Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da war, der da ist und der da sein wird, Jesus Christus!
Wir befinden uns in einer Predigtreihe über Götzendienste. Heute darf ich über das Thema Spaß und Freizeit predigen. Diese Bereiche haben in den letzten Jahrzehnten eine enorme Aufwertung erfahren. Einige Soziologen sprechen sogar davon, dass Freizeit das große Thema der Moderne sei. Sie bezeichnen sie als das Supersymbol der Moderne.
Bedenken wir einmal, wie lang die wöchentliche Arbeitszeit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts für Fabrikarbeiter war. Ich weiß nicht, ob ihr das wisst: Sie haben 80 bis 90 Stunden pro Woche gearbeitet. Es gab keine Spülmaschine, keine Waschmaschine und keine Ölheizung. Ihr könnt euch vorstellen, dass für Freizeit dort nicht allzu viel Platz geblieben ist.
Heute arbeiten wir in der Regel 35 bis 40 Stunden pro Woche, natürlich gibt es auch einige, die mehr arbeiten. Im Jahr 1995 gaben die Deutschen 94 Milliarden Euro für Freizeitgestaltung aus. Im Jahr 2013 waren es bereits 143,5 Milliarden Euro. Damit zählt der Freizeitbereich ökonomisch zu den potenziellsten Feldern der Wirtschaft in Europa.
Für viele Menschen ist Freizeit heute eine Art Statussymbol. Hobbys, Freunde, Reisen, Sport und Ähnliches dürfen auf keinen Fall zu kurz kommen.
Die Bedeutung von Freizeit in der modernen Gesellschaft
Ich weiß nicht, ob euch das schon mal aufgefallen ist – mir ist es aufgefallen. Manchmal fahre ich morgens zum Gottesdienst. Dabei sehe ich viele Kirchen, an denen ich vorbeifahre, die leer sind. Gleichzeitig brummen in den Sportstudios die Gewichte. Dort ist richtig viel los auf dem Parkplatz. Man kann da so hineinschauen, und es geht richtig zur Sache.
Allerdings ist das mit Freizeit und Spaß gar nicht so einfach. Denn es handelt sich ja eigentlich nicht um Götzen. Es sind wunderbare Gaben, die Gott uns geschenkt hat. Einige unter uns nehmen sich vielleicht zu wenig Zeit für Freizeit, weil sie zu viel arbeiten oder zu viel Stress haben. Andere wiederum überbewerten die Freizeit.
Wir wollen jetzt versuchen, einen Weg zu finden, wie wir als Christen damit umgehen können. Ich habe einen Text ausgesucht, der uns keine vereinfachenden Antworten gibt, sondern uns gewisse Leitlinien vermittelt. Diese sollen uns helfen, klug mit Freizeit und Spaß in unserem Leben umzugehen.
Der Apostel Paulus liefert im ersten Korintherbrief, im neunten Kapitel, zwei Bilder aus der Welt des Sports. Damit möchte er uns vermitteln, wie wichtig es ist, das Ziel unserer Berufung im Auge zu behalten.
Ich möchte diesen Text lesen. Er steht in 1. Korinther 9,24-26. Das ist im hinteren Teil der Bibel, auf Seite 196 in den Bibeln, die hier ausgelegt sind. Ich lese 1. Korinther 9,24-26.
Einführung in den Leittext: Sportmetaphern als Lebensbilder
Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, alle laufen, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge. Jene nun empfangen einen vergänglichen Kranz, wir aber einen unvergänglichen.
Ich aber laufe nicht aufs Ungewisse und kämpfe nicht mit der Faust wie einer, der in die Luft schlägt. Stattdessen bezwinge ich meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde.
Soweit das Wort Gottes.
Ich möchte noch kurz mit uns beten: Himmlischer Vater, wir danken dir für dein kostbares Evangelium. Ohne die Kraft, die aus dem Evangelium kommt, übertrifft unsere Frömmigkeit menschliche Bequemlichkeiten und Laster nicht. Ohne die Kraft des Evangeliums betrügen wir uns selbst, betrügen unsere Freunde und letztlich auch dich.
Doch dein Wort ist Kraft. Danke, dass du zu uns sprichst. Erbaue uns am inwendigen Menschen, so dass wir zugerüstet werden für den Alltag, der auf uns wartet. Danke dafür, Amen.
Ja, was werden wir jetzt machen? Ich habe mir einiges vorgenommen. Wir werden uns mit diesem Thema in drei Schritten beschäftigen.
Erstens wollen wir uns einen groben Überblick über den ersten Korintherbrief verschaffen. Das ist wichtig, weil wir uns nicht in einer Predigtreihe befinden, in der wir genau wissen, worum es geht. Stattdessen handelt es sich um eine Einzelpredigt über den Korintherbrief oder einen Abschnitt daraus. Deshalb schauen wir uns kurz an, worum es dort geht und welche Themen auftauchen.
Zweitens betrachten wir den Predigttext genau. Ich werde versuchen, einige Motive herauszuarbeiten, die uns für unser Thema Freizeit und Spaß eine gewisse Orientierung geben.
Schließlich werde ich drittens versuchen, eine christliche Freizeitkultur zu skizzieren. Dabei geht es darum, wie wir mit Freizeit und Spaß umgehen können, sodass Gott daran Freude hat.
Überblick über den ersten Korintherbrief: Freiheit und Herausforderungen
Beginnen wir mit dem ersten Punkt, dem größeren Bild, dem ersten Korintherbrief. Ich habe ihn überschrieben mit „Lob und Grenzen der christlichen Freiheit“. Wir befinden uns also im ersten Korintherbrief. Der Verfasser, das wisst ihr, ist Paulus.
