Heute Morgen, während des Gottesdienstes, habe ich einige Gedanken weitergegeben über Nachahmer, die zu Vorbildern werden. Nachahmer, die im Leben zu Vorbildern werden.
Wir haben uns auf den ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 1, konzentriert und heute Morgen einfach einige Gedanken dazu geäußert, woran man einen Nachahmer erkennt, der ein Vorbild ist. Eine Person – eine Schwester oder ein Bruder –, die so mit Jesus lebt, dass man Lust bekommt, ihr nachzufolgen. Jemand, der Jesus kennt, wie diese Frau oder dieser Mann, diese Schwester oder dieser Bruder, die so in der Gegenwart Gottes leben und in seiner Liebe voranschreiten.
Heute Nachmittag möchte ich in diesem Thema weitermachen. Es geht um das Thema „Nachahmer werden Vorbilder“. Dabei möchte ich einige Gedanken weitergeben über Gottes Schule für Vorbilder. Wie schult eigentlich der Herr Vorbilder? Wie schult er seine Kinder, damit sie im Leben weiterkommen und für andere zu Vorbildern werden?
Ich möchte auf einen Text im Hebräerbrief, Kapitel 12, eingehen. Dort lese ich die ersten elf Verse vor: Hebräer 12,1-11.
Die Aufforderung zum Durchhalten im Glaubenskampf
Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt.
Lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Er hat um der von ihm liegenden Freunde willen das Kreuz erduldet und dabei die Schande für nichts geachtet. Nun hat er sich zu Rechten des Thrones Gottes gesetzt.
Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert.
Ich habe noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde und habe das Trostwort vergessen, das zu euch als zu Söhnen spricht: „Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst. Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt. Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne, denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der sie alle Anteil bekommen haben, so seid ihr ja unecht und keine Söhne.“
Die Bedeutung von Züchtigung und geistlicher Erziehung
Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen. Sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater des Geistes unterwerfen und leben?
Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien. Er aber züchtigt uns zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen. Danach aber bringt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind.
Soweit die Bibel.
In diesem Kapitel, Hebräer 12, nachdem uns das vorherige Kapitel, Hebräer 11, von all denen erzählt hat, die im alten Bund geglaubt haben. Dort sind die, die geglaubt haben und von Gott das empfangen haben, was sie erbeten hatten.
Im zweiten Teil von Hebräer 11 sind auch diejenigen erwähnt, die geglaubt haben, aber das nicht erhalten haben. Diejenigen, die geglaubt haben und in der Verfolgung gestorben sind. Diejenigen, die geglaubt haben und nicht sehen konnten, wie Gott ihre Gebete erhört hat.
Und im Kapitel 12 sagt uns der Schreiber des Hebräerbriefs: Weil wir so viele Vorbilder um uns haben – im Alten Bund, im Neuen Testament, in der ganzen Geschichte – sollen wir weitergehen, vorwärtsgehen und jede Last ablegen (Hebräer 12,1).
Nachahmer als Vorbilder im Glaubensleben
Vorbilder, die mit Jesus leben, ihm mit Freude dienen, ihm nachfolgen und in der Treue zu ihm leben, sind diejenigen, die es anderen ermöglichen, weiterzugehen, vorwärtszugehen und Mut zu haben, in Treue zu Jesus zu kommen.
Mein Vater war Missionar, ebenso mein Großvater. Als mein Vater 91 Jahre alt war – also nicht mehr sehr jung –, habe ich ihn gefragt: „Du Vater, wie machst du das jetzt mit 91 Jahren? Sind die Versuchungen jetzt alle weg mit diesem Alter?“ Da sagte er zu mir: „Ja, du Dani, die Versuchungen sind immer noch da. Ich kämpfe weiter. Ich weiß, dass die Gnade genügt. Ich lebe von der Vergebung. Der Herr trägt mich durch.“
Ich war so dankbar, als die Beerdigung meines Vaters war, als er heimgegangen ist in den Himmel. Bevor er nach Hause ging, in der Nacht, in der er einschlief, hat er wahrscheinlich vom Herrn das Zeichen bekommen, dass er bald heimgeht. Er hat die ganze Beerdigung vorbereitet.
