde und anderen erzählen, wo Menschen Linderung erfahren oder sogar gesund geworden sind. Auch dies ist eine alternative Heilmethode, die nicht zum klassischen Repertoire eines normalen Mediziners gehört.
Wir sollten diese Methode wiederentdecken, denn sie steht unter der Autorität Gottes.
Nun, um nicht für einen Charismatiker gehalten zu werden, möchte ich auch erwähnen, dass im 1. Korinther 12,9 die Gabe der Krankenheilung genannt wird. Ich sage das in der Gefahr, denn wir sind durchaus bibeltreu, wenn wir sagen: Wenn dort von der Gabe der Heilung die Rede ist, dann gibt es eine Gabe der Heilung.
Wir dürfen das jedoch nicht verwechseln mit der Werbung mancher charismatischer Gemeinden, die das für sich in Anspruch nehmen und daraus eine Show machen, die in erster Linie eine Person in den Vordergrund stellt. Das ist natürlich falsch.
Ungeachtet dieses Missbrauchs gehe ich davon aus, dass es Menschen geben kann, die von Gott eine besondere Begabung erhalten haben. Diese beten für Menschen, und Gott gebraucht sie besonders, weil sie das Anliegen haben und Gott auf ihr Gebet hört.
Wie gesagt, auch die Gabe der Heilung gibt keine Garantie auf Heilung, wie manche Charismatiker behaupten. Es ist nicht so, dass jemand kommt, mit seinem Jackett wedelt und alle werden gesund – egal was passiert.
Ich habe gestern darauf hingewiesen, dass immer die Ursache der Krankheit entscheidend ist. Aber jemand, der in inniger Verbindung zu Gott steht, dem kann Gott zeigen: „Hier ist eine Sünde dabei“, oder „bei dem will ich verherrlicht werden, indem er die Krankheit erträgt“, oder „bei dem will ich verherrlicht werden, indem ich ihn in zehn Jahren heile“.
Oder Gott sagt: „Hier hast du die Freiheit, du kannst in meiner Vollmacht für diesen Menschen beten, und er wird gesund.“
Die Gabe der Heilung ist also kein Show-Element und auch nichts, worüber ein Mensch aus sich heraus verfügen könnte. Sie ist, wie andere Begabungen auch, eine besondere Befähigung.
Ein Mensch, der in der Nähe Gottes lebt, kann sie in der Gemeinde anwenden, indem er seine Aufgabe darin sieht, für Kranke und Schwache zu beten, ihnen beizustehen, sie zu besuchen und zu erleben, wie Gott seine Gebete erhört.
Auch das ist eine alternative Heilmethode, die uns definitiv in der Bibel genannt wird.
Insofern möchte ich daran festhalten: Alternative Heilmethoden sind für uns von Vorteil.
Weitere Beispiele und Grenzen alternativer Heilmethoden
Darüber hinaus gibt es auch alternative Heilmethoden, die nicht in der Bibel erwähnt werden, die aber dennoch geboten sind oder uns eine Möglichkeit bieten, unsere Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen.
Ich habe gestern darauf hingewiesen, dass gerade für viele von uns, die im Büro arbeiten, Sport, Bewegung und frische Luft eine sehr gute alternative Heilmethode sein können. Das ist oft besser, als nur Pillen gegen Kopfschmerzen oder Verspannungen zu schlucken. Auch das ist eine alternative Heilmethode.
Beispielsweise ist nachgewiesen, dass die regelmäßige und richtige Anwendung von Kneipp-Anwendungen zur Stabilisierung des Immunsystems beiträgt. Das führt dazu, dass man weniger anfällig für Infektionskrankheiten ist. Auch das ist eine alternative Heilmethode, die ihre Berechtigung hat und die wir anwenden sollten. So müssen wir dann keine anderen Präparate oder Antibiotika schlucken, die den Körper stärker belasten. Auch hier gibt es Alternativen.
Manchmal gibt es bei bestimmten psychischen Erkrankungen Alternativbehandlungen, die teilweise auch von Ärzten empfohlen werden. Zum Beispiel das Johanniskraut, das je nach Erkrankung eine gewisse Wirksamkeit haben kann. Für bestimmte Hauterkrankungen oder Hautprobleme ist Aloe vera relativ gut geeignet. Es gibt zwar Leute, die Aloe vera als Wunderwaffe gegen alle Krankheiten propagieren – das ist jedoch falsch. Aber gerade bei bestimmten Hautproblemen kann Aloe vera durchaus positiv wirken und ist oft besser als viele Cremes und Salben, die meist auf Mineralölbasis hergestellt sind und der Haut nicht unbedingt guttun.
Ich erinnere mich an einen Kinderarzt, mit dem ich zusammenarbeite. Als wir unsere ersten Kinder bekamen, sagte er: Wenn Babys wund sind, dann ist es viel besser, einfach Sonnenblumenöl vom Discounter zu nehmen und das Kind damit einzureiben. Das ist viel günstiger, hautschonender und besser für das Kind als viele andere Babyöle. Auch das ist eine Alternative, die nicht immer empfohlen wird, aber durchaus ihren Platz hat.
Ich möchte hier nicht alle alternativen Heilmethoden aufzählen, die positive Hintergründe haben. Ich will nur an einem Beispiel zeigen, dass es sowohl in der Bibel als auch außerhalb der Bibel alternative Heilmethoden und Gesundheitsmethoden gibt, die für uns positiv sein können. Sie anzuwenden ist, denke ich, für uns durchaus geboten und gut.
Allerdings heißt das nicht, dass wir allen alternativen Heilmethoden gegenüber offen sein sollten. Wir sind herausgefordert, diese Heilmethoden zu überprüfen. Das gilt sogar unabhängig davon, ob wir gläubig sind oder nicht. Auch jemand, der nicht gläubig ist, hat Grenzen, an denen er bestimmte alternative Heilmethoden ablehnen muss, weil sie andere Werte in seinem Leben berühren oder zerstören.
