Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief – Vers für Vers Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 6, Vers 16 bis Kapitel 7, Vers 3.
Die Unvereinbarkeit von Gottes Tempel und Götzendienst
Paulus steckt mitten in seiner Argumentation gegen den Götzendienst. Er erklärt, warum es für Christen unmöglich ist, sich mit heidnischen Göttern auf irgendeine Weise zusammenzutun.
In 2. Korinther 6,16 heißt es: „Und welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“
Wir merken: Am Anfang wurde gesagt, es geht um Götzendienst. Jetzt sind wir so richtig beim Thema. Welcher Zusammenhang wird hier beschrieben? Das Wort „Zusammenhang“ meint Zusammengehörigkeit oder Beziehung. Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Tempel Gottes, dem Ort, wo Gott wohnt, und Götzenbildern?
Paulus wäre nicht Apostel, wenn er unter „Tempel Gottes“ nicht die Gemeinde verstehen würde. Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes. Die Götzenbilder hingegen repräsentieren nur tote Götter – Götter, die nicht real sind. Es ist dämonischer Hokuspokus, der sich als Gott ausgibt.
Während die Gegenseite nichts Wirkliches zu bieten hat, sind wir der Tempel des lebendigen Gottes. Was jetzt folgt, ist eine Reihe von Zitaten, die mit den Worten „wie Gott gesagt hat“ eingeleitet werden.
Das erste Zitat lautet: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“ Dieses Zitat stammt wahrscheinlich aus 3. Mose 26,11-12. Dort heißt es: „Und ich werde meine Wohnung in eure Mitte setzen, und meine Seele wird euch nicht verabscheuen. Und ich werde in eurer Mitte leben und werde euer Gott sein, und ihr werdet mein Volk sein.“
Bei diesem Vers ist der Zusammenhang wichtig. Eigentlich würde ich euch wünschen, dass ihr den Zusammenhang in 3. Mose 26 einfach mal lest. Das Kapitel selbst ist in meiner Bibel überschrieben mit „Segen und Fluch“. Bis zu unserer Stelle geht es um Segen: Wie Gott die segnen wird, die sich keine Götzen machen und sich nicht vor Gedenksteinen und Götzenbildern niederwerfen, sondern die sich an seinen Bund halten.
Der ultimative Segen sind dabei nicht reiche Ernten, Frieden und Fruchtbarkeit, sondern die erlebte Gegenwart Gottes. Wo Gott gegenwärtig ist, wo das „Ich werde in eurer Mitte leben, ich werde euer Gott sein und ihr werdet mein Volk sein“ gelebte Realität wird, da bleibt kein Platz für Götzen.
Die Erfüllung der Bundesverheißungen in der Gemeinde
Spannend ist in diesem Zusammenhang, wie Paulus hier die Erfüllung der Bundesverheißungen an Israel im Blick auf die Gemeinde beschreibt. Obwohl die Gemeinde ja gar keinen irdischen Tempel besitzt, ist es vielleicht keine schlechte Idee, in der Gemeinde das wahre Israel zu sehen.
Es geht spannend weiter mit einem nächsten Zitat aus 2. Korinther 6,17: „Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab.“ Dort spricht der Herr: „Rührt Unreines nicht an, und ich werde euch annehmen.“ Die Herkunft dieses Zitats liegt in Jesaja 52.
Es wäre natürlich gut, das ganze Kapitel zu lesen, was hier aber nicht möglich ist. Jesaja 52,11 lautet: „Weicht, weicht, geht von dort hinaus, rührt nichts Unreines an, geht hinaus aus ihrer Mitte, reinigt euch, die ihr die Geräte des Herrn tragt.“ Jesaja 52 ist deshalb besonders interessant, weil in Vers 7 von einem Freudenboten die Rede ist, der Frieden und Rettung verkündet und davon spricht, dass Gott als König herrscht.
In Vers 8 heißt es dann, dass Gott nach Jerusalem zurückkehrt. Vers 9 beschreibt, wie er Jerusalem erlöst, und in Vers 10 wird gesagt, dass alle Enden der Erde die Rettung Gottes sehen werden. So merken wir, dass wir uns in Jesaja 52 befinden und im neuen Bund angekommen sind.