Als ich in sein Zimmer kam, lag ein Zettel auf seinem Pult. Darauf stand: „Dani, du musst über diesen und jenen Text predigen.“ Und „Jean-Jacques, du musst über diesen und jenen Text predigen.“ Mein Bruder ist auch Missionar. Unser Vater hatte uns schon gesagt, über welche Bibelstellen wir bei der Beerdigung sprechen sollten.
Er hatte dieses Bewusstsein. In dem Text war Hebräer 12. Das war für mich so tief. Es war, als hätte der Vater gesagt: „Du Dani, jetzt bin ich weg. Es gab Vorbilder in der Geschichte. Ich habe von der Gnade gelebt. Jetzt mach weiter. Geh weiter mit dem Herrn. Rechne mit ihm.“
Die tägliche Übung des Lasten Ablegens
Wie schult Gott eigentlich diese Vorbilder? Wie schult er die Jünger, damit sie zu Vorbildern werden? Er sagt zuerst im Vers 1: Legt jede Last ab. Ich glaube, das ist wirklich eine tägliche Übung. Ich weiß nicht, wie du das lebst, aber es ist eine tägliche Übung, die Lasten abzulegen.
Jeder von uns hat Lasten, die er ablegen muss, sonst bedrücken sie ihn. Diese Lasten bringen Zweifel an Gottes Güte oder an seiner Kraft. Die Lasten wollen auf unserem Herzen bleiben. Wenn sie dort bleiben, werden wir sorgvolle Christen, traurige Christen und haben Mühe zu glauben, dass Gott eingreifen kann.
Wie mancher von uns leidet vielleicht darunter, dass seine Kinder oder sein Ehepartner noch nicht gläubig sind und nicht die Freude haben, Christ zu sein, Jünger Jesu zu sein. Aber wir wissen ganz genau, dass keiner von uns einen anderen Menschen bekehren kann. Nur der Geist Gottes kann überzeugen, dass Menschen zu ihm kommen und ein neues Leben beginnen.
So beten wir für diese Leute. Wir beten, aber wir legen auch die Last ab vor dem Herrn. Er hört Gebete, er weiß, was wir brauchen. Und er möchte nicht, dass wir Lasten tragen, die er tragen will.
Ich glaube, ein Christ lernt, seine Lasten auf den Herrn zu werfen und die Lasten vom Heiland auf sich zu nehmen. Die Last von Jesus ist, dass die ganze Welt die frohe Botschaft hört, dass andere Menschen überzeugt werden, dass es sich lohnt, Christ zu sein. Dass es ein Leben hier auf Erden gibt, in dem man zufrieden sein kann und mit ihm in tiefer Freude lebt. Dass die Kraft Gottes ermöglicht, dass auf diesem Weg, auf dieser Erde, auch durch schwierige Situationen die Hoffnung und der Glaube verwurzelt bleiben und die Freude erhalten bleibt.
Du hast es bestimmt auch gelernt in deinem Leben, dass die Freude in Jesus ist. Meine Freude kann nicht einfach sein in dem, was ich sehe, meine Freude kann nicht sein in dem, was geschieht oder in Resultaten. Aber die Freude ist im Herrn, denn er wird mich nie verlassen, dich auch nicht. Wir gehören ihm, und er hat so viel bezahlt, dass wir sein dürfen. Er will uns weiterführen und uns die Freude geben.
Legt unsere Lasten ab.
Der erste Vers geht weiter: Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt. (Hebräer 12,1)
Die Gefahr der Sünde und die Notwendigkeit der Ausdauer
Eine Sünde, die uns umstrickt wie ein Netz. Der Psalmist sagt in zwei oder drei verschiedenen Psalmen: „Befrei mich vom Netz, von dem der Vögel Fang ist, das Netz, das versucht, über mich geworfen zu werden, damit ich gebunden bleibe.“
Das Netz, das über uns kommt und uns bindet, führt dazu, dass wir in der Sünde gefangen sind, weil wir keine klare Zielsetzung mehr im Leben haben. Dieses Netz können Sorgen sein. Die Sünde, die uns umstrickt, kann auch eine Sünde sein, die sich immer wiederholt. Wir bitten um Vergebung, sind aber noch nicht so weit, dass wir erkennen: Wegen dieser Verfehlung muss ich von sündhaften Dingen lassen, fliehen und mich von der Versuchung fernhalten, damit ich nicht erneut hineinfalle.