Ich möchte euch ein paar Beispiele nennen. Für die meisten von uns gibt es zum Beispiel eine finanzielle Grenze. Nehmen wir an, du leidest an chronischen Kopfschmerzen. Einmal im Monat hast du den ganzen Tag starke Kopfschmerzen und liegst die ganze Zeit im Bett. Das ist meist keine tödliche, aber eine sehr unangenehme und mühsame Angelegenheit.
Angenommen, ich habe ein neues Medikament erfunden, das todsicher gegen diese Kopfschmerzen hilft – mit hundertprozentiger Erfolgsquote. Nun biete ich dir diese kleinen Präparate für eine Milliarde Euro an. Willst du deine Kopfschmerzen loswerden oder nicht? Ich vermute, die meisten würden sagen: Das ist nett, aber dann müsste ich auf meinen Urlaub verzichten, auf mein Auto, meine Wohnung, ich könnte nicht mehr essen gehen, keine Kleider für meine Kinder kaufen. Ich lasse dir das Geld für Kartoffeln und Wasser, aber alles andere musst du mir abgeben. Die meisten würden dann wohl sagen: Nein, so wichtig ist mir das nicht, ich würde nicht alles andere in meinem Leben dafür zurückstellen.
Wir merken, jeder Mensch, ob gläubig oder nicht, hat eine finanzielle Grenze, bei der er sagt, dass er nicht bereit ist, mehr zu investieren. Das ist eine Grenze, die mit Glauben erstmal nichts zu tun hat.
Eine zweite Grenze ist die moralische Grenze. Jeder hat moralische Werte, ob gläubig oder nicht. Wenn es gilt, diese zu überschreiten, würden manche sagen: Nein, dafür bin ich nicht bereit, eine Schuld auf mich zu nehmen. Das ist hier noch nicht christlich gemeint, sondern allgemein.
Beispielsweise habe ich ein Medikament gegen deine Kopfschmerzen entwickelt, das du einmal im Monat nehmen musst. Dieses Medikament wird jedoch aus dem Gehirn abgetriebener Embryonen hergestellt. Meine Fantasie geht hier etwas mit mir durch, aber solche Forschungen gibt es tatsächlich, wenn auch nicht für Kopfschmerzen, sondern für andere Krankheiten.
Viele würden dann sagen: Ich kann nicht verantworten, dass für mich Babys getötet werden, nur damit ich keine Kopfschmerzen habe. Vielleicht seid ihr großzügig und sagt: Abtreibung ist legal, das ist kein Problem. Dann verschärfe ich das Beispiel: Das Präparat wird aus dem Gehirn lebender erwachsener Menschen hergestellt. Man geht irgendwohin, wo Menschen billig sind, kauft jemanden und stellt daraus etwas her. Wärst du bereit, das jeden Monat zu nehmen, um deine Kopfschmerzen zu bekämpfen?
Die meisten, auch Ungläubigen, die ich kenne, würden dann doch sagen: Lieber habe ich Kopfschmerzen. Ich könnte das Beispiel noch weiter verschärfen, aber jeder hat irgendwo eine Grenze.
Ich will damit nur deutlich machen, dass jeder Mensch, egal ob gläubig oder nicht, eine moralische Grenze hat, bei der er sagt: Nein, dafür nicht.
Darüber hinaus haben wir als Christen auch noch eine geistliche Grenze. Nehmen wir an, ich sage dir: Deine Kopfschmerzen verschwinden, wenn du nur einen Vertrag unterschreibst, in dem du deine Seele dem Teufel überschreibst. Ich meine das krass, aber ich hoffe, ihr würdet dann auch sagen: Nein, dann behalte ich lieber meine Kopfschmerzen, als meine Seele dem Teufel zu geben.
Hier sehen wir ganz deutlich Grenzen. Ich habe nur einige wenige Beispiele genannt, aber wir könnten noch weitere aufzählen, die wir alle als Menschen haben.
Damit wird klar, dass Sätze wie „Wer heilt, hat Recht“ oder „Hauptsache gesund“ nicht stimmen. Sie sind von vornherein Quatsch.
Ich könnte euch ein anderes Beispiel erzählen: Angenommen, wir haben an der Bibelschule ein neues Projekt, zum Beispiel ein neues Gebäude oder eine evangelistische Offenbarungstour. Ihr denkt dann mitfühlend: Die Bibelschule Brake braucht Geld. Morgen geht ihr zur Sparkasse in Lemgo, nehmt eine Waffe mit und sagt: „Geld her oder es knallt!“ Dann nehmt ihr das Geld, fahrt zu Matthias Rüter und sagt: „Ich habe gerade die Bank überfallen, hier ist das Geld, jetzt könnt ihr bauen.“
Was würde Matthias Rüter wahrscheinlich tun? Ich bin mir sicher, er würde sagen: „Nimm das Geld, geh zurück, stell dich der Polizei, entschuldige dich und nimm die Strafe auf dich.“ Was er sicher nicht tun würde, ist zu sagen: „Vielen Dank, super, das Geld nehmen wir, zahlen es ein und bauen dann.“
Warum? Wir könnten doch sagen: „Wer heilt, hat Recht“ oder „Der Zweck heiligt die Mittel“. Aber wir merken hier sehr deutlich: Auch wenn das Ziel einer neuen evangelistischen Offenbarungstour gut ist, weil Menschen zum Glauben kommen, ist es biblisch illegitim und zu verwerfen, wenn ein gutes Ziel auf einem falschen Weg erreicht wird.
Genauso müssen wir bei der Gesundheit denken. Gesundheit ist ein hohes Gut und wird von Gott nicht verworfen. Gott will auch, dass du gesund wirst. Aber wir sollten genau überlegen, auf welchem Weg wir diese Gesundheit erreichen wollen. Das müssen wir sorgfältig prüfen, und das fordert uns als Christen heraus.
Was ich euch zeigen wollte: Alternative Heilmethoden sind notwendig und gut als Ergänzung zum klassischen medizinischen System. Aber alternative Heilmethoden müssen bewertet werden. Wir können nicht pauschal sagen, alle alternativen Heilmethoden sind gut, sondern wir müssen die Grenzen beachten.
