Einführung in das Thema Psychologie und Glaube
Und jetzt muss ich gerade mal schauen. Heute habe ich ja auf dem Programm stehen: Psychologie und Glaube, Okkultismus und psychische Erkrankung sowie Hirnforschung. Das ist eine ganze Menge, worauf wir eingehen wollen.
Ja gut, genau, tatsächlich hat die Hirnforschung auch etwas damit zu tun. Vater im Himmel, wir danken dir für das gute Frühstück, dass du uns gesund aufwachen lassen hast, für die Gemeinschaft, die wir miteinander haben können, für die Kühle am Morgen und für den Sonnenschein. Wir danken dir dafür, dass wir heute Morgen über Seelsorge, Okkultismus und Hirnforschung nachdenken können. Und wir bitten dich, dass es eine bereichernde Zeit wird. Amen!
Im ganzen Bereich der Medizin, insbesondere der modernen Medizin, spielt natürlich die Psychologie beziehungsweise die Psychotherapie eine große Rolle. Und zwar eine Rolle, die in der Gegenwart durchaus im Steigen begriffen ist. Einen Einzelbereich davon werde ich heute Abend noch intensiver betrachten: Dort geht es um Depression, psychische Belastung, Niedergeschlagenheit und insbesondere die geistlichen Aspekte dabei.
Wenn wir uns heute Morgen ein Stück weit damit auseinandersetzen, dann müssen wir vor Augen haben, dass es nicht in erster Linie darum geht, jede einzelne Therapie zu besprechen oder eine Anleitung zu deren Anwendung zu geben. Vielmehr geht es darum zu sehen, wie wir als Christen Psychologie und Psychotherapie bewerten und wo sie ihren Platz haben. Außerdem wollen wir erkennen, wie wir seelsorgerlich mit ähnlichen Fragen umgehen.
Hier gibt es einen noch viel direkteren Bezugspunkt. Bei der Medizin, wo es um körperliche Erkrankungen geht, haben wir gesehen: Gott sagt, ich bin der Herr, euer Arzt. Also wirkt Gott auch für unseren Körper. Da gibt es natürlich eine gewisse Konkurrenzsituation.
Dort, wo es bei der Psychologie um die Sorge für die Seele gehen soll, gibt es eine noch viel direktere Konkurrenz. Denn Seelsorge im Alten und Neuen Testament ist exklusiv eine Sache von Gemeinden und Christen. Diese wissen viel besser, was die Seele braucht, denn das kann man ja nicht materiell feststellen.
Beim Körper kann ich noch feststellen, dass bestimmte Chemikalien fehlen. Aber bei der Seele ist das so unmittelbar nicht möglich. Deshalb ist die Psychologie immer viel stärker als die klassische Medizin von vornherein einem Weltbild verpflichtet.
Psychologische Ansätze und ihre Weltbilder
Jetzt die Frage: Welches Weltbild habe ich dabei? Es gibt unterschiedliche psychologische und psychotherapeutische Ansätze, die jeweils stark an bestimmte Interpretationsmuster und Sichtweisen des Menschen und seiner Probleme gebunden sind. Wahrscheinlich der bekannteste psychologische und psychotherapeutische Ansatz im 20. Jahrhundert war die Tiefenpsychologie von Sigmund Freud. Diese hat viele Diskussionen sowie Befürworter und Gegner hervorgebracht und ist in mancherlei Hinsicht bis heute prägend für das Denken vieler Psychologen.
Man muss jedoch sehen, dass das, was Sigmund Freud beschrieben hat, zum größten Teil keine feststehenden Fakten waren, sondern Interpretationen und Weltbilder, die vermittelt wurden. Gerade nachdem Freud vor einigen Jahren seinen 100. Geburtstag gefeiert hatte – also den 100. Geburtstag der Entdeckung der Psychotherapie Anfang des 20. Jahrhunderts – sind einige Bücher erschienen, die das beurteilen. Eines, das ich besonders interessant fand, wurde von einem amerikanischen Psychotherapeuten geschrieben, der nicht gläubig war. Es ist im Reclam-Verlag erschienen und heißt „Hundert Jahre Psychoanalyse und kein Ende“. Der Autor heißt Grünbaum.
Ich fand schon den Titel schön doppeldeutig. In dem Buch nennt er viele Fakten aus dem Leben Sigmund Freuds und kommt unter anderem nach historischer Recherche zu dem Ergebnis, dass Freud in seiner gesamten Karriere keinen einzigen Menschen geheilt hat. Das fand ich eine interessante Feststellung. Denn eine Methode, die nie jemanden geheilt hat, stellt natürlich die Frage, warum man sie heute noch anwenden sollte. Das ist ja eine Kunst, und als Mediziner kann man heilen und ein Bettwerk abdecken. Freud selbst hat von Anfang an gesagt – und Tiefenpsychologen sagen das bis heute –, dass eine tiefenpsychologische Betreuung eigentlich lebenslang ist.
Das ist typisch auch für manche ironischen Aspekte: Tatsächlich hat in manchen Teilen Amerikas jeder seinen Therapeuten. Einmal in der Woche legt man sich auf das Sofa und erzählt im Grunde genommen nichts anderes, als dass endlich mal jemand zuhört – was sonst im Alltag nicht geschieht. Es gibt sogar eine Praxis, von der ich neulich in New York gelesen habe – ja, manchmal sind die Amerikaner ein bisschen verrückt, das kann ich hier sagen, ohne dass Amerikaner unter uns sind, die sind sonst ganz nett, kein Problem. Dort hat ein Psychotherapeut eine große Limousine umbauen lassen, eine Couch eingebaut und einen Shuttle-Dienst eingerichtet.
Das heißt, wenn die Leute vom Flughafen kommen, müssen sie nicht das normale Taxi nehmen, sondern können sich während der halbstündigen Fahrt in die Innenstadt hinlegen. Der Therapeut setzt sich daneben in den Sessel, und die Leute erzählen – er hört zu. Eine geniale Geschäftsmethode: Man spart die Kosten für eine Praxis, hat Kunden, die sowieso keine Zeit mehr haben, und verdient noch ordentlich dabei. Antworten geben muss der Therapeut sowieso nicht, die gibt man ja selbst sozusagen.