Ein Netz, das uns umstrickt. Eine Sünde bekennen, eine Sünde lassen, frei werden von der Sünde in Jesus Christus. Doch das braucht, wie der Text sagt, Ausdauer – ein Laufen im Kampf. Ausdauer, ein Laufen im Kampf.
Mit den Jugendgruppen, die ich eine Zeit lang in Frankreich hatte und wo ich die Freude hatte, die Jungs an meiner Seite zu haben, war ich oft mit ihnen beim Langlauf und anderen Ausdauersportarten. Dabei lernten wir, dass man aushalten muss – Kilometer um Kilometer, Länge um Länge, Stunden um Stunden. Denn genau diese Übung brauchen wir im geistlichen Leben.
Im geistlichen Leben muss man Ausdauer haben. Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles ständig gewechselt wird. Wir sind Teil einer Wegwerfgesellschaft. Alles, was man kauft, ist so eingepackt, dass viel weggeworfen wird und nur wenig übrigbleibt, das man wirklich gebrauchen kann. Überall liegt viel Schutt. Wir wechseln ständig und unsere Gesellschaft findet immer wieder neue Produkte, die wir eigentlich nicht brauchen. Doch sie vermitteln uns das Gefühl, dass wir sie unbedingt haben müssen.
Jetzt müssen wir im Leben als Jünger Jesu, als Nachahmer und Vorbilder aufpassen. Es geht darum, etwas dauerhaft zu bewahren. Du bist jetzt in diesem Leben, in dem du weißt: Ich muss wachsam sein, um dem Herrn nachzufolgen. Ich kann meine Lasten immer wieder abladen. Ich habe keine andere Lösung, als zu Jesus zu kommen. Ich brauche keine andere Lösung zu suchen. Er hat die Lösung.
Jede Last ablegen, immer wieder mit der Sünde zu ihm kommen und um Vergebung bitten – das wird während des ganzen Lebens so bleiben für den, der ein Vorbild für andere Menschen sein will. Vorbild sein heißt, wahrhaftig sein. Es heißt, die Realität dieses einfachen Weges des Evangeliums in Treue zu gehen.
Herausforderungen für den Glauben in der heutigen Gesellschaft
Was untergräbt heute in unserer Gesellschaft eigentlich unseren Glauben? Glaube bedeutet ja totales Vertrauen. Glaube an Gottes Wort heißt, darauf zu vertrauen, dass es genau so stimmt, wie es geschrieben steht. Und dass ich mein Leben auf diese Realität und diese Wahrheit aufbauen kann.
Sie vertrauen ja gerade jetzt auf die Bänke, auf denen sie sitzen. Sonst wären sie nicht hingesessen, sonst wären die Bänke zusammengefallen. Aber sie vertrauen darauf, sitzen darauf und denken nicht ständig: Könnte es vielleicht doch nicht halten? Müssen sie vielleicht aufpassen und einen Fuß unter die Bank stellen, um sich abzufangen? Nein, sie haben Vertrauen.
Vertrauen in Gottes Wort heißt, sich auszuruhen, sich darauf zu setzen, auf den Felsen Christus sein Leben zu gründen. Ihr erinnert euch bestimmt an das zweite Buch Mose, als Amalek Israel angegriffen hat. Mose wusste, dass er beten musste. Er sagte zu Josua: „Du gehst ins Tal, nimm das Schwert mit und kämpfe.“ Mose selbst wollte auf den Hügel steigen und beten.
Als er losging, begleiteten ihn Hur und Aaron. Sie beteten mit ihm. Während des Kampfes hielten sie durch, und Gott schenkte den Sieg. Aber sie mussten aushalten, das Gebet musste da sein, und sie mussten auf den Herrn vertrauen.
Als Mose müde wurde, hielten Hur und Aaron seine Hände. Und als er noch müder wurde, setzten sie ihn auf einen Stein. Das steht wunderbar im Text.