Kriterien zur Bewertung alternativer Heilmethoden
Nun könnte ich euch eine Positivliste ausstellen. Ich habe das auch mal so probiert, spaßeshalber. Dabei habe ich knapp über hundert alternative Heilmethoden aufgezählt und diese jeweils mit einem Plus oder Minus versehen. Diese Liste gebe ich euch jedoch nicht mit.
Einfach deshalb, weil sie erst einmal eine zu große Verantwortung auflädt. Nachher sagt ihr mir: „Da hast du gesagt, nein, das darf ich nicht, und deshalb bin ich jetzt zehn Jahre lang krank geblieben.“ Die Verantwortung kann ich nicht auf mich nehmen – die müsst ihr selbst tragen. Umgekehrt möchte ich auch nicht die Verantwortung übernehmen, wenn ich ein Pluszeichen setze und sage: „Alles in Ordnung.“ Und ihr macht das dann, aber hinterher sagt ihr: „Bei mir ist es schiefgegangen“ oder „Ich bin dadurch zehntausend Euro losgeworden“ und wollt dann von mir das Geld zurückhaben.
Deshalb lieber keine Liste, sondern ich appelliere an eure Verantwortung vor Gott. Damit helfe ich euch, glaube ich, mehr, wenn ich euch Kriterien nenne, nach denen ihr alternative Heilmethoden selbst bewerten könnt. Dann seid ihr auch in der Lage, neu auftretende Heilmethoden, die ich gar nicht kenne oder die ihr vielleicht noch nicht kennt, weil sie erst nächstes Jahr entwickelt werden, ebenfalls bewerten zu können.
Tatsächlich kommen im Bereich der alternativen Heilmethoden jedes Jahr neue Therapien auf den Markt, alte sterben aus, manche werden umbenannt und dann weiterverkauft sowie praktiziert. Das ist relativ unübersichtlich. Deshalb werde ich euch Kriterien nennen und, sofern ihr es wollt, hinterher ein oder zwei Beispiele geben, die ihr dann auswählen könnt. Ich werde euch eine konkrete Anwendung dieser Prinzipien liefern, sodass ihr hoffentlich nachvollziehen könnt, warum ich zu einem Ja oder Nein komme.
Wenn wir alternative Heilmethoden bewerten wollen, dann ist das erste Kriterium: Ist diese alternative Heilmethode überhaupt wirksam? Manche von euch werden sagen: „Das ist doch vollkommen klar.“ Das ist es aber bei weitem nicht. Eine große Zahl von alternativen Heilmethoden ist nachweisbar vollkommen unwirksam, und trotzdem werden sie praktiziert.
Natürlich dürft ihr jetzt nicht blauäugig sein und sagen: „Ich habe doch einen Prospekt gelesen, da standen Briefe von Leuten drin, die geheilt worden sind.“ Das ist sehr einfältig, so etwas zu glauben. Das sind Werbebroschüren. Manchmal erfindet der Verkäufer die Geschichten, manchmal hat er sogar Dankesbriefe. Aber diese sind statistisch vollkommen irrelevant.
Nehmen wir an, ich habe eine Kopfschmerztablette, und in meinem Prospekt, das ich verkaufen will, habe ich fünf Dankesbriefe abgedruckt, in denen Leute berichten, dass sie hinterher keine Kopfschmerzen mehr hatten. Du liest diese Briefe, fragst mich noch ein bisschen mehr, und ich erzähle dir, dass ich die Tablette bisher tausend Personen verschrieben habe. Fünf haben keine Kopfschmerzen mehr, 995 sind krank geblieben. Dann müssen wir sagen: Hier ist die Wirksamkeit gleich null. Dass die Kopfschmerzen weggegangen sind, hat wahrscheinlich mit dem Präparat gar nichts zu tun. Die Dankesbriefe sind vielleicht sogar echt, aber sie stehen in keinem Verhältnis zu denjenigen, die nicht geheilt worden sind.
Deshalb müssen wir uns, wenn wir herausfinden wollen, ob eine alternative Heilmethode überhaupt wirksam ist – und das ist, wie gesagt, in vielen Fällen eben nicht so –, auf einigermaßen neutrale Quellen verlassen. Neutrale Quellen können klinische Untersuchungen oder klinische Tests sein, besonders bei alternativen Heilmethoden, die längere Zeit existieren.
Dabei solltet ihr möglichst Studien wählen, die nicht interessengeleitet sind. Das heißt, nicht von Leuten, die entweder Gegner dieser Alternativmedizin sind oder deren Anhänger, denn diese sind meistens methodisch oder inhaltlich verfälscht. Eine relativ neutrale Quelle, die viele Dinge mit einbezieht, ist ein Buch von Professor Ernst, das vor zwei Jahren im Springer Verlag erschienen ist. Es handelt sich um eine Metastudie, in der Studien über alternative Heilmethoden der letzten zehn Jahre ausgewertet wurden. Dabei wurde die Wirksamkeit dieser Methoden untersucht und zusammengefasst, um denjenigen, die nicht jede einzelne Studie lesen wollen, das Ergebnis weiterzugeben.
Das ist eine gute Hilfe. Ich kann euch das Buch auch mal mitbringen, habe aber jetzt leider nicht daran gedacht. Für die meisten von euch lohnt es sich eher, das Buch auszuleihen oder bei mir nachzuschauen, denn es ist nicht ganz günstig. Ich glaube, es hat etwa 58 Euro gekostet. Nur um mal darin zu blättern, ist es etwas teuer. Aber es ist eine Quelle, auf die wir Bezug nehmen können.
Also: Die Wirksamkeit überprüfen. Denn eine Methode, die nicht wirksam ist, müssen wir nicht weiter beachten. Dabei dürfen wir nicht die Werbung der Anhänger dieser Methode zurate ziehen, denn die ist in den meisten Fällen irrelevant für die Bewertung. Stattdessen sollten wir möglichst neutrale Quellen verwenden. Da wir nicht alle Studien selbst lesen oder anfertigen können, können wir entsprechende Fachliteratur oder Metastudien wie die von Professor Ernst heranziehen.