Nach 1. Korinther 16,8 hat Paulus den Brief in Ephesus geschrieben, während seiner dritten Missionsreise. Da Paulus als Missionar über zwei Jahre in Ephesus blieb, kann der Brief ungefähr auf das Jahr 55 nach Christus datiert werden.
Die Gemeinde in Korinth wurde von Paulus und seinen Mitarbeitern während der zweiten Missionsreise gegründet, und zwar als er von Athen nach Korinth kam. Die Korinther waren dafür bekannt, sehr hochnäsige und arrogante Leute zu sein, die sich nichts von anderen sagen lassen wollten. In 1. Korinther 2 und 3 können wir nachlesen, wie Paulus darauf reagiert hat. Er verkündete dort sehr klar die Botschaft vom Kreuz. Dabei konfrontierte er die Arroganz und die vermeintliche Weisheit der Korinther mit der vermeintlichen Torheit Gottes. Er verkündigte ihnen das Evangelium sehr deutlich, und Gott segnete es reichlich. Es kamen Juden und Heiden zum Glauben.
Als Paulus nach ungefähr anderthalb Jahren von Korinth aus aufbrach, hinterließ er eine gut unterwiesene Gemeinde, die inzwischen stark und groß geworden war. Allerdings traten nach Paulus’ Abreise einige Schwierigkeiten auf. Zum Beispiel wurde die Autorität des Apostels in Frage gestellt. Es gab Gruppenkämpfe und Lagerbildungen in der Gemeinde. Außerdem gab es Probleme mit der Ordnung im Gottesdienst und viele merkwürdige Ansichten über die Auferstehung der Toten.
Ein großes Thema durchzieht den gesamten ersten Korintherbrief: der Umgang mit Freiheit. Christen stehen nicht mehr unter dem Gesetz, sondern sind zur Freiheit berufen. Einige Korinther missbrauchten diese Freiheit jedoch auf eine Weise, die dem Evangelium nicht mehr angemessen war.
Nehmen wir als Beispiel den Umgang mit Fleisch, das möglicherweise Götzen geopfert worden war. Stellt euch vor: Damals gab es einen großen Fleischmarkt in Korinth, auf dem auch Fleisch verkauft wurde, das zuvor Götzen geopfert worden war. Paulus sagt, dass ihr dieses Fleisch essen dürft, denn diese Götzen gibt es gar nicht, denen das Fleisch geopfert wurde. Mit dem Fleisch ist nichts Magisches passiert, es wird euch nicht schaden, ihr dürft es essen.
Gleichzeitig betont Paulus, dass wir mit der Freiheit, die wir als Christen haben, sorgfältig umgehen müssen. Es kann nämlich sein, dass es Leute in der Gemeinde gibt, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie dieses Fleisch essen. Auf diese soll ich Rücksicht nehmen. Er bringt das etwa so auf den Punkt: Mein Bruder oder meine Schwester dürfen wegen dem, was ich tue, nicht in Sünde verstrickt werden.
Paulus sagt: Ich bin frei und keinem Menschen irgendetwas schuldig. Und doch habe ich mich zum Sklaven aller gemacht – um möglichst, so sagt er, viele für Christus zu gewinnen. Paulus nimmt Rücksicht auf diejenigen, die Gott ihm in sein Leben hineinstellt, weil er sie zu Jesus führen möchte. Das ist seine Berufung.
Er schreibt: Ich tue alles wegen des Evangeliums, denn ich möchte an dem Segen teilhaben, den diese Botschaft bringt. Der Apostel war überzeugt, dass dieses Evangelium die größten Nöte des Menschen beantwortet. Für ihn gab es nichts Schöneres, als dieses Evangelium weiterzugeben.
Er war dazu berufen, und für diese Berufung war er bereit, Freiheiten aufzugeben, die er eigentlich hatte. Er möchte, so schreibt er, dass einige von denen, die Gott ihm anvertraut, gerettet werden. Seine Berufung gibt seinem Leben eine Richtung und eine Ordnung. Die Dinge des Alltags werden dieser Berufung untergeordnet.
Das Bild des siegreichen Athleten als Lebensmodell
Das führt uns nun endlich zu unserem Predigttext, 1. Korinther 9,24-27. Ich habe ihn überschrieben mit „Lebe wie ein siegreicher Athlet“. Ihr werdet gleich merken, warum ich das so gemacht habe. Wir wollen uns den Text Vers für Vers anschauen.
In Vers 24 heißt es: „Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, alle laufen, aber nur einer den Siegespreis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.“
Was Paulus hier macht, ist ganz interessant. Er greift metaphorische Bilder auf, die den Korinthern sehr vertraut sind. Deshalb schreibt er auch: „Wisst ihr nicht?“ – eine rhetorische Frage. Er wusste ganz genau, dass die Korinther mit den Bildern, die er jetzt bringt, viel anfangen können. Denn die Korinther kannten die großen Sportspiele. Die isthmischen Spiele waren die zweitgrößten griechischen Spiele. Sie wurden bei Korinth alle zwei Jahre ausgetragen, und Tausende von Zuschauern kamen.