Ja, es ist die Sprache des alten Bundes. Wenn hier diejenigen angesprochen werden, die „die Geräte des Herrn tragen“, dann sind wir das. Wir sind die, die am Tempel dienen, weil wir der Tempel sind.
Noch einmal 2. Korinther 6,17: „Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab“, spricht der Herr, „und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch annehmen oder sammeln.“ Der Nachsatz „und ich werde euch annehmen“ stammt wahrscheinlich aus Hesekiel 20,41. Da das Zitat so kurz ist, ist das aber nicht ganz sicher.
Hinter diesem Vers steckt im Alten Testament das Bild von der Zerstreuung als Gericht, die Gott nun umkehrt. Es ist eine Zerstreuung, die sich in eine Sammlung verwandelt. Deshalb passt es gut, wenn man hier auch mit „annehmen“ übersetzt.
Die väterliche Beziehung Gottes zu seinen Kindern
2. Korinther 6,18: „Und ich werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr der Allmächtige.“
Ein ganz spannendes Zitat – warum? Weil es aus 2. Samuel 7 stammt. Dort geht es um den Sohn Davids. In 2. Samuel 7,13-14 heißt es: „Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig. Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein.“ Gemeint ist hier zuerst einmal Salomo, doch der Blick geht weiter. In Vers 16 steht: „Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig.“
Bitte versteht Folgendes: Wenn schon die Beziehung zu Salomo, also Gottes Beziehung zu Salomo als Sohn Davids, eine ist, bei der sich Gott Vater nennt, dann wird das erst recht für den Sohn Davids, den Herrn Jesus, gelten. Und dann gilt das auch für uns, weil wir durch den Herrn Jesus Christus Kinder Gottes sind und einen Vater im Himmel haben.
Eine Frage dazu: Warum schreibt Paulus hier und nur hier von Söhnen und Töchtern? Oft spricht er von den Gläubigen als Söhnen und meint damit auch weibliche Gläubige. Warum hier explizit „Söhne und Töchter“?
Mir scheint, dass hier noch das Thema Götzendienst durchscheint. Es gibt nämlich das sogenannte Lied des Mose. Das Lied des Mose in 5. Mose 32 ist eine poetische Darstellung der Beziehung zwischen Gott und Israel. Unter anderem warnt das Lied vor den Konsequenzen des Götzendienstes.
In 5. Mose 32,15-19 heißt es: „Da wurde Jeschurun – das ist Israel – fett und schlug aus. Du wurdest fett, dick, feist, und er verwarf den Gott, der ihn gemacht hat, und verachtete den Fels seiner Rettung. Sie reizten ihn zur Eifersucht durch fremde Götter, durch Gräuel kränkten sie ihn. Sie opferten den Dämonen, die nicht Gott sind, Göttern, die sie nicht kannten, Neuen, die erst vor kurzem aufgekommen waren, die eure Väter nicht verehrten. Den Felsen, der sie gezeugt hat, täuschtest du und vergaßt den Gott, der dich geboren hat. Und der Herr sah es und verwarf sie aus Unwillen.“
Hier wird auch von „seinen Söhnen und seinen Töchtern“ gesprochen – da haben wir sie, die Töchter. Vielleicht hatte Paulus diesen Text im Kopf. Das ist bei Zitaten nicht immer einfach zu sagen. Aber hier ist auf alle Fälle das Thema Götzendienst ganz eng verbunden mit der Idee von Söhnen und Töchtern.
Zurück zu 2. Korinther 6,18: „Und ich werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr der Allmächtige.“
Gott – das dürfen wir nie vergessen – ist der Allmächtige, der Pantokrator, der Herrscher über alles. Er verspricht denen, die ihm allein nachfolgen und keine spirituellen Kompromisse mit Götzen eingehen, drei Dinge: Erstens seine Gegenwart, zweitens seine Annahme und drittens seine väterliche Zuneigung. Was für Verheißungen! Auf diesen baut Paulus jetzt auf.