Als nächstes sollten wir die Person und die Therapeuten näher betrachten, also die Person, die die Methode erfunden hat, und die Therapeuten, die sie praktizieren. Dabei erübrigen sich einige alternative Heilmethoden von selbst.
Zum Beispiel gibt es im Bereich der Krebstherapie einige alternative Heilmethoden. Wenn du dich mit der Biografie vieler dieser Personen beschäftigst, merkst du, dass manche von ihnen schon mehrfach hinter Gittern saßen – wegen betrügerischer Absicht, betrügerischem Verkauf von Medikamenten, Ausrauben von armen Patienten und ähnlichem.
Wenn du so eine Person hast und das irgendwo, etwa durch Internetrecherche, herausfindest, dann würde ich nach dem Motto vorgehen: „Wer einmal betrügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht.“ Tatsächlich sollten wir bei jemandem, der schon mehrfach wegen Betrugs aufgefallen ist, besonders skeptisch sein oder ihn von vornherein ablehnen.
Auch Leute, die mit gefälschten medizinischen Doktortiteln oder Professorentiteln werben, sind mit Vorsicht zu betrachten. Ihr dürft nicht alles glauben, was da steht. Da steht dann Professor, Doktor, Med, und so weiter. Es gibt zahlreiche Leute im alternativen Heilbusiness, die nicht einmal Medizin studiert haben, geschweige denn einen Doktortitel oder eine Professur besitzen. Diese haben sich die Titel selbst gegeben.
Solange kein Kläger da ist, ist das kein Problem für sie. Sie können damit werben, wie sie wollen. Erst wenn sich jemand beschwert, wird es problematisch. Oder wenn sie aus Liechtenstein verschicken, haben sie noch weniger Probleme.
Das heißt, immer ein bisschen darauf achten. Manchmal steht da auch „Doktor Medizin Uganda“ dabei. Nicht, dass ich etwas gegen Uganda hätte, aber es gibt Länder, in denen akademische Titel nicht so gehandhabt werden wie in Europa oder den USA. Dort kann es sein, dass jemand einfach 2 Euro oder 20 Euro bezahlt hat und dann den Titel trägt. Das sagt aber nichts über seine Kompetenz aus.
Das nächste ganz weltliche Kriterium ist also: Ist die Person und derjenige, der die Methode praktiziert, glaubwürdig und fähig dazu? Versucht, das zu überprüfen. Manchmal kann man einfach fragen: „Was haben Sie denn für Dokumente? Wo haben Sie den Abschluss gemacht?“ Manche Leute werden dann wütend. Wenn sie zu wütend werden, nehmt lieber Abstand davon. Es könnte sein, dass jemand etwas zu verbergen hat oder einfach sonst sauer ist.
Wie gesagt, du bist für deine Gesundheit verantwortlich. Wenn du einem Scharlatan aufsitzt, wird der dafür nicht gerade stehen, wenn du tot bist. Du musst es auslöffeln.
Als nächstes müssen wir genauer hinschauen, wie die Methode vorgibt zu heilen und ob sie wirklich so heilt, wie sie vorgibt. Grundsätzlich können wir alternative Heilmethoden in zwei Gruppen einteilen.
Die eine Gruppe gibt vor, durch natürliche, das heißt innerweltliche Kräfte und Mittel zu wirken. Das heißt durch chemische Substanzen, physikalische Wirksamkeit, Energien und Ähnliches. Die andere Gruppe behauptet, durch übernatürliche, göttliche oder religiöse Kräfte zu wirken.
Diese beiden Gruppen müssen wir unterschiedlich überprüfen.
Bei den Methoden, die vorgeben, durch innerweltliche Kräfte zu wirken, gibt es verschiedene Untergruppen. Eine Untergruppe sind Methoden, die vorgeben, mit erforschbaren Kräften zu arbeiten – und das tun sie tatsächlich. Bei dieser Methode würde ich in den meisten Fällen sagen: Sie ist für uns akzeptabel.
Beispielsweise gibt es Methoden mit Heilkräutern oder Essenzen, die deine Atmung verbessern. Wir können tatsächlich feststellen, dass bestimmte ätherische Öle gut tun, wenn man sie inhaliert. Dann könnten wir sagen: Kein Problem, das kann man machen. Natürlich muss man auf Nebenwirkungen achten, wie im normalen medizinischen Bereich auch.
Dann gibt es Methoden, die vorgeben, naturwissenschaftlich zu wirken, deren Wirksamkeit bisher aber noch nicht hinreichend nachgewiesen ist. Sie sind jedoch relativ plausibel. Das gibt es auch. Manche Methoden haben noch keine klinischen Studien, weil sie noch zu neu sind oder niemand Geld für eine Studie investiert hat. Aber aufgrund unseres bisherigen medizinischen Wissens klingen sie plausibel.
Auch bei solchen Methoden würde ich sagen, es spricht relativ wenig dagegen.
Die nächste Stufe sind Methoden, die eine innerweltliche Wirksamkeit vorgeben, die aber gar nicht plausibel ist. Sie passen nicht zu dem, was wir bisher in der Naturwissenschaft wissen oder wie wir die Welt wahrnehmen. Trotzdem wird behauptet, es seien diese innerweltlichen Kräfte.
Hier müssen wir besonders vorsichtig sein. Die meisten Anhänger sagen: „Das ist eine revolutionäre Therapie. In zwanzig Jahren wird das der Standard sein, und alle werden erkannt haben, dass es wirklich auf Naturkräften beruht.“ Das kann jeder behaupten. Ob das so ist, sehen wir erst in 20 Jahren.
Ich kenne euch allerdings aus der Medizingeschichte. Es gibt ein sehr gutes Buch von Professor Robert Jütte, einem echten Medizinprofessor, der sich auf Medizingeschichte spezialisiert hat. Er beschreibt, dass die meisten alternativen Heilmethoden, deren Ideen vor hundert Jahren absurd waren, bis heute absurd geblieben sind.