Man könnte auch ans Neue Testament denken und sagen: Hur und Aaron haben Mose geholfen, sich auf Christus auszuruhen, auf den Felsen der Zeit, auf den ewigen Stein. Dort sitzt er und ruht sich im Gebet aus.
Dein Gebetsleben kann ruhig werden, wenn du auf Jesus sitzt. Wenn du ihm vertraust und weißt, dass dieser Eckstein, der Held, da ist, auf dem du ausruhen kannst, bleiben kannst, sein kannst – da ist es gut.
Die Bedrohungen für den Glauben durch gesellschaftliche Strömungen
Was untergräbt unseren Glauben in unserer Gesellschaft? Es ist vieles, vor allem der Relativismus. In unserer Gesellschaft ist alles relativ, nichts ist mehr fest. Jede Wahrheit wird als möglich angesehen.
In deinem Glaubensleben gibt es jedoch nur eine Wahrheit, denn es gibt nur einen Retter: Christus. In der Gesellschaft hört man oft, dass jeder irgendwie suchen kann und sich auf das stützen soll, was er für richtig hält. Es geht aber nicht darum, dass ich es gut finde, was Gott gegeben hat, sondern darum, dass ich glaube, es gibt nichts Besseres als das, was Gott gegeben hat. Und das ist Glaube: zu wissen, dass er es gesagt hat, bei ihm kann ich meine Last abladen, ihm kann ich vertrauen. So kann ich sitzen und ausruhen – auf Christus.
In diesem zwölften Kapitel geht es weiter, wo der Schreiber sagt, dass wir unseren Blick auf Jesus richten sollen. Wozu? Der Text fordert uns auf, auf Jesus zu schauen, um zu sehen, wie er Ungerechtigkeit erduldet hat. Er, der keine Sünde hatte, hat Ungerechtigkeit von Sündern ertragen, die ihn angeklagt haben.
Der Text will damit sagen, dass wir unseren Blick auf Jesus richten sollen, wenn wir in dieser Welt viele Ungerechtigkeiten erleben. Wir wissen dann, dass wir ruhig bleiben können. Unser Herr versteht genau, was es bedeutet, Ungerechtigkeiten zu erleiden. Er hat es viel schlimmer erlebt, denn er, der kein Sünder war, wurde von Menschen ungerecht behandelt. Darum blicken wir auf ihn.
Wenn wir am Arbeitsplatz, zu Hause oder an anderen Orten Ungerechtigkeit erleben, dann sollten wir daran denken. In unserer Gesellschaft werden wir, vor allem in der Endzeit, immer mehr Nöte und Ungerechtigkeiten sehen. Vielleicht erlebst du am Arbeitsplatz, dass du gut arbeitest, aber andere Menschen, die merken, dass du Christ bist, alles suchen, um Fehler bei dir zu finden.
Dann erinnere dich an den Propheten Daniel. Er war treu in seiner Arbeit, und das hat viele Menschen zu seiner Zeit aufgeregt. Diese Treue konnten sie nicht ertragen. Sie mussten etwas finden, um ihn hereinzulegen. Sie konnten nicht akzeptieren, dass Daniel, der Prophet, so ein gerades Leben führte.
Vielleicht erlebst du Ähnliches am Arbeitsplatz: Du bist treu und tust deine Arbeit gut, und trotzdem hast du immer wieder mit Ungerechtigkeiten zu tun. Dann blicke auf Jesus. Versuche nicht, dich zu verteidigen. Lege deine Waffen, deine fleischlichen Waffen, beiseite und lass sie ruhen. Gott wird seine Kinder immer verteidigen.
Wir müssen uns nicht selbst verteidigen. Das ist die große Freiheit eines Kindes Gottes: Es muss nicht selbst für seinen Namen kämpfen, denn Jesus nimmt ihn in seine Hand.
Der geistliche Kampf und die Waffenrüstung Gottes
In diesem Kampf wissen wir auch, in diesem Ausdauer als Vorbild in der Schule Gottes, dass wir nicht nur mit dem Fleisch zu kämpfen haben, sondern auch mit der unsichtbaren Welt. Es geht um die Welt des Teufels und der Dämonen, die versuchen, uns immer wieder dazu zu bringen, zu fallen.
