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Ströme lebendigen Wassers – Teil 1

Jesu Leben und Lehre, Teil 434/656
21.05.2024Johannes 7,36-37
SERIE - Teil 434 / 656Jesu Leben und Lehre

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 433: Ströme lebendigen Wassers, Teil 1

Jesus in Jerusalem: Unverständnis und Missverständnis

Jesus ist in Jerusalem, und seine Zuhörer wundern sich über ihn. In Johannes 7,36 sagt Jesus: "Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen."

Jesus spricht davon, dass er aus dem Himmel gekommen ist und zum Vater zurückkehren wird. Seine Zuhörer können jedoch nicht weiter spekulieren. Sie denken nur, dass er ins Ausland gehen will.

Einmal mehr erleben wir Jesus als jemanden, der nicht verstanden wird – und zwar überhaupt nicht. Das haben wir schon an anderer Stelle gesehen. Jesus als Mensch war oft allein. Er lebte in seiner Berufung und musste damit klarkommen, dass man ihn nicht verstand und wohl auch nicht verstehen wollte.

Die Einladung am letzten Tag des Laubhüttenfestes

An dem letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus auf, rief und sprach: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

Dies sagte er von dem Geist, den diejenigen empfangen sollten, die an ihn glaubten. Denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.

Wir sind also am letzten, dem großen Tag des Laubhüttenfestes angekommen. Dazu muss man Folgendes wissen: An jedem Tag des Festes gab es eine Prozession von Priestern, die vom Teich Siloa Wasser holten, um es am Fuß des Altars auszugießen.

Der siebente und letzte Tag des Laubhüttenfestes war von besonderen Zeremonien geprägt, die mit dem Ausgießen von Wasser und dem Anzünden von Lichtern zu tun hatten. Danach folgte ein achter Tag der Freude, des Opfers und des Singens.

An diesem Tag wurden auch die Laubhütten abgebaut.

Die biblische Grundlage des Laubhüttenfestes

Hier der Text aus dem mosaischen Gesetz, 3. Mose 23, Verse 34-36:

Rede zu den Söhnen Israel: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats ist das Fest der Laubhütten, sieben Tage lang, für den Herrn. Am ersten Tag soll eine heilige Versammlung stattfinden. Jegliche Dienstarbeit ist verboten. Sieben Tage lang sollt ihr dem Herrn ein Feueropfer darbringen.

Am achten Tag soll für euch eine weitere heilige Versammlung sein, und ihr sollt dem Herrn ein Feueropfer darbringen. Es ist eine Festversammlung, und auch an diesem Tag dürft ihr keinerlei Dienstarbeit verrichten.

Wir lesen diesen Text aus dem Alten Testament und stellen fest, dass hier nicht vom Teich Siloa, nicht von den Prozessionen oder dem Ausgießen von Wasser die Rede ist. Das ist für religiöse Zeremonien jedoch nicht ungewöhnlich. Ich meine, dass sich solche Zeremonien im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt haben.

Der Herr Jesus nutzt genau diese Weiterentwicklung als Anknüpfungspunkt für eine Einladung.

Symbolik und Rituale am letzten Festtag

Wenn Jesus sich am letzten Tag des Laubhüttenfests hinstellt und ruft, spricht er in eine Situation hinein, die mit Symbolen aufgeladen war.

Während der ersten sechs Tage umkreisten die Priester den Altar jeweils nur einmal. Am siebten, dem letzten Tag des Festes, gingen sie jedoch siebenmal um den Altar. Dabei hielten sie zusätzlich einen Weidenzweig in ihren Händen und rezitierten unablässig aus Psalm 118,25: „Ach Herr, rette doch, ach Herr, gib doch Gelingen!“

Diese Rezitation und die Betonung von Wasser bilden den Hintergrund für die Worte, die Jesus spricht. In Johannes 7,37 heißt es: „An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.“

Die Priester beten „Herr, rette doch!“ Und genau das tut Gott: Er rettet und bietet seine Rettung an.