Das heißt, die bloße Hoffnung, dass eine absurde Methode in zwanzig Jahren bewiesen wird, wenn sie unserem bisherigen Wissen widerspricht, ist sehr gering. Es mag Ausnahmen geben, aber das ist wie Lotto spielen. Darauf sollte man sich nicht einlassen.
Deshalb ist Vorsicht geboten. Wenn man so eine Methode verwendet, sollte man parallel eine etablierte Therapie machen und genau beobachten, was passiert.
Zum Beispiel gab es einen Herrn Reich, der einen sogenannten Orgonstrahler entwickelte. Er behauptete, im Menschen gäbe es eine Lebensenergie, die Orgonenergie, die auch in unserer Umgebung zu finden sei. Diese Energie würden wir aufnehmen, und sie sei neutral, nicht religiös. Er entwickelte einen Apparat, mit dem kranke Menschen, denen Orgonenergie fehle, diese Energie zugeführt werden könne.
Vereinfacht gesagt ist das eine Art Kasten, in dem man sitzt. Dort wird ein Gartenschlauch eingeführt, am anderen Ende gibt es einen großen Trichter, der die Orgonenergie aus der Umgebung aufsammelt. Diese Energie wird durch den Trichter gebündelt und durch den Schlauch auf die kranke Körperstelle geleitet.
Bis heute gibt es begeisterte Anhänger von Herrn Reich und seiner Orgonenergie. So funktioniert das aber nicht.
Das amerikanische Gesundheitsministerium hat diese Apparate untersucht und verboten. Sie sagten, es mag sein, dass irgendwann jemand Orgonenergie entdeckt, aber im Moment gibt es keinen Hinweis auf eine medizinisch nachvollziehbare Wirksamkeit. Deshalb sei der Verkauf Betrug.
Manche Anhänger behaupten im Umkehrschluss, das sei eine Verschwörung und das Gesundheitssystem unterdrücke das, weil es revolutionär wäre und Geld sparen würde. Manche Anhänger alternativer Heilmethoden neigen zum Paranoiden.
Ich habe auch schon Leute getroffen, die mir auf der Straße erzählt haben, sie hätten das Geheimnis gefunden, wie alle Fahrzeuge nur noch mit Wasser fahren könnten. Seitdem würden sie verfolgt und müssten das geheim halten. Sie meinen das ernst und zeigen Formeln. Es gibt solche Leute, so wie es viele gibt, die das Perpetuum mobile erfunden haben. Das funktioniert aber alles nicht.
Wenn solche Leute euch Geschichten erzählen, seid skeptisch. Die meisten phantastischen Ideen bleiben phantastische Ideen.
Ich rate davon ab, wenn es zu luftig wird.
Dann gibt es noch alternative Heilmethoden, die behaupten, durch innerweltliche Kräfte zu wirken, von denen wir aber nachweislich wissen, dass sie nicht wirken.
Dabei gibt es einen Unterschied: Manche wirken nicht biochemisch, sondern als Placebo.
Der Placeboeffekt beruht darauf, dass Menschen ein subjektives Schmerz- oder Leidensempfinden haben, ohne dass eindeutige körperliche Ursachen festgestellt werden können oder man dagegen nichts tun kann. Man verabreicht diesen Personen ein Scheinmedikament, ein Placebo. Sie nehmen es und fühlen sich subjektiv besser.
Heute werden Placebos im medizinischen Bereich routinemäßig eingesetzt, auch im alternativmedizinischen Bereich. Manchmal wird behauptet, das wirke nicht als Placebo, sondern anders, aber letztlich ist es ein Placebo.
Wenn ihr wisst, dass ihr ein Placebo bekommt, oder wenn ihr versucht, es zu verschreiben oder abzugeben, würde ich sagen: Placebos sind für Christen tabu. Warum? Weil Placebo auf Lüge beruht.
Man erweckt beim Menschen den Eindruck, er bekomme ein Mittel, das ihn biochemisch oder anderweitig gesund macht. Das tut der Arzt ja auch bei chemischen Präparaten, aber er sagt nicht, dass es ein Scheinmedikament ist. Würde er das sagen, würde es nicht mehr wirken.
Der Eindruck wird erweckt, hier sei ein Medikament, das substantiell helfen könnte. Das tut es aber nicht.
Da Christen verboten ist zu lügen und zu betrügen, sollten wir das lassen.
Stattdessen sollten wir der Person offen sagen, dass wir glauben, hier sei kein körperliches Problem, sondern ein geistliches oder psychisches. Dann müssen wir das Geistliche oder Psychische angehen, statt eine Illusion zu schaffen.
Ich habe auch gestern darauf hingewiesen, dass bei psychischen Problemen, die nicht biochemisch bedingt sind, sondern auf Sünden zurückzuführen sind, nur Sündenbekenntnis hilft – kein Placebo.
Bei wirklichen psychischen Problemen hilft geistliche Arbeit mit Gottes Hilfe, nicht ein Placebo, das nur auf Betrug beruht.
Deshalb glaube ich, dass sowohl im medizinischen Bereich Tätige als auch Patienten als Christen Placebos ablehnen sollten.
Wenn ihr meint, ihr braucht unbedingt ein Placebo, nehmt doch besser ein biblisches Placebo. Gebet hilft. Vielleicht wirkt euer Gebet nicht, dann ist es eben ein Placebo – rein hypothetisch.
Dann ist es besser, ein biblisches Placebo zu nehmen, die Bibel zehnmal zu lesen, gesund zu werden und Gott zu loben – auch wenn Gott euch nicht geheilt hat. Das ist besser für euren Glauben, als ein Placebo vom Arzt zu nehmen und den Arzt zu loben, obwohl er euch nicht geheilt hat.
Wenn ich als Patient weiß, dass es ein Placebo ist, würde ich davon abraten. Und als Christ im Gesundheitswesen kann ich einem anderen nicht guten Gewissens ein Placebo geben und ihm den Eindruck vermitteln, es sei eine mechanistisch wirksame Substanz.
Das Problem ist: Wenn ich ein Placebo nehme, ohne es zu wissen, und mich besser fühle, ist das kein Problem. Aber wenn ich es weiß und es durch Nachfragen oder Nachlesen merke, würde ich davon abraten.