Ausgehend von dieser Grundlage hat Freud viele Gedanken und Anregungen gebracht, die interessant sind. Zum Beispiel die Idee, dass es ein Unterbewusstsein gibt. Das ist nicht seine eigene Idee, aber er hat es stark in die Diskussion eingebracht. Und da müssen wir tatsächlich sagen, da stimmt schon etwas dran. Es ist nicht nur alles, was wir bewusst entscheiden, sondern es gibt Dinge, die im Unterbewusstsein schlummern oder abgelagert sind und in bestimmten Situationen hervorkommen.
Plötzlich merken wir, dass uns etwas erinnert, wir reagieren automatisch allergisch auf eine Aussage, wissen aber nicht genau warum. Das sind Dinge, die sich im Unterbewusstsein abgespeichert haben. Gott hat ja bewusst auch so eine Art Unterbewusstsein geschaffen, wenn wir mal den Begriff von Freud übernehmen, glaube ich. Sonst wäre unser Bewusstsein viel zu sehr überfordert mit den ganzen Daten, die es verarbeiten müsste.
Wenn man einmal über die Physiologie liest, wie viele Informationen jede Sekunde über Augen und Gehör aufgenommen werden, wäre es unüberschaubar, wenn wir das alles aktiv bewusst verarbeiten müssten. Deshalb werden manche Informationen ins Archiv abgelegt und kommen irgendwann wieder vor, wenn man sie braucht – oder auch nicht. Unser Gehirn funktioniert so, dass es Informationen nach Priorität einordnet und unterschiedlich verfügbar macht. Das ist auch das Problem, warum wir so schwer lernen.
Sonst könnten wir sagen, wir lesen einmal etwas durch, und alles ist im Kopf. Leider funktioniert das nicht so, weil das Gehirn erst einmal sagt: Vielleicht brauchen wir das gar nicht, und lagert es ab. Du hast es dann nicht mehr aktiv. Wenn du es dann ein zweites, drittes oder viertes Mal liest, sagt das Gehirn irgendwann: Das muss wichtig sein, das muss jetzt präsent sein. Dann kannst du Vokabeln und Fakten lernen, und sie bleiben. Er spricht auch von Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis. Also steckt da etwas dahinter. Hier ist eine wahre Erkenntnis.
Freud hat aber – und hier merken wir, wie stark das Weltbild eine Rolle spielt – gemeint, dass der Sexualtrieb der prägende Trieb im Leben der Menschen sei. Deshalb waren fast alle Probleme, die Menschen in seiner Praxis hatten, eigentlich sexuelle Probleme – natürlich verdeckte sexuelle Probleme. Weil das im Unterbewusstsein liegt, kannst du auch nicht unbedingt sagen, dass du ein Problem hast. Aber der Tiefenpsychologe weiß es. Er sagt dir: Jetzt hast du da ein Problem. Du sagst: Ich weiß ja gar nicht davon. Ja, das ist klar, das willst du nur unterdrücken, das ist eben eine Psychose.
Das ist das Tolle, wenn du Psychoanalytiker bist: Der andere kann sagen, was er will, es gibt immer eine Antwort darauf, weil der Psychoanalytiker nicht weiß, was du eigentlich weißt. Er kennt vielleicht die ganzen Geschichten, die er aus der griechischen Mythologie entlehnt und neu interpretiert hat. Eine der bekanntesten Feststellungen war seine These vom Ödipuskomplex. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass jeder junge Mann seinen Vater töten und seine Mutter heiraten will. Deshalb sucht jeder Mann, wenn er heiratet, eigentlich nur eine Kopie seiner Mutter.
Natürlich kann man sagen, dass dafür und dagegen etwas spricht. So ganz falsch ist die Sache nicht, denn die erste weibliche Beziehungsperson, die ein Mann oder eine Frau hat, ist natürlich die Mutter. Das prägt ein Stück weit, das ist klar. Aber die Überspitzung ist sicherlich übertrieben und von Freuds Weltbild geprägt. Das kommt aus der griechischen Mythologie, die ihr wahrscheinlich kennt.
Der Ödipus war der Sohn eines Königs, dem geweissagt wurde, dass er nicht vom Thron stürzen sollte. Der König hatte Angst und schickte ihn in eine Handwerksfamilie, weil er dachte, dort könne nichts passieren. Ödipus wächst auf, macht Karriere in der Armee, kämpft gegen seinen Vater, besiegt ihn, heiratet die Königin – und dann stellt sich heraus, dass das seine Mutter ist. Das führt zu einem großen Konflikt, wie es in griechischen Mythen häufig der Fall ist.
Eine andere weit verbreitete Idee von Freud war der sogenannte Penisneid. Er meinte, alle Frauen seien generell neidisch auf das männliche Geschlecht, was zu verschiedenen psychischen Verhaltensmustern bei Frauen führen soll. Viele seiner Ideen drehen sich um die Libido, den Sexualtrieb, als den Kern allen Handelns bei Menschen. Politik, Alltagsleben – alles wird dadurch bestimmt.
Einige seiner Schüler, zum Beispiel Adler und Jung, haben das etwas umgedeutet. Ich erinnere mich, dass Adler den Machttrieb als das Entscheidende ansah. Hier sehen wir konkurrierende Aussagen nebeneinander: Sexualität spielt eine große Rolle, ebenso das Streben nach Macht, Bedeutung und Anerkennung. Aber ist das wirklich das Zentrale? Freud meinte ja.
Er ging davon aus, dass man den Sexualtrieb nicht beseitigen kann. Was kann man tun? Man kann ihn ins Bewusstsein heben und daran arbeiten – ein Lieblingsbegriff in diesem Bereich. Wenn man genauer nachfragt, bedeutet das eigentlich nichts. „Daran arbeiten“ heißt einfach, dass du es noch einmal erzählst, darüber redest, jemand anders stellt Fragen. Der Psychotherapeut darf nichts sagen, denn du sollst es aus dir heraus bewältigen. Das ist die Aufgabe.