Wir kennen gut den Abschnitt in Epheser 6, Verse 10 und folgende, wo Paulus von der Waffenrüstung spricht, die Gott uns gibt, damit wir festhalten und im Glaubensleben weitergehen können. Diese ganze Waffenrüstung, die er uns in Epheser 6 zeigt, hat, hast du es bemerkt, keinen Schutz auf dem Rücken. Das heißt, wir sollen vorwärtsgehen – nicht mutlos umkehren und nicht vom Kampf wegziehen.
Die Waffen ermöglichen uns, im Leben mit Christus weiterzugehen – durch die Schwierigkeiten und Kämpfe hindurch. Wir sollen auf ihn vertrauen, denn er gibt die Lösung.
Unser Glaube wird auch in der Gesellschaft untergraben. Die Menschen werden durch den Humanismus beeinflusst, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt, als könnten sie alles selbst schaffen. Der Humanismus glaubt, dass die Menschen alle Lösungen durch ihr Denken und ihr Rationales finden können. Er will die ganze Kraft und Möglichkeit in der Menschheit sehen.
So kann der Gedanke der Gesellschaft langsam auch unseren Glauben untergraben. Wir bekommen das Gefühl, dass wir selbst das Wichtigste sind. Doch das sind wir nicht. Wir sind Diener auf dieser Erde. Das Wichtigste für den Menschen ist die Beziehung mit Gott, mit ihm zu leben, auf ihn zu vertrauen und auf ihn zu bauen.
Hinzu kommt das Untergraben durch den Hedonismus. Der Hedonismus ist das Streben der Menschen nach persönlichem Glück. Dabei werden wir so geführt, als könnten wir unser Glück durch äußere Dinge aufbauen. Aber unser wahres Glück liegt in der Beziehung mit Gott.
Dafür sind wir sehr dankbar. Wo Menschen eine Beziehung mit Gott haben, da gibt es auch Nähe miteinander.
Die Gemeinschaft in Christus als Zentrum
Stell dir einen Kreis vor, dessen Zentrum Christus ist. Wenn wir als Geschwister in einer Familie einander nahe sein wollen, dann bedeutet das, dass jeder, der sich innerhalb dieses Kreises befindet, versucht, so nah wie möglich bei Christus zu sein.
Wenn das gelingt, sind wir auch ganz nahe beieinander. Es ist nicht notwendig, im großen Kreis durch Humanismus zu versuchen, unser Miteinander zu ordnen, damit wir uns als Menschen gut verstehen.
Wenn jeder von uns sich Christus nähert, kommen wir auch einander immer näher und bewegen uns gemeinsam auf das Zentrum zu.
Das ist die Zielsetzung in einer christlichen Familie: Jede Beziehung soll zuerst mit Gott bestehen, und dann entsteht daraus das Einssein untereinander – eine gemeinsame Zielsetzung als Familie.
Gottes liebevolle Züchtigung als Erziehung
In diesem Kapitel zwölf wird auch von der Züchtigung gesprochen. Der Text zeigt uns, wie Gott Kinder erzieht und wie sehr er uns als seine Kinder liebt. Er lässt uns nicht einfach allein. Er schickt uns nicht wahllos an einen feurigen Ofen und denkt, wir würden uns schon die ganze Nase verbrennen und dann verstehen, dass es nicht gut ist.
Gott wird uns sagen: „Nein, da gehen wir nicht hin.“ Er will uns helfen. Er züchtigt uns, weil er uns liebt. Das wird so schön im Vers 5 deutlich: „Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn, und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst, denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.“
Auf unserem Weg verstehen wir vielleicht nicht immer die Züchtigung, die Gott für uns hat. Aber er will uns bewahren und erziehen. Er will uns helfen durch diese Züchtigung, weil er uns liebt.
Es ist so schön zu wissen, dass nichts von dem, was auf unserem Weg geschieht, für Gott unbekannt ist. Das hat mir in all den Jahren oft Mut gemacht. Ich konnte ihm immer wieder sagen: „Herr, ich weiß, du verlierst nie die Kontrolle.“
Das ist etwas ganz anderes als in dieser Welt. Die beste Gesellschaft verliert manchmal die Kontrolle, und der beste Computer geht auch mal kaputt. Aber das Wunderbare an unserem Herrn ist, dass er niemals die Kontrolle über unser Leben verliert.