Es ist viel besser, sich an Gott zu wenden, der wirklich eingreift.
Früher war meine Idee nur hypothetisch, aber Gott greift ja ein. Das ist besser, als einem Scheinmedikament zu vertrauen.
Es gibt eine Medizin, die sagt, alles sei nur Biochemie im Körper, nur Materie. Dann versuchen sie, Probleme, die nicht biochemisch bedingt sind, chemisch zu heilen. Da sollten wir nicht mitmachen.
Doppelblindstudien sind Studien, bei denen Patienten vorher aufgeklärt werden, dass ein Teil von ihnen ein Placebo bekommt. Das müssen sie unterschreiben, wenn sie teilnehmen.
Wenn Menschen sich freiwillig für solche Studien bereiterklären, um Erkenntnisse über die Wirksamkeit zu gewinnen, halte ich das für möglich.
Aber wenn eine Doppelblindstudie ohne Einverständnis der Patienten stattfindet, halte ich das nicht für legitim.
Bei Doppelblindstudien wissen die Patienten nicht, ob sie das Placebo oder den Wirkstoff bekommen. Man versucht dann festzustellen, ob es eine statistisch signifikante Wirksamkeit gibt.
Es gibt natürlich auch Leute, bei denen alles Scharlatanerie ist. Das kann man bei genauerem Hinsehen merken.
Bücher, die euch helfen, die materielle Wirksamkeit zu beurteilen, sind zum Beispiel der Pschyrembel Naturheilkunde. Das ist ein anerkanntes medizinisches Wörterbuch. Es gibt einen Sonderband Naturheilkunde, inzwischen in der zweiten Auflage, in dem die meisten bekannten alternativen Heilmethoden besprochen werden. Wenn ihr mit medizinischem Vokabular vertraut seid, könnt ihr daraus schließen, ob eine Methode medizinisch sinnvoll ist oder nicht.
Ein weiteres empfehlenswertes Buch ist „Bittere Naturmedizin“, erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag. Es wurde von fünf Medizinern herausgegeben, die eine naturwissenschaftliche Untersuchung alternativer Heilmethoden liefern.
Etwas volkstümlicher und allgemeinverständlicher ist das Buch „Alternative Heilmethoden“ von der Stiftung Warentest, inzwischen in der zweiten oder dritten Auflage. Dort findet man ebenfalls gute Hinweise darauf, ob eine Methode medizinisch wirksam ist.
Wie gesagt, bei der ersten Überprüfung, wenn eine Methode vorgibt, rein medizinisch, chemisch oder biochemisch zu wirken, müssen wir das auf dieser Ebene überprüfen.
Die geistliche Überprüfung kommt nur bei Methoden, die nicht auf dieser Ebene heilen und das auch nicht vorgeben, sondern bei denen, die geistig heilen. Und zu denen kommen wir jetzt als Nächstes.
Überprüfung geistlicher Heilmethoden
Es gibt Menschen, die geistige Heilung vorgeben. Manche behaupten, übernatürlich zu heilen, doch tatsächlich heilen sie nur auf natürliche Weise. Ein Beispiel dafür ist Chenin. Chenin wird heute in der klassischen Medizin verwendet, stammt aber ursprünglich aus der schamanistischen Medizin Südamerikas.
Stellen wir uns vor, ein Schamane kommt zu dir, weil du dich verletzt hast, und legt die Rinde des Cheninbaumes auf deine Wunde. Er sagt, der Geist des Baumes heilt dich. Wenn du aber weißt, dass es nicht der Geist des Cheninbaumes ist, sondern eine chemische Substanz, die wirkt, dann kannst du trotz der Erklärung des Schamanen die Rinde auf der Wunde lassen und sagen: „Schamane, bleib mir weg, den Baum nehme ich gerne, und ich werde gesund.“
Das bedeutet, es gibt Leute, die vorgeben, übernatürlich zu heilen, tatsächlich aber nur natürlich wirken. Das kann daran liegen, dass sie selbst nicht wissen, was hinter der Heilung steht, oder weil sie das große Geheimnis lieben, das darum gemacht wird. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Diese Fälle können wir überprüfen, indem wir Nachschlagewerke nutzen, die ich bereits erwähnt habe.
Dann gibt es diejenigen, die behaupten, übernatürlich zu wirken, es aber weder übernatürlich noch natürlich tun. Auch hier gibt es Menschen, die nur durch Suggestion oder den sogenannten Placebo-Effekt wirken. Ich habe das schon bei denen erwähnt, die vorgeben, natürlich zu wirken. Das gibt es auch bei denen, die vorgeben, übernatürlich zu wirken.
Zum Beispiel machen manche ein großes Theater darum, etwa ein Schamane. Das kann man heute durchaus erleben. Ich erinnere mich an einen Arzt in Hamburg, der mir erzählte, dass er bei Patienten im fortgeschrittenen Krebsstadium, denen er nicht mehr helfen kann, anbietet, einen Schamanen zu rufen. Dieser führt dann einen Tanz auf und beschwört die Patienten. Ob es ihnen besser geht, ist unklar.
Manche Schamanen sind echte, die tatsächlich mit übernatürlichen Kräften arbeiten. Andere sind eher sogenannte Plastikschamanen. Das sind Leute, die ein paar Workshops besucht haben und sich eigene Worte ausdenken, weil sie sich selbstständig machen wollen – etwa als Ich-AG-Schamane, um Geld zu verdienen. Davor braucht man keine große Angst zu haben, wenn man genauer hinschaut.
Es gibt eingeborene Deutsche, die sich als „Schoi-Indianer“ aus den USA ausgeben, sich Federn auf den Kopf hängen, aber sonst keine Ahnung haben. Das wird dir nicht helfen, aber auch nicht schaden. Du kannst es also sein lassen. Diese Menschen geben vor, übernatürlich zu wirken. Sie wirken aber nicht übernatürlich, sondern höchstens so, dass du dich emotional besser fühlst. Auch das lehne ich ab, aber nicht, weil es okkult ist, sondern weil es für uns überflüssig ist.