Jesaja und die Quelle der Rettung

Man kann hier vielleicht auch an Jesaja 12,3 denken. Dort beschreibt Jesaja den Anbruch des messianischen Reiches und formuliert in Jesaja 12,2-4:

„Siehe, Gott ist meine Rettung, ich bin voller Vertrauen und fürchte mich nicht, denn ja, der Herr ist meine Stärke und mein Loblied, und er ist mir zur Rettung geworden. Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen der Rettung. Und werdet an jenem Tage sprechen: Preist den Herrn, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern seine Taten bekannt, verkündet, dass sein Name hoch erhaben ist.“

Mir geht es vor allem um Vers 3: „Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen der Rettung.“

Wer Durst nach Rettung hat, der darf jetzt zu Jesus kommen und bei ihm trinken. Er ist die Quelle der Rettung, die jedem Durstigen offensteht. Und...

Rabbinische Erwartungen an den Erlöser

Wenn wir etwas tiefer in die rabbinischen Schriften eintauchen, finden wir im Midrasch Kohelet – einer Sammlung rabbinischer Kommentare und Predigten zum Buch Prediger – einen interessanten Vergleich.

Im Midrasch Kohelet I, 9 heißt es: Rabbi Berechja hat im Namen von Rabbi Jigchak gesagt, dass der erste Erlöser, das heißt Mose, dem letzten Erlöser, dem Messias, ähnlich sei.

So wie es vom ersten Erlöser in 2. Mose 4,20 heißt: Mose nahm seine Frau und seine Söhne und ließ sie auf einem Esel reiten, so wird auch der letzte Erlöser, wie in Sacharja 9,9 beschrieben, niedrig sein und auf einem Esel reiten.

Ebenso wie der erste Erlöser das Manna herabkommen ließ – 2. Mose 16,4: „Siehe, ich will auf euch Brot vom Himmel regnen lassen“ – wird auch der letzte Erlöser das Manna herabkommen lassen, wie es in Psalm 72,16 heißt: „Weizenbrot wird auf der Erde liegen.“

Wie der erste Erlöser den Brunnen aufsteigen ließ, so wird auch der letzte Erlöser Wasser aufsteigen lassen. Dies wird in Joel 4,18 beschrieben: „Ein Quell wird vom Hause Jahwes ausgehen.“

Bedeutung der rabbinischen Schriften für das Verständnis Jesu

Ich weiß nicht, was ihr von solchen rabbinischen Interpretationen der Bibel haltet, aber mir helfen sie, das Denken der Leute zu verstehen, denen Jesus predigt und die er jetzt einlädt.

Natürlich sind die rabbinischen Schriften einseitig. Nicht alle Strömungen des Judentums haben den Untergang Jerusalems im Jahr siebzig nach Christus überlebt. So begegnen wir in den rabbinischen Schriften hauptsächlich dem Denken der Pharisäer. Aber das ist mehr als nichts, vor allem deshalb, weil die Pharisäer zur Zeit Jesu zwar eine kleine, aber einflussreiche Gruppe darstellten.

Wenn es also stimmt, dass es im Volk die Erwartung eines zweiten Mose gab, der Wasser aufsteigen lässt, und wenn der Messias eine Zeit einläuten würde, in der man mit Freuden aus den Quellen der Rettung Wasser schöpfen darf, dann wird das, was Jesus sagt, nur noch eindrücklicher.

Jesu Einladung als Antwort auf den Lebensdurst

 Johannes 7,37

Am letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus auf, rief laut und sprach: „Wenn jemand durstet, so komme er zu mir und trinke.“

Auf der einen Seite steht eine verwirrte Zuhörerschaft, die sich nicht recht zwischen Begeisterung und Ablehnung entscheiden kann. Auf der anderen Seite ist die Tempelwache, die ausgesandt wurde, um Jesus zu greifen. Doch Jesus stellt sich hin, ruft und lädt alle Zuhörer ein.

Er lädt sie ein, bei ihm den Lebensdurst zu stillen.

Gott ist immer bereit zu retten und immer bereit, unseren Durst nach Leben, Sinn und Hoffnung zu stillen.

Persönliche Reflexion und Abschluss

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich fragen, ob du die Einladung Jesu schon angenommen hast. Hat Jesus deinen Lebensdurst schon gestillt? Oder bist du vielleicht gläubig, aber trotzdem noch durstig?

Das war es für heute. Die Skripte zu allen Episoden findest du auf meiner Homepage und in der App.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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