Letztendlich bringt es den meisten Menschen kaum etwas. Manchmal kommen Erinnerungen aus der Vergangenheit, manchmal auch erfundene Erinnerungen, die schwer zu unterscheiden sind. Langfristig bringt das wenig. Aber Freud hat dafür sensibilisiert, dass die Seele und verborgene Motive eine Rolle spielen – ebenso beim Machtstreben.
Natürlich können wir die ganze Welt nicht nur aus Machtstreben erklären. Warum hast du einen Beruf gewählt? Du willst Macht ausüben. Warum Geld, Auto, Haus? Warum heiratest du? Du willst Macht über deine Frau und Kinder ausüben. Das klingt absurd, aber man könnte es so sehen. In Wirklichkeit ist es nur ein Ausschnitt.
C. G. Jung, heute oft von Esoterikern zitiert, sprach von Archetypen. Das ist ein geistiges Reservoir, aus dem alle Menschen schöpfen und das Verhalten und Typen mitbestimmt. Zum Beispiel gibt es den Typus der Hexe in allen Religionen und Kulturen – nur das äußere Bild verändert sich. Menschen entscheiden nicht frei, wie sie Dinge werten; das kommt aus diesem gemeinsamen geistigen Reservoir. Das passt gut zur Esoterik, weshalb Jung oft zitiert wird.
Diese Stammväter der modernen Psychologie und Psychotherapie sind stark von Weltbildern geprägt. Diese Weltbilder sind nicht neutral feststellbar, sondern philosophisch, religiös und ideologisch. Das ist das große Problem. Hier wird bewertet mit einem System, das Gott erst einmal ausschließt, denn das wäre nicht wissenschaftlich genug.
Freud behauptete zum Beispiel, Religion sei nur eine kollektive Psychose, also vor allem überflüssig. Er hat Religion auch sexualisiert. Wenn man heute mit tiefenpsychologisch geprägten Psychologen zu tun hat, können diese manchmal kaum noch normal denken. Jede Handlung und Geste wird gleich uminterpretiert: Du hast einen Kugelschreiber in der Hand, und daraus wird ein sexuelles Symbol gemacht. Du darfst nicht mehr deine Beine überschlagen, weil das eine sexuelle Verkrümmung sein könnte. Je nachdem, wie du deine Hände hältst, wird das interpretiert.
Ich habe mit einigen solchen Leuten an der Universität zu tun gehabt. Das ist fast problematisch, man traut sich kaum, noch etwas zu sagen, weil alles gleich interpretiert wird. Wenn du einmal so einen Deutungsmechanismus hast, passt alles dazu. Aber das gilt nicht für alle Psychologen. Das hier gilt für die Tiefenpsychologie nach Freud, und das ist nur ein Teil davon, nicht das Ganze.
Dort wird jedes Verhalten, jedes Wort und jede Geste interpretiert. Das ist nur ein Modell, ich will euch nur ein Modell zeigen, um die Problematik zu verdeutlichen. Die Problematik ist, wenn du heute als Christ zu einem Psychotherapeuten gehst, der aufgefordert ist, lieb und nett zu dir zu sein. Er darf deinen Glauben nicht verurteilen, schreibt aber intern in den meisten Fällen, dass du religiöse Wahnideen hast.
Wenn du erzählst, dass du mit Gott sprichst, betest und denkst, dass jemand antwortet oder dass es Engel gibt, werden das religiöse Wahnideen genannt. Das wird dir nicht gesagt, weil du ja im Problem bist, und er dir helfen soll. Aber es ist klar, wie er versucht, dich zu beeinflussen und zu therapieren.
Hier gibt es eine große Spannung und Schwierigkeit, wenn Menschen psychische Probleme haben und Hilfe von Menschen mit einem völlig anderen Weltbild suchen. Sie interpretieren und lehnen das, was wir ansehen, vollkommen anders ab. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen.
Psychologen und Psychotherapeuten treten meistens in dem Bewusstsein auf, die Wahrheit zu vertreten – abgeguckt von Medizinern, die das ja auch tun. Du bist der Klient und musst dich dem fügen, was gesagt wird. Natürlich geschieht das freundlich und mit Gesprächsmethoden, Gestalttherapie, Traumdeutung usw. Es gibt viele Methoden, um zu deuten, und man findet immer etwas.
Erzählt mir eure Träume, und ich kann euch die tollsten Sachen darüber erzählen, was sie über eure Persönlichkeit aussagen. Ich kann euch garantieren, ich bin geübt, und ihr werdet erstaunt sein, wie viel tatsächlich mit eurem Leben übereinstimmt. Mit Übung geht das.
Aber ich kann auch immer Dinge mit einbringen, die meiner Ideologie und Weltanschauung entsprechen. Mit der Zeit wirkt das prägend. Viele Aussagen in diesem Bereich sind ideologisch.
Selbst die sogenannte klinische Psychologie, die statistisch arbeitet, ist nicht neutral. Ich habe vor kurzem einen Vortrag über Fälschungen und Irrtümer in der Wissenschaft gehalten und mich intensiv mit psychologischer Forschung auseinandergesetzt, gerade mit Lehrbuchdaten. Selbst diese Forschungen sind oft ideologisch geprägt oder bewusst/unbewusst manipuliert. Je nachdem, wie ein Versuch aufgebaut ist, ist das Ergebnis manchmal schon klar – gerade bei Psychologen.
Ein Beispiel: An einer amerikanischen Universität wurde vor einigen Jahren ein Versuch durchgeführt, der physiologisch feststellte, warum Männer Frauen in der Kneipe umso später am Abend schöner finden. Studenten wurden immer wieder in Kneipen geschickt und sollten Frauen bewerten. Die Daten wurden ausgewertet und evolutionär interpretiert: Männer wollen ihre Gene weitergeben, und je später der Abend, desto geringer der Anspruch an die Partnerin.
Am nächsten Morgen wacht man auf und fragt sich, wer die Person im Bett ist. Das ist wissenschaftliche Forschung mit klaren Daten und Statistiken. Ob das stimmt, ist eine andere Frage.