Dann gibt es diejenigen, die vorgeben, übernatürlich zu wirken – und tatsächlich wirken sie auch übernatürlich. Das wird in der klassischen Medizin weitgehend ausgeblendet. Dort wird so getan, als gäbe es das Übernatürliche gar nicht. Das ist problematisch, denn viele Vertreter alternativer Heilmethoden bestätigen, dass es ohne die Akzeptanz übernatürlicher Kräfte nicht funktioniert.
Ein typisches Beispiel ist Reiki. Reiki stammt aus Asien. Das chinesische oder koreanische „Qi“ bezeichnet eine kosmische, allumfassende Energie, die die Welt und den Menschen durchströmt. Nach asiatischen Vorstellungen entsteht Krankheit durch ein Ungleichgewicht dieser Qi-Energie. Reiki will nicht physiologisch helfen. Ein Reikitherapeut wird dein Magengeschwür nicht heilen oder untersuchen. Ihm ist es egal, ob Bakterien, Verkrampfungen oder Blutungen vorliegen, denn nach seiner Auffassung ist die Ursache ein Energieungleichgewicht.
Der Therapeut fährt über deinen Körper, um diagnostisch den Mangel an Energie zu finden, oder therapeutisch, indem er als Kanal dient. Die kosmische Energie fließt durch seine Hände auf deinen Körper, stellt dein Energiegleichgewicht wieder her und beseitigt das körperliche Problem.
Hier müssen wir sagen: Diese Methode ist entweder Betrug, dann brauchen wir sie nicht, oder sie ist übernatürlich. Mit natürlicher Wirksamkeit hat sie nichts zu tun. Die Praktizierenden sagen das auch offen, das belege ich in meinen Büchern, in denen ich die Aussagen der Betroffenen zitiere: Sie sprechen von übernatürlichen Kräften.
Ich sage das deutlich, weil es manche blauäugige Christen gibt, die sagen: „Das ist mir egal, ich akzeptiere das Übernatürliche nicht, es hilft mir einfach.“ Aber man muss fragen: Was heilt mich? Wenn ich sage, ich unterschreibe einen Vertrag und gebe dem Teufel meine Seele, würde man das ablehnen. Oder wenn ein Therapeut sich dem Satan verschrieben hat und durch dessen Kraft heilt, würdest du dich von ihm heilen lassen? Hoffentlich nicht, auch wenn du deine Seele nicht geben musst.
Als Christen akzeptieren wir übernatürliche Heilung nur von Gott. Der Teufel kann auch gesund machen. Die Bibel erwähnt, dass am Ende der Zeiten Menschen auftreten, die viele Zeichen und Wunder tun (Matthäus 24, Matthäus 7). Manche heilen sogar im Namen Jesu, doch Jesus sagt später: „Ich kenne euch nicht.“ Es gibt also Hinweise darauf, dass auch solche Wunder geschehen.
Schon beim Pharao gab es Zauberer, die Stöcke in Schlangen verwandelten und ähnliche Dinge taten. Sie hatten eine gewisse Macht. Wir dürfen also nicht automatisch annehmen, dass übernatürliche Ereignisse von Gott stammen. Ein übernatürliches Wunder muss im Zusammenhang gedeutet werden.
Deshalb ist es falsch zu sagen, weil Menschen gesund werden, müsse das von Gott sein – auch wenn die Person das behauptet. In den letzten Monaten habe ich mehrere Bücher gelesen und mit Menschen gesprochen, die sich mit schamanischer Heilung beschäftigen. In Deutschland gibt es viele Schamanen und Gesundbeter, die umherziehen und große Hallen füllen, indem sie behaupten, übernatürlich zu heilen.
Das sieht oft ähnlich aus wie Heilungsgottesdienste. Ein Schamane sagte sogar, er rede je nach Publikum von Qi-Energie, göttlichen Kräften oder dem biblischen Gott. Das zeigt, dass etwas nicht stimmt, denn biblisch kann man das nicht alles in einen Topf werfen.
Wenn wir übernatürliche Energie erleben, müssen wir prüfen: Kommt sie von Gott oder nicht? Als Christen wissen wir, dass es auch Dämonen und den Teufel gibt, die Macht haben (Bibel). Wir müssen unterscheiden, ob diese Kräfte uns hilfreich sind oder nicht.
Woran können wir das prüfen? Erstens lehrmäßig. Das ist relativ einfach. Die Bibel warnt, dass selbst wenn ein Engel vom Himmel kommt und ein anderes Evangelium predigt als das, was gelehrt wurde, dieser Engel verflucht sei (Galater 1,8). Ein weiteres Kriterium steht im 1. Johannesbrief: Wenn ein Geist nicht bekennt, dass Christus aus Fleisch gekommen ist, ist er nicht von Gott (1. Johannes 4,2-3).
Das sind nur zwei Beispiele. Generell gilt: Wenn in einem Umfeld Lehren vertreten werden, die den Grundsätzen des biblischen Glaubens widersprechen, dann kann das nicht von Gott sein. Gott widerspricht sich nicht. Das ist ein klares Kriterium.
Wir müssen also prüfen, was die Methode und ihre Therapeuten über die Energie sagen, wenn wir ihnen glauben wollen. Dann können wir lehrmäßig bewerten, ob es göttliche Kraft ist oder nicht. Viele alternative Heilmethoden, die übernatürliche Heilung vorgeben, fallen so eindeutig durch diese Prüfung.
Ein weiteres Kriterium betrifft diejenigen, die sagen, sie heilen mit der Kraft Jesu und dogmatisch zu vielen biblischen Überzeugungen Ja sagen. Auch hier müssen wir prüfen, ob die Methode im Einklang mit den grundlegenden biblischen Überzeugungen steht.
Beispielsweise wird die Bibel manchmal als magisches Buch benutzt. Jemand sagt, gegen Kopfschmerzen helfe es, die Bibel regelmäßig unter das Kopfkissen zu legen. Das entspricht nicht dem, wie Gott wirkt. Die Bibel ist kein magisches Buch, das Energien ausstrahlt. Sie enthält Gottes Willen, Wissen und Wollen.