Die Aufforderung zur Reinigung und Heiligung
2. Korinther 7,1
Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.
Halten wir diesen wichtigen Punkt fest: Die Verheißungen des Alten Testaments gelten uns und erfüllen sich im Leben der Gemeinde. Doch Vorsicht: Wie so oft sind Verheißungen bedingt. Das bedeutet, sie erfüllen sich nicht einfach so, sondern nur, wenn wir uns an die Regeln halten. Dazu gehört eben, dass wir uns von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen.
Das Wort „Befleckung“ (griechisch: mollysmos) kommt nur hier im Neuen Testament vor, aber dreimal in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, sowie in den Apokryphen. Dort bezieht es sich explizit auf die Verunreinigung, die mit der Anbetung falscher Götter beziehungsweise mit dem Abfall vom Glauben verbunden ist. Mollysmos, also Befleckung, ist das, was von falschen Propheten ausgeht. Von genau dieser Art der Befleckung gilt es, sich zu reinigen.
Dies betrifft uns sowohl äußerlich als auch innerlich. Es ist eine Befleckung des Fleisches und des Geistes. Als ganze Person müssen wir von allem Götzendienst Abstand nehmen. Es reicht nicht, nur innerlich Nein zu sagen. Wenn es heißt „flieht den Götzendienst“, dann hat diese Flucht eine intellektuelle, aber auch eine ganz praktische Seite.
In diesem praktischen Sinn sollen die Korinther ihre Heiligkeit vollenden. Achtung: Hier geht es nicht um Perfektionismus, sondern darum, dass wir uns auf dem Weg befinden. Wie so oft im geistlichen Leben hat Gott uns Heiligkeit geschenkt, damit wir uns danach ausstrecken und sein Geschenk auch in unserem Leben sichtbar werden lassen.
Inhaltlich geht es hier in 2. Korinther 7,1 weniger um die charakterliche Heiligung, sondern um die Heiligung der Bundesbeziehung. Wir sollen ganz praktisch alle falschen Allianzen und Verbindungen zu dem Gott dieser Welt aufkündigen, um in der Furcht Gottes allein an Gott zu hängen.
Paulus’ Ermahnung zur Offenheit und Gemeinschaft
2. Korinther 7,2
Gebt uns Raum in euren Herzen! Wir haben niemandem Unrecht getan, wir haben niemanden zugrunde gerichtet und niemanden übervorteilt. Paulus wiederholt hier im Grunde nur, was er schon gesagt hat: Werdet weit in euren Herzen! Lasst es so geschehen, dass wir zu euren Herzen sprechen können. Hört doch zu!
2. Korinther 7,3
Nicht um zu verurteilen rede ich, denn ich habe vorhin gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, um mitzusterben und mitzuleben. Paulus ermahnt, logisch, aber er will nicht verurteilen. Er ist nicht ihr Richter. Die Korinther sind trotz aller Schwierigkeiten in seinem Herzen. Vor ihnen liegt, wenn sie es wollen, eine gemeinsame ewige Zukunft. Sie dürfen mitsterben und mitleben.
Deshalb ist es für die Korinther so wichtig, jetzt zuzuhören, zu verstehen und nachzudenken, wo die Grenze ist zwischen „in der Welt leben“ und „von der Welt sein“. Was Paulus ihnen zeigen will, sind Grenzen – angemessene Grenzen im Umgang mit der Welt, einer Welt, die ihnen säkulare Gewohnheiten aufzwingen will.
Es geht um faule Kompromisse, falsche Ziele und um das unnötige Einschwimmen in die Welt. Auch wenn für uns das Thema Götzendienst ganz weit weg zu sein scheint, dürfen wir nicht dumm sein. Lasst uns begreifen, dass der Gott dieser Welt auch uns verführen will, in Götzendienst zu fallen – auch wenn dieser nicht so deutlich in Form von heidnischen Tempeln, Götterstatuen oder Opfern sichtbar wird. Am Ende bleibt es Götzendienst.
Auch für uns gilt, was wir vorhin gelesen haben: Wir sollen uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.
Das war’s für heute. Morgen geht es mit dem zweiten Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