Er weiß genau, was wir brauchen: Erziehung, Freude, Ermutigung, Leiden und schwierige Situationen. Er weiß, was wir brauchen, damit wir näher zu ihm kommen.
Die Bedeutung des geistlichen Kampfes im Volk Israel
Im Alten Testament sehen wir, und darüber haben wir heute Nachmittag in einer Pause gesprochen, dass Gott das Volk Israel begleitet hat. Gott hätte Amalek, den Feind Israels, in ganz kurzer Zeit vernichten können, denn Gott kann die Feinde einfach wegschaffen. Doch er hat es nicht getan. In einem Text steht sogar, dass Gott Amalek am Leben gelassen hat, damit jede Generation des Volkes Gottes den Krieg lernt.
Das klingt zunächst merkwürdig, nicht wahr? Aber Gott wusste, dass die Menschen sich von ihm abwenden, wenn das Leben zu einfach ist und sie keinen Kampf zu bestehen haben. Deshalb hat er den Feind bestehen lassen – nicht, um uns zu quälen, sondern damit wir den geistlichen Kampf üben können.
Wir kämpfen heute nicht mit Waffen wie im Alten Testament, sondern führen einen geistlichen Krieg. Dennoch hat Gott den Feind in dieser Zeit, in der er für tausend Jahre gebunden wird, noch frei gelassen. Das ist so, damit wir lernen, zu kämpfen, durchzuhalten, ihm zu vertrauen und Gott um Hilfe anzurufen.
Der Herr züchtigt uns aus Liebe. Wenn du in Bedrängnis gerätst oder schwierige Situationen durchlebst, dann erinnere dich immer wieder an 2. Korinther 1.
Trost in Bedrängnis als Grundlage für Trost anderer
In diesem wunderbaren Kapitel sagt Paulus – ich muss es besser lesen, denn mit dem Deutsch habe ich Mühe, ich denke zu viel auf Französisch noch – 2. Korinther, Kapitel 1:
Gelobt sei der Gott, unser Vater, unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes. Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.
Wir sehen klar: Bedrängnis ist da, damit wir lernen, wie Gott tröstet. Aber nicht nur das – wir sollen auch Vorbilder werden, um andere zu trösten, die in dieser Not sind. Nur der, der weiß, wie schwierig der Kampf sein kann und der die treue Hand Gottes in diesem Kampf erfahren hat, kann auch seinen Bruder verstehen, der im Leid ist, im Kampf ist, und ihm sagen: „Du, der Herr hat mir geholfen, ich bin nicht besser als du. Er kann dir auch helfen, er ist derselbe Gott, er ist treu.“
Trost bekommen, um Trost zu geben – immer wieder das Prinzip in Gottes Wort. Was wir von ihm bekommen, bekommen wir nicht einfach für uns selbst. Wir erhalten es, damit wir andere bereichern können durch das, was Gott uns geschenkt hat.
Das Endexamen der Jünger bei Jesus
Ich komme zum Schluss. Ihr wisst ja, dass die Jünger drei Jahre mit Jesus zusammen waren – man kann sagen, sie waren in einer Art Bibelschule. Sie lebten mit Jesus, quasi in einer Jüngerschule. In jeder guten Schule gibt es ein Abschluss-Examen.
So ist es auch bei mir als Lehrer in der Bibelschule. Im Juni brauche ich immer viel Zeit, weil ich die verschiedenen Prüfungen mit anderen Lehrern anhöre und die Arbeiten noch einmal durcharbeite. Ein Endexamen nach vier Jahren Bibelschule.
Auch die Jünger hatten ein Endexamen nach drei Jahren mit Jesus. Dieses Examen finden wir in Johannes 21. Es war das Examen für Petrus. Man könnte sich vorstellen, dass Jesus am Ende der drei Jahre theologische Fragen gestellt hat, zum Beispiel: „Was denkt ihr über die Prädestination?“ Aber so war es nicht.
Jesus stellte drei Fragen, die ihr sicherlich kennt. Er fragte: „Petrus, hast du mich mehr lieb als die anderen?“ (Johannes 21). Bei der ersten Frage ist Petrus nicht reingefallen, würde ich sagen. Denn so, wie ich Petrus aus seiner früheren Zeit kenne, war ich immer überrascht, dass er nicht gesagt hat: „Ja, Herr, du weißt, natürlich. Ich bin nicht wie Judas, und andere haben Mühe, wie Thomas mit seinem Unglauben. Er kämpft damit, ja, und andere haben immer eine gewisse Distanz zu dir, aber ich bin so dankbar, dass ich dir nahe bin und dich so liebe. Du weißt ja, ich bin bereit, alles für dich zu tun.“
Petrus hatte selbst erlebt, wie schwach er ist. Er dachte, er sei stark und hatte Jesus gesagt: „Mit mir kannst du rechnen.“ Doch er musste erleben, wie er seinen Meister verleugnete – eine schwere Stunde. Jesus hat ihm vergeben.
Jesus zeigt dieses Examen am Ende: „Hast du mich mehr lieb als die anderen? Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Dann folgt der Auftrag: „Weide meine Schafe.“ Wenn du mich liebst, dann gebe ich dir einen Auftrag. So hat er es zu Petrus gesagt: „Wenn du mich liebst, dann sollst du für andere leben. Wenn du mich liebst, dann hilfst du den anderen. Du gibst ihnen Nahrung. Weide meine Schafe.“
Die Aufforderung zur Nachfolge ohne Ablenkung
Zweite Frage: Hast du mich lieb?
Im Griechischen gibt es für das Wort „Liebe“ zwei verschiedene Begriffe, die in diesen drei Fragen vorkommen. Einmal geht es um Freundschaft, und das andere Mal um die Liebe Gottes. Diese beiden Worte erscheinen in den Fragen.
Als Jesus fragt: „Hast du mich in der Liebe Gottes lieb?“, antwortet Petrus: „Herr, du weißt, ich bin dein Freund.“ Ich finde es so wunderbar, wie bei Petrus Demut zum Ausdruck kommt. Er konnte nicht sagen: „Ich habe die göttliche Liebe, Herr.“ Nein, er sagt: „Ich habe dich.“ Er hat sein Examen bestanden, es war nur noch ein kleines Detail am Ende, eine kleine Note, die wir auch gut kennen.
Ich gehe schnell zu Johannes 21, wo Jesus Petrus sagt, wie er im Leben enden wird – als Märtyrer. Andere werden ihn binden und zu einem Ort führen, zu dem er nicht gehen will. Petrus wollte dann noch wissen, wie es mit dem anderen Jünger ist, der Jesus so nah ist – wahrscheinlich Johannes.
In Johannes 21, Vers 22, sagt Jesus zu ihm: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach.“ Ich glaube, das ist ganz wichtig für dich und für mich als Vorbild, wenn wir Vorbilder für andere sein wollen. Ich habe diesen Satz in meiner Bibel unterstrichen: „Was geht es dich an? Folge du mir nach.“
Wir könnten immer wieder auf Nebengleise geraten, wenn wir meinen, wir müssten das Leben vieler anderer kennen, wissen, was sie durchmachen und was sie tun sollen. Doch Jesus sagt ganz klar zu Petrus: „Du, das geht dich gar nichts an. Was geht es dich an? Folge du einfach mir nach, sei mein Jünger.“
Bleibe konzentriert auf Jesus, damit deine Kraft von ihm kommt und du sie dort bekommst.
Die Verheißung der bleibenden Jüngerschaft bis zur Wiederkunft
Ich bin so dankbar für Gottes Wort. In der Bibel finden wir so viel Reichtum und wissen, wie wir unser Leben in dieser Pilgerzeit gestalten können. Während wir hier auf Erden unterwegs sind, dürfen wir aus Gnade miteinander Vorbilder sein.
So können andere Menschen uns nachahmen und selbst zu Vorbildern für die nächste Generation werden. Der Herr wird seine Jünger haben, bis er zurückkommt. Keine Zivilisation ist für ihn zu schwierig, um in dieser Situation Jünger auszubilden.
Er sagt selbst in Matthäus 24, dass er die Zeit verkürzen wird, falls seine Kinder den Glauben verlieren sollten. Er weiß genau, was wir ertragen können, und er liebt uns.