Ein weiteres Beispiel: Eine 50 Jahre alte Studie in einer amerikanischen Lampenfirma untersuchte, was die Produktivität der Menschen fördert. Millionen wurden investiert, das Ergebnis war eigentlich nichts. Helle Beleuchtung fördert Produktivität, aber wenn man die Beleuchtung dunkler macht, bleibt die Produktivität gleich. Pausen fördern Produktivität, aber wenn man sie verkürzt, bleibt sie gleich. Die Frauen gaben an, manchmal schneller gearbeitet zu haben, um den Forschern einen Gefallen zu tun. Die Studie wird dennoch heute noch zitiert, obwohl sie kaum aussagt.
Noch ein Beispiel: Suggestive Botschaften in Filmen. Ende der 1960er Jahre veröffentlichten Forscher eine Arbeit, die viel Aufsehen erregte. Sie behaupteten, in einem Kino in Kansas seien kurze Spots mit dem Wort „Popcorn“ eingeblendet worden, was den Verkauf steigern sollte. 43.000 Besucher wurden angeblich beeinflusst. Später stellte sich heraus, dass es diese Besucherzahl gar nicht gab, und die Studie war frei erfunden. Trotzdem existiert der Mythos bis heute.
Bei der Wiederwahl Ronald Reagans wurden solche suggestiven Botschaften eingesetzt: Bilder von Demokraten wurden mit Ratten unterlegt, um sie zu diskreditieren. Das hatte keine nennenswerten Auswirkungen, war aber teuer.
Ein letztes Beispiel: Richard Byrd war bis in die 1980er Jahre der bekannteste Psychologe Englands und wurde in den Adelsstand erhoben. Er forschte, ob Intelligenz von Geburt (Genetik) oder Erziehung abhängt. Seine These: Intelligenz sei genetisch bedingt. Er überprüfte das an Zwillingspaaren, die getrennt aufwuchsen. Anfangs fand er 23 Paare, später über 100. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass viele seiner Daten gefälscht waren und er über 20 Pseudonyme erfand, um sich selbst Rezensionen zu schreiben.
Diese Studien beeinflussten die Schulpolitik, indem Kinder anhand eines Intelligenztests in Schultypen eingeteilt wurden. Das hatte Auswirkungen, obwohl die Grundlage falsch war.
Diese Beispiele zeigen, dass selbst scheinbar eindeutige statistische Daten nicht immer zuverlässig sind, da sie auf Voraussetzungen basieren, interpretiert werden müssen und manchmal bewusst manipuliert werden.
Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, aber das wäre eine Anekdotensammlung, die nicht viel weiterhilft. Ich möchte damit nur sagen: Wenn ein Psychologe etwas behauptet, sollte man das nicht sofort als Realität ansehen, auch wenn Zahlen, Versuche oder Studien genannt werden. Das heißt nicht, dass die gesamte Psychologie Müll ist. Es gibt tatsächlich Erkenntnisse, die weiterhelfen können.
Wir müssen sie aber kritisch betrachten und immer mit dem biblischen Menschen- und Weltbild vergleichen, sonst kommen wir schnell auf den Holzweg. Zum Beispiel ist es für die Kindererziehung spannend und manchmal notwendig, Entwicklungspsychologie zu lesen. Diese beschäftigt sich mit den Phasen, die Kinder durchlaufen, und was sie in welchem Alter können.
Es ist einigermaßen nachgewiesen, dass kleine Kinder Geschwindigkeiten schlecht einschätzen können. Deshalb sagt man im Straßenverkehr, man muss auf Kinder aufpassen, da sie nicht wahrnehmen, wie schnell ein Auto kommt. Sie müssen das erst lernen. Außerdem können manche Kinder noch nicht gut zwischen Fantasie und Realität unterscheiden. Kleine Kinder haben nur das für Realität, was sie sehen. Wenn Mama weg ist, gibt es sie nicht mehr. Das verändert sich Jahr für Jahr.
Manche Daten sind relativ objektiv, aber in den Darstellungen sind auch viele subjektive Fakten. Das merkt man, wenn man verschiedene Bücher zur Entwicklungspsychologie liest. Sie unterscheiden sich stark, weil Psychologen ihre Modelle des Menschseins und Denkens mitinterpretieren.
Bekannte Theorien sind die von Piaget oder Kohlberg, die sich stark unterscheiden. Beide haben wahre Aspekte, aber auch andere, die von ihrem jeweiligen Modell geprägt sind. Das müssen wir im Kopf behalten.
Wenn ihr einen Psychologen oder Psychotherapeuten besucht, ist das nicht generell schlecht. Es gibt positive Möglichkeiten. Aber ihr müsst immer sehen: Es ist immer eine Interpretation, ein Weltbild, ein Modell – in jedem Fall.
Selbst Psychiater, die Psychopharmaka verschreiben, haben ein Weltbild. Das ist das materialistische Weltbild, das besagt, dass alle seelischen und psychischen Vorstellungen nur auf den Stoffwechsel im Körper zurückgehen. Wenn ich den regle, ist alles in Ordnung.
Der wahre Kern ist, dass es ein Zusammenspiel von Hormonen, anderen Stoffen im Körper und dem psychischen Wohlbefinden gibt. Manche Depressionen können auf eine Schilddrüsenfehlfunktion zurückgehen. Wenn man das mit Schilddrüsenhormonen ausgleicht, kann die Depression verschwinden.
Dieses Modell wird von einigen Psychiatern verabsolutiert, obwohl es nicht das generelle Problem ist. Die Entdeckung der Psychopharmaka führte in den 1960er und 70er Jahren zu der Hoffnung, alle Geisteskrankheiten zu regeln. Später merkte man, dass viele Patienten Persönlichkeitsveränderungen durch Psychopharmaka erfuhren, krank wurden oder abhängig wurden. Heute geht man vorsichtiger damit um.
Auch in Psychologie und Psychotherapie gibt es Modeerscheinungen, die Eltern herausfordern. Zum Beispiel war Legasthenie in meiner Schulzeit ein großes Thema. In meiner Klasse waren über 20 % in der Sonderklasse für Legastheniker. Als das nicht mehr modern war, sank die Zahl deutlich. Es gibt immer noch Legastheniker, aber nicht so viele.
Manche Erkrankungen haben eine Konjunktur oder Mode. Eine interessante Mode in den USA der letzten 15 Jahre war der sexuelle Missbrauch. Es gab eine Welle von Frauen, die sich wegen sexuellem Missbrauch meldeten. Nach Untersuchungen konnte bei vielen kein Missbrauch nachgewiesen werden. Es war eine Modeerscheinung.
Psychologen sagten, auch wenn du dich nicht erinnerst, im Unterbewusstsein sei die Erinnerung an Missbrauch. Träume wurden gedeutet, Hypnose eingesetzt. Hypnose ist sehr suggestiv. Man konnte nachweisen, dass die Erinnerungen oft nicht stimmten.
Eine weitere Blüte dieser Mode war die Therapie von Opfern von Entführungen durch Außerirdische. Hunderttausende Amerikaner wurden psychologisch behandelt, weil sie von Außerirdischen entführt worden seien. Die meisten konnten sich nicht erinnern, da eine Blockade eingebaut sei. Unter Hypnose wurden sie befragt.
Man stellte fest, dass unter Hypnose viele Erinnerungen suggeriert werden können. Wenn die Patienten wach werden, meinen sie, es seien echte Erinnerungen, obwohl sie vom Therapeuten erzeugt wurden. Vor etwa fünf bis sechs Jahren begann die kritische Betrachtung dieser Fälle, und die Mode flaut ab.
Hypnose zielt darauf ab, das Bewusstsein zu reduzieren, damit das Unterbewusstsein herauskommt. Nicht alle Menschen sind gleich hypnotisierbar; es hängt von der Persönlichkeit ab. Hypnose ist ein Halbschlafzustand, den manche von uns kurz vor dem Einschlafen oder Aufwachen kennen.
Manchmal hat man einen genialen Gedanken, der plötzlich wieder verschwindet – das ist so ein Zustand. Im Traum spukt oft das Unterbewusstsein. Hypnose will das Unterbewusstsein ansprechen, nicht das Bewusstsein.
Versuche zeigten, dass Menschen unter Hypnose Antworten aus dem Unterbewusstsein geben, die nichts mit der Realität zu tun haben müssen. Das Unterbewusstsein produziert Antworten, auch wenn keine vorhanden sind. Das ist ähnlich wie bei der Reinkarnationstherapie, die davon ausgeht, dass Defizite aus früheren Leben stammen.
Unter Trance werden Fragen gestellt, und das Unterbewusstsein produziert Antworten. Reinkarnationstherapeuten behaupten, das seien echte Erinnerungen. Untersuchungen zeigen, dass die Antworten stark von der Fragestellung beeinflusst sind und suggestiv wirken.
Das Problem ist, dass solche Erinnerungen im Unterbewusstsein als real abgespeichert werden. Man kann später nicht mehr unterscheiden, ob es echte oder hypnotisch erzeugte Erinnerungen sind. Das birgt Gefahren.
Hypnosetherapeuten sagen, dass nur bei unredlicher oder unsachgemäßer Anwendung Gefahren bestehen. Bei Schizophrenie gibt es verschiedene Theorien, eine davon ist, dass unsachgemäße Behandlung zu Persönlichkeitsspaltungen führen kann.
Medikamente können die Sensibilität und den Wachzustand herabsetzen, aber sie versetzen nicht in Hypnose. Hypnose ist eine bewusste Psychotechnik des Therapeuten. Ohne ihn funktioniert das nicht.
Es gibt auch Selbsthypnose, zum Beispiel autogenes Training, bei dem man Selbstsuggestionen betreibt. Hypnose will sich ans Unterbewusstsein wenden, nicht ans Bewusstsein. Der Mensch muss dazu bereit sein.
Man kann nicht einfach hypnotisiert werden, ohne es zu wollen. Das ist eher Popkultur. Man muss offen und entspannt sein. Manche Menschen sind nicht hypnotisierbar, wenn sie nicht wollen.
Wenn Menschen unter Hypnose kriminelle Taten begehen und sich danach nicht erinnern, ist das möglich, aber nur bei wenigen Menschen, die sehr offen und empfänglich sind. Das geht nur während der Hypnosephase. Nach dem Aufwachen nicht.
Das Bewusstsein filtert moralische Grenzen, die im Unterbewusstsein nicht gelten. Ähnlich wie im Traum tut man Dinge, die man im Wachzustand nicht tun würde.
Ich selbst habe einmal erlebt, dass ich beim Laufen eingeschlafen bin, und einige hundert Meter später wieder aufwachte. Das ist vergleichbar mit Schlafwandeln. Der Körper läuft automatisch weiter, während die Augen geschlossen sind.
Im Krieg gab es Berichte von Soldaten, die auf Pferden einschliefen, und das Pferd weiterlief. Solche Bewusstseinszustände liegen zwischen Unterbewusstsein, Traum und vollem Bewusstsein. Schlafwandeln ist ein Zwischenzustand, in dem man aufsteht und sich bewegt.
Manche Menschen schreien oder bewegen sich im Schlaf, ohne es zu wissen. Schlafwandeln ist eine Stufe mehr. Es gibt auch Therapien, etwa bei Kindern, die nachts aufstehen, sich aber nicht erinnern. Das sind ähnliche Zwischenzustände.
Ich habe auch erlebt, wie man etwas tut, ohne bewusst zu wissen, was man tut. Das passiert bei großer Müdigkeit oder im Halbschlaf.
Es gibt radikale Meinungen, die Schlafwandeln mit Okkultismus verbinden, aber ich glaube nicht daran. Es gibt wenige Hinweise, dass es direkt damit zu tun hat. Es gehört eher zum Bereich des Halbbewusstseins.
Träume kann man kaum beeinflussen. Manchmal kann man sie in der Aufwachphase steuern, aber meist nicht. Schlafwandeln ist ein Zwischenzustand zwischen Schlaf und Wachsein.
Hypnose wird auch in der Zahnmedizin zur Schmerzbehandlung eingesetzt. Das ist ein anderes Thema.
Nun stellt sich die Frage: Gibt es das Unterbewusstsein wirklich, oder ist es nur eine Erklärungsmethode? Es ist eine These, eine ideologische These von Freud. Aber es gibt etwas, das nicht im Wachbewusstsein ist, uns aber prägt. Das ist eine Erfahrung, die alle Menschen machen und relativ neutral untersuchbar ist.
Was genau das ist und wie es uns beeinflusst, muss interpretiert werden. Wenn ich den Begriff Unterbewusstsein nutze, meine ich nicht Freuds freudianischen Sinn, sondern die Dinge, die als Wissen und Erinnerung in uns schlummern, ohne dass wir jederzeit aktiv darauf zugreifen können.
Manchmal fällt einem plötzlich etwas ein, ohne zu wissen, woher. Wenn ich intensiv an einen Namen denke, fällt er mir nicht ein. Wenn ich aber aufhöre, daran zu denken, kommt er plötzlich hoch. Das ist das, was ich als Unterbewusstsein bezeichne.
Freud hat als einer der Ersten erkannt, dass es diesen Bereich gibt. Er meinte, der Mensch sei von Trieben gesteuert, besonders vom Sexualtrieb. Das Bewusstsein und der Intellekt seien nur Illusionen. Das ist ideologisch, denn die Bibel sagt etwas anderes.
Wir können Triebe analysieren und über sie bestimmen. Wir sind ihnen nicht ausgeliefert. Wenn ich von Unterbewusstsein spreche, ist das etwas anderes als bei Freud.
Wir müssen immer nachfragen, was jemand darunter versteht, um Missverständnisse zu vermeiden. Das ist eine wichtige Frage, auf die ich heute noch mehrmals zurückkommen werde.
Meine Skepsis gegenüber Psychologie und Psychotherapie ist hoffentlich nachvollziehbar. Es handelt sich nicht um neutrale Fakten, sondern um Gedankenbilder und Weltbilder, die die Behandlung bestimmen. Das ist der erste Punkt.
Der zweite Punkt ist, dass ich mich einer Person ausliefere, die mich prägt und programmiert. Ich muss wissen, wem ich mich aussetze.
Außerdem gibt es viel Irrtum in der Psychologie. Ich liefere mich einer Methode aus, etwa Psychopharmaka, und habe vielleicht Schaden, nur weil sie gerade modern ist.
Manche sagen, ich sei skeptisch. Das teile ich, aber nicht in allen Bereichen. Es gibt Bereiche, in denen Psychologie tatsächlich helfen kann.
Nun die Frage: Nehme ich einen christlichen Psychotherapeuten? Der kann Christ sein, macht aber oft dasselbe, weil er die gleichen Studien und Methoden gelernt hat. Ich bin vielleicht froh, dass er Christ ist, aber er verunstaltet mein Unterbewusstsein genauso wie andere.
Deshalb reicht es nicht, dass jemand Christ ist. Ich erlebe das auch an christlichen Schulen, wo Lehrer Christen sind, aber schlechte Lehrer. Das hilft wenig. Christ sein heißt nicht automatisch, gut unterrichten zu können oder biblische Maßstäbe anzuwenden.
Das ist die nächste Stufe. Jetzt bleibe ich erst einmal hier. Ich empfehle, danach zu suchen, was ich bisher für ein wenig beackertes Feld halte: eine christliche Psychologie oder christliche Seelsorge, die auch Menschen mit schwierigen Problemen helfen kann.
Das gibt es heute fast gar nicht. Es gibt viele Seelsorgeschulungen, aber die vermitteln meist normale psychotherapeutische Modelle im christlichen Rahmen, und am Ende wird gebetet. Das war's.
Ich sage das vereinfacht. In der christlichen Literatur findet man oft genau das, was man auch im weltlichen Bereich hat. Manche christliche Seelsorgebücher enthalten nicht einmal einen Bibelvers, geschweige denn eine Reflexion über das christliche Menschenbild oder Krankheitsbild. Am Ende gibt es ein paar erbauliche Bibelstellen.
Das ist problematisch, wenn solche Leute Seelsorge in Gemeinden machen. Dann wird ein nichtchristliches Weltbild vermittelt, und den Menschen wird nicht wirklich geholfen. Das ist der überwiegende Teil.
Vertraut nicht nur mir, lest viele Bücher. Viele klingen gut, weil wir den Zeitgeist gewohnt sind und ihn auch als Christen aufnehmen. So finden sich psychologische und therapeutische Ansätze auch in christlichen Büchern.
Das ist nur mein Eindruck. Man unterordnet sich einem Weltbild und Methoden, die oft diametral zu christlichen Überzeugungen stehen.
Es gibt neutrale Tipps, etwa wie man einem Alkoholiker helfen kann: ihn aus seiner Umgebung holen, Halt geben, Leben ordnen. Das sind neutrale Ratschläge, die nicht vom Weltbild abhängen.
Aber es gibt auch andere Methoden, etwa Alternativmedizin, Akupunktur, Suggestionen. Oder psychotherapeutische Erklärungen, die ein riesiges System aufbauen und dem Menschen zusätzliche Probleme schaffen, die nichts mit christlicher Wahrnehmung zu tun haben.
Das ist heute eine Gefährdung der christlichen Seelsorge.
Ich komme jetzt zu einem Bereich, den ich noch nicht genau beschrieben habe. Das wird erst im dritten Band ausführlich behandelt, der in etwa einem Jahr erscheint. Der zweite Band ist fast fertig und wird viele der bisherigen Themen vertiefen.
Ich werde keine komplette christliche Psychologie entwerfen, aber wir müssen sensibel sein. Es ist falsch, Psychologie generell abzulehnen, nur weil es Psychologie ist. Das wäre dumm. Wie bei anderen Wissenschaften muss man genau analysieren, was Weltbild und was Faktum ist.
Umgekehrt ist es problematisch, psychologische Modelle unkritisch aufzunehmen und nur mit einem Bibelwort zu versehen. So ändern sich Moden auch in Erziehungs- und Partnerschaftsbüchern.
Manche Bücher ignorieren biblische Aussagen über Mann und Frau und übernehmen den Zeitgeist. Das ist eine große Gefahr, weil wir unseren christlichen Kern verlieren und anfällig für Moden werden.
Viele psychologische Ansätze klingen plausibel und gut, aber wir sollten neu und kritisch darüber nachdenken. Es reicht nicht, zu sagen: „Jetzt musst du beten, dann ist alles in Ordnung.“ Aber es reicht auch nicht, einfach psychotherapeutische Ansätze zu übernehmen.
Ich sehe wenig Schulungen, die zurückhaltend sind. Eine Schule, die einen starken geistlichen Ansatz hat, sind manche von De Ignis. Das finde ich gut, aber sie haben auch einen charismatischen Aspekt, der problematisch sein kann, wenn vieles sofort als Dämonie gedeutet wird.
Im evangelikalen Bereich gibt es das kaum. Die Bücher von Jay Adams finde ich gut, auch wenn sie heute aus der Mode sind. Sie sind stark von biblischer Anthropologie geprägt. Sie sind eine gute Ausgangsbasis, um zu überlegen, wie christliche Psychologie funktionieren könnte.
Die Antworten sind oft anders und manchmal ärgerlich, weil sie nicht zum Zeitgeist passen. Zum Beispiel entschuldigen sie uns nicht so schnell. In der Psychologie sind oft andere schuld: Umgebung, Prägung, Gene, Eltern. Die Bibel kennt das nicht.
Ich will nicht sagen, jeder ist für alles selbst schuld, aber die Bibel spricht offen von Schuld und Sünde als zentralen Punkten für psychische Probleme. Das ist unpopulär und findet sich kaum in Büchern.
Robert Anholzer finde ich gut, auch wenn er manchmal zu ablehnend ist und zu wenig praktikabel. Aber grundsätzlich ist das eine gute Richtung.
Man kann sagen: Psychoanalyse ja, Psychotherapie nein. Ich beziehe mich dabei auf Adams. Er beschreibt vier Bilder, die den Weg zeigen: Es muss ins Zentrum des Menschen gehen, ins Herz, wo Verantwortung nicht wahrgenommen wird und gelogen wird.
Er sagt: Es geht nicht darum, zu ergründen, warum du etwas getan hast, sondern was du getan hast. Das ist die Einstellung, die wir brauchen.
Die Grundlage muss klar sein. Dann überlegen wir, was daraus für die Seelsorge konkret folgt. Wenn jemand homosexuell ist, muss er Schuld einsehen und umkehren. Wie kann ich ihm helfen, das leichter zu tun?
Wir müssen das biblische Weltbild als Grundlage nehmen und darauf Methoden entwickeln, um Menschen konkret zu helfen – bei Depression, Homosexualität, Eheproblemen, Konzentrationsproblemen usw.
Wenn das Weltbild klar ist, können wir Elemente der Psychologie einbeziehen. Medikamentöse Behandlung kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, etwa bei Schilddrüsenproblemen, die Depressionen verursachen.
Es gibt aber auch Fälle, bei denen geistliche Schwierigkeiten genannt werden müssen – das fehlt in fast allen Büchern über Depressionen. Ich lege in meiner Veröffentlichung im nächsten Frühjahr einen Schwerpunkt auf geistliche Hintergründe von Niedergeschlagenheit und Depression.
Wir nehmen Therapie mit hinein, aber wählen bewusst aus, was mit dem biblischen Weltbild übereinstimmt. Nicht umgekehrt: Therapie nehmen und dann biblische Rechtfertigungen suchen. Das ist das grundsätzliche Problem.
Das fordert uns heraus, nicht einfach etwas zu übernehmen, aber auch nicht nichts zu tun. Der Aufschwung von Psychologie und Psychotherapie hängt mit der mangelnden Fähigkeit der Gemeinde zusammen, echte Seelsorge zu leisten.
Viele Christen mit ernsthaften Problemen gehen heute nicht mehr zum Seelsorger, sondern zum Psychologen oder Psychotherapeuten. Manchmal ist der Psychotherapeut sogar in der Gemeinde tätig und ersetzt den Pastor, aber nicht auf geistlicher Ebene.
Das nimmt uns etwas weg, was eigentlich urchristlich sein sollte und uns fürs Leben helfen sollte.
Seelsorge kostet viel Einsatz, Zeit und Energie. In Gemeinden, die auf Effektivität und Ziele schauen, ist die Motivation gering. Pastoren werden eher zu netten Onkeln, die auch Manager sind und predigen, aber das Hirtenamt fällt weg.
Das ist nicht prestigeträchtig, man fühlt sich nicht als Spezialist, wird nicht dafür bezahlt, und es fordert Zeit. Wer hat heute noch Geduld und Zeit, sich in einen Menschen zu investieren?
Nicht nur Pastoren, sondern auch Gemeindeglieder sind gefragt. Seelsorge geschieht nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Ich erlebe oft, dass Paare erst zur Seelsorge kommen, wenn sie schon getrennt sind. Das ist viel zu spät. Meist will niemand sich zu nahe kommen lassen oder über Probleme reden, was verständlich ist.
Aber ohne Erzählen und Hilfe ist keine Veränderung möglich. Seelsorge beginnt oft mit einfachen Gesprächen, etwa am Kaffeetisch: Wie geht es dir? Was machst du? Auch das ist Seelsorge auf niedrigem Niveau.
Seelsorge ist nicht nur Krisenintervention. Wir müssen versuchen, nicht mit erhobenem Zeigefinger zu ermahnen. Das schadet und ist schlecht.
Jesu Wort richtet nicht, damit wir nicht gerichtet werden. Wir sollen den Balken im eigenen Auge sehen, bevor wir den Splitter im Auge des anderen benennen.
Das gilt auch für Menschen, die wir ermahnen. Es ist eine Herausforderung, das in der Gemeinschaft umzusetzen.
Der, der ermahnt, ist oft vom Zeitgeist geprägt: Individualismus, Selbständigkeit, Autonomie. Das haben auch Christen.
Wenn jemand zu mir kommt, habe ich zunächst einen inneren Eindruck, der sagt: Was will der mir sagen? Das ist nur der erste Eindruck. Dann muss ich den Verstand einschalten und überlegen, ob die Ermahnung von Gott kommt.
Ich habe gelernt, offen zu sein, auch wenn die Leute von anderswo kommen. Ich übernehme nicht alles, aber höre zu, bete und denke nach. Oft haben die Leute Recht, manchmal nicht.
Das ist die erste Herausforderung. Die zweite ist, dass wir selbst so reagieren, und das andere auch. Das demotiviert uns, es zu tun.
In Gemeinden gibt es oft pharisäische Besserwisser, die den letzten Rest von Korrekturbereitschaft zerstören. Sie wollen ihren Kopf durchsetzen oder Rangordnungen festlegen.
Sie sagen: Ich bestimme, und ich habe Recht. Dann nennen sie Dinge Sünde, die keine sind, sondern nur ihnen nicht passen.
Das pervertiert das Korrekturverhältnis. Korrektur heißt auch, sich selbst zu hinterfragen, bevor man andere ermahnt. Man muss prüfen, ob es eine Geschmacksfrage, Erziehungsfrage oder biblische Sache ist.
Man muss um Liebe bitten, damit der andere die Ermahnung annehmen kann. Das Ziel ist Veränderung. Das ist schwierig, aber wichtig.
Man kann von der Bibel lernen, wie Jesus das gemacht hat. Eine tolle Stelle ist Nathan bei David: Er sagt knallhart, was Sünde ist, aber so, dass David zuhört, innerlich zustimmt und sich selbst verurteilt.
Dann ist David bereit, die Konsequenzen zu tragen. Nathan hat überlegt, wie er das macht. So muss auch Seelsorge sein.
Jesus sprach mit Vollmacht und Liebe. Pharisäer sagten oft die Wahrheit, aber unmenschlich. Jesus sagte: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Er vergab der Ehebrecherin nicht einfach, sondern forderte Umkehr.
Jesus hat keine Freude am Tod des Ungerechten, sondern will, dass er lebt. Das muss bei Seelsorge durchkommen.
Das ist oft mangelhaft und wird künftig eine Herausforderung sein. Gemeinden neigen dazu, unverbindliche Gemeinschaften zu sein, in denen nur wenige Vollamtliche Seelsorge leisten.
Das ist ein Missverständnis. Seelsorge ist Aufgabe aller. Sie macht das Leben der Gemeinde aus.
Seelsorge ist nicht nur, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Ich erlebe oft Gespräche mit Paaren, die schon getrennt sind und sich scheiden lassen wollen. Dann ist es zu spät.
Das liegt daran, dass niemand sich wirklich öffnen will. Man muss nicht jedem alles erzählen, aber um Hilfe zu bekommen, muss man erzählen.
Seelsorge beginnt früh, um Eskalationen zu verhindern. Jeder ist Seelsorger.
Seelsorge ist oft schwierig, weil wir selbst so reagieren. Manche Menschen sind unveränderlich, und das ist frustrierend.
Jesus sagte: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Aber wir sollen Sünde benennen und Konsequenzen ziehen.
Das ist schwer. Manche Christen sind zu vorsichtig oder zu hart. Wir müssen das richtige Maß finden.
Ich habe selbst erlebt, wie schwer es ist, sich zu demütigen und Sünde zu bekennen. Vor einigen Jahren habe ich eine peinliche Situation erlebt, die Gott mir in Erinnerung gerufen hat.
Als Jugendlicher habe ich Geld gestohlen, das ich für ein Taschenmesser wollte. Die Familie verdächtigte andere, und ich war zu feige, es zuzugeben. Jahre später wurde ich daran erinnert und habe mich schließlich entschuldigt und das Geld zurückgegeben.
Das war eine große Demütigung, aber nötig. Sünde ist immer demütigend, und Versagen einzugestehen fällt schwer.
Ich kenne Situationen in Gemeinden, in denen Streitigkeiten nur schwer beigelegt werden, weil Menschen sich nicht demütigen wollen.
Das ist typisch menschlich und liegt tief in uns. Gott geht den Weg, der nicht einfach und schmerzlos ist, aber der einzige, der wirklich hilft.
Deshalb ist die Sünde ein zentraler Punkt, den die Bibel betont, den man in der Psychologie kaum findet.
Wir können froh sein, dass Jesus Christus uns vergibt. Vergebung ist eine zentrale Sache in der Seelsorge.
Manche Menschen lassen sich 50 Mal dasselbe vergeben. Das gibt es. Andere meinen, Gott könne ihnen nicht vergeben, was auch Sünde ist.
Wir müssen Menschen helfen, Vergebung zu empfangen und nicht nur Schuld zu spüren.
Manche genießen es, immer wieder Sünde zu bekennen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist falsch.
Manchmal muss man das klar benennen und sagen, das ist bekannt, aber nicht richtig.
Mitgefühl (Empathie) ist wichtig, aber biblisch gesehen bedeutet es auch, Wahrheiten zu sagen. Zu viel Mitgefühl kann ein Hindernis sein, wenn man Fehler nicht anspricht.
Der Heilige Geist spielt eine zentrale Rolle in der Seelsorge. Manchmal weiß man nicht, was man sagen soll, und betet innerlich, dass Gott führt.
Seelsorge darf nicht nur professionell abgehakt werden. Es geht um Menschen mit ihren Problemen. Gott will individuell sprechen.
Fachwissen ist wichtig, aber der Heilige Geist darf nicht vergessen werden.
Die Gemeinde ist der eigentliche Ort der Seelsorge. Es ist wichtig, Gespräche zu organisieren und zu verteilen.
Mann-zu-Mann- und Frau-zu-Frau-Seelsorge ist sinnvoll, da intensive Seelsorge zwischen Mann und Frau problematisch sein kann.
Auch wenn man verheiratet ist, versteht man das andere Geschlecht nicht vollständig.
Das ist eine Lebensaufgabe.
Wenn Frauen unter sich sind, läuft es oft besser als gemischt. Deshalb sind manche Freizeiten nur für Frauen.
Das war eine kurze Pause. Jetzt können wir Kaffee holen.