Er beginnt mit dem Sinnbild von der Laufbahn. Er schreibt wörtlich, dass von denen, die im Stadion laufen, nur einer den Siegespreis erhält. Ein ganz einfaches Bild: Alle laufen, zum Beispiel im Tausendmeterlauf, und nur einer kann der Sieger sein. Okay, ich gebe zu, in ganz seltenen Fällen kommen mal zwei Leute gleichzeitig ins Ziel. Aber man hatte damals noch nicht die Stoppuhren, die das so genau berechnen konnten.
Er will, dass die Korinther laufen wie ein Sieger läuft. Ihr merkt hier an der Stelle, dass wir solche Bilder – das trifft übrigens auch auf Gleichnisse zu – nicht überinterpretieren sollen. Paulus will hier nicht sagen, dass wir in der Gemeinde gegeneinander laufen und dass nur einer von uns ankommt und nur einer von uns der Sieger sein wird. Das will er nicht sagen. Christen kämpfen nicht gegeneinander, sondern sie stützen sich. Sie arbeiten miteinander, sie arbeiten füreinander, sie sind gemeinsam auf dem Weg.
Es geht Paulus um etwas anderes. Er will sagen: So wie erfolgreiche Läufer im Stadion all ihre Kraft darauf konzentrieren, erfolgreich den Lauf zu beenden, so sollen ihr Korinther konzentriert leben. Deshalb ruft er ihnen zu: Macht es so wie der siegreiche Athlet! Lauft, dass ihr den Preis bekommt.
In Vers 25 setzt er dann das Hauptthema. Da heißt es: „Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge, damit er einen unvergänglichen Kranz empfängt. Wir aber empfangen einen vergänglichen Kranz, wir aber einen unvergänglichen.“
Erfolgreiche Sportler trainieren ihren Körper. Sie trainieren hart, vor allem dann, wenn die Wettkämpfe anstehen. Doch ist das gar nicht so einfach. Der Hauptfokus von Paulus hier ist ein anderes großes Thema. Es ist sozusagen das Schlüsselwort des ganzen Abschnitts, das uns hier in Vers 25 begegnet. Luther hat es nicht wörtlich übersetzt, aber hier steht: Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin.
Wir können lesen: „Jeder, der an einem Wettkampf teilnehmen will, unterwirft sich einer strengen Disziplin.“ Und wir ahnen, was hier gemeint ist. Die Korinther sollen das, was sie davon abhält, ein siegreicher Läufer zu sein, beiseitelegen. Sie sollen es aus ihrem Leben entfernen.
Einige unter uns sind wahrscheinlich Sportler. Wer im Wettkampf unterwegs ist, weiß, wie wichtig das ist, sich zu konzentrieren und zu fokussieren. Gerade dann, wenn der Wettkampf ansteht, achtet man auf den Blutzuckerspiegel. Da wird kein Bier getrunken, und man geht unnötigen Verletzungsrisiken aus dem Weg.
Übertragen bedeutet das: Meide die Dinge, die dich von deiner Berufung als Jesusjünger abhalten. Meide sie! Paulus unterstreicht seine Aussage dann noch durch eine Anspielung auf den Siegeskranz.
Athleten in Griechenland haben oft einen Fichtenkranz geschenkt bekommen, wenn sie gewonnen haben. Aber der Glanz dieses Kranzes ist schnell verloren gegangen. Der Kranz, der auf uns wartet, so sagt Paulus, ist unvergänglich. Wir Christen haben eine viel größere Motivation, fokussiert zu leben als die Sportler. Unser Beweggrund für den Lauf ist unvorstellbar größer als der eines Olympiasiegers. Der bekommt nicht nur einen Fichtenkranz, sondern vielleicht eine Goldmedaille. Aber das ist alles irdisch, das ist irgendwann mal vorbei.
Deshalb: Ihr habt eine viel größere Motivation. Lauft!
In Vers 26 wechselt Paulus jetzt in die Ich-Perspektive. Er wirft sein eigenes Leben in die Waagschale und personalisiert sein Argument. Ich lese mal die Verse 26 bis 27: „Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse, ich kämpfe nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde.“
Persönliche Konsequenzen und Selbstdisziplin im Glaubensleben
Also, das Erste, was auffällt: Paulus läuft nicht unsicher.
Ich weiß nicht, wer von euch zum Beispiel einen Halbmarathon läuft. Ich sehe hier zum Beispiel einen Radfahrer, der mal eben 120 Kilometer am Samstag mit dem Rad fährt. Es ist ganz wichtig, dass man weiß, wo das Ziel liegt. Wenn man irgendwie losfährt und nicht weiß, aha, da ist das Ziel, dann ist das ein ganz blödes Gefühl. Die Motivation rutscht schnell in den Keller.
Stell dir mal vor, du fährst mit dem Fahrrad und weißt nicht, wo du langfahren sollst. Oder du läufst einen Halbmarathon und weißt nicht, wo das Ziel ist. Das ist nicht gut.
Paulus war sich nicht unsicher. Er wusste, wo das Ziel ist, er war sich sicher und lief auf dieses Ziel zu.
Dann führt er ein zweites Sinnbild ein, aus der Welt des Sports, das eines Boxers. Das ist unter Christen nicht so beliebt, aber Paulus schreibt das hier nun mal. Es soll das, was er schon mit dem Bild des Läufers gesagt hat, verstärken. Er vergleicht sich mit jemandem, der im Kampf nicht in die Luft schlägt, sondern mit einem Faustkämpfer, der sich konzentriert, abmüht und das Ziel trifft.
Ich war in meiner Jugend selbst ein Boxer, ich kann also ein bisschen was mit diesem Bild anfangen. Ein unbeherrschter Boxer schlägt wild drauflos. Das mag beeindruckend sein, das kann gut aussehen, aber er schlägt viel in die Luft und trifft nur die Deckung des Gegners. Irgendwann im Kampf geht ihm dann die Luft aus, er kann nicht mehr mithalten und ist wahrscheinlich unterlegen. Es sind keine Kraftreserven mehr da, wenn es darauf ankommt.
Ein geschulter Boxer schlägt dann, wenn die Aussichten auf den Treffer hoch sind. Wir haben früher im Training oder im Wettkampf gesagt: Der macht viel Wind oder der macht viel Wirbel, aber da ist nichts dahinter, da kommt nichts bei raus. Vor dem brauchst du keine Angst haben.
So ähnlich argumentiert Paulus, übertragen natürlich auf das christliche Leben. Wir sollen keinen Wirbel machen, keine großen Worte, sondern uns konzentrieren auf das, worauf es ankommt. Wir sollen das Ziel treffen, unsere Kraft sinnvoll einsetzen und wirkungsvoll leben.
Das will er auch mit Vers 27 zum Ausdruck bringen. Das ist ein Vers, der nicht ganz einfach zu verstehen ist. Man kann ihn zum Beispiel so übersetzen: „Ich schlage und versklave meinen Körper.“ Das klingt mächtig nach Selbstkasteiung, wo man sich selbst Schmerzen zufügt. Aber darum geht es nicht.
Diese Wörter „Leib“ und „Schlagen“ werden im Neuen Testament mehrfach im übertragenen Sinn verwendet. Paulus will hier sagen, dass er seinen Leib kontrolliert, damit er seine Aufgaben ausführen kann. Er ist im Alltag hart zu sich selbst. Er will in der Laufbahn nicht jemand sein, der anderen predigt, dann aber als jemand dasteht, der sich nicht an das hält, was er von anderen verlangt.
Ich glaube, dass er hier auf das Endgericht anspielt. Er macht das mehrfach, auch im Korintherbrief. In 1. Korinther 4,5 schreibt er zum Beispiel: „Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finsteren verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen.“
Also das, was in unserem Herzen abgeht, ist nicht jedem offenbar. Uns selbst ist nicht einmal alles klar, was da passiert. Wir haben auch nicht die Aufgabe, wie Polizisten herumzulaufen und die Herzen der anderen zu röntgen und die Motive ans Licht zu bringen.
Hier sagt Paulus: „Darum richtet nicht vor der Zeit.“ Der Herr wird eines Tages richten. Aber er sagt eben auch, dass für jeden Menschen der Moment kommen wird, da die Motive des Herzens im Licht von Gottes Gericht offenbar werden.
Paulus möchte dann nicht als jemand dastehen, der Wasser gepredigt hat und Wein getrunken hat. Er will jemand sein, der aufrichtig gelebt hat.
Um das zu erreichen, ist er streng mit sich selbst. Er hält sein Leben in der Spur, läuft nicht unsicher daher, sondern behält das Ziel vor Augen. Er lebt fokussiert und authentisch.
Freiheit im Glauben: Balance zwischen Genuss und Verantwortung
Ich fasse bis hierher mal zusammen. Ein großes Thema des ersten Korintherbriefes ist der Umgang mit Freiheit.
In Korinth gab es die sogenannten Libertinisten. Das waren ganz clevere Leute, die sagten: „Ja, ich bin ja jetzt Christ, meine Seele ist errettet, ich kann jetzt mit meinem Leib machen, was ich möchte.“ Sie meinten, sie könnten ins Bordell gehen oder allerlei andere Dinge tun. Das sei alles nicht wichtig, Hauptsache, ihre Seele sei errettet.
Paulus muss sie scharf zurechtweisen und daran erinnern, dass der Leib eines Christen ein Tempel des Heiligen Geistes ist.
Auf der anderen Seite gab es die Moralisten, die alles Mögliche verbieten wollten. Hier verteidigt Paulus die Freiheit des Christen ganz energisch. Er selbst hat aber sein Leben der Berufung untergeordnet. Das Evangelium von Jesus Christus war sein Leben. Paulus stellt sich selbst als Vorbild hin. Er lebt auf einem Ziegel hin und wollte dabei nicht verwerflich werden.
Damit kommen wir jetzt zum dritten Teil der Predigt. Ich nehme das Thema Freizeit und Spaß jetzt endlich wieder auf. Die Lebenseinstellung des Paulus, wie sie deutlich geworden ist an diesem Text in 1. Korinther 9, hilft uns jetzt, einen ausgewogenen Blick zu bekommen.
Wie gehen wir denn mit diesen Gaben Gottes um? Ich möchte euch von unserem Bibeltext ausgehend fünf Gedanken zusprechen – fünf Gedanken.
1. Die Freiheit als Geschenk Gottes annehmen
Erstens: Du bist frei. Grundsätzlich darfst du die Freiheit genießen, zu der Gott dich berufen hat. Freiheit und Spaß sind nichts, was dein geistliches Leben stört. Im Gegenteil, sie verleihen deinem Leben Rhythmus und Lebendigkeit.
Der Schöpfungsbericht liefert ein wichtiges Motiv für eine arbeitsfreie Zeit. Als Gott die Welt erschuf, arbeitete er sechs Tage, und am siebten Tag war der Ruhetag. Diese Ordnung entspricht nicht nur dem Wesen Gottes, sondern wurde auf geheimnisvolle Weise – die wir nicht ganz genau durchschauen können – in die Schöpfung eingeflochten.
Diese Ordnung findet zum Beispiel Ausdruck im Sabbatgebot, das dem Volk Israel gegeben wurde. Sie sollten sechs Tage arbeiten, und am siebten Tag war ein Ruhetag. Jesus hat diese Ordnung im Neuen Testament bestätigt und bekräftigt. Darauf möchte ich jetzt aber nicht näher eingehen.
Diese rhythmische Unterbrechung ist von Gott geschenkte und ausgefüllte Zeit. Es ist eine gute Zeit, die Gott uns nicht nur gönnt, sondern die er möchte, dass wir sie entsprechend gebrauchen. Es geht um körperliche und geistige Entspannung. Doch das sind nur die oberflächlichen Ziele. Es gibt eine tiefere Bedeutung: Der Ruhetag oder die Ruhezeit dient dazu, dass der Mensch seine Beziehung zu Gott feiert und vertieft.
2. Mose 20,8 spricht davon, dass Israel den siebten Tag heiligen soll. Der Tag soll also abgesondert werden für Gott. Mit anderen Worten: Das Volk Gottes ehrt den Schöpfer, feiert die eigene Erlösung durch Gottes Eingreifen und erfreut sich an Gottes Gaben.
Der Ruhetag stärkt also unsere Beziehung zu Gott. Er trägt zur Regenerierung unserer Lebenskräfte bei, die im Alltag stark gefordert werden.
Die christliche Kirche hat die Freizeit nicht immer ausreichend gewürdigt. Es gab Strömungen durch die ganze Kirchengeschichte hindurch, die sehr asketisch waren. Sie brachten alles, was mit Freizeit und Vergnügen zu tun hat, mit dem fleischlichen Leben in Verbindung. Doch das ist nicht wirklich christlich.
Ich wurde einmal von einem Christen angesprochen – ich glaube, das war nach einem Gottesdienst, genau weiß ich es nicht mehr. Er wollte mich davon überzeugen, dass wir als Christen nicht lachen dürfen. Sein Argument war, dass Jesus nie gelacht habe und wir unser Leben an Jesus ausrichten sollen. Wenn wir lachen, sei das eine Sünde.
Ich war froh, dass ich meine Bibel kannte. Heute muss man seine Bibel kennen, gerade im Blick auf den Missbrauch der Freiheit. Damit wird man heute häufiger konfrontiert. Es ist auch gut, wenn man seine Bibel kennt, um die Freiheit zu schützen. Das war an der Stelle, glaube ich, notwendig.
Ich bin überzeugt davon, dass Freude und Fröhlichkeit große Themen der Bibel sind. Auch Jesus hat in seinen Gleichnissen und Sprüchen Elemente verwendet, die wir heute als Humor oder sogar Sarkasmus bezeichnen würden.
Diese blutarme Einstellung des Verzichts ist gar nicht so geistlich, wie manche meinen. Einer der letzten lebenden Puritaner, G. I. Packer, hat es einmal sehr schön gesagt: Zu Gottes Plan für die Menschheit gehören auch Genuss, Freude und Vergnügen. Menschen, die durch Jesus Christus unter dem göttlichen Schalom leben, erfreuen sich an Gottes Gaben.
Glaubt ihr mir das? Ich sehe noch immer ein paar skeptische Blicke.
Ich möchte einen wirklich deutlichen Vers aus 5. Mose 14,26 vorlesen. Dort geht es im Kontext um die Abgabe des Zehnten, also den zehnten Teil der Ernte für Gott. Gott sagt: Gib das Geld für alles aus, woran dein Herz Lust hat. Sei es für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk oder für alles, was dein Herz sich wünscht. Iss dort vor dem Herrn, deinem Gott, und sei fröhlich – du und dein Haus.
Spüren wir, wie lebensbejahend das ist? Das Judentum war keine asketische Religion. Warum spielen im Judentum Feste, Musik und Freude so eine große Rolle? Weil es hier um die Leiblichkeit des Gottvertrauens geht. Gott möchte in der Welt, im realen Leben, gepriesen werden.
Für den Apostel war klar, dass es eine falsche Enthaltsamkeit gibt. Er warnte davor, zum Beispiel im 1. Timotheus 4. Ich will das jetzt nicht vorlesen.
2. Freiheit ist nicht grenzenlos: Verantwortung und Grenzen
Zweitens: Entfliehe dem Götzendienst. Du bist frei, aber deine Freiheit bedeutet nicht, dass du tun kannst, was du willst. Ich habe nicht die Freiheit, das zu tun, was vor Gott Sünde ist. Um es klar zu sagen: Paulus hätte niemals eine Bank überfallen, um mit dem Geld, das er dabei bekommt – zum Beispiel zwei Millionen – die Gemeinde hier in München zu unterstützen. Das wäre Paulus nie in den Sinn gekommen.
Die Freiheit ist gerahmt, die christliche Freiheit ist durch gute Ordnungen begrenzt. Diese Ordnungen sind in den Geboten Gottes zu finden. Gott hat diese Gebote zum Leben geschenkt. Wenn wir uns über diese Freiheit hinwegsetzen, dann ist das nicht nur ein Missbrauch der Freiheit, der uns in Sünde verstrickt, sondern es führt uns in den Götzendienst – und zwar in einen Götzendienst im engeren Sinn.
Paulus illustriert das sehr schön im zehnten Kapitel des ersten Korintherbriefes. Dort geht er auf den Exodus, den Auszug Israels aus Ägypten, ein. Gott hat sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Er hat es in die Freiheit geführt. Doch dann begannen die Israeliten zu murren: „Warum gibt es nichts Besseres zu essen?“ und Ähnliches. Sie wurden undankbar.
Diese Undankbarkeit war der Einstieg in den Abfall vom Gottesdienst hin zur Götzenanbetung – mit allem, was dazugehört: sexuelle Unmoral, das Murren und so weiter. An dieser Stelle müssen wir aufpassen. Paulus sagt in 1. Korinther 10,14 sehr klar: „Darum, meine Lieben, flieht dem Götzendienst! Flieht dem Götzendienst!“
Ich will in diesem Zusammenhang auf zwei Dinge ganz kurz eingehen. Erstens: Langeweile ist das Gegenteil von Freizeitgestaltung. Langeweile hat in der Bibel keinen guten Ruf.
Zwei Beispiele: Ich könnte mehr nennen, aber ich beschränke mich auf diese beiden. Das erste Beispiel ist 2. Samuel 11,1-2. Ich will die Stelle jetzt nicht vorlesen. Es geht dort um den Ehebruch von David mit Bathseba. Kennst du diese Stelle? Und wie fing es an? Es begann mit Bequemlichkeit und Langeweile.
Es gab kriegerische Konflikte. David hatte seine Armee in den Krieg geschickt, er selbst blieb zu Hause. Dann lesen wir eine kleine Bemerkung, die ich immer wieder faszinierend finde, weil so viel darin steckt. Da heißt es: „Er ist erst am Abend aufgestanden.“ Den ganzen Tag ist David im Bett geblieben, erst am Abend stand er auf, ging aufs Haus, streckte sich ein wenig und sah dabei eine schöne Frau. Das war der Einstieg in den Ehebruch – und nicht nur in den Ehebruch, sondern letztlich auch in den Mord.
Es fing also mit Bequemlichkeit und Langeweile an.
Das zweite Beispiel ist Amos 6,4-6. Gott kritisiert dort einen bestimmten Lebensstil in seinem Volk – einen Lebensstil, der sich um Genuss und Wohlbefinden dreht. Ich will auch diesen Text aus Zeitgründen nicht vorlesen. Er spricht dort von elfenbeingeschmückten Lagern, von Ruhebetten, auf denen sie sich ausstrecken, von Kälbern, davon, dass sie Lieder erdichten, Wein aus Schalen trinken und sich mit bestem Öl salben.
Eigentlich ist das alles nicht das Problem. Das Problem kommt jetzt: „Sie kümmern sich nicht um den Schaden Josefs“, heißt es in Vers 6. Damit sind die beiden Stämme Ephraim und Manasse gemeint, die von Josef abstammen. Gott sagt damit: Es interessiert euch nicht, wie es dem Volk Gottes geht. Das ist für euch unwichtig.
Ihr genießt euren Wohlstand, dreht euch in euren Betten und lebt, als würdet ihr wie Könige leben. Dabei ist es euch egal, dass es Schwierigkeiten im Volk Gottes gibt.
Das sorglose Leben im Wohlstand, bei dem Gottes Volk und seine Interessen zu kurz kommen, wird hier mit einem knallharten Gerichtswort konfrontiert.
Verwechsle also nicht Langeweile, Bequemlichkeit und Wohlstand mit Freizeitgestaltung. Natürlich weiß ich, dass es sinnvoll sein kann, seine Seele mal baumeln zu lassen oder auch die Beine mal baumeln zu lassen. Aber du weißt genau, was ich hier eigentlich sagen will: Verwechsle Freizeit nicht mit Faulheit.
3. Freizeit als Ersatzreligion vermeiden
Ich möchte jetzt noch etwas ergänzen. Ich glaube, dass Freizeit und auch Spaß heute für einige Menschen so etwas wie eine Ersatzreligion geworden sind.
Was meine ich damit? Menschen schreiben Freizeitbeschäftigungen Selbstoptimierungskräfte zu, vielleicht sogar eine Erlösungsfunktion. Sie treiben Sport und machen allerlei Dinge. Warum? Um sich zu vervollkommnen, weil sie meinen, dadurch ein besserer Mensch werden zu können. Vielleicht glauben sie auch, dass sie dadurch zwanzig Jahre länger leben oder sogar ewig leben können.
Das Leben ist nur dann wertvoll, wenn ein Mindestmaß an Qualität sichergestellt ist – und dazu gehört eben all das dazu.
Um das ganz klar zu sagen: Wer Erlösung durch das Endliche sucht, etwa durch Sport, durch Reisen und so weiter, der wird enttäuscht werden.
Ihr Lieben, wir Menschen sind von Gott so geschaffen, dass wir Gott brauchen, um ganz Mensch zu sein. In dir selbst oder in irgendwelchen Hobbys und Freizeitbeschäftigungen wirst du nicht den Frieden finden, die Antworten, die du eigentlich brauchst. Das geht nicht, das funktioniert nicht.
Die Antworten auf das Unvollkommene und Endliche – und wir Menschen sind unvollkommen und endlich – liegen im Vollkommenen und Unendlichen. Sie liegen bei Gott und sind uns vermittelt durch Jesus Christus.
Du kannst alles machen, du kannst dich selbst heiraten. Aber das Glück, das du suchst, wirst du damit nicht finden. Die Unzufriedenheit, die zu unserer Geschöpflichkeit und Sündhaftigkeit dazugehört, wird wieder hochkommen. Dann wirst du etwas anderes probieren, und es wird wieder nicht funktionieren.
Augustinus hat es sehr schön gesagt: Unser Herz kommt nur bei Gott zur Ruhe.
Unser Herz kommt nur bei Gott zur Ruhe. Wir sind so von Gott geschaffen.
Deshalb boomt der Götzendienst so, weil viele Menschen auf alle möglichen Weisen versuchen, irgendwie erlöst zu werden. Aber die Erlösung ist nur in Jesus Christus zu finden.
4. Das Ziel im Blick behalten
Drittens: Verliere das Ziel nicht aus den Augen. Wir haben gesehen, dass Paulus unbeirrt unterwegs war. Er hatte einen klaren Plan. Er war wie jemand, der den Siegeskranz empfangen will. Er mied die Dinge, die ihm dabei im Weg standen, und priorisierte die Dinge, die zu seiner Berufung gehörten.
An dieser Stelle möchte ich fragen: Wie lebst du denn? Hat dein Leben eine Richtung? Ist für Gott, für die Menschen, die dich kennen, und für dich selbst sichtbar und spürbar, dass du den Schatz des Evangeliums gefunden hast? Dass das Evangelium das Wichtigste in deinem Leben ist?
Gibt dein Gottesdienst deinem Alltagsleben eine Struktur? Ein Christ lässt sich nicht treiben wie ein Schiff ohne Steuermann. Wenn du Christ bist, dann ist Jesus dein Steuermann. Er lenkt dein Leben.
Zwei Beispiele, ganz praktisch und einfach: Wenn Jesus dein Steuermann ist, dann brauchst du am Sonntagmorgen nicht zu würfeln oder 20 Minuten zu beten, um herauszufinden, ob du in den Gottesdienst gehen sollst. Du gehst gern und freust dich auf den Gottesdienst. Wenn nichts Wichtiges dagegen spricht – denn das kann ja mal vorkommen – dann gehst du eben in den Gottesdienst. Das ist dir schon am Samstag klar.
Zweites Beispiel: Wenn Jesus dein Steuermann ist, dann gibst du ihm dein Dankopfer. Nicht nur dann, wenn am Ende des Monats noch ein paar Groschen übrig sind, sondern du hast einen gewissen Plan. Das Haus Gottes ist dir wichtig. Du stellst andere Dinge zurück, damit die Gemeinde nicht zu kurz kommt.
5. Freizeit bewusst und vielfältig gestalten
Viertens: Gestalte deine Freizeit klug.
Ich habe mich im Vorfeld, bei der Vorbereitung zu diesem Thema, mit einigen Büchern beschäftigt und bin dabei unter anderem auf Thomas von Aquin gestoßen. Das fand ich sehr interessant. Thomas von Aquin hat die Freizeit- und Vergnügungsangebote, die der Mensch hat, sehr fein kategorisiert. Ich will euch das jetzt nicht vorlesen, aber er hat herausgefunden, dass es ganz unterschiedliche Freizeitmöglichkeiten gibt: motorische, sinnliche und zum Beispiel reflektierende Aktivitäten wie Kunst und Schreiben.
Das Interessante ist, dass diese Klassifizierung bis heute noch aktuell ist. Wenn man aktuelle Bücher zum Thema Freizeit aufschlägt, findet man Thomas von Aquin immer noch wieder. Das zeigt, dass er ein sehr guter Denker und Beobachter gewesen ist.
Was ich euch mitgeben möchte, ist, dass Freizeitgestaltung den Alltag unterbrechen oder ergänzen soll. Es ist keine gute Sache, wenn du in der Freizeit genau das Gleiche machst wie im Alltag. Ein Profisportler ist vielleicht gut beraten, mal ein Buch in die Hand zu nehmen oder Bilder zu zeichnen. Ein Schreibtischtäter wie ich ist auf dem richtigen Weg, wenn er sich in seiner Freizeit mehr bewegt, weil er Bewegung braucht.
Ich glaube, dass wir unsere Freizeit oft zu passiv gestalten und zu viel konsumieren. Im Jahr 2016 verbrachten die Deutschen im Durchschnitt täglich vier Stunden und neunzehn Minuten mit Fernsehen und Internet. Vier Stunden und neunzehn Minuten – das ist reine Konsumzeit. Ich schaue Serien, Sportevents und so weiter. Das ist passive Freizeitgestaltung.
Versteht mich bitte richtig: Das ist nicht grundsätzlich falsch. Ich schaue auch gerne gute Filme oder mal ein Spiel. Aber wichtiger als diese passive, konsumierende Haltung ist die aktive Abwechslung: das Spiel, der Sport, die Gemeinschaft und das gemeinsame Tun mit anderen.
Ich bin Realist und weiß, dass wir alle unsere Freizeit auch konsumieren. Deshalb habe ich in Fragebögen einige Fragen eingebaut, die uns helfen sollen, eine Selbstprüfung vorzunehmen. Ich bin euch dankbar, wenn ihr beispielsweise in der nächsten Woche im Hauskreis oder in der Familie diese Fragen einmal durchgeht und besprecht: Wie gehe ich eigentlich mit meiner Konsumfreizeit um?
6. Alles zur Ehre Gottes tun
Fünftens, und das ist mein letzter Punkt: Ich merke schon, dass einige vielleicht verdursten oder ersticken oder aus anderen Gründen Zeit brauchen, dass ich zum Ende komme.
Fünftens: Alles, was du tust, das tue zur Ehre Gottes. Paulus warnt in 1. Korinther 10 vor dem Götzendienst. Er möchte uns davor schützen, dass wir etwas auf eine Weise anbeten, die nur Gott zusteht – ganz im Sinne von „Ihr sollt keine anderen Götter haben“. Götzendienst ist nicht nur eine Beleidigung Gottes, sondern auch etwas, das uns selbst schadet. Götzen fressen uns auf und geben uns nie das, was sie versprechen.
Paulus ruft uns dazu auf, davon Abstand zu nehmen. Er ist mit seinem eigenen Leben ein Vorbild. Die guten Gaben, die Gott uns schenkt, hat er nicht verachtet. Im Gegenteil, er hat vor Geringschätzung gewarnt, aber er hat sie in einem größeren Zusammenhang richtig eingeordnet.
Das ist das Fatale: Viele Götzen nehmen Schöpfungsaspekte, die an sich schön und wertvoll sind, und verabsolutieren sie. Sie stellen diese an die Stelle Gottes, und daraus entsteht etwas ganz Schräges. Paulus will uns davor bewahren. Es gibt etwas, das größer ist als unsere Freizeit und der Spaß. Es gibt Gottes Geschichte, Gottes Drama mit uns Menschen.
In dieser Geschichte hat Gott dir und mir Aufgaben zugewiesen. Er hat uns Talente anvertraut und dich zum Dienst berufen. Als Christen dienen wir dem Autor der Geschichte. Was für ein Vorrecht, was für ein Privileg, diesem Autor der Geschichte dienen zu können!
Mach dir nichts vor: Götzen, die du aus deinem Herzen verbannst, weil du merkst, dass sie dir schaden, suchen sich neue Wege in dein Herz – mit neuen Themen, mit ganz neu besetzten Themen. Du kommst aus der Götzenanbetung nur heraus, wenn du wirklich anbetest, was größer ist als das Geschaffene – wenn du Gott selbst anbetest.
Du bist als Mensch per Grundeinstellung ein Anbeter. Dafür musst du kein Frommer sein. Große Menschen wie David Foster Wallace, der große Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts, der sich irgendwann selbst erschossen hat, haben wunderbar auf den Punkt gebracht, dass wir Menschen alle Anbeter sind. Die Götzen, die wir anbeten, vernichten uns.
Er beschreibt das in seinem Bestseller „Unendlicher Spaß“. Die Schönheit und Kraft des Evangeliums zeigt sich auch darin, dass es mich lehrt, den anzubeten, der es wirklich verdient.
Wenn wir anbeten, was größer ist als das Geschaffene, führt das heraus aus falschen Bindungen. Und nicht nur das: Es führt hinein in ein Leben in Fülle, in ein wirklich erfülltes Leben.
Behalten wir also wie der Apostel das große Ganze im Blick. Hängen wir unser Herz nicht an die Gaben, sondern an Gott selbst. Luther hat das erste Gebot so kommentiert: „Worauf du dein Herz hängst und verlässst, das ist eigentlich dein Gott.“
Hast du dein Herz an Jesus festgemacht, oder ist dein Herz noch auf der Suche nach dem Glück, nach dem, was letzte Erfüllung und Erlösung bringen soll? Du wirst es nicht finden, es sei denn, du findest Jesus oder Jesus offenbart sich dir, zeigt sich dir und spricht dich an.
Jesus hat sein eigenes Leben in den Tod gegeben, damit du, der du den Tod verdient hast, das Leben in Fülle haben kannst. Es gibt keinen anderen Retter als Jesus.
Als Jesusjünger bist du freier und zugleich Knecht. Christus hat dich aus der Gefangenschaft herausgeführt und dich zum Mitarbeiter gemacht. „Du lebst gern für deinen gekreuzigten König, und du freust dich auf den unvergänglichen Siegeskranz. Du liebst deinen König.“
Der gleiche Paulus, der in 1. Korinther 9 das Bild vom siegreichen Sportler gebraucht hat, um das Leben der Christen zu beschreiben, bekennt sich im 2. Korintherbrief zu seiner Schwachheit. Das ist mir jetzt noch wichtig, das zu vermitteln.
In Philipper 3 gesteht er ein, dass er es noch nicht ergriffen hat. Er war nicht vollkommen, er hat noch nicht alles richtig gemacht. Aber das war für ihn gar nicht so tragisch.
Die Sportler sind heute eigentlich ganz arme Leute, denn sie müssen auf sich selbst vertrauen. Da kommt es auf den Glauben an sich selbst an. Das war bei Paulus anders. Er wusste, dass es da jemanden gibt, der größer ist als der Paulus, der unvollkommene Paulus.
Und wenn ich missbaue, wenn ich versage, kann ich zu diesem Jesus gehen. Bei diesem Jesus ist Sühnung für mein Versagen, für meine Schuld. Bei diesem Jesus ist Erneuerung, da ist auch Sendung in das Leben hinein.
Der Apostel ist davon überzeugt, dass die Kraft, die den Schwachen mächtig macht, von Christus kommt. Christus hat von ihm Besitz ergriffen. Er lebt jetzt als Jesusjünger in der Verbindung mit dem Sohn Gottes, seinem Retter und Herrn.
Er liest sein Wort, betet, gibt Zeugnis und feiert zusammen mit anderen Christen in der Gemeinde Gott. So fließt die geistliche Kraft in sein Leben hinein, wirkt durch sein Leben hindurch, und so wird der König verherrlicht.
Folgen wir seinem Beispiel und leben wir in Christus.
Ich schließe mit Vers 31 aus dem zehnten Kapitel des ersten Korintherbriefes: Paulus schreibt dort: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, tut alles zu Gottes Ehre.“ So möge es auch bei uns sein. Amen.