Oder jemand rät, ein Blatt aus der Bibel zu reißen, es zu verbrennen und die Asche zu trinken, um Schmerzen zu lindern. Das ist magisches Denken und hat mit Gott nichts zu tun. Auch das Besprechen von Warzen mit Bibelversen ist im Allgemeinen nicht, wie Gott wirkt.
Natürlich kann Gott durch alles wirken, wenn er will. Aber normalerweise wenden wir uns an ihn mit unseren Sorgen (1. Petrus 5,7). Ein biblisch heilender Mensch wird sich an Gott wenden.
So bleiben immer noch wenige Fälle übrig, die wir nicht eindeutig beurteilen können. Hier sind wir auf die Führung durch den Heiligen Geist angewiesen, insbesondere darauf, im Gebet von Gott gezeigt zu bekommen, ob die Heilung von ihm kommt oder ob es sich um Scharlatanerie handelt.
Dies ist nur ein grobes Schema, das ich ausführlicher in meinem Buch beschreibe. Die genannten Literaturhinweise können euch helfen, konkrete alternative Heilmethoden zu bewerten. Ich kann euch diese Bücher auch gerne mitbringen.
Ausblick auf weitere Themen und Abschluss
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, jetzt noch zwei alternative Heilmethoden konkret zu bewerten. Ich würde gerne eure Vorschläge aufnehmen. Fast hätte ich, ohne hellsichtig zu sein, vermutet, dass ich mich hier als Prophet betätigen könnte.
Ich hätte sagen können: „Ich sehe vor mir, einer von euch hat die Frage, dass ihr möchtet, dass ich etwas über Homöopathie sage.“ Genau das hatte ich gehofft, dass ihr sagt: „Oh Michael, woher weißt du das?“
Scherz beiseite, das liegt einfach daran, dass Homöopathie eine der weitverbreitetsten Methoden ist, auch unter Christen. Die andere Methode, die ich fast gesehen hätte, ist die Akupunktur. Vielleicht auch die Bachblütentherapie, die ebenfalls weit verbreitet ist, wenn auch in einem anderen Maße.
Ich würde euch gerne etwas dazu sagen, aber wenn ich das jetzt noch mache, bekomme ich Ärger mit dem Chor und dem Chorleiter. Das kann ich nicht riskieren, sonst bin ich nachher krank oder so, und ihr schüttet mir dann vielleicht irgendwo Rizinusöl ins Trinken, damit ich auf Toilette muss.
Deshalb machen wir hier einen Einschnitt. Einschnitt heißt ja nicht Ende, ihr reißt ja auch nicht morgen ab. Wir werden das so gestalten, dass es euer Interesse trifft und das Thema noch weiterführen.
Entweder machen wir das mal in einem kleinen Seminar am Nachmittag oder in einer Abendstunde von elf bis zwölf. Natürlich könnt ihr das auch in meinem Buch nachlesen. Dort sind viele Sachen ausführlich beschrieben.
Ich werde auf euch hören, auf eure Rückmeldungen, und danach entscheiden, ob ich das noch einmal vertiefe. Wie ihr schon vermutet habt, versuche ich das noch zu bestätigen. Wenn da riesiges Interesse ist, machen wir das an einem Abend. Ist das Interesse kleiner, dann vielleicht am Nachmittag oder im privaten Gespräch.
Dann werde ich ein anderes medizinisches Thema für übermorgen vorbereiten. Morgen ist ja Praktikantenabend.
Wer noch Fragen zu einer dieser Methoden, zu den allgemeinen Prinzipien oder auch ganz anderer Meinung ist, kann gerne im Anschluss auf mich zukommen.
Nachdem ich jetzt gebetet habe, machen wir gleich 15 Minuten Pause unten für den Kiosk und um die Gedanken zu lüften. Danach trifft sich hier vorne der Chor. Wenn ich die Uhrzeit richtig erkenne, ist das um 20 Minuten vor zehn, also fünf nach halb zehn.
Alle, die heute Abend noch Fragen haben, ich stehe euch gerne zur Verfügung. Wir werden uns vielleicht etwas nach hinten verziehen, damit wir hier vorne nicht stören – vielleicht in die Cafeteria. Dort hören wir dann gerne aus der Entfernung euren Gesang zu.
Wie gesagt, konkrete alternative Heilmethoden besprechen wir später oder im persönlichen Gespräch.
Ich bete nun:
Vater im Himmel, vielen Dank, dass du uns geschaffen hast und unseren Körper kennst. Vielen Dank auch dafür, dass du Kraft hast, gesund zu machen und viel mächtiger und größer bist als alles medizinische Wissen, das wir heute zur Verfügung haben.
Trotzdem danken wir dir für das ganze medizinische Wissen, das vorhanden ist, für das Gesundheitssystem, für die Ärzte, Pfleger, Krankenhäuser und auch für die pharmazeutischen Medikamente, die uns so viel Hilfe im Alltag bieten.
Wir bitten dich, uns zu helfen, das alles richtig einzuordnen, richtig einzuschätzen und damit umzugehen. Zeige uns, wo wir auf alternative Heilmethoden zurückgreifen sollen, wo sie uns eine Hilfe sein können und wo du sie gebrauchen willst.
Wir bitten dich auch, uns deutlich zu warnen vor den Heilmethoden, die falsch sind, die uns binden, uns in die Irre führen, nur Geld oder Zeit kosten, uns gefangen nehmen oder betrügen.
Bewahre uns davor, in die Gefahr zu geraten, uns okkultem Einfluss auszusetzen.
Ich bitte dich, uns zu führen und uns die richtigen Menschen an die Seite zu stellen, die uns helfen können. Gib uns Klarheit, damit wir immer mehr lernen, richtig mit der Frage nach Gesundheit und Krankheit umzugehen.
Hilf uns, nicht in die Gefahr zu geraten, Gesundheit um jeden Preis erreichen zu wollen.
Vielen Dank, dass wir dich kennen, dass wir wissen, dass du da bist und dass du uns bewahrst, beschützt und auch in dieser Nacht begleitest.
